morgana81 - gothic transgender

Bei dem ganzen Trubel um meine HPV-Infektion ist fast untergegangen, daß mir die Klinik in Potsdam schon einen Termin für meine geschlechtsangleichende Operation genannt hat - Ende Juni wird mein zweiter Geburtstag.

[24.02.18 / 17:24] Bei dem ganzen Trubel um meine HPV-Infektion ist fast untergegangen, daß mir die Klinik in Potsdam schon einen Termin für meine geschlechtsangleichende Operation genannt hat - Ende Juni wird mein zweiter Geburtstag. Zurück nach Leipzig, mir fehlt noch die OP-Indikation. 11 Uhr den Freitag Vormittag ist mein Termin in der Uniklinik für Psychiatrie und psychosomatische Medizin, ich bin schon 15 Minuten vorher da und ziehe mir einen doppelten Espresso aus der Kaffeemaschine der Cafeteria. Das Gespräch mit dem Gutachter (hier nur "Dr. S." genannt) verläuft ziemlich unkompliziert ... ein paar Eckdaten aus meinem therapeutischen Lebenslauf und ich bin in weniger als 30 Minuten wieder draußen - mit dem A4-Blatt für die OP-Indikation in der Hand (bzw. in meiner Dokumententasche in der ich wieder 90 Seiten Gutachten und anderes vorher ausgedruckt hatte). So ziemlich jeder transsexuelle Patient (oder Patientin) in Leipzig trifft den Dr. früher oder später auf seinem (oder ihrem) Transitionsweg.
Zurück in die sonnige Eiseskälte nach draußen gegen Mittag ... irgendwie noch unglaublich viel eingeplante Zeit über - das Möbelhaus an der alten Messe ist gleich ganz in der Nähe und ich bin immer noch auf der Suche nach einer federleichten Couch für meine kleine Wohnung in der obersten Etage. Ich laufe das Möbelhaus ab, kreuz und quer ... nichts, was mir wirklich gefällt. Nichts filigranes, nichts, das so leicht aussieht, daß es in die Lounge eines Zeppelins passen würde - der Preis spielt schon gar keine Rolle mehr, ich würde mir auch einen "Corbusier" in meine Wohnung stellen. Nach gefühlt einer Stunde gebe ich auf, weiter in die Abteilung für Geschirr und Küchenzubehör, einen Frustkauf tätigen ... mir fehlt noch ein Brötchenmesser und eine Teetasse mit Untertasse aus Kahla Porzellan in "Blau Saks".

Den Nachmittag weiter auf den Straßen von Leipzig ... wo könnte ich wohl noch nach einer federleichten Couch suchen? Vielleicht in dem Baumarkt, wo auch meine leichten Bistrostühle aus Aluminium her sind. Ich parke mein Auto in dem zentralen Baumarkt in der Gegend des Hauptbahnhofs. Beim Betreten und Ablaufen der Gartenabteilung fällt mir eine Bambusbank auf ... probesitzen, kann ich mich bequem darin "hineinlümmeln"? Funktioniert. Abmessen mit Arm und Schulterlänge ... zu groß für mein kleines Auto? Ich laufe zwischen dem Parkplatz draußen, meinem Auto und der Gartenabteilung hin und her, schätze den Platz in meinem Auto ein (und ich habe immer noch die Fähigkeit, mir Dinge dreidimensional vorzustellen und rotieren zu lassen, 2D-Tetris sei Dank). Gespräche mit den Kundenberatern ... für eine Anlieferung der Sitzbank sind nur Termine in der Woche frei und der zu mietende Transporter mit Pritsche ist für meinen Transport viel zu überdimensioniert. In der Musikbeschallung des Baumarkts läuft in diesem Moment "Eye Of The Tiger" ... ich versuche es! Irgendwie wird es schon funktionieren! Kurze Zeit später stehe ich den Nachmittag mit der Bambusbank vor meinem 2-Sitzer-Roadster, räume meine ganzen Sachen vom Beifahrersitz in den Kofferraum, öffne das Verdeck und stelle die Bank hochkant auf den Beifahrersitz. Alle Fenster unten, was zu breit ist, ragt seitlich raus, das Gestell halbwegs mit dem Gurt fixiert. Ich wickle meinen Schal nochmal eng um den Hals und quetsche mich, dick angezogen mit meinem Wollmantel auf den Fahrersitz. Die Sonne scheint und es ist um die Null Grad (vielleicht sogar darunter). Es sieht wieder sehr abenteuerlich aus, wie ich meine Möbel in dem Roadster transportiere, die untere Hälfte der Bank auf dem Beifahrersitz, die obere Hälfte weit in den blauen Himmel ... wenigstens ist die Bambusbank sehr leicht und durch das Geflecht weht ungestört der eiskalte Fahrtwind. Zurück zu meiner Wohnung, die Bambusbank ist wirklich so leicht, ich kann sie mit einer Hand anheben und ohne Mühe die 5 Etagen zu meiner Dachgeschoßwohnung hinauftragen. Was jetzt noch fehlt, sind ein paar schöne flauschige Kissen. Zurück zum Möbelhaus.

Als ich nach gefühlt einer weiteren Stunde mein Ensemble an farblich passenden Kissen und Decken zusammengestellt habe, geht auf dem Parkplatz des Möbelhauses die Sonne unter ... ich bin im Kaufrausch - zurück in die Innenstadt, einen Kaffee oder Tee trinken und endlich nach dem einen Ski-Pullover in Schwarz-Weiß und Strickmuster suchen, den ich eigentlich das letzte Mal in den Kaufhäusern der Innenstadt kaufen wollte (wo ich stattdessen das schwarze Wollkleid gefunden habe). Glück für mich (Glück für die Verkäufer), ich finde tatsächlich genau das, was ich suche - sogar in meiner Größe ("S" wenn es größer ausfällt). Die Sonne ist schon längst weg, in der Dunkelheit des Abends laufe ich wieder zurück zu meinem Auto in dem Parkhaus am Bahnhof, nicht ohne unterwegs noch schnell etwas Asiatisches zu essen.
Zurück in meiner Wohnung, die Bambusbank etwas von dem Staub des Lagerregals des Baumarktes befreien und die neuen Kissen und die Unterdecke darauf plazieren. Ich schiebe so lange an den Stühlen und meiner Couch umher, daß ich dabei die Zeit vergesse. Irgendwann so gegen 22:30 Uhr kann ich mich davon losreißen und mich ausgehfertig machen ... interessanterweise ziehe ich für diesen Tag das zweite Mal meinen schwarzen Kajalstrich, ich konnte den Vormittag beim Gespräch mit dem Dr. doch nicht darauf verzichten (die Tussi in mir war zu mächtig). Noch einmal zurück in die Innenstadt (was ich diesen Tag so mit dem Auto hin- und herfahre...), in der Moritzbastei ist eine kleine schwarze Gothic-Disco.

0:30 Uhr ... gedankenverloren schreibe ich meinem Freund eine Nachricht, "By the way - I have now a little couch." Keine Antwort von ihm. Ich bin infiziert, ich fühle mich jetzt irgendwie weniger wert, nicht mehr zum Sex zu gebrauchen. Habe ich mich in Tel Aviv angesteckt? Habe ich dann ihn angesteckt? Es fühlt sich richtig an, daß ich in der Disco alleine als Frau unterwegs bin, von niemanden angesprochen werde, keine meiner One-Night-Stands, keine meiner erotischen Abenteuer auf der Disco-Toilette ... so kann ich das Virus an niemanden weitergeben. 2 Uhr nach Mitternacht, ich hole meinen Wollmantel aus der Garderobe ("Beschreibe deinen Mantel" - "Schwarz"), setze die schwarze Kapuze meines Kapuzenpullovers auf, forme mit meinem dunkelgrünen Schal (der aus Florenz) ein iranisches Kopftuch und laufe in der Kälte der Nacht zurück zu meinem Auto in dem teuren, aber gut beleuchteten Parkhaus an der Oper ... 5 Grad unter Null, mein Atem kondensiert. Zurück in meiner Wohnung lege ich mich kurz nach 3 Uhr in mein Bett ... den Sonnabend Vormittag werde ich noch ein weiteres Mal meine Wohnungseinrichtung hin und her schieben, damit das mit der Bambuscouch, dem persischen Teppich, meinen Pflanzen und den Bistrostühlen endlich stimmig paßt, vielleicht kann ich dann den Sonnabend Nachmittag auf meiner Couch sitzen, eine Tasse Tee trinken und endlich den Couchtisch seiner eigentlichen Bestimmung zuführen - als Abstellfläche für die Untertasse, "Blau Saks".

