morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[30.09.18 / 18:07] Mit dem Mopped auf der Fähre über die Elbe schippern ... und Fotos machen. Ich habe da eine gute Online-Lehrmeisterin:

www.svendura.de

[25.09.18 / 12:04] 3 Monate Post-OP - Mein Nachsorgetermin in der Klinik in Potsdam. Das etwa 20 bis 30 Minuten lange Gespräch mit dem Dr. Bauquis gegen Mittag und die Untersuchung meines operierten Areals auf der Liege offenbart so einiges. Ich habe vollkommen falsch bougiert. Er tastet meine Neovagina ab und zeigt mir an seinem Finger, wie tief er damit hineinkommt - bis zu 5 cm! (Wie hat er das nur geschafft?) Er gibt mir den Ratschlag, auf die Dilatoren mit dem größeren Durchmesser (2,5 und 3 cm bzw. 3,5 cm) umzusteigen (einen mit 3,5 cm besitze ich gar nicht). Seiner Meinung nach ist die Tiefe nicht so wichtig, das Dehnen der Breite ist bei mir (in meinem speziellen Problemfall) jetzt von besonderer Bedeutung. Wenn ich doch mehr Tiefe wünsche, kann ich immer noch, frühestens in 8 bis 10 Monaten - nachdem alles vollständig abgeheilt ist (speziell das fragile Stück bei mir im angrenzenden Enddarm, das mit der Verletzungsgefahr) - eine Erweiterungsplastik bei ihm vornehmen lassen ... eventuell sogar bei ihm in der Schweiz. Er operiert dann mit einem Stück Darm aus dem Colon (wahrscheinlich das abknickende Stück gleich hinter dem Enddarm). Im Gegensatz zu dem Hauttransplantat vom Oberschenkel oder dem Bauch, braucht das Darmtransplantat nicht lebenslang bougiert zu werden - und die Prozedur hinterläßt auch keine häßlichen, äußeren Narben ... im Idealfall (ohne das irgend etwas schief geht und ich mit einem "Scheißebeutel" an meiner Seite aufwache). Noch 8 bis 10 Monate Bedenkzeit.
Aber immerhin, die Schamlippen sind sehr schön abgeheilt (er hat einen Blick darauf geworfen, als ich auf der Liege liege und meine Beine spreize). Er tastet auch die Klitoris ab: "Können Sie das fühlen?" (Ja! Sehr deutlich!) Und der rote Knubbel am Harnröhrenausgang geht auch irgendwann (hoffentlich) von alleine weg.

Lange habe ich überlegt, ob ich dem Doktor in meinem Blog ein Pseudonym gebe, à la "Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Alle Namen der teilnehmenden Personen wurden aus Respekt verändert." Aber ich finde, ich kann ihn doch uneingeschränkt weiterempfehlen ... es gibt bestimmt genug transsexuelle Frauen da draußen, denen es gar nicht so sehr auf die Tiefe ankommt. Die einfach nur ein ästhetisch ansprechendes, schönes Endresultat haben wollen (und es sieht wirklich gut aus).

[19.09.18 / 01:45] Ich habe der Psychologin in der Klinik versprochen, nicht gegen den Baum zu fahren. "Hallo Baum eins", "Hallo Baum zwei", "Hallo Baum drei", jeden Tag fahre ich die Allee entlang auf dem Weg zu meiner Arbeit und begrüße meine Bäume ... vielleicht das letzte Mal. Das zweite Gespräch in der großen Runde ... der Führungsverantwortliche der nächsthöheren Managementebene, die betriebliche Sozialberatung, die Schwerbehindertenvertretung, der Integrationsfachdienst und - per Telefon zugeschaltet - der Betriebsarzt. Sie alle wollen, daß ich mich sofort für unbestimmte Zeit krankschreiben lasse ... wer macht dann meine Arbeit? Niemand, ich mache sie ja selbst nicht mal mehr. Das bißchen, das ich am Computer herumklicke, zählt nicht. Gegen Feierabend steht nur noch mein Auto einsam auf dem Firmenparkplatz.
Ich habe Angst - ohne Beschäftigung drifte ich ab. Aber arbeiten kann ich auch nicht mehr richtig. Reha? Rente? Nicht jetzt! Ich muß nur die Zeit bis zum Therapiebeginn in der psychiatrischen Klinik überbrücken ... vielleicht können die mich wieder hinbiegen. Ich bin nur ein kaputtes Bauteil im System, defekt ... auf Verschleiß fahren bis zum Totalausfall? Oder doch lieber vorzeitig austauschen und reparieren. Verrückte wissen nicht, daß sie verrückt sind ... ICD "Persönlichkeitsstörung".

[17.09.18 / 04:04] Wieder zurück mit dem 50-Euro-Schein aus dem Geldautomaten, trifft nur ein paar Minuten später das Taxi ein. Während mein Freund noch kurz auf die Toilette der Bar verschwindet, verhandle ich mit dem Taxifahrer über das Fahrtziel ... Paunsdorf, ganz im Osten von Leipzig, quer durch die Stadt, mein Freund bezahlt (aber ich habe auch noch dreißig Euro in der Tasche und falls nötig, nehme ich später zurück die Straßenbahn).
Im Taxi selbst merke ich, wie mein Freund neben mir auf der Rücksitzbank - mit der Bierflasche in der Hand, ich höre auf zu zählen - wieder gefährlich nahe an dem betrunkenen Abgrund steht. Ich möchte ihn in jeder Linkskurve, bei der er fast in meine Richtung fällt, am liebsten abstützen. Aber er hat mir versichert, er hat den Tag keinen Schnaps getrunken, kein hartes Zeug. "She has the right to say no, if you're too drunken", gebe ich ihm noch zu bedenken. Ich mache mir eher Sorgen um die nächste Dame, etwas älter als wir, sie hat noch keine Ahnung, was da jetzt auf sie zukommt. Sie kennt uns nicht, klar ... in dem "Business" mußt du vorsichtig sein.

