morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[21.12.17 / 23:57] "Antrag auf Kostenübernahme abgelehnt" ... klar, fehlen ja auch alle Unterlagen. Nochmal den ganzen Mist ausdrucken, 2x - einmal für den Sachbearbeiter und das ominöse Scanzentrum der Krankenkasse und ein zweites Mal den kompletten Satz in einen extra Umschlag mit der Aufschrift: "Nur vom MDK zu öffnen!" Jetzt nur noch fristgerecht den Widerspruch einreichen (mit Quittung und Datum beim Abgeben des Umschlags bei der Post) ... ich will das endlich hinter mir haben.

[19.12.17 / 19:33] Meine ganzen 93 Seiten Unterlagen - die ich zwei Wochen zuvor bei der Krankenkasse abgegeben habe - sind nie beim MDK zur Prüfung angekommen ... einzig das Deckblatt mit der Liste der aufgeführten (und nicht existenten) Anlagen. Sogar der Umschlag (mitsamt den anderen 92 von 93 Seiten) fehlt und ist "irgendwo" bei seiner Odyssee durch die verschiedenen Poststellen und Schreibtischen "verlorengegangen". Du kannst dem Schweinestaat und dem ganzen, verlogenen Gesundheitssystem einfach nicht trauen. Inch'Allah, so Gott will ... ich bin eine stolze transsexuelle Frau, ich lasse mich davon nicht kaputtmachen! (Und ich kenne das alles schon, von meiner nie genehmigten Kostenübernahme der Psychotherapie, die ich dann einfach selbst bezahlt habe.)

Update 1: Hartnäckiges Telefonieren und Nachfragen - es wurden von der Krankenkasse 97 (von 93?) eingesandte Seiten eingescannt und ins System eingepflegt (Call-Center in Hamburg, Scanzentrum in München)...

Update 2: Der mit der Prüfung der Unterlagen beauftragte Mitarbeiter der Krankenkasse, sieht davon nur die ersten 60 Seiten (also Anlage 1, 2 und 3) ... der Rest fehlt.

[07.12.17 / 22:03] Antrag auf Kostenübernahme meiner GaOP bei der Krankenkasse abgegeben...

Deckblatt + Anlagen:
4 Seiten Bericht Alltagstest und Indikation für die Hormontherapie,
12 Seiten 1. Gutachten Namens- und Personenstandsänderung,
44 Seiten 2. Gutachten Namens- und Personenstandsänderung,
7 Seiten Laborbefunde (Blutwerte), als Nachweis der Hormonbehandlung,
4 Seiten Quittungen der Psychotherapie, als Nachweis einer über 18-monatigen Behandlung über den Erstbericht von 2015 hinaus,
2 Seiten Attest GaOP des Chirurgen in München,
2 Seiten Chromosomenanalyse,
2 Seiten Kostenvoranschlag GaOP der Klinik in Potsdam,
15 Seiten Therapeutischer / Transsexueller Lebenslauf,
macht insgesamt 93 Seiten.

Schon ein komisches Gefühl, den dicken Umschlag mit den ganzen Papierseiten am Empfangstresen der örtlichen Filiale meiner Krankenkasse abzugeben, allein für die aktualisierte Fassung meines Lebenslaufes habe ich mehrere Nächte bzw. Wochenenden gebraucht (zu viele traumatische Erlebnisse). Jetzt gebe ich es aus meiner Hand und es liegt nicht mehr unter meiner Kontrolle.

[26.11.17 / 00:22] Viel passiert nicht mehr zwischen uns, die Kommunikation mit meinem Ex-Freund verläuft nur noch über sporadische Textnachrichten alle paar Wochen.

Seine Nachricht vom 18. Nov. 13:02
Hello, are you in Leipzig today?
Hopefully yes.

Meine Nachricht vom 18. Nov. 13:18
Why?
I'm somewhere between "lost all hope" and "don't know what to do".
Everything between us is broken and I fear to meet you.

Ein Wochenende später...

Seine Nachricht vom 25. Nov. 12:33
Are you in Leipzig?

Meine Nachricht vom 25. Nov. 13:25
No (and I won't be there). As long as you have the keys to my flat, I fear to spend a night there. The last two weekends in July this year, have completely destroyed my trust in you. I think about changing the door lock or to give up my flat finally. I'm open for any ideas how to get back my keys without that I have to meet or to see you ... sorry for my words.

Er antwortet mir eine Stunde später, anscheinend hat er einen Weg gefunden, mir meine Schlüssel zurückzugeben, ohne daß es zu einem Treffen kommt (welches ich unbedingt vermeiden will). In meinem Kopf kommen ständig wieder die Bilder hoch ... die verhängnisvolle Nacht im Juli, die mit der Gewaltsituation, die verstörenden Blicke der zwei Männer, als er ihnen im betrunkenen Zustand wahrscheinlich sagt, daß er sie "abstechen" wird (aber das ist nur meine Vermutung, genaueres weiß ich nicht). Und der Morgen danach, als er wieder Sex mit mir hat ... sich über mich kniet und sich vor mir einen runterholt, mir sein warmes Sperma direkt ins Gesicht spritzt - und ich ihn mit meinen traurigen Augen ansehe, "Warum tust du das mit mir?", "Was habe ich dir angetan, daß du für mich keinen Wert mehr empfindest?"

Seine Nachrichten sind kurz, manchmal scheint noch etwas an Hoffnung bei ihm aufzuflammen ... meine Nachrichten sind dagegen von solch einer düsteren und alles erschlagenden oder erdrückenden Stimmung, daß ich mich selbst vor fürchte. Seit ein oder zwei Monaten nehme ich wieder regelmäßig meine Medikamente, es dauert ein paar Wochen, bis die Psychopharmaka wieder anschlagen und die allumfassende Finsternis etwas eindämmen.
(Wenigstens hat die ganze Sache einen kleinen Nebeneffekt - aus jahrelanger Erfahrung weiß ich, daß nächtelange Programmierexzesse vor dem Computer mich halbwegs davon ablenken. Blogeinträge sind nicht viel entstanden - aber dafür ist das "git log" meiner Blogsoftware um einiges angewachsen, um viele neue Funktionen und kleinere Änderungen am jahrzehntealten Design.)

Meine Nachricht vom 18. Nov. 14:03
Manual Instruction: Wait until I feel better and I'm not in such a dark mood anymore (which could take months) or leave me immediately to protect yourself.

[06.11.17 / 20:37] Nachricht vom 9. Okt. 17:58
Don't know what is happening right now.
The last weeks I wanted to write you so many messages:
#1 "No relationship, no wedding plans, no girlfriend anymore"
#2 "I'm not your girlfriend anymore"
#3 "I want my keys back"
#4 "I will ask you for my keys"
#5 "It's over"
#6 "We quit"
#7 "I run away from you"
Last weekend I had sex with someone else (which ended up in a bloody mess). Now I'm much more confused, missing you and asking "Where are you?" Talk to me!

Nachricht vom 16. Okt. 16:15
Can I ask you some questions?
#1 In July you said you have good news, what was it about?
[...]
(writing more...)

Nachricht vom 16. Okt. 16:20
#7 Why do you want to meet me and I travel to Leipzig and nothing happens? (OK, I didn't let you know that I have been in Leipzig.)
#8 Why did you never introduce me as your girlfriend?
#9 Does your family even know that I exist?
(writing more...)

Nachricht vom 16. Okt. 16:20
I was talking with my parents about you and they don't like you because of the keys and the money which I have given to you last year.
#10 Will I ever get my keys back? (You can drop them into my postbox.)
#11 What happened with the money? (The XXXX euro, my parents ask me every time.)
(...that's it)

Nachricht vom 16. Okt. 17:34
By the way... I have found another doctor who could do my operation next year - but I will need to pay 32000 euro, so it's useless to ask me for more money.

Nachricht vom 16. Okt. 23:20
One more... (you don't need to answer). The last two weekends in July we've spent together, have disturbed and scared me. You drink too much alcohol.

Ich überflute meinen Ex-Freund mit haufenweise Textnachrichten ... aber eine klare oder befriedigende Antwort werde ich darauf nicht bekommen. Allein seine Antwort, mich treffen zu wollen (um alles zu erklären) ... aber das ist mittlerweile auch schon wieder 3 Wochen her.

Das erste Wochenende im November bin ich wieder alleine nachts in Leipzig unterwegs. Es ist kalt geworden, alle meine schwarzen Jeanshosen sind in der Wäsche - mehr aus der Not heraus kaufe ich mir den Sonnabend Abend noch ein kurzes, schwarz-grau-kariertes Wollröckchen für den Winter in dem teuren Kaufhaus in der Leipziger Innenstadt. Ich werde es für die Nacht in der Gothic-Disco mit meinem schwarzen Kapuzenpullover, der schwarzen Lederjacke - und zusammen mit den schweren, schwarzen, absatzlosen Schnürstiefeln (die Doc Martens) kombinieren ... um im Bedarfsfall schnell wegzurennen. Die Depression mischt sich mit panischen Angstgefühlen.

[08.10.17 / 23:57] Ich bin genau wieder da, wo ich am Anfang schon war. Sonnabend Abend in Leipzig, ich zwänge mich in meine hautenge Lederleggings, trage den schwarzen Kajal auf und nehme meinen alten Silberschmuck aus meinem Holzkistchen - ich will die Nacht wieder weggehen. Das Wetter ist kalt und regnerisch, genau richtig, um meinen neuen schwarzen Kapuzenpullover unter der Lederjacke für die Disco zu tragen. Ich fahre gegen 23 Uhr zu dem Club im Südosten von Leipzig ... wie immer, alleine. Meinen Ex-Freund habe ich schon seit drei Monaten nicht mehr gesehen - was bedeutet, daß ich schon seit drei Monaten keinen Sex mehr hatte. Ich bin vorsichtig, vielleicht geht etwas die Nacht, vielleicht auch nicht.
Ich trinke etwas an der Bar, stehe etwas am Rand der Tanzfläche, beobachte die interessant gekleideten Gäste, verfolge die SM-Performance gegen 1:30 Uhr in der Nacht (u.a. die offizielle Aftershow-Party einer BDSM-Veranstaltung, welche vorher den Nachmittag in den Hallen des Clubs stattfand) und tanze danach wieder etwas (nur ganz wenig). Jemand spricht mich an, jemand ist wieder auf mich aufmerksam geworden und stellt sich als ausländischer Inder vor (was nur seine Masche ist, wie er die Frauen rumbekommt, wie er mir später noch erzählen wird) ... er weckt mein Interesse.

Wir tanzen etwas und nicht wenig später, finde ich mich mit ihm in der Toilettenkabine des Clubs wieder, "Not my first time. I had sex in this cabin!" Ich erkenne die Toilettenkabine wieder ... aber vielleicht war es auch die daneben, in der ich ein Jahr zuvor spontanen Sex mit einer flüchtigen, männlichen Bekanntschaft hatte. Spätestens jetzt muß ich meiner neuen Bekanntschaft wieder subtil klarmachen, daß ich nicht so "100 percent female" bin ... er bleibt interessiert, zieht mich zumindest oben herum aus, tastet meine engansitzende Leggings ab, ich hänge wieder mit den Fingern an der Toilettentür (als sichtbares Zeichen nach außen). Bitte nur keine Knutschflecken am Hals. Leider haben weder er noch ich ein Kondom dabei und ich muß die ganze Sache abbrechen - es ist mir wirklich, wirklich sehr wichtig, daß wir eins benutzen. Ich kenne den Club und die sexuell freizügige Veranstaltung und weiß, daß es welche an der Bar gibt.
Es ist mittlerweile schon 3 Uhr nachts und wir beschließen zu gehen, meine und seine Jacke an der Garderobe abzuholen, an der Bar nach Kondomen zu fragen und den Club in die Dunkelheit der Nacht zu verlassen. Ich habe mein Auto auf dem Parkplatz davor geparkt, ich lasse ihn einsteigen und wir fahren durch den Regen zu ihm nach Hause. Erst jetzt entwickelt sich endlich mal ein längeres Gespräch auf Englisch (Hobbys, meine Reisen, was er so beruflich macht, oder machen will).

Er wohnt in einer anderen Gegend als ich, leitet mich durch die Straßen ... ich habe mittlerweile schon die Orientierung verloren, wo genau ich jetzt in Leipzig eigentlich bin. Vor seiner Wohnung parke ich mein Auto und mache noch Witze darüber, daß ein Wissenschaftler herausgefunden hat, warum Frauen nicht einparken können und warum - in Tests wissenschaftlich bewiesen - auch transsexuelle Frauen diese Fähigkeit des räumlichen Orientierungssinn durch die Hormonumstellung verlieren ... ich parke mein Auto in wenigen Zügen in die übergroße Parklücke ohne irgendwo anzuecken.
Es regnet immer noch und wir gehen schnell zu seinem Hauseingang. Im Treppenhaus fällt mir der Unterschied zu meiner noblen Herberge auf, nicht alle Mietshäuser in Leipzig sind so schön saniert (und behalten gleichzeitig ihren alten Charme), wie das in dem ich meine teure Miete zahle. Seine Wohnung ist in der Fläche auch nicht größer als meine, aber dafür noch unterteilt in mindestens 2 Zimmer + Flur, Küche, Bad ... ich frage ihn, wieviel er an Miete zahlt, aber entweder verstehe ich ihn nicht oder er hat nicht geantwortet.

Die Wohnung ist zweckmäßig eingerichtet, wir setzen uns in sein kleines Zimmer auf eine Liege am Fenster, meine Handtasche lege ich auf die Couch gegenüber und meine schwarzen Stiefeletten habe ich endlich auch ausgezogen. Er hat mir vorher in der Küche schon eine Tasse mit Wasser angeboten, die ich auf dem Couchtisch vor mir abstelle (kein Alkohol, kein Koffein nach Mitternacht, keine Zigaretten, keine Drogen, ich brauche nichts davon). Wir schauen ein paar Musikvideos, ich ziehe meinen Pullover aus ... wir wissen beide, wohin das führt und wechseln auf das Bett daneben an der Wand.
Er erzählt mir immer wieder seit unserem Zusammentreffen in der Toilettenkabine in der Disco, daß das sein erstes Mal ist - aber ich glaube ihm immer noch nicht. Erst als ich mich aus meiner engen Lederleggings schäle und vollkommen nackt, nur mit Silberringen und meiner Halskette, in dem dunklen Zimmer vor ihm liege, spüre ich, daß es wohl doch sein erstes Mal mit einer transsexuellen Frau ist. Bitte ignoriere das Teil da unten, das kommt sowieso bald weg ... bitte nimm meine Brüste. Ganze drei Monate ohne jeden körperlichen Kontakt, ich suche seine Nähe ... er ist fast 12 Jahre jünger als ich. Da bin ich also, als Mitdreißigerin mit einem viel zu jungem Kerl, der keine Ahnung hat, wie alt ich wirklich bin (und es nie wissen darf). Er zieht sein Kondom über, ich drehe mich um und wir wechseln in die "a tergo" Stellung ... hoffentlich machen mir diese "blutenden Dinger" da unten nicht wieder so große Probleme, hoffentlich kann ich für einen kurzen Moment wieder den Analsex genießen.

Für einen kurzen Moment empfinde ich wieder etwas ... was ich so lange vermißt habe. Nur ein kurzer Moment - er zieht sein Teil wieder aus mir heraus, muß die ganze Sache abbrechen, er glaubt, er hat das Kondom "in mir" verloren. Ich stürze ins Bad, das ist jetzt auch neu für mich. - Vorsicht! Expliziter Inhalt! - Auf der Toilette sitzend, in dem hell erleuchteten Badezimmer, taste ich mit meinen Fingern das Innere meines Anus ab, ich greife kein Kondom, ich ziehe nur an diesen häßlichen, blutigen Dingern in der Gegend um den Schließmuskel. Ich ziehe meine Hand heraus, Daumen, Zeigefinger und Mittelfinger sind voller Blut, es tropft auf die weißen Kacheln vor mir. Hinter der Badezimmertür höre ich seine Stimme, er erzählt mir, daß das wirklich sein erstes Mal Analsex war. "Komm bloß nicht durch die Tür! Wenn das nicht auch dein letztes Mal sein soll!" Ich bin selber total schockiert von diesem "blutigen Massaker". Ich wische alles trocken und entferne die verdächtigen Blutspuren, er ist mittlerweile doch hereingekommen und nimmt eine Dusche. Es tut mir so leid, daß das alles so enden mußte.
Wieder zurück in seinem Zimmer, bei angeschaltetem Licht, entdecken wir die weiteren Blutstropfen auf seinem Laken und der Matratze ... Blut geht immer so schlecht raus. Ich versuche noch etwas mit im kalten Wasser getränkten Toilettenpapier die Stellen abzutupfen, er hält mich davon ab. "I'm so sorry", ich hasse mich selbst für meine blutigen Probleme. "But I'm not a virgin", versuche ich die Stimmung noch etwas aufzuheitern. Er entgegnet mir mit seiner Ehrlichkeit und erzählt mir, daß er eigentlich gar nicht aus Nordindien kommt (das ist nur seine Masche, um Frauen rumzubekommen). Er kommt eigentlich aus Afghanistan.

Wir unterhalten uns noch etwas und tauschen anschließend die Telefonnummern aus, ich sehe dabei, wie spät es schon ist und ziehe mich wieder an. Sein Angebot, bei ihm zu übernachten, lehne ich ab. Ich bin ehrlich, ich zähle auch nur Männer ... noch vor Sonnenaufgang bin ich wieder weg, "Leave them before sunrise." Er begleitet mich noch bis nach draußen vor meinem Auto, eine kurze Umarmung und wir verabschieden uns (und es tut mir immer noch aufrichtig leid, was ich da mit meinem "blutigen Problem" auf seinem Bett angerichtet habe).
6:50 Uhr den Sonntag Morgen, zurück in meiner Wohnung. die 28m² kommen mir richtig wie ein Palast vor. Vor dem großen Dachgeschoßfenster kommt schon leicht bläulich die bevorstehende Morgendämmerung durch. Ich wasche mir noch vor dem Badezimmerspiegel den Kajal aus den Augen und kämme meine langen blonden Haare durch, bevor ich mich wieder in mein viel zu großes Bett lege und für einen kurzen Moment nachdenklich das freie Kopfkissen neben mir registriere.

[07.10.17 / 14:12] Brief von der Klinik aus Potsdam - der Kostenvoranschlag. Ich brauche 32000 Euro für die Operation und oh ... äh ... ich bin HIV-positiv (steht so unter "Diagnosen").
OK, eins davon stimmt nicht, war wohl ein Tippfehler - da müßte eigentlich "MS" statt "HIV" auf dem Zettel stehen ... aber so groß ist der Unterschied jetzt auch nicht mehr (trotzdem ein schönes Stück Papier, um mal andere Leute zu "schocken").

[27.09.17 / 20:49] Auf der Autobahn unterwegs nach Potsdam, die britisch-englische Stimme meines Navigationssystems lotst mich durch die Innenstadt bis zu der Gegend mit den alten Villen in der Nähe des Schloßparks. Die kleine Privatklinik, die ich mir als Alternative für meine Operation ausgesucht habe, befindet sich in genau so einer alten, etwas größeren Villa. Doch bevor ich das Innere des Gebäudes betrete, muß ich mein Auto in der Straße davor in einem undurchdringlichen Wald aus Halte- und Parkverbotsschildern parken ... zufälligerweise kommt ein netter Mitarbeiter des Ordnungsamtes vorbei (auf der Suche nach Falschparkern) und zeigt mir eine freie Stelle, auf der ich parken kann (natürlich gleich in der Nähe des Parkscheinautomaten).
Ich greife meine schwarze Handtasche vom Beifahrersitz und meine neue schwarze Lederjacke (die aus München) und gehe ein paar Schritte durch den trüben Herbstvormittag zum Eingang mit der Hausnummer der Privatklinik. Am Empfangsschalter werde ich kurz aufgefordert, in der Nähe des Eingangs Platz zu nehmen und etwas zu warten ... es ist irgendwie anders als erwartet. Kein Wartezimmer voller transsexueller Patienten wie in München, ich bin momentan die Einzige, die wartet (und dabei habe ich mich doch extra bewußt zurecht gemacht - kein Make-up, kein BH, keine Absätze ... um mein persönliches Statement zu setzen). Allzu lange muß ich nicht warten (auch anders als in München) bis ich von einer Ärztin abgeholt werde, sie führt mich in ein kleines Behandlungszimmer, nimmt die Anamnese auf (meine kurze Krankengeschichte), eingenommene Medikamente (die Hormone, Testo-Blocker und die Antidepressiva - die ich in der schlaflosen Nacht zuvor wieder eingenommen habe) und erzählt kurz etwas über die Operationsmethode. Es ist nicht mein erstes Gespräch und ich glaube, ich kann dieses Mal alle meine Fragen sammeln und gezielt vortragen. Das Gespräch mit der Ärztin dauert deshalb auch nicht so lange (also viel weniger als eine Stunde und deshalb auch wieder ganz anders als in München) und ich kann kurz darauf wieder die kleine Klinik verlassen und zu meinem geparkten Auto gehen.

Im Auto notiere ich mir mein Gedächtnisprotokoll: Vorläufiger Ablauf, ich muß noch auf das Gutachten / Indikation für die OP von meinem Therapeuten warten. Schickt er mir das endlich zu, kann ich das Gutachten an die Klinik weiterleiten - die prüfen das und senden mir einen Kostenvoranschlag zu. Diesen Kostenvoranschlag und das Gutachten / die Indikation für die OP lege ich dem Antrag zur Kostenübernahme meiner Krankenkasse bei und warte wiederum auf deren Antwort. Wenn ich dann (viele Wochen später) eine Zusage der Kostenübernahme (sehr wahrscheinlich anteilig) der Krankenkasse bekomme, informiere ich kurz die Privatklinik - und die schicken mir dann endlich einen Termin für die geschlechtsangleichende Operation in 6 Monaten zu (6 Monate ab Eingang der Kostenübernahme der Krankenkasse).
Soweit der theoretische Ablauf, ich notiere mir noch ein paar Details über die Operationsmethode: Die Penishaut wird umgestülpt und mit einem Faden eingenäht, während der Selbstheilung (6 Monate) löst sich dieser Faden auf. Die Durchblutung der Haut bleibt bestehen (oder wächst wieder ein), es wird kein Mesh-Gewebe verwendet - dafür die Vollhaut (soweit ausreichend vorhanden, heilt auch besser und schneller ab). Die nötigen Voruntersuchungen (ob ich überhaupt genügend "Material" mitbringe) werden erst kurz vor der OP gemacht (erst hier lerne ich die eigentlichen, ausführenden Ärzte kennen). Es gibt vorerst nur einen Termin (bei dem ich stationär 2 Wochen dabehalten werde) und weitere Korrekturoperationen erfolgen dann auf meinen Wunsch (und Kosten). Die Extra-Operationen mit den Silikonimplantaten und den Brüsten lehne ich zwar ab, doch eine kleine kosmetische Korrektur des Adamsapfels klingt verlockend ... soweit auch dieser theoretische Ablauf. Nachdem ich alles notiert habe, starte ich den Motor und fahre wieder die 150 km Autobahn zurück - zu meinem Arbeitsplatz, noch ein paar Arbeitsstunden absitzen, freie Urlaubstage habe ich für dieses Jahr nicht mehr.

[16.09.17 / 23:59] 3:00 bis 8:00 - Flug Dubai - Frankfurt mit Emirates und schon wieder einer B777 ... wo ist der schöne, geräumige A380? Fast hätte ich auch diesen Anschlußflug verpaßt - hellwach sitze ich gegen 2 Uhr nach Mitternacht am Gate und bemerke, daß irgend etwas nicht stimmt. Die vielen müden, chinesischen Passagiere sehen irgendwie so gar nicht danach aus, als ob sie alle nach Frankfurt wollen und hinter den großen Fenstern auf dem Parkfeld ist kein Flugzeug in der Dunkelheit zu sehen. Wieder aufstehen, irgendwo eine Anzeigetafel suchen und das Gate überprüfen ... tatsächlich wurde vom Personal des Flughafens von Dubai das Gate für meinen Abflug innerhalb der letzten 1 oder 2 Stunden geändert und wahrscheinlich in einer dieser leisen und unverständlichen Sprechansagen verkündet. Zum Glück befindet sich das geänderte Gate noch innerhalb des Terminals (in dem ich mich befinde) des riesigen Flughafens "Dubai International Airport" und ist nicht so extrem weit entfernt (und gerade noch so vor meinem Abflug erreichbar ... "Final Call" again).
8:00 Uhr - Ankunft in Frankfurt, Wetter? Nebel, kalt (später mehr graue Wolken als Sonne). Mit dem übervollen Zug zurück.
Die nächsten Tage werde ich wieder in meiner Wohnung in Leipzig vorbeischauen - meinen Pflanzen geht es prächtig. Jetzt warte ich nur noch auf die Postkarte mit den "Wolkenmädchen" aus Sri Lanka im Briefkasten, die ich vorher an meine Adresse in Leipzig geschickt habe.

[15.09.17 / 23:59] Bentota - Colombo. Vormittag: im Hotelzimmer den Koffer packen, alles an Schmutzwäsche ungeordnet in Beuteln reinwerfen und zuquetschen. Den teuren Schmuck und die Anziehsachen für den Rückflug behalte ich im Handgepäck (oder lege es zumindest schon bereit ... freundlicherweise muß das Hotelzimmer noch nicht bis Mittag geräumt sein).
Mittag und früher Nachmittag: ziemlich kurzfristige Teilnahme an einem Kochkurs in einer offenen "Dschungel Küche" in der näheren Umgebung. Mit der Kamera des Smartphones versuche ich alle Arbeitsschritte zu dokumentieren, damit ich wenigstens nach der Rückreise die Kochrezepte nachvollziehen kann (habe dann aber keine Ahnung mehr, was genau ich da jetzt eigentlich fotografiert habe). Nach dem gemeinsamen Kochen wird anschließend alles zu einem kleinen Buffet aufgetafelt und gegessen. Immerhin die Frage, wo ich später am Flughafen etwas zu essen herbekomme, wenn ich dann Hunger habe, hat sich hiermit erübrigt.
Nachmittag: zurück im Hotel, das Wetter besteht wieder aus Sonne, Wolken und Dunst ... knifflige Kleiderfrage, was behalte ich an? Luftig für das noch tropische Klima, warm genug für die eiskalte Klimaanlage während der Rückfahrt - und warm genug für die Flugzeugkabine und die Ankunft im kalten Europa. Zwiebelschalentaktik - Jacke, Unterhemd, Socken ins Handgepäck und bei Bedarf nach und nach anziehen ... wenigstens die Stretch-Jeans ist multikompatibel.
17:00 Uhr - Transfer nach Colombo mit einem Auto + Fahrer. Die Fahrt auf der neuen Autobahn Richtung Colombo geht ziemlich schnell - nur dann die Fahrt durch die Vororte von Colombo durch den dichten Stadtverkehr (Stop and Go) ist sehr zeitaufwendig. Noch bevor wir den internationalen Flughafen erreichen, ist es durch die Abenddämmerung schon dunkel geworden. Noch 2 oder 3 Stunden Zeit bis zum Abflug, ich zähle die vielen aufwendigen Gepäck-, Paß- und Sicherheitskontrollen - eine weniger als in Tel Aviv.
22:00 bis 23:59 Uhr - Flug Colombo - Dubai mit Emirates und einer B777.

[14.09.17 / 23:59] Bentota Tag 7. Vormittag: nach wie vor das Buch auf der Zimmerterrasse lesen und nebenbei das Wetter beobachten - erst bewölkt, dann wechselhaft und tropischer Dunst.
Mittag: Pooltaufe meines neuen Bikinis.
Nachmittag: mit dem Tuk-Tuk eine Tour ins Hinterland von Bentota, ein alter buddhistischer Tempel mit noch viel älteren Steinsäulen am Eingang und einer sehr alten Felsinschrift. Die kleine Stupa bekomme ich nicht richtig auf das Fotomotiv, zu weiß gestrichen, zu grau der Himmel. Beim Verlassen des Tempels kommen zwei alte Mönche in orangefarbenen Gewändern entgegen, ich trage mein schwarz-weißes Sommerkleidchen ... und wenigstens noch eine lange dünne Baumwollhose darunter und ein dünnes Tuch, um meine Schultern und den Ausschnitt zu bedecken.
Weiter zu dem buddhistischen Tempel am Wasser und der großen, weißen Buddha-Statue, die ich bei meinen ganzen Touren Bentota-Aluthgama-Bentota immer von der Straße aus gesehen habe. Neben der neuen Straße für den Verkehr befindet sich noch die alte Eisenbahnbrücke der Engländer, die die zwei Orte über die Lagune verbindet. Kurz ein Foto machen und weiter mit dem Tuk-Tuk zu einem Ayurveda-Laden - um noch Tee zu kaufen. Ceylon-Tee, schwarz, 100g, in einer kleinen Holzkiste ... aber was bedeutet die Aufschrift "BOPF"? Kostet jedenfalls weniger als der Tee in dem Hochland-Laden. Mit dem Tuk-Tuk wieder zurück zum Hotel.
Nachmittag und Abend: ein kurzer Spaziergang auf der schmalen, unbefestigten Straße hinter dem Hotel durch die Natur. Ich laufe bis zu der kleinen Brücke des Wasserlaufs (ein Bewässerungskanal?) und mache ein paar Fotos, bevor wieder die Abenddämmerung hereinbricht und dunkle Regenwolken den Himmel zuziehen. Ich will wieder zurück im Hotel sein, bevor es anfängt zu regnen.
Abend: das Abendessen findet diesmal auswärts in der Strandbar / Restaurant statt, die paar wenigen Hotelgäste werden bequem durch den Nieselregen mit dem Minibus / "Sammeltaxi" dorthin chauffiert. Es gibt Fisch vom Grill. Während den Gängen verschwinde ich mal kurz in Richtung Meeresbrandung und versuche in völliger Dunkelheit ein paar Strandfotos mit den Lichtern der angrenzenden Hotels am Horizont zu machen ... immer beobachtet von dem hungrigen, schwarzen Hund dicht neben mir.
Nach dem Essen und dem anschließenden "geselligen" Trinken (für mich bitte nur Wasser) wird es mir zu kalt (und das in Sri Lanka) und ich fahre wieder mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel. Für die Abendgarderobe trage ich nur mein schwarz-weißes Sommerkleidchen, die Silberkette um den Hals und den alten grünen Anhänger (das wäre auch meine optionale Kleidung für die "Beach Party" den Sonnabend zuvor gewesen ... auf der ich nicht war - ich wußte ja nicht, daß es dieselbe, nicht allzu weit entfernte Strandbar gewesen wäre).

[13.09.17 / 23:59] Bentota Tag 6. Vormittag: weiterhin im Veranda-Sessel auf der Zimmerterrasse das mitgebrachte Buch lesen ... ich beobachte dabei ab und zu den Himmel, grau und bedeckt - Strandwetter.
Mittag und früher Nachmittag: nach zwei Tagen Pause, wieder zurück zum Strand - endlich meinen neuen australischen Bikini anziehen. Immer wieder werfe ich einen kritischen Blick gen Himmel, Wolken, Sonne und Dunst ... vorsichtshalber den ganzen Körper eincremen (LSF 20) und im Schatten der Strandbar und der angrenzenden Palmen stehen. Auf die Liegen, auf denen ich mich vor ein paar Tagen verbrannt habe, traue ich mich noch nicht (außerdem liegen die "Jungle Dogs" schlafend darunter und nutzen den Schatten der Matratze). Jedes Mal, wenn die Sonne lange genug hinter einer Wolke verschwindet, laufe ich mit meinem neuen Triangle-Bikini den Strand auf und ab ... alleine. Es ist ungewöhnlich viel Betrieb an diesem sonst einsamen Strand - ein paar Menschen, zwei Containerschiffe am Horizont und ein tief fliegendes Flugzeug. Ich gehe ein paar Schritte durch den Sand in südlicher Richtung - endlich werde ich mal von einem einheimischen Mann angesprochen, er gibt mir seine Visitenkarte für sein Restaurant, ich deute auf das Plakat mit der Auffangstation für Schildkröten und will wissen, ob es Eintritt kostet. "1000 Rupies" - tut mir leid, aber soviel Geld trage ich halbnackt in meinem Bikini nicht mir rum und gehe wieder zurück zu der Strandbar mit den Liegen, meinen Sachen (der Rock und die Tunika) und den wilden Hunden. Am Horizont über dem Meer türmen sich riesige Regenwolken auf.
Nachmittag: der Himmel ist bedeckt und es fängt an zu regnen. Während ich mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel fahre, kurz eine Dusche nehme und mich umziehe, wird der Regen immer stärker. Ich warte am Hotelausgang auf das Tuk-Tuk nach Aluthgama - Shoppingtour Teil 4 - ich muß noch den Peridot-Anhänger beim Juwelier abholen und Cash bezahlen. Beim Juwelier sitzend, prüfe ich den grünen Edelstein, er hat ein paar Einschlüsse - Antwort des Juweliers, echte Peridots haben so etwas und das unterscheidet es von einfachem grünen Glas ... ja, ok, so kann man das auch argumentieren. Ich kaufe den teuren Stein, der kleine Laden und der alte Mann sehen auch irgendwie vertrauenswürdig aus.
Draußen vor dem Laden ist es bereits durch die Abenddämmerung dunkel geworden und wir fahren mit dem Tuk-Tuk durch den Starkregen (Monsun?) zurück zum Hotel. Der viele Verkehr spiegelt sich mit dem Scheinwerferlicht auf dem nassen Asphalt. Zum Abendessen muß ich mit dem Schirm zwischen offenen Eßbereich und Hotelzimmer hin und her laufen. Was jetzt auffällt, ist der laute Lärm der Zikaden, die durch den Regen erweckt wurden.