[19.02.18 / 21:24] Mein "blutiges Problem" hat einen Namen: HPV ... juhu, eine Geschlechtskrankheit ... wollte ich schon immer mal haben - weil ich ja so ein aufregendes Leben führe, mit ganz vielen Sexualkontakten. Wie gehe ich mit der Diagnose jetzt um? Wieder zurück zu meinem vollkommen asketischen Leben, jahrzehntelang ohne Sex? Kondome schützen in diesem Fall leider nicht und ich kann das Virus an jeden weitergeben. Das Gemeine ist ja, daß es für Männer (meistens) vollkommen harmlos ist ... nur die betroffenen, infizierten Frauen tragen dann das Risiko für Gebärmutterhalskrebs (oder in meinem Fall die Transfrauen für ein Analkarzinom). Der Proktologe / Chirurg hat über das Endoskop ein paar Proben "abgezwackt", in wenigen Wochen weiß ich mehr. Wie immer (Risikogruppe), ein HIV-Test steht mir auch wieder bevor. Wenigstens habe ich die letzten Monate meine sexuellen Aktivitäten stark auf Null zurückgefahren und kann mir ziemlich sicher sein, "es" nicht weitergegeben zu haben ... einzig mein Freund erhält aus dem Wartezimmer der Praxis eine beunruhigende Nachricht von mir auf seinem Telefon, "Don't worry, it's harmless for men."

[18.02.18 / 21:58] Es gibt ein palästinensisches Restaurant in Leipzig? Neugierig schaue ich mir auf meinem Smartphone die Internetseite und die Kommentare der anderen Gäste an, ich bin auf der Suche nach einem arabischen Restaurant, das mehr als nur Döner anbietet, ich will den Abend mal wieder orientalisch essen gehen. Kurze Zeit später den Sonnabend Abend verlasse ich meine kleine Wohnung - mit dem Auto Richtung Südstadt und Connewitz.

Gegen 20:30 Uhr betrete ich das kleine Restaurant in der Seitenstraße, etwas abseits von der Club- und Barszene im Süden von Leipzig. Es ist mit einigen Gästen gut gefüllt - als Einzelperson bin ich auch mit einem Platz an der Bar zufrieden. Ich durchstöbere die Menükarte nach Bekanntem und etwas Neues, Aufregendes, was ich noch nicht kenne. Im Anbetracht dessen, daß ich mir gerade ein komplettes Menü zusammenstelle und wohl den Abend noch etwas länger bleibe, wechsele ich von dem Barhocker auf einen gerade eben frei gewordenen Platz mit Tisch und Blick Richtung Eingangstür. Ich krame in meiner Handtasche nach meinem Telefon und schreibe meinem syrischen Freund eine Nachricht, wo ich gerade wieder bin ... es muß das Essen sein (und die Vorfreude darauf), die mich an ihn denken läßt. (Tatsächlich antwortet er mir nur ein paar Minuten später, er kommt vielleicht den Sonntag Mittag mich wieder in meiner Wohnung besuchen).
Erster Gang: Falafel - weltoffen lasse ich die Gabel liegen und greife nach dem arabischen Fladenbrot, trenne es auf und esse damit die frittierten Gemüsebällchen. Zweiter Gang: Mit Naturreis und Nüssen gefüllte Zucchini in einer Minz-Safran-Joghurt-Soße ... ich benutze alle meine Sinne, Riechen, Schmecken, Sehen, Staunen, versuche alles in seine Bestandteile zu zerlegen, die Gewürze zu erkennen, zu analysieren, es auf mich wirken zu lassen - kurz: Ich lasse mir Zeit und genieße das Essen.
Irgendwann nach 22 Uhr, ich habe noch Platz für den dritten Gang: "K'nafa" (oder auch "Knafe") - genau das, was ich in Tel Aviv gegessen habe. Als mir die Nachspeise serviert wird, vergleiche ich es mit dem Foto auf meinem Telefon von vor einem Jahr auf dem Markt - die orange Farbe paßt, die dünnen Nudeln sind authentisch, alles ist übergossen (oder bzw. ertrunken) in Zuckersirup. Nur der Käse ist etwas anders. Ich weiß, es ist schwer - genau dafür (für einen vollkommen unbedeutenden Gast) extra den original Ziegenkäse aus Nablus zu importieren ... aber der Halumi-Grillkäse paßt auch dazu (wahrscheinlich besser als meine Idee, das Ganze mal mit italienischen Mozzarella oder Ricotta oder Mascarpone zu probieren).
Kurz vor 23 Uhr, die letzten Gäste verlassen das kleine Restaurant, ich bezahle die Rechnung ... ok, ein einfacher Döner hätte vielleicht nur ein Zehntel dessen gekostet - aber das ist es mir wert! (Die Geschmacksknospen aktivieren die Erinnerungen an meine Erlebnisse in Tel Aviv und die Gedanken an meinen syrischen Freund, ich vermisse ihn so sehr wie gutes Essen). 23 Uhr nochwas ... gehe ich jetzt noch aus? Nicht wirklich. Den schönen Abend muß ich mir nicht kaputtmachen. Mit schnellen Schritten laufe ich durch die Kälte in der Dunkelheit des späten Abends, vorbei an den Bars und Clubs, zurück zu meinem in einer Seitenstraße geparkten Auto. Zurück zu meiner Wohnung ... hat auch etwas, noch vor Mitternacht wieder da zu sein.

Sonntag Vormittag, meine Pflanzen haben sich an das kleine Mikroklima in meiner Wohnung gewöhnt, 4 Wochen ohne Gießen in der Winterpause - und noch immer voller grüner Blätter. Ich vertreibe mir die Zeit bis zum frühen Nachmittag, mache alles ganz langsam, zögere die Zeit hinaus, warte darauf, daß jemand an meiner Tür klingelt ... schade, doch kein Besuch von meinem Freund (dabei habe ich extra die obligatorische "arabische Stunde" abgewartet). Vielleicht nächstes Wochenende, ich habe soviel mit ihm zu besprechen (meine Operationen rücken näher und ich habe ihn auserkoren, der Erste zu sein).

[01.02.18 / 20:02] Antwort von der Krankenkasse - von den 32000 Euro Kosten für meine geschlechtsangleichende Operation werden maximal 7500 Euro von der Krankenkasse übernommen (mehr hatte ich auch irgendwie gar nicht erwartet). Das bedeutet, die restlichen 24500 Euro muß ich selbst aus eigener Tasche bezahlen ... soweit rechnerisch. Im letzten Textabsatz des Briefes steht dann, genau erklärt, der tatsächliche Ablauf: Ich zahle erst alles (also die kompletten 32000 Euro) und dann, hinterher, kann ich die Quittung für den Klinikaufenthalt bei der Krankenkasse einreichen und darauf hoffen, daß mir noch der kleine Restteilbetrag erstattet wird ... ok.
Nächster Schritt: Die Zusage von der Krankenkasse einscannen, an die Klinik schicken und - mit etwas Glück - einen zeitnahen Termin für die Operation bekommen ... vielleicht ja noch in diesem Jahr?

Nachtrag: Zu früh gefreut ... die Klinik bietet mir zwar sehr kurzfristige Termine im März oder April an - besteht aber auf eine Indikation zur GaOP von einem Psychologen bzw. meinem Therapeuten - und die habe ich nicht. Ich warte schon vergebens seit der letzten Therapiesitzung vor einem halben Jahr auf dieses Schriftstück.

[28.01.18 / 13:13] Ich habe ein kleines Skript geschrieben, welches mir den ganzen Datenbankinhalt meines Blogs, nach Jahreszahlen archiviert, in ein eBook "abkippt" (EPUB ist auch nur XHTML). Damit ist jetzt möglich, meine Tagebuchaufzeichnungen auch offline zu lesen - und ich habe jetzt eine weitere Sicherheitskopie meiner Texte außerhalb der Datenbank (falls ich mal wieder "massiv" in der Datenbank arbeite, Textabschnitte zusammenkopiere ... und ein Absatz geht dabei verloren, so geschehen ein paar Tage zuvor, keine Panik: Backup).

