morgana81 - gothic transgender

In eigener Sache (mit Triggerwarnung):

[26.09.21 / 23:38] In eigener Sache (mit Triggerwarnung):

Du planst Dich umzubringen? Es gibt bestimmt tausend gute Gründe, die dafür sprechen, denen ich Dir nicht im Weg stehen will, aber … Die zermürbende Transphobie, derer Du ausgesetzt bist, all die Diskriminierung, und das Mobbing, das Scheitern an der Gesellschaft, die fehlende Akzeptanz, vielleicht sogar der Stillstand Deiner Transition und das sich verloren fühlen im bürokratischen Machtsystem – ist kein guter Grund.

Tue es nicht!

Es zerreißt einen das Herz, auf Mahnwachen und Gedenkveranstaltungen, der Worte ringend, in Trauer zurückgelassen zu werden, zu wissen, das hätte jetzt nicht sein müssen. So viele Transfrauen sind von uns gegangen, zu viele.

An die Mitmenschen, bleibt achtsam, geht auf Sie zu, wenn ihr etwas spürt. Sie wird es verneinen, aber allein Ihr wissen zu lassen, daß wir da sind, ist schon ganz viel wert.

[24.02.19 / 23:13] Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 3:

Do 07.02.19 Wieder zurück in Tagesklinik! Anfangs ein gutes Gefühl, aber im weiteren Tagesverlauf erschreckend mit anzusehen, wie nacheinander jeder in der Therapie (Gruppengespräche) "geknackt" wird.
Was mich persönlich beschäftigt, was ich noch weiter verarbeiten muß: Mein Aufenthalt in der "Geschlossenen" und das Realisieren des "Eingesperrt sein".

Fr 08.02.19 Ich war da schon einmal, wo ich jetzt wieder bin - 2004/2005 habe ich ihr [meine italienische Affäre, Anm. der Verfasserin] online meine düstere Internetseite gezeigt, in Internetchats meine dunklen Gedanken plötzlich und unerwartet offenbart, meine ganzen, immer wiederkehrenden Selbstmordgedanken. Ich habe mich nie in Sie hineinversetzen können, wie sehr Sie das schockiert, wie sehr Sie Angst um mich - und vor mir - haben könnte. Ihre Distanz zu mir wurde immer größer. 10 Jahre grübeln, 10 Jahre Kontakt zu anderen Menschen meiden. Nie wieder stürze ich jemanden so sehr in den Abgrund (oder ziehe sie mit runter) wie Sie.
Jetzt habe ich schon wieder so einen Mist gebaut und bin mir den Folgen immer noch nicht bewußt - nochmal 10 Jahre Iso-Haft.

Vergrübeln - verdrängen - ausgraben - vergrübeln...
15 Jahre

Mo 11.02.19 In Erwartung der Woche: Mittwoch Gespräch mit Vorgesetzten? Donnerstag Nachmittag schon zwei Stunden arbeiten? Ich bin nicht da und habe den Donnerstag Nachmittag wieder einen von meinen Kosmetikterminen (Bartschatten entfernen) - gleich wieder zwei neue Minusstunden.

Di 12.02.19 Wieder Arbeiten gehen - tue ich mir das wirklich wieder an? Vielleicht spalte ich dafür eine neue (männliche) Teilpersönlichkeit ab, die den ganzen Mist stumm erträgt. Meine weibliche Seele schreit laut auf: "Wo bin ich hier ?! Was mache ich eigentlich hier?!"
Mitarbeiter: "Ah ... wieder da?"
Ich: "Ja, bin wieder da." (Und das sind die einzigen Wörter, die ich die ganze Woche sprechen werde.)

Mi 13.02.19 Status: Zurückgezogen, stumm, leise, bin nicht wirklich in Gedanken da, angespannt, Angst - warten, auf was passiert - 15:30 Uhr der Termin auf Arbeit. (Immerhin fahre ich -nicht- die Baumallee dahin.)

Do 14.02.19 (Mi 13.02.19) Nachtrag: Ich freue mich, meine alten Kollegen wiederzusehen. Danach Gespräch mit dem Vorgesetzten.
Variante 1: Ich arbeite wieder (sehr unwahrscheinlich).
Variante 2: Alles ist so wie vorher (sehr wahrscheinlich) + Kündigung wegen mangelnder Leistung.
Variante 3: Der Aufhebungsvertrag mit Freistellung.
Ich soll die zwei Stunden pro Tag projektgebunden arbeiten, wenn da nichts kommt (keine Arbeitsergebnisse), bin ich raus.

Fr 15.02.19 (Do 14.02.19) Kurz vor Sonnenuntergang auf Arbeit aufgetaucht - und anderthalb Stunden damit verbracht, mein abgelaufenes Paßwort zu ändern und zu erkennen, daß mein PC im Firmennetzwerk nicht mehr erkannt wird (kein Zugriff = nicht arbeitsfähig).

Mo 18.02.19 Das Wochenende zwei Nächte schlaflos bzw. erst um 5 Uhr morgens einschlafen, unruhig im Bett hin und herwälzen wegen der Arbeit - alles wieder wie vorher - die fünf Monate dazwischen + Therapie haben nie existiert.