[12.09.17 / 23:59] Bentota Tag 5. Vormittag: auf der Zimmerterrasse weiter mein Buch lesen (die einzigen freien Tage im Jahr, an denen ich endlich mal Zeit dafür habe).
Mittag: das nächste Kapitel des Buches lesen, ich ziehe meinen Bikini an und wechsele zu der Liege im Schatten am Pool (mein Rücken sollte vielleicht auch noch etwas Sonnenlicht und leichte Bräune abbekommen). Momentan sind mehr Wolken als Sonne am Himmel und ich traue mich wieder an den Pool.
Nachmittag: Konsultation bei einem Doktor für Ayurveda-Medizin, ein Tuk-Tuk bringt mich (+Begleitung ... eigentlich bin ich die Begleitung) zu der Praxis der Ärztin. Die Behandlung in dem Sprechzimmer dauert etwa eine Stunde, über die 3-Finger-Pulsdiagnose und ein paar beantworteten Fragen kommt heraus, daß ich ein Kapha-Typ bin - Empfehlung für mich: "nichts kaltes aufwärmen" (sofern ich ihre Worte richtig übersetzten kann).
Zurück zum Hotel, Wechsel des Tuk-Tuks, der erste Fahrer vom vorigen Tag bringt mich wieder nach Aluthgama - Shoppingtour Teil 3 ... die bestellten Flip Flops abholen und zu einem Juwelier fahren. Der schlaue Tuk-Tuk-Fahrer hat natürlich schon mitbekommen, daß ich mich für allerlei glitzerndes Zeugs ("Bling Bling") interessiere und kennt da natürlich jemanden (sein Schwager) der so einen Laden betreibt. Ich schaue mir die Auslagen in den Vitrinen in dem kleinen Laden an, aber so ganz das Richtige ist nicht dabei ... kein Problem, der Juwelier kann alles anfertigen, was ich mir wünsche - einen grünen, geschliffenen, funkelnden Peridot-Edelstein in Tropfenform, eingefaßt in Silber als Anhänger für meine silberne Halskette, passend zu meinem Armband. Mit Bargeld anzahlen und den nächsten Tag abholen ... ich will erst wieder mit meiner Kreditkarte bezahlen, aber die funktioniert ja doch nicht.
Mit dem Tuk-Tuk weiter zu ein paar Kleiderläden mit Batiksachen (ein Laden davon betrete ich jetzt schon zum dritten Mal), aber leider wieder nichts Passendes gefunden (zu grelle Farben, nur für Touristen oder vom Schnitt unpassend oder doch nicht genau mein Farbtyp). Wenn ich die Idee mit dem Kleid im Batikmuster weiterverfolge, muß ich wohl doch anfangen, zu Hause selber zu färben. Mit dem Tuk-Tuk zurück ins Hotel.
Abend: aus dem mit Wolken bedeckten Himmel fängt es an, zu regnen. Ich sitze im Hotelzimmer und erstelle eine Abrechnung über alle auf dieser Reise gekauften Produkte - Ayurveda-Medizin, das Armband, das Seidentuch, das Holzkistchen, die Flip Flops und der Anhänger für die Halskette. Limit von 430 Euro erreicht (eigentlich schon überschritten), so viel wollte ich doch gar nicht ausgeben ... ab jetzt Einkaufsstop (außer vielleicht noch ein Päckchen Tee).

[11.09.17 / 23:59] Bentota Tag 4. Vormittag: ich bleibe im Schatten, der Pool ist für mich die nächsten Tage tabu.
Mittag: das mitgebrachte Buch weiterlesen im Zimmer.
Nachmittag: mit dem Tuk-Tuk zu einer Shoppingtour nach Aluthgama. Ein Laden mit Holzschnitzkunst und angeschlossenem Juwelier ... ich betrachte (wie magisch angezogen) den Gold- und Silberschmuck mit den eingearbeiteten Edelsteinen - aber eigentlich will ich doch nur ein kleines Holzkistchen für meinen Schmuck zu Hause kaufen. Der Verkäufer zeigt mir ein Exemplar aus Tamarindenholz in dem auch garantiert ein Armband reinpaßt (er führt es mir vor). Ich bin überzeugt und will es kaufen ... Kreditkarte "declined". Passiert mir auch auf jeder Reise, einmal im Ausland teuer eingekauft und danach ist die Plastikkarte gesperrt und wertlos, zum Glück habe ich für solche Notfälle noch eine zweite Karte (die mir eigentlich gar nicht gehört) zur Verfügung. Weiter in einen nächsten kleinen Schuhladen (der Tuk-Tuk-Fahrer weiß schon wo) und ein paar einfache und feminine Leder-Flip-Flops in meiner Größe in Auftrag geben.
Weiterer Verlauf des Nachmittags: kurz zurück ins Hotel, das Buch weiterlesen - und dann Aluthgama Shoppingtour Teil 2 mit einem anderen Tuk-Tuk-Fahrer. Etwas in den Kleiderläden nach Batiksachen stöbern ... leider nichts Passendes gefunden - zurück ins Hotel.
Abend: Abendessen mit Menükarte (diesmal wegen zu wenig Gäste kein Buffet), auf meinen Wunsch hin endlich scharf. Das Wetter blieb den ganzen Tag lang trocken, kein Regen, nur Wechsel aus Sonne und Wolken am Himmel.

[10.09.17 / 23:59] Bentota Tag 3. Vormittag: Strand und Meerwasser. Ein ziemlich hoher Wellengang mit gefährlicher Unterströmung, mal stehe ich nur mit den Füßen im Wasser und im nächsten Moment schon mit beiden Beinen fast bis zur Hüfte.
Nach meinem Versuch etwas naß zu werden, gehe ich wieder zurück zur Strandbar und lege mich auf die Liegen unter dem Schatten der Palmen. Eingecremt habe ich vorher nur mein Gesicht und etwas den Oberkörper - was soll schon passieren so nah am Äquator und auch noch im Schatten? (Späterer Sarkasmus der Autorin.) Die "Jungle Dogs" (wilde, freilaufende Hunde) im Umkreis der Strandbar machen das auch so und legen sich irgendwo in den Schatten.
12:00 Uhr, die Sonne steht eindrucksvoll im Zenit und wirft kaum einen Schatten (überprüft mit einer Wasserflasche auf dem kleinen Holztisch neben der Strandliege), ich mache einen kleinen Rundgang am Strand in der Nähe des Warahena Beach Hotel (damit die weißen Beine braun werden) ... was soll schon passieren? Nur 20 Minuten, ich habe ja das Gesicht und die Schultern eingecremt (der Leser erahnt es bereits).
Nachmittag: etwas auf der Terrasse des Hotelzimmers (im Schatten) ein Buch lesen, Tee trinken und den Empfang des WLANs des Hotels ausprobieren. Den Nachmittag entwickelt sich ein schmerzhafter, roter Sonnenbrand an allen Stellen meines Körpers, die ich nicht eingecremt (LSF 20) habe - also meine vordere Körperseite (die auf der Liege der Sonne zugewandt war) und alles ab Ausschnitt abwärts. Nur mein Gesicht, die Schultern und das Dekolleté bleiben verschont (man kann genau erkennen, wo ich mich eingecremt habe, und wo nicht). Ein richtiger Bikini-Sonnenbrand mit genauer Abzeichnung des Bandeau-Oberteils. Die Füße und die Knie hat es besonders schwer getroffen ... als der Schatten auf den Strandliegen unter den Palmen sich immer weiter zurückgezogen hat und ich nicht mehr ausweichen konnte. Zum Glück habe ich von meiner letzten Reise nach Tel Aviv das Aloe-Vera-Gel dabei und bin vorbereitet. Etwas Brandsalbe und die richtigen Aloe-Vera-Pflanzen im Garten des Hotels, die mir netterweise vom Personal zur Verfügung gestellt werden, komplettieren meine kleine Sonnenbrand-Notfall-Reiseapotheke ... Hauptsache das Gesicht hat es nicht erwischt, alles andere kann ich weiterhin mit langer Kleidung abdecken.
Wahrscheinlich der einzige Tag, an dem es richtig sonnig ist, mit blauen Himmel und nur ein paar Schleierwolken ... wo sind die tiefdunklen Regenwolken, auf die ich mich jeden Tag immer so gefreut habe? Wenigstens das Abendessen ist diesmal leicht scharf.

[09.09.17 / 23:59] Bentota Tag 2. Vormittag: mit dem Tuk-Tuk nach Aluthgama, Besuch der Buddha-Statue und des Tempels mit dem örtlichen Bodhi-Baum daneben ... endlich mal einen Tempelelefanten fotografieren. Danach Weiterfahrt zu einem kleinen Kräutergarten mit etwas günstigerer Ayurveda-Medizin im Verkaufsangebot.
Das Wetter bleibt wechselhaft zwischen mal Wolken, mal Sonne. Den Mittag verbringe ich noch am Pool, den Nachmittag bin ich wieder am Strand - mit dabei meine Fotokamera ... um die Selfie-Funktion mit dem umgeklappten Bildschirm im Schatten der Strandbar auszuprobieren. Im Bikini laufe ich dann danach ein paar Meter am Strand entlang, die Sonne vermischt sich mit dunkleren Wolken.
Zurück zum Hotel, etwas im Pool baden, duschen (2x, Pooldusche und Zimmerdusche) und danach Abendessen, erst jetzt setzt wieder ein Regenschauer ein (der Kreislauf des äquatorialen, tropischen Klimas - tagsüber verdunsten, Sonne, Wolken, abends Regen).

[08.09.17 / 23:59] Bentota Tag 1. Vormittag: Fahrt von Yale nach Bentota, über eine bemerkenswert schöne Autobahn, finanziert von den Chinesen.
Mittag und Nachmittag: Ankunft im Hotel Bentota Village, welches vorher gebucht wurde für den extra Strandurlaub nach der mehrtägigen Rundreise durch Sri Lanka, Abschied von der kleinen Reisegruppe und dem Reiseleiter. Im Hotel erstmal einen schwarzen Tee und einen Salat bestellen, das Wetter bleibt weiterhin bedeckt.
Nachmittag: mit dem hoteleigenen Tuk-Tuk-Shuttleservice zum Strand (alleinstehende Frauen sollen da ja bloß nicht zu Fuß gehen, jederzeit könnte ein fremder Kerl aus dem nächsten Gebüsch springen und die schutzlose Frau anquatschen, zwecks Abwerbung zu einem anderen Restaurant, Hotel, Schmuck- und Antiquitätenladen usw.). Ich habe mich für den Strand umgezogen, Beachwear - mein langer, schwarzer, italienischer Faltenrock (weht schön im Wind) + meine grüne Stricktunika + mein schwarzer Bandeau-Bikini. Das Wetter am fast menschenleeren Strand: Regenwolken am Horizont.
Mit dem Tuk-Tuk zurück zum Hotel, einmal richtig schwimmen (mit meinen Bikini) im Swimming Pool (bei leichten Nieselregen) - es ist nur ein kleines Hotel und so viele Gäste sind da nicht, die mich irgendwie dabei beobachten könnten (speziell mein "Problem" in der Bikinizone weiter unten ... bald ist es weg). Später Abendessen im Hotel, leider nicht so große landestypische Auswahl am Buffet (Nebensaison und wirklich wenig Gäste) und überhaupt nicht scharf (jedenfalls nicht als "Chilihead").

[07.09.17 / 23:59] Nuwara Eliya - Yale. Vormittag: Fahrt auf den Serpentinen abwärts, vom Hochland ins Tiefland, vorbei an einer Teeplantage mit Teepflückerinnen, einem sehr hohen Wasserfall und immer wieder Panoramablicke auf die "Highlands". Tiefstehende Wolken, Dunst zwischen den Bäumen und den Tälern und immer noch dieser ununterbrochene, leichte Regen. Erst gegen Mittag, als wir wieder das Tiefland erreichen, wird es wieder etwas wärmer und es hört auf zu regnen (das Wetter bleibt aber leicht dunstig).
Nachmittag: Weiterfahrt zur Jeepsafari im Yale Nationalpark, der erste Elefant begegnet uns schon auf dem Hinweg an der Straße. Vorsichtig vorbeifahren, wer in Sri Lanka Elefanten tötet oder lebensgefährlich verletzt, kommt für mindestens 20 Jahre ins Gefängnis ... finde ich gut, daß Elefanten hier so ein Menschenrecht haben.
Am Eingang des Nationalparks, Umstieg auf die Jeeps mit Anbau/Extra-Sitze für die Besucher auf der Ladefläche. Welche Tiere gibt es auf so einer Tour zu sehen? Warane, Wasserbüffel, Affen auf einem Felsen in einem ausgetrockneten Fluß (die "Affenkolonie"), Rehe/Hirsche, diverse Vögel - und Leoparden.
Nach einem kurzen Halt am Stausee, steigen wir wieder in die Jeeps - die Nachricht geht unter den Fahrern der Jeeps herum, jemand hat irgendwo einen Leopard entdeckt. Wahrscheinlich alle Jeeps des Nationalparks fahren jetzt in diesem Moment zu der einen Stelle im Park, um den Leopard zu suchen - es bildet sich ein riesiger Stau auf der unbefestigten Straße in der Nähe der vermuteten Raubkatze ... an jeder anderen Stelle des Parks ist es jetzt bestimmt richtig schön ruhig und die Tiere haben endlich ihre Ruhe vor den Touristen und den Jeeps. Nicht so der Leopard - dieser ist bestimmt schon längst an dem Gestank der Dieselabgase der vielen Jeeps erstickt oder hat sich zurückgezogen. Die Ranger oder Wildhüter (oder einfach "Guides") an Bord der Geländewagen bleiben optimistisch (der Motor wird endlich abgestellt) und suchen die Gegend ab ... irgendwo soll der Leopard sein, einige der Mitfahrer entdecken ihn. (So ein "psychisches" Ding, wenn man ganz fest daran glaubt? So wie der Yeti und der Bigfoot?) Ich sehe nichts außer hohes Gras, Büsche, Bäume, orangefarbene Termitenhügel. Es folgt noch ein verschwommenes, unscharfes, verzerrtes Foto beim Abfahren - vielleicht ist dieses Fabelwesen genau darauf zu sehen? Leider auch nicht, wie ich später beim Durchsehen der Fotos feststellen werde. Der Ersatz-Akku meiner Kamera hat auch den Geist aufgegeben - die drei schönen Elefanten am Straßenrand kann ich, auf der Weiterfahrt mit dem Minibus, auch nicht mehr aufnehmen.
Abend: Ankunft nach Sonnenuntergang im Hotel Jetwing Yala, nur das Meeresrauschen in der Dunkelheit läßt erahnen, daß wir nicht allzu weit vom Meer und einem Strand entfernt sind. Dieses besondere Rauschen setzt sich auch weiter fort in der Architektur der Hotelzimmer - das Bad gleicht einer riesigen Grotte, durchlüftet von der frischen Meeresbrise. Abendessen auf der Hotelterrasse, die kleine Reisegruppe sind vielleicht die einzigen Gäste des großen 5-Sterne-Hotels in der Nebensaison.

[06.09.17 / 23:59] Kandy - Nuwara Eliya. Vormittag: Besuch zweier Geschäfte in Kandy für Kunsthandwerk - Holzschnitzereien und Seide sowie weitere Textilien. Ich bin auf der Suche nach einem echten Seidentuch, rechteckig und grün-schwarz, mit floralem Muster. Die großen Saris interessieren mich nicht so sehr, Schals habe ich schon genug (Nachtrag, ich hätte doch einen echten Kaschmir-Schal kaufen sollen), das kleine schwarze-grüne Seidentuch, welches ich entdecke und in mein Suchraster paßt, probiere ich vor einem Spiegel an. Um die Schultern gelegt, zu einem Dreieck gefaltet, als Kopftuch (persischer Stil) mit viel sichtbaren blondem Haar ... sollte ich irgendwann mal in eine orientalische Familie einheiraten, bringt das bestimmt einen Pluspunkt bei einer sehr traditionellen Schwiegermutter.
Mittag: Eintritt in den botanischen Garten von Kandy, anfangs ist das Wetter noch teilweise sonnig, aber es beginnt schnell ein leichter Nieselregen aus den grau-blauen Wolken zu fallen. Ich mache viel zu viele Fotos von der weitläufigen Parkanlage, ich beschränke meine Auswahl auf das Orchideenhaus und den Ficus (also so groß kann mein Zimmerpflanzen-Ficus als Baum werden). Der Nieselregen wechselt über zu richtigen Regen.
Nachmittag: Fahrt ins Hochland von Sri Lanka, ein paar kurze Fotostops an Teeplantagen und Besichtigung einer aktiven Teefabrik. Ich kann den Erklärungen über die maschinelle Verarbeitung des Tees gar nicht folgen, so schnell wie die Reisegruppen durch die Fabrik geschleust werden ... Endpunkt ist der Verkaufsladen mit dem teuren, fabrikeigenen, schwarzen Ceylon-Tee. Ich trinke zwar noch eine Tasse Tee auf der Terrasse, aber kaufen werde ich den Tee günstiger woanders (z.B. wenn ich irgendwo einen Supermarkt finde, wo die Einheimischen ihren Tee auch kaufen ... bis dahin sammle ich aus jedem Hotelzimmer die Teebeutel neben der Minibar). Danach Mittagessen in einem Restaurant mit Panoramaterrasse - gerne genutzt von den internationalen Gästen für Selfies - und Weiterfahrt über die Serpentinenstraße nach Nuwara Eliya.
Nuwara Eliya, 1890 m über dem Meeresspiegel, Wetter: dunkel, grau, Regen. Ankunft im Hotel Jetwings St. Andrews - ein altes britisches Kolonialhotel, anschließend Stadtrundgang ... aber das Wetter ist so kalt und regnerisch, daß ich nur schnell wieder zurück ins (beheizte) Hotel will. Ich habe zwar zum Glück noch meine leichte Baumwolljacke dabei, aber die Fleecejacke oder der Kapuzenpullover zum Darunterziehen wäre noch besser gewesen (wenigstens die dünne Stretch-Jeans - die ich schon die ganze Rundreise anhabe und mich vor der aggressiven Sonnenstrahlung am Äquator schützen soll - erfüllt seinen isolierenden Zweck auch hier). Zurück ins Hotel - Teatime, schwarzer Ceylon-Tee auf der überdachten und verglasten Terrasse mit Blick den Hang hinunter auf das verregnete Nuwara Eliya (später dann Abendessen im Hotel ... irgendwo zwischen den verwinkelten Gängen, im großen Eßzimmer, vorbei an dem Billard- und dem Kaminzimmer).

[05.09.17 / 23:59] Dambulla - Kandy. Vormittag: Aufstieg zu den Höhlentempeln in Dambulla, ein riesiger Felsvorsprung überragt die Eingänge zu den kleinen Höhlen, bestückt mit vielen Buddha-Statuen (liegend, sitzend), und wahrscheinlich ein paar Statuen der Erbauer, Mönche und Stifter. Beim Tempel neben dem Bodhi-Baum erhalte ich gegen ein paar Rupien ein kleines, weißes Bändchen um mein Handgelenk ... ich wollte erst keins - Karma kann man nicht kaufen. Das Wetter ist noch sonnig und es sind an diesem Vormittag (und Vollmondtag) noch wenig spirituelle Besucher und Touristen unterwegs.
Mittag: Fahrt nach Kandy, unterwegs Besuch eines Gewürzgartens in Matale (mit Massage, Kopf und Schultern) und anschließendem Einkauf von (relativ teurer) Ayurveda-Medizin (Balsam zum Einreiben, Öle zum Auftragen ... oder für Duftlampen).
Nachmittag: Ankunft im Hotel The Tourmaline in Kandy, Besichtigung des Zahntempels mit der Zahnreliquie von Buddha. Viele einheimische Besucher sind an diesem Vollmondtag in dem für Sri Lanka wichtigen buddhistischen Tempel unterwegs - genau wie in Tokio, verzichte ich aus Respekt, Fotos vom Inneren des Tempels zu machen (die Reliquie wird auch nur alle paar Jahre den Besuchern gezeigt). Es fängt an, zu regnen.
Nach der obligatorischen Besichtigung des Weltkulturerbes, schließt sich der Besuch einer Edelsteinschleiferei an ... und des großen Showrooms mit den vielen glitzernden Kaufexemplaren in den Vitrinen - darauf habe ich mit meiner Kreditkarte nur gewartet. In der eher günstigen Ecke mit dem Silberschmuck, lasse ich mir von den Verkäufern ein paar Armbänder anprobieren. Nachdem ich mich für das günstigste Exemplar entschieden habe (es muß irgendwie noch in das Limit meiner Kreditkarte passen), kaufe ich ein silbernes Armband mit grünen Peridot-Edelsteinen und Echtheits-Zertifikat (von einem Geologen höchstpersönlich unter dem Mikroskop geprüft) ... jetzt fehlt mir nur noch der passende Anhänger für die Halskette. Während ich viel Zeit zwischen funkelnden Edelsteinschmuck und Gesprächen mit dem Verkaufspersonal verbringe, befindet sich der Rest der kleinen Reisegruppe schon in einem Theater ganz in der Nähe und verfolgt die Folklore-Show der "Kandy Lake Club" Tanzgruppe. Ich verpasse nur den Anfang des Programms des an sich ganz interessanten Auftrittes der Tänzer und Trommler.

[04.09.17 / 23:59] Sigiriya - Polonuaruwa. Vormittag: Fahrt nach Sigiriya, Besichtigung des Löwenfelsens - und Aufstieg auf den großen Felsen in der prallen Sonne zwischen vielen Touristen und einheimischen Besuchern ... aber der Anblick des Freskos mit den Wolkenmädchen (UNESCO-Weltkulturerbe) ist es wert. Bis hierhin führt der Weg noch im Schatten des Felsens vor der Vormittagssonne entlang, die Wendeltreppe bis zu den Wolkenmädchen erinnert mich irgendwie an die vergitterten Treppenstufen des Eiffelturms in Paris. Weiter bis zum Plateau mit dem Löwentor, den anschließenden Aufstieg bis nach ganz oben, über die schmale Treppe auf der Sonnenseite des Felsen, durch den sich die ganzen Touristenmassen quetschen ... spare ich mir. Was erwartet mich ganz oben? Auch nur Grundmauern von Ruinen, die ich schon auf dem Werbeplakat am Flughafen gesehen habe. Während die kleine Gruppe mit dem Reiseführer nach oben klettert, bleibe ich auf der unteren Ebene im Schatten der Bäume und vertreibe mir die Zeit mit meiner Kamera, das kleine Stativ und Panoramafotos. Nach Rückkehr der Reisegruppe, Abstieg und Besuch des Museums, Fahrt zurück zum Hotel.
Nachmittag: Polonuaruwa, archäologischer Park, dunkle Gewitterwolken ziehen über den Ruinen auf. Wir eilen durch das Gewitter und den Regen durch den Park und den alten Resten von früheren Gebäuden, zum Fotografieren bleibt kaum Zeit ... mit dem Schirm in der einen, und der Kamera in der anderen Hand, Blitz und Donner über mir - aber ich finde den Regen schön (die Einheimischen auch, er beendet die Trockenzeit zwischen den zwei Regenzeiten im Jahr). Auf der Rückfahrt halten wir noch an einem Stausee, fern am anderen Ufer stehen ein paar Elefanten - zu klein für meine Kamera (auf dem Hinweg stand schon ein Elefant auf der Straße - zu schnell und zu überraschend für mich und meine Kamera).

[03.09.17 / 23:59] Colombo - Anuradhapura. Vormittag: Fahrt an der Küste entlang, Besuch eines privaten Hindutempels und eines Wochenmarkts (mit viel Gemüse und Fisch). Mittag: kleines Buffet unterwegs in einem Restaurant mit Panoramablick auf die Umgebung. Minutenlang beobachte ich die kleine, runde Wolke an dem Berg am Horizont ... sie bewegt sich nicht - es ist eine große, weiße Stupa.
Nachmittag: Besichtigung des uralten Bodhi-Baums + Tempel in Anuradhapura (ein direkter Ableger des Bodhi-Baums unter dem Buddha gesessen hat). Der Reiseleiter führt uns weiter zu anderen alten Klosterruinen, Dagobas und Stupas (die ich so nicht mehr einordnen kann) bis zu der großen, weißen Dagoba in Anuradhapura. Es ist Sonntag kurz vor Vollmond, viele Einheimische sind in Weiß gekleidet und besuchen die Prozession (mit Trommler und Musik) rund um die große, weiße Stupa. Viele Mönche sind auch anwesend, darunter auch sehr alte, die irgendwie wichtig und respektvoll aussehen (Notiz für mich: die Mönche in dunkelrot sind nicht die "Prospects des MC", sie stehen nur ein oder zwei Kasten unter denen mit der orangefarbenen und roten Kutte).
Abend: Ankunft im Hotel Cinnamon Village Habarana (große Hotelanlage mit großem Buffet).

[02.09.17 / 23:59] 2:00 bis 8:00 Uhr - Flug Dubai - Colombo ... fast hätte ich den "Final Call" am Gate verschlafen. Flugzeug: eine B777 der Emirates.
10:00 bis 14:00 Uhr - Transfer und Ankunft im Hotel Ramada Colombo.
16:00 bis 18:00 Uhr - kleine Stadtrundfahrt durch Colombo mit dem Minibus und Kennenlernen der kleinen Reisegruppe (nur 5 Personen zusammen) mit der ich die nächsten Tage durch Sri Lanka reise. Bei der Stadtrundfahrt probiere ich endlich mal meine neue Kamera aus und mache ein paar Fotos - die Straßenszene mit der Moschee und dem Werbeplakat für Saris, einen buddhistischen Tempel und den Stadtpark mit einer Buddha-Statue und einem Bodhi-Baum. (Nicht mehr in der Bildauswahl sind der Hindutempel und das riesige Bauprojekt "Port City" der Chinesen.)

[01.09.17 / 23:59] 15:00 bis 23:59 Uhr - Flug Frankfurt - Dubai mit Emirates. Der A380 besitzt im Bordprogramm für die Passagiere eine kleine "Kommandozentrale". Den ganzen Flug über beobachte ich auf dem kleinen LCD-Bildschirm vor mir die wichtigsten Instrumente (Horizont, Speed, Altitude) und die kleine Positionskarte (wir fliegen doch nicht über Syrien und Irak). Zur Landung kurz vor Mitternacht schalte ich um auf die Frontkamera ... den "Burj Khalifa" sehe ich aber auch so von meinem Fensterplatz.

[31.08.17 / 23:59] 14:00 bis 18:00 Uhr - mit dem Zug nach Frankfurt. Den Tag vorher war ich noch in meiner Wohnung in Leipzig, um meine Pflanzen zu gießen.

[24.08.17 / 21:49] Tag der Wahrheit, bzw. "Stichtag" - gegen Mittag habe ich meinen Termin bei der Fachärztin für Genetik, die Chromosomenanalyse als Voruntersuchung für die Operation und für den Antrag bei der Krankenkasse steht noch aus. Die Ärztin erzählt mir, daß viele Transsexuelle diese formale Untersuchung schon zu Beginn ihrer Transition machen. Mein später Termin - 2 oder 3 Jahre nach Beginn der Hormonbehandlung - ist eher ungewöhnlich (oder kommt nicht so häufig vor). Blutabnahme Nr.1 für diesen Tag - nach Anlegen einer Kultur (die Zellwände müssen erst noch aufgehen und die Chromosomen müssen noch aufquellen) und Untersuchung unter dem Mikroskop, wird mir das Ergebnis in ein paar Wochen zugesandt* ... aber eigentlich steht es inoffiziell schon fest - XY - anatomisch ist alles bei mir eindeutig (aber vielleicht erwartet mich noch eine "Überraschung").

Nach dem kurzen Termin bei der Genetikerin, weiter zum lokalen Büro der Aids-Hilfe. In dieser ... nicht näher genannten, größeren Stadt in Sachsen-Anhalt (unweit meines Arbeitsplatzes) ist das Wochenende ein kleiner CSD - und im Rahmen dessen bietet der Aids-Hilfe-Verein einen kostenlosen Testtag ohne Voranmeldung für HIV an. Ich nehme in dem Wartezimmer Platz, fülle den Papierbogen mit der Risikoanalyse aus (Analsex, ungeschützt, ohne Kondom), mein Beziehungsstand (mein Ex-Freund kommt dabei nicht gut weg) und werde dann zum Testen in das kleine Beratungszimmer geleitet. Der Mitarbeiter ist echt sehr nett und die Atmosphäre ist dabei auch sehr angenehm ... nur ich sehe immer traurig aus bei dem ernsten Problem. Auf die Risiken beim Analsex als passiver Partner braucht er nicht weiter einzugehen - die sind mir sehr wohl bewußt. Die sogenannten Schnelltests der dritten Generation decken nur alles ab, was vor drei Monaten passiert ist - die Tests der neueren Generation (die beim Gesundheitsamt), alles vor 6 Wochen ... ich rechne nach, 3 Monate - damit ist "Tel Aviv" auch mit drin. Für die Schnelltests, die so auch in Afrika verteilt werden, wird etwas Blut aus der Fingerkuppe genommen (so wie bei Blutzuckermessung) und auf die Testmarker angewandt (ähnlich eines Schwangerschaftstests). Nochmal 20 Minuten warten und der Streifen auf den Markern zeigt mir an, ob ich positiv oder negativ getestet wurde. Mit "etwas Enttäuschung" muß ich feststellen, daß ich schon wieder HIV-negativ bin ... dabei habe ich mich schon mental darauf vorbereitet. So ein bißchen HIV als Gegenspieler zur MS macht sich bestimmt gut in meinem "Erkrankungs-Portfolio" (dann mit Garantie zum frühzeitigen Ableben). Egal ... eines von beiden ist schon beschissen genug, ich sollte froh sein, daß der Test für mich wieder negativ ausgefallen ist - und ich werde weiter darauf achten, daß die Männer ein Kondom benutzen!

Während ich so in dem Wartezimmer auf das Testergebnis warte, schaue ich mir einzelne Broschüren an ... eine fällt mir besonders auf - es geht um eine Online-Umfrage um Gewalt und Diskriminierung gegen den LSBTTIQ*-Personenkreis und deren Nachbehandlung (Therapie, Traumata usw.). Interessiert lese ich den Flyer durch und fühle mich angesprochen. Ein paar Stunden später werde ich an der Online-Umfrage teilnehmen ... zwei Gewalttaten gegen mich gebe ich an - der Vorfall in der Straßenbahn viele Jahre zuvor (der für mich in der Notaufnahme endete) und der Vorfall letzten Jahres (der Typ der mich angegrabscht und bedrängt hat). Beide Vorfälle habe ich mit meinem Therapeuten thematisiert (oder bzw. aufgearbeitet). Beim Beantworten der Fragen in dem Online-Formular, kommen alle Erinnerungen wieder zurück ... mir fällt auf, daß ich mit physischen Gewalterfahrungen offenbar besser umgehen kann als mit psychischer Gewalt - die Knochen wachsen wieder zusammen, aber die Ängste und die Bilder im Kopf lassen einen zerbrechen.

*(Das schlichte Ergebnis eine Woche später: "XY, unauffällig", so ein Mist ... und woher kommt dann mein eingebildeter Monatszyklus?)

[23.08.17 / 22:43] Viel zu wenig Bilder in meinem Blog die letzte Zeit - also stelle ich mal zwei online ... mit was bewege ich mich eigentlich fort?.

Bild 1 (März 2016): Mein (noch jungfräulicher) MX-5 kurz vor dem Kauf auf dem Parkplatz des Händlers (wenige Monate vor der ersten Schramme hinten links).

Bild 2 (Oktober 2008): Kurz vor der Ausfahrt mit meiner 750er Honda (die leider die meiste Zeit des Jahres nur ein einsames Schattendasein in der Garage fristet, umhüllt von Spinnweben).

(Nicht mehr im Bild - mein alter Fiat ... der immerhin 15 Jahre gehalten hat.)

[20.08.17 / 23:26] Zurück in Leipzig - das letzte Wochenende war ich schon nicht in meiner Wohnung (ich fürchte mich vor meinem Ex-Freund) - dieses Wochenende muß ich wenigstens mal hin, um meine Pflanzen zu gießen. Er hat immer noch die Schlüssel für meine Wohnung ... wird er betrunken randaliert haben (wie schon mal in seiner Küche)? Alles Porzellan zerschmeißen (mein schönes Kahla-Kaffee-Service)? Mein Kleiderschrank geplündert und durchwühlt haben? Mit Angstgefühlen steige ich den Freitag Abend die Treppen hoch zu meiner Dachgeschoßwohnung ... ich stecke den Schlüssel in das Türschloß ... er paßt nicht! Ein Schreckmoment - macht er etwa dasselbe mit mir, was ich vor einigen Wochen mit ihm getan habe und schließt sich in meiner Wohnung ein? Kurz durchatmen ... falscher Schlüssel - ich wechsle am Schlüsselbund zu dem richtigen Schlüssel und schließe meine Wohnung auf. Es ist schon dunkel den Freitag Abend gegen 22 Uhr, ich suche den Lichtschalter und mein Blick schweift durch die ganze Einraumwohnung ... ich bin allein, er war nicht da, alles ist so, wie ich es verlassen habe (selbst den Pflanzen geht es gut und sie sind noch nicht vertrocknet). Ich packe meine Sachen aus und richte mich wieder ein. Kurz nach Mitternacht gehe ich ins Bett ... nicht ohne die Wohnungstür von innen abzuschließen und im Kleiderschrank nach dunklen Schatten zu suchen. Ich habe Angst vor ihm ... die letzten zwei Wochenenden mit ihm (besonders das letzte) haben mich zu sehr verschreckt. Ich probiere die Nacht noch ohne eine Tablette einzuschlafen, nehme dann etwa eine Stunde später doch eine.

Sonnabend später Vormittag, ich stehe auf, Frühstück mit meinen mitgebrachten Brötchen. Nach dem Duschen und Anziehen sammle ich alle seine leeren Bierflaschen ein (und meinen Getränkekasten Wasser) und fahre damit zur nächsten Kaufhalle. Wenn ich Glück habe, reicht der Flaschenpfand und mein 5-Euro-Schein für den gesamten Einkauf - auf meiner imaginären Liste stehen Tomaten, Möhren, eine Dose Thunfisch, ein Paket kleiner Wasserflaschen und vielleicht noch eine Packung Weintrauben als Nachtisch. Das Geld reicht, ich habe sogar noch ein paar Euromünzen über.