Wer weiß, wo meine eBooks in 20 Jahren noch im Internet herumgeistern:
www.buecher.oscilloworld.de

[21.01.18 / 19:46] Sonnabend später Nachmittag in Leipzig (die Sonne ist bereits untergegangen), in dem teuren Kaufhaus am Marktplatz ist so eine Art Winterschlußverkauf, um Platz für die neue Kollektion zu schaffen. Ich laufe ein paarmal durch die zwei Etagen und Abteilungen für Damenmode, suche immer wieder in den Kleiderstangen mit der Aufschrift "sale" nach etwas Schwarzes (mein Filter - die anderen bunten Sachen blende ich einfach aus) und entdecke ein paar Stücke, die mir gefallen könnten. Das schwarze Winterkleid eines bekannten Designerlabels zieht mich magisch an ... leider ist es nur noch in der Größe "S" vorrätig. Ich probiere es trotzdem an - wenn ich ohne Probleme reinkomme (und die Nähte nicht gleich aufplatzen) und - ganz wichtig - ich ohne Probleme auch wieder rauskomme, dann kaufe ich es (manchmal habe ich Glück und die "S" fällt etwas größer aus). Nur wenig später verlasse ich das Kaufhaus mit einer neuen Einkaufstüte ... wie so oft, ich gehe mit einer klaren Vorstellung, was ich kaufen will, hinein und komme mit etwas vollkommen Anderem wieder heraus. Es war heruntergesetzt, ich konnte nicht anders.
Zurück zu meiner Wohnung, es ist kurz nach 20 Uhr, eigentlich wollte ich schon längst wieder den Abend unterwegs sein und ein Konzert besuchen ... Einlaß ist 20 Uhr, wahrscheinlicher Beginn 21 Uhr. Ich beeile mich soweit ich kann, Hormongel auftragen, Kajalstrich ziehen, mich in die schwarze Kunstlederleggings zwängen (interessanterweise dasselbe Designerlabel wie das neu gekaufte Kleid), den schwarzen Kapuzenpullover überziehen, Silberschmuck anlegen und Stiefeletten und Wollmantel anziehen. Eine Stunde später stehe ich an der Straßenbahnhaltestelle und warte auf die nächste Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof ... es ist saukalt (so um die Null Grad), wieso mache ich eigentlich nie einen Schal um? Dabei habe ich mittlerweile schon mehrere in meiner Wohnung herumliegen, von jeder Reise einen.
In der Straßenbahn Richtung Connewitz werde ich wieder angesprochen ... mein Blick geht immer Richtung Fensterscheibe und ich reagiere erst gar nicht auf Ansprechversuche. Es fällt wieder die gefährliche Frage: "Bist du Mann oder Frau?" Ich weiche aus, "Eher Frau ... oder beides." Die Dreiergruppe (zwei arabische Männer, eine Frau) wirken nicht gefährlich - das entschärft die Situation ungemein (mit meinen schlechten Erfahrungen), sie sind eher interessiert. "Wie lange machst du das schon? Bist du schon operiert?" - "Nein, noch nicht." Wenn ich die Operation endlich hinter mir habe, vielleicht kann ich dann endlich viel offener mit meiner Transsexualität umgehen, muß mich nicht mehr verstecken und kann dann endlich mit Überzeugung sagen: "Ja, ich bin eine Frau." (Zumindest eine Transfrau.) Auch wenn mich irgend etwas verraten hat (auf jeden Fall die Stimme), ich bekomme noch Komplimente für mein gutes Passing.

Haltestelle Connewitzer Kreuz, die paar Meter zu Fuß zum Werk 2. Es stehen schon viele Leute vor dem Eingang der kleineren Halle, ich bezahle meinen Eintritt für das Konzert an der Abendkasse und betrete die kleine Halle - wahnsinnig viele Menschen sind da, so voll habe ich die Halle noch nie gesehen. Meinen Mantel gebe ich an der Garderobe ab und laufe zur Bühne. Von den drei Bands für diesen Abend habe ich schon die erste verpaßt. Interessiert blicke ich in das Publikum ... viele schwarze Kapuzenpullover (so wie ich, Dresscode) und vom Altersdurchschnitt auch ganz angenehm (die Hauptband steht auch schon seit mindestens 30 Jahren auf der Bühne und ich habe keine Ahnung, wie oft ich die schon gesehen habe). Kurz bevor die zweite Band für diesen Abend anfängt zu spielen, bekommt mein Freund noch eine Nachricht von mir, wo ich bin ... vorsichtige Annäherungsversuche (auf die ich aber keine Antwort erhalte).
Die zweite Band aus Finnland, Post-Punk, ist schon richtig gut (ich werde mir den Namen merken) - aber eigentlich bin ich nur wegen der Hauptband hier, deutschsprachiger "Düsterpunk". Wenn richtig Stimmung im Publikum ist (irgendwo vor der Bühne bildet sich ein Pogo-Tanz-Kessel), bin ich auch gut drauf ... nur bin ich seit dem letzten Auftritt der deutschen Band in Leipzig immer noch nicht textsicher und kann nur bruchstückweise die Refrains mitsingen. Nach zwei Zugaben endet das Konzert der Hauptband ... stilsicher mit einem Bassgitarrensolo, während die ganze Bühne komplett eingenebelt wird und die Bandmitglieder nach und nach im dichten Nebel verschwinden und am Ende nur noch die Gitarre am Verstärker liegend vor sich hinbrummt - exakt genau so und nicht anders!
Nach dem Konzert zurück zur Garderobe, meinen schwarzen Mantel holen und zurück zur Straßenbahnhaltestelle. 0:50 Uhr - die Letzte habe ich verpaßt ... also Taxi anhalten und weiter zu meiner Wohnung. Als ich dann etwas später die Nacht im Taxi vor meinem Hauseingang den Fahrpreis bezahlen will, muß ich feststellen, daß ich mich doch etwas verschätzt habe, die Münzen reichen nicht mehr aus. Zum Glück holt der Taxifahrer ein EC-Karten-Terminal hervor und mir wird bewußt, daß in Zeiten wie diese, wo jeder mit seinem Smartphone überall ins Internet gehen kann, auch Taxis mit einem Internetzugang und einem Bezahlterminal keine so große Seltenheit mehr sein sollten. Ich runde den Betrag auf. Zurück in meine Wohnung, Kajal aus dem Gesicht waschen und mich kurz vor 2 Uhr schlafenlegen ... endlich mal wieder - nach 2 Monaten - die Nacht ausgegangen. Ich hatte schon etwas Befürchtung wegen meines Tageshoroskops, daß ich auf einen intensiven Kontakt mit Menschen treffe und meinen Standpunkt oder meine Position klar hervorheben muß - die Situation in der Straßenbahn? Ich sollte tatsächlich viel überzeugender und selbstbewußter als Frau auftreten. Ich schlafe ein ... diabolische Schachtelträume.

Sonntag Mittag werde ich wieder wach (so einigermaßen, ich nehme weiterhin die Antidepressiva). Nach dem Duschen, Zeit für Frühstück - Kaffee und neu gekaufte Frühstückskekse (die, die ich in Italien immer so gerne esse, endlich habe ich die im Sortiment der Kaufhalle am Bahnhof entdeckt ... gleich neben den Frühstücksbrötchen zum Aufbacken). Den Nachmittag mein Tagebuch schreiben und vom Tisch der Minibar aus durch das anliegende Küchenfenster in das Viertel des Wohngebiets blicken und das langsam entstehende Rot der untergehenden Nachmittagssonne am Himmel über den Dächern zwischen den kahlen Bäumen beobachten.