Di 19.02.19 Die Arbeit kommt mir fremd vor, Gedanken: "Bin ich hier noch richtig?" Zwischen meiner Arbeit als "Softwareingenieur" - die überhaupt nichts mit Programmieren zu tun hat, und bei der auch nichts Produktives entsteht - und meiner kleinen Hobby-Programmiertätigkeit zu Hause (bei der ich mich immer für ein paar Stunden darin verlieren kann und ein paar Code-Zeilen schreibe) - liegen Welten.
Pläne / Ideen für danach:
- Bei einem Start-up anfangen und irgendwo in der Welt mit meinem Laptop als "Digital Native" arbeiten (am liebsten von Tel Aviv aus - Hebräisch lernen).
- Ein kleines Café eröffnen.
- Gelegenheitsjobs, Callcenter, Bäckerei-Tresen-Aushilfe.
- Für meinen (On-Off-)Freund anschaffen gehen (seine und meine Idee).

Mi 20.02.19 "Was mache ich hier?" Die Arbeit, wenn ich welche hätte, ist todlangweilig - in meinem speziellen Fall leider keine Redewendung, sondern bitterer Ernst. Zwei Stunden, 16:30 - 18:30 Uhr, kaum noch Mitarbeiter da (einer vielleicht), Computer anschalten, Windows-Sanduhr und Zeitanzeige anstarren ... (2h), Computer ausschalten.

Do 21.02.19 Was ist, wenn das mit Leipzig nur eine Scheinwelt ist, die nicht real ist - wenn ich da so glücklich bin, dann kann sie gar nicht real sein. Die andere Welt, meine Arbeitswelt, so irrational, so unwirklich - ich bin nicht mal mehr körperlich dort präsent, ein seelenloser Zombie-Geist. Ich schaue den Abend (Donnerstag) in den Spiegel und erkenne mich selbst nicht mehr.
Todo:
- Aufhebungsvertrag ins Rollen bringen - OK
- Bewerbungen schreiben - ...
(Wieder 250 Bewerbungen, 100 Absagen? Davon lasse ich mich nicht kaputt machen.)
Noch eine Idee für danach: Ich baue mir ein Netzwerk von Männern auf und schlafe mal hier und mal dort (mit Essen). Zu etwas vollkommen Anderem ... Therapieende? Was ich mitnehme - Selbstmordgedanke versus Gegengedanke: "Kann ich mit dem Scheiß jetzt endlich aufhören?!" (Therapieziel erreicht.)

Fr 22.02.19 Ich bin raus ... Entlassung in die große Unbekannte. Verabschiedung von den Mitpatienten ... sehr emotional (auch wenn ich mir nichts anmerke lasse). Gespannt auf das 20-Minuten-Lehrvideo/Interview mit dem Prof. und mir den Vormittag - für die Studenten, die etwas über Transsexualität erfahren wollen.

Andrea, Ex-Psychiatriepatientin

(Ende Teil 3/3)

[24.02.19 / 23:12] Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 2:

Mi 02.01.19 Erster Tag nach der Pause Weihnachten / Silvester, Gruppenvisite, 15 mg Mirte Schmelztabletten nicht genommen (erste Einnahme - intensive Träume), stattdessen meine 7,5 mg "Aurobindo" (wie Ashram in Indien), Therapietreue? Nachmittag das Gespräch mit dem Psychologen: Ich bin für andere formbar, versuche allen gerecht zu werden - brauche mehr Ecken / Kanten / Widerstand, mal Nein sagen. (Unbewußte Rebellion am Arbeitsplatz durch ständiges Zuspätkommen?)

Do 03.01.19 In der Therapie düstere Krakelbäume malen (mit Krähen).

Fr 04.01.19 Nur Gruppengespräche, schwierig, Konzentration zu halten.

Mo 07.01.19 Ich als Puffer zwischen meinen Eltern? Konflikt in der Gruppe wegen Ergo, schlechte Schwingungen.

Di 08.01.19 Visite: Schlaf (halbwegs) normal 22-6 Uhr.

Mi 09.01.19 Mit der Gruppe ein "Flugzeug" bauen - ich: "Chefstewardeß", Verantwortung? (Im Falle eines Absturzes?) Mittler zwischen Bordmannschaft und Fluggäste? (Wollte eigentlich nur die Sicherheitsunterweisung machen.)

Do 10.01.19 Wir sitzen alle als "Happy Smilies" in einem Flugzeug, das brutal abstürzt - Kurskorrektur!

Fr 11.01.19 Ich bin ein Geist - Fremdwahrnehmung vs. Eigenwahrnehmung.

Mo 14.01.19 Verhaltensanalyse (Kognitive Verhaltenstherapie):

Situation -> Gedanke -> Körper -> Verhalten
Verhalten -> Körper / Gedanke

Kurzfristige Konsequenz (Vermeidung) = Positiv
Langfristige Konsequenz (Selbstenttäuschung) = Negativ

Di 15.01.19 Noch vier bis sechs Wochen Therapie, Pläne für danach ...? Wieder Arbeiten gehen und nichts hat sich geändert - neue Arbeit suchen, wegziehen. Ich sehe in meiner jetzigen Arbeit keine Zukunft mehr für mich.

Mi 16.01.19 (Schlaf = mit Tabletten einschlafen + mit Wecker aufwachen) Aufstehen fällt immer schwerer früh morgens, Visite gestern (wieder arbeiten gehen und nichts hat sich geändert, deprimierend) - Sinnfrage der Therapie. Danach Tanzen - Führungsrolle - unbewußt aufrechte Ganghaltung.

Do 17.01.19 Neue Basistherapie MS (doch keine Eskalationstherapie - alles in Ordnung).

Fr 18.01.19 (Ohne Eintrag. Alles entspannt, in Erwartung des Wochenendes, war den Freitag in der Gruppentherapie nicht dran - dafür den Montag ...).

Mo 21.01.19 Deswegen bin ich hier - um mich von dem blöden Gedanken abzubringen: "Ich kann nichts, Bewerbungen / Jobsuche in Leipzig sind für'n Arsch - ich verkaufe einfach meinen Körper und werde Escort!" + psychischer Absturz und Selbstzerstörung.