Weiter den frühen Sonnabend Nachmittag zum Einkaufen in die Leipziger Innenstadt, ich parke mein Auto in dem Parkhaus am Bahnhof und lasse erstmal das gekaufte frische Gemüse und das Obst im Kofferraum - so schnell wird es gleich nicht verderben. Auf dem Weg zum nächsten EC-Automaten plane ich meine Einkaufstour für diesen Nachmittag - die Apotheke in der Fußgängerzone, Schuhladen Nr. 1 gegenüber, der teure Naturkosmetikladen ein paar Gehminuten entfernt, weiter zum favorisierten Schuhladen Nr. 2 und - wenn ich dann noch kann - das teure Kaufhaus am Marktplatz.
In der Apotheke frage ich nach Mückenschutzmittel - das stark nach Ammoniak stinkende (aber wirklich sehr gut wirkende) Mittel zur Nachbehandlung der zahlreichen Stiche auf der Haut, haben die leider nicht im Sortiment, dafür kaufe ich zum Schutz gegen diese Biester ein Spray, welches von einem ominösen Tropeninstitut angepriesen bzw. empfohlen wird ... ich brauche das für meine nächste Reise sehr dicht am Äquator.
Weiter in den ersten Schuhladen, ein paar Peeptoes mit High Heels stehen auf meiner Wunschliste ... die müssen nicht zum Laufen geeignet sein, nur zum gut Aussehen an den Füßen, während ich irgendwo in einem Club die Nacht auf einem Barhocker sitze, die Beine überkreuze und Männer beobachte ... also etwas für meine "semi-professionelle Arbeit", meinem marokkanischen "Klienten" würde das bestimmt gefallen. Ich durchstreife den ersten Laden, leider nichts passendes - außer das eine Paar schwarze Pumps, das ich schon habe. Weiter durch die Innenstadt zu dem teuren Naturkosmetikladen.

Nachdem ich meine obligatorischen zwei Probefläschchen mit Haarwäsche und Duschbad für die nächste Reise eingekauft habe, bewege ich mich weiter in Richtung Schuhladen Nr. 2 ... vor dem Eingang empfängt mich ein riesiges, rotes Plakat: "Rausverkauf! Alle Schuhe 60% reduziert!" Ich betrete den Laden und es ist wirklich sehr viel Andrang, überall stehen die Schuhe eng aneinander und viele Menschen probieren etwas an oder suchen die Regale ab. Alles ist umgeräumt, nichts steht an dem Platz, wie bei meinem letzten Schuhkauf vor ein paar Wochen. Wenigstens sind sie immer noch (einigermaßen) nach Farbe sortiert und überall stehen die Hinweise für die Schuhgröße. In all dem Durcheinander und den vielen Menschen entdecke ich das eine schwarze Paar Stiefeletten eines kleinen italienischen Designerlabels ... ich nenne es mal meine "Made-in-Italy-Schuhe". Sie stehen seit meinem letzten Einkauf immer noch da und keiner scheint sich dafür zu interessieren. Die schmalen Absätze sind viel zu hoch, die Schuhspitze ist sommerlich ausgeschnitten (also Peeptoes) und auf dem Etikett steht immer noch der Preis kurz vor der 200-Euro-Schmerzgrenze. Ich nehme sie vom Regal, laufe nochmal damit Probe ("paßt") und gehe mit meinem neuen Schuhpaar in der Hand zur Kasse. Das letzte Mal habe ich sie nicht gekauft, weil die hohen Absätze viel zu "unpraktisch" sind - jetzt ist mir das egal und ich lege diese bezaubernden italienischen Markenschuhe auf den Tresen an der Kasse ... 180 Euro minus 60 Prozent? Ein Wahnsinnspreis - und die Schuhe haben nur auf mich im Regal gewartet, daß ich Wochen später nach meinem letzten Besuch wieder zurückkehre und sie doch kaufe. Weiter in das nächstgelegene Kaufhaus in der Fußgängerzone am Marktplatz.

Ich will eigentlich nur ein schlichtes olivgrünes T-Shirt kaufen, nichts Aufwendiges, nichts Teures. Auch hier werde ich fündig, probiere etwas an, laufe weiter durch das Kaufhaus ... bewundere ein paar sauteure "Samt-Stiefeletten" - mit der Einkaufstüte mit meinen gerade eben gekauften Stiefeletten in der einen Hand und dem anprobierten olivgrünen T-Shirt in der anderen Hand. Einkaufen ... Schuhe ... Sachen von (viel zu überteuerten) Designerlabels - meine Welt. Ich könnte Stunden damit verbringen, aber irgendwann macht der Körper (und die Füße) einfach nicht mehr mit. Zurück zum Auto im Parkhaus am Hauptbahnhof (und unterwegs noch mit den übriggebliebenen Münzen ein italienisches Eis kaufen).

Irgendwann so gegen 17 oder 18 Uhr bin ich wieder zurück in meiner Wohnung und bereite das Abendessen für den Tag vor. Es gibt Pasta mit Thunfisch und Tomaten und die italienische Gewürzpalette (Oregano, Basilikum, Thymian, viel Knoblauch, etwas Chili). Nachdem ich alles gekocht, aufgegessen und den Abwasch gemacht habe, springe ich wieder kurz unter die Dusche und mache mich ausgehfertig für die Nacht. Ich will die Nacht in den Club in der Südvorstadt, in den ich letzten Sommer beim Verlassen von "gewissen" Männern angesprochen und ... belästigt wurde. Was ziehe ich die Nacht an? Kein Kleid, kein Push-up, Schuhe mit Absätze? Ja, aber nur meine schwarzen Stiefeletten ... leider keine Stilettos, mit denen ich mich im Notfall wehren könnte. Schwarze Jeans, schwarze Lederjacke, schwarzes - nicht so attraktives - Top, nur Kajal um die Augen und dezenter Silberschmuck. Wenn mich einer anmacht - ich bin nur ein Kerl mit langen Haaren (höchstwahrscheinlich ein "Metaler") und mit einem "Hormon-Problem" (wegen den kleinen Brüsten). Meine Ausrede wirkt vielleicht nicht überzeugend, aber ich habe wenigstens einen Versuch. Mit dem Auto eine Stunde vor Mitternacht in die Gegend um den Südplatz.

Ich parke mein Auto ein oder zwei Straßen entfernt von dem kleinen Club und laufe erstmal zielgerichtet zu den Bars an der belebten Straße. Ein Glas Wasser, ein Ciabatta (mit noch mehr Knoblauch) und die alkoholfreie Version einer "Pina Colada" später, laufe ich wieder zurück zum Eingang des Clubs. Es ist kurz vor Mitternacht und alles ist verschlossen. Irritiert laufe ich noch einmal um den ganzen Block, wieder am verschlossenen Eingang vorbei und zurück zu meinem geparkten Auto. Kein Wunder, daß bei der Disco-Veranstaltung sonst so wenig Leute kommen, wenn immer verschlossen ist und nie klar ist, ob oder wann (vielleicht weit nach Mitternacht) die Disco stattfindet ... vielleicht hatte der Punker-DJ auch einfach keinen Bock mehr (kommt schon vor). Plan B - mit dem Auto ein paar Straßenzüge weiter zur nächsten Disco die Nacht in Connewitz. Ich finde einen Parkplatz in der Nähe in dem Wohngebiet und laufe zu dem Haus mit dem Clubkeller. Diese Nacht ist dort eine 80er-Jahre-Party, auf dem Flyer beworben mit "alternativen" Songs.
Als ich den Clubkeller betrete, sind noch nicht sehr viele Leute da. Der DJ spielt etwas Italo-Disco an ... noch bin ich erfüllt mit etwas Hoffnung. Der Club füllt sich ... Stinos. Die Musik wechselt über Rap zu Detroit, frühes House - eigentlich gar nicht schlecht. Ich schließe meine Augen in dem mittlerweile vollen Club und stelle mir vor, ich wäre irgendwo in einer Underground-Disco in New York und die Tanzfläche ist voller attraktiver (und wahrscheinlich schwuler) Männer (die mich als Transe immer so nett in Ruhe lassen). Ab und zu muß ich die Augen öffnen und mich der Realität stellen, die übliche Leipziger Studenten-Hipster-Stino-Mischung, mit übergroßen Frauenanteil. Kurz nach 1:30 Uhr, ich verlasse den stickigen Club - eigentlich nur um etwas frische Luft zu atmen - aber spontan entscheide ich mich zu gehen. Gute Musik, falscher Club. Zurück mit meinem Auto zu meiner Wohnung in Leipzig.

Etwa eine Stunde später - und nachdem ich mir den schwarzen Kajal halbwegs aus den Augen gewaschen habe - falle ich ins Bett. Das erste Mal seit vielen Monaten, daß ich keine Tablette zum Einschlafen brauche. Die Tür ist verriegelt und von meinem Ex-Freund höre (oder lese) ich sowieso nichts mehr. Das Telefon ist die Nacht einfach aus.

Sonntag Vormittag, ich habe nichts vor, die Pflanzen habe ich den Tag zuvor schon gegossen und alle Einkäufe sind erledigt. Ich muß den Tag nur frühstücken, gegen Mittag duschen, Tai-Chi-Übungen machen, Mittagessen kochen und später dann alle meine Sachen zusammensammeln (die neu gekauften Schuhe und das Paar Plateau-Sandaletten, den Bikini und ein Sommerkleidchen für die nächste bevorstehende Reise). Für das Mittagessen habe ich wieder etwas Veganes vorbereitet - es gibt Couscous mit Kichererbsen, Möhren und Tomaten. In einer Pfanne Knoblauch und Schalotten in Olivenöl erhitzen (mehr Knoblauch als Schalotten), währenddessen die Möhren in kleine Scheiben schneiden, mit dazu in die Pfanne, Tomaten waschen, vierteln, auch mit in die Pfanne, alles mit Pfeffer und Chili würzen (viel Chili), die orientalische Gewürzmischung dazu (Kardamom, Koriander, Kreuzkümmel), in einem anderen Topf Couscous mit etwas Kurkuma im heißen Wasser 5 Minuten aufquellen lassen, in eine Müsli-Schüssel geben, mit der Tomaten-Möhren-Kichererbsen-Soße/Pampe übergießen - und mit einem Löffel aufessen. Vegan ist so schön einfach zu kochen.

[30.07.17 / 22:19] Ich glaube nicht, daß wir noch eine gemeinsame Zukunft haben, "Please return the keys."

Eines der vielen einsamen Wochenenden in Leipzig irgendwo in einer Bar, ich entdecke etwas Neues für mich. Anstatt aus Frust irgend etwas zum Anziehen zu kaufen (meistens etwas viel zu Teures), fange ich jetzt einfach an, aus Frust zu essen. Mit jeder bestellten Cola an dem Single-Tisch im Außenbereich, bestelle ich noch zusätzlich ein Baguette, ein Ciabatta oder ein anderes Weißbrot (mit viel Knoblauchbutter) dazu und schaufle alles in mich hinein ... allein die drei Colas haben schon genug Zucker (und Koffein, so kurz vor Mitternacht).
Auf seine Nachricht den Nachmittag hin, bin ich nach Leipzig gefahren - dabei war ich mir gar nicht mehr so sicher, ob ich überhaupt noch fahren soll. Mir geht es psychisch und seelisch echt beschissen ... irgend etwas stimmt nicht, wenn ich mir bei meiner täglichen Fahrt zur Arbeit durch die Baumallee auf der Landstraße schon genau den einen, optimalen Baum aussuche, gegen den ich im "Bedarfsfall" mit einer präzise ausgerechneten Geschwindigkeit krachen will (schnell genug, um es tödlich zu machen - und noch langsam genug, um es nach einem Unfall aussehen zu lassen).

Ich nehme meine Tabletten, ich gehe zu meinem Therapeuten, ich spreche darüber, ich schreibe Tagebuch - ich tue eigentlich alles Richtige, um gegen diese gefährlichen Gedanken anzukämpfen.

Die Nacht zurück in meiner Wohnung, ich kann nicht einschlafen, jedes kleinste Geräusch oder Knacksen läßt meinen Adrenalinspiegel und meinen Puls explodieren. Die Wohnungstür ist von innen verriegelt, das Telefon liegt wie immer weit abseits und auf stumm gestellt auf dem Bartisch an der Küche. Er hat seit seiner Nachricht den Nachmittag viele Stunden zuvor nichts mehr geschrieben. Erst als die Sonne an diesem heißen Sonntag Morgen aufgeht und meine Wohnung hell erleuchtet (außer die schattige Schlafecke), kann ich für ein paar Momente einschlafen. Angsterfüllte Träume ... immer wieder versucht jemand die Wohnungstür aufzuschließen, schafft es aber nicht.
In den Wachmomenten verfolgt mich immer wieder das Bild vom letzten Wochenende mit ihm zuvor, wie ich in meinem Bett liege und er sich vor mir kniend einen runterholt und auf mein Gesicht abspritzt ... zum Glück nicht in meine Haare, es läuft nur an meinem Gesicht und den Hals herunter und tropft auf mein Kopfkissen. Ein "facial" ... das sieht in den Sexpornos für Männer vielleicht noch gut aus - aber für mich (als die, die das abbekommt) wirkt das nur noch entwürdigend und deprimierend ... so daß ich daran zweifle, ob ich für ihn noch irgend etwas wert bin.

Ich will das nicht mehr. Er ist nie da, außer er will Sex mit mir. Wir haben sonst keine gemeinsamen Momente - außer die, in denen ich ihn betrunken irgendwo abholen muß. Das mit der Heirat, das ist nur für das Papier, damit er den Behörden etwas vorlegen kann. Es ist sonst weiter nichts wert. Ich bin nichts wert. Ich rangiere in seiner Prioritätenliste ganz weit unten, weit vor mir kommen seine Familie, seine Freunde, seine Kollegen. Schon lange spiele ich mit dem Gedanken, das alles zu beenden ... es tut mir nicht mehr gut. Schlußmachen mit ihm über eine SMS? Fies ... aber ich treffe ihn ja nie außerhalb meiner Wohnung (bzw. meines "Stundenhotels", als seine Sexgespielin) und mein Bett, kann nie mit ihm ein längeres Gespräch führen. Also doch die berüchtigte, letzte SMS.

Nachtrag: Ich weiß, daß er jetzt der Gute ist und ich die Böse - aber seine beruhigende "Alles wird gut"-Antwort und daß er darüber mit mir reden will, wirkt so total entwaffnend auf mich, daß ich meine vorbereiteten Phrasen für den bevorstehenden Schlagabtausch mit ihm verwerfe.
Die letzte Sitzung mit meinem Therapeuten entlarvt ein ganz anderes, viel ernsteres Problem ... der sexuelle Übergriff auf mich von dem Typen letzten Sommer (der, der mich von der Disco bis zu meinem Auto verfolgt hat) hat einige traumatische Spuren in meiner Psyche hinterlassen ... sexuelle Nötigung ist keine Ordnungswidrigkeit sondern eine Straftat!

[24.07.17 / 00:04] Mein Buch bzw. das kleine 30-Seiten-Heftchen an dem ich die letzten 3 Monate geschrieben habe (mit einem Monat liegenlassen und dann Korrekturlesen), ist jetzt online verfügbar. Die Tagebucheinträge von meiner Reise nach Tel Aviv - mit 40% neugeschriebenen Material! Was ist fiktiv, was ist wirklich passiert? Ich müßte eigentlich die ganze Geschichte auf 5-fache Größe (150 Seiten) ausarbeiten, damit es wirklich ein ernstzunehmender Kurzroman wird ... aber dafür habe ich weder die Zeit, noch das Talent - und einen sehr eigenwilligen bzw. "sperrigen" Schreibstil.

Veröffentlicht als PDF und EPUB:
../buecher/pdf/vampire_in_tel_aviv.pdf
../buecher/epub/vampire_in_tel_aviv.epub

(Korrekturen im Text könnten noch folgen ... so ganz gründlich war ich nicht mit dem Lektorat.)

[21.07.17 / 20:30] Das alte Gästebuch verschwindet (ich brauche Platz in der Menüleiste für meine neue Bücherplattform).

Die statischen zwei Seiten mit den 36 Gästebucheinträgen sind unter den zwei Links archiviert:
oldgbook_page_1.htm
oldgbook_page_2.htm

Danke an die, die in den letzten Jahren mal eine Nachricht hinterlassen haben. Auch wenn ich vielleicht die eine oder die andere inspiriert habe, den TS-Weg zu gehen - ich bin mir sicher, ihr habt mich schon längst überholt.

[19.07.17 / 21:53] Korrektur des OP-Termins und der Warteliste ... heute erreicht mich ein Schreiben von der Praxis des Chirurgen in München, es beinhaltet das Attest für die Krankenkasse und den Termin für die Operation - in mehr als 4 Jahren! Ein Schock ... noch 4 Jahre? Bis dahin bin ich doch schon längst tot und habe mich aus Verzweiflung umgebracht. OP: 2021, Korrektur-OP: 2022 - das macht doch alles keinen Sinn mehr! Da bin ich doch schon über 40! Wer will den mit so einer alten Transe noch Sex haben? Da kann ich mir die Operation eigentlich auch sparen. Ich lege den Brief beiseite und breche in Tränen aus ... überlebe ich die nächsten 24 Stunden? Soll ich die Selbstmord-Hotline anrufen? Wenn ich mir schon die Pulsadern aufschneide, warum kann ich den Schnitt nicht einfach "viel tiefer" ansetzen und mir das verdammte Ding abschneiden? (Und wie kann ich mich betäuben, die entstehende Wunde und die Blutung stoppen?) Es dauert noch ein paar Stunden, bis ich mich wieder beruhige und mich sammeln kann ... hol dir eine zweite Meinung, es gibt noch mehr Ärzte in Deutschland. Dann muß ich eben auf den Luxus der "kombinierten Methode" verzichten und mich irgendwo anders in Deutschland -zeitnah- unters Messer legen. Ich versuche Kontakt mit einer anderen Klinik aufzunehmen, die noch nach der alten Methode ("Penis umstülpen") operiert. Thailand bleibt auch weiterhin eine Option, aber ich fürchte mich vor dem langen Flug (frisch operiert).

(Und das alles nur, weil ich mir eine "Deadline" für die GaOP auf das Alter von 35 bis 39 Jahre gesetzt habe ... geplanter Suizid dann spätestens mit 59.)

[16.07.17 / 23:24] Zurück auf's Bett, endlich ausruhen (irgendwann vielleicht, kaufe ich mir auch eine Couch). Meine Gedanken kreisen weiterhin um die Situation in der Bar den Abend zuvor. Ein ambivalentes Gefühl, irgendwie würde ich mir gerne die Freiheit nehmen, alleine auszugehen und wieder die Nacht ruhig in meinem Bett zu schlafen - andererseits vermisse ich ihn dann doch wieder und seine Nähe ... würde er wenigstens nicht mehr so viel trinken, das bringt ihn nur immer wieder in Schwierigkeiten. Gegen 21 Uhr kommt eine Nachricht von ihm und er fragt, ob wir die Nacht wieder etwas unternehmen und wenn ja, wo - ich antworte ihm und schreibe, daß ich die Nacht wieder in Plagwitz in einen Club ausgehe ... nenne ihm aber noch nicht den Ort und die Straße. Ich muß vorher noch eine Dusche nehmen und mich ausgehfertig machen ... beim Anblick meines sonnenverbrannten Gesichts im Spiegel verzichte ich auf jedes weitere Make-up. Immerhin ist es nicht so extrem stark verbrannt, wie auf der letzten Reise nach Tel Aviv. Für einen kurzen Moment überlege ich, ob ich nicht doch meine schwarzen Lederhandschuhe und die dicke Sonnenbrille die Nacht im Club trage (wie in der Szene aus einem bestimmten Vampirfilm). Ich wechsele nur die Schuhe (jetzt die Stiefeletten mit Absätzen) und verwerfe den Gedanken, das schwarze Spaghettiträgertop - welches ich schon während der Demo unter der Jacke anhatte - für die Nacht ein weiteres Mal anzuziehen (dafür das T-Shirt von der Autobahnfahrt den Abend zuvor). Ich habe so viele extravagante Sachen in meinem Kleiderschrank und trage ja doch nie etwas davon ... nur ganz selten.

Der Club in Plagwitz, einer meiner zwei Lieblingsclubs in der Leipziger Szene, kurz vor Mitternacht parke ich mein Auto in der Nähe und laufe die dunkle Gasse ohne Beleuchtung zum Eingang. Diese Nacht zwei Tanzflächen und die Soli-Party für den linksalternativen Block (der Wagen von der Demo einige Stunden zuvor). Kurzer Blick auf das Telefon, erst jetzt schreibe ich meinem Freund die zweite Nachricht und beantworte seine Frage, wo exakt ich die Nacht ausgehe ... auch wenn er vorher geschrieben hat, daß er dann mich in dem Club treffen will - er wird ja doch nicht vorbeikommen. Ich unterdrücke den letzten Funken Hoffnung, den Glauben und das Vertrauen in ihm und zwinge mich, nicht jede Minute auf das Telefon zu starren und ständig vor dem Eingangsbereich auf ihn (vergebens) zu warten. Sieht vielleicht doof aus, daß ich da nur alleine bin - aber das war vorher auch schon so. "Transen" haben keine Freunde, trans ist wie Lepra oder Aids, sobald die "Krankheit" ausbricht, wenden sich alle ab. Ich habe nur zwei Liebhaber, die mich gelegentlich für Sex treffen. Wo ist mein Leben, welches ich davor hatte? Auf der oberen, zweiten Tanzfläche werden im dichten Nebel und der spärlichen bunten Beleuchtung zwei Italo-Disco-Titel gespielt - kurzer Backflash - soviele Stunden, soviele Nächte, die ich einsam zu Hause vor meinem Computer programmiert habe und dabei diese Italo-Disco-Musik gehört habe ... "Kann nicht programmieren zu der Musik!" Immer wieder mußte ich von meinem Drehstuhl vor dem Computer einfach aufstehen und tanzen. Meine privaten Softwareprojekte, für die ich nur das Wochenende ein paar Stunden Zeit hatte, haben sich dafür endlos in die Länge gezogen (Exkurs in mein altes Leben zuvor).

2 Uhr und ein paar Minuten nach Mitternacht, ich verlasse den Club ... letzter Nachrichtenstand von meinem Freund - 2 oder 3 Stunden zuvor war er noch irgendwo woanders in der Stadt in irgendeiner Bar. Wahrscheinlich ist er jetzt schon wieder vollkommen betrunken und wird sich die Nacht nicht mehr bei mir melden. Zurück zu meiner Wohnung, überraschenderweise ist mein Parkplatz vor der Haustür immer noch frei und ich kann ganz bequem einparken. In meiner Wohnung verbringe ich erst ein paar Minuten im Bad (auch wenn ich gar kein Make-up entfernen muß), lüfte kurz durch, werfe eine von meinen Tabletten ein und lege mich um 3 Uhr die Nacht schlafen. Zuerst liegt mein Telefon wieder weit abseits und auf lautlos gestellt auf dem Bartisch in der Küchenecke - aber was, wenn er doch noch anruft oder mir eine Nachricht schreibt? Vielleicht braucht er meine Hilfe (nach der Situation von Freitag Nacht bin ich noch mehr besorgt). Ich hole das Telefon wieder zurück an mein Bett. Die Wohnungstür ist nicht von Innen verriegelt, er kann jederzeit mit seinem Schlüsselpaar die Nacht und den Morgen wieder zurückkommen und mich aufwecken. Ich bin emotional darauf vorbereitet (glaube ich zumindest).

10 Uhr den Sonntag Morgen, Blick auf mein Telefon - keine Nachrichten. Wenigstens konnte ich mal durchschlafen (dafür habe ich in der Nacht in dem Club auch keine stark koffeinhaltige Cola mehr getrunken). Ich frühstücke kurz etwas (Rosinenbrot und Nuß-Nougat-Creme), trinke ausnahmsweise keinen Kaffee und hole stattdessen wieder meinen Laptop ans Bett ... Tagebuch schreiben (das nimmt immer soviel Zeit in Anspruch). 14 Uhr und ein paar Minuten, weiter keine Nachricht von ihm, aber dafür registriere ich einen entgangenen Anruf von meinem zweiten Liebhaber (ich gehe schon seit einiger Zeit nicht mehr ran). Zeit den Sonntag Nachmittag aufzustehen und irgendwo etwas zu essen für mich zu organisieren (der Kühlschrank ist leer und ich hatte keine Zeit zum Einkaufen ... jedenfalls nicht für Nahrungsmittel). (Ende Teil 3/3)

[16.07.17 / 23:23] So gegen 10 oder 11 Uhr den Sonnabend Vormittag entschließe ich mich aufzustehen, mein Freund neben mir wird auch kurz wach ... mit Sex als Konsequenz. "Please use a condom!" - er zieht es, unbemerkt von mir, wieder ab ... dabei habe ich doch dieses "blutige Problem" da unten. Mir ist die Gefährlichkeit dieser Situation sehr wohl bewußt, ich kann nur ihm vertrauen, daß er sich nichts eingefangen hat (ich ebenso). 12:30 Uhr gegen Mittag schließe ich leise die Wohnungstür hinter mir und lasse ihn in meinem Bett weiterschlafen, er hat zwar den Tag frei, aber er wird sich nie mit mir zusammen auf dem CSD zeigen. Zurück in die Leipziger Innenstadt, ich will meinen optimalen Parkplatz vor der Haustür nicht aufgeben und nehme die Straßenbahn.

Am Marktplatz angekommen, streife ich die Stände der verschiedenen Vereine ab, lasse mich an dem Stand der Aids-Hilfe beraten über neue Tests (besser ist konsequent schützen), kaufe mir ein Schlüsselband in den Regenbogenfarben und befestige es an meiner Handtasche. Immer wieder beobachte ich den Himmel, ich habe mich für die schwarze Kombi aus Jacke, Jeans, dunkler Sonnenbrille und absatzlosen Stiefeletten entschieden. Zwischen den dunklen Wolken brennt immer wieder die heiße Sommersonne auf die schwarzen Sachen - und die Haut. Hoffentlich zieht sich die Wolkendecke noch zu - war so im Wetterbericht angekündigt - ich habe extra auf Hut und Sonnencreme verzichtet. Kurz nach 14 Uhr - der Demonstrationszug setzt sich in Bewegung, wo bin ich? Ganz hinten natürlich, der linksalternative Wagen der Connewitzer Szene - der schwarzbunte Block.
Die Demo, von mir liebevoll auch "Pride march" genannt, zieht in einer leicht anderen Route als letztes Jahr durch das Leipziger Stadtzentrum. Immer wieder kreuze ich die Seiten oder laufe parallel zum Demonstrationszug, um auf der Schattenseite zu bleiben ... Wettervorhersagen - das ist so eine Pseudowissenschaft wie Astrologie, ich könnte genausogut auch mein Horoskop lesen und daraus das Wetter für mich deuten. Die dunklen Wolken haben sich größtenteils verzogen und die Sonne - mein größter Feind - brennt sich in meine Haut. Hartnäckig behalte ich meine Jacke und meine Sonnenbrille an, wenigstens die Schultern und meine Augen sind so vor der aggressiven UV-Strahlung geschützt (ja, tut mir leid, aber einige von uns sind nun mal Vampire - schön, daß wir das jetzt mal aussprechen können, mein Coming-out).

Irgendwann so nach 16 Uhr (oder schon 17 Uhr?) kehrt die Demo zum Marktplatz zurück und ich kann mir als Belohnung für die Strapazen in der Sonne endlich ein Eis kaufen und im Schatten essen. Der kilometerlange Fußmarsch ist für mich noch nicht beendet - es folgt eine anschließende Shoppingtour durch die zwei Kaufhäuser rund um den Marktplatz und in unmittelbarer Nähe. Bei einem Spontankauf einer bunten Hippie-Tunika vor zwei Wochen ist mir aufgefallen, daß das gar kein Kleid ist und daß ich das nur mit einer Leggings oder einer dünnen Baumwollhose kombinieren kann. Ich taste in den zwei Kaufhäusern alle schwarzen Jeanshosen ab (SSV und "Grabbeltisch") und versuche eine Hose zu finden, die dünner ist als meine Jeans, die ich gerade trage. Zwei Hosen probiere ich an, meine Wahl fällt auf eine schwarze dünne Skinny Jeans mit Stretch-Anteil ... aber was heißt "cropped" auf dem Label? Gekürzte Hosenbeine? Eine von diesen modisch zweifelhaften Capri-Hosen? Nein, nur knöchellang - also für mich und meine kurzen Beine total optimal. Markenhose + Preis reduziert + anprobiert und paßt = gekauft. Weiter in die Innenstadt, irgendwo etwas essen ... vorzugsweise italienisch und draußen. Nach dem Abendessen mit der Straßenbahn wieder zurück zu meiner Wohnung ... wie wird mein Freund reagieren, daß ich ich mich mittags einfach davongeschlichen habe (irgendwie auch eine Flucht) und ist er überhaupt noch da? Ich habe einfach angenommen, daß er sowieso nicht mitkommen will. Ich schließe meine Wohnungstür auf und er ist nicht mehr da. (Ende Teil 2/3)

[16.07.17 / 23:22] Zwei Tage später, den Dienstag darauf, schreibt er mir sehr lange Nachrichten - er braucht einen Nachweis über mein Gehalt die letzten 6 Monate und eine Kopie meines Arbeitsvertrages für die Behörde, wahrscheinlich für das Einreisevisum seiner Familienangehörigen, die er aus Syrien nach Deutschland holen will. Prinzipiell würde ich ihn dabei unterstützen, ich hätte ihn auch geheiratet, falls er einen Aufenthaltstitel für sich braucht ... aber den hat er ja schon längst. Heiraten - müssen wir nicht verheiratet sein, damit er Zugriff auf mein Einkommen erhält? Seine Heiratsanfrage kommt einige Tage später den Freitag als SMS auf mein Telefon, ich muß ihm nicht sofort antworten, er ist das Wochenende sowieso nicht in Leipzig und wir können uns gar nicht sehen ... sollte ich jetzt nicht total überglücklich über seine Heiratsanfrage sein? Schon alles anfangen zu planen, den Ort, das Kleid, die Schuhe, alles in Weiß, mit oder ohne Gäste, wieviele Einladungen ... ich weiß nicht, ob ich gerade schwer depressiv bin, aber die Stimmung ist gedrückt. Ich habe momentan mehr detaillierte Pläne mich umzubringen, als ihn zu heiraten. Die Gedanken, welches weiße Kleid ich anziehe (ein weißes Häkelkleid) und den Ort (irgendwo am Meer) und wieviele Gäste (keine, nur wir zu zweit) habe ich vor gefühlt einem Jahr aufgegeben. Wenn er das Wochenende sowieso nicht da ist, warum soll ich dann nach Leipzig fahren ... ich habe noch eine andere Geliebte neben ihm, ihr Name ist "Honda" und ich habe sie das ganze letzte Jahr vollkommen vernachlässigt. Ich kurve stattdessen das Wochenende ein paar Kilometer mit meinem Motorrad durch die Gegend.

Das Wochenende darauf - das CSD-Wochenende - will ich unbedingt wieder in Leipzig sein. Die Tage vorher beobachte ich die Wetterprognosen, plane meine Kleidung für die Demo (schwarzer Kapuzenpullover und Vermummungstuch oder doch lieber ein kurzes Kleid und "Nutenstiefel" mit hohen Absätzen?), wahrscheinlich wird es bewölkt sein und es könnte regnen (also doch die schwarze Jacke und die schwarze Jeans und bequeme Schuhe ohne Absätze). Mein Freund schreibt mir eine Nachricht, er hat irgendwie "gute Nachrichten" und möchte sich mit mir Freitag nach Mitternacht (also nach seiner Arbeitsschicht) mit mir treffen und lädt mich ein. Gegen 22 Uhr den Freitag Abend bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, räume kurz auf, nehme eine Dusche und beobachte nebenbei mein Telefon - noch keine weitere Nachricht von ihm. Kurz vor Mitternacht setzte ich mich wieder ins Auto und will ihn in der Stadt abholen - als er plötzlich im strömenden Regen im Dunkeln der Straßenlaterne an die Scheibe meiner Fahrertür klopft. Ich erschrecke, ich habe ihn hier nicht erwartet, sollte er nicht noch bei seiner Arbeit sein? Er steigt ein und wir fahren kurz zu seiner Wohnung, er hat sein Telefon da vergessen (deswegen keine Nachrichten), bevor wir wieder zurück in die Innenstadt fahren.
Die Situation ist angespannt, ich muß mich im Regen die Nacht auf den Stadtverkehr konzentrieren, alle seine Kontaktversuche blocke ich ab. Er leitet mich wieder zu der Bar in Plagwitz von vor zwei Wochenenden ... nur dieses Mal ist er allein und hat keinen weiter sonst eingeladen. Wir parken ein paar Straßenzüge entfernt und laufen zu Fuß im Nieselregen zu der Bar (nur ich habe einen Schirm). Dort angekommen fällt mir auf, daß ich meine Handtasche im Auto vergessen habe, ich muß nochmal zurück ... seine Frage, ob ich wiederkomme, irritiert mich kurz. Erst jetzt spiele ich für einen Moment mit dem Gedanken, einfach abzuhauen. Ich hole meine Handtasche aus dem Auto und laufe wieder zurück zu der Bar.