[07.01.18 / 21:06] Zurück nach Leipzig, ich kann meine Pflanzen nicht vertrocknen lassen und meine Wohnung aufgeben ... außerdem muß ich mir noch einen neuen Wasserkocher kaufen, da der alte urplötzlich (mitten beim Kochen) aufgehört hat zu funktionieren. Im großen Elektronikmarkt am Hauptbahnhof stehe ich vor einem langen Regal mit einer größeren Auswahl, probiere einige Geräte in der Handhabung aus - und kaufe wahrscheinlich das teuerste Modell, weil es mich vom Design her einfach anspricht. Weiter den Sonnabend Abend in die Innenstadt, mein Weihnachtsgeschenkegeld in neue, süße "Haus-Ballerinas" investieren - und kurz darauf wieder zurück in die Kaufhalle am Hauptbahnhof, etwas zu essen für den Abend alleine in meiner Wohnung kaufen ... und noch eine Flasche Club Mate, könnte noch eine lange Nacht vor dem Computer werden (ich bin gefühlt schon eine Ewigkeit nicht mehr abends weggegangen).
Zurück in meine Wohnung, wenig optimistisch öffne ich im Hauseingang meinen Briefkasten, nur Werbung ... wieder keine Schlüssel - "Mistkerl!" Die Treppen hoch zu meiner Wohnung, Tür aufschließen, kurzer Blick auf meine Pflanzen - etwas trocken, aber noch am Leben. Ich packe alle meine Sachen aus, probiere meine neuen Ballerinas an, setze mich an die Minibar, esse meine mitgebrachten Brötchen und den Olivensalat, schalte den Laptop an und öffne die Flasche Club Mate. Den Abend programmiere ich weiter an meiner Blogsoftware ... genau das, was ich die letzten Wochenenden der letzten 2 Monate auch getan habe. Kurz vor 1 Uhr die Nacht lege ich mich wieder ins Bett (doch keine so lange Nacht am Computer geworden). Bevor ich einschlafe, denke ich noch an "ihn" ... auf meine Nachricht wenige Stunden zuvor, wie traurig ich bin, keine Schlüssel in meinem Briefkasten gefunden zu haben, habe ich von ihm keine Antwort erhalten.

Sonntag Mittag, Routine - Duschen, Frühstücken ... meinen neuen Design-Wasserkocher ausprobieren und eine Tasse Chai trinken ... Pflanzen gießen, alles wieder einsammeln und zusammenpacken, mich anziehen - klingelt es an der Tür. Kurzer Blick auf das Telefon - er ist es! Mein Freund / Ex-Freund / Jetzt-wieder-Freund hat mir eine Nachricht geschrieben! Er fragt, ob ich in Leipzig bin (mein Auto steht ja auch draußen vor der Tür) und kommt vorbei. Über die Gegensprechanlage öffne ich ihm die Haustür. Ich empfange ihn an meiner Wohnungstür, er zeigt mir in seiner Hand die Wohnungsschlüssel, die ich von ihm zurückgefordert habe. Überglücklich ihn zu sehen, umarme ich ihn. "Last minute", ich wollte fast schon wieder gehen, alle meine gepackten Sachen liegen neben der Wohnungstür. Er nimmt auf einen meiner zwei Bistrostühle Platz, ich setze mich neben ihm. So aufgeregt wie ich bin, kann ich mich gar nicht klar in Englisch ausdrücken, immer wieder fehlen mir die Vokabeln. Endlich kann ich mich mit ihm unterhalten, meine Fragen stellen, "All my last messages ... too much drama." Er war die letzten Wochen gar nicht in Leipzig, hat irgendwo anders gearbeitet. Ich erzähle ihm von meinem "blutigen Problem" und daß ich ihn wahrscheinlich deshalb zurückgewiesen habe, aus Angst vor Sex. Ich bin mir unsicher, was für eine Art Beziehung wir überhaupt geführt haben. "Are we friends? Friends with sex?", ich vermeide das Wort "girlfriend".
Nur ein kurzes Gespräch, er wollte nur kurz vorbeikommen, mir die Schlüssel zurückgeben und muß wieder weiter ... er hat noch nicht einmal seine Jacke ausgezogen. Wir verabschieden uns wieder - in meine tiefe Umarmung mit ihm fällt meine ganze Sehnsucht nach ihm. Ich möchte ihn kaum loslassen ... doch er muß wieder gehen (wieder der Moment, in dem mir die Worte fehlen). Wenig später verlasse auch ich den frühen Sonntag Nachmittag meine Wohnung. Auf der Autobahn gehen mir wieder alle Gedanken durch den Kopf ... sind wir jetzt wieder zusammen? Oder doch nicht? Eine von diesen gefährlichen On-Off-Beziehungen? Vielleicht habe ich ihm durch meine offene Nähe spüren lassen, daß ich doch nicht so ganz düster, deprimierend, kühl und abweisend drauf bin ... "Miss complicated", verdammte Hormone, verdammtes Gefühlschaos.

[21.12.17 / 23:57] "Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt" ... klar, fehlen ja auch alle Unterlagen. Nochmal den ganzen Mist ausdrucken, 2x - einmal für den Sachbearbeiter und das ominöse Scanzentrum der Krankenkasse und ein zweites Mal den kompletten Satz in einen extra Umschlag mit der Aufschrift: "Nur vom MDK zu öffnen!" Jetzt nur noch fristgerecht den Widerspruch einreichen (mit Quittung und Datum beim Abgeben des Umschlags bei der Post) ... ich will das endlich hinter mir haben.

[19.12.17 / 19:33] Meine ganzen 93 Seiten Unterlagen - die ich zwei Wochen zuvor bei der Krankenkasse abgegeben habe - sind nie beim MDK zur Prüfung angekommen ... einzig das Deckblatt mit der Liste der aufgeführten (und nicht existenten) Anlagen. Sogar der Umschlag (mitsamt den anderen 92 von 93 Seiten) fehlt und ist "irgendwo" bei seiner Odyssee durch die verschiedenen Poststellen und Schreibtischen "verlorengegangen". Du kannst dem Schweinestaat und dem ganzen, verlogenen Gesundheitssystem einfach nicht trauen. Inch'Allah, so Gott will ... ich bin eine stolze transsexuelle Frau, ich lasse mich davon nicht kaputtmachen! (Und ich kenne das alles schon, von meiner nie genehmigten Kostenübernahme der Psychotherapie, die ich dann einfach selbst bezahlt habe.)

Update 1: Hartnäckiges Telefonieren und Nachfragen - es wurden von der Krankenkasse 97 (von 93?) eingesandte Seiten eingescannt und ins System eingepflegt (Call-Center in Hamburg, Scanzentrum in München)...

Update 2: Der mit der Prüfung der Unterlagen beauftragte Mitarbeiter der Krankenkasse, sieht davon nur die ersten 60 Seiten (also Anlage 1, 2 und 3) ... der Rest fehlt.

[07.12.17 / 22:03] Antrag auf Kostenübernahme meiner GaOP bei der Krankenkasse abgegeben...

Deckblatt + Anlagen:
4 Seiten Bericht Alltagstest und Indikation für die Hormontherapie,
12 Seiten 1. Gutachten Namens- und Personenstandsänderung,
44 Seiten 2. Gutachten Namens- und Personenstandsänderung,
7 Seiten Laborbefunde (Blutwerte), als Nachweis der Hormonbehandlung,
4 Seiten Quittungen der Psychotherapie, als Nachweis einer über 18-monatigen Behandlung über den Erstbericht von 2015 hinaus,
2 Seiten Attest GaOP des Chirurgen in München,
2 Seiten Chromosomenanalyse,
2 Seiten Kostenvoranschlag GaOP der Klinik in Potsdam,
15 Seiten Therapeutischer / Transsexueller Lebenslauf,
macht insgesamt 93 Seiten.

Schon ein komisches Gefühl, den dicken Umschlag mit den ganzen Papierseiten am Empfangstresen der örtlichen Filiale meiner Krankenkasse abzugeben, allein für die aktualisierte Fassung meines Lebenslaufes habe ich mehrere Nächte bzw. Wochenenden gebraucht (zu viele traumatische Erlebnisse). Jetzt gebe ich es aus meiner Hand und es liegt nicht mehr unter meiner Kontrolle.

[26.11.17 / 00:22] Viel passiert nicht mehr zwischen uns, die Kommunikation mit meinem Ex-Freund verläuft nur noch über sporadische Textnachrichten alle paar Wochen.

Seine Nachricht vom 18. Nov. 13:02
Hello, are you in Leipzig today?
Hopefully yes.

Meine Nachricht vom 18. Nov. 13:18
Why?
I'm somewhere between "lost all hope" and "don't know what to do".
Everything between us is broken and I fear to meet you.

Ein Wochenende später...

Seine Nachricht vom 25. Nov. 12:33
Are you in Leipzig?

Meine Nachricht vom 25. Nov. 13:25
No (and I won't be there). As long as you have the keys to my flat, I fear to spend a night there. The last two weekends in July this year, have completely destroyed my trust in you. I think about changing the door lock or to give up my flat finally. I'm open for any ideas how to get back my keys without that I have to meet or to see you ... sorry for my words.