Di 22.01.19 (Montag Abend) Der männliche Teil meiner Persönlichkeit ist - in Gedanken - 2012 aus dem Fenster im siebten Stock eines Hotels in Genua gesprungen und hat sich symbolisch umgebracht, der weibliche Teil in mir - die "femme fatale" - hat dann den größten Teil meiner Persönlichkeit übernommen. Wenn Sie jetzt dekonstruiert wird und wegbricht, was bleibt dann noch von mir über, außer einer leeren Körperhülle auf Autopilot? (War den Abend in Auflösung.)

Mi 23.01.19 Seit Montag (mein Gespräch in der Gruppentherapie) bin ich nur noch aufgewühlt und mit meinen Gedanken in der Vergangenheit. Achtsamkeit: Ich habe immer wieder durch flüchtige Sexkontakte meinen Körper und meine Seele weggeworfen (nur um für einen Moment nicht allein zu sein und Bestätigung von irgend jemanden zu bekommen).

Do 24.01.19 Nachdem ich das vom Montag halbwegs wieder verarbeitet (und verdrängt) habe, kommt Donnerstag noch eine Einzelgesprächsstunde. Permanentes hin und herwechseln zwischen meinen zwei Welten = Selbstzerstörung. (Aber meine Transsexualität wird niemals in Frage gestellt!) Auf Linie bleiben, Disziplin.

Fr 25.01.19 Ich spalte einfach mein Ich auf, in einen (psychisch) gesunden Teil und einen zu vernachlässigenden Teil? Persönlichkeitsspaltung funktioniert nicht bewußt!

Mo 28.01.19 Das Wochenende wieder rückfällig geworden und zwei Nächte (bis 4 oder 5 Uhr morgens) vor dem Computer durchgemacht. Thema der Woche? (Nachtrag: Einträge der letzten Woche = meine Leipzig-Persönlichkeit.)

Di 29.01.19 Ich bin noch nicht soweit! Euch ist schon bewußt, daß ich niemals auf Arbeit auftauchen werde? OK - bevor ich mein Auto auf der Fahrt dorthin gegen den Baum setze, fahre ich lieber gleich durch nach Leipzig. BEM [Betriebliches Eingliederungsmanagement, Anm. der Verfasserin] - beim Gedanken dorthin (die Arbeit) wieder zurückzukehren, kann ich (etwa) eine Stunde lang meine Tränen nicht zurückhalten und muß pausenlos flennen (dazu liegen also überall diese Kisten mit den Tüchern rum). (Schön, daß wir dieses versteckte Trauma aufgedeckt haben.)

Mi 30.01.19 Ich habe richtig Angst davor, auf Arbeit zurückzukehren. Die vernünftige Lösung ist vielleicht nicht immer die richtige Lösung. Warum dieser emotionale Ausbruch beim Gedanken an meine Arbeitsstelle? Warum immer der Flucht- und Selbstmordgedanke - in Verbindung mit meiner Arbeitsstelle? Was ist dort so dermaßen schiefgelaufen, daß ich letztendlich in psychischer Behandlung gelandet bin? Mobbing durch Führungsetage? Rausekeln wegen MS-Behinderung und Kündigungsschutz? Isolation + beschissene, stumpfsinnige Aufgaben? Als ich da noch als männlicher Mitarbeiter angefangen habe, war das noch anders. Seit meinem Wechsel zur Frau - Probleme: "Wenn 'er' nicht operiert ist, dann muß 'er' auch die Männertoilette benutzen." (Das einzige Mal, daß ich das auch hinter meinem Rücken mitbekommen habe, mir zugetragenes Kommentar des damaligen Führungschefs.) Seit bei dem Namenswechsel zu "#######" [ein deutscher Konzern, Anm. der Verfasserin] - von mir nur als "feindliche Übernahme" betrachtet - einige unbequeme Mitarbeiter gehen mußten, darunter auch die einzige andere Frau im Team, deren Verlust mich sehr getroffen hat, fühle ich mich in der Firma nicht mehr wohl. Ausgrenzung, keine Bestätigung meiner Arbeit, immer nur Kritik, angehäufte Minusstunden, alles stumm ertragen, Sprüche: "Jeder mittelständische Betrieb hätte Sie schon längst gekündigt!"
(Beschissene Opferrolle, alles reinfressen, jeden Tag erdulden, jeden Tag meine ausgewählten Bäume auf der Allee dorthin zählen: Hallo Baum Eins, hallo Baum Zwei, hallo Baum Drei ... stehen optimal, um mit dem Auto da reinzukrachen.)

Do 31.01.19 Ausflug mit der Gruppe in den Park bei schönstem Wetter - bleibt in Erinnerung als das Therapie-Highlight.

Fr 01.02.19 Vorsatz: Das Wochenende nicht wieder die Nacht vor dem Computer sitzen. (Nachtrag: Freitag + Sonnabend nur bis Mitternacht.)

Mo 04.02.19 Ich habe Scheiße gebaut und einen Selbstmordplan im Internet veröffentlicht (mein "Internet-Avatar" stirbt ständig 1000 Tode). Resultat: Wurde den Sonntag von der Polizei abgeführt und mußte eine Nacht in der Geschlossenen verbringen (von Sonntag auf Montag), ungewohntes und bedrohliches Gefühl, eingesperrt zu sein.

Di 05.02.19 (Ein Tag ausruhen.)

Mi 06.02.19 Wieder zurück in Tagesklinik?