Es ist voll, überall sitzen Leute, mein Freund bestellt für mich und sich etwas zu trinken an der Bar und quatscht immer wieder die Gäste an, wo noch zwei Stühle oder Plätze frei sind ... mir ist das unangenehm, ich kenne die Leute nicht, vollkommen Fremde. Dieses natürliche Distanzbedürfnis scheint meinem Freund zu fehlen ... schlimmer wird es, wenn er sich wieder betrinkt. Falls er diese Nacht wieder so sturzbetrunken wird, setzte ich ihn später wieder in seiner Wohnung ab und fahre alleine zurück in meine Wohnung. Ich will die Scheidung. Das Thema Heirat und die "guten Nachrichten" scheinen irgendwie verlorengegangen zu sein. Spätestens nach dem dritten Tischwechsel erreicht er wieder einen gefährlichen Alkoholspiegel ... er provoziert einen Gast - und dieser schlägt zurück. Mein (betrunkener) Freund kippt fast mit dem Stuhl um und muß sich wieder orientieren. Genau vor so einer Situation habe ich mich immer gefürchtet. Was, wenn er irgendwann mal auf Menschen trifft, die - entweder rassistisch motiviert oder nicht (in diesem Fall wohl nicht) - ihm Gewalt zufügen. Es bleibt bei dem einen Schlag ins Gesicht, die Situation beruhigt sich vorerst, es ist 2 Uhr die Nacht und ich habe sowieso vor, zu gehen. Wir verlassen die Bar. Mein Freund beschäftigt das weiter und er erzählt mir, daß er jetzt seine "Kumpels" anruft und die erledigen das für ihn - jeder von denen hat ein Messer. "Betrunkenes Geschwätz" oder etwas Ernstes? Es macht mir Angst. Im Auto unterhalten wir uns weiter und ich erzähle ihm meine Wunschvorstellung, wie seine Leute mit den anderen Leuten (und den, der ihn mit der Faust ins Gesicht geschlagen hat) jetzt in einem Kreis zusammensitzen und das Ganze friedlich ausdiskutieren ... alles vernünftige Menschen. Immerhin war das ja nur ein leichter Schlag (und nicht ganz unbegründet und -mit- Vorwarnung) und ist weit entfernt von dem, was mir vor ein paar Jahren passiert ist - mit blutüberströmten Gesicht, Prellungen, einer gebrochenen Nase und ein verlorenes Wochenende mit stundenlangem Aufenthalt in der Notaufnahme (CT, Röntgen des Schädels und so). Immer wieder brechen die psychischen Traumata an dieses Haßverbrechen auf ... jetzt erst recht wieder.
Zurück in meine Wohnung, wenigstens ist er nicht so betrunken, wie das letzte Wochenende. Nach dem Sex mit mir beruhigt er sich wieder und schläft neben mir ein ... 3 Uhr nach Mitternacht, hoffentlich noch genug Schlaf für mich bis zum späten Vormittag - ich will mich doch noch zurechtmachen für den CSD. Leider wird es keine erholsame Nacht, nur kurz schlafe ich für einige Momente ein, immer wieder kreisen meine Gedanken um die Situation in der Bar - und die möglichen Folgen. Ich vermeide jeden Konflikt, renne lieber weg ... ich mag keine Gewalt. (Ende Teil 1/3)

[03.07.17 / 00:05] Sonnabend Abend bin ich wieder in Leipzig ... ich hatte kurz überlegt, ob ich den Freitag Abend schon anreise, aber nach der (kleinen) Überdosis Tabletten die Nacht von Donnerstag auf Freitag ("2 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr...") fühle ich mich irgendwie nicht in der Lage, den Tag darauf noch nach Leipzig zu fahren. Genau das schreibe ich auch meinem Freund, als er mich den Freitag Mittag fragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin, "Sorry, no. Took a (small) overdose of antidepressants last night." Irgendwie war ich die letzten zwei Wochen gar nicht gut drauf.
Sonnabend Abend, ich will die Nacht in einen Club ausgehen - wenn von ihm keine weitere Nachricht kommt, muß er auch nicht wissen, daß ich doch in Leipzig bin ... dann kann ich mich ganz entspannt ausgehfertig machen und habe später mein ganzes Bett für mich allein und kann in Ruhe den Sonntag Morgen nach der Disco ausschlafen. So weit der Plan ... kurz nach 19:30 Uhr kommt eine weitere Nachricht von meinem Freund, ob ich denn wenigstens diese Nacht da bin. Zu meinem leidvollen Verhängnis antworte ich ihm und wenig später, kurz nach 20:30 Uhr klingelt er unten an der Eingangstür ... ich bin gerade im Bad beschäftigt und lasse ihn erst ein paarmal klingeln, bevor ich den Knopf zum Entriegeln der Haustür drücke und ihn an meiner Wohnungstür, mit Blick hinunter zum Treppenhaus, erwarte. Als er dann endlich meine Wohnung betritt, kann ich mich nicht mehr zurückhalten und muß ihn einfach umarmen ... ich nehme seinen Geruch auf, der mir so vertraut erscheint. Er zieht mich aus und wirft mich wieder auf mein Bett ... nur kurz Sex, denn er muß um 22 Uhr den Sonnabend Abend wieder irgendwo in Leipzig in einer Bar sein, er hat ein paar seiner Arbeitskollegen zum Feiern eingeladen. Eigentlich brauche ich über eine Stunde im Bad, um mich wirklich ausgehfertig zu machen - aber er treibt mich nach dem Sex mit ihm an, alles - Duschen, Kontaktlinsen, Kajal, Make-up, Haare trocknen und Hormongel auftragen - innerhalb weniger Minuten zu schaffen, "Impossible! I'm a trans woman!" Nebenbei sucht er schon das passende Abendkleid für mich aus meinem Schrank, seine Wahl fällt auf mein schwarz-weißes New-York-Kleid, "AIX, 5th Avenue, Manhattan." Wenigstens bei der Schuhauswahl für den Abend kann ich meine Meinung durchsetzen und bestehe auf meine schwarzen Stiefeletten (die, die ich immer zum Ausgehen trage). Schnell noch alle Utensilien für die Nacht in die Handtasche packen, die Silberkette mit dem grünen Anhänger um den Hals anlegen und wir können meine Wohnung verlassen. Draußen vor dem Hauseingang nieselt es schon den ganzen Abend - das macht jetzt auch keinen Unterschied mehr, daß meine Haare vom Duschen eigentlich immer noch feucht sind. Wir steigen beide in mein Auto (so einen schönen Parkplatz, wenige Meter vom Hauseingang entfernt, finde ich bestimmt später die Nacht nicht wieder).

Er erzählt mir beim Fahren, wohin es geht, sein Navi auf dem Smartphone lotst mich zu der Bar in Plagwitz - er muß unbedingt als Erster da sein, weil er alles organisiert hat ... ich parke das Auto in einer Seitenstraße und wir laufen die letzten Meter zu Fuß. Exakt um 22:07 Uhr kommen wir beide an (und sind natürlich die Ersten - trotzdem "wow", nur 7 Minuten zu spät ... neuer Rekord für mich). Er verschwindet kurz, noch etwas zu essen vom China-Imbiß holen, und läßt mich zuerst alleine in der Bar zurück ... am Eingang entdecke ich einen kleinen Papierflyer von der Discoveranstaltung, zu der ich eigentlich diese Nacht wollte. Nicht allzu viel später (ich habe mir schon mal was an der Bar zu trinken bestellt), kommt er mit zwei Styropor-Packungen gebratenen Reis zurück und wir suchen einen größeren Tisch im hinteren Bereich der Bar. Nach und nach kommen seine eingeladenen Gäste, alles Arbeitskollegen ... mehr Frauen als Männer (jetzt komme ich mir erst recht ein wenig doof vor, da ich natürlich als Einzige, bei diesem naßkalten Wetter, ein kurzes Kleid trage). Mein Freund spendiert einige alkoholische Runden ... und trinkt dabei am meisten mit. Die Gerüchte unter seinen Arbeitskollegen und Freunden, daß er ziemlich schnell betrunken werden kann, erweisen sich leider als wahr. Wenigstens bin ich als "sometimes roommate" und "driver" für ihn da ... Blick auf die Uhr auf dem Display meines Telefons, weit nach Mitternacht - so langsam verabschiede ich mich von dem Gedanken, diese Nacht noch in die Disco auszugehen. Auch seine eingeladenen Gäste verabschieden sich nach und nach (eigentlich war es eine ganz nette Runde) und ich beobachte, wie er von dem betrunken Zustand in den schläfrigen Vollrauschzustand wechselt - wenn ich ihn jetzt noch ohne fremde Hilfe in mein Auto bekommen will, muß ich aufstehen und handeln. Ich gehe die paar Meter rüber zu ihm (wir sitzen nicht nebeneinander) und bewege ihn dazu, mit mir zu gehen. Ich verabschiede mich von den letzten Gästen und suche meinen Freund, der schon stark schwankend das Lokal verlassen hat. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung.
Irgendwie fühle ich mich etwas überfordert von der ganzen Situation, verfahre mich in der Dunkelheit, baue fast einen Unfall (Vorfahrt versehentlich mißachtet) und weiß nicht, ob ich später die Nacht, wenn ich einen (weit entfernten) Parkplatz gefunden habe, ihn irgendwie noch aus dem Auto, den Fußweg und das Treppenhaus hoch zu meiner Wohnung bekomme. Beschissene Situation, wenn dann noch ein streßbedingter MS-Pseudoschub aufflackert und mich kurz erblinden läßt (wenigstens keine Gleichgewichtsattacke, zwei so torkelnde Gestalten in der Nacht). Irgendwie funktioniert es dann doch und wir erreichen (ohne groß zu stolpern) meine Wohnung. "Go to bed there", ich deute mit einem Finger auf mein Bett und schicke ihn schlafen, während ich in mein Bad verschwinde und mir alles wieder aus meinem Gesicht wasche. 3:00 Uhr nachts, ich lege mich zu ihm ... leider schnarcht er sehr stark, wenn er in diesem betrunkenen Vollrauschzustand ist.

Die nächsten vier Stunden wälze ich mich immer wieder umher, versuche kurzzeitig am Fußende des Bettes zu schlafen, begrabe meinen Kopf unter meiner Bettdecke, nichts hilft. 7 Uhr den Sonntag Morgen, draußen ist es schon taghell, ich stehe vor dem Spiegel im Badezimmer und betrachte meine schwarzen Augenringe ... wenn ich die Badezimmertür schließe, geht es irgendwie mit der Lautstärke. Ich hole meine Bettdecke und lege mich auf die Badvorleger zwischen Dusche, Waschbecken und der Kloschüssel ... was, wenn er jetzt betrunken aufwacht und zur Toilette stürzt? Irgendwie nicht die optimale Lösung. Eine weitere Stunde liege ich wach auf dem Boden des Badezimmers und höre auf jedes verdächtige Geräusch, bevor ich dann doch wieder zurück in das Zimmer meiner kleinen 1-Zimmerdachgeschoßwohnung wechsele - die Schlafecke dort ist durch eine dünne Gipskartonwand von der Wohnecke getrennt. Ich lege mich neben meinen Pflanzen auf den Perserteppich unterhalb des großen Dachfensters ... solange die Vormittagssonne noch nicht ganz rum ist, geht es vielleicht. Mein Freund schnarcht erbarmungslos weiter laut neben mir, zwischen uns nur die dünne, weiße Gipskartonwand.
Zwei Stunden später (vielleicht habe ich doch noch einen kompletten Schlafzyklus mit Traumphase erreicht) steht mein Freund kurz auf und sieht mich in der Sonne neben meinen Pflanzen liegen, eingehüllt in einer weißen Bettdecke. Ich bin in diesem vollkommenen antriebslosen und übermüdeten Wachzustand, als er mich zurück in unser Bett führt ... und Sex mit mir hat. Ich bin nicht mehr, als eine Puppe und lasse teilnahmslos alles über mich ergehen. Zwei weitere Stunden liege ich dann noch neben ihm, bis ich endlich wieder ins Leben zurück finde ... hätte ich gewußt, daß die Nacht bzw. der Morgen für mich so abläuft, hätte ich auch wieder eine Überdosis Tabletten nehmen können - um mich "komplett wegzuschießen" und um nichts mehr mitzubekommen. Sonntag 13 Uhr, Zeit für Frühstück (Olivenbrötchen) und einen starken Kaffee. Während ich den heißen Kaffee in die kleinen Espressotassen gieße, verleitet mich mein Freund zu weiteren Sex auf meinem Bett - den ich aber jetzt viel lebendiger angehe. Noch bevor der Kaffee kalt ist, bin ich wieder zurück an meiner Minibar und kann weiter frühstücken. Danach der weitere sonntägliche Ablauf, meine geliebten Pflanzen gießen, Duschen, Geschirr spülen und so langsam wieder alles zusammenpacken, mein Freund schläft derweil weiter in meinem Bett. Der Abschied kurz vor 17 Uhr den Sonntag Nachmittag fällt ihm schwerer als mir ... er hat wieder die Schlüssel zu meiner Wohnung bekommen und ich lasse ihn in meinem Bett liegen, als ich die Wohnungstür hinter mir schließe und mit meiner Tragetasche wieder zurück zu meinem Auto laufe. Ich muß unbedingt das nächste Wochenende wieder zurück sein, ich kann meine Wohnung - und ihn - nicht einfach so im Unklaren zurücklassen.

[18.06.17 / 11:25] Der Termin in München ... Donnerstag Nachmittag reise ich an, in 5 Stunden mit dem ICE von Leipzig nach München (für die lange Fahrt habe ich eins von meinen neuen Büchern mit eingepackt). Mein gebuchtes Hotel ist nur wenige Gehminuten nördlich des Hauptbahnhofs entfernt, ich checke ein und erkunde danach die nähere Umgebung ... es ist immer noch ziemlich heiß an diesem Tag und weiter bis zur Gegend südlich des Hauptbahnhofs komme ich nicht ... ohne daß ich komplett zerlaufe (und ich habe nur ein frisches T-Shirt mit dabei). Die Münchner Innenstadt hebe ich mir für den nächsten Tag auf und esse nur etwas den Abend in einem arabischen Bistro (in der Straße, in der ich jetzt gelandet bin, gibt es auffallend viele arabische Läden und Bistros).

Der nächste Tag, Freitag 12 Uhr mittags ist mein Termin, Frühstück gegen 10 Uhr irgendwo am Bahnhof und dann eine Stunde vor dem Südausgang warten, bis ich mich dann endlich bereit fühle, den Gebäudekomplex gegenüber, mit der Praxis des Chirurgen, zu betreten. 12 Uhr, die junge Frau am Empfang nimmt meine Daten auf und verweist mich weiter in das Wartezimmer, es könnte etwas länger dauern ... weiter warten. Die Operation transsexueller Menschen ist ihr Hauptgeschäft in dieser Praxis für plastische Chirurgie - ich bin nicht die einzige Anwesende. Ungefähr zwei Stunden später wird auch mein Name aufgerufen und die (zweite) junge Frau geleitet mich in das Besprechungszimmer des Arztes und nimmt noch weitere Daten auf (kurze Anamnese, eingenommene Medikamente ... Hormone, Antidepressiva, das Interferon), nur noch ein paar Minuten warten (ich warte schon mein ganzes Leben) bis dann endlich der Arzt erscheint. Er führt einen Vortrag aus, erzählt über die Historie geschlechtsangleichender Operationen, präsentiert seine Methode (die natürlich die bessere ist), zeigt ein paar schematische Zeichnungen (und nur ein paar blutige Fotos), erklärt den Ablauf der Operation (verwendete Teile ... so ziemlich alles) und ich höre ihm aufmerksam zu. Im zweiten Verlauf des Gespräches stelle ich ihm meine vorbereiteten Fragen: Wo ist der Schließmuskel? (Kann ich inkontinent werden? Verdammte MS...) Habe ich "genügend" Material? (Wird mein Freund da reinpassen?) Bekomme ich aufgrund meiner medizinischen Vorgeschichte (MS) eine spezielle Vollnarkose? Und welche Unterlagen muß ich noch nachreichen? Er beantwortet alle meine Fragen und erweitert meine Liste mit den benötigten Dokumenten für ihn und die Krankenkasse um die Punkte Chromosomenanalyse, Befund vom Endokrinologen (Hormone, Blutgerinnung), urologische Untersuchung, neurologische Untersuchung (wieder MS) und letztendlich die OP-Indikation vom Psychotherapeuten (die fehlt eben noch). Die kurze anatomische Untersuchung von ihm bei mir (der Punkt am Ende, an dem ich meine schwarze Jeans ausziehen muß und den "corpus delicti" vorzeige), ist eigentlich nur nebensächlich und schnell erledigt (ohne anfassen) ... viel wichtiger für mich ist seine kurze Untersuchung meines Rektums und die Bestätigung meiner "blutigen" Befürchtungen der letzten Wochen. Das ausführliche Gespräch mit ihm hat bestimmt über 2 Stunden gedauert (zum Leidwesen der nachfolgenden Patientin), ich verabschiede mich von ihm, nehme am Empfangsschalter von der jungen Frau die Unterlagen für die Krankenkasse entgegen (Erklärung des Chirurgen über die erforderlichen medizinischen Schritte ... und eine Rechnung für mich) und werde (so wie ich das verstanden habe) auf die Warteliste für die Operation gesetzt - noch anderthalb Jahre (genug Zeit, die erforderlichen Unterlagen zu sammeln und alles noch einmal zu überdenken). Kurz vor oder nach 16:30 Uhr den Freitag Nachmittag verlasse ich die Praxis und kann mich endlich meiner kurzen Städtereise nach München widmen.

Mit dem kleinen Stadtplan in der Hand, laufe ich durch die Innenstadt und hake alle Sehenswürdigkeiten ab, Stachus, Frauenkirche, Marienplatz, Viktualienmarkt (gegen Abend schon leer) und das Hofbräuhaus. Mit mir das übliche Gemisch an Touristen, die uns kulturell höher gestellten Japaner (und andere Asiaten), die "Sauf-Amis" und die immer mürrisch blickenden Deutschen. Weiter zu der Straße mit den ganz teuren Geschäften, noch ist es nicht zu spät, noch könnte ich eine kleine Shoppingtour starten. Auf der Straße nördlich des Touristenstroms, betrete ich nur zwei Designergeschäfte, eines von einer Marke, die ich sowieso schon trage (verdammte Markenbindung), mit einer Produktlinie für finanziell nicht so hoch gestellte Kunden (leider nichts dabei für mich) und das zweite Geschäft mit Schmuck im Luxussegment. Ich trage extra für München meinen Diamantring (falls ich mal so einen Laden betrete), aber der wirkt richtig mickrig gegenüber den ausgestellten Diamantcolliers mit grünen Smaragden ... ich "könnte" mir das kaufen (für den Preis eines Neuwagens), aber das wäre total unvernünftig. Weiter zu den nächstgelegenen Sehenswürdigkeiten (die Residenz / das Stadtschloß) und zurück in das Zentrum der Innenstadt. 19:30 Uhr, ganz am Anfang, als ich die Fußgängerzone betreten habe, habe ich in einem Geschäft für Lederbekleidung eine schwarze Lederjacke anprobiert. Diese Jacke, im eher sportlichen Schnitt einer Motorradjacke, geht mir seitdem nicht mehr aus dem Kopf ... ich muß noch einmal zurück in den Laden und diese Jacke kaufen - ich muß einfach etwas kaufen. Die neue Jacke paßt genau zwischen meiner leichten, schwarzen Baumwolljacke im Bikerstil und meiner schweren Motorradjacke mit den Protektoren, etwas für den Frühling und den Herbst.
Nach erfolgreichem Einkauf wieder zurück in die Gegend südlich des Hauptbahnhofs, ein arabisches Restaurant hat tatsächlich "Kunafah" im Angebot (die Süßspeise mit dem Käse und den Fadennudeln). Das Gericht wird für mich extra aufgewärmt (Mikrowelle?), aber ansonsten sind keine weiteren Gäste da, die irgend etwas essen oder trinken und die Küche scheint auch noch nicht in Betrieb zu sein. Die paar anwesenden Gäste sitzen einfach nur da und warten ... "Ramadan", ich bin zu früh, die Sonne ist noch nicht untergegangen. Ich bezahle meine kleine Süßspeise und wechsele ein paar 100 Meter zu dem anderen arabischen Bistro (das vom Abend zuvor), die das mit dem religiösen Fasten nicht so genau nehmen, und bestelle dort wieder meinen Falafelteller. Zurück ins Hotel, 22:30 Uhr, ich habe nicht die Absicht, in München auszugehen.

Der dritte Tag meines kurzen Trips nach München, Sonnabend 11 Uhr, Check-Out im Hotel ... freundlicherweise kann ich meine schwere Tragetasche für ein paar Stunden im Gepäckraum des Hotels zwischenlagern. Zurück in die Fußgängerzone der Münchner Innenstadt östlich des Hauptbahnhofs - ich muß noch zum Viktualienmarkt und den aufgebauten Marktständen. Die Dichte an Touristen nimmt zu ... vor um 11 Uhr morgens und nach 19 Uhr abends ist es noch ganz angenehm - dazwischen ist es die Hölle, zu viele Menschen. Etwas abseits vom Viktualienmarkt finde ich eine kleine Markthalle mit ausschließlich italienischen Produkten - und dem sizilianischen Olivenöl (die wissen, daß sie einfach gut sind und können ihr Produkt überall hin exportieren). Ich kaufe einen kleinen 500 ml Kanister (den ich gerade noch so als zusätzliches Gewicht in meiner Handtasche mit mir rumschleppen kann) und laufe weiter östlich zur Isar. Ich kenne meine körperliche Belastungsgrenze und weiß genau, daß ich es bis zum englischen Garten und dem chinesischen Turm nicht mehr schaffen werde - wenn ich meinen Zug zurück nach Leipzig am Nachmittag noch erreichen will. Ich beschränke meinen kleinen Ausflug in einem ruhigen und grünen Park (als Kontrastprogramm zur überfüllten Innenstadt) auf die Parkanlage östlich des Ufers der Isar rund um das "Maximilianeum". Wo sind die Surfer an der Isar? (An der Eisbachwelle am südlichen Eingang des englischen Gartens - und gar nicht an der Isar.) Zurück zum Bahnhof ... ich schleppe mich in kleinen Schritten so dahin, warum schauen mich die Leute so an? Habe ich wieder einen auffallend roten Sonnenbrand im Gesicht? (Ja.) Ich kann nur im Schatten der Bäume und Gebäude existieren, nur wenige Meter daneben, im gleißenden Sonnenlicht, gehe ich sofort in Flammen auf. 15 Uhr, ich erreiche das Hotel am Bahnhof, nehme zusätzlich noch meine schwere Tragetasche (vollgestopft mit der neuen Lederjacke und meiner umfangreichen Waschtasche) und schleppe mich weiter zum nördlichen Eingang des Hauptbahnhofs von München und zu meinem Bahnsteig ... 16 Uhr, der ICE zurück nach Leipzig fährt ein.
Fünf Stunden später (und die zweite Hälfte des Buches, das ich zu Ende lese ... der alte Mann in seinem kleinen Boot im Meer kämpft verzweifelt und ohne Hoffnung gegen die Haie und verliert seinen großen Fisch) und ich komme endlich wieder in Leipzig an. Voller freudiger Erwartung lasse ich meiner Fantasie freien Lauf und stelle mir vor, wie ich am Bahnsteig meinem Freund entgegenlaufe und ihn eng umarme ... ich steige alleine aus dem Zug und laufe alleine den Bahnsteig entlang. Ich habe den Tag noch nichts gegessen (außer Cappuccino und Croissants zum Frühstück), alle Bistros im Hauptbahnhof von Leipzig sind schon zu und kein Mensch läuft hier um 21 Uhr noch rum, außer mir. Weiter mit meinem Gepäck in die Innenstadt, dort etwas essen und anschließend mit der Straßenbahn zurück zu meiner kleinen Wohnung, mein Freund hat mir zwar eine Nachricht geschrieben - und noch ein paar mehr die Nacht, aber die werde ich nicht lesen ... mein Telefon steht auf lautlos und ich schlafe durch bis in den Sonntag Morgen.

[07.06.17 / 00:22] Halb Elf den Montag Morgen (Pfingstmontag), ich stehe auf, mein erster Blick gilt dem Telefon ... nichts, weiter keine Nachricht von meinem Freund. Nach einem kleinen Frühstück, setze ich mich den frühen Nachmittag wieder an den Laptop, meine Blogeinträge schreiben und weiter etwas an meinem Buchprojekt arbeiten. Die Zeit vergeht beim Schreiben ... 16:30 Uhr, ich speichere den Zwischenstand ab und fahre den Rechner wieder runter, Zeit für Essen Kochen, bzw. Backen - es gibt Nudelauflauf. Zuerst die Aubergine halbieren, in Scheiben schneiden, großzügig den Rand mit der Schale abtrennen und das helle Innere in kleine Würfel schneiden, diese auf einem Teller salzen und 20 Minuten stehen lassen, währenddessen den Topf mit Nudeln zum Kochen bringen, Nudeln nach etwa 11 Minuten wieder durch das Sieb abgießen, Sieb weiterverwenden zum Abwaschen des Salzes von den Auberginenwürfeln, Auberginenwürfel in einer Pfanne mit Öl kurz anbraten, beiseite stellen, Tomaten waschen, schneiden, vierteln, Knoblauch und Schalotten kleinschneiden, diese dann in einem Kochtopf mit Olivenöl andünsten, Tomaten dazu, Basilikum, Oregano, Thymian, Salz, Pfeffer (und etwas Chili), Oliven nicht vergessen, Tomatensoße köcheln lassen und währenddessen den Feta in kleine Würfel schneiden, Auflaufform einfetten (bzw. einölen), Backofen vorheizen, die Auflaufform abwechselnd in Schichten auffüllen: Nudeln, Auberginenwürfel, die Tomatensoße mit den Oliven aus dem Kochtopf, Feta darüber und alles bei 180°C (Umluft) 40 Minuten backen (und dabei durch das Fenster zusehen). Nach einer dreiviertel Stunde ist der Feta leicht angebacken und der Nudelauflauf fertig und kann auf einem Teller serviert werden ... spätestens hier fällt mir alles wieder auseinander und ich überlege, ob mir nicht irgendwie noch so eine Art Bindemittel in meinem Rezept fehlt, vielleicht Béchamelsoße? Der Nudelauflauf ist ziemlich aufwendig - dafür, daß ich eigentlich nur hart getrocknete Nudeln erst wieder weich koche, nur um sie dann wieder fest und knusprig zu backen - alles zusammen, Vorbereitung, Backen, Essen, alles wieder abwaschen, nimmt etwa drei Stunden Zeit in Anspruch. Erst gegen 19:30 Uhr habe ich wieder etwas Zeit für mich und kann mich für den letzten Abend des Festivals an diesem Pfingstwochenende vorbereiten.

Ich zwänge mich wieder in die enge Kunstlederleggings (das Outfit vom letzten Abend) und fahre zu dem Festivalgelände, den Montag Abend ist nur noch die kleine Halle offen und nur eine Tanzfläche. Kurz nach 22 Uhr ist noch nicht so viel los, die Tanzfläche füllt sich erst nach und nach bis Mitternacht, ich tanze zu ein paar Titeln (Post Punk und Cold Wave), bestelle mir ab und zu an der Bar etwas zu trinken und beobachte die Gäste. Ich stehe direkt neben dem Merchandising-Stand des kleinen Festivals ... interessiert betrachte ich die T-Shirts, ich habe noch etwas Geld über. Eines davon (mit dem Festival-Logo) ist zwar in Weiß, aber dafür extra für Damen auf Taille geschnitten - ich kaufe eins in meiner Größe ... paßt bestimmt gut zu meinem letzten Neuerwerb / Spontankauf vor ein oder zwei Wochen (als es für ein paar Tage zu heiß war), kurze Hot Pants aus Denim mit olivgrünen Camouflage-Muster. 1:30 Uhr, ich bereite mich schon mental darauf vor, zu gehen. 2 Uhr nach Mitternacht, ich tanze noch zu einem letzten Titel und verlasse dann die Tanzfläche und die kleine Veranstaltungshalle, draußen vor dem Eingang stehen auch nicht mehr ganz so viele Leute, wie in den Nächten zuvor (eigentlich sind es jetzt nur noch ein paar wenige). Zurück zum Auto, zurück in meine Wohnung ... wenn ich mich noch vor 3 Uhr nachts in mein Bett legen kann, dann ist der "Wochenend-Jet-Lag" zum nächsten Arbeitstag nicht ganz so groß.

Dienstag Morgen, kurz vor 10 Uhr stehe ich auf. Ich habe kein Frühstück mehr, keine Bananen, kein Olivenbrot ... es ist nur noch der Rest Couscous-Salat im Kühlschrank - aber den gebe ich in die Toilette (Ratten füttern). Ich habe noch die halbe Aubergine, eine grüne Paprika, zwei Tomaten und die neue Packung Couscous in der Küche - das Frühstück ist gleichzeitig auch das Mittagessen. Ablauf, wie die Tage zuvor - nur eben jetzt die Knoblauch-Tomatensoße ohne Oliven, dafür mit Auberginenwürfeln und grüner Paprika, sehr viel Chili, die orientalische Gewürzmischung (Kreuzkümmel, Koriander, Kardamom), parallel den Couscous (gelb gefärbt mit Kurkuma) in einem Kochtopf aufquellen lassen, in eine kleine Schüssel zum Essen füllen, die scharfe Tomatensoße mit Auberginen und Paprika darüber - und alles zusammen ergibt "Tunesisches Couscous". (Ende Teil 4/4)

[07.06.17 / 00:21] Sonntag Mittag, er schläft noch ein paar Stunden weiter in meinem Bett, ich stehe schon auf, koche einen Kaffee für mich (nie wieder mit kalter Sojamilch) und tue die Dinge, die ich Sonntags so tue: Frühstücken (Olivenbrot mit Nuß-Nougat-Creme), Pflanzen gießen, Tai Chi, im Internet surfen, imaginär in meiner Vorstellung meine Wohnung vermessen und das nächste Möbelstück planen (eine kleine Couch zum Entspannen fehlt einfach noch). Sein Telefon klingelt irgendwann den frühen Nachmittag und er muß wieder bis Mitternacht arbeiten, ich setze mich wieder an meinen Laptop und vergesse die Zeit. 17:30 Uhr - ich muß unbedingt anfangen, Essen zu kochen, wenn ich in meinem Zeitplan bleiben will und pünktlich den Abend zur ersten Band wieder zurück auf dem Festival sein will. Meine Entscheidung fällt auf mein Standardgericht, das ich schon jahrelang koche und den Ablauf perfekt beherrsche: Nudeln in Tomatensoße ... auf süditalienisch. Tomaten waschen, schneiden, vierteln, Knoblauch und Schalotten schneiden, kleinhacken, in einem Topf mit Olivenöl andünsten (wenn ich schon nicht mehr das gute sizilianische Olivenöl habe, dann nehme ich eben nur das kretische aus dem Kaufhallensortiment), Tomaten und Gewürze dazu (Oregano und Basilikum, Pfeffer und Chili), noch ein paar geschnittene grüne Oliven, alles köcheln lassen und parallel dazu einen zweiten Topf mit Nudeln aufsetzen (mit etwas Salz) und 10 bis 12 Minuten kochen lassen. Danach die Nudeln in ein Sieb gießen, wieder zurück in den Topf und - ganz wichtig (so wie ich das aus Süditalien kenne) - alles mit der öligen Tomaten-Oliven-Gewürzsoße vermengen und umrühren. Erst dann fällt alles eßbereit aus dem Topf auf den Teller. Als Variation mache ich dieses Universalgericht auch manchmal mit Erbsen oder Thunfisch oder Schinken (für Nicht-Veganer). Die Zubereitungszeit ist kurz genug, daß danach noch viel Zeit für den Abwasch bleibt.
So gegen 19 Uhr mache ich mich wieder ausgehfertig, Duschen, Make-up (den Abend wieder mit Kajal und Parfüm) und suche meine Sachen aus dem Kleiderschrank zusammen. Die Außentemperatur ist kühl genug, um mich in meine neue, hautenge, schwarze Kunstlederleggings zu zwängen ... die sitzt wirklich knapp (von wegen "Stretch-Anteil"). Dazu wähle ich das passende schwarze Netzoberteil, den Nietengürtel um die Taille, meine Jacke in Biker-Optik (ich habe nur die eine) und meine spitz zulaufenden Stiefeletten mit den kubanischen Absätzen ... irgendwo zwischen "Glam" und "Gothic" (aber eigentlich spielen an diesem Abend nur drei Wave-Bands). Gehe ich sonst eher in Alltagsklamotten aus, ist diese Kombination jetzt ein reines Party-Outfit (abgesehen von den Schuhen).