Er antwortet mir eine Stunde später, anscheinend hat er einen Weg gefunden, mir meine Schlüssel zurückzugeben, ohne daß es zu einem Treffen kommt (welches ich unbedingt vermeiden will). In meinem Kopf kommen ständig wieder die Bilder hoch ... die verhängnisvolle Nacht im Juli, die mit der Gewaltsituation, die verstörenden Blicke der zwei Männer, als er ihnen im betrunkenen Zustand wahrscheinlich sagt, daß er sie "abstechen" wird (aber das ist nur meine Vermutung, genaueres weiß ich nicht). Und der Morgen danach, als er wieder Sex mit mir hat ... sich über mich kniet und sich vor mir einen runterholt, mir sein warmes Sperma direkt ins Gesicht spritzt - und ich ihn mit meinen traurigen Augen ansehe, "Warum tust du das mit mir?", "Was habe ich dir angetan, daß du für mich keinen Wert mehr empfindest?"

Seine Nachrichten sind kurz, manchmal scheint noch etwas an Hoffnung bei ihm aufzuflammen ... meine Nachrichten sind dagegen von solch einer düsteren und alles erschlagenden oder erdrückenden Stimmung, daß ich mich selbst vor fürchte. Seit ein oder zwei Monaten nehme ich wieder regelmäßig meine Medikamente, es dauert ein paar Wochen, bis die Psychopharmaka wieder anschlagen und die allumfassende Finsternis etwas eindämmen.
(Wenigstens hat die ganze Sache einen kleinen Nebeneffekt - aus jahrelanger Erfahrung weiß ich, daß nächtelange Programmierexzesse vor dem Computer mich halbwegs davon ablenken. Blogeinträge sind nicht viel entstanden - aber dafür ist das "git log" meiner Blogsoftware um einiges angewachsen, um viele neue Funktionen und kleinere Änderungen am jahrzehntealten Design.)

Meine Nachricht vom 18. Nov. 14:03
Manual Instruction: Wait until I feel better and I'm not in such a dark mood anymore (which could take months) or leave me immediately to protect yourself.

[06.11.17 / 20:37] Nachricht vom 9. Okt. 17:58
Don't know what is happening right now.
The last weeks I wanted to write you so many messages:
#1 "No relationship, no wedding plans, no girlfriend anymore"
#2 "I'm not your girlfriend anymore"
#3 "I want my keys back"
#4 "I will ask you for my keys"
#5 "It's over"
#6 "We quit"
#7 "I run away from you"
Last weekend I had sex with someone else (which ended up in a bloody mess). Now I'm much more confused, missing you and asking "Where are you?" Talk to me!

Nachricht vom 16. Okt. 16:15
Can I ask you some questions?
#1 In July you said you have good news, what was it about?
[...]
(writing more...)

Nachricht vom 16. Okt. 16:20
#7 Why do you want to meet me and I travel to Leipzig and nothing happens? (OK, I didn't let you know that I have been in Leipzig.)
#8 Why did you never introduce me as your girlfriend?
#9 Does your family even know that I exist?
(writing more...)

Nachricht vom 16. Okt. 16:20
I was talking with my parents about you and they don't like you because of the keys and the money which I have given to you last year.
#10 Will I ever get my keys back? (You can drop them into my postbox.)
#11 What happened with the money? (The XXXX euro, my parents ask me every time.)
(...that's it)

Nachricht vom 16. Okt. 17:34
By the way... I have found another doctor who could do my operation next year - but I will need to pay 32000 euro, so it's useless to ask me for more money.

Nachricht vom 16. Okt. 23:20
One more... (you don't need to answer). The last two weekends in July we've spent together, have disturbed and scared me. You drink too much alcohol.

Ich überflute meinen Ex-Freund mit haufenweise Textnachrichten ... aber eine klare oder befriedigende Antwort werde ich darauf nicht bekommen. Allein seine Antwort, mich treffen zu wollen (um alles zu erklären) ... aber das ist mittlerweile auch schon wieder 3 Wochen her.

Das erste Wochenende im November bin ich wieder alleine nachts in Leipzig unterwegs. Es ist kalt geworden, alle meine schwarzen Jeanshosen sind in der Wäsche - mehr aus der Not heraus kaufe ich mir den Sonnabend Abend noch ein kurzes, schwarz-grau-kariertes Wollröckchen für den Winter in dem teuren Kaufhaus in der Leipziger Innenstadt. Ich werde es für die Nacht in der Gothic-Disco mit meinem schwarzen Kapuzenpullover, der schwarzen Lederjacke - und zusammen mit den schweren, schwarzen, absatzlosen Schnürstiefeln (die Doc Martens) kombinieren ... um im Bedarfsfall schnell wegzurennen. Die Depression mischt sich mit panischen Angstgefühlen.

[08.10.17 / 23:57] Ich bin genau wieder da, wo ich am Anfang schon war. Sonnabend Abend in Leipzig, ich zwänge mich in meine hautenge Lederleggings, trage den schwarzen Kajal auf und nehme meinen alten Silberschmuck aus meinem Holzkistchen - ich will die Nacht wieder weggehen. Das Wetter ist kalt und regnerisch, genau richtig, um meinen neuen schwarzen Kapuzenpullover unter der Lederjacke für die Disco zu tragen. Ich fahre gegen 23 Uhr zu dem Club im Südosten von Leipzig ... wie immer, alleine. Meinen Ex-Freund habe ich schon seit drei Monaten nicht mehr gesehen - was bedeutet, daß ich schon seit drei Monaten keinen Sex mehr hatte. Ich bin vorsichtig, vielleicht geht etwas die Nacht, vielleicht auch nicht.
Ich trinke etwas an der Bar, stehe etwas am Rand der Tanzfläche, beobachte die interessant gekleideten Gäste, verfolge die SM-Performance gegen 1:30 Uhr in der Nacht (u.a. die offizielle Aftershow-Party einer BDSM-Veranstaltung, welche vorher den Nachmittag in den Hallen des Clubs stattfand) und tanze danach wieder etwas (nur ganz wenig). Jemand spricht mich an, jemand ist wieder auf mich aufmerksam geworden und stellt sich als ausländischer Inder vor (was nur seine Masche ist, wie er die Frauen rumbekommt, wie er mir später noch erzählen wird) ... er weckt mein Interesse.

Wir tanzen etwas und nicht wenig später, finde ich mich mit ihm in der Toilettenkabine des Clubs wieder, "Not my first time. I had sex in this cabin!" Ich erkenne die Toilettenkabine wieder ... aber vielleicht war es auch die daneben, in der ich ein Jahr zuvor spontanen Sex mit einer flüchtigen, männlichen Bekanntschaft hatte. Spätestens jetzt muß ich meiner neuen Bekanntschaft wieder subtil klarmachen, daß ich nicht so "100 percent female" bin ... er bleibt interessiert, zieht mich zumindest oben herum aus, tastet meine engansitzende Leggings ab, ich hänge wieder mit den Fingern an der Toilettentür (als sichtbares Zeichen nach außen). Bitte nur keine Knutschflecken am Hals. Leider haben weder er noch ich ein Kondom dabei und ich muß die ganze Sache abbrechen - es ist mir wirklich, wirklich sehr wichtig, daß wir eins benutzen. Ich kenne den Club und die sexuell freizügige Veranstaltung und weiß, daß es welche an der Bar gibt.
Es ist mittlerweile schon 3 Uhr nachts und wir beschließen zu gehen, meine und seine Jacke an der Garderobe abzuholen, an der Bar nach Kondomen zu fragen und den Club in die Dunkelheit der Nacht zu verlassen. Ich habe mein Auto auf dem Parkplatz davor geparkt, ich lasse ihn einsteigen und wir fahren durch den Regen zu ihm nach Hause. Erst jetzt entwickelt sich endlich mal ein längeres Gespräch auf Englisch (Hobbys, meine Reisen, was er so beruflich macht, oder machen will).

