morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[24.09.22 / 16:12] documenta fifteen – Mein Werk existiert nur für einen kurzen Moment, einmal den Rücken zugewendet und es verschwindet sofort wieder unter den Stiefeln und Knien der nächsten Zeichnenden. Gekritzelt, hinterlassen, weggewischt und weggefegt auf der riesigen Interaktions-Kreidemalfläche, irgendwo in einem der großen Ausstellungsräume, irgendwo an einem der vielen Veranstaltungsorte verstreut in Kassel …

[01.09.22 / 19:30] „Der Mann aus Zimmer XXX hat seine Schlüsselkarte nicht mitgenommen“, kurz nach sechs Uhr stehe ich wieder angezogen in Jeans und Tunika, mit meiner Lederjacke und meiner Handtasche an der Rezeption.
„Sie wollen abreisen? Wie ist ihr Name?“, der Hotelmitarbeiter schaut in das Buchungssystem.
„Mein Name steht da nicht“, ich überlege erst noch, wie ich in meiner Rolle als Escort-Girl eine amüsante Spitze loswerde und darauf hoffe, dass „mein Klient“ wenigstens das Zimmer bezahlt hat, aber dafür mich nicht, als sich alles schon auflöst. Er hat wirklich die Kosten für das Zimmer übernommen. Wenn er zurückkehrt, muss er an der Rezeption nach der Karte fragen, sie ist dort hinterlegt.
Die paar Schritte den kühlen Montag Morgen zur Straßenbahnhaltestelle am Baumarkt, den fernen Stadtrand. Andere Leute gehen jetzt zur Arbeit, ich komme von da. Mit aller Anmut einer Dame des anrüchigen Gewerbes schreite ich dahin.
Zurück am Leipziger Hauptbahnhof, die Zeit bis zur Abfahrt auf dem Gleis gegenüber reicht gerade noch so für einen doppelten Espresso im Pappbecher und ein Schokobrötchen in der Tüte. Wenn ich wieder in Magdeburg bin, nehme ich ein zweites Frühstück, dann aber eine Porzellantasse. Der Pendlerzug ist ebenso voll wie alle Züge des Wochenendes und sowieso der letzten drei Monate für das Aktionsticket, das, so wie ich, anscheinend sehr viele Menschen ausgiebig genutzt haben. Im Zug versuche ich etwas weiter zu schlafen, die große Sonnenbrille schützt meine Augen vor der durch die dichte dunkelgrau-blaue Wolkendecke immer wieder durchstechenden Morgensonne. So viele Punk- und Gothic-Konzerte, die ich mit dem Zug noch vor vielen Jahren quer durch Deutschland bereist habe.

Magdeburg Hauptbahnhof, den Reißverschluss der Punkerkutte halb geöffnet, den nächsten Bäcker in dem Food-Court des gegenüberliegenden Shoppingcenters angepeilt, wenigstens da drinnen sollte ich mal meine Sonnenbrille abnehmen.
Komische Menschen, gehen zur Arbeit, an dem Stehtisch mit zwei viel zu niedrigen Barhockern, die anderen beobachtend, schlürfe ich meinen zweiten Espresso und esse ein weiteres Schokocroissant … oder war es umgekehrt? Wenige Meter weiter, die Rolltreppe runter, verschwinde ich wieder auf der Damentoilette, das Wasserlassen brennt. Zurück am Waschbecken zum Händewaschen mache ich mich frisch, Zähneputzen und die langen, blonden Haare kämmen. Blick in den Spiegel. Ich habe gleich noch meinen 9:30 Uhr Termin bei meiner Frauenärztin. Ihm habe ich die Nacht vorher noch erzählt, dass alles was er da unten kaputt macht, morgen die Ärztin sehen wird. „My pussy's a wounded soldier.“ Endlich kann ich dieses Zitat anwenden.
Wenig später in dem Untersuchungszimmer der Praxis auf dem Gyno-Stuhl, tastet sie alles ab, die Haut ist tatsächlich an der oberen Seite, nahe der Klitoris, leicht eingerissen, die Spuren der Nacht. Auf ihren ärztlichen Rat sollte ich vielleicht davon Abstand nehmen, mir da alles von den Männern, unter extremsten Schmerzen reindrücken zu lassen. Die kleine Hautfalte ist dafür einfach nicht ausgelegt. Sie tastet auch meine Brüste ab, ich nehme seit Januar schrittweise mehr Hormone, es fällt auf, ich passe wieder in mein A-Körbchen. Eine Brustvergrößerung mit Implantaten lehne ich weiterhin entschieden ab! Sie sind genauso schön, wie sie sind (nur leider zu selten beachtet).
Selbstbewusst zurück zum Bahnhof und weiter in mein heimatliches Provinzkaff. Dort angekommen in meinem Badezimmer (und nach einer Dusche) bedecke ich meine Vulva und alles was in ihr drin ist, mit einer umfassenden, weißlich-gelben Schicht an pflegender und beruhigender Wundsalbe für sehr empfindsame Hautpartien. Sie sieht niedlich aus, die kleine Ritze, so weiß eingecremt.
Mein „Freund-Ex-Freund“ wird sich nicht weiter bei mir melden, eine Nachricht von mir an ihn, ich danke dir so sehr, dass du mir wieder die Angst vor dem Sex genommen hast. So viel Zeit ist vergangen, zweieinhalb oder drei Jahre – ich glaubte mich wieder in meiner zweiten asexuellen Phase – und doch bin ich wieder wie vorher, abenteuerbegierig mit der Lust auf neue Männerbekanntschaften. Die in echt, nicht die mit dem Online-Dating und den Video-Calls, die mir letztendlich gar nichts bringen (und bei denen nie etwas Erwähnenswertes passiert ist). Nur das da unten … meine Frauenärztin hat es erneut angesprochen, bin ich wirklich so glücklich damit? Noch eine weitere Operation mit einer wesentlichen Vertiefung (oder Neukonstruktion) birgt ein immenses Risiko, nur um die Männer – nur um mich – beim Sex zu befriedigen (mir ist das mit den Schmerzen bewusst). Weiter in die noch kommenden Nächte … (Ende Teil 3/3)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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