Kurz nach 22 Uhr bin ich wieder (planmäßig) zurück am "Werk 2" in Connewitz, es dauert eine Weile, bis genug Leute da sind, damit die Künstler auftreten können. Tatsächlich sind die beiden ersten Auftritte an diesem Abend keine Bands, sondern Einzelpersonen mit ein oder zwei Synthesizern auf der Bühne, viel Musik auf Knopfdruck und eine Performance am Mikrofon ... sollte ich jemals mal mit meinem ganzen Aufbau an Synthies, Drumcomputer, Mischpult und Effekten irgendwo auftreten, läuft auch alles am Sequencer einprogrammiert über MIDI, ich muß nur auf "Play" drücken (aber wenigstens wird die Musik live erzeugt, kein Tonband). Erst die dritte Band ist wieder eine "richtige" Band mit drei Musikern ... deren Musik in meinem Autoradio auf der Autobahn hoch und runter läuft - natürlich kaufe ich mir im Anschluß an das Konzert das neue Album. Blick auf das Telefon, 1:30 Uhr ... diese Nacht bleibe ich wohl etwas länger. Es ist mittlerweile wieder richtig voll geworden - aber immer noch mit etwas Platz auf den beiden Tanzflächen. Im Außenbereich zwischen den beiden Hallen werde ich wieder von jemanden angesprochen ... mir ist noch nicht ganz klar, was er von mir will, aber ich weiß, ich werde mich in dieser Nacht auf nichts einlassen - in Gedanken sehe ich meinen Freund in meinem Bett liegen und auf mich warten. Zurück zum Rand auf der Tanzfläche in der großen Halle, der Mann aus dem Außenbereich kommt auf mich zu und lädt mich ein, mit ihm zu tanzen - ich folge ihm (vielleicht ist er sogar etwas beeindruckt davon, daß ich genau weiß welche drei Titel da gerade gespielt werden und ich ihm die Band und den Namen des Musiktitels nennen kann ... alles Post Punk und Cold Wave). Mehr als drei Titel tanze ich nicht, zurück an der Bar bietet er mir etwas zu trinken an ... kein Alkohol, keine Zigaretten, kein Koffein - ich lehne alles ab und trinke nur Wasser. Ich muß ihm auch noch irgendwie subtil zeigen, daß ich an nichts weiteres interessiert bin. Es ist kalt im Außenbereich, ich will hinüberwechseln zu der anderen, kleineren Halle mit der Garderobe und meine Jacke holen. Er folgt mir zwar erst durch die ganze Menschenmenge, aber spätestens am Eingang der kleineren Halle verliert er mich. Ich fühle mich irgendwie mies, daß ich mich gar nicht von ihm verabschieden konnte. Es ist 3 Uhr nach Mitternacht, am Eingang zu dem Festivalgelände stehen immer noch haufenweise Leute und warten auf Eintritt, ich gehe an ihnen vorbei und laufe zurück zu meinem Auto.
Zurück in meiner Wohnung, keine weiteren Nachrichten von meinem Freund ... also kein Sex für mich diese Nacht. Ich schäle mich aus der engen Leggings - mit einem unguten Gefühl in der Anal-Gegend ... so viel Blut, irgend etwas stimmt da nicht (im besten Fall sind es "nur" Hämorrhoiden). Ich lege mich kurz vor 4 Uhr allein in mein Bett und schlafe ein, das Telefon liegt wieder, auf lautlos gestellt, weit abseits von meinem Bett. (Ende Teil 3/4)

[07.06.17 / 00:20] Sonnabend Mittag stehe ich wieder auf, nach einem Frühstück (der Couscous-Salat aus dem Kühlschrank in einer kleinen Schüssel mit Sojamilch als Müsli-Ersatz) habe ich den Nachmittag viel freie Zeit. Zuerst schreibe ich ein oder zwei Stunden an meinem 30-Seiten-Buch weiter (schon zu 90% fertig) und suche anschließend im Internet nach Shakshuka-Rezepten. Kurz vor 17 Uhr fange ich an, das Essen für diesen Abend vorzubereiten, Paprika und Tomaten waschen, Knoblauch und Schalotten schneiden, in einer Pfanne mit Öl anbraten, Paprika und Tomaten in kleinen Stücken dazu, etwas Salz und Pfeffer, 3 von den "4 K's" (Koriander, Kreuzkümmel, Kardamom ... kein Kurkuma) und ganz viel scharfes Chilipulver, alles köcheln lassen und anschließend zwei Eier "draufhauen". OK ... es sieht irgendwie nicht so aus, wie in meiner Erinnerung, das eine Eigelb ist zerlaufen, das Eiweiß läßt sich nicht unterrühren (sieht teilweise aus wie Spiegelei) und die Tomaten-Paprika-Soße ist gar keine Soße, sondern eher eine Gemüsepfanne - aber es schmeckt genau wie das Original aus Israel (sind ja auch dieselben Zutaten, nur mit Olivenbrot als Beilage).
Nachdem ich den Abend mit Geschirrspülen und Reinigen der Küche fertig bin, mache ich mich wieder ausgehfertig. Vor dem Küchenfenster regnet und donnert es und es ist um einige Grad kälter geworden ... ich ziehe aber trotzdem wieder mein kurzes Kleid an, nur eben in Kombination mit den schwarzen Stiefeletten und meiner Baumwolljacke. Auf Kajal und starkes Parfüm verzichte ich den Abend. Mir ist beim Essen Kochen das sizilianische Olivenöl ausgegangen, ich muß vorher noch in die Kaufhalle am Bahnhof (ich kenne sonst keine andere Kaufhalle, die sonnabends 21 Uhr noch offen ist) und neues Öl kaufen ... eigentlich wollte ich das ganze Wochenende die Innenstadt meiden, wegen den ganzen anderen Festivalbesuchern. Das WGT wirkt auf mich nur noch wie eine Art "Cosplay-Veranstaltung" am Rande von Leipzig ... irgendwie befremdlich. Weiter den Abend zum "Werk 2" in Connewitz, diesen Abend sind dort keine Livekonzerte, nur die zwei Dancefloors und der Einlaß ist auch etwas später (ich muß also noch etwas Zeit im Auto absitzen bis 22 Uhr, auf dem Parkplatz um die Ecke). Mein Freund hat mir den Nachmittag nur eine Nachricht geschrieben ... er hat erst nach Mitternacht wieder etwas Zeit für mich - ich kann den Abend in der Disco also ganz entspannt angehen und muß nicht die ganze Zeit auf ihn warten oder ihn suchen.

Kurz nach 22 Uhr ist Einlaß, die beiden Tanzflächen sind noch ganz leer (und es gibt genügend Sitzmöglichkeiten) - erst gegen Mitternacht wird es wieder richtig voll. Ich wechsele zwischen den beiden Tanzflächen hin und her, kann mich gehen lassen, befreit tanzen (aber nie mehr als drei Titel hintereinander) und bewundere dabei die anderen Gäste und ihr Outfit ... einige wirken so, als würden sie auch jeden anderen Tag im Jahr so herumlaufen (ich trage ja auch nur meine schwarze "Alltagskleidung"). Ab und zu bestelle ich an der Bar etwas zu trinken - aber nur Wasser! Strikt kein Koffein mehr nach Mitternacht, für besseres Einschlafen später. Ich schaue auf mein Telefon, mein Freund hat mir kurz vor 1 Uhr eine Nachricht geschickt und fragt, wie lange ich noch ausgehe - ich soll ihn von seiner Wohnung abholen. Die Discoveranstaltung fängt gerade an, richtig gut zu werden ... ich nehme mir noch über eine Stunde Zeit, bis ich ihm antworte und um 2 Uhr die Nacht wieder zurückfahre (länger wollte ich sowieso nicht bleiben).
Ich parke mein Auto vor seiner Wohnung, muß ich jetzt wieder klingeln? Werde ich die Nacht und den Morgen bei ihm verbringen? Ich bin eigentlich ganz positiv darauf eingestellt, aber er hat mein Auto schon vom Fenster aus gesehen und kommt nur eine Minute später zu meinem Auto und steigt ein. Zurück in meine Wohnung, ich biete ihm noch etwas von meinem Couscous-Salat aus dem Kühlschrank an, während ich meine Zeit im Badezimmer brauche und dann später zu ihm ins Bett komme. Nur etwas Sex ... er war bis Mitternacht arbeiten, ich war tanzen - noch bevor es hell wird (und das Vogelgezwitscher anfängt), können wir beide einschlafen (das mit dem Koffeinverzicht zeigt tatsächlich Wirkung bei mir ... ich nehme aber auch weiterhin noch eine niedrig dosierte Tablette kurz vorher). (Ende Teil 2/4)

[07.06.17 / 00:19] Das Pfingstwochenende in Leipzig, ich bin schon Donnerstag kurz vor Mitternacht zurück in meiner Wohnung - damit ich Freitag Mittag "früh" aufstehen kann, um meinen Kühlschrank mit Essen für die nächsten fünf Tage aufzufüllen. Meine Einkaufsliste ist lang: Paprika, Tomaten, eine Aubergine, Nudeln, Feta, Oliven, Couscous und Eier ... ich habe einiges vor zu kochen und zu backen. Doch zuerst muß die Fertigpackung "Getrockneter Couscous mit Gemüse" weg, die ist schon ein Monat über das Verfallsdatum und liegt seit fast einem Jahr in meiner kleinen Küche herum. Als ich gegen 17 Uhr den Topf mit dem Wasser zum Kochen bringe und die Couscous-Mischung zum Aufquellen dazugebe, klingelt es an der Tür - mein Freund hat schon zwei Stunden vorher angefragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin, er kommt vorbei. Ich habe ihm vorher noch zu bedenken gegeben, daß es in meiner Dachgeschoßwohnung um die 30°C sind, aber das hält ihn nicht besonders ab. Er betritt meine Wohnung, ich bin schon die ganze Zeit fast nackt (bis auf die Unterhose), er zieht sich auch sehr schnell aus. Bevor er mich auf mein Bett wirft (und Sex mit mir hat), erzählt er mir noch, daß ich jetzt keine "Verpflichtungserklärung" mehr (mit unklarer Kostenerwartung) unterzeichnen muß (ich habe mich dagegen gesträubt), er hat einen anderen Weg gefunden, seine Familienmitglieder über den "Familiennachzug" aus Syrien (wahrscheinlich Damaskus) zu holen. Ich muß ihn jetzt nicht mehr zwingend heiraten, um mein Einkommen mit seinem zusammenzulegen - wir können das jetzt mit der Heirat langsamer angehen (mir ging das auch viel zu schnell) ... können wir nicht einfach nur "Freunde" bleiben?
Er findet immer mehr Gefallen daran, meinen Körper zu "malträtieren", schlägt mich, bis ich rot werde - und verpaßt mir einen dieser fiesen Knutschflecken am Hals ... wenigstens bin ich an den Brüsten nicht mehr so schmerzempfindlich (ihm ist wieder aufgefallen, daß sie irgendwie leicht an Volumen zugelegt haben). Ich erzähle ihm, daß sie nach der Operation vielleicht noch etwas größer werden könnten (Silikon lehnen wir beide ab) und zeige ihm im Badezimmer, wie die Operation "untenherum" wohl ablaufen wird und welche Teile verwendet werden ... ich bin auf die "Kombinierte Operationsmethode" angewiesen (die Haut vom Skrotum und Penis als "Innenverkleidung"), da er sonst niemals da unten reinpassen würde. Er kocht sich nach dem Sex mit mir noch einen Kaffee, ich esse an meinen Couscous (den ich danach in den Kühlschrank stelle und noch die nächsten Tage von essen kann), bevor er mich wieder verläßt und mich vielleicht den Abend so gegen 22 Uhr wieder in Connewitz treffen will. Ich mache mich den Abend ausgehfertig, Duschen, Kajal, Chanel-Parfüm und nehme aus meinem Kleiderschrank das kürzeste, schwarze Kleid, das ich finden kann (das, das ich schon ein paar Jahre zuvor in Kalifornien, auf der Interstate Richtung Las Vegas anhatte, siehe Foto in meinem Blog - und das, welches letzten Sommer zuviel Aufmerksamkeit seitens einiger Männer erzeugt hat ... mit unfreundlichen Erlebnissen, siehe Blog). Die Schuhauswahl für diese Nacht fällt auf meine neuen Schaftsandaletten. Mit offenen Verdeck fahre ich den (noch warmen) Sommerabend nach Connewitz zum "Werk 2" für das kleine, alternative Gothic-Festival (mit ganz viel Glück bei der Parkplatzsuche und einem Stellplatz gleich um die Ecke).

Freitag Abend, drei Deathrock-Bands in der kleinen Halle (ab 22 Uhr) und anschließend zwei Dancefloors in der großen Halle und der kleinen. Ich schaue mir die ersten beiden Bands an, laufe in der Pause etwas umher, sammle Papierflyer ein, stöbere in der Plattenkiste an einem Verkaufsstand ... und suche immer wieder sein Gesicht in der Menge der Besucher, in den zwei Hallen und im Außenbereich, irgendwo, wo es Bier gibt, müßte ich ihn finden. Kurz nach 23 Uhr schreibt er mir eine Nachricht und fragt, wo ich bin. Ich treffe ihn in der Pause zwischen der zweiten und der dritten Band gegen 23:30 Uhr auf der Straße vor dem Eingang, er ist nicht alleine und will noch etwas mit seinen Kumpels trinken gehen. Vielleicht kommt er in einer halben Stunde wieder vorbei. Nachdem die dritte Band ihren Auftritt beendet hat, wechsele ich zu der großen Halle mit dem Dancefloor für Wave (und vielleicht etwas Italo). Es sind wirklich eine Menge Leute da, ich setze mich etwas abseits am Rand und schaue der tanzenden Menge zu ... die BPM-Zahl ist zu schnell für mich und meinen Schuhen mit den (moderat) hohen Absätzen. 1 Uhr nach Mitternacht, eine weitere Nachricht von ihm, vielleicht kommt er in einer Stunde vorbei. 2:30 Uhr, während ich die Dancefloors zwischen den zwei Hallen wechsele, fällt mir auf, daß es anfängt zu regnen - alle meine Fenster in meiner Wohnung sind weit geöffnet, um die Zimmertemperatur von 30°C auf erträgliche 20°C abzukühlen. Ich verlasse das kleine Festival und laufe zurück zu meinem Auto, kurz vor 3 Uhr schreibe ich ihm noch eine Nachricht, ob ich auf ihn warten soll oder nicht, auf die ich aber keine Antwort bekomme. Zurück in meiner Wohnung (es war nur ein leichter Regen) kann ich die Fenster schließen, mir im Badezimmer wieder das Make-up aus dem Gesicht waschen und mich ins Bett legen ... 3:30 Uhr, er schreibt, er will vorbeikommen (was er nicht tut, ich schlafe die Nacht alleine). (Ende Teil 1/4)

[28.05.17 / 00:45] "Ich bin falsch" - der Tag lief sowieso schon beschissen, den frühen Nachmittag ruft mich mein marokkanischer "Client" an und verabredet sich mit mir für ein flüchtiges Sextreffen den späten Nachmittag, Treffpunkt ist wieder der Outlet-Sexshop mit den Videokabinen an der Autobahn. Ich bereite mich auf das Treffen vor, soweit es geht, rasiere mir die Beine, ziehe mir die aufreizende Unterwäsche an, den Push-up, die Jeans und das Spaghettiträgertop, trage schwarzen Kajal auf, fahre vorher in die Drogerie, um mir Lippenstift zu kaufen (genau meine Farbe ist als Einzige wieder ausverkauft) und parke meinen roten Roadster anschließend wieder auf dem Parkplatz des Sexshops im Gewerbegebiet. Ich warte einige Zeit ... er ruft an, er verspätet sich - genau jetzt kommt wieder eine SMS von meinem syrischen Freund, er braucht Geld und eine finanzielle Sicherheit für den Familiennachzug und die kommenden Asylverfahren - ich schätze die Kosten auf mehrere 10.000 Euro. Ich habe das Geld nicht, ich habe etwas für meine Operation zusammengespart, aber das gebe ich nicht her (und es ist sowieso viel zu wenig). Als ich überlege, mir die Sextreffen mit den anderen Männern bezahlen zu lassen, um das Geld für meinen Freund anzuschaffen und wieviel ich wohl dem Marokkaner in ein paar Minuten abknöpfen könnte - und mit wievielen Männern ich wohl noch gegen Bezahlung schlafen müßte, nur um auf diese wahnsinnig riesige Summe zu kommen (wer kauft mich für 50.000 frei?), ruft mich dieser an und sagt das Treffen wieder ab (dabei war er schon fast da). Ratlos und enttäuscht fahre ich wieder zurück zu meiner Wohnung (die andere). Den Abend schreibe ich meinem syrischen Freund noch eine Nachricht ... ich kann ihm nicht helfen. Seine Antwort wirft mich wieder zurück in die finsterste Gedankenwelt, "everything is wrong" ... ich bin falsch.

[21.05.17 / 21:48] Anläßlich des internationalen Tages gegen Homo- und Transfeindlichkeit findet eine kleine Demo den Sonnabend Nachmittag in Leipzig statt, Treffpunkt ist der Park in dem berüchtigten Viertel östlich des Stadtzentrums ... mit rassistischen Vorurteilen lasse ich mein teures Auto lieber in dem Parkhaus am Hauptbahnhof stehen und nehme für die letzten drei Haltestellen die Straßenbahn. Dort ausgestiegen, hätte ich lieber mehr Zeit für die kleinen Märkte mitbringen sollen und die Restaurants in der Straße (laut meinem Freund, der einzige Ort in Leipzig, an dem ich die arabische Spezialität "Kunafah" finden kann - der Ziegenkäse und die dünnen Nudeln, überbacken und mit ganz viel Zuckersirup). Den Treffpunkt für die Demo kann ich nicht auf Anhieb finden, ich laufe an einem kleinen Fest für Kinder und Ständen von interkulturellen Vereinen vorbei ... vielleicht nicht ganz der richtige Ort für eine LGBT(et al.)-Demo. Erst etwas abseits entdecke ich die große Regenbogenflagge und den Lautsprecherwagen ... ich hätte mir mehr arabische Teilnehmer mit den entsprechenden Mut, sich zu zeigen (und zu outen), gewünscht. Die Demo findet bis zu 400 bunt gemischte, junge Teilnehmer ... dabei ist es sehr interessant, durch kurze Gespräche zu erfahren, wer alles Trans ist - und wem man das überhaupt nicht ansieht. Der Demonstrationszug zieht innerhalb von drei Stunden den späten Nachmittag Richtung Innenstadt (ich bilde mal wieder den "autonomen schwarzen Block" mit meiner schwarzen Kleidung und der großen dunklen Sonnenbrille - bei dunkler Bewölkung ... auf das schwarze Vermummungstuch habe ich aber verzichtet, die Polizeieskorte sieht auch ganz friedlich aus und ist nicht in Krawallpanzerung).
Immer wieder bleibt die Demo an einigen ausgewählten Punkten stehen und es werden über den Lautsprecherwagen Texte gelesen, besonders die angesprochenen Punkte für mehr Rechte für Transpersonen und die ganzen erlebten Schikanen nehmen mich emotional sehr mit, "Ich bin -kein- geisteskranker Irrer, der sich für eine Frau hält!" (Wenigstens mit meiner Vornamens- und Personenstandsänderung hatte ich Glück mit einer netten Richterin und zwei sehr netten Gutachterinnen ... was leider gar nicht so selbstverständlich ist.) Die Demo endet mit einer Abschlußkundgebung den frühen Abend im Zentrum der Innenstadt, noch vor Ende der Öffnungszeiten der Geschäfte - lief die Demo noch am Anfang durch entvölkerte Seitenstraßen, sind hier wenigstens genug Passanten, die auf uns und unser Begehren aufmerksam gemacht werden können (auch wenn es viele "Normalos" einfach nicht betrifft, Verstecken unsererseits bringt leider nichts ... oder noch weniger). Die Demo wird für beendet erklärt und nach und nach löst sich die kleine Gruppe von 400 Teilnehmern auf ... Blick auf die Uhr, weit nach 19 Uhr - zu spät, um noch in den Geschäften Einkaufen zu gehen. Ich esse noch etwas Veganes in dem indischen Restaurant in der Seitenstraße der Fußgängerzone. Wo kurz vorher noch die kleine Demo langgezogen ist, stehen jetzt Absperrgitter für einen Sportlauf durch die Innenstadt ... ich kann beim Essen den Läufern zusehen (am besten finde ich die zwei Motorräder am Ende, die die liegengebliebenen Sportler aufsammeln - sehr rücksichtsvoll von der Organisation). Zurück zum Parkhaus, zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung.

Den Abend ist in Connewitz noch ein ähnlich thematisiertes, queerfemministisches Fest - aber ich bin zu kaputt von den paar Schritten durch die Innenstadt und die Demo, meine Kraft reicht nur noch für eine Dusche und die Autofahrt bis in das Bar- und Szeneviertel in der Südvorstadt. 23 Uhr, das "Girl of Ipanema" trinkt sich wieder durch die (alkoholfreie) Cocktailkarte eines irischen Pubs. Am Bartresen schreibe ich meinem Freund einige Textnachrichten, er hat mir wirklich die Schlüssel für meine Wohnung zurückgegeben (sie lagen auf der Minibar) und scheint jetzt irgendwie in Sorge zu sein, daß er mich verlieren könnte. Wir haben uns sieben Wochenenden nicht mehr gesehen, ich bin ihm immer aus dem Weg gegangen ... ich wünschte, ich könnte ihm erzählen, warum (es hat "medizinische" Gründe). Kurz vor 1 Uhr nach Mitternacht endet seine Arbeitsschicht, er schreibt mir, wo ich ihn im Anschluß finden kann - in einem Clubkeller einer Bar in der Innenstadt. Ich bezahle meine Drinks in der Bar, in der ich mich befinde, und fahre mit meinem Auto zurück in die Innenstadt ... kein Geld mehr für das teure Parkhaus in der Mitte, ich parke mein Auto in einer dunklen Seitenstraße und laufe zu Fuß zu der Bar mit dem Clubkeller. Er schreibt mir eine Textnachricht und fragt, wo ich bin, "entrance" ist meine Antwort.
Kurz vor 2 Uhr, ich stehe am Eingang des Clubkellers, gehe ein paar Schritte hinein und suche sein Gesicht in dem gar nicht mehr so vollen Club. Er kommt auf mich zu - läuft fast an mir vorbei - bis er mich erkennt. Es bricht aus mir heraus - ich muß ihn einfach umarmen ... tief in meinem Herzen habe ich ihn doch vermißt. Leider wird meine Freude wieder gedämpft, als ich erkenne, wieviele Gläser Bier er schon wieder getrunken hat ... nicht ganz betrunken, aber doch stark enthemmt. Auf der Sitzbank am hinteren Ende des Clubkellers muß ich ihn stark abbremsen, so wie er mich fast auszieht, hätte ihn die Security schon längst rausgeworfen, wenn ich eine fremde Frau wäre und mich von ihm belästigt gefühlt hätte. Wir bleiben nicht mal eine Stunde in dem Club, er will unbedingt, daß wir jetzt in meine Wohnung fahren ... irgendwann muß ich ihm erklären, warum ich keinen Sex haben will. Er nimmt mich an die Hand und verläßt mit mir den Club, er drängt so sehr darauf, daß ich nicht mal vorher noch auf die Toilette gehen kann - nach nur ein paar Metern reiße ich mich wieder von ihm los und laufe zurück zu dem Club, "I'm a lady!", ich kann nicht mehr einfach so irgendwo im dunklen an einem Gebüsch pinkeln. "Stupid idea" (bezogen auf die bevorstehende Nacht), denke ich mir noch, als ich zurück im Club die Damentoilette aufsuche. Als ich die Bar wieder verlasse, überlege ich für einen kurzen Moment, ob ich lieber wegrennen soll ... er wartet auf mich am Ausgang. Auf dem Weg zu meinem Auto, versuche ich ein Gespräch mit ihm anzufangen (der Clubkeller war sehr laut), ich will wissen, was er für mich empfindet. "Miss complicated" ist seine Antwort ... ok ... "too much drama", meine Gegenantwort.

Zurück in meiner Wohnung, ich bin leicht nervös ... wird er Sex mit mir haben? Er will es. Im Badezimmer läßt er mich nicht allein, bleibt an mir dran ... zurück auf meinem Bett, gemischte Gefühle. Einerseits vermisse ich diesen engen, intimen Kontakt mit ihm, andererseits ... ist es ein Infekt? HPV? (Und wenn ja, von wem der letzten vier Männer, das letzte halbe Jahr?) Vielleicht ist es nur eine Kontaktallergie. Jedenfalls, es schmerzt und es brennt, wenn er mit mir Sex hat. Aber ich möchte ihn trotzdem in mir spüren ... wenigstens benutzt er ein Kondom. Auf diese Art Schmerzen, kann ich mich nicht einlassen ... ganz anders seine (leichten) Schläge auf meinem Po danach. Reumütig schmiege ich mich an ihm ... es tut mir leid, daß ich dir die letzten sieben Wochen aus dem Weg gegangen bin. 4:30 Uhr, er schläft neben mir ein und dreht sich zur Seite ... wie sehr ich mich doch immer wieder in diesen Rücken und seinen Nacken verliebe.

Viel Schlaf wird es nicht, schon 4 Stunden und 30 Minuten später (also um Neun) bin ich wieder wach. Entgegengesetzt zu meinem Telefon, das immer im lautlosen Modus weit abseits vom Bett liegt, klingelt sein Telefon neben ihm immer wieder. Zusätzlich zu seiner regulären Arbeit in dem Callcenter, hat er jetzt wieder mit seiner zweiten Arbeitsstelle als Aushilfskellner angefangen ... sieben Tage die Woche arbeiten, weil das Geld nicht reicht. Er hat den Vormittag noch ein zweites Mal Sex mit mir (das ich leider aus Schmerzen und anderes abbrechen muß, "sorry"), bevor er mich wieder überstürzt nackt in meinem Bett liegen läßt und sich in Eile anzieht. Erst als er schon halb aus der Wohnungstür heraussteht, kann ich mich noch von ihm verabschieden (und anschließend noch etwas versuchen, in meinem Bett zu schlafen ... jetzt mit viel mehr Platz). "See you in two weekends", ich kann einfach nicht von ihm loskommen.

[07.05.17 / 14:09] "Extreme Shopping Tour pt. 2" - Ich fahre den Sonnabend Nachmittag gleich von der Autobahn in die Leipziger Innenstadt, zum Parkhaus am Eingang zur Fußgängerzone ... ich bin immer noch auf der Suche nach einer schwarzen Lederleggings, die zu meinen Sommerschuhen passen könnte. Erstes Anlaufziel, das andere teure Kaufhaus mit den Markensachen, welches ich bei meiner Einkaufstour vom letzten Wochenende in Leipzig ausgelassen habe. Ich durchstöbere die Kleiderstangen in dem Kaufhaus, eine schwarze Leggings eines namhaften Designerlabels könnte passen ... aber Kunstleder? So vegan bin ich nun auch wieder nicht. Ich probiere die schwarze, glänzende Leggings in der Anprobe vor dem Spiegel an ... paßt, an den Beinen eng geschnitten ("Skinny"), sieht knackig aus und hat als Kunstlederprodukt einen Stretchanteil. Trotzdem hänge ich sie für den ersten Moment wieder zurück und wechsele ein paar hundert Meter weiter zu dem teuren Kaufhaus am Marktplatz - echtes Leder ist atmungsaktiver im Sommer. Tatsächlich finde ich hier ein besonders teures Exemplar aus echtem Leder (sogar in meiner Größe 38), dünnes und weiches Lammnappa ... im oberen dreistelligen Preissegment - dafür kann ich mir anderswo eine komplette Motorradkombi aus Leder inklusive Schuhe kaufen (so geschehen letztes Jahr im Oktober). Ich probiere die teure Hose in der Kabine ganz vorsichtig an ... "Bootcut" und irgendwie zu kurz - eine ganze Menge Geld gespart. Wieder zurück zu dem anderen Kaufhaus, zielstrebig zu der Kunstlederleggings (auch in meiner Größe) laufen und einen (relativ zu der besonders teuren Hose) kleinen dreistelligen Betrag an der Kasse bezahlen ... wenigstens mußten für dieses Produkt keine Tiere sterben (nur ganz viel Chemie und Erdöl).

Weiter zu den zwei Bücherläden in der Fußgängerzone (jeweils Teil einer großen Kette), seitdem ich an meinem kleinen Buch schreibe (es ist eher ein kleines Heftchen), beginne ich mich wieder für meine alten Bücher in meinem Bücherregal zu interessieren ... ich habe bestimmt seit 15 oder 20 Jahren nicht mehr gelesen - genau der richtige Zeitpunkt, damit wieder anzufangen und eine Buchliste zu erstellen. Alles Bestseller, Jane Austen, Ernest Hemingway, George Orwell, Douglas Adams, Frank Herbert ("Der Wüstenplanet") und Jack Kerouac (gleich zweimal) ... die ersten sechs Taschenbücher kann ich gerade noch so zusammen mit zwei Fingern umgreifen, das siebte Buch kaufe ich erst in dem anderen Laden - genug Lesestoff für die nächste Zeit. Mit den zwei Einkaufsbeuteln zurück zum Auto in dem Parkhaus, alles im Kofferraum verstauen und wieder zurück an die Oberfläche zum dritten Kaufhaus an diesem (späten) Sonnabend Nachmittag. der Push-up BH von meinem letzten Einkaufswochenende läßt sich mit seinem gestreiften Muster nur schwer mit anderer Unterwäsche kombinieren - ich muß mir noch das passende sexy Unterhöschen zu diesem Set kaufen (auch wenn ich es wahrscheinlich nie trage). Weiter den Abend zu dem italienischen Schnellrestaurant, etwas Pasta essen und mit dem Auto zurück zu meiner Wohnung.

Ursprünglich hatte ich vor, schon den Freitag Abend anzureisen - aber er hat angekündigt, in meine Wohnung zu kommen, egal ob ich da bin oder nicht ... ich fürchte mich vor ihm. Als ich meine Wohnung aufschließe und meine Sachen abstelle (sie ist leer, aber er war da) fallen mir sofort die kleinen Unterschiede auf - alles in meiner Wohnung hat seinen ganz bestimmten Platz, alles in meiner Wohnung folgt klaren geometrischen Linien, kleinste Abweichungen registriere ich sofort. Vorsichtshalber verschließe ich wieder die Tür von innen, bevor ich nach meiner anstrengenden Einkaufstour eine Dusche nehme und mich für den Abend ausgehfertig mache. Kurz nach 22 Uhr, wieder zurück in der beliebten Bar in der Innenstadt (der Kellner überrascht mich und weiß schon, was ich bestellen will: eine Cola), ich bleibe nur bis Mitternacht ... für einen kurzen Moment bin ich zugänglich und biete meinem (Ex-)Freund an, mich zu treffen - er sagt ab. Auch die weiteren Stunden, wieder zurück in meiner Wohnung, kommt keine weitere Nachricht von ihm ... ich liege also ganz umsonst wach in meiner abgeriegelten Wohnung, erst zwei Tabletten später (die wirken gegen alles, auch "Angststörungen") kann ich für ein paar Stunden bis in den Sonntag Vormittag schlafen. Sonntag Mittag, hier und da etwas sauber machen und meine Pflanzen gießen ... vielleicht auch noch etwas schreiben (Tagebuch und mein kleines Heftchen mit der erweiterten Fassung meines Reisetagebuchs nach Tel Aviv).

[30.04.17 / 11:34] 2 Jahre HRT - Was hat sich verändert?

"Titten" (ein kleines A-Körbchen), Aufhalten des beginnenden Haarverlustes auf dem Kopf und Behalten meiner langen blonden Haare (leicht fülliger), verlangsamtes und feineres Wachstum der anderen Haare am Körper, weichere Haut und leichte feminine Gesichtszüge, hormonelle Schwankungen durch alle Hochs und Tiefs des weiblichen Zyklus, (extreme) emotionale Schwankungen durch alle Hochs und Tiefs des weiblichen Zyklus, stärkere Neigung zu Depressionen und anderen psychischen Erkrankungen, Einnahme von Antidepressiva, Gewichtszunahme um ein paar Kilos.

Was hat sich nicht verändert?
Stimme, Statur, Schuh- und Kleidergröße.

Würde ich es wieder tun? Ja.

[23.04.17 / 14:01] Freitag Abend, zurück in Leipzig für zwei Nächte. Den ganzen Tag beobachte ich schon ab und zu mein Telefon, ob mein Freund mir eine Nachricht schreibt ... das Telefon ist auf "lautlos" eingestellt und bleibt es auch, als ich mich kurz nach Mitternacht in mein Bett lege. Von den drei Nachrichten, die er mir die Nacht noch schreibt, bekomme ich nichts mit ... ich gehe schon seit längerer Zeit nicht mehr abends weg.

Sonnabend - diesen Tag habe ich für eine meiner "extremen Shopping-Touren" vorgesehen. Nach einem kleinen Frühstück in meiner Wohnung fahre ich den frühen Nachmittag in die Leipziger Innenstadt, parke mein Auto in dem Parkhaus beim Hauptbahnhof und laufe dann weiter in die Fußgängerzone ... zielgerichtet zum ersten meiner beiden favorisierten Schuhläden. Ich bin auf der Suche nach etwas für den Sommer ... luftig, leicht, bequem zu tragen, ohne Absätze - vielleicht Espadrilles oder Ballerinas? In dem ersten Laden fallen mir nur die Schuhe auf, die ich sowieso schon habe - klar, die sehen immer noch todschick aus (speziell die schwarzen Pumps mit der Sportsohle), aber ich kann unmöglich weite Strecken (Shopping-Touren) damit laufen. Weiter zum nächsten Schuhgeschäft.
In dem zweiten Laden (den mit der riesengroßen Auswahl an Schuhen in der Größe 41 und 42) schaue ich mir jedes einzelne Paar in den langen Regalreihen ganz genau an, für meine spezielle Suche nach dem richtigen Paar nehme ich mir sehr viel Zeit ... zum Glück sind die Schuhe in den Regalen nach Farbe sortiert, Weiß, Rot, Beige kann ich gleich überspringen und mich der schwarzen Auswahl widmen. Espadrilles mit der Sohle in Naturfaseroptik sind wohl irgendwie aus der Mode gekommen, Keilabsätze sind zu unflexibel und die zwei Paar Sommerschuhe ohne Absätze mit den Luftlöchern, die ich anprobiere, sehen alles andere als attraktiv an meinen breiten Füßen aus. Mein Blick fällt auf zwei Paar "geschlitzte", schwarze Lederstiefeletten für den Sommer am Ende der Regalreihe. Ein Paar sieht besonders gut aus - und ist auch besonders teuer und "Made in Italy", aber der Reißverschluß hinten an der Ferse schreckt mich ab. Zusätzlich zu den (für mich) viel zu hohen und schmalen Absätzen werde ich die Schuhe wahrscheinlich nach dem potentiellen Kauf und den langen Fußmärschen ganz sicher verfluchen, sie sehen wirklich wahnsinnig gut aus, sind aber total unpraktisch - reine Sitzschuhe. Meine Kaufentscheidung fällt auf das zweite (und günstigere), mehr konservative Modell mit den moderaten Blockabsätzen (wie ich sie an allen meinen Stiefeletten trage) ... aber eigentlich wollte ich ja was ohne Absätze kaufen. Zu spät, schon stehe ich an der Kasse und bezahle mein neues Paar Schuhe (noch eins mehr im Regal).

Weiter in das nächste Kaufhaus (das mit den teuren Markensachen). Im Internet habe ich mir schon ein paar Bikini-Teile und Badeanzüge eines nicht näher genannten australischen Labels angesehen - und mir ist bewußt, die hübschen, jungen, blonden Models sehen darin umwerfend aus, aber das muß nicht unbedingt auf mich zutreffen. In einer Umkleidekabine vor dem Spiegel anzuprobieren ist immer besser als blind im Internet zu bestellen. Tatsächlich sieht das eine schwarz-weiße Bikinioberteil, das mir im Internet auf den Fotos so gefallen hat, an mir gar nicht so gut aus - dafür gefällt mir aber das andere schwarze Bikini-Set in der mehr sportlich geschnittenen Linie, genau das Richtige für meine "kräftige" Figur (in Größe 38, 1,70 m und 62,5 kg). Wenn ich das Teil schon vor 3 Wochen in Tel Aviv am Strand angehabt hätte ... wenigstens weiß ich jetzt, wo ich so einen speziellen Strand finden kann, an dem ich mich so blicken lassen kann. Weiter zur Kasse, nochmal einen kleinen dreistelligen Betrag hinblättern.
Ich bleibe im Shopping-Rausch, nach einer kurzen Pause für das Abendessen in einem thailändisch- und vietnamesischen Bistro ("Thai Tofu, scharf") gegen 18 Uhr, bewege ich mich wieder zurück zum Hauptbahnhof in Richtung des Parkhauses zu meinem Auto ... ich komme in der Einkaufspassage am Hauptbahnhof wieder an einem Unterwäschegeschäft vorbei. Zum Glück habe ich den Tag wieder eine Strickjacke mit Reißverschluß unter meinem schwarzen Mantel an, das macht es in der Umkleidekabine wesentlich leichter, ständig neue Sachen anzuprobieren. Auch dieses Geschäft verlasse ich nicht, ohne zwei BHs (und ein Paar Socken) zu kaufen - einen schwarzen Sport-BH gegen die unangenehmen Vibrationen und Stöße beim Auto- und Motorradfahren und einen zweiten, attraktiveren BH mit einem "bemerkenswerten" Push-up-Effekt (wenn die 75 A beim Anprobieren nicht zu eng sitzt und nicht unter den Achseln quetscht - kauf ich den, vorne herum kann ich immer noch reinwachsen). Mit drei Einkaufstüten endlich zu meinem Auto laufen und den heutigen Einkauf in den kleinen Kofferraum meines sportlichen, roten Roadsters verstauen (eindeutig ein "Tussi"-Auto in dem ich mit Absätzen besser fahren kann, als ohne).