Er wohnt in einer anderen Gegend als ich, leitet mich durch die Straßen ... ich habe mittlerweile schon die Orientierung verloren, wo genau ich jetzt in Leipzig eigentlich bin. Vor seiner Wohnung parke ich mein Auto und mache noch Witze darüber, daß ein Wissenschaftler herausgefunden hat, warum Frauen nicht einparken können und warum - in Tests wissenschaftlich bewiesen - auch transsexuelle Frauen diese Fähigkeit des räumlichen Orientierungssinn durch die Hormonumstellung verlieren ... ich parke mein Auto in wenigen Zügen in die übergroße Parklücke ohne irgendwo anzuecken.
Es regnet immer noch und wir gehen schnell zu seinem Hauseingang. Im Treppenhaus fällt mir der Unterschied zu meiner noblen Herberge auf, nicht alle Mietshäuser in Leipzig sind so schön saniert (und behalten gleichzeitig ihren alten Charme), wie das in dem ich meine teure Miete zahle. Seine Wohnung ist in der Fläche auch nicht größer als meine, aber dafür noch unterteilt in mindestens 2 Zimmer + Flur, Küche, Bad ... ich frage ihn, wieviel er an Miete zahlt, aber entweder verstehe ich ihn nicht oder er hat nicht geantwortet.

Die Wohnung ist zweckmäßig eingerichtet, wir setzen uns in sein kleines Zimmer auf eine Liege am Fenster, meine Handtasche lege ich auf die Couch gegenüber und meine schwarzen Stiefeletten habe ich endlich auch ausgezogen. Er hat mir vorher in der Küche schon eine Tasse mit Wasser angeboten, die ich auf dem Couchtisch vor mir abstelle (kein Alkohol, kein Koffein nach Mitternacht, keine Zigaretten, keine Drogen, ich brauche nichts davon). Wir schauen ein paar Musikvideos, ich ziehe meinen Pullover aus ... wir wissen beide, wohin das führt und wechseln auf das Bett daneben an der Wand.
Er erzählt mir immer wieder seit unserem Zusammentreffen in der Toilettenkabine in der Disco, daß das sein erstes Mal ist - aber ich glaube ihm immer noch nicht. Erst als ich mich aus meiner engen Lederleggings schäle und vollkommen nackt, nur mit Silberringen und meiner Halskette, in dem dunklen Zimmer vor ihm liege, spüre ich, daß es wohl doch sein erstes Mal mit einer transsexuellen Frau ist. Bitte ignoriere das Teil da unten, das kommt sowieso bald weg ... bitte nimm meine Brüste. Ganze drei Monate ohne jeden körperlichen Kontakt, ich suche seine Nähe ... er ist fast 12 Jahre jünger als ich. Da bin ich also, als Mitdreißigerin mit einem viel zu jungem Kerl, der keine Ahnung hat, wie alt ich wirklich bin (und es nie wissen darf). Er zieht sein Kondom über, ich drehe mich um und wir wechseln in die "a tergo" Stellung ... hoffentlich machen mir diese "blutenden Dinger" da unten nicht wieder so große Probleme, hoffentlich kann ich für einen kurzen Moment wieder den Analsex genießen.

Für einen kurzen Moment empfinde ich wieder etwas ... was ich so lange vermißt habe. Nur ein kurzer Moment - er zieht sein Teil wieder aus mir heraus, muß die ganze Sache abbrechen, er glaubt, er hat das Kondom "in mir" verloren. Ich stürze ins Bad, das ist jetzt auch neu für mich. - Vorsicht! Expliziter Inhalt! - Auf der Toilette sitzend, in dem hell erleuchteten Badezimmer, taste ich mit meinen Fingern das Innere meines Anus ab, ich greife kein Kondom, ich ziehe nur an diesen häßlichen, blutigen Dingern in der Gegend um den Schließmuskel. Ich ziehe meine Hand heraus, Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger sind voller Blut, es tropft auf die weißen Kacheln vor mir. Hinter der Badezimmertür höre ich seine Stimme, er erzählt mir, daß das wirklich sein erstes Mal Analsex war. "Komm bloß nicht durch die Tür! Wenn das nicht auch dein letztes Mal sein soll!" Ich bin selber total schockiert von diesem "blutigen Massaker". Ich wische alles trocken und entferne die verdächtigen Blutspuren, er ist mittlerweile doch hereingekommen und nimmt eine Dusche. Es tut mir so leid, daß das alles so enden mußte.
Wieder zurück in seinem Zimmer, bei angeschaltetem Licht, entdecken wir die weiteren Blutstropfen auf seinem Laken und der Matratze ... Blut geht immer so schlecht raus. Ich versuche noch etwas mit im kalten Wasser getränkten Toilettenpapier die Stellen abzutupfen, er hält mich davon ab. "I'm so sorry", ich hasse mich selbst für meine blutigen Probleme. "But I'm not a virgin", versuche ich die Stimmung noch etwas aufzuheitern. Er entgegnet mir mit seiner Ehrlichkeit und erzählt mir, daß er eigentlich gar nicht aus Nordindien kommt (das ist nur seine Masche, um Frauen rumzubekommen). Er kommt eigentlich aus Afghanistan.

Wir unterhalten uns noch etwas und tauschen anschließend die Telefonnummern aus, ich sehe dabei, wie spät es schon ist und ziehe mich wieder an. Sein Angebot, bei ihm zu übernachten, lehne ich ab. Ich bin ehrlich, ich zähle auch nur Männer ... noch vor Sonnenaufgang bin ich wieder weg, "Leave them before sunrise." Er begleitet mich noch bis nach draußen vor meinem Auto, eine kurze Umarmung und wir verabschieden uns (und es tut mir immer noch aufrichtig leid, was ich da mit meinem "blutigen Problem" auf seinem Bett angerichtet habe).
6:50 Uhr den Sonntag Morgen, zurück in meiner Wohnung. die 28m² kommen mir richtig wie ein Palast vor. Vor dem großen Dachgeschoßfenster kommt schon leicht bläulich die bevorstehende Morgendämmerung durch. Ich wasche mir noch vor dem Badezimmerspiegel den Kajal aus den Augen und kämme meine langen blonden Haare durch, bevor ich mich wieder in mein viel zu großes Bett lege und für einen kurzen Moment nachdenklich das freie Kopfkissen neben mir registriere.

[07.10.17 / 14:12] Brief von der Klinik aus Potsdam - der Kostenvoranschlag. Ich brauche 32000 Euro für die Operation und oh ... äh ... ich bin HIV-positiv (steht so unter "Diagnosen").
OK, eins davon stimmt nicht, war wohl ein Tippfehler - da müßte eigentlich "MS" statt "HIV" auf dem Zettel stehen ... aber so groß ist der Unterschied jetzt auch nicht mehr (trotzdem ein schönes Stück Papier, um mal andere Leute zu "schocken").

[27.09.17 / 20:49] Auf der Autobahn unterwegs nach Potsdam, die britisch-englische Stimme meines Navigationssystems lotst mich durch die Innenstadt bis zu der Gegend mit den alten Villen in der Nähe des Schloßparks. Die kleine Privatklinik, die ich mir als Alternative für meine Operation ausgesucht habe, befindet sich in genau so einer alten, etwas größeren Villa. Doch bevor ich das Innere des Gebäudes betrete, muß ich mein Auto in der Straße davor in einem undurchdringlichen Wald aus Halte- und Parkverbotsschildern parken ... zufälligerweise kommt ein netter Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei (auf der Suche nach Falschparkern) und zeigt mir eine freie Stelle, auf der ich parken kann (natürlich gleich in der Nähe des Parkscheinautomaten).
Ich greife meine schwarze Handtasche vom Beifahrersitz und meine neue schwarze Lederjacke (die aus München) und gehe ein paar Schritte durch den trüben Herbstvormittag zum Eingang mit der Hausnummer der Privatklinik. Am Empfangsschalter werde ich kurz aufgefordert, in der Nähe des Eingangs Platz zu nehmen und etwas zu warten ... es ist irgendwie anders als erwartet. Kein Wartezimmer voller transsexueller Patienten wie in München, ich bin momentan die Einzige, die wartet (und dabei habe ich mich doch extra bewußt zurecht gemacht - kein Make-up, kein BH, keine Absätze ... um mein persönliches Statement zu setzen). Allzu lange muß ich nicht warten (auch anders als in München) bis ich von einer Ärztin abgeholt werde, sie führt mich in ein kleines Behandlungszimmer, nimmt die Anamnese auf (meine kurze Krankengeschichte), eingenommene Medikamente (die Hormone, Testo-Blocker und die Antidepressiva - die ich in der schlaflosen Nacht zuvor wieder eingenommen habe) und erzählt kurz etwas über die Operationsmethode. Es ist nicht mein erstes Gespräch und ich glaube, ich kann dieses Mal alle meine Fragen sammeln und gezielt vortragen. Das Gespräch mit der Ärztin dauert deshalb auch nicht so lange (also viel weniger als eine Stunde und deshalb auch wieder ganz anders als in München) und ich kann kurz darauf wieder die kleine Klinik verlassen und zu meinem geparkten Auto gehen.