Das Taxi setzt uns wenig später an der Adresse im Osten von Leipzig ab. Mein Freund telefoniert, schwankt, die Bierflasche in seiner Hand. Ob ich ihn hier lasse, wenn er zu betrunken ist und ich dann alleine abhaue? Ich suche in der Dämmerung des Abends die nächste Bushaltestelle, da hinten könnte eine sein. Er schmeißt seine ausgetrunkene Bierflasche in das ausgeblichene Gras vor dem Hauseingang und betritt das Treppenhaus. Ich folge ihm...
Dieses Gebäude wirkt nicht so elegant, wie das Etablissement von vorhin. An den unscheinbaren Wohnungstüren hängt manchmal ein Zettel, welche Dame gerade neu in der Stadt ist. Wie auch bei der Transfrau ein paar Stunden zuvor, ziehen sie von Stadt zu Stadt, bleiben nie lange an einem Ort, mieten sich hier oder dort ein ... keine Bindungen, keine Stammgäste, keine längerfristigen Verehrer - das, was ich von Anfang an falsch gemacht hatte.
Wir betreten die Wohnung ganz oben, die (etwas größere) Dame empfängt uns ... und wir sind nicht zwei Kerle, wie man das an meiner Stimme das Telefonat etwa eine Stunde zuvor hätte vermuten können. Sie stellt sich vor, was sie macht, ihre Dienste, Massage, erotisch oder nicht, und das übliche Angebot. Alles nur mit Kondom, sogar oral ... das überrascht mich (mir gefällt die kleine Tafel mit der Aufschrift "Kondompflicht" an der Zimmerwand und den entsprechenden Symbolen für oral, anal, vaginal). Sie möchte nur einen von uns, 30 Minuten - 50 Euro, zwei Personen kosten das Doppelte und dafür müßten wir einen extra Termin machen. Kein Problem für mich, ich habe am Telefon schon angedeutet, daß ich diesmal nur seine Begleitung bin, heute nur er, ich warte draußen (sie wirkt dominant, erfahren und verhandlungssicher).
Ich überlege ... aber wollte ich nicht doch auch eine Massage? So zum Entspannen für nachher? Bin ich nicht deswegen mitgekommen? Sie vermittelt mich an ihre Kolleginnen nebenan ... interessant, sie arbeitet nicht alleine. Sehr professionell, ein Gefühl von Sicherheit. Das muß ich mir merken.
Die beiden - exotischen - Frauen, teilweise afrikanisch und "gemischt" afrikanisch, empfangen mich. "Ich will eigentlich nur eine Massage, sonst nichts." Klar können sie mir das anbieten, kostet auch 50 Euro die 30 Minuten, der gleiche Preis ... aber ich habe doch nur 30 Euro in der Tasche? Dezentes Anklopfen an der Nachbartür ... die ältere, resolut wirkende Dame (also eigentlich ist sie nur Mitte 40 und bildhübsch) öffnet die Tür ein Spalt und ein paar kurze Momente später hat sie die fehlenden 20 Euro von meinem Freund und übergibt sie der kleineren, jungen Frau. Wieder zurück in dem Massagezimmer übergebe ich ihr den Rest - nein, ich lege es auf das Bett und sie nimmt es sich von dort (so wie sich das gehört, niemals direkt). Sie zeigt mir das Badezimmer mit der Dusche. Ich will mich vorher kurz abduschen, auch das gehört sich so, vor einer Massage.
Wieder zurück in dem kleinen Zimmer setze ich mich, nur noch mit meinem Slip bekleidet, auf den Sessel neben dem Bett und warte, mit einem Glas Wasser in der Hand (sie hat es mir vorher angeboten) auf das nächste Erlebnis. Zeit genug, mich auch in diesem Zimmer umzusehen ... das Bett wirkt kleiner, an der Wand hängen ein paar Bilder von New York (da war ich schon), neben der Massageliege steht ein kleiner Beistelltisch an der Wand mit Räucherwerk. Das Zimmer selbst ist jetzt auch nicht so finster, das Fenster befindet sich wahrscheinlich hinter einem durch einen Vorhang abgetrennten Bereich.
Ich konnte (oder wollte) mich nicht zwischen der dunkelhäutigen und der weniger dunkelhäutigen Schönheit entscheiden ... es wird die mit der helleren Haut (hoffentlich kam das nicht rassistisch rüber). Sie (der ich auch das Geld "transferiert" habe) betritt das Zimmer und wir verhandeln ... nur Massage, nichts weiter. Wir bleiben einfach entspannt, kein harter Sex. Sie läßt sich auf mich ein, ich liege jetzt komplett nackt auf dem Bett in dem hübsch dekorierten Zimmer und sie beginnt mich mit Creme zu massieren. Das ich trans bin, wird ihr wahrscheinlich schnell bewußt, ich mache daraus auch kein Geheimnis, sie hat damit auch überhaupt kein Problem.
Meine kleinen Brüste fallen ihr auf: "75 A? 75 B?"
"Eine kleine 75 A", im vollkommenen Gegensatz zu ihren großen Brüsten ... aber ich liebe meine Brüste, so wie sie sind.
Die Massage driftet ab, zu einem netten Gespräch mit ihr, sie wirkt wirklich sehr sympathisch, ich mag sie. Sie ist auch nur einen Kopf kleiner als ich, etwas rundlicher und mit blondierten Haaren. Ich möchte, daß diese 30 oder 45 Minuten mit mir wie eine Pause wirken, während des ganzen, wirklich körperlich sehr harten Geschäfts (dafür respektiere ich sie).
Sie erzählt mir von ihrer Freundin, zeigt mir ein Foto von ihr auf dem Smartphone ... sie selbst ist lesbisch, vielleicht auch bi - und würde daher viel lieber gerne mehr mit mir machen (aber ich habe doch überhaupt keine Erfahrungen mit Frauen). Sie berührt meine Klitoris ... ich wünschte, ich könnte dort mehr empfinden. Die Zeit vergeht, was mein Freund derweil in dem Nachbarzimmer erlebt, ich habe keine Ahnung.

Als ich mich anziehe und mich von ihr verabschiede - und sie mich mit ihrem Lieblingsdeo einsprüht, ich kann jederzeit wiederkommen, sie gibt mir ihre Nummer - hat mein Freund schon die Wohnung verlassen. Ich laufe ihm im Treppenhaus hinterher ... er wirkt still. Draußen ist es schon dunkelster Abend, seine Arbeitsschicht hätte schon längst beginnen sollen. Ich folge ihm zu der nächsten Drive-in-Filiale einer Fastfood-Kette in der Nähe. Es ist kalt geworden, ich habe immer noch nur mein dünnes, schwarzes Top an ... mit der markanten, weißen Aufschrift. Ich beginne mich, um ihn zu sorgen. Er flüchtet wirklich vor etwas ... diese Verdrängungstaktiken kenne ich nur zu gut.
In dem Imbißrestaurant bestellt er sich nochmal eine Portion Pommes und einen Burger - ich nichts. Ich denke nach, nehme ich ihn mit zu mir nach Hause? Ich habe schon längst die Entscheidung getroffen, diesen Abend nicht mehr zu meiner Hauptwohnung zu fahren und dafür in meiner Leipziger Wohnung zu übernachten und morgen einfach etwas später auf meiner 150 km entfernten Arbeit zu erscheinen. Ich kann mir das leisten, übermorgen ist schon wieder das nächste Gespräch mit der Sozialberatung und dem Betriebsarzt. Mein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik ist schon so gut wie sicher, ich bin wirklich krank.
Mein Freund dagegen ... ohne seine verhaßte Arbeit fällt er in ein existenzielles Loch, ewig kann ich ihm nicht monetär aushelfen. "Go to a doctor. Tell them your problem, that you're afraid to go to work, escape from work ... anxious, panic, alcohol abuse, sex addiction." Er hat mehr als genug psychische Probleme, er könnte das wirklich tun - aber er will sich nicht auf ewig krankschreiben lassen ... nur diese eine, verdammte, kommende Nacht.

Zurück zu der Bushaltestelle, an der wir kurz vorher vorbeigelaufen sind. Mit dem nächsten Bus nur ein paar Stationen weiter, wieder zurück in Richtung Stadtzentrum ... er fährt schwarz. Ich wußte nicht, daß er nicht mal mehr das Geld für eine Abo-Karte (mit freier Mitnahme einer weiteren Person) hat. In der Nähe der Umsteigestation von der Buslinie auf die Straßenbahn, läuft er in Richtung der nächsten Bar ... ich bleibe dran, lasse ihn nicht aus den Augen, will ihn in der Dunkelheit nicht verlieren.
Eine Sportbar ... irgendwo den Sonntag Abend im Nordosten von Leipzig. Ein paar Dauergäste, ein Bartresen, eine junge Frau als Bedienung mit einem breiten sächsischen Akzent, ein Flachbildfernseher und vielleicht noch ein Glücksspielautomat (aber da bin ich mir in meiner Erinnerung nicht mehr so sicher). Er bestellt sich das nächste Bier, ich nur ein weiteres Glas Wasser und wir setzen uns auf die Barhocker am Tresen. Er erzählt mir von seinem Plan. Er will irgendwo bis Mitternacht eine Notaufnahme oder etwas Ähnliches aufsuchen, um dort eine Krankschreibung zu bekommen. "Sure, you need a paper", ohne Dokumente oder Papiere geht in Deutschland nichts.
Er trinkt sein Bier, ich schaue immer wieder auf den Fernseher mit der Musikvideosendung, ein paar Männer unterhalten sich auf Türkisch, es wird geraucht. Wir bleiben nicht sehr lange in der Bar mit der irgendwie düsteren und depressiven Stimmung, in der sich Menschen mit Problemen verirren. Mein Freund bezahlt mein und sein Getränk und wir laufen wieder in der Dunkelheit der anbrechenden Nacht zurück zu der Bus- und Straßenbahnhaltestelle.

21 Uhr, die Buslinie zurück in meinen Stadtbezirk im Norden von Leipzig ist pünktlich. Ich ziehe vorher noch eine Fahrkarte aus dem Automaten (mein letztes Geld).
"You don't need a ticket", seine abwertende Bewertung.
"You don't need it, but I do. I'm a good girl." (Du kannst vielleicht schwarzfahren, ich nicht ... jedenfalls nicht heute.)
Total pflichtbewußt, wie schon den Nachmittag einige Stunden zuvor an der roten Ampel vor dem Hauptbahnhof, bezahle ich meinen Fahrpreis. Der Bus kommt an, ein letzter Abschiedskuß von meinem Freund. Er sitzt auf der Wartebank für die nächste Straßenbahn, ich stehe neben ihm. "See you the next weekends", rufe ich ihm noch zu und drehe mich dabei schon zu der Einstiegstür des Busses. Hoffentlich hat er noch Glück die Nacht, mit seinem Plan und die Notfallambulanz. Ein seltsames Gefühl, ihn alleine zurückzulassen. "Binde dich nicht emotional zu sehr an ihn", ein Ratschlag, den ich nur schwer befolgen kann.
Der Bus braucht ein paar Stationen, bis ich die vertraute Umgebung in meinem Viertel wiedererkenne. Alleine zu Fuß zurück von der Haltestelle zu meiner Wohnung, endlich eine Dusche nehmen, mich umziehen, etwas Lockeres. Den Laptop anwerfen und bis spät in die Nacht noch diese Zeilen notieren ... so viel erlebtes. Das reicht bestimmt für eine weitere Kurzgeschichte: Not Afraid of Love ... mein schwarzes Shirt riecht immer noch nach ihrem Parfüm. (Ende Teil 4/4)

[17.09.18 / 04:03] Lindenau ... eigentlich eine ganz nette Ecke von Leipzig - und nicht so überfüllt. Seine Stimmung ändert sich, als wir den kleinen, zentralen Marktplatz in der Mitte irgendwo von Lindenau erreichen. Er steuert zielgerichtet die eine Bar/Späti an der einen Straßenecke an und bestellt sich dort ein Bier ... Nummer Zwei, nach dem ersten in dem Supermarkt am Bahnhof. Ich setze mich neben ihm an den Tisch und schaue mich um ... eine echte Kneipe, Glücksspielautomaten, diverse Auslagen mit Alkoholika, ein Zigarettenautomat und ein kleiner Tresen mit einer freundlichen, älteren Bedienung, bei der ich nach einer Tasse Kaffee frage.
Wieder zurück am Tisch mit einer Tasse frisch aufgebrühten Kaffee, er schaut auf sein Smartphone, sucht etwas im Internet. Ich schaue aus dem Fenster, gleich gegenüber ist ein syrisches Bistro, vielleicht haben die Baklava? "Oriental foods and sweets" steht über dem Eingang. Ich gehe rüber und frage den Mann dort am Verkaufstresen ... "Nein", leider noch nicht, das braucht noch zwei Stunden zum Backen. Zurück in der Bar schickt mich mein Freund gleich wieder raus: "Go, look for a bakery." Ich finde tatsächlich eine Bäckerei auf der anderen Seite des Marktplatzes.
Als ich mit zwei Stück Quarkkuchen ("Eierschecke") wieder zurückkomme, will ich, neugierig wie ich bin, endlich wissen, was er da am Telefon macht. Er spricht mit jemanden ... will sich in ein paar Minuten treffen (soweit kann ich das Gespräch mithören) - ein Freund von ihm? Er legt auf, dreht das Telefon um und zeigt mir eine Internetseite mit dem Escort-Profil einer halbnackten jungen Frau.
"She is from Thailand. She is trans, like you."
Ich bin interessiert ... fange an von meiner eigenen Escort-Vergangenheit zu erzählen, von dem Laufhaus, von den "Hells Angels" in dem Rotlichtviertel, von meinen "Klienten" (eigentlich war es ja nur der eine).
"Shall we go to her and meet her? Just around the corner."
Warum nicht ... gleich neben dem syrischen Bistro befindet sich eine Bankfiliale mit ein paar Geldautomaten und weitere 200 Euro wechseln ihren Besitzer (oder ihre Besitzerin).
"I will support her, if she needs money for her operation", ich bin neugierig und möchte wissen, wie sie professionell arbeitet. Nachdem ich meine zwei Stück Kuchen aufgegessen habe (und er sein Bier ausgetrunken hat), verlassen wir die kleine Bar ... so gegen 15 Uhr.

Ein paar Schritte zu Fuß, wirklich nicht weit entfernt, quer über die Straße mit den Straßenbahngleisen, ein unscheinbarer Hinterhofeingang. Wir gehen die Eingangstreppe hinauf ... so viele Erinnerungen, Gemeinsamkeiten fallen mir jetzt auf. Die Fotos der Mädels am Eingang, die verschlossenen Türen, die wahrscheinlich nachts und am Wochenende offen sind - nur das Laufhaus, in dem ich vor 8 Jahren war, war viel dunkler und schummriger in meiner Erinnerung.
Wir betreten die angemietete Wohnung der jungen Transfrau ... die dunklen Vorhänge vor den Fenstern lassen aber auch keinen einzigen Lichtstrahl hinein. Ich gebe meinen Augen etwas Zeit ... sehe mich um, das obligatorische große Bett, die kleinen Nachttischschränkchen mit den üblichen Utensilien, Kosmetikpapierrollen, Gleitcreme, Kondome. Mein Freund (der das Treffen telefonisch arrangiert hat) stellt mich ihr vor, nimmt anschließend auf dem Stuhl neben dem Bett Platz und zieht sich aus. Ich frage die, wirklich sympathisch erscheinende junge Transfrau, wo ich mich untenherum sauber machen kann, sie zeigt mir die Toilette mit dem Waschbecken und der Dusche - und das desinfizierende Waschgel (wirklich sehr professionell). Erinnerungen ... mein letzter Klient mußte sich auch mit mir vorher waschen (ich habe darauf bestanden).
Wieder zurück, entkleide ich mich auch und lege meine Sachen zu denen meines Freundes. Die beiden sind schon nackt und mein Freund hat ihr schon das Geld überreicht ... Moment, aber ich dachte, das übergibt man nicht direkt? Kurzes Gespräch zum Kennenlernen ... sie ist trans, ich bin trans, und operiert.
"Where did you let it make?"
"Potsdam, Klinik Sanssouci, Dr. B. from Switzerland."
"How much did you pay?"
"29000 Euro."
"Wow", sie muß kurz durchatmen, "Why not Thailand? That's much cheaper."
"Too far away ... but look, I like that - how is it called - mons pubis", ich deute auf meinen wirklich gelungenen Schamhügel, als wäre dieser alleine schon die ganze Summe wert gewesen.
Wir legen uns zu dritt auf das übergroße Bett mit der dunkelroten Decke ... so rot wie die Vorhänge und der Rest des Zimmers. Was jetzt kommt, ich habe keine Ahnung, ich lasse mich einfach überraschen - ich mache sowieso nur das, was mein Freund mir sagt, folge blind seinen Wünschen. Er dirigiert uns, leise flüsternd. Will dabei zusehen, wie ich meinen Blow Job bei ihr ausführe (sie ist nicht operiert). Nur sein Wunsch, daß ich ihr auf die Lippen küsse - lehnt sie strikt ab: "No!" Alles klar. Keiner meiner Klienten durfte auch mich jemals auf meine Lippen küssen - das ist tabu! Aber die Brustwarzen, das ist OK ... wobei sie eigentlich nur meine Brustwarzen mit ihrer Zunge umspielt, während er sie von hinten nimmt. Ihm gefällt es, ich schaue immer wieder zu ihm hoch, in seine Augen. Sein Traum, ein Dreier mit zwei wunderschönen, jungen (Trans-)Frauen an seiner Seite.
Wir drehen, sie nimmt meine Beine auf ihre Schultern und nimmt auch mich ... anal natürlich, mit Kondom. Das meine Neovagina viel zu eng ist und aus dem Spiel bleibt, haben wir vorher schon abgemacht. Ihr Penis ist auch nicht so groß ... eigentlich angenehm. Ich genieße es, lasse mich darauf ein, schließe meine Augen und greife in das Kopfkissen. Sorry, daß ich nicht so darauf vorbereitet war und die letzte Beinrasur schon fast 24 Stunden zurückliegt.
Wir drehen erneut die Position ... "Sandwich?" Nein, ich bleibe auf dem Rücken liegen und mein Freund nimmt mich alleine. Endlich! Darauf warte ich schon den ganzen Tag! "Tue es! Bitte!" ich schreie in meinen Gedanken. Sein Glied stößt in mich und ich vergesse alles um mich herum. Kurze Zeit später, er kommt in mir ... sie begleitet uns und hält alles bereit, etwas Papier zum Wegwischen (ich könnte da einen Tropfen Blut verlieren), nimmt sein Kondom ab und entsorgt es (wirklich ein guter Service) und ... er darf zwar sie nicht auf die Lippen küssen - aber dafür biete ich ihm an, mich hemmungslos - und mit Zunge - auf dem Bett liegend "in den Himmel zu schießen".
Nachdem ich mich danach in dem kleinen Badezimmer unten herum wieder saubergemacht habe (und mein Freund währenddessen eine Thaimassage bekommen hat, bei der ich sehr interessiert zugesehen habe), kann ich mich mit ihr noch etwas auf Deutsch und Englisch unterhalten.
"Really, why not Thailand? Only around 5000 Euro price and there's a clinic, they even have a German speaking nurse. But you've to stay there for a month."
"No, no...", aber ich habe da doch noch den einen Termin in drei Jahren in München, da könnte ich das nochmal erneut operieren lassen.
Auch diese Korrekturoperation mit der Haut vom Bauch oder Oberschenkel (oder Mesh-Gewebe) können die Ärzte ihrer Meinung nach in Thailand viel besser - und vor allem kostengünstiger. Hätte ich doch nur von Anfang an warten können ... aber es mußte unbedingt Potsdam sein.
Mein Freund kommt zurück, war er auch kurz im Badezimmer? Ich hoffe es. Wir ziehen uns wieder an und verabschieden uns von ihr ... die bezahlte Stunde ist wahrscheinlich schon längst um. Ich finde nicht mal die Zeit, mir nach dem Sex die Haare durchzukämmen. Eilig krame ich im Treppenhaus in meiner Handtasche nach meinem Kamm und bürste im Laufschritt meine Haare kurz durch.
Wieder draußen vor dem unscheinbaren Gebäude laufen wir - quer über die Straße mit den Straßenbahngleisen (ich erwähne es, weil ich mich dann immer besonders vorsichtig umsehen muß) - zurück zu dem kleinen Marktplatz in der Mitte von Lindenau, die Sonne steht den Nachmittag schon spürbar tiefer.
"Did you like it?" er fragt mich, als wir wieder zurück zu der kleinen Bar gehen.
"Oh yes, I enjoyed it!" ich bin noch total beeindruckt von dem ganzen Erlebnis. Die 200 Euro schuldest du mir nicht mehr, das kommt nicht auf meine imaginäre "You-own-me-Liste".

Zurück an dem Tisch in der Bar, sein nächstes Bier (Nr. 3). Ich habe noch die Flasche Wasser aus dem Supermarkt am Bahnhof in meiner Handtasche. Meine frischen Erinnerungen kreisen um die wirklich sehr sympathische, junge Transfrau von eben. Und ihr Wunsch ist nicht unbedingt die Operation, sie möchte viel lieber mit dem hart erarbeiteten Geld irgendwann ein kleines, thailändisches Restaurant eröffnen, ein schöner Traum. Mein Blick schweift ab, auf das syrische Bistro ein paar Meter entfernt, ob das Baklava jetzt fertig ist? Mein Freund schickt mich rüber über die Straße: "Go and eat something there. It's good food." Ich will ihn erst gar nicht alleine lassen - aber ich will doch mit dir zusammen sein! Keine Widerrede, ich muß alleine die paar Meter in das Bistro gegenüber gehen.
17:30 Uhr ... Zeit, etwas zu essen. Ich bestelle einen Falafel-Teller und setze mich auf einen Hocker am Eingang. Ich kann ihn durch die Scheibe der Bar auf der anderen Straßenseite nicht erkennen. Was, wenn er da gar nicht mehr ist? Wenn er mich einfach zurück läßt? Angst ... ich lasse mir nichts anmerken und esse ganz normal meinen kurz darauf servierten Falafel-Teller, mit Salat, verschiedenen Soßen, Hummus, Halloumi-Grillkäse, etwas Fladenbrot - und präzise abgezählten zwei Stück Falafel ... aber das frisch zubereitete Walnußgebäck mit einer Überportion Puderzucker, welches ich mir im Anschluß mit hinüber in die Bar nehme, ist ein Genuß.
Mein Freund sitzt da noch ... ein weiteres Bier steht auf dem Tisch. Mußt du nicht anschließend arbeiten gehen? Er will nicht, hat zuviel Alkohol getrunken. Die Null-Toleranz-Strategie seines Chefs könnte für ihn die Kündigung bedeuten. Er möchte sich für den Tag (bzw. die Nacht) einfach krankschreiben lassen. Ich scherze, bleibe aber im Unterton ernst. Das geht nur, indem du dich wie mich, als "mentally insane" oder "psychic problems" bei einem Arzt vorstellst. Ich könnte mich jederzeit auf ewig krankschreiben lassen, wenn ich nur leise das Wort "suicide" erwähne. Ich beginne ihn zu diagnostizieren, er hat Angst, zur Arbeit zu gehen, flüchtet sich in Alkohol - und in Sex. Er sucht auf seinem Telefon im Internet schon wieder die nächste Dame aus dem horizontalen Gewerbe, macht einige Telefonate.
"Let's go to her", er zeigt mir ein paar aufreizende Fotos einer mehr oder weniger nackten Blondine (deren Gesicht geschickt verborgen bleibt), "Can you get some money from the bank? I call a taxi."
Du bist verrückt ... nein, ich bin verrückt! Ich tippe mir noch mit dem Zeigefinger auf die Stirn, greife meine Handtasche und springe auf, die paar Meter zurück zu der Bankfiliale. "You're totally insane!" mein Aufschrei als ich die Bar verlasse ... und deute es dabei eher auf mich. (Ende Teil 3/4)

[17.09.18 / 04:02] Kurz nach 11 Uhr den Sonntag Vormittag, ich wache auf und schaue auf mein Telefon neben mir. Mein Freund hat mir irgendwann zwischen Mitternacht und jetzt eine Nachricht geschrieben (ich lasse das Telefon über Nacht immer im Offline-Modus). Er fragt, ob ich wieder in Leipzig bin. Apathisch nehme ich die nächste Stunde eine Dusche, gieße meine Pflanzen und esse mein mitgebrachtes Frühstück - Olivensalat (mit entgegen der Meinung des südländischen Verkäufers viel zuviel Knoblauch) und einem Fladenbrot. Schreibe ich ihm zurück? Ach nein ... dann will er doch nur wieder Sex mit mir. Aber bin ich darauf nicht eigentlich scharf? Ich überlege lange ... ich tue es und antworte ihm! Die eine Stunde bis er da ist, habe ich bestimmt auch mit Zahnpasta und viel Wasser den Knoblauch vom Frühstück aus meinem Atem gewaschen. Irgendwann so gegen 12:30 Uhr und 13:30 Uhr klingelt es an meiner Tür...
Mein Freund stürmt herein. Er umarmt mich, ich umschlinge ihn ... drücke meine Nase an seine Schulter neben seinem Hals und nehme seinen Geruch auf. Er küßt mich auf meine Lippen, bevor er mich rückwärts zu meinem Bett schubst. "You're fast!" noch bevor ich mich versehe, liegt er halbnackt, dann nackt in meinem Bett und ich entkleide mich vor ihm stehend.
Ein "Blow Job" mit "Deep Throat" - meine Spezialität - und ich spüre seine und meine Erregung. Er kommt teilweise in meinem Mund. "Don't move!" ich hole blitzschnell die Rolle Klopapier aus meinem Badezimmer und mache ihn sauber ... hinterlaß mir bloß keine Flecken auf meiner schwarzen Bettwäsche.
Er sieht mir dabei zu.
"Let's try it."
"What do you mean?" frage ich ihn zurück.
"Inside your vagina!" und er deutet mit den Augen auf mein spezielles, vor knapp drei Monaten operiertes Areal.
"I'm sorry, if that is not possible."
"Don't worry. We will try", er ist zuversichtlich, ich lasse mich darauf ein und wir versuchen es.
Die ganze östrogenhaltige Vaginalcreme ist mir wie Sperma schon den Vormittag nach dem Duschen herausgekleckert. Mit einem Tropfen Blut. Ich bin zu verkrampft. Das das Ganze schon so zu eng und verschlossen ist, macht es nicht besser. Er rutscht kurz in das andere Loch ... Analsex? Ich spüre meine steigende Erregung. Er zieht sein Glied sofort wieder raus, will noch einen weiteren Blow Job von mir. Ich stimme leise zu ... und du hast überhaupt keine Ahnung, wie geil ich jetzt auf dich bin! Schon fast ein ganzes Jahr ohne Sex - und drei Monate frei von Testosteronblocker!
"Let's go and drink something outside."
Er nimmt eine Dusche und läßt mich nackt auf dem Bett liegend zurück. Ich folge ihm anschließend in mein Badezimmer, reiche ihm mein Handtuch und er zieht sich an. Ich auch ... meine Jeans und den schwarzen Designerfetzen vom Vorabend mit dem weißen Aufdruck: "Not Afraid of Love". Seine Idee, rauszugehen und eine Bar zu suchen, gefällt mir - ein Kaffee wäre jetzt wirklich nicht schlecht und ich packe noch etwas Geld in meine schwarze Handtasche, bevor wir zusammen meine Wohnung verlassen.

Es ist Sonntag früher Nachmittag, außer das kleine Café um die Ecke hat jetzt bestimmt nichts, erst recht keine Bar oder ähnliches, was er sucht, auf. Selbst die Bankfiliale in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle in meinem Viertel, zu der er mich lotst, ist versperrt und wir suchen die nächste Bank mit offenen Zugang zu einem Geldautomaten. Ich ahne es, er braucht mal wieder Geld ... so 500 Euro, um seine Rechnungen und Mahnungen zu bezahlen.
"But you have a job?" wir stehen vor dem Automaten.
"Please...", er ist mit seiner Arbeit nicht glücklich, er haßt seinen Job abgrundtief ... sowas mit Putzen und Nachtschicht vor Messe- und Konferenzveranstaltungen. Und seine alte Wohnung hat er auch nicht mehr, zu teuer die Bruchbude. Er wohnt jetzt zur Untermiete bei einem Bekannten in Grünau - dem großen Plattenbauviertel im Westen von Leipzig. Ich tippe die PIN in den Automaten und mache ihn wieder etwas glücklich.
"Shall we go to the city?"
"Yes, why not", vielleicht kann ich dort endlich irgendwo einen Kaffee trinken.
Wir nehmen an diesem sonnigen, freundlichen, azurblauen Spätsommertag im September die nächste Straßenbahn zum Hauptbahnhof ... hätte ich doch nur meine Sonnenbrille mit in die Handtasche gepackt. Die Sonne brennt beim Warten an der Haltestelle schon auf meine schwarzen Sachen. Er hat mit der Sonne kein Problem, er trägt eine hellgraue Fleecejacke und eine kurze hellgraue Hose ... und Turnschuhe ... und einen Rucksack, wahrscheinlich mit Sachen für seine Arbeit die nächste Nachtschicht.

Am Hauptbahnhof angekommen, überall sind zu viele Menschen um uns herum ... er stürmt hungrig in die Richtung der nächsten Fastfood-Lokale im Inneren des großen Bahnhofsgebäudes. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Warte pflichtbewußt an der roten Fußgängerampel vor dem Eingangsportal, während er schon vorausläuft. Die Ampel schaltet auf Grün, ich renne zu ihm in die Vorhalle um ihn einzuholen, halte meine Brüste fest ... hätte ich doch nur einen BH angezogen.
Wirklich haufenweise Menschen sind den Sonntag Nachmittag am Bahnhof unterwegs, alles ist übervoll. Während er an einer Fastfood-Filiale etwas für sich zum Essen bestellt, suche ich an den kleinen Ständen zwischen den Gleisen nach einem freien Verkaufsstand mit einem "Cappuccino-to-go". Mit dem heißen Pappbecher in der Hand setzte ich mich danach zu ihm an den Tisch in dem Fastfood-Restaurant. Er ist ruhig, wirkt nachdenklich, ißt einen Burger, die Pommes dazu mit Mayo auf dem Tablett verteilt.
"Let's go to Lindenau, I know a bar there."
Ich stimme zu, vielleicht finde ich dort einen Bäcker oder ein Café, mir ist jetzt irgendwie nach Kuchen. Er nimmt sich noch eine Dose Bier aus einem kleinen Supermarkt mit auf den Weg. Zurück an der übervollen Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof nehmen wir danach die nächste Linie in Richtung Westen von Leipzig. (Ende Teil 2/4)

[17.09.18 / 04:01] Sonntag Abend ... das war vielleicht ein Ritt, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Doch zuerst...

Sonnabend später Nachmittag in Leipzig, in meiner Wohnung. Schon ein komisches Gefühl, mich bei Tageslicht vor dem Badezimmerspiegel zu schminken. Etwas Kajal, etwas Lippenstift - diesen Abend ist in der Eisenbahnstraße das "Trans-Kulturelle Festival". Das mit dem "Trans" habe ich aber zuerst falsch verstanden, das ist keine Party für so spezielle Menschen wie mich - das bezieht sich einfach nur auf "Trans" wie in "Transsilvanien" oder "Transjordanien" oder ... wie irgend etwas anderes mit "Trans" als Vorsilbe (z.B. "transkulturell"). Ich ziehe mich aber trotzdem schick an: meine enge schwarze Jeans, das neue schwarze "tigha"-Shirt mit dem Aufdruck: "Not Afraid of Love" (dieser Spruch wird später immer deutlicher hervorscheinen) und meine schwarze Lederjacke für die Nacht ... und meine Stiefeletten natürlich (die mit den kubanischen Absätzen). Etwas Silberschmuck aus meinem abschließbaren Holzkästchen und ich bin raus aus meiner Wohnung. Weiter zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.

Überpünktlich, noch vor dem offiziellen Einlaß, erreiche ich kurz nach 18 Uhr die Festivallocation - das kleine Theater über dem Aldi-Markt irgendwo an der Eisenbahnstraße - in dem multikulturellen Viertel in Leipzig. Der Essensstand draußen wird schon eingerichtet ... es gibt afrikanische Küche, hoffentlich mit Kochbananen und Erdnußsoße.
An der Kasse des Theaters zahle ich meinen selbstgewählten "Spendeneintritt". Im Theater selbst ist es noch ganz leer, ich bestaune die gewölbeartige Deckenarchitektur des ehemaligen Lichtspielhauses aus der vorigen Jahrhundertwende (so um Neunzehnhundertnochwas). Der Wechsel des Fußbodenbelages vom Parkett zum Parterre und die ziemlich niedrige Decke läßt mich sofort auf die nachträglich eingezogene Zwischendecke schließen - das muß hier alles mal viel tiefer gewesen sein. Unter meinen Füßen befindet sich tatsächlich die Kaufhalle des Lebensmitteldiscounters - zu dem ich gleich im Anschluß gehe, meinen 50-Euro-Schein in Kleingeld für Getränke an der Bar und das afrikanische Essen draußen zu tauschen ... und eine Tüte Nüsse (für später die Nacht).
Wieder zurück in dem Theater beginnt das Festivalprogramm, ein Solo-Auftritt einer jungen Künstlerin mit Gitarre, ein paar Kurzfilme auf einer kleinen Leinwand (der aus Teheran hat mich total fasziniert) und der anschließende Auftritt einer ... psychedelischen Rockband, mit einem Gitarristen, der sich in endlose Feedbackorgien verliert und einem Jazz-Drummer sowie einem Bassisten, deren ganzer Auftritt irgendwie improvisiert wirkt. Bis hierhin ist alles noch in Ordnung, eine (möglicherweise schwangere) Performance-Tänzerin in einem schwarzen Catsuit tanzt vor der Bühne vor der spielenden Rockband, während an dem Deckengewölbe der Auftritt live über einen Beamer in "LSD-Vision" projiziert wird ... verzerrte, bunte Farben - das ist ein Happening! Laß es passieren! Mir liegt noch das frische afrikanische Essen von draußen im Magen ... leckere Kochbananen! In Reis, Bohnengemüse und frittierten Hefeteigbällchen.
In meinen ständigen Hin- und Herwechseln zwischen der Bar und dem Soli-Eisstand daneben, dem Bereich vor der Bühne und dem kleinen Areal draußen und dem Sammeln von Eindrücken vergeht die Zeit. Es ist dunkel geworden. Viele junge Menschen sind gekommen ... zu jung. Irgendwie alles sehr locker gekleidete Studentinnen oder so, ein paar junge arabische Männer (vielleicht aus dem Viertel, oder auch Studenten) ... und mich. Ich fühle mich plötzlich (mit Mitte 30) viel zu alt - und total overdressed. Fast hätte ich schon für den Abend ein elegantes Kleid angezogen und nicht diesen todschicken, avantgardistisch schwarzen Designerfetzen. Ich verberge den weißen Aufdruck auf dem Shirt mit meiner schwarzen Lederjacke und überlege, ob ich noch länger bleibe oder doch schon früher abhaue.
22:30 Uhr, die Technik der psychedelischen Band auf der Bühne ist schon längst abgebaut, die Gruppe der nächsten jungen Musiker und Musikerinnen wartet auf das "Go". Ich beobachte das Treiben auf der Bühne eine ganze Weile, ein Sextett, ein Septett ... ein Oktett, nein, doch wieder ein Sextett? Das lange Warten zermürbt nicht nur das Publikum sondern sehr wahrscheinlich auch die Musiker. Schade ... ich haue trotzdem vor dem Auftritt ab. Die angespielte Pausenmusik auf der PA läßt nichts Gutes für die anschließende Disko erhoffen. Hip-Hop? Reggae? Ich wollte doch nur zur arabisch-kurdisch-türkischer Musik "Dabke" tanzen ... und ich wurde den ganzen Abend auch von niemanden angesprochen. Wieder keine aufregende Nacht ... mit Sex.

Zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, zurück in meine Wohnung. Zurück ins Badezimmer und vor dem Spiegel das Make-up aus dem Gesicht waschen - und mir die üblichen Sprüche zuwerfen: "Hast du dich schon mal im Spiegel angesehen? Du bist nur eine potthäßliche, männergesichtige Transe. Kein Mann wird jemals mit dir Sex haben wollen - erst recht nicht, nachdem du dir das Ding da unten hast abschneiden lassen!" Ich verkrieche mich die nächste Stunde bis nach Mitternacht vor meinem Laptop sitzend an der Minibar und lasse ein Debian-Update laufen ... und esse einsam meine Tüte Nüsse aus dem Aldi-Markt fast halb leer. (Ende Teil 1/4)

[09.09.18 / 18:47] Hoffentlich pustet der Fahrtwind die Spinnweben weg - ich bin dieses Jahr schon mehr als doppelt so weit gefahren, wie die letzten beiden Jahre. (Bereits ganze zwei Tankfüllungen!) Endlich paßt mir auch die hochgeschnittene Lederhose der schwarzen Motorradkombi (für Damen), ohne unten herum zu drücken oder etwas einzuzwängen ... ich kann jetzt sogar den Reißverschluß rund um die Taille zumachen. Für die heutige 100km-Sonntagsausfahrt habe ich eine ziemlich anspruchsvolle Strecke ausgesucht, viele Kurven, viele Dörfer, viele kleine, leichte Hügel, auf und ab - und ständig die Hand an der Kupplung und den Fuß am Ganghebel. Hat Spaß gemacht. Und das neue "Buff" hat sich auch bewährt. Der Großteil der langen Haare liegt zwar verdeckt am Rücken unterhalb der Lederjacke - aber der Haarknoten (bzw. das Haargummi) am Zopf, zwischen Motorradhelm und Jacke, lag sonst immer frei und ich hatte ziemliche Mühe, das hinterher wieder durchzukämmen - mit dem teilweise elastischen Schlauchtuch um den Hals ist das jetzt kein Problem mehr.

Den Brocken weit hinten am südlichen Horizont der Harzvorlandschaft ... ich müßte eigentlich mal wieder längere Strecken mit dem Motorrad fahren.

[05.09.18 / 23:39] Soweit ist es gekommen ... von der Arbeit in die "Klapse", meine Einweisung in die Psychiatrie. Etwa zwei Stunden, von 10 bis kurz vor 12 Uhr den Vormittag, ging mein Vorgespräch in dem Fachklinikum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ... irgendwo in einem verlorenen Nest am A... - nein - Ende der Welt. Schon allein die komplizierte Anfahrt, über zwei fast gleich lautende Bundesstraßen und durch unzählige Ortsumgehungen, ohne irgendwelche Dörfer dazwischen als Orientierung, treibt mich fast in den Wahnsinn. Das Gespräch selbst lief dann wieder ganz entspannt. Ich habe meinen therapeutischen Lebenslauf dabei: "Jetzt zählen Sie mal die Wörter 'Suizid' und 'Selbstmord'!" (Genau 3x und 2x.)
Nachdem sich der Vormittagsnebel an diesem sonst freundlichen Septembertag gelichtet hat, sitze ich nach meinem Kennenlerntermin auf der Sonnenterrasse der Cafeteria auf dem schön grünen Klinikgelände und trinke erstmal eine Tasse Cappuccino - zusammen mit einem sahnigen Eclair als verspätetes Frühstück. Eigentlich ganz nett hier ... die paar Patienten, die ich so sehe, wirken auch gar nicht wie unter Drogen. Vielleicht bin ich demnächst mal für einen längeren Zeitraum, so 9 bis 12 Wochen, einfach weg. Nur die von der Psychologin bzw. Therapeutin (die, die das Gespräch geführt hat) erwähnte "Gruppentherapie" (bzw. Konfrontationstherapie) macht mir etwas Sorgen ... ob ich das durchstehe?

[02.09.18 / 23:30] Das Gespräch schwenkt um, auf das Thema Beziehungen ... seine und meine "Sex-Beziehungen" und die emotionalen Probleme, die das so mit sich bringt. Er spricht mich auf meine "kräftige" Stimme an - hat er einen Verdacht? Ich antworte ihm, daß ich Sängerin bin ... nicht professionell, aber der eine Sänger der letzten Band, mit dem szenetypischen, kaum verständlichen, tiefen Gesang aus der Kehle, hat sein Mikro weit nach oben gehalten - genau so habe ich auch meinen letzten Titel eingesungen und bewundere deswegen die Sänger (und Sängerinnen), die die Stimmlage einen ganzen Auftritt halten können. Er fragt weiter ... ob ich einen BH trage - natürlich nicht - ich bin flach. Ich muß mich da nicht einzwängen oder ein Riesengewicht mit mir rumschleppen. Wenig später die Nacht wird mir bewußt, daß er wahrscheinlich meinte, ob ich da etwas "aufpolstere".
Die nächsten Minuten draußen vor dem Club in der Kälte der Nacht, geschützt vor dem Nieselregen durch ein kleines Vordach und einer Laterne vor dem Eingang, gesellen sich immer mal wieder weitere zwei Gäste, mehr oder weniger stark betrunken oder bekifft, zu der kleinen Runde dazu. Letztendlich stehen wir dann aber doch wieder alleine ... mir ist kalt - und ich muß nach den ganzen Gläsern Wasser dringend eine Toilette aufsuchen. Wir beschließen, kurz wieder reinzugehen, den Becher- (bzw. Bierflaschen-) Pfand einzulösen - und ich suche die Toilette auf einer der Etagen des alten Lager- oder Fabrikgebäudes, die ich bei meinen letzten Konzertbesuchen nie gefunden habe ... schon wieder neue Räumlichkeiten entdeckt.

Er wartet auf mich auf einer Bank vor der Damentoilette (Frauen brauchen da etwas länger), danach verlassen wir den Club. Ich habe keine Ahnung, was die Nacht noch so passieren könnte, lasse mich einfach treiben ... alles ist möglich. Er begleitet mich durch die dunklen Straßen die paar 100m zu meinem Auto. Er ist an Sex interessiert ... ist sich aber nicht sicher, wo er bei mir gelandet ist. Das Gespräch kommt noch einmal auf meine kleinen Brüste zurück ... ich lasse mich abtasten - "Ich mag meine kleinen Brüste, ich habe damit kein Problem." Wir laufen weiter, bleiben stehen, er faßt mir in den Schritt, läßt seine Finger in meine Jeanshose und meine Unterwäsche gleiten - das hat bis jetzt noch nie jemand bei mir versucht. Ich bleibe entspannt, er scheint erleichtert zu sein, als er das obere Ende meiner Schamlippen ertastet ... hat er etwas anderes erwartet?
Zurück an meinem Auto, ich setze mich auf einen Fahrradständer daneben, er lehnt sich gegen meinen Kofferraum. "Eigentlich mache ich das nicht, jemanden mit in meine Wohnung zu nehmen ... das heißt ... naja, eigentlich doch", ich bin vorsichtig. Er spricht mich auf sein Genital an, es ist etwas größer und könnte bei mir wehtun. Er fragt, ob ich Gleitcreme bei mir zu Hause habe. Ich antworte: "Du bist nicht mein erster Marokkaner ... aber", er mag das Wort aber nicht, "ich habe da vorne nur eine ganz kleine Öffnung." Verlegen spreize ich die eine Hand aus und zeige mit den zwei Fingern der anderen Hand, wieviel von dem Zeigefinger der einen Hand wohl in meine Vagina hinein passen könnte. "Aber ich habe ja noch mein bestes Stück!" entgegne ich und fasse mir dabei flirtend an mein Hinterteil.
"Bist du operiert?"
Auf seine Frage hin, verändern sich meine Gesichtszüge, "Wenn du das so genau fragst ... ja."
Und plötzlich bin ich für ihn nicht mehr als ein schwuler Mann - zwar operiert, aber immer noch ein schwuler Mann.
"Ich bin nicht schwul, ich stehe nicht auf Männer, ich ficke keine Ärsche - das ist haram!"
Gefaßt höre ich mir seine Begründung an. "Haram" - das kenne ich schon von dem Tunesier. Ich respektiere seine Religion, seine Werte, die Bierflasche in seiner Hand. Einerseits bin ich betrübt, daß er mich doch wegen meiner Trans-Vergangenheit ablehnt, andererseits habe ich doch etwas Angst, daß er jetzt wütend werden könnte, weil er zuviel Zeit und Energie mit mir verschwendet hat. Er kennt da noch eine Bekannte, zu der er jetzt gehen könnte, um seinen "Druck abzulassen", seinen "Samenstau". Ich bin es leider nicht.
Wir trennen uns, im freundlichen Auseinandergehen ... vielleicht hätte ich lieber mein Papierschild mit der Aufschrift "Trans Pride" vom vorletzten CSD aus meinem Kofferraum nehmen sollen und hätte es den ganzen Abend schön sichtbar vor mir her tragen sollen - damit alle Männer sofort wissen, was ich bin. Ich dachte bei ihm schon, er wäre enttäuscht, er wäre einer dieser Männer, die auf das "besondere Extra" unten herum bei Transfrauen stehen - das ich jetzt nicht mehr habe. Aber er hat mich aus dem anderen Grund abgelehnt. Ich war so in meiner Erwartung drin, daß ich niemals mehr meine männliche Vergangenheit erwähnen muß, daß ich mich einfach so bei einem One-Night-Stand nackt ausziehen kann, ohne daß irgend etwas auffällt. Meine Stimme hat mich letztendlich verraten.

Zurück in meine Wohnung. An einer dieser Säulen mit der großer Analoguhr, überall in Leipzig verteilt, sehe ich die Zeit - 5:30 Uhr den Sonntag Morgen. Als ich mein Auto in der Straße vor dem Wohnhaus parke, kündigt sich schon im leichten dunkelblauen Ton die Morgendämmerung an. Zurück ans Waschbecken, vor dem Spiegel den schwarzen Kajal aus den Augen waschen. Zurück in mein Bett, mein Telefon liegt tatsächlich noch auf dem Bartisch in der Küchenecke ... ich schalte es ein - keine Nachricht von meinem Freund. Und es bleibt auch den Sonntag Nachmittag stumm. Dabei habe ich extra für ihn und mich Brötchen und einen Mango-Lassi gekauft, zum Frühstück, und "Halawa", das süße Zucker-Sesam-Gemisch - falls er nach der Frühschicht bei mir vorbeikommt ... ich muß es den Sonntag Mittag alleine essen. (Ende Teil 2/2)

[02.09.18 / 23:29] Zurück in Leipzig ... die große Yucca-Pflanze sieht noch ganz gut aus und bekommt einen neuen Übertopf, den ich unterwegs gekauft habe. Der kleine Ficus dagegen, ist wahrscheinlich bis hinunter auf den Wurzelstamm hin. Zurück zu meinem geparkten Auto unten in der Straße, ich sammle alle leeren Wasserflaschen auf der Beifahrerseite ein und tausche sie in der Kaufhalle um die Ecke gegen den Pfand, ein paar Brötchen, einen Couscoussalat und eine kleine Packung Hummus zum Abendessen. Diesen Sonnabend Abend ist in Connewitz das Soli-Konzert für die Seenotrettungsschiffe im Mittelmeer.
Nachdem ich eins meiner mitgebrachten Brötchen und den Salat aufgegessen habe, mache ich mich ausgehfertig ... Kajal, Lippenstift, die schwarze Jeans, das neue schwarze Spaghettiträgertop - und den Silberschmuck. Gefühlt eine halbe Ewigkeit bin ich so nicht mehr nachts ausgegangen (das letzte Mal im Juni in Berlin). Es könnte kalt werden, ich ziehe auch meine schwarze Baumwolljacke im Bikerstil an und gehe anschließend zu meinem Auto ... keine Ahnung, wann die Konzerte anfangen oder wann sie aufhören - eine Straßenbahn fährt dann bestimmt nicht mehr. Ich fahre einfach so in den Südteil von Leipzig und lasse mich überraschen (ich habe nicht mal einen Papierflyer für die Veranstaltung).

21:30 Uhr, Sackgasse, eine Baustelle auf der Straße versperrt mir den Weg zu der Konzertlocation und ich muß ein paar 100 Meter entfernt parken. Als ich das große Gebäude in dem Hinterhof erreiche (das mit dem Charme eines linksalternativen, besetzten Hauses - ich war hier schon ein paarmal), sind noch kaum Menschen da und die Kasse scheint auch nicht besetzt zu sein - ich bin zu früh. Wahrscheinlich ist der Einlaß erst gegen 22 Uhr. Egal ... gleich daneben gibt es ja dieses kleine, exklusive vegane Restaurant, das noch bis spät geöffnet hat.
In dem Restaurant - vielleicht ist es auch nur ein Bistro - studiere ich die Getränkekarte und die Menükarte ganz genau, nach meinem veganen Nudelauflauf den Mittag fehlt mir noch ein nettes, kleines Dessert ... Schoko-Brownies, das hört sich lecker an, das bestelle ich. Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke des Ladens und die freundliche Bedienung bringt mir nur wenig später den süßen Nachtisch und eine Limonade - mit Anisgeschmack, Eis und ein paar orangefarbenen Früchten.
Meine schwarze Handtasche liegt neben mir auf der Ecksitzbank, immer wieder schweift mein Blick darauf ... nehme ich das Telefon aus der Tasche? Warte ich auf eine Nachricht von meinem Freund? Ich kann mich nicht zurückhalten, ich muß nach dem Telefon greifen - und suche es in meiner Handtasche ... es ist nicht da! Ich habe es tatsächlich in meiner Wohnung auf der Minibar liegenlassen! Ich muß schmunzeln ... endlich bin ich mal befreit von dem Zwang, ständig auf mein Telefon schauen zu müssen - auf dem ja doch nie eine Nachricht angezeigt wird. Ich fische mit einem kleinen Holzstäbchen die Früchte (Kumquats?) zwischen den Eiswürfeln aus meinem leeren Glas, bezahle die Rechnung und laufe dann wieder zurück zu dem Club um die Ecke in dem Hinterhof - jetzt sind da schon ein paar mehr Leute und die Kasse am Eingang ist auch besetzt.

Eine Soli-Party ... den Eintrittspreis kann ich selbst wählen (aus einer festgelegten Spanne unterhalb von 10 Euro), an dem Stand für Papierflyer daneben bleibe ich länger stehen und bewundere all die vergangenen Termine und Veranstaltungen, die ich verpaßt habe - ein paar dieser kleinen Zettel sammle ich trotzdem ein. Ich bewundere weiter die ganzen Plakate an der Wand, bevor ich den kleinen Saal mit der Bühne und der Bar betrete. Neu ist der Informationsstand für den Verein der zivilen Seenotrettung und die "Benefiz-Cocktailbar" gleich daneben, die paar Tische (und die Spendendosen) wurden extra aufgestellt. Ich lasse mir an der Cocktailbar eine nichtalkoholische Alternative aus Cola und Tonic mixen - und der erste Euro für den Becherpfand geht wenig später in die Spendenbox.
Drei Konzerte, drei Bands aus dem *core-Umfeld. Ich hatte den ganzen Tag schon Zweifel, ob das nicht ein bißchen "zu hart" für mich ist, so als Waver - aber das Publikum ist gut. Meine spitzen, absatzlosen Pikes fallen unter den ganzen Turnschuhen gar nicht auf (ich glaube, das sind diese speziellen, szenetypischen, bequemen Basketballschuhe) - und endlich sehe ich mal wieder Menschen mit Nietengürteln (so wie ich). Von der tanzenden Pogo-Gruppe (oder hier wohl "Moshpit" genannt) vor der kleinen Bühne halte ich mich trotzdem fern. Getränkenachschub gibt es an der Bar hinter mir, die Mitarbeiter sind so freundlich, und schenken mir klares Leitungswasser in meinen Becher ein. Ich danke es und hinterlasse ein paar Münzen in der Spendenkiste für die "Refugees" (und ein weiterer Euro geht später noch in die Spendendose für die Seenotrettung ... im Austausch gegen ein veganes Wrap).

Als die Auftritte der Bands durch sind - ich habe keine Ahnung, wie spät es ist - fängt die Tanzveranstaltung für danach an. Ein DJ, ein Tisch, ein "Lichteffekt-Glitzer-Ding" (und die Discokugel über der Bar). Ich stehe so etwas abseits ... warte auf Musik zum Tanzen, eigentlich wollte ich nach den Auftritten der Bands wieder abhauen, als ich von jemanden angesprochen werde. Ich kann ihn mit der lauten Musik im Hintergrund kaum verstehen, aber er scheint mit einer kleinen Gruppe von Menschen nach den Konzerten hier angekommen zu sein - anders als seine Begleiter (eine Frau, noch eine Frau, ein paar per Handschlag grüßende Männer) sieht er nicht so einheimisch deutsch aus (ich Rassist!) - er könnte nordafrikanisch sein.
Er lädt mich immer wieder ein zum Tanzen (ich tanze doch schon, mit meinen Minimalbewegungen), will mir etwas zu trinken von der Bar holen (ich hole mir mein Glas Leitungswasser selbst) und versucht ein Gespräch mit mir anzufangen und möchte mich näher kennenlernen (wirkt dabei aber nicht aufdringlich). Erst als er mich auf eine Zigarette zum Rauchen nach draußen einlädt, willige ich ein (vielleicht hätte ich auf der Tanzfläche nicht meine Jacke ausziehen sollen, das Spaghettiträgertop ist doch zu tief ausgeschnitten).
Endlich draußen, auf dem Hinterhof mit dem schummrigen Licht können wir uns besser unterhalten. Er ist Marokkaner - aber in Frankreich geboren - lebt schon etliche Jahre in Deutschland bzw. Leipzig und ist für diesen Abend das erste Mal in dem Club, seine Begleitung hat ihn hierher geschleift. Ich dagegen, bin erst seit zwei Jahren in Leipzig - aber den Club kenne ich schon mindestens 10 Jahre. Es stellt sich heraus, daß er ursprünglich studiert hat und Ingenieur ist (ich auch) und wir denselben Arbeitgeber (ein namenloser Konzern) haben bzw. hatten ... er wurde wegen persönlicher "Differenzen" entlassen und macht jetzt eine Umschulung (wahrscheinlich ist er deswegen in Leipzig gelandet). Es fängt an, zu nieseln, ich schließe den Reißverschluß meiner Jacke. (Ende Teil 1/2)

[02.09.18 / 23:28] Nudelauflauf (vegan): Tomaten vierteln, Paprika in Ringe schneiden, Knoblauch in dünne Scheiben schneiden, Chili zerkleinern. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Knoblauch + Chili + Kreuzkümmel dazugeben, Aromen entfalten lassen. Tomaten und Paprika dazu + Koriander, Thymian, Salz und Pfeffer. In einem anderen Topf ein halbes Glas Wasser aufkochen, (vorher) einen Teelöffel Kichererbsenmehl dazugeben und verrühren. Gekochte Nudeln (vom Tag zuvor, die italienischen ohne Ei und mit Hartweizengrieß) mit in den Topf rühren (im Idealfall verteilt sich die Kichererbsenmehlschwitze und haftet sich an die Nudeln). Tomatensoße in den Topf dazu + frische Basilikumblätter, alles durchrühren und vermengen. Währenddessen eine Auflaufform einölen und den Backofen vorheizen. Alles aus dem Kochtopf in die Auflaufform gießen und danach das fertige Gemisch in der Auflaufform in den Backofen stellen, bei Umluft und 200°C etwa 25 Minuten backen. Fertig, wenn alles aussieht wie frisch und knusprig aus dem Tandoori.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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