Zurück in meine Wohnung, ich muß nach meiner mehrstündigen und anstrengenden Einkaufstour eine Dusche nehmen. Mein Freund hat mir die Nacht zuvor eine Nachricht gesendet, er will ab 22 Uhr in der Südvorstadt sein und ausgehen, diesen Abend ist dort ein Straßenfest und die Straße mit den Bars ist nur für Fußgänger geöffnet. Ausgehfertig (mit etwas Kajal und gewechselten schwarzen Stiefeletten) nehme ich kurz vor 22 Uhr die Straßenbahn in Richtung Südvorstadt - wenn ich da mit dem Auto nicht durchfahren kann und da viele Menschen sind, dann werde ich da in der Nähe wohl auch keinen Parkplatz finden. Auch die Straßenbahn fährt nicht durch die für das Fest gesperrte Straße und ich muß wieder von der nächstbesten Haltestelle viele Schritte zu Fuß laufen. Ein eiskalter Wind fegt durch die dunklen Straßen, wer kommt denn auf die Idee, so ein Straßenfest mitten im Winter, Ende April, stattfinden zu lassen? Ich hätte noch einen Schal anziehen sollen. Als ich das Straßenfest erreiche und durch die Menschenmengen laufe, wird mir wieder bewußt, wie sehr ich mich vor solchen überfüllten Plätzen und -ganz besonders- betrunkenen Menschen fürchte. In einer "leeren Blase" um mich herum auf einer für den Verkehr gesperrten Kreuzung, versuche ich meinen Freund zu erreichen, frage ihn, wo ich ihn in der ganzen Menschenmenge finden kann. Er wird mir nicht antworten, später werde ich erfahren, daß er wahrscheinlich nie hier war. Mit jedem Schritt weiter heraus aus der mit vielen angetrunken Menschen überfüllten Straße (für mich die Hölle) verfinstert sich meine Stimmung, ich laufe eigentlich immer alleine durch die Gegend ... ich habe gar keinen Freund.
Beim Warten an der Haltestelle auf die nächste Straßenbahn zurück zu meiner Wohnung überlege ich, wie ich schonend mit ihm Schluß machen könnte ... er soll mir wenigstens das Schlüsselpaar für meine Wohnung wieder zurückgeben. In dieser angekommen, schließe ich die Tür von innen ab und lasse den Schlüssel stecken ... ich will nicht, daß er später die Nacht wieder betrunken in meine Wohnung kommt, mich aus dem Schlaf reißt und Sex von mir fordert. Das Telefon lasse ich weiter auf "lautlos", lege es ganz weit von meinem Bett entfernt auf den Bartisch an der Küche, werfe noch eine extra hohe Dosis von Antidepressiva-Tabletten ein (gegen, wie ich es ihm in meiner letzten Nachricht an ihm schreibe, "traumatic stress disorder" und um mich durch die Nacht zu bringen) und falle in einen tiefen Schlaf. Erst den späten Sonntag Vormittag werde ich wieder wach und lese die neuen drei Nachrichten von ihm, die er mir gegen 3 Uhr nachts geschrieben hat - er war wirklich nicht den Abend zuvor in der Südvorstadt, war irgendwo in der ganz weit entfernten Plattenbausiedlung am anderen Ende der Stadt in einer Wohnung, um sich dort mit Bekannten zu betrinken (er nennt das "Party" machen) und wollte wieder, daß ich ihn (betrunken) von da abhole ... genau so, wie ich es in meiner düstersten Vorahnung den Abend zuvor bei meinem Gang durch die Hölle (das Straßenfest) schon vorausgesehen habe - dafür bin ich einfach nicht mehr da.

[07.04.17 / 21:39] Wenn ich beim Ohrlöcher-stechen-lassen schon umkippe*, wie soll das dann erst bei der "großen" Operation werden? Meine Ohrläppchen zieren jetzt zwei metallisch glänzende Ohrstecker aus Titan, durchstochen beim Tattoo- und Piercingstudio meines Vertrauens mit sterilen Besteck und dem Behandlungsraum gleich eines Behandlungszimmers einer Arztpraxis. Jetzt nur nicht daran rumfingern an der Einstichstelle, der Körper mit seinen Wundheilungskräften macht das schon von alleine. In etwa 3 Monaten kann ich dann meine teuren und mit winzigen Diamanten besetzten Ohrringe ausprobieren.

*(Der Moment, wie die Nadel oder die Kanüle die oberste Haut durchsticht, ist mir sehr vertraut ... das mache ich an meinem Körper schon seit 15 Jahren - nur die Nervosität, die ungewohnte und neue Umgebung in dem Studio und die Nadel von einem bis dahin fremden Menschen führen zu lassen, läßt meinen Kreislauf einbrechen ... aber auch nur ganz leicht.)

[02.04.17 / 10:39] Niemand wartet auf mich den Freitag Abend am Flughafen in Berlin, niemand empfängt mich um Mitternacht am Bahnhof in Leipzig ... anderthalb Stunden zuvor schreibe ich meinem Freund noch eine Nachricht, "Back in Germany."

Ich warte auf ihn in meiner Wohnung, in meinem Bett ... irgendwo zwischen 3 und 4 Uhr in der Nacht, gebe ich das Warten auf, werfe eine Tablette zum Schlafen ein. 6 Uhr morgens und er schließt meine Wohnungstür auf ... das Geräusch reißt mich aus meinen Träumen, ich bin viel zu benommen, um auf ihn zu reagieren, "Anyway, it's so nice to have you here." Ich suche seine Nähe, er schläft neben mir ein ... auf meine Frage, wo er seit Mitternacht war, antwortet er nicht.

Irgendwann den frühen Sonnabend Nachmittag klingelt sein Wecker mehrmals und er wacht auf, zieht sich schnell an und verläßt meine Wohnung um zu seiner Arbeit zu gehen. Er fragt mich nicht, wo ich war, wie es mir geht, keine Umarmung, kein Kuß ... kein Sex. Ich habe immer mehr das Gefühl, ich verliere ihn ... und ich habe keine Kraft mehr, dagegen anzukämpfen oder das zu verhindern. Er hat mitbekommen, daß ich wieder Tabletten nehme ... Antidepressiva.

Die nächste Nacht zum Sonntag sitze ich erst in einer Bar irgendwo in Leipzig, warte auf eine Nachricht von ihm ... und schlafe dann doch wieder alleine in meiner kleinen Wohnung in Leipzig.

[01.04.17 / 02:28] Tag Nr. 6 in Tel Aviv - der letzte, halbe, angebrochene Urlaubstag auf meiner Reise. Frühstück gegen 10 Uhr vormittags (nach dem Check-Out im Hotel) in einem Café nur wenige Minuten zu Fuß entfernt. Es ist eigentlich eine kleine Bäckerei mit handgemachten Kuchen, Croissants und anderen süßen Backwaren. Die beiden Croissants, die ich mir zum Frühstück bestelle (+ einem großen Cappuccino) sehen wirklich sündhaft köstlich aus, mein ganzes Kleingeld verschwindet in der Dose an der Kasse mit der Aufschrift "Tips". Zurück zum Hotel, ein Taxi bestellen und zurück zum internationalen Flughafen südlich von Tel Aviv. Mein Flug geht zwar erst in 5 Stunden - aber zumindest die letzten 3 Stunden sind wirklich notwendig, um durch alle Sicherheitschecks und Sicherheitskontrollen durchzukommen (weit mehr als ein Checkpoint) ... und ich muß auch noch zu dem Stand im Transitbereich, um die israelische Mehrwertsteuer auf meinen gekauften Diamantschmuck wieder zurückzubekommen, erst jetzt sind sie wirklich zollfrei (und unter dem Limit für die Einfuhr nach Deutschland). Durch den "Duty Free"-Bereich weiter zu dem Gate für meinen Abflug - das Flugzeug nach Berlin-Tegel hat Verspätung und ich plane schon alle Möglichkeiten was passiert, wenn ich den späten Abend in Berlin strande ... 17 Uhr, der Boarding-Schalter wird geöffnet und ich gelange ins Flugzeug.

Etwa 4 Stunden später, Landung in Berlin-Tegel ... und eine weitere Verzögerung, da kein Bus vorhanden ist, um die Passagiere nur ein paar Meter weiter über das Rollfeld zum Ankunftsterminal des Flughafens zu fahren. Im ungünstigsten Fall verbringe ich eben die Nacht von Freitag auf Sonnabend in irgendeiner Disco in Berlin bis 5 Uhr morgens. Weiter zur Gepäckausgabe, meinen kleinen Rollkoffer abholen und weiter mit dem Bus zum Bahnhof Zoo ... ich wollte doch eigentlich zum Berliner Hauptbahnhof? Falscher Bus, mit der S-Bahn zurück zum Hauptbahnhof - die Zeit tickt, ich will den letzten ICE nach Leipzig um 22:27 Uhr noch erreichen. Zum Glück bin ich in Deutschland gelandet und auch dieser ICE hat ein paar Minuten Verspätung und ich kann noch entspannt einsteigen. Wenige Minuten vor Mitternacht komme ich mit dem ICE am Hauptbahnhof von Leipzig an (verpasse die Straßenbahn) und nehme ein Taxi zu meiner Wohnung - endlich ankommen, endlich auspacken, endlich duschen und mich danach ins Bett legen und mein Tagebuch schreiben ... vor nicht allzu vielen Stunden war ich mit meinen Füßen noch im Mittelmeer (und im Spiegel entdecke ich eine leichte "Bikini-Bräune"). (#6)

[30.03.17 / 23:59] Zurück zum Strand, zurück zu dem Holzdeck an der Strandpromenade, wo ich den Mittag schon war - mir fehlen immer noch ein paar "Selfies" im Licht des Sonnenuntergangs über dem Meer. Nachdem ich das Gefühl habe, genug Fotos von mir den Tag gemacht zu haben (mindestens blind 100), bleibe ich noch ganz entspannt an der Stelle sitzen und beobachte, wie die Sonne in dem Wolkendunst kurz über dem Meereshorizont verschwindet. Es wird sofort spürbar kälter und ich ziehe mir meine leichte, schwarze Baumwolljacke an. Wieder zurück zum Hotel, etwas frisch machen (Hormone nehmen) und zurück auf die Straße, einen "ATM" finden, damit ich den nächsten Tag noch wenigstens etwas Bargeld für ein Taxi zum Flughafen habe.

Wenige Minuten vor 20 Uhr bin ich wieder zurück an der Ampelkreuzung und begegne sofort wieder dem Mann, den ich zwei Tage zuvor in Jaffa kennengelernt habe (also den mit der alten Motoryacht). Er lädt mich zu dem versprochenen Picknick am Fluß im Norden von Tel Aviv ein ... vor mir liegen also noch 2 km Fußmarsch - in Absätzen. Ich habe Mühe, mit seinem Tempo mitzuhalten (er schiebt sein Fahrrad), weiter als bis zu der kleinen Bank am Ufer des "Yarkon River" hätte ich es mit meiner Kondition wohl auch nicht mehr geschafft. Erst jetzt verschwindet er kurz, etwas für das Picknick einzukaufen ... ich nutze die Minuten auf der dunklen Parkbank und fotografiere das andere Ufer (das Kraftwerk und die Flutlichtanlage des örtlichen Tennisclubs). Er kommt zurück mit einer Tüte voll Sesambrötchen, Avocados, Tomaten und einer Dose Thunfisch, welches er alles zu eßbaren Portionen zubereitet ... für meinen Hunger sind gleich drei Brötchen bestimmt. Sonst passiert nichts weiter (ich erzähle ja auch nie was). Wir verabschieden uns, er zeigt mir den Weg zurück (den ich alleine gehen muß), ich gebe ihm meine Telefonnummer und wir trennen uns.

Die langen 2 km bis zu meinem Hotel, komme ich an einigen vollen Bars und Restaurants vorbei - der Donnerstag Abend in Israel ist wie in Deutschland der Freitag Abend vor dem Wochenende ... ich würde ja gerne noch ausgehen, aber nicht so weit entfernt von meinem Hotel und meinem Bett. Den letzten Kilometer zum Hotel laufe ich mehrmals hin- und zurück und finde trotzdem keine Bar oder etwas ähnliches, was mir zusagt ... entweder zu voll und zu junges Publikum oder keine alkoholfreien Cocktails oder eben nur Bistros mit Essen - Ausgehen in Tel Aviv wird stark überbewertet. Meine Füße sind kaputt, ich bin kaputt - zurück ins Hotel (vorher noch zwei Flaschen Wasser kaufen und mit auf das Zimmer nehmen), ich muß morgen etwas früher als sonst aufstehen (Koffer für die Abreise packen). Muß ich jetzt wieder den Pullover hervorkramen? Frühling in Tel Aviv ist wie einige Tage Sommer bei uns. (#5 2/2)

[30.03.17 / 23:58] Tag Nr. 5 in Tel Aviv - und (anfangs noch) der entspannteste Tag. Ich habe alles gesehen und fotografiert, was ich sehen wollte (Bauhaus, Jaffa, Museum of Arts), der letzte komplette Tag auf meiner Urlaubsreise ist frei und unverplant und ich kann mich einfach treiben lassen und sehen, was passiert. Spätes Frühstück gegen Mittag in dem Café um die Ecke (Croissants und Cappuccino) und weiter zum Strand ganz in der Nähe, noch ein paar "Selfies" machen. "Vampires in Tel Aviv", ich trage immer noch mein langes, schwarzes Kleid und die große Sonnenbrille (und mehrere Schichten Cremes), die zusammen die Sonne vor mir abschirmen sollen. Als ich das Hotel gegen Mittag verlassen habe, war ich noch richtig glücklich über die dunklen Regenwolken ... die sich jetzt leider wieder verziehen. Weiter zum "Hilton Beach".
Hier ziehe ich endlich mal meine Stiefeletten aus, laufe durch den warmen Sand bis zu den Wellen ... und lasse meine Zehen das Meerwasser spüren. Unter meinem Kleid habe ich die schwarze Bikinihose an - die eigentlich nur verstecken soll, was da noch zuviel ist. Egal ... speziell an diesem Strand (mit den rosa Luftballons) sollte das keinen stören und ich muß nicht befürchten, dumm angestarrt zu werden - ich ziehe auch mein langes Kleid aus. Das Strandthermometer zeigt 26°C, leider stand das so nicht im Wetterbericht vor einer Woche und ich habe mein Bikinioberteil zu Hause gelassen - mein schwarzer BH, den ich unter dem Kleid trage, paßt aber auch optisch zu meinem Bikinioutfit ... sofern niemand genauer hinsieht (und ich gehe ja auch nicht schwimmen damit).

Die Nachmittagssonne fängt an auf meiner Haut zu brennen und ich ziehe mich in den Schatten der Strandbar zurück, bestelle etwas zu trinken, beobachte noch eine kurze Zeit die Strandszene, ziehe mich dann aber doch wieder an (Kleid und Schuhe, ein starker Wind kommt auf) und laufe zurück zum Hotel. Ich nehme noch kurz eine kalte Dusche und ziehe mich um (Jeans und Spaghettiträgertop), bevor ich mich einige Minuten nach 16 Uhr an der belebten Kreuzung vor meinem Hotel positioniere. Eigentlich wollte ich mich hier mit dem Mann vom letzten Abend treffen (der Weltreisende) ... ich warte 30 Minuten vergebens und laufe dann weg, Richtung Innenstadt - genau deshalb treffe ich mich mit zwei Männern, den anderen (den aus Jaffa) will ich ein paar Stunden später um 20 Uhr an derselben Kreuzung treffen. Mein Weg führt mich zum großen Einkaufszentrum, dem "Dizengoff Center" ... welches ich mir eigentlich hätte sparen können, ich habe weder noch Geld, noch entdecke ich irgend etwas besonderes, "Not my brands." (#5 1/2)

[29.03.17 / 23:59] Zurück im Hotel, ruhe ich mich bis kurz nach 19 Uhr aus (Füße hochlegen), bevor ich mich für den Abend frisch mache und das Hotel wieder verlasse. Eigentlich wollte ich mich mit dem Mann vom Tag zuvor (den Bootsbesitzer) um 20 Uhr an der Kreuzung vor meinem Hotel treffen und kurz vorher noch etwas essen gehen - als mich nach nur ein paar Schritten um die Ecke schon der nächste Mann anspricht, "Du siehst gut aus, ich möchte dich kennenlernen und lade dich zu einem Essen ein." Und genau so überlebe ich in Tel Aviv und muß ohne Geld nicht verhungern. Ich habe zwar keine Ahnung, was er mir da in der kleinen Straßenküche bestellt, aber es macht satt. Er stellt sich als Weltreisender vor und zeigt mir seine Fotos auf seinem Smartphone - er war schon so gut wie überall auf dem Globus und hat von jeder Sehenswürdigkeit ein Foto mit sich davor ... und er wohnt natürlich auch gleich in der Nähe.
Es ist wenige Minuten nach 20 Uhr und ich will wissen, ob meine Bekanntschaft vom Tag zuvor auf mich an der Kreuzung wartet - er sitzt tatsächlich auf einer Bank auf der anderen Straßenseite und winkt mir zu. Ihn und meine neue Begleitung (der mir das Essen vor ein paar Minuten bezahlt hat und weiter versucht, mich rumzukriegen) trennt nur die belebte Straße. Ich wechsele über die Ampelkreuzung die Seite ... eine schwierige Situation, wenn sich zwei meiner Liebhaber begegnen. Der Mann mit dem Boot im Hafen von Jaffa, will mich eigentlich nur kurz mal treffen und sich für den nächsten Abend mit mir verabreden ... oder wollte er einfach nur sehen, ob ich wirklich an dem Treffpunkt erscheine? Wir verabschieden uns erneut und laufen in getrennte Richtungen auseinander.
Vielleicht nicht ganz zufällig begegne ich nach nur wenigen Metern dem Mann, den ich vor nicht etwa einer Stunde kennengelernt habe - ich folge ihm zu seiner Wohnung, die wirklich ganz in der Nähe zu meinem Hotel liegt ... wenn mir das hier jeden Abend passiert, dann könnte ich hier wirklich viel Geld verdienen (ich überlege noch, ihm von meiner "Escort-Vergangenheit" zu erzählen, lasse es dann aber doch bleiben).

In seinem kleinen 1-Zimmerappartement kommt er ziemlich schnell zur Sache. Ich erzähle ihm noch, daß ich nicht so schnell kann, ich brauche 1 oder 2 Stunden um mich zu entspannen und mich auf die ganze Sache einzulassen ... aber da bin ich schon nackt auf seinem Bett. Ich biete ihm das volle Programm, Sex in mehreren Stellungen, Blowjob und Deep Throat - aber meine Lippen sind tabu, er muß sein "Stück" vorher waschen und Kondome sind selbstverständlich. Erst nach dem Sex bin ich so entspannt, daß ich mich auf weiteres einlassen könnte - z.B. intime Fotos von mir, die ich so lieber nicht im Internet sehen möchte. Er erhält einen Anruf und ich muß seine Wohnung verlassen. In Eile ziehe ich mein Kleid und meine Schuhe an, stopfe meinen BH in meine kleine Handtasche (soweit bin ich also gekommen) und wir verabschieden uns (nicht ohne, daß er noch weitere Fotos von mir macht ... für seine riesige Fotosammlung, Reisen und "Anderes"). Wenigstens war ich als Transfrau kein Problem für ihn, das kennt er schon von den "Ladyboys" von seiner Reise nach Thailand. In der Dunkelheit des Abends hat er mich mit in seine Wohnung genommen, in der Dunkelheit des späten Abends (2 Stunden später) verlasse ich wieder das Wohnhaus ... spätestens jetzt fühle ich mich wirklich wie ein Callgirl.
Nur wenige Minuten zu Fuß entfernt, an der belebten Kreuzung irgendwo in Tel Aviv, betrete ich die nächstbeste Bar und bestelle mir gegen 22 Uhr einen alkoholfreien Mojito ... den habe ich mir jetzt nach der "Arbeit" verdient. Kurz vor Mitternacht, zurück in meinem Hotelzimmer (das nur für mich da ist, mein Rückzugsort).

(Was stimmt nicht mit mir? Wieso habe ich mit jedem, der mich anspricht, Sex? Und wieso werfe ich seit ein paar Nächten wieder Antidepressiva ein?) (#4 2/2)

[29.03.17 / 23:58] Der vierte Tag in Tel Aviv - "Some are Vampires, some are not." Mein Gesicht ist rot angeschwollen, ich sehe aus wie ein Brandopfer, als ich mich den Morgen im Spiegel betrachte. Plan für heute: Sonnenlicht vermeiden. Mit drei Schichten Cremes (Aloe Vera + Feuchtigkeit + Sonnenschutz) und mit meinem langärmelligen, schwarzen Kleid (mehr als knielang und bis zum Hals geschlossen) und mit meiner großen Sonnenbrille springe ich den Vormittag wieder von Schatten zu Schatten, laufe enganliegend an jeder kleinsten und Schatten spendenden Mauer vorbei, folge dem Schatten der Blätter der Bäume, bis ich mein Tagesziel erreicht habe - das "Tel Aviv Museum of Arts". Kurz vor dem Eingang liegt noch einmal ein riesiger, voller Sonnenlicht durchfluteter Platz und ich stehe an der Schattengrenze wie ein Rollstuhlfahrer vor einer Treppe mit 1000 Stufen ... wie soll ich das jetzt noch schaffen? Ich nehme meinen Mut zusammen und sprinte durch das scharfe Sonnenlicht die 100 m zum rettenden und schattigen Eingang - meine Hand fängt sofort an zu brennen ... ich hätte neben meiner Sonnenbrille auch meine dünnen, schwarzen Lederhandschuhe für die Reise mitnehmen sollen (eines von den Medikamenten die ich nehme, hat wirklich die Nebenwirkung "Sonnenallergie"). Kurz vor Mittag, 11:57 Uhr, bezahle ich die Eintrittskarte am Eingang des Museums, welches ich auf meiner Reise für regnerische Tage oder anderes schlechtes Wetter eingeplant habe ... also auch viel zu sonnige Tage.

4 Stunden verbringe ich in dem klimatisierten Gebäude, die ersten 2 Stunden laufe ich noch durch die Galerie mit den Gemälden der modernen Kunst der letzten 150 Jahre (bleibe natürlich bei meinen Lieblingsimpressionisten stehen) - die zweite Hälfte (die anderen 2 Stunden) lasse ich mich auf die Videoinstallationen der (mir bis dahin unbekannten) Künstler in den Wechselausstellungen ein (oder auch in der Galerie für kontemporäre Kunst). In den tiefdunklen Räumen mit der Videoleinwand und den Klangcollagen fühle ich mich besonders wohl. Ich bin anders als die anderen, bunten Museumsbesucher - vollkommen in ein schwarzes Kleid gehüllt, minimaler Stil, eine kleine schwarze Handtasche in der Hand und jeder meiner Schritte ist durch die Absätze von meinen avantgardistischen, schwarzen Stiefeletten zu hören ... nur meine schwarze Sonnenbrille habe ich abgenommen.

Gegen 16 Uhr verlasse ich wieder das Kunstmuseum, ich bin hungrig, das Croissant vom Vormittag in dem Café auf dem Weg zum Museum reicht einfach nicht aus. Auf dem Weg zurück zum Hotel komme ich an einem weiteren Café / Bistro vorbei und probiere mal "Latkes" aus (auch nicht schlecht). (#4 1/2)

[28.03.17 / 23:59] Ganz in der Nähe dieses Wahrzeichens werde ich wieder von einem Einheimischen angesprochen und er lädt mich zu einem Kaffee auf seinem Boot ein ... er hat ein Boot, damit kriegt er bestimmt jede Frau rum. Neugierig wie ich bin, folge ich ihm zurück zur Anlegestelle im alten Hafen von Jaffa. Noch etwas vorsichtig überspringe ich den halben Meter Meerwasser zum Heck seiner Motoryacht. Sie ist in einem ziemlich gebrauchten Zustand und nur 11 m lang - aber immerhin, er besitzt wirklich ein Boot ... auf so etwas an Bord eingeladen zu werden, davon habe ich bisher nur geträumt. Wir unterhalten uns etwas, trinken einen Kaffee ... kommen uns näher - und für mich nicht wirklich überraschend - wir haben Sex (für ihn ist es aber seine erste Erfahrung mit einer transsexuellen Frau, für mich auch meine erste Erfahrung auf einem Boot).
Als es anfängt, dunkel zu werden, gehe ich wieder von Bord. Wir treffen uns nur kurze Zeit später wieder, um den Abend in Jaffa etwas essen zu gehen. Hungrig verschlinge ich alles, was er mir in dem algerisch-jüdischen Restaurant bestellt ... er ißt nichts und schaut mir nur dabei zu. Ich habe zuvor in dem kleinen Spiegel in seiner Kajüte schon festgestellt, daß ich einen ziemlich intensiven Sonnenbrand in meinem Gesicht habe ... das scharfe Essen lenkt nur etwas von den brennenden Schmerzen ab. Wir verabschieden uns so gegen 20 Uhr und verabreden uns für den nächsten Tag zur selben Zeit an der Kreuzung bei meinem Hotel. Zurück nach Tel Aviv.

Fern am Horizont funkeln die Lichter der 3 km entfernten Großstadt. Ich versuche wieder ein Fahrrad auszuleihen, doch leider wird am Automaten der Ausleihstation meine Kreditkarte nicht mehr akzeptiert ... ich habe mich schon gewundert - die sollte doch schon seit meinem luxuriösen Einkauf gestern nicht mehr funktionieren. Ich muß die Strecke wieder zu Fuß laufen.

Überrascht von meiner Kondition, komme ich gegen 21 Uhr in meinem Hotel an. Ich will eigentlich nur noch zwei Flaschen Wasser kaufen - und in der Apotheke daneben etwas Aloe-Vera-Gel für mein verbranntes Gesicht - als ich auf den Mann treffe, der mich den Tag zuvor am Strand angesprochen hat (der, der mir die Imbißbude für Falafel und Pitabrot gezeigt hat und der, der in der Nähe meines Hotels wohnt ... ich sollte vielleicht nicht jedem erzählen, wo ich wohne). Zuviel für mich - ich kann doch nicht schon wieder mit dem nächsten Mann ausgehen ... ich bin ein gutes Mädchen. Ehrlich sage ich ihm, was ich bin (transsexuell) und wo ich mich den Nachmittag rumgetrieben habe (Sex mit einem anderen Mann). Ich bin noch die nächsten zwei Tage in der Stadt, vielleicht laufen wir uns nochmal über den Weg und alles ist offen.
Zurück auf mein Hotelzimmer (das für männliche Begleiter tabu ist) und endlich mein Gesicht mit kurz in den Kühlschrank gelegten Aloe-Vera-Gel verarzten. Sonnenschutzfaktor 20 ist einfach nicht genug für Israel (SF 50+ mindestens). (#3 3/3)

[28.03.17 / 23:58] Ankunft in Jaffa, Rückgabe des Fahrrads an der Ausleihstation ... mit Blick auf den Besucherparkplatz und einigen Touristenbussen. Bis hierhin habe ich die Sonne noch ganz gut überstanden. Ich gehöre keiner Reisegruppe an, ich muß auf keinen Bus warten oder rechtzeitig zurück sein - ich habe alle Zeit der Welt und kann im Schatten der Kaimauer darauf warten, bis die aggressive Sonne ihren Mittagszenit überschritten hat. Am frühen Nachmittag hinein in das alte Jaffa, ich erforsche die engen Gassen im Inneren der historischen Hafenstadt. Kreuz und quer laufe ich herum und wähne mich in Sicherheit vor der intensiven Sonnenstrahlung ... doch sie brennt weiter erbarmungslos in mein Gesicht. 15 Uhr, ich brauche eine Pause im Schatten ... und eine Flasche Wasser an der Imbißbude in der Nähe der "St. Peters Church" (die ich mir auch noch ansehe). Ich glaube, ich habe alles fotografiert ... das Minarett der Moschee, die Altstadt, den Ramses-Torbogen aus der Zeit der ägyptischen Pharaonen und die wichtigste Kirche in dem Ort - weiter zum "Clock Tower" von Jaffa. (#3 2/3)

[28.03.17 / 23:57] Der dritte Tag in Tel Aviv ... und wahrscheinlich der intensivste. Der Vormittag fängt noch ganz entspannt an, ich trinke meinen Cappuccino am Strand mit Blick auf das blau glitzernde Mittelmeer. Immer wieder ziehen ein paar Schleierwolken am Himmel vorbei, aber so richtig schattig wird es nie - ich will diesen Tag auf der Strandpromenade bis in das 3 km entfernte Jaffa laufen ... bzw. fahren. Überall (besonders an der Strandpromenade) in Tel Aviv lassen sich diese grünen Fahrräder mieten, aber nur über eine Kreditkarte und die Anleitung am Automaten ist meist nur in Hebräisch (mitsamt den mir unbekannten Schriftzeichen ... ich verstehe nicht mal das Anleitungsvideo für Doofe). Es dauert eine Weile (und ein paar Automaten später) bis ich in das englischsprachige Bezahlmenü komme und meine Kreditkarte akzeptiert wird - endlich ein Fahrrad ausleihen und nicht mehr laufen. Höchst wackelig und instabil fahre ich den ersten Kilometer (von jetzt nur noch zwei) bis zu einem Aussichtspunkt auf halber Strecke ... aber Hauptsache supercool Auf- und Absteigen und den Seitenständer mit meinen "Bikerboots" ausklappen, als würde ich auf meinem Chopper sitzen (zumindest meine schwarze Baumwolljacke im Bikerstil paßt zu der Optik). Weiter den nächsten Kilometer in das etwas höher gelegene Jaffa ... wo ist meine Gangschaltung? Imaginär versuche ich mit meinem Fuß den Gang zu wechseln ... und stelle fest, daß ich nur Pedale trete. (#3 1/3)

[27.03.17 / 23:59] Den frühen Nachmittag weiter durch die engen Gassen dieses (relativ) alten Viertels. Ich bin eigentlich nur in Tel Aviv, um mir Diamant-Ohrringe, passend zu meinem (mit vielen 0.01 ct Diamanten besetzten) Fingerring, zu kaufen. Ich bin den Tag schon mit dem Gedanken aufgewacht, sobald ich irgendwo das Wort "Diamonds" lese, gehe ich in den Laden. Genau hier in dem ruhigen Viertel Tel Avivs finde ich den passenden (und noch erschwinglichen) Diamantschmuck. Die sehr nette Verkäuferin (oder Ladenbesitzerin und Designerin?) zeigt mir ein paar Modelle, aber mir gefällt am Besten, was sie selber am Ohr trägt (die Ringe sind mir gleich aufgefallen). Mit allem was die Kreditkarte und das mitgeführte Bargeld so hergibt, bekomme ich auch so ein Paar wunderschön glitzernder und funkelnder Ohrringe (und dabei habe ich noch gar keine Ohrlöcher) ... und eine Flasche Wasser, weil ich jetzt gar kein Geld mehr habe (zumindest für den Tag). Über den Einkaufsmarkt vom Vormittag, den Nachmittag zurück zum Hotel, endlich die Füße ausruhen.

Kurz vor Sonnenuntergang laufe ich die Strandpromenade Richtung Norden zum alten Hafen Tel Avivs, "Ha'Namal", auf der Suche nach etwas zum Essen ... aber die Preise dort in den Restaurants kommen mir zu teuer vor, wenn ich nach meiner "Einkaufssünde" noch im Reisebudget bleiben will. Zumindest der tägliche und pittoreske Sonnenuntergang ist kostenlos - das Fotografieren, wie die Sonne im Meer versinkt, scheint hier am Strand ein ziemlich beliebtes Hobby zu sein ... aber niemand macht von sich "Selfies" (ich also auch nicht).
Zweimal werde ich diesen Abend am Strand von einheimischen Männern angesprochen, die mich kennenlernen wollen (und wahrscheinlich die Nacht mit mir verbringen wollen). Der erste zeigt mir noch eine günstige Imbißbude und will sich später mit mir wieder treffen, "Maybe", der zweite erhält eine klarere Absage, "Sorry, I'm promised for marriage" (mir fällt kein passender Satz für "verlobt" ein) ... vor nicht allzu langer Zeit hätte ich mich vielleicht noch auf solche Abenteuer eingelassen. Zurück zur Umgebung des Hotels, günstige Falafel und Hummus essen und zurück auf das Hotelzimmer, endlich hinlegen und ausruhen ... ich wollte den Tag doch gar nicht soviel laufen. (#2 2/2)

[27.03.17 / 23:58] Der zweite Tag in Tel Aviv (und der erste ganze Tag), ich konnte die Nacht doch ganz gut schlafen - auch wenn ich durch die Zimmertür jedes kleinste Geräusch auf dem Hotelflur höre, aber es ist nur ein kleines Hotel mit wenig Gästen. Duschen und Vorbereiten nach dem Aufstehen - ich kann in dem winzigen Zimmer alles in zwei Schritten erreichen. Kein Platz für einen Stuhl, meine schwarzen Sachen hängen auf meiner quer durch das Zimmer gespannten, olivgrünen Leine ... "German Engineering" in Perfektion.