Im Auto notiere ich mir mein Gedächtnisprotokoll: Vorläufiger Ablauf, ich muß noch auf das Gutachten / Indikation für die OP von meinem Therapeuten warten. Schickt er mir das endlich zu, kann ich das Gutachten an die Klinik weiterleiten - die prüfen das und senden mir einen Kostenvoranschlag zu. Diesen Kostenvoranschlag und das Gutachten / die Indikation für die OP lege ich dem Antrag zur Kostenübernahme meiner Krankenkasse bei und warte wiederum auf deren Antwort. Wenn ich dann (viele Wochen später) eine Zusage der Kostenübernahme (sehr wahrscheinlich anteilig) der Krankenkasse bekomme, informiere ich kurz die Privatklinik - und die schicken mir dann endlich einen Termin für die geschlechtsangleichende Operation in 6 Monaten zu (6 Monate ab Eingang der Kostenübernahme der Krankenkasse).
Soweit der theoretische Ablauf, ich notiere mir noch ein paar Details über die Operationsmethode: Die Penishaut wird umgestülpt und mit einem Faden eingenäht, während der Selbstheilung (6 Monate) löst sich dieser Faden auf. Die Durchblutung der Haut bleibt bestehen (oder wächst wieder ein), es wird kein Mesh-Gewebe verwendet - dafür die Vollhaut (soweit ausreichend vorhanden, heilt auch besser und schneller ab). Die nötigen Voruntersuchungen (ob ich überhaupt genügend "Material" mitbringe) werden erst kurz vor der OP gemacht (erst hier lerne ich die eigentlichen, ausführenden Ärzte kennen). Es gibt vorerst nur einen Termin (bei dem ich stationär 2 Wochen dabehalten werde) und weitere Korrekturoperationen erfolgen dann auf meinen Wunsch (und Kosten). Die Extra-Operationen mit den Silikonimplantaten und den Brüsten lehne ich zwar ab, doch eine kleine kosmetische Korrektur des Adamsapfels klingt verlockend ... soweit auch dieser theoretische Ablauf. Nachdem ich alles notiert habe, starte ich den Motor und fahre wieder die 150 km Autobahn zurück - zu meinem Arbeitsplatz, noch ein paar Arbeitsstunden absitzen, freie Urlaubstage habe ich für dieses Jahr nicht mehr.

[16.09.17 / 23:59] 3:00 bis 8:00 - Flug Dubai - Frankfurt mit Emirates und schon wieder einer B777 ... wo ist der schöne, geräumige A380? Fast hätte ich auch diesen Anschlußflug verpaßt - hellwach sitze ich gegen 2 Uhr nach Mitternacht am Gate und bemerke, daß irgend etwas nicht stimmt. Die vielen müden, chinesischen Passagiere sehen irgendwie so gar nicht danach aus, als ob sie alle nach Frankfurt wollen und hinter den großen Fenstern auf dem Parkfeld ist kein Flugzeug in der Dunkelheit zu sehen. Wieder aufstehen, irgendwo eine Anzeigetafel suchen und das Gate überprüfen ... tatsächlich wurde vom Personal des Flughafens von Dubai das Gate für meinen Abflug innerhalb der letzten 1 oder 2 Stunden geändert und wahrscheinlich in einer dieser leisen und unverständlichen Sprechansagen verkündet. Zum Glück befindet sich das geänderte Gate noch innerhalb des Terminals (in dem ich mich befinde) des riesigen Flughafens "Dubai International Airport" und ist nicht so extrem weit entfernt (und gerade noch so vor meinem Abflug erreichbar ... "Final Call" again).
8:00 Uhr - Ankunft in Frankfurt, Wetter? Nebel, kalt (später mehr graue Wolken als Sonne). Mit dem übervollen Zug zurück.
Die nächsten Tage werde ich wieder in meiner Wohnung in Leipzig vorbeischauen - meinen Pflanzen geht es prächtig. Jetzt warte ich nur noch auf die Postkarte mit den "Wolkenmädchen" aus Sri Lanka im Briefkasten, die ich vorher an meine Adresse in Leipzig geschickt habe.

[15.09.17 / 23:59] Bentota - Colombo. Vormittag: im Hotelzimmer den Koffer packen, alles an Schmutzwäsche ungeordnet in Beuteln reinwerfen und zuquetschen. Den teuren Schmuck und die Anziehsachen für den Rückflug behalte ich im Handgepäck (oder lege es zumindest schon bereit ... freundlicherweise muß das Hotelzimmer noch nicht bis Mittag geräumt sein).
Mittag und früher Nachmittag: ziemlich kurzfristige Teilnahme an einem Kochkurs in einer offenen "Dschungel Küche" in der näheren Umgebung. Mit der Kamera des Smartphones versuche ich alle Arbeitsschritte zu dokumentieren, damit ich wenigstens nach der Rückreise die Kochrezepte nachvollziehen kann (habe dann aber keine Ahnung mehr, was genau ich da jetzt eigentlich fotografiert habe). Nach dem gemeinsamen Kochen wird anschließend alles zu einem kleinen Buffet aufgetafelt und gegessen. Immerhin die Frage, wo ich später am Flughafen etwas zu essen herbekomme, wenn ich dann Hunger habe, hat sich hiermit erübrigt.
Nachmittag: zurück im Hotel, das Wetter besteht wieder aus Sonne, Wolken und Dunst ... knifflige Kleiderfrage, was behalte ich an? Luftig für das noch tropische Klima, warm genug für die eiskalte Klimaanlage während der Rückfahrt - und warm genug für die Flugzeugkabine und die Ankunft im kalten Europa. Zwiebelschalentaktik - Jacke, Unterhemd, Socken ins Handgepäck und bei Bedarf nach und nach anziehen ... wenigstens die Stretch-Jeans ist multikompatibel.
17:00 Uhr - Transfer nach Colombo mit einem Auto + Fahrer. Die Fahrt auf der neuen Autobahn Richtung Colombo geht ziemlich schnell - nur dann die Fahrt durch die Vororte von Colombo durch den dichten Stadtverkehr (Stop and Go) ist sehr zeitaufwendig. Noch bevor wir den internationalen Flughafen erreichen, ist es durch die Abenddämmerung schon dunkel geworden. Noch 2 oder 3 Stunden Zeit bis zum Abflug, ich zähle die vielen aufwendigen Gepäck-, Paß- und Sicherheitskontrollen - eine weniger als in Tel Aviv.
22:00 bis 23:59 Uhr - Flug Colombo - Dubai mit Emirates und einer B777.