(Ende Teil 2/3)

[24.02.19 / 23:11] Das komplette Psychiatrietagebuch, Teil 1:

Mi 12.12.18 Erster Tag, Einweisung, Rundgang durch die Räume der Tagesklinik, Wochenplan, Fragebogen ausfüllen, ähnlich therapeutischer Lebenslauf. Schlaflose Nacht. Abhauen? Flucht? Bin doch hingefahren. Mirtazapin abends, Hormone von Abend auf Nachmittag verlegt.

Do 13.12.18 Vier Stunden Schlaf 1-5 Uhr. Einführung Ergotherapie, Räucherstäbchenhalter aus Ton basteln. Musiktherapie Tabla trommeln. Einblick in geschlossene Psychiatrie, vergitterte Treppenaufgänge.

Do-Fr 14.12.18 Normal-Schlaf.

Fr-Sa 15.12.18 Null-Schlaf (wegen Hotel-Kopfkissen) [Anm. der Verfasserin: kurzer Wochenendausflug nach Kassel].

Sa-So 16.12.18 Guter Schlaf 23-8/9 Uhr.

So-Mo 17.12.18 Vier Stunden Schlaf 5-9 Uhr, ab 11/12 Uhr in Tagesklinik, alles vom Vormittag verpaßt. Gedanke: Alles hinschmeißen, Therapie abbrechen, Arbeit kündigen, woanders wohnen und neu anfangen? (Job im Callcenter?)

Mo 17.12.18 Normal-Schlaf 23-6 Uhr, Mirtazapin 15 mg (den Tag nur Visite).

Di 18.12.18 (Normal-Schlaf 22-6 Uhr) Tanztherapie, Streßball zum Quetschen, über beschissene Arbeit erzählen. Tanzen = Lustig. Mit Gruppe tanzen - bin sonst Einzeltänzer in der Disko. Das Spiel mit einem Stuhl weniger als Teilnehmer - Stühle außerhalb Blickfeld = kein Streß entstehen lassen.

Mi 19.12.18 Psychotherapie wird auf die kurze Zeit nichts bringen (Langzeittherapeut suchen), das Schlafproblem kann nur mit Medikamenten behandelt werden.

Do 20.12.18 Hohe Dosis Mirte 15 mg, 10 Stunden Schlaf / Bewußtlos 22-8 Uhr, Wecker nicht gehört - verschlafen. Vormittag-Mittag Weihnachtsmarkt + Kaffee und Kuchen, Gruppenteilnehmer näher kennenlernen, lustig (mal lachen).

Fr 21.12.18 Drei Stunden Schlaf 4-7 Uhr wegen Erkältung, wieder eine Stunde zu spät in Tagesklinik.

(Ende Teil 1/3)

[11.02.19 / 21:30] Psychiatrie-Update #4 - Ich bin wieder drin, im "Tagesklinik-Roulette" ... nach meinem kurzen Ausflug in die "Geschlossene". Was bleibt, ist dieses beklemmende Gefühl des Eingesperrt seins. Wie ich den Abend zuerst den ganzen, hell beleuchteten, u-förmigen Gang in der Station mit den Patientenzimmern abgelaufen bin, nur ein paar Meter vor und zurück. Die Wände, die verriegelten (oder gar nicht zu öffnenden) Fenster, die verschlossene, gläserne Eingangstür, die Dunkelheit der anbrechenden Nacht dahinter, diese winzige, beengte, abgeschottete Welt. Und der kleine Innenhof, wie ich mehrere Minuten (oder eine Stunde) mit meinem schwarzen Mantel und den Händen in den Taschen nur so dastehe, den Kopf nach oben in den freien Nachthimmel gerichtet, meinen in der Kälte kondensierenden Atem beobachte. Ich bin eingesperrt ... ich weiß nicht, ob ich den nächsten Tag, oder wann ich hier wieder rauskomme, weiß nicht, ob ich überhaupt rauskomme, oder wie lange ich hier drin bleiben muß.
Eine schlaflose Nacht. Das Fenster neben meinem Bett in dem Patientenzimmer läßt sich nur einen Spalt öffnen ... dahinter befindet sich ein Metallsieb, aus dem etwas kühle Frischluft hereinkommt. Die gepflasterten Wege vor den Fenstern draußen sind durch Laternen hell erleuchtet, das große Nachtlicht neben der Zimmertür läßt sich nicht ausschalten, alles strahlt in einem kühlen, schummrigen Licht. Ich versuche notdürftig das Nachtlicht mit dem Mülleimer davor und meiner Überdecke abzudecken.
Der nächste Tag, an einem Süd-Ost-Fenster in dem kurzen Gang tauchen ein paar Sonnenstrahlen auf, ich habe mein Telefon aus dem Stationszimmer holen können. Verzweifelt taste ich jede Ecke des Fensters ab ... kein Netz, das ganze Gebäude ist abgeschirmt - alle Mitpatienten telefonieren auf dem kleinen Innenhof, die einzige Stelle, an der man noch Empfang hat. Ich versuche auf dem Hof telefonisch Kontakt zu der Außenwelt aufzunehmen, probiere ein paar Nummern - wer kann mich hier rausholen? Klingt dramatisch ... aber für mich ist das neu, ich hatte noch nie die Erfahrung, plötzlich nicht mehr "frei" zu sein. Meine Hoffnung: die Polizisten bzw. der Notarzt den Tag zuvor auf dem Revier haben mich vor die Wahl gestellt, entweder "freiwillig" mitkommen, oder Zwangseinweisung. Wenn ich freiwillig mitkomme, dann komme ich da doch auch freiwillig wieder raus, oder? Tatsächlich ist das gar nicht so sicher.
Es dauert gefühlt ewig den Vormittag, wie die Ärzte in der Geschlossenen sich dafür entscheiden, daß von mir ja doch keine so starke Eigen- und Fremdgefährdung ausgeht und meine Entlassungspapiere vorbereitet werden. Ich stehe am Fenster des Besuchszimmers und beobachte die Welt da draußen ... ein paar Handwerker steigen aus ihren Lieferwagen und laufen geschäftig umher - ich bin von diesem Geschehen getrennt, ich kann nicht einfach rausgehen, die Tür da ein paar Meter neben mir in der Schleuse ist ... zu! ich habe keine Macht, sie zu öffnen.
Meine "freiwillige" Entlassung wird kurze Zeit später bewilligt, ich stehe angezogen mit meinem schwarzen Mantel und meiner Umhängetasche vor der Schleusentür, aus dem Stationszimmer drückt jemand den Entriegelungsknopf und sie geht auf. Ich gehe durch die zweite, automatische Schiebetür dahinter nach draußen in die Freiheit. Endlich raus! Ein sonniger, kalter Februar Vormittag, mit Eis und Schnee - aber ein wunderbar schöner, blauer Himmel. Die paar Kilometer bergabwärts in die ostdeutsche Kleinstadt gehe ich zu Fuß, kein Bus. Selten bin ich so glücklich, einfach endlos weit laufen zu können.

Ob sich der Freiheitsentzug zu einem bleibenden Trauma bei mir entwickelt? Sollte ich in ein paar Monaten oder Jahren eine panikartige Angst vor engen Räumen und dem Eingesperrt sein allgemein entwickeln, weiß ich, warum.

[04.02.19 / 16:46] Ich habe Scheiße gebaut und bin in der geschlossenen Station der Akutpsychiatrie gelandet. Sonntag früher Nachmittag klingelt es an meiner Haustür - drei Polizeibeamte stehen davor und wollen mich sprechen. Ist irgend etwas mit meinem Auto? Habe ich mich mal wieder im Verkehr komplett daneben benommen? Nein ... sie zeigen mir einen Textausdruck meines letzten Blogeintrages mit der Suizidabsicht - aber das ist doch Prosatext! Eine Traumsequenz! Mein literarisches Alter ego, das bin doch nicht ich! Keine Chance, mein Hinweis auf das Lebensbejahende zwischen den Zeilen wird ignoriert. Mist ... ich hätte es doch kursiv kennzeichnen sollen.
Ich werde erst mit auf das Revier genommen (hoffentlich sehen die Nachbarn, wie ich von der Polizei abgeführt werde, für mein "Bad-Girl-Image"), ein Arzt wird noch hinzugezogen, ein Rettungswagen wird bestellt - und weiter geht die Fahrt am späten Sonntag Nachmittag in die örtliche psychiatrische Klinik (in der Neurologie davon, hatte ich vor Jahren schon einmal eine gruselige Nacht). Immerhin, ich lasse mich auf "freiwilliger Basis" einliefern - das ist extrem wichtig, wenn ich danach irgendwann wieder raus will, niemals mit Zwang auf richterlicher Basis! Ein kurzer Stop auf den Weg zurück in meiner Erstwohnung und ich kann noch schnell alles Nötige in eine Tragetasche werfen ... hoffentlich ist es wirklich nur für eine Nacht, die Polizisten drängeln schon im Treppenhaus.
In der Klinik angekommen, muß ich alles wieder abgeben: mein Telefon, alles an Kabeln, Geldbörse, Medikamente (auch meine Hormone). Die Schleuse wird hinter mir geschlossen und ich bin fürs erste eingesperrt. Die Fenster auf den Patientenzimmern der Station lassen sich zwar nicht öffnen - aber es sind zumindest keine Gitter davor. Nervös tigere ich den Abend auf der Raucherinsel in dem kleinen Innenhof der Station umher ... hoffentlich überstehe ich die Nacht.

Sie wird weitestgehend schlaflos, gegen 1 Uhr nach Mitternacht frage ich die Nachtschwester nach ein oder zwei Tabletten zum Schlafen - werde aber wieder zurückgeschickt (vielleicht auch besser so), meine selbst mitgebrachten, schlaffördernden Antidepressiva müssen ausreichen. Gedanken ... hätte ich den Text bloß nicht geschrieben, hätte ich ihn bloß nie veröffentlicht, ich hatte so schon ein ungutes Gefühl, mein detaillierter Selbstmordplan könnte Nachahmer finden - zu gefährlich. Gegen frühen Montag Morgen finde ich doch ein, zwei oder drei Stunden Schlaf.
Montag Vormittag - ich kann mein Anliegen den Ärzten auf der Visite beibringen, es kommt immer wieder vor, daß hier auf der Station Menschen von der Polizei abgeladen werde, die etwas Falsches im Internet gepostet haben ... vorzugsweise in bestimmten, nicht näher genannten Foren. Ich muß mir immer wieder die Frage stellen lassen, warum ich mein Tagebuch mit meinen privaten Gedanken so öffentlich im Internet ausbreite ... ja, warum eigentlich? Sind mir fremde Leser so wichtig? Kann ich meine Einträge und mein Blog nicht einfach mit einem Paßwort schützen? Vielleicht sollte ich mal über die Idee, hier einen privaten bzw. geschützten Bereich einzurichten, nachdenken ... die Idee der Polizisten den Nachmittag zuvor, mit meinem Blog einfach in das "Darknet" umzuziehen, klingt auch nicht schlecht.

Montag Mittag - ich bin raus! Kann ich mit dem ganzen Scheiß jetzt endlich aufhören? Der Gedanke, meinen (angedeuteten) Selbstmordversuch elegant zu überspringen, hat jedenfalls funktioniert ... zwar anders als erwartet, aber doch irgendwie. Nebeneffekt: die Tagesklinik der letzten Wochen, die mir telefonisch auch nicht weiter helfen konnten, nehmen mich nicht mehr zurück. Ich bin jetzt auf mich allein gestellt.

[02.02.19 / 13:05] "Überlebst du's, ist es ein Ja für's Leben - überlebst du's nicht, dann war's das eben."

[Hier stand für 48 Stunden detailliert wie ich mich umbringe - bitte nicht nachahmen, funktioniert nicht, Anm. der Verfasserin.]

In meiner Phantasie überlebe ich das Ganze und wache in der Notaufnahme wieder auf ... wieso kann ich den Selbstmordquatsch nicht einfach überspringen und fange gleich mit meinem neuen Leben an? Momentan sieht es so aus, daß ich aus der Therapie in der Klinik geworfen werde und wieder auf meinem alten Arbeitsplatz lande - genau den, den ich vor vier oder fünf Monaten verlassen habe, weil es einfach nicht mehr ging. Und jetzt ist alles nur noch schlimmer.

[25.01.19 / 21:24] Psychiatrie-Update #3 - Mein Ich wird dekonstruiert und löst sich langsam auf, bzw. zeigt starke Aufspaltungstendenzen. Auszug aus meinem Psychiatrie-Tagebuch:

Der männliche Teil meiner Persönlichkeit ist - in Gedanken - 2012 aus dem Fenster im siebten Stock eines Hotels in Genua gesprungen und hat sich symbolisch umgebracht, der weibliche Teil in mir - die "femme fatale" - hat dann den größten Teil meiner Persönlichkeit übernommen. Wenn sie jetzt wegbricht, was bleibt dann noch von mir über, außer einer leeren Körperhülle auf Autopilot?
Ich habe immer wieder durch flüchtige Sexkontakte meinen Körper und meine Seele weggeworfen, nur um für einen Moment nicht allein zu sein und Bestätigung von irgend jemanden zu bekommen. Das permanente Hinundherwechseln zwischen meinen zwei Welten (mein Beruf und mein Leben in Leipzig, Anm. der Verfasserin) führt nur zur kompletten Selbstzerstörung. Vielleicht spalte ich einfach mein Ich auf, in einen (psychisch) gesunden Teil und einen zu vernachlässigenden Teil? Ach nein, geht nicht - Persönlichkeitsspaltung funktioniert nicht bewußt!
(Aber meine TS wird niemals in Frage gestellt!)

Würde ich nicht meine ganzen seelischen Probleme in mein Blog schreiben und diese meiner zweiten Internet- und Leipzig-Existenz aufbürden (sie ist die Starke von uns beiden), hätte ich das Ganze schon lange nicht mehr überlebt ... die Psychologen und Therapeuten in der Klinik stellen erschreckend fest, wie ich das nur all die Jahre ausgehalten habe.

[13.01.19 / 14:54] Psychiatrie-Update #2 - Meine Lieblingsstunde: "Freies Gestalten". Erstes Bild ... ein düsterer Wald voller kahler Krakelbäume und ein Schwarm aufsteigender Krähen mit schwarzer Wachsmalkreide. Zweites Bild ... ein brutal abstürzendes Flugzeug mit einem Haufen breit grinsender "Happy Smilies" an Bord - ach, das ist nicht normal? Ansonsten, mindestens jeden zweiten Tag (oder gefühlt jeder) eine anstrengende Gesprächsrunde mit den anderen Patienten und dem Psychologen / Therapeuten ... och nee, schon wieder eine freie Themennacht bei Domian, boah ist das langweilig. Ich warte immer noch auf meine Diagnose, vielleicht mal Borderline? Bis jetzt ist es nur eine "schwere depressive Episode ohne psychotische Symptome" ... mit Suizidgedanken und all dem ganzen anderen Kram - auf absehbare Zeit lassen die mich da nicht raus.

Ich bin ein unsichtbarer Geist, hier in meinem Blog bin ich vielleicht extrovertiert - aber in der Realität, im echten Leben, werde ich von niemanden wahrgenommen und lebe vollkommen zurückgezogen abseits des sozialen Gefüges.

[21.12.18 / 18:46] Psychiatrie-Update #1 - Ein Bild, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht: die vergitterten Treppenaufgänge (damit niemand von oben runterspringen kann). Kurz hinter der Schleuse befindet sich die geschlossene Station, flüchtig (und viele Meter entfernt) werfe ich einen Blick durch die Türfenster. Ich fühle mich, wie eine von diesen straffällig gewordenen Jugendlichen, die zur Abschreckung mal einen "echten" Knast besuchen dürfen. Gemischte Gefühle, eigentlich gehöre ich da rein ... oder etwa doch nicht? So weit bin ich noch nicht.
Von den ersten sieben Behandlungstagen in der Tagesklinik komme ich gleich drei davon zu spät, mal eine Stunde, mal zwei, mal den ganzen Vormittag. Für die paar angesetzten Wochen wird eine Kurzzeit-Psychotherapie bei mir nichts bringen, meine Schlafprobleme können nur medikamentös behandelt werden. Schlafen ... so schlimm war es schon seit längerer Zeit nicht mehr, ich bin wieder im "0-5-10-Stunden-Rhythmus" - ob das mit der Verschiebung der Hormoneinnahme von abends auf morgens wirklich etwas bringt, werde ich erst längerfristig erfahren.

[11.12.18 / 20:01] Jetzt geht wirklich alles sehr schnell - Montag Mittag der Anruf, Dienstag Nachmittag das Vorgespräch - und Mittwoch Morgen die Aufnahme in der teilstationären, psychiatrischen Tagesklinik. Wenn ich nicht sofort zusage, bekommt jemand anders auf der Warteliste den Therapieplatz. Ich wünschte, mir hätte das schon jemand vorher gesagt, daß ich die Hormone lieber vormittags, und nicht abends, nehmen soll. Das hätte mir vielleicht die ganzen schlaflosen Nächte (und die psychischen Konsequenzen daraus) seit drei Jahren erspart (anscheinend hat die Klinik Erfahrung mit transsexuellen Patienten, die kommen da etwas häufiger vor).

Ich bin ab jetzt weg.

(Na gut... ist ja nur eine Tagesklinik, die Wochenenden bleiben mir.)

[19.09.18 / 01:45] Ich habe der Psychologin in der Klinik versprochen, nicht gegen den Baum zu fahren. "Hallo Baum eins", "Hallo Baum zwei", "Hallo Baum drei", jeden Tag fahre ich die Allee entlang auf dem Weg zu meiner Arbeit und begrüße meine Bäume ... vielleicht das letzte Mal. Das zweite Gespräch in der großen Runde ... der Führungsverantwortliche der nächsthöheren Managementebene, die betriebliche Sozialberatung, die Schwerbehindertenvertretung, der Integrationsfachdienst und - per Telefon zugeschaltet - der Betriebsarzt. Sie alle wollen, daß ich mich sofort für unbestimmte Zeit krankschreiben lasse ... wer macht dann meine Arbeit? Niemand, ich mache sie ja selbst nicht mal mehr. Das bißchen, das ich am Computer herumklicke, zählt nicht. Gegen Feierabend steht nur noch mein Auto einsam auf dem Firmenparkplatz.
Ich habe Angst - ohne Beschäftigung drifte ich ab. Aber arbeiten kann ich auch nicht mehr richtig. Reha? Rente? Nicht jetzt! Ich muß nur die Zeit bis zum Therapiebeginn in der psychiatrischen Klinik überbrücken ... vielleicht können die mich wieder hinbiegen. Ich bin nur ein kaputtes Bauteil im System, defekt ... auf Verschleiß fahren bis zum Totalausfall? Oder doch lieber vorzeitig austauschen und reparieren. Verrückte wissen nicht, daß sie verrückt sind ... ICD "Persönlichkeitsstörung".

[05.09.18 / 23:39] Soweit ist es gekommen ... von der Arbeit in die "Klapse", meine Einweisung in die Psychiatrie. Etwa zwei Stunden, von 10 bis kurz vor 12 Uhr den Vormittag, ging mein Vorgespräch in dem Fachklinikum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ... irgendwo in einem verlorenen Nest am A... - nein - Ende der Welt. Schon allein die komplizierte Anfahrt, über zwei fast gleich lautende Bundesstraßen und durch unzählige Ortsumgehungen, ohne irgendwelche Dörfer dazwischen als Orientierung, treibt mich fast in den Wahnsinn. Das Gespräch selbst lief dann wieder ganz entspannt. Ich habe meinen therapeutischen Lebenslauf dabei: "Jetzt zählen Sie mal die Wörter 'Suizid' und 'Selbstmord'!" (Genau 3x und 2x.)
Nachdem sich der Vormittagsnebel an diesem sonst freundlichen Septembertag gelichtet hat, sitze ich nach meinem Kennenlerntermin auf der Sonnenterrasse der Cafeteria auf dem schön grünen Klinikgelände und trinke erstmal eine Tasse Cappuccino - zusammen mit einem sahnigen Eclair als verspätetes Frühstück. Eigentlich ganz nett hier ... die paar Patienten, die ich so sehe, wirken auch gar nicht wie unter Drogen. Vielleicht bin ich demnächst mal für einen längeren Zeitraum, so 9 bis 12 Wochen, einfach weg. Nur die von der Psychologin bzw. Therapeutin (die, die das Gespräch geführt hat) erwähnte "Gruppentherapie" (bzw. Konfrontationstherapie) macht mir etwas Sorgen ... ob ich das durchstehe?

[17.08.18 / 00:17] "Nehmen Sie immer noch die Schlaftabletten?"
"Ja ... letzte Nacht eine um Eins und dann noch eine um 2:30 Uhr."
"Und wann werden Sie dann so wach?"
"So ... gegen ... Mittag?"
"Und dann arbeiten Sie 4, 5 Stunden und fahren wieder nach Hause."
"Äh ... ja."
"Sie wissen, daß jeder mittelständische Betrieb Sie schon längst gekündigt hätte?"
"Hm ... ja ... irgendwie schon."
"Bei Ihren Minusstunden?"
"Ja..."
"Was wollen Sie dann machen, wenn Sie hier nicht mehr arbeiten?"
"Weiß nicht, vielleicht ... etwas mit Tieren? Aber eigentlich ... war das dann mit dem Ingenieurstudium ... dann doch irgendwie umsonst. Wäre schade."
"Wie weit wollen Sie noch gehen? Die Abmahnung? Die Entlassung aus gesundheitlichen Gründen?"
"Ich hatte bis jetzt noch keine Abmahnung."
"Aha, Sie spielen auf Risiko. Ich als Ihr Betriebsarzt kann Ihnen nur dringend empfehlen, lassen Sie sich behandeln, fangen Sie eine Therapie an - auch stationär in einer psychiatrischen Klinik!"
"Ich war schon mal in der Psychiatrie ... naja, eigentlich war es nur die neurologische Station."
"Depressionen kann man sehr gut behandeln."
"Ja ... mit hoher Rückfallquote."
"Und? Wie geht es Ihnen jetzt Frau K.?"
"Hm ... die Operation da unten ... ich dachte, ich laß mich operieren und dann bin ich glücklich und endlich eine Frau - aber das ist nicht so! Ich habe echt Schwierigkeiten damit!"

(Ich kann gar nicht beschreiben, wie oft sich mir in diesem Gespräch das Wort "Selbstmord" in meinen Gedanken aufzwängt.)

[19.06.18 / 18:08] Großes Kriseninterventionstreffen an meinem Arbeitsplatz - es geht mal wieder um mich und meine exorbitanten Minusstunden (im Umfang von ... 2 1/2 Monaten). Mit dabei je eine Mitarbeiterin des betrieblichen Sozialdienstes, der Schwerbehindertenvertretung und eine Mitarbeiterin vom Integrationsfachdienst des Landes - sowie der aktuelle Teamleiter der nächsthöheren Führungsebene. Wahnsinnig viele Wörter prasseln auf mich ein: "Verschlechterungsantrag", "Reha", "Erwerbsminderungsrente", "Entzugsklinik", "Suchtverhalten" ... die Art, wie ich meine Psychopharmaka einwerfe (um mich jede Nacht wegzuknallen und um den ganzen belastenden Gedankenmüll zu verdrängen - ein, zwei, drei Tabletten noch hinterher) ist nicht die Art, wie sie medizinisch vielleicht gewollt ist und entspricht daher mehr deutlich einem Suchtverhalten (mein Weg in die Medikamentenabhängigkeit). Vollkommen zugedröhnt bin ich entweder bis Mittag gar nicht da (und zwar jeden Tag) oder überhaupt nicht ansprechbar und mental abwesend. Ich erkläre das (nur für mich) mit dem "Tunnelblick" beim Software Programmieren am Computer - aber für Außenstehende sieht das vielleicht ganz anders aus. Egal (Notiz an mich, die Nacht unbedingt wieder etwas einwerfen) ... bald bin ich weg. Ich lege nach wie vor meine allergrößten Hoffnungen in die bevorstehende Operation. Dann wird alles besser! Ganz bestimmt! Keine Hormonblocker mehr (kein CPA), keine Depressionen und Anpassungsstörungen. Endlich auch der optisch passende Körper, kein Verstecken ... kein Verdrängen. Endlich ich selbst sein. T minus 9 Tage.

(Ich glaube, ich habe mittlerweile massive psychische Probleme...)

[18.03.18 / 02:36] Manchmal habe ich das Gefühl, ich verliere die Kontrolle über mein Leben. Schon ein komisches Gefühl, wenn mir auf der Arbeitsstelle gesagt wird, ich bin eigentlich nur noch da, weil ich mit einem Grad von 30 (20 MS + 10 seelische Traumata) mit den Schwerbehinderten gleichgestellt bin. Ohne diesen speziellen Kündigungsschutz wäre ich schon längst weg. Weitere Reduzierung der Teilzeitarbeitszeit auf noch weniger Stunden (und noch weniger Gehalt) ... mehr schaffe ich auch gar nicht.
Mein Freund, über den ich hier ab und zu schreibe, ist mittlerweile nur noch imaginär, ein reines Produkt meiner Fantasie. Die HPV-Infektion wächst weiter stetig voran als ein murmelgroßer Tumor "am" und "im Arsch". Wenigstens ist er gutartig und meilenweit entfernt davon, ein bösartiger Krebs zu sein. In ein paar Wochen wird er bei einer Operation "vaporisiert". Bis dahin kann ich mich unmöglich meinem Freund zeigen ... er hat das Ding so nie gesehen seit letzten Sommer. So viele böse Nachrichten, die ich ihm seitdem geschrieben habe, so viele Abweisungen und Zurückweisungen ... verständlich, wenn er "die Verrückte" fallen läßt.
Meine Wohnung in Leipzig ist eigentlich vollkommen für umsonst, ich bin so gut wie nie da. Seit dem sexuellen Übergriff auf mich vor anderthalb Jahren ziehe ich mich immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, gehe immer seltener aus. Die meisten Wochenenden (und speziell die schlaflosen Nächte) vegetiere ich nur alleine vor dem Fernseher, auf der Couch oder vor dem Computer in meinem Jugendzimmer auf dem Dachboden im Haus meiner Eltern herum. Wo stehen andere Menschen in meinem Alter? Was haben andere Menschen mit Mitte 30 schon erreicht? Verheiratet, Kinder, Bauen am eigenen Haus. Für ersteres fehlt mir komplett die Beziehungserfahrung, zweiteres ist vollkommen unmöglich für mich und für letzteres habe ich gar kein Geld (und keinen Grund) ... ich verdiene als seelisch behinderte Transsexuelle nur halb so viel wie meine Arbeitskollegen mit dem entsprechenden Leben.
Wenn ich könnte, würde ich das Zimmer auf dem Dachboden verlassen, mal anfangen zu leben ... die Angst hält mich zurück. Angst vor Menschen, Angst vor Unfällen, Angst vor der Welt da draußen. Meine Packung Antidepressiva ist fast aufgebraucht, ich muß unbedingt die nächsten ein oder zwei Wochen ein neues Rezept holen.

Momentan klammert sich meine ganze Hoffnung an den entscheidenden Schritt, bzw. "Schnitt" in ein paar Monaten ... vielleicht ändert sich dann was (oder auch nichts)? T minus 100 Tage.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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