Nach dem spärlichen Frühstück in der "Gartenlaube" des Hotels (für mich ist das Ambiente OK), beginne ich meinen heutigen Fußmarsch - erstes Ziel am Vormittag: der "Rothschild Boulevard" mit den vielen Gebäuden im Bauhaus-Architekturstil. Überall versuche ich, die mir bekannten Stilelemente dieser modernen Architektur aus dem letzten Jahrhundert zu entdecken und mache, wenn möglich, ein Foto. Einige Gebäude sind restauriert, andere eher verfallen (verwittert trifft es besser). Weiter zum "Ha'Carmel Market".
In der engen und gut besuchten, schattigen Marktstraße sehe ich immer wieder Stände mit Köstlichkeiten zum Essen ... ich wünschte, mein Freund wäre hier und würde mir das alles erklären und zeigen, was gut schmeckt, er versteht wenigstens etwas die Sprache und die Schriftzeichen. So muß ich selber etwas ausprobieren, was ich noch nie zuvor gegessen habe - süßen Ziegenkäse mit ... Nudeln? Wenigstens habe ich durch meinen Freund erfahren, was Hummus und Falafel sind und wie das aussieht und muß auf dieser Reise nicht verhungern ... aus mangelnder Sprachkenntnis.
Weiter zur "Hasan Bek"-Moschee, ein obligatorisches Foto machen. Es ist Mittag, die intensive Sonne brennt mir ins Gesicht. Wie ein Vampir springe ich von Schatten zu Schatten der Gebäude, bis ich nicht mehr weiterkomme ... rein zufällig neben einem Geschäft für Dessous. Ich nutze die Wartezeit (bis zu einem günstigeren Sonnenstand) und probiere zwei BHs an ... leider wieder kein Glück bei meiner schwierigen Größe, starkes Kreuz, kleine Brüste. Weiter in das angrenzende Viertel "Neve Tzedek", würde mir nicht das große Plakat mit der bevorstehenden Tangoveranstaltung auffallen, hätte ich gar nicht mitbekommen, an welcher bekannten Institution für Tanz ich gerade vorbeistolpere. (#2 1/2)

[26.03.17 / 22:06] Ziel erreicht - Kurz vor Sonnenuntergang endlich am "Hilton Beach" in Tel Aviv angekommen ... der Weg war etwas beschwerlich. Sonnabend Abend zuvor fahre ich noch mit dem Regionalzug nach Berlin, Check-In in dem Hotel am Flughafen Tegel (dieses Mal nehme ich den Shuttle-Bus und laufe nicht wieder den ganzen Weg zwischen dem Terminal und dem Hotel zu Fuß, ungefähr 1 km im Dunkeln). Auch diese Nacht in dem Hotelbett wird schlaflos, die eingeworfene Tablette wirkt noch bis in den nächsten Tag. Vollkommen zugedröhnt werde ich erst im Flugzeug wieder etwas wach und sehe tief unter mir im Mittelmeer noch die Insel Zypern an mir vorbeiziehen, bevor das Flugzeug an der Küste zu Israel zur Landung ansetzt. Mit dem Taxi weiter durch den dichten Feierabendverkehr hinein nach Tel Aviv. Ankunft im Hotel, das mir zugewiesene 1-Bettzimmer ist bestimmt nicht mal 8 m² groß (und dabei rechne ich das abgetrennte Bad mit Dusche/WC noch mit hinzu), aber dafür besitzt es einen ganz eigenen rustikalen Charme ... irgend etwas zwischen morbidem Paris und winzig-funktionalem Tokio. 18 Uhr - Umgebung erkunden, einen Supermarkt finden (Wasser kaufen) und zur Strandpromenade laufen (Richtung Sonnenuntergang ... wenigstens für den ersten Abend in Tel Aviv noch das Meer im Hellen sehen). Zurück zur Umgebung des Hotels, etwas essen (Hummus und Falafel) und wieder zurück in das kleine Zimmer, den nächsten Tag planen (und vielleicht etwas schlafen). (#1)

[24.03.17 / 21:16] 1 Jahr und 11 Monate HRT (-4 Tage) - 62,6 kg - Wow! Ich bin noch ganz verblüfft von der letzten Messung meines Körpergewichts auf der Waage an diesem Morgen, anscheinend habe ich ziemlich schnell anderthalb Kilo abgenommen. Entweder liegt das an meiner "0-Schwein-Diät" oder an dem radikalen Absetzen der Antidepressiva (die nachweislich zu einer Gewichtszunahme führen). Ich sehe auch nicht mehr so aufgeschwemmt am Körper und im Gesicht aus. Natürlich fällt es mir jetzt besonders schwer, wieder mit dem Zeug anzufangen ... wenigstens hatte die Qual mit der Schlaflosigkeit der letzten Wochen einen überraschenden und erfreulichen Nebeneffekt.

Zu dem anderen Thema, ich war den Mittag bei meiner Krankenkasse (gehe ich überhaupt noch arbeiten?) ein paar Fragen wegen dem Antrag auf Kostenübernahme der geschlechtsangleichenden Operation stellen. Die Arbeit meines Psychotherapeuten ist doch nicht ganz getan, ich brauche von ihm noch einen Nachweis über 18 Monate psychotherapeutische Behandlung mit mir (die Krankenkasse ist da doch ganz streng) und er muß auch bestätigen, daß ich schon über 18 Monate im Alltagstest lebe. Ich dachte, diesen ominösen Test hätte ich schon längst hinter mir, ich lebe doch schon seit über 2 Jahren komplett und durchgehend als Frau. Außerdem brauche ich für den Antrag bei der Krankenkasse noch meine zwei Gutachten von der Namensänderung, die Indikation für die Hormontherapie (wieder mein Therapeut), mal wieder einen aktuellen Lebenslauf von mir (der alte Lebenslauf wird um das letzte Jahr ergänzt ... mit Bezug auf den Wunsch einer Operation) und letztendlich eine Stellungnahme des ausführenden Chirurgen über die erforderlichen medizinischen Schritte (und wahrscheinlich die anfallenden Kosten). Erst dann, wenn ich alle Unterlagen zusammen habe, kann ich den Antrag bei der Krankenkasse stellen (also frühestens im Juni).

(Und nebenbei habe ich auch noch angefragt, ob mir eine Brustvergrößerung bezahlt würde - natürlich nicht, ich habe doch schon ein kleines A-Körbchen ... mit dem ich eigentlich zufrieden bin, 78 zu 89 cm.)

Nachtrag: Bei meinem letzten Besuch bei meiner Frauenärztin (Rezept für die Hormone holen) habe ich nochmal nach den Werten von meiner letzten Blutabnahme im Dezember gefragt. Seitdem ich letzten Sommer die Dosis von 3 auf 2 Hub Estradiol-Gel verringert habe, ist dieser Wert doch etwas gesunken und liegt jetzt bei 82,3 ng/l (-92,5 ng/l) ... ziemlich wenig - wenn ich auf den Mondkalender schaue - eigentlich hätte ich an dem Tag der Blutabnahme im hormonellen Höhepunkt meines (imaginären) Monatszyklus sein sollen. Wenn ich möchte, kann ich die Dosis wieder auf 3 Hub Estradiol-Gel erhöhen ... muß dabei aber auch an die Nebenwirkungen denken. Wenigstens der Testosteronwert ist unverändert niedrig bei 0,18 µg/l (+/- 0,00 µg/l) ... nur leider sind meine Körperzellen auf "XY" programmiert und kommen - entgegengesetzt zu meiner zutiefst weiblichen Seele - nicht so gut mit dem niedrigen männlichen Hormonwert zurecht, ergo Depressionen (so wurde mir das jedenfalls aus medizinischer Sicht erklärt). Ich habe auch noch nie von einer transsexuellen Frau gelesen oder gehört, die -nicht- zusätzlich noch Psychopharmaka nimmt.

[23.03.17 / 06:24] Es folgen weitere schlaflose Nächte ... 0 Uhr - Interferon in den Körper jagen, 1 Uhr - erste Tablette, 2 Uhr - zweite Tablette, 3 Uhr - dritte Beruhigungstablette, 4 Uhr - immer noch wach, 5 Uhr - Nervenzusammenbruch ... 9 Uhr - in einem ganz beschissenen, psychischen und körperlichen Zustand wieder aufstehen (doch noch etwas geschlafen).

Die nächste Nacht verläuft nicht anders ... nur eben ohne die kurze Schlafphase am Morgen. Mir ist mittlerweile alles egal, ich gehe den Tag in die Apotheke und tausche das Rezept gegen die Antidepressiva ein (schade nur, daß die Überdosis nicht tödlich ist). Könnt ihr endlich mal die Augen aufmachen? Könnt ihr endlich mal realisieren, daß es mir -wirklich- nicht gut geht?

(OK ... es werden doch noch 3 Stunden Schlaf - kurz nachdem ich um halb Sieben Uhr morgens diesen Gedanken in mein therapeutisches Tagebuch schreibe, gebe ich dem Bett und mir noch eine letzte Chance und lege mich, in dem trüben Licht des Sonnenaufgangs, noch einmal etwas ruhen.)

[19.03.17 / 23:41] Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts kommt er wirklich durch meine Wohnungstür (er hat immer noch sein Schlüsselpaar) - und ich bin vollkommen anders ... so glücklich, ihn zu sehen! Ich kann nicht ohne ihn einschlafen. Er zieht sich aus und kommt zu mir ins Bett - laß uns reden! Auf meine Frage, was er nun eigentlich den Freitag vor einer Woche von mir wollte, was mir die ganze Woche schon schlaflose Nächte, Ängste und alles andere bereitet hat ... er will mich heiraten. OK ... das wollten der Tunesier und der Algerier auch, aber die kannte ich nur flüchtig und meinen Freund kenne ich jetzt schon fast drei Jahre. Er will, daß wir das jetzt alles zusammen machen, mit dem Einkommen eines Ehepaares einen weiteren syrischen Flüchtling (seine jüngere Schwester) finanziell unterstützen (ich will ihm ja auch irgendwie helfen). Wir heiraten in Dänemark, er stellt mich seiner Familie vor (und ich ihm meinen Eltern, die sehr, sehr skeptisch sind), wir adoptieren ein Kind (weil ich ja als transsexuelle Frau gar keine bekommen kann) und ich lasse mich operieren. Moment ... davon habe ich ihm nie erzählt, das wollte ich erst jetzt erwähnen. Ich beichte ihm auch von meiner mysteriösen Erkrankung und woher die ganzen dunklen Flecken auf meinen Oberschenkeln herkommen (die Einstichstellen von der jahrelangen Interferontherapie). Für ihn alles kein Problem, alles ist jetzt gut ... Zeit für Sex (aber vorher erzählt er mir noch, daß er schon die Erfahrung mit einer operierten transsexuellen Frau gemacht hat, ich bin also nicht die erste). Wir schlafen den Sonntag Morgen eng umschlossen ein ... dem Gefühl des bedrohlichen Verlustes meiner Freiheit und Unabhängigkeit vorwegnehmend, versuche ich mich aus der Umklammerung zu lösen und erkämpfe mir meine paar Zentimeter Bettkante, "Could you please move a bit?" Erst jetzt schlafe ich wirklich ein.

Den frühen Sonntag-Morgen-Sex bin ich noch ziemlich müde und kratzbürstig, muß das jetzt wirklich sein? Laß mich weiterschlafen. Erst den späten Vormittag bin ich wieder gut gelaunt und kann mich entspannt auf dem Sex mit ihm einlassen ... mit seinem Vollbart sieht er genauso aus, wie man sich arabische Räuber aus den orientalischen Märchen und Abenteuerfilmen vorstellt - ich stehe irgendwie darauf (und dabei wollte ich doch meinen "positiven Rassismus" loswerden). Er schläft wie gewohnt den Sonntag Mittag weiter in meinem Bett, bis sein Telefonwecker ein paarmal klingelt und er wieder zu seiner Arbeitsschicht den Sonntag muß. Ich bin schon länger aufgestanden, meine Pflanzen gießen und gerade dabei, die Sukkulente umzutopfen, als er auch aufsteht, kurz eine Dusche nimmt, sich in Eile anzieht und mich wieder verläßt ... bis später (aber nicht nächstes Wochenende). Früher Sonntag Nachmittag, Zeit für einen Kaffee und später noch ein paar Sachen zusammensammeln ... ich muß das jetzt alles erstmal wieder verarbeiten. (Ende Teil 3/3)

[19.03.17 / 23:40] Sonnabend Mittag, eigentlich wollte ich ja nach Connewitz, die letzten Tage wurde viel für eine Gegendemo geworben (ich muß doch meine linke Szene unterstützen) - aber vor meinen Fenstern in meiner kleinen Wohnung im Dachgeschoß gießt es in Strömen und es weht immer wieder ein starker Wind ... das muß ich mir jetzt nicht wirklich antun, ich werde einfach den Nachmittag mal in dem alternativen Viertel vorbeischauen. Ich muß den Nachmittag in der Leipziger Innenstadt noch ein paar Besorgungen für meine anstehende Reise machen (Duschbad, Haarwäsche und Sonnencreme in kleinen Größen für das Handgepäck im Flugzeug). Zuerst fahre ich aber den frühen Nachmittag in den nächsten Baumarkt (der Regen läßt nach), einen kleinen Blumentopf kaufen - ich will versuchen, die neu gekaufte Sukkulente zu teilen und einen neuen Trieb anzupflanzen (die Kakteenerde dafür habe ich schon den Freitag Nachmittag angemischt und in einem kleinen Beutel mitgebracht). Nach dem Baumarkt weiter zu dem Parkhaus unterhalb des Hauptbahnhofs und zu Fuß in die Innenstadt. Erster Anlaufpunkt, der wahnsinnig teure Laden für Parfüm und Naturkosmetik einer nicht näher genannten, französischen Kette (ich brauche das eben für meinen Körper und meine langen Haare) und weiter in den komplett gegensätzlichen und billigen Drogeriemarkt (die Sonnencreme für ein paar Cent).

Schon seitdem ich durch die Einkaufspassagen des Bahnhofs gelaufen bin und all diese Menschen sehe, überkommt mich wieder so ein Gefühl ... bin ich jetzt wieder allein? Habe ich mich von meinem Freund getrennt? Bin ich gerade mitten in der Trennungsphase? Ich muß laufen, automatisch immer weiter gehen, ohne anzuhalten (ohne Ziel) - von der Einkaufsstraße in der Leipziger Innenstadt laufe ich immer weiter durch die Südvorstadt bis zum Connewitzer Kreuz ... vorbei an unzähligen Polizeieinsatzfahrzeugen - und ziemlich entspannten Polizisten in "Krawallmonitur". Abgesehen von dem ewig dröhnenden Polizeihubschraubern über dem Viertel ist von Krawall und Ausschreitungen überhaupt nichts zu sehen. Wo sind die Wasserwerfer? Bin ich Stunden zu spät? (Sind die paar wenigen Faschos den Mittag echt im strömenden Regen gelaufen?) Ich weiß, die Route für die Demo und Gegendemo liegt in einer anderen Straße - wo ich bin, ist alles ruhig. Gegen 17 Uhr erreiche ich die Kaufhalle am Connewitzer Kreuz, kaufe mir etwas zu trinken und verweile noch etwas in der Gegend vor dem Werk 2. Ich bin nicht alleine, viele junge Menschen (die ich irgendwie optisch dem Viertel und der linken Szene zuordnen kann) stehen da entspannt in der Gegend rum und warten vielleicht darauf, daß noch "irgend etwas geht", Hauptsache Präsenz zeigen (auch mein Gedanke, machen die Polizisten auch so).
Ich habe Hunger, der vegane Laden ein paar 100 Meter entfernt ist mal wieder übervoll und ich ziehe mir stattdessen lieber ein Straßenbahnticket und fahre zurück zum Hauptbahnhof. Das kleine indische Bistro in der Straße mit den vielen Restaurants zwischen dem Hauptbahnhof und der Innenstadt war sowieso meine erste Wahl für diesen Tag und ich bestelle mir dort mein veganes Abendessen (Reis + Curry + Tofu mit Brot). Zurück zum Parkhaus, zurück in meine Wohnung.

20 Uhr, noch 4 Stunden bis Mitternacht ... gehe ich den Abend doch noch aus? Soll ich meinem Freund vielleicht irgendwie ein Lebenszeichen von mir senden? Ich bin den ganzen Tag schon in ziemlich düsterer Stimmung. Einerseits möchte ich nicht, daß er mich so sieht ... andererseits möchte ich ihn auch nicht so zurückstoßen und abweisen, das hat er nicht verdient. Ich sende ihm eine Nachricht (erst jetzt erfährt er davon, daß ich in Leipzig bin). Ich fahre gegen 22 Uhr den Sonnabend Abend zurück in die Südvorstadt, dort wo ich den Nachmittag schon war, dort wo die Bars sind. Wie ein Tiger in dem Käfig laufe ich wieder das Viertel ab, erst die eine Straßenseite, dann die andere ... ohne ein klares Ziel in der Dunkelheit der Nacht, einfach laufen. Vielleicht hätte ich ihm doch nicht eine Nachricht schreiben sollen, was wenn er jetzt wieder aufmerksam auf mich wird und mich wieder treffen will? Ich habe immer noch keine Ahnung, was er eigentlich den Freitag vor einer Woche mit mir besprechen wollte. In dem Automatismus einer Trennung in dieser Beziehung, nehme ich wieder in der beliebten mexikanischen Bar an einem kleinen Tisch für zwei Personen Platz und bestelle mir das Süßeste, was die auf der Speisekarte haben - wahrscheinlich in Zuckersoße gebackene Ananas mit drei Kugeln Eis und Sahne ... und einen alkoholfreien Mojito mit viel Minze. Ich muß das jetzt essen ... aus Frust (oder Trennungsschmerz). Warum machen Frauen das so? Das kann wirklich nur an den Hormonen liegen, die ich mir jeden Abend auf meine Arme verteile (und ich war noch glücklich, daß ich ein halbes Kilo abgenommen habe).

Kurz vor Mitternacht, zurück in meine Wohnung ... meine Stimmung verfinstert sich immer mehr, ich gehe die Nacht doch nicht mehr aus. Erst jetzt beginnt der Nachrichtenaustausch mit meinem Freund, wir schreiben uns einige SMS. Er will wissen, wo das Problem liegt, will mich in ein oder zwei Stunden treffen, will vielleicht Sex (ich lehne ab, ich bin wirklich nicht in der Stimmung). Er will mit mir ausgehen (ich liege bereits in meinem Bett), fragt noch einmal nach meinem Problem und warum ich so düster drauf bin. Kurz vor 1 Uhr sendet er mir seine letzte Nachricht - er kommt zu mir in meine Wohnung ... ich würde ihm jetzt am liebsten schreiben, daß er sich von mir fernhalten soll, bitte laß mich einfach alleine. Ich tue es nicht und schlafe etwas ein. (Ende Teil 2/3)

[19.03.17 / 23:39] Was ist schiefgelaufen? Den einen Freitag schreibt er mir Nachrichten, wir müssen uns Mitternacht treffen, er will mir etwas erzählen, er wartet auf mich und ich soll bitte kommen. Die Nachrichten auf meinem Telefon erreichen mich an einem Freitag Nachmittag, ich bin noch auf Arbeit. Mein erster Gedanke ... ein Heiratsantrag? Ich relativiere sehr schnell, der Schwung Glückshormone ist nur von sehr kurzer Dauer. In meiner ersten Antwort schreibe ich ihm, daß ich nicht in der finanziellen Lage bin, mich auf 5 Jahre für den kompletten Unterhalt eines syrischen Flüchtlings zu verpflichten - wir haben darüber gesprochen, er braucht deswegen meine Unterschrift für ein Einreisevisum um seine jüngere Schwester aus Syrien zu holen ... es tut mir Leid, ich schätze die Gesamtkosten auf 50 000 Euro - so viel Geld habe ich einfach nicht. Zwei Stunden später, eine weitere Nachricht von ihm, er will mich immer noch treffen ... das ist gerade der Punkt, ich bin das Wochenende nicht in Leipzig.

Meine Gedanken kreisen, was könnte er von mir noch wollen, was ist so wichtig, daß wir darüber reden müssen? Ich schreibe ihm eine weitere Nachricht und spreche vier Punkte an: 1. Er würde mir nie einen Heiratsantrag machen. 2. Wenn er finanzielle Hilfe braucht, würde er mich fragen (hat er bereits). 3. Wenn es eine schlimme und ernste Erkrankung ist, ich habe bereits eine (die gar nicht so tragisch ist). Und 4. Er hat eine andere Frau kennengelernt und will mit mir Schluß machen, habe ich irgend etwas vergessen?
Erst fünfeinhalb Stunden später am Freitag Abend - ich bin schon längst in Tränen ausgebrochen - kommt seine Antwort, er fragt nach meiner Erkrankung und ob er einen Test machen soll. Ich antworte ihm, es ist nichts Tödliches und nichts Ansteckendes (tatsächlich geht es hier um meine MS und wie ich sie die letzten 15 Jahre verstecken konnte - und ich werde ihm nie davon erzählen, außer vielleicht er fragt gezielt nach). Ich schreibe ihm, daß ich mich vor dem vierten Punkt in meiner Liste fürchte (die andere Frau, irgendwann wird es passieren), daß ich den ganzen Abend umsonst geweint habe und versuche das irgendwie durch meine Hormontherapie zu erklären (zu viele weibliche Hormone). Er versteht mich nicht, es ist nichts von den vier Punkten auf meiner Liste ... er läßt mich weiter im Unklaren.

Eine Minute vor Mitternacht schreibe ich ihm meine letzte Nachricht an dem Freitag Abend, bitte schreibe mir nie wieder so einen Satz wie "Wir müssen uns treffen" und "Ich muß dir etwas erzählen" - das ist ein sehr schlimmer, traumatischer Trigger für mich. Er antwortet mit einem "Ok understand sorry". Es folgen weitere schlaflose Nächte, ein Arztbesuch und eine Krankschreibung für eine Woche wegen psychischer Probleme und Schlafstörungen ... und ein Rezept für die Antidepressiva, die ich eigentlich nicht mehr nehmen wollte. Ungefähr einen Monat bin ich ohne diese Schlaftabletten ausgekommen ... ich versuche es weiterhin.

Eine Woche später, ich fahre den Freitag Abend wieder zurück nach Leipzig. Als ich gegen 22 Uhr in meiner Wohnung ankomme, packe ich meine Handtasche aus - ein kurzer Blick auf mein Telefon ... er hat tatsächlich wieder eine Nachricht an mich geschickt und fragt, ob ich diese Nacht in Leipzig bin. Ich werde ihm diese Frage nicht beantworten, ich bin mir nicht sicher, ob ich ihn treffen möchte. Noch vor Mitternacht lege ich mich alleine in mein Bett und versuche etwas zu schlafen ... es wird nicht wirklich funktionieren. Ich hoffe darauf, daß sich die Wachphasen mehr und mehr verkürzen und die Schlafphasen sich am frühen Morgen verlängern. Wenigstens ist es keine komplette schlaflose Nacht ... wenn dieser Zustand weiter anhält, muß ich doch wieder das neue Rezept für die Psychopharmaka gegen 100 Pillen zum Einwerfen eintauschen. (Ende Teil 1/3)

[08.03.17 / 21:28] Wo ist mein Blumenstrauß, um den ich jahrelang gekämpft habe? (Internationaler Frauentag) Ich bekomme tatsächlich auch eine Rose geschenkt ... über die ich mich sehr freue.

[05.03.17 / 14:10] Sonnabend Abend fahre ich wieder zurück nach Leipzig (im Gepäck mit dabei, die frisch gewaschene schwarze Bettwäsche). Ich will den Abend wieder ausgehen, etwas tanzen ... und zur Abwechselung mal einen BH anziehen - meinen "Ich will vergewaltigt werden Push-up". Die eine Nachricht, die ich meinen Freund gegen 21:45 Uhr sende, kurz bevor ich meine Wohnung verlasse, bleibt unbeantwortet. Ich fahre erstmal allein in die Innenstadt, etwas leichtes essen.
In dem italienischen Schnellrestaurant (in welchem ich nur wenige Schritte entfernt unterirdisch parken kann) begegnen mir um diese Uhrzeit immer wieder sehr gut gekleidete Menschen in Abendgarderobe, wahrscheinlich Besucher der Oper oder dem gegenüberliegenden Konzerthaus. Ich bestelle mir wie üblich einen kleinen Teller Bruschetta und einen kleinen Salat (das sollte für die Nacht reichen) und setze mich an einen der Bartische im Obergeschoß ... ganz weit abseits am Rand. In diesem Moment fühle ich mich wie die junge Frau, die mir 2015 Freitag Abend in einer Bar in Rom begegnet ist ... so unnahbar und faszinierend schön mit einer tragischen Aura. Wir tragen in diesem Moment dieselben Sachen, die schwarzen Stiefeletten mit den Absätzen, die enge schwarze Jeans mit dem metallisch glänzenden Nietengürtel, das schwarze Spaghettiträgertop und das üppige Dekolleté ... nur ihre langen Haare waren schwarz, meine sind blond. Kurz etwas essen, bevor wir in die Nacht verschwinden.

Ein paar Minuten nach 23 Uhr erreiche ich den Club ganz in der Nähe und parke mein Auto ein paar Schritte vom Eingang entfernt. Zwei Tanzflächen, Gothic, Wave, Minimal, Post Punk ... und eine Garderobe. Nachdem ich meinen schwarzen Wollmantel abgegeben habe und an der Bar etwas zu trinken bestellen will, treffen meine Augen kurz auf das Gesicht eines anderen Gastes an der Bar ... ich registriere nur kurz, welcher "besonderen" ethnischen Gruppe er wieder angehört - was das die Nacht wieder für mich bedeutet, weiß ich in dem Moment noch nicht. Ich gehe zu der Tanzfläche, auf der gerade etwas "Minimal Wave" läuft, setze mich auf die Couch in der Ecke - und fange dann doch etwas an zu tanzen. Nach und nach füllt sich die Tanzfläche, für einen kurzen Moment verschwindet meine abgestellte Flasche und taucht dann wieder auf - sehr wahrscheinlich wirklich nur ein Versehen eines anderen Gastes ... aber dieses Getränk ist für mich jetzt tabu, ich bin vorsichtig geworden. Ich lasse diese Flasche stehen, gehe kurz auf die Damentoilette, mich frisch machen, Haare kämmen und kehre nach einiger Zeit wieder auf die Tanzfläche zurück.

Ich stehe erst etwas abseits am Rand, warte auf "meine" Songs, als ich von dem Mann (der von vorhin an der Bar) angesprochen werde ... ich bin ihm aufgefallen und er möchte mit mir tanzen. Etwas zögerlich und verkrampft lasse ich mich darauf ein - aber versuche ihn auf Abstand zu halten, jedesmal wenn er mir körperlich zu nahe kommt. "Laß uns etwas trinken gehen", ich deute mit meinem Finger in Richtung Bar. Er ist nicht allein in dem Club, an der Bar treffe ich auf seinen Bekannten - der, wie ich das mitbekommen habe, nur da ist, um auf ihn aufzupassen ... schwierige Zeiten für junge nordafrikanische Männer und etwas überempfindlich und emotional reagierende Frauen. Er bezahlt mir mein alkoholfreies Getränk (ich habe auch nur noch 30 Cent in der Tasche) und wir setzen uns an einen Tisch in der großen Sitzecke zwischen den beiden Tanzflächen. Er sieht ziemlich jung aus und kommt aus Algerien ... für die nächsten 1 oder 2 Stunden versucht er mich zu bearbeiten und redet ohne Pause auf mich ein, wie wunderschön ich bin und daß ich ihm gleich aufgefallen bin ... ich bedecke meinen Ausschnitt mit meinen langen Haaren, ich hätte etwas weniger aufreizendes anziehen sollen.
Seit dem Ansprechen auf der Tanzfläche fragt er mich immer wieder, ob ich einen Freund habe, "Ja, ich habe einen Freund!" Jetzt wo wir zusammensitzen, schaue ich immer wieder auf mein Telefon, "Mein Freund kommt gleich ... er ruft gleich an ... jeden Moment." Ich weiß nicht, ob er mir das abnimmt ... er sagt mir, hätte er so eine hübsche Freundin, würde er sie nie alleine ausgehen lassen, "Wo ist dein Freund?"

Die ganze Zeit hält er schon meine Hand ziemlich fest, aber er darf mich nicht im Gesicht berühren ... ich reagiere leicht panisch. Wenigstens versucht er mich nicht zu küssen, er fragt nur vorher und ich lehne bestürzt ab. Die ganze Situation wird mir zuviel, zu nah, zu eng - ich brauche meine Freiheit ... 3 Uhr nachts und ich will gehen, alleine. Er bleibt an mir dran ... das kenne ich alles schon von der Begegnung mit dem Tunesier ein Jahr zuvor, exakt das gleiche Verhalten (Tunesien und Algerien sind auch nicht gerade weit auseinander). Wir stehen für ein paar Minuten draußen vor dem Eingang des Clubs, ich friere in meinem dünnen Cardigan, mein Mantel hängt noch in der Garderobe - meine Arme bleiben eng umschlossen an meinem Körper, alle seine Versuche, diese zu nehmen, scheitern. Rechts und links werden die Straßen immer dunkler und einsamer ... mein Auto parkt auch wieder in der dunkelsten Ecke. Sein Vorschlag, uns einfach in mein Auto zu setzen, lehne ich ab ... das habe ich noch in Erinnerung vom letzten Jahr, dann werde ich ihn nie los. Zurück in den Club, noch etwas zwischen den beiden Tanzflächen hin- und herlaufen ... und dann zu der Garderobe, meinen schwarzen Mantel holen. Das er mich bedrängt - und ich mich dabei etwas unwohl fühle - bleibt nicht unbeobachtet, ein weiterer männlicher Gast (oder inoffizieller Mitarbeiter?) bietet sich an, in der Situation zu helfen und ihn (den jungen Algerier) in der Disco zu halten, während ich meinen Mantel hole und alleine zu meinem Auto gehe. Ziemlich schnell verschwinde ich. Es tut mir leid, aber ich habe dir immer wieder gesagt, daß ich einen Freund habe (alle "schieße ich in den Wind" ... ich bin nur für einen einzigen Mann da). Zurück zum Auto, zurück in meine Wohnung.

4:20 Uhr und ich lege mich in meinem Bett schlafen ... weiterhin keine Nachricht von meinem Freund, das ist wieder so ein Wochenende, an dem ich nichts von ihm höre. Auch den Sonntag Morgen taucht er nicht auf, den Mittag auch nicht ... alle meine Gedanken, wo er ist, was er gerade tut, ob er mich überhaupt liebt - laufen ins Leere. Er hat zwar vom letzten Wochenende seine paar Flaschen Bier in meiner Wohnung stehen gelassen - aber die Packung Kondome hat er wieder mitgenommen ... ich weiß nie genau, woran ich bei ihm bin. Die vertraute Sex-Geliebte.

[02.03.17 / 20:31] Der erste Schritt auf dem Weg zur Operation ... zumindest habe ich jetzt einen Termin für das erste Vorstellungsgespräch beim Chirurgen - in 4 Monaten. Ich bin so aufgeregt am Telefon, daß ich Mühe habe der Mitarbeiterin in der Praxis mein Anliegen klar darzustellen - "FzM ... nein, MzF" (aber eigentlich fühle ich mich eher wie "FzF"). Ich bin auch Stunden später immer noch total aufgeregt.
Das Gespräch mit meinem Therapeuten hatte ich ein paar Tage zuvor, für ihn ist seine Arbeit schon erledigt. Ich muß nichts mehr beweisen, weil ich schon ein paar Jahre vollständig als Frau lebe - er gibt mir nur noch ein paar Tips zur Vorbereitung auf die Gutachter vom MDK und wie ich meine Situation überzeugend darstellen kann. Da ich nun mehr zu einer GaOP in Deutschland tendiere - und doch nicht in Thailand (zu lange Flugreise, zu heißes und feuchtes Klima) - könnte ich jetzt versuchen, meine Krankenkasse zu involvieren und einen Antrag auf Kostenübernahme zu stellen (eventuell mit Eigenanteil) ... genau die Krankenkasse, die mir schon nicht den Therapeuten bezahlt hat und meine Anträge sonst ablehnt.
Zu etwas anderem, was meine Gedanken nicht zur Ruhe kommen läßt ... ein wichtiges Thema bei meinem Therapeuten (ich sitze alleine auf der Zweisitzer-Couch in dem Beratungszimmer) - wird mein Freund das mit der Operation mitmachen? Meine Idee, ihn mit einer Heirat an mich zu binden, ist auch nicht gerade eine gute Idee.

Weiterhin viel zu viele nervöse Gedanken - dabei bin ich noch unendlich weit vom Tag der Operation entfernt, bis jetzt stehe ich noch nicht einmal auf einer dieser obskuren Wartelisten ... aber ich bin so unruhig, als wäre dieser bedeutende Tag gleich morgen.

[28.02.17 / 21:35] 1 Jahr und 10 Monate HRT - 2 Uhr, 3 Uhr, 4 Uhr, 5 Uhr ... 8 Uhr? Bestimmt drei Stunden Schlaf. Wie sehr sich doch die schlaflosen Nächte denen vom Februar/März des letzten Jahres ähneln (scheint wohl so eine Art "saisonbedingte" Schlaflosigkeit zu sein). Ich wollte es so ... und die Schlaftabletten / Antidepressiva komplett absetzen (kalter Entzug) - da muß ich jetzt durch. Ich hoffe wenigstens auf einen kleinen Nebeneffekt auf der Körperwaage ... 63,9 kg? Nein, die Digitalanzeige pendelt doch noch auf die 64,0 kg den heutigen Morgen.
Möglicherweise (laut der Meinung meiner Hausärztin) verursacht die konstante Therapie mit den weiblichen Hormonen, bei eigentlich gleich bleibender Dosierung, erst den Monatszyklus (einer Frau) mit den unterschiedlich stark schwankenden Hormonwerten in meinem Körper - das würde wieder ziemlich genau zu den paar Tagen (bzw. Nächten) mit den massiven (und jetzt unbehandelten) Schlafproblemen passen. Das passiert mir eben jetzt alle 28 Tage, ich wollte ja auch das komplette Programm.

[26.02.17 / 21:55] Die Nacht von Freitag auf Sonnabend versuche ich noch in meiner anderen Wohnung zu schlafen ... es funktioniert nicht. 3 Uhr, 4 Uhr, 5 Uhr, 6 Uhr - immer wenn ich mich wieder hinlege, rasen meine Gedanken. Spätestens in der Morgenstunde zwischen 5 Uhr und 6 Uhr bekomme ich wieder meinen Nervenzusammenbruch, breche in meiner Verzweiflung in Tränen aus. Ich schaffe das alles nicht mehr ... zuviel auf einmal. Die Sache mit dem Marokkaner, daß ich mit ihm so gut wie über das Telefon Schluß gemacht habe. Mein Freund in Leipzig, die anstrengende Wochenendbeziehung, das ständige Hin- und Herwechseln zwischen meinen beiden Wohnungen. Die Arbeit während der Woche, die anstehenden Termine mit der Psychologin, dem Vorgesetzten und dem Betriebsrat - sie haben über die Psychologin alle von meiner MS erfahren und legen mir nahe, mich mit den Schwerbehinderten gleichstellen zu lassen. "Behindert" ... dabei zeige ich doch überhaupt keine MS-Symptome, bin weit entfernt von einem ständigen Behinderungsgrad. Einzig allein meine Depression (mit Schlafproblemen) und die Fatigue (ständige Müdigkeit) könnten ein paar Prozentpunkte bringen. 5:50 Uhr und ich stehe auf, es hat keinen Sinn mich noch weiter zum Einschlafen zu zwingen ... zu viele innere Konflikte.

Den ganzen Sonnabend wandere ich nur umher, wie ein untoter Zombie ... irgendwo zwischen todmüde und gezwungen dazu, wach zu sein. Die 150 km Autobahnfahrt am Sonnabend Vormittag überstehe ich einigermaßen gut ... ich fahre besonders vorsichtig und aufmerksam - zu lauter Heavy Metal Musik und dem ständigen Drang, auf die Toilette zu müssen. Es ist nicht meine erste Autobahnfahrt vollkommen übermüdet, ich kenne die Tricks. Ich will nur vor 12 Uhr mittags in meiner Wohnung in Leipzig sein, mich endlich in mein anderes Bett legen und den frühen Nachmittag etwas ausruhen ... vielleicht finde ich meinen Freund schlafend in dem Bett vor.
Gegen 11 Uhr den Sonnabend Vormittag schließe ich meine Wohnungstür auf, sie war verschlossen - aber an meinem Bett erkenne ich, er hat wirklich darin geschlafen ... die Nacht von Donnerstag auf Freitag. Endlich kann ich mich für zwei Stunden hinlegen ... vielleicht schlafe ich sogar für ein paar Minuten kurz ein. 14:30 Uhr oder so - und ich stehe wieder auf, wenn ich die Nacht nicht schlafen kann, setze ich mich manchmal (aber selten) vor dem Computer (so wie diesen Morgen etwa 10 Stunden zuvor). Es ist taghell und mein Körper ist auf den Tagmodus eingestellt. Es ist sogar so sonnig, daß ich den ganzen Schmutz in meiner Wohnung sehe - ich hatte mir sowieso vorgenommen, dieses Wochenende hier etwas sauber zu machen (besser als den ganzen Nachmittag auf das Einschlafen zu warten). Der Fußboden muß endlich mal feucht durchgewischt werden, das Bad auch - und wenn ich schon dabei bin, mache ich den Rest des Bades (alles was sich darin befindet) auch gleich mit sauber. Die kleine Küchenecke ist irgendwann ein anderes Wochenende mit dran (alles auf einmal kann ich eben nicht mehr schaffen).

Die schlaflose Nacht zuvor habe ich noch nach der Adresse von dem Club gesucht, in der an diesem Abend ein kleines Konzert stattfinden soll. Vergeblich ... sie halten ihre Adresse nicht ohne Grund geheim - entweder du gehörst zur Szene und kennst den Ort durch Weitersagen - oder du bist ein Smartphone-süchtiger Internet-Hipster und unterstützt so böse Sachen wie Gentrifizierung und bist da nicht erwünscht. Es ist nur für mich schade, da die Papier-Flyer (wie diesen, den ich letztes Wochenende in der Bar in Connewitz eingesteckt habe) seit vielen Jahren meine einzige Informationsquelle in der Szene sind ... auf einigen frühen Exemplaren standen wenigstens noch die Adressen mit drauf. Ich bin sowieso viel zu müde und möchte eigentlich gar nicht mehr ausgehen ... ich hoffe auf eine erholsame Nacht mit etwas Schlaf.

18 Uhr, kurz unter die Dusche (die letzte liegt ja schon 12 Stunden zurück) und weiter in die Innenstadt von Leipzig, etwas essen. Auf den schwarzen Kajal für den Abend, verzichte ich bei meinem Anblick im Spiegel meines Badezimmers. Ich sehe aus, wie ein Heroin-Junkie auf Entzug mit den dunklen Augenringen - schon 34 Stunden ohne Schlaf (und immer noch weit entfernt von meinem fragwürdigen Rekord vom letzten Jahr mit einer über 60 Stunden dauernden Wachphase).
Ich möchte etwas japanisches essen, etwas leichtes, was die anstehende Nacht nicht zu sehr im Magen liegt (ich muß es mir ja nicht unbedingt schwerer machen, als es so schon ist). Es gibt da noch eine Sushi-Bar in der Leipziger Innenstadt, die ich noch nicht kenne - ich nehme an dem Bartresen Platz, beobachte die im Wasserlauf vorbeiziehenden Schiffchen, bestelle mir etwas zu trinken (ohne Koffein) und nach und nach die kleinen Portionen zum Essen. Die zweite kleine Schale Reis dekoriere ich oben drauf noch mit den dazu bestellten "Tempura"-frittierten Garnelen - so wie ich es von meiner Reise nach Tokio gewohnt bin ... "Benutze die Stäbchen oder verhungere!" Tatsächlich reichen die zwei kleinen Schalen Klebereis für eine sättigende Mahlzeit aus (+ den bestellten zusätzlichen Köstlichkeiten und einer vorbeischwimmenden Portion Sushi), kurz vor 22 Uhr den Abend verlasse ich wieder die Sushi-Bar. Mein Weg führt an einigen anderen Bars in der Innenstadt vorbei, aber es ist zu voll (und draußen zu kalt) ... und die Sushi-Bar war ja auch irgendwie eine Art Bar. Zurück zu meinem Auto auf dem Frauenparkplatz in dem gut beleuchteten (und teuren) Parkhaus in der Innenstadt an der Oper. Wenn ich mich spätestens 23 Uhr und noch vor Mitternacht in mein Bett lege, kann ich vielleicht etwas schlafen (hoffentlich wird es keine zweite schlaflose Nacht - das überlebe ich nicht ... übertrieben ausgedrückt).

23:25 Uhr und ich lege mich in mein Bett ... wo ist eigentlich mein Freund? Ich habe nur sein Kopfkissen neben mir. Die Tür ist nicht von innen verriegelt, das Telefon ist auf die leiseste Lautstärke eingestellt - aber nicht stumm. Ich muß tatsächlich eingeschlafen sein, als 5 Minuten nach Mitternacht eine Nachricht von ihm kommt - er ist gerade wieder mit seiner Arbeit fertig und fragt, wo ich bin (in meinem Bett natürlich und schlafend). Wird er vorbeikommen? Liege ich jetzt die ganze Nacht wach und warte auf ihn? 3 Uhr nachts und ich werde durch das Geräusch der aufschließenden Wohnungstür geweckt, er kommt herein und macht das Licht an. Ich schaue auf mein Telefon (mir war da so, als hätte ich etwas gehört), tatsächlich eine Nachricht von ihm ... und ich habe wirklich drei Stunden geschlafen. Ziemlich glücklich über meine paar Stunden Schlaf und seinem Besuch bei mir, begrüße ich ihn freudestrahlend (aber bleibe in meinem Bett liegen). Ich muß doch aufstehen und setzte mich mit ihm auf ein paar Sitzkissen an meinem ziemlich niedrigen Wohnzimmertisch (die Holzpalette). Er trinkt noch ein mitgebrachtes Bier, raucht eine Zigarette (am Fenster) und ich frage ihn, wo er die letzten drei Stunden war (mit Freunden in einer Shisha-Bar). Zeit in mein Bett zu wechseln, und etwas Sex ... er scheint auch ziemlich müde zu sein, will es aber nicht zugeben. Er hat die Wochenendschicht von jemanden anders übernommen. Wir schlafen ein ... zumindest er, ich versuche noch seinen Arm, den er um mich gelegt hat, vorsichtig zu entfernen, wandere im Dunkeln durch meine Wohnung, gehe ins Bad, suche meine Unterwäsche, öffne noch eine Wasserflasche und lege mich wieder zu ihm. Auch ich schlafe wieder ein.

Halb Elf den Sonntag Morgen bin ich wieder wach ... 3+5? Das müßte für eine komplette Nacht mit Schlaf gereicht haben. Auch mein neben mir schlafender Freund wird im Laufe des Sonntag Mittags kurz wach - er hat mir die Nacht noch den Sex am Morgen versprochen (und Kondome hat er auch gekauft). Die eine Stellung (ich glaube, sie steht sogar im Kamasutra) ist besonders tief und intensiv, er kniend, ich fast Kopfstand (so eine Art Reiterstellung im Vertikalen ... mit der erstgenannten haben wir angefangen). Wie gewohnt, schläft er danach wieder ein, ich liege noch etwas neben ihm und stehe dann auf. 13 Uhr, Zeit für Frühstück (den Abend zuvor gekaufte Olivenbrötchen und Nuß-Nougat-Creme) und Zeit für eine ausgiebige Stunde im Bad, bevor er gegen 14:30 Uhr auch aufsteht (die Weckfunktion von seinem Telefon). Wir wechseln die Besetzung des Bades und er zieht sich nach einer kurzen Dusche wieder an, ich bin auch schon angezogen und stehe ein paar Schritte erwartungsvoll neben ihm. Wieder kein Abschiedskuß, "See you" und er schließt die Wohnungstür hinter sich. Zumindest ich setze mir jetzt einen Kaffee auf, ich muß den Sonntag Nachmittag noch meine schwarze Bettwäsche abziehen ... so viele Flecken.

[24.02.17 / 21:07] Dinge die nicht passiert sind ... seit einer Woche telefoniere ich wieder mit dem Marokkaner, der zweite Termin für die "spezielle" Party in dem Sexclub bei Hannover steht wieder an. Er möchte wissen, ob ich ihn dieses Mal begleite ... ich bin sein Escort für diese Nacht. Sonntag Nachmittag, kurz nachdem mein Freund meine Wohnung verlassen hat, packe ich alle meine Sachen für den bevorstehenden Freitag Abend zusammen, mein kurzes und schwarzes One-Shoulder-Kleid, mein Parfüm, mein Make-up, mein schwarzer Nagellack. Noch ein paar Nächte bis zu dem geplanten Treffen mit meinem Liebhaber ... je näher ich dem Termin komme, desto schlafloser werden die Nächte. Irgendwann gegen 3 Uhr die Nacht von Mittwoch auf Donnerstag breche ich in Tränen aus, ich habe da kein gutes Gefühl bei der Sache - und Bauchschmerzen. Wenn ich etwas 100% vertrauen kann, dann meinem Bauchgefühl. Ich kann doch nicht mit jemanden anders in einen Sexclub gehen und meinen liebsten Freund, von dem ich mir wünschte, er würde mich auf der Stelle "wegheiraten", im Unwissen zurücklassen. Ich versuche irgendwie einen mentalen Abstand zu dem Marokkaner aufzubauen, verliere mich in der Phantasie, ich bin wirklich nur eine Prostituierte - es ist nicht mehr, als nur ein Auftrag für eine Nacht ... doch es funktioniert nicht. Es tut mir leid, aber so eine Frau bin ich nicht.
Donnerstag Abend und er ruft noch ein weiteres Mal an, um den Ort und den Zeitpunkt für ein Treffen mit mir den nächsten Tag zu vereinbaren - 18 Uhr im Hauptbahnhof von Hannover, er kommt mit dem Zug aus Richtung Berlin, ich aus Richtung Wolfsburg (parallel). Ich stimme erst zu, stehe während des Telefonats in meinem Badezimmer (die andere Wohnung) und erzähle von meinem mitgebrachten Make-up und Parfüm - und daß ich gerade dabei bin, meinen Körper auf die bevorstehende Nacht vorzubereiten (bedeutet Rasieren). 40 Minuten später und ich breche wieder in Tränen aus, ich schaffe das nicht - ich versuche ihn anzurufen und meine Gefühle zu beschreiben und das Treffen abzusagen ... es ist besetzt. Er erhält von mir nur eine SMS mit einer kurzen Botschaft, "Es tut mir leid" ... er wird darauf nicht mehr antworten.

Jetzt sitze ich den Freitag Abend zu Hause vor meinem Computer ... ich bin nicht nach Hannover gefahren. Gedankenspiele, wenn ich es meinen Eltern nicht erklären kann, wo sich ihre Tochter die Nacht herumtreibt und was sie da tut - ist es nicht richtig. Ganz im Gegenteil, sie wissen von meinem syrischen Freund und daß ich mit ihm schlafe (ich glaube, ich habe es mal angedeutet), damit habe ich kein Problem. Nur meine marokkanische "Affäre" ... er will, daß ich in dem Sexclub nur mit ihm Kontakt habe, keine weiteren Männer anspreche, die komplette Nacht mit ihm verbringe, mich hübsch anziehe und einen Lippenstift trage (ich habe ihn das gefragt, ob ich vorher noch einen kaufen soll - ich trage doch schon seit Jahren keinen Lippenstift mehr). Und das wichtigste, er hat kein Hotel für uns gebucht, kein Hotelzimmer vorher (mit Badezimmer), keines nachher (mit einem Doppelbett in seinen Vorstellungen - nicht in meiner) ... wenn die Nacht beschissen läuft, könnte es sein, daß ich dann gegen 3 Uhr nachts in der Eiseskälte irgendwo in der näheren Umgebung von Hannover alleine herumstehe ... in meinem kurzen schwarzen Kleid. Kein Auto, kein Bahnhof, kein Taxi. Wenn ich wirklich professionell als Escort arbeiten wollte, hätte ich wenigstens ein billiges Hotelzimmer für mich alleine als Rückzugsort miteingeplant ... aber nur in einer Großstadt (so wie in meiner Vergangenheit) und nicht irgendwo außerhalb.
Ich werde mein ungetragenes Kleid und mein unbenutztes Make-up wieder in meine große Umhängetasche packen und zu meiner kleinen Wohnung in Leipzig fahren ... mein Freund schläft da bereits schon alleine in meinem Bett (er hat mir eine Nachricht geschrieben). Wenn ich solche Sexclubs besuche, dann entweder nur mit ihm oder alleine ... "Folge deinem Herzen", "Mach was du für richtig hältst", "Du mußt es nicht tun, wenn du es nicht willst" (ich habe zu viele Bollywood-Filme gesehen).

[19.02.17 / 23:14] Der Pflanze geht es gut, etwas strapaziert durch meine Behandlung, aber irgendwie noch lebendig und grün (weitestgehend). Nach zwei Wochenenden den Freitag Abend wieder zurück in meiner Wohnung in Leipzig ... und meinen Freund lasse ich kurz vor 22 Uhr auch wieder von meiner Ankunft wissen und ermutige ihn, noch einmal die Schlüssel zu meiner Wohnung zu benutzen (nicht daß ich ihn, durch mein rüdes Verhalten das letzte Wochenende, irgendwie sensibel getroffen haben könnte). Die einzige Nacht, in der er die Schlüssel zu meiner Wohnung benutzt, ist die einzige Nacht, in der ich die Tür von innen verriegele.

Ich habe eigentlich gar keine so große Lust, dieses Wochenende in Leipzig auszugehen, ich bin kurz davor, mich den Freitag Abend gegen Mitternacht ins Bett zu legen ... als eine Nachricht von ihm kommt und er mich fragt, ob ich die Nacht ausgehen möchte. Innerhalb weniger Minuten ziehe ich mich wieder um, werfe mein ganzes Zeug in die Handtasche, schließe die Wohnungstür und laufe wieder zurück zu meinem Auto. Es ist kurz nach Mitternacht und ich antworte ihm auf seine Nachricht und frage, wo ich ihn abholen kann (ich kann es mir denken, wahrscheinlich wieder ganz nah bei seiner neuen Arbeitsstelle im Zentrum von Leipzig). Während ich mit dem Auto dorthin fahre, erreichen mich weitere Nachrichten von ihm auf meinem Telefon und er beschreibt mir, wo er gerade ist und in welche Bar er gerade versucht reinzukommen (nachdem er seine Arbeit beendet hat). Ich folge ihm mit meinem Auto bis in die Südvorstadt von Leipzig ... er sieht mich sogar, wie ich dort die eine Kreuzung abbiege, auf der Suche nach einem Parkplatz (auffällige Blondine in einem auffälligen kleinen, roten Roadster). Nur das mit dem Treffpunkt habe ich falsch verstanden - nicht in der orientalischen Shisha-Bar, sondern davor. Ich parke mein Auto in der Nähe, suche ihn nur kurz in der Bar ... und treffe ihn endlich, zehn Minuten vor 1 Uhr nachts, vor der Bar. Mein Liebster, verzeih mir, wie ich die letzten Wochenenden mit dir umgegangen bin ... ich behalte die Gedanken für mich und versuche es nur durch eine enge Umarmung auszudrücken.

Wir laufen die Bars in der Südvorstadt ab, schauen in einige rein und entschließen uns dann endlich für eine. Er bestellt sich ein Bier und für mich eine Cola (für alles, was er dieses Wochenende für mich und sich zu Essen und zu Trinken bestellt, muß ich ihm vorher Geld leihen ... er ist gerade ziemlich blank, weder ein altes noch ein neues Monatsgehalt). In der Bar fällt uns ein merkwürdiger Typ auf, er scheint betrunken und quatscht die wenigen Gäste an ... auch uns (ich verstehe nicht wirklich, was er sagt). Zuerst kein Problem, wenn wir uns belästigt fühlen, können wir ihn rausschmeißen lassen (er wird seit einiger Zeit von den Angestellten der Bar beobachtet). Ich bin vorsichtig, ich kann betrunkene Menschen nicht einschätzen. Mit der Zeit wird der Tonfall zwischen meinem Freund und dem anderen angetrunken Gast aggressiv, mein syrischer Freund reagiert äußerst sensibel auf Rassismus, steigert sich da rein - und trifft in diesem Moment auf jemanden, der mit Rassismus provoziert. Ich sitze auf einem Barhocker zwischen den beiden im Spannungsfeld ihres Gesprächs ... und verliere mehr und mehr die Kontrolle, ich bin mit der Situation überfordert, starre aus dem Fenster auf die beleuchtete Straße in der Nacht ... und will eigentlich nur weg. Ich habe Angst, daß die Situation eskaliert und es zu körperlicher Gewalt kommt.
Während die beiden sich streiten, sitze ich nur dazwischen an dem Tisch und halte meine Hände schützend vor das Gesicht ... und meine Nase. Ich werde überrannt von meiner Erinnerung an genau jene Nacht viele Jahre zuvor, in der mir dann durch einen Faustschlag die Nase gebrochen wurde ... nur ging es damals nicht um den rassistischen Haß, sondern um den Haß in Verbindung mit Homophobie und Transphobie. Ich habe Angst um meinen Freund, daß ihm das gleiche passiert. Die Angestellten der Bar greifen ein und werfen den Typen raus, die Lage entspannt sich und ich kann mich wieder etwas beruhigen. Wir trinken noch etwas, unterhalten uns über die Situation (haßerfüllte Idioten gibt es eben überall auf der Welt ... auch wenn sie nicht immer gewalttätig sind) und beschließen dann irgendwann zwischen 3 und 4 Uhr den Sonnabend Morgen zu gehen und wieder zurück zu meiner Wohnung zu fahren. Vorher bestellt sich mein Freund noch etwas zu Essen an einer die Nacht geöffneten Imbißbude (ich fahre auch sehr vorsichtig, als er den Burger auf meinem Beifahrersitz ißt).

Zurück in meiner Wohnung, kurz ins Bad und mich danach von ihm ausziehen lassen ... gefühlt mehr als zwei Stunden haben wir dann danach Sex in den unterschiedlichsten Stellungen - und es ist nur noch ein Kondom in der Packung übrig. Ich lasse mich dazu hinreißen, mehrmals hintereinander ungeschützt Sex mit ihm zu haben ... vor einer Woche war ich noch etwas gesundheitlich angegriffen wegen einer "unbekannten" Virusinfektion mit Fieber für eine Nacht - ob ich das von ihm habe, zwei Wochenenden zuvor? Wenn ja, dann ist es jetzt auch egal und er kann alles mit mir machen (außer die Reihenfolge anal-oral). Ich deute hinterher nur wieder auf den Flyer der HIV/Aids-Hilfe auf meinem Bartisch und sage ihm, daß ich eigentlich sonst immer vorsichtig bin - es gibt nur zwei Menschen in meinem Leben, die ungeschützt Sex mit mir hatten ... vielleicht auch drei. Die bläuliche Färbung des Nachthimmels draußen vor den Fenstern in meiner Dachgeschoßwohnung deutet auf den bevorstehenden Anbruch des Morgens hin, wir legen uns nach der anstrengenden Nacht endlich schlafen.
Ich glaube nicht, daß ich dabei etwas mehr als 2 Stunden durchgehend schlafe, die meiste Zeit liege ich den Vormittag nur wach neben ihm. Als ich aufstehe und ins Bad gehe, hat er noch einmal Sex mit mir vor dem Waschbecken. Als ich gerade mit dem Duschen fertig bin und nur mit der Unterwäsche und nassen Haaren durch meine Wohnung laufe, hat er noch ein weiteres Mal Sex mit mir vor meinem Bartisch ... schon lange kein Kondom mehr. Irgendwann davor oder danach, aber so gegen Mittag, kocht er einen arabischen Kaffee auf meiner Herdplatte und serviert ihn mir an meiner Minibar. Er zieht sich an und muß wieder zu seiner nächsten Schicht an diesem Wochenende, natürlich will ich ihn dann wieder kurz nach Mitternacht abholen.

Sonnabend Nachmittag, ich muß noch ein paar Einkäufe in der Innenstadt von Leipzig machen. Eine neue Sprühflasche zum Benebeln meiner Pflanzen mit Wasser (der Kunststoff der alten Flasche wurde zu spröde und ist mir das Wochenende zuvor zerbröselt). Weiter zu den großen Fachmärkten für Heimelektronik am Hauptbahnhof und in der Innenstadt, einen neuen DVB-T2-Receiver für das Antennenfernsehen kaufen (nur das Modell ohne Kartenslot für Pay-TV - so etwas unterstütze ich nicht ... mir reicht "Arte" als einziger, unverschlüsselter ÖR-Sender aus). Und weiter durch die verschiedensten Buchhandlungen, einen kleinen Reiseführer mit Karte für meine nächste Flugreise kaufen. "Wohin" ich demnächst fliege, lasse ich meinen Freund nicht wissen, als Araber sympathisiert er doch sehr stark mit der palästinensischen Bevölkerungsgruppe.

Kurz nach Anbruch der Dunkelheit, so gegen 18 Uhr, habe ich meine drei Einkäufe erledigt und esse noch etwas bei einer asiatischen Schnellküche in der Innenstadt auf dem Weg zum Parkhaus unterhalb des Leipziger Hauptbahnhofs. Zurück in meine Wohnung, ich bin spürbar noch viel mehr müde als den Abend zuvor ... kein Wunder, nach so einer Nacht und dem Morgen mit wenig Schlaf. Die Kaffeetassen in der Spüle müssen weiter warten, ich muß mich etwas hinlegen und ausruhen, bevor ich die Nacht wieder ausgehe. Ich bin zwar immer müde - aber ich schlafe nie. Kurz vor 22 Uhr, Zeit für den Abwasch in der Spüle, eine kurze Dusche, das allabendliche Hormon-Ritual und mich für die Nacht vorbereiten (eigentlich nur den Kajal ... und Beine rasieren). Kurz nach 23 Uhr und ich laufe wieder zurück zu meinem geparkten Auto ... ich habe die schwarzen Stiefeletten gewechselt, die mit den "kubanischen Absätzen" machen eindeutig mehr Lärm auf dem Kopfsteinpflaster. Wieder dorthin zurück, wo ich schon die letzte Nacht auf meinen Freund warten wollte ... nur eben näher an seinem Arbeitsplatz, es gibt keine Arbeitskollegen, denen ich irgendwie auffallen könnte (zumindest nicht in dieser Schicht).

Ich warte eine halbe Stunde in meinem Auto, ich bin viel zu früh ... irgendwo 100 m vor mir springt ein Marder auf die dunkle Straße und "interessiert" sich für ein geparktes Auto. Es wird kalt und die Fenster in meinem Auto beschlagen, mein Freund weiß gar nicht, daß ich hier bin ... ich schicke ihm eine SMS, nicht daß ich umsonst auf ihn warte. Er kommt tatsächlich ein paar Minuten nach Mitternacht von seiner Arbeit und öffnet die Tür auf der Beifahrerseite, er steigt ein und wir überlegen uns noch eine ganze Weile, wo wir jetzt hinfahren könnten. Dieses Wochenende ist gerade nichts los in Leipzig, kein Gothic-Konzert oder Disco für mich. Wir lassen die Bars aus der Südvorstadt links liegen und fahren weiter in das angrenzende Connewitz. Noch ein Mitternachtsdöner für ihn in dem gefühlt immer geöffneten orientalischen Schnellimbiß (für mich nur Falafel) und weiter zu den alternativen Bars auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Wir laufen noch ein paar Bars ab, bevor wir uns dann für eine entscheiden und am Bartresen Platz nehmen. Ich gebe ihm meinen letzten 10-Euro-Schein und ein paar Münzen, damit er für uns was zu Trinken bestellen kann ... ab jetzt habe ich nur noch 80 Cent in meiner Handtasche.
An der Bar unterhalten wir uns noch etwas ... er scheint auch ziemlich müde zu sein. Mein Freund erzählt von seiner neuen Arbeit (keine Details) und seiner Idee, unser Gehalt und unsere Wohnungen zusammenzulegen ... auf meine "spezielle" Nachfrage hin, können wir auch heiraten - wegen den steuerlichen Vorteilen. Willst du mir nicht endlich mal einen Antrag machen? Bin ich so romantisch verblendet? Ich behalte meine Gefühle und meine Gedanken für mich. Auch diese Nacht verlassen wir die Bar so zwischen 3 und 4 Uhr morgens und laufen wieder zurück zu meinem Auto.

Zurück in meiner Wohnung, ich brauche etwas länger im Bad ... er ist bereits in meinem Bett eingeschlafen, als ich mich danach zu ihm lege. Auch für mich wird es eine ruhige Nacht mit etwas mehr Schlaf, als die Nacht zuvor. Irgendwann den späten Sonntag Vormittag wache ich wieder auf, esse etwas, gehe ab und zu ins Bad, gieße meine Pflanzen und lege mich immer wieder zu ihm ... er schläft weiter. Nur als ich unter der Dusche stehe, steht er auch auf und kommt zu mir ins Bad ... den Morgen zuvor habe ich ihm noch das Handtuch gereicht, jetzt hält er mir das Handtuch, als ich mit dem Duschen fertig bin (danke). Kein Kaffee - kein Sex - er zieht sich wieder an und muß zur nächsten Arbeitsschicht an diesem Sonntag. Nur nächstes Wochenende hat er frei, da könnten wir etwas zusammen unternehmen ... ich sehe ihn wieder, wie er meine Wohnungstür hinter sich schließt und mich wartend zurückläßt.

[12.02.17 / 17:19] Ich tue es ... ich nehme Kontakt zu dem Chirurgen auf - und zu meinem Therapeuten, falls noch ein weiteres Indikationsschreiben für die geschlechtsangleichende Operation benötigt wird.

So viele Fragen, Sorgen und Ängste ... "paßt" mein Freund da überhaupt rein? Bin ich zu eng / zu wenig Tiefe? Ist das überhaupt robust? Und ... verliere ich dadurch nicht den besonderen Teil meiner Attraktivität, das besondere "Extra"? (Ich will es nicht, wollte das "Teil" nie.) Bin ich für ihn danach weniger interessant und wird er mich deshalb verlassen? Und ... überstehe ich das Ganze überhaupt psychisch und physisch, all diese Strapazen? Was kann ich von dem Ergebnis erwarten, nichts mehr als Schmerzen? Eine künstlich offen gehaltene Wunde? Zumindest ist es nicht meine erste Operation (das nimmt mir etwas die Angst).

Es war immer mein Wunsch ... ich bleibe jetzt nicht stehen.

[06.02.17 / 00:23] 3:30 Uhr den Sonntag Morgen, ich werde etwas müde und beschließe, zu gehen. Zurück zu meinem Auto, zurück zu meiner Wohnung, zurück zu dem fast identischen Parkplatz von letzter Nacht, mehrere Minuten Fußweg von meinem Zuhause entfernt. Kurz nach halb Fünf schicke ich ihm noch eine letzte Nachricht und lade ihn irgendwie zu mir ein. Das Türschloß ist diesmal nicht von innen blockiert, aber er soll mich bitte nicht erschrecken, wenn er kommt und ich noch schlafe ... ich habe manchmal wirklich böse Alpträume. Ich verkrieche mich in unsere gemeinsam genutzte Decke.
Kurz nach 8 Uhr den Sonntag Morgen wache ich schlagartig auf ... habe ich geschrien? Ein Knall, ein Beben, ein Alptraum ... ich atme schnell und aufgeregt, mir laufen die Tränen aus den Augenwinkeln. Mir wird bewußt, daß ich nicht Angst vor ihm, sondern -um- ihn habe! Ich greife nach dem Telefon, schreibe eine Nachricht, frage ihn, ob alles in Ordnung ist ... und nutze die Rückwärtstaste, um die Nachricht wieder Zeichen für Zeichen zu löschen. Ich beruhige mich, möchte ihn nicht durch meine Nachricht aufwecken ... wo immer er jetzt auch schläft. Ich schlafe tatsächlich doch noch einmal ein (aber nur für zwei oder drei Stunden).

10:56 Uhr erreicht mich dann endlich seine Nachricht, er hat bei engen Familienangehörigen übernachtet und entschuldigt sich sogar dafür, daß er deshalb nicht zu mir kommen konnte ... das ist ok für mich. Ich bin den Sonntag Morgen auch schon aufgestanden und kümmere mich um meine Pflanzen.

Der Ficus verträgt das hier stark kalkhaltige Wasser nicht, am dicken Wurzelstamm sind weiße Flecken aufgetaucht ... wie Kreide. Da aber immer noch neue Triebe sprießen, verzichte ich erstmal auf die Düngung. Ich nehme mir vor, das kleine Bäumchen demnächst mit Regenwasser zu gießen. Viel mehr Sorgen macht mir der dickblättrige Geldbaum - hier haben sich überall weiße, pelzige Stellen an den Astgabeln und Blätteransätzen gebildet, Schimmelpilze? Schlimmer noch ... Wolläuse? Ein Blick in den Untertopf entlarvt die Staunässe - die Pflanze stand seit der Gießzeit eindeutig zu feucht ... so ganz ohne Tonkugel-Substrat (den hat nur mein Ficus). Radikal schneide ich die Sukkulente zurück, die ist sowieso in den letzten Winterwochen zu hoch gewachsen. Hoffentlich sind es keine Wolläuse, dann muß ich die Pflanze jetzt nur noch, nach dem Ausgießen des Übertopfs, weiter trocken stehen lassen (zur Vermeidung von Fäulnis). Den Ficus daneben, gieße ich auch nur sparsam. Die Haworthia als Neuerwerb aus dem Baumarkt, wird auch nur kurz unter der Dusche abgespült und steht dann in dem kleinen Übertopf abgetrocknet auf einem dazwischenliegenden Stück Küchenpapier. Zeit für Duschen (jetzt für mich) und Frühstück (zwei Brötchen und arabischer Kaffee mit etwas Kardamom).

Als ich gerade das Geschirr abspülen will, entdecke ich bei einem kurzen Kontrollblick auf meinem Geldbaum diese kleine, winzige Wollaus ... Spülmittel! Ich befülle meine Sprühflasche mit etwas Wasser und einem Tropfen "Fit" und schieße auf diesen widerwärtigen Parasit. Die vernichten mir auch ständig meine Chili-Pflanzen. Viel hilft viel und die Sukkulente geht in einem Sprühnebel aus Spülmittelwasser unter - aber meiner isoliert stehenden Pflanze im Badezimmer geht es gut, die hat keine Probleme. Die Zeit an diesem Sonntag Nachmittag rennt dahin, ich muß wieder meine Sachen packen und meine Zweitwohnung verlassen ... mal sehen, wie es meinen Pflanzen geht, wenn ich später wieder zurückkomme. (Ende Teil 3/3)

[06.02.17 / 00:22] Ungefähr so gegen 10 Uhr den Sonnabend Morgen (mein Telefon mit der Uhr liegt immer noch auf der Minibar) klingelt sein Telefon als Wecker. Ich bin schon ein paar Minuten länger wach und beobachte seinen Rücken, wie er neben mir schläft - genau deshalb verschwinde ich bei One-Night-Stands immer vor Sonnenaufgang ... ich verliebe mich sonst immer mehr in meinen Partner. Wie eine Wildkatze warte ich darauf, daß er sich umdreht und springe ihn an. Sex Nr. 2 für diese Nacht bzw. den Morgen. Er muß zu seiner Arbeit (Wochenendschicht) und zieht sich an, ich bleibe nackt auf meinem Bett hocken und beobachte, wie er wieder die Wohnungstür hinter sich schließt ... kein Kuß für mich. Ich muß auch endlich aufstehen, duschen, mich anziehen und von irgendwo ein Frühstück organisieren (hatte ja keine Zeit den Vorabend zum Einkaufen) ... für diesen Nachmittag in Leipzig plane ich wieder eine kleine Einkaufstour für meine Wohnung.

Das Frühstück wird ein mit Schokolade überzogener Pfannkuchen mit Nougatfüllung beim Bäcker in dem nächsten Discounter in der Nähe - das sollte für den Tag reichen. Mit dem