[14.09.17 / 23:59] Bentota Tag 7. Vormittag: nach wie vor das Buch auf der Zimmerterrasse lesen und nebenbei das Wetter beobachten - erst bewölkt, dann wechselhaft und tropischer Dunst.
Mittag: Pooltaufe meines neuen Bikinis.
Nachmittag: mit dem Tuk-Tuk eine Tour ins Hinterland von Bentota, ein alter buddhistischer Tempel mit noch viel älteren Steinsäulen am Eingang und einer sehr alten Felsinschrift. Die kleine Stupa bekomme ich nicht richtig auf das Fotomotiv, zu weiß gestrichen, zu grau der Himmel. Beim Verlassen des Tempels kommen zwei alte Mönche in orangefarbenen Gewändern entgegen, ich trage mein schwarz-weißes Sommerkleidchen ... und wenigstens noch eine lange dünne Baumwollhose darunter und ein dünnes Tuch, um meine Schultern und den Ausschnitt zu bedecken.
Weiter zu dem buddhistischen Tempel am Wasser und der großen, weißen Buddha-Statue, die ich bei meinen ganzen Touren Bentota-Aluthgama-Bentota immer von der Straße aus gesehen habe. Neben der neuen Straße für den Verkehr befindet sich noch die alte Eisenbahnbrücke der Engländer, die die zwei Orte über die Lagune verbindet. Kurz ein Foto machen und weiter mit dem Tuk-Tuk zu einem Ayurveda-Laden - um noch Tee zu kaufen. Ceylon-Tee, schwarz, 100g, in einer kleinen Holzkiste ... aber was bedeutet die Aufschrift "BOPF"? Kostet jedenfalls weniger als der Tee in dem Hochland-Laden. Mit dem Tuk-Tuk wieder zurück zum Hotel.
Nachmittag und Abend: ein kurzer Spaziergang auf der schmalen, unbefestigten Straße hinter dem Hotel durch die Natur. Ich laufe bis zu der kleinen Brücke des Wasserlaufs (ein Bewässerungskanal?) und mache ein paar Fotos, bevor wieder die Abenddämmerung hereinbricht und dunkle Regenwolken den Himmel zuziehen. Ich will wieder zurück im Hotel sein, bevor es anfängt zu regnen.
Abend: das Abendessen findet diesmal auswärts in der Strandbar / Restaurant statt, die paar wenigen Hotelgäste werden bequem durch den Nieselregen mit dem Minibus / "Sammeltaxi" dorthin chauffiert. Es gibt Fisch vom Grill. Während den Gängen verschwinde ich mal kurz in Richtung Meeresbrandung und versuche in völliger Dunkelheit ein paar Strandfotos mit den Lichtern der angrenzenden Hotels am Horizont zu machen ... immer beobachtet von dem hungrigen, schwarzen Hund dicht neben mir.
Nach dem Essen und dem anschließenden "geselligen" Trinken (für mich bitte nur Wasser) wird es mir zu kalt (und das in Sri Lanka) und ich fahre wieder mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel. Für die Abendgarderobe trage ich nur mein schwarz-weißes Sommerkleidchen, die Silberkette um den Hals und den alten grünen Anhänger (das wäre auch meine optionale Kleidung für die "Beach Party" den Sonnabend zuvor gewesen ... auf der ich nicht war - ich wußte ja nicht, daß es dieselbe, nicht allzu weit entfernte Strandbar gewesen wäre).

[13.09.17 / 23:59] Bentota Tag 6. Vormittag: weiterhin im Veranda-Sessel auf der Zimmerterrasse das mitgebrachte Buch lesen ... ich beobachte dabei ab und zu den Himmel, grau und bedeckt - Strandwetter.
Mittag und früher Nachmittag: nach zwei Tagen Pause, wieder zurück zum Strand - endlich meinen neuen australischen Bikini anziehen. Immer wieder werfe ich einen kritischen Blick gen Himmel, Wolken, Sonne und Dunst ... vorsichtshalber den ganzen Körper eincremen (LSF 20) und im Schatten der Strandbar und der angrenzenden Palmen stehen. Auf die Liegen, auf denen ich mich vor ein paar Tagen verbrannt habe, traue ich mich noch nicht (außerdem liegen die "Jungle Dogs" schlafend darunter und nutzen den Schatten der Matratze). Jedes Mal, wenn die Sonne lange genug hinter einer Wolke verschwindet, laufe ich mit meinem neuen Triangle-Bikini den Strand auf und ab ... alleine. Es ist ungewöhnlich viel Betrieb an diesem sonst einsamen Strand - ein paar Menschen, zwei Containerschiffe am Horizont und ein tief fliegendes Flugzeug. Ich gehe ein paar Schritte durch den Sand in südlicher Richtung - endlich werde ich mal von einem einheimischen Mann angesprochen, er gibt mir seine Visitenkarte für sein Restaurant, ich deute auf das Plakat mit der Auffangstation für Schildkröten und will wissen, ob es Eintritt kostet. "1000 Rupies" - tut mir leid, aber soviel Geld trage ich halbnackt in meinem Bikini nicht mir rum und gehe wieder zurück zu der Strandbar mit den Liegen, meinen Sachen (der Rock und die Tunika) und den wilden Hunden. Am Horizont über dem Meer türmen sich riesige Regenwolken auf.
Nachmittag: der Himmel ist bedeckt und es fängt an zu regnen. Während ich mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel fahre, kurz eine Dusche nehme und mich umziehe, wird der Regen immer stärker. Ich warte am Hotelausgang auf das Tuk-Tuk nach Aluthgama - Shoppingtour Teil 4 - ich muß noch den Peridot-Anhänger beim Juwelier abholen und Cash bezahlen. Beim Juwelier sitzend, prüfe ich den grünen Edelstein, er hat ein paar Einschlüsse - Antwort des Juweliers, echte Peridots haben so etwas und das unterscheidet es von einfachem grünen Glas ... ja, ok, so kann man das auch argumentieren. Ich kaufe den teuren Stein, der kleine Laden und der alte Mann sehen auch irgendwie vertrauenswürdig aus.
Draußen vor dem Laden ist es bereits durch die Abenddämmerung dunkel geworden und wir fahren mit dem Tuk-Tuk durch den Starkregen (Monsun?) zurück zum Hotel. Der viele Verkehr spiegelt sich mit dem Scheinwerferlicht auf dem nassen Asphalt. Zum Abendessen muß ich mit dem Schirm zwischen offenen Eßbereich und Hotelzimmer hin und her laufen. Was jetzt auffällt, ist der laute Lärm der Zikaden, die durch den Regen erweckt wurden.

[12.09.17 / 23:59] Bentota Tag 5. Vormittag: auf der Zimmerterrasse weiter mein Buch lesen (die einzigen freien Tage im Jahr, an denen ich endlich mal Zeit dafür habe).
Mittag: das nächste Kapitel des Buches lesen, ich ziehe meinen Bikini an und wechsele zu der Liege im Schatten am Pool (mein Rücken sollte vielleicht auch noch etwas Sonnenlicht und leichte Bräune abbekommen). Momentan sind mehr Wolken als Sonne am Himmel und ich traue mich wieder an den Pool.
Nachmittag: Konsultation bei einem Doktor für Ayurveda-Medizin, ein Tuk-Tuk bringt mich (+Begleitung ... eigentlich bin ich die Begleitung) zu der Praxis der Ärztin. Die Behandlung in dem Sprechzimmer dauert etwa eine Stunde, über die 3-Finger-Pulsdiagnose und ein paar beantworteten Fragen kommt heraus, daß ich ein Kapha-Typ bin - Empfehlung für mich: "nichts kaltes aufwärmen" (sofern ich ihre Worte richtig übersetzten kann).
Zurück zum Hotel, Wechsel des Tuk-Tuks, der erste Fahrer vom vorigen Tag bringt mich wieder nach Aluthgama - Shoppingtour Teil 3 ... die bestellten Flip Flops abholen und zu einem Juwelier fahren. Der schlaue Tuk-Tuk-Fahrer hat natürlich schon mitbekommen, daß ich mich für allerlei glitzerndes Zeugs ("Bling Bling") interessiere und kennt da natürlich jemanden (sein Schwager) der so einen Laden betreibt. Ich schaue mir die Auslagen in den Vitrinen in dem kleinen Laden an, aber so ganz das Richtige ist nicht dabei ... kein Problem, der Juwelier kann alles anfertigen, was ich mir wünsche - einen grünen, geschliffenen, funkelnden Peridot-Edelstein in Tropfenform, eingefaßt in Silber als Anhänger für meine silberne Halskette, passend zu meinem Armband. Mit Bargeld anzahlen und den nächsten Tag abholen ... ich will erst wieder mit meiner Kreditkarte bezahlen, aber die funktioniert ja doch nicht.
Mit dem Tuk-Tuk weiter zu ein paar Kleiderläden mit Batiksachen (ein Laden davon betrete ich jetzt schon zum dritten Mal), aber leider wieder nichts Passendes gefunden (zu grelle Farben, nur für Touristen oder vom Schnitt unpassend oder doch nicht genau mein Farbtyp). Wenn ich die Idee mit dem Kleid im Batikmuster weiterverfolge, muß ich wohl doch anfangen, zu Hause selber zu färben. Mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel.
Abend: aus dem mit Wolken bedeckten Himmel fängt es an, zu regnen. Ich sitze im Hotelzimmer und erstelle eine Abrechnung über alle auf dieser Reise gekauften Produkte - Ayurveda-Medizin, das Armband, das Seidentuch, das Holzkistchen, die Flip Flops und der Anhänger für die Halskette. Limit von 430 Euro erreicht (eigentlich schon überschritten), so viel wollte ich doch gar nicht ausgeben ... ab jetzt Einkaufsstop (außer vielleicht noch ein Päckchen Tee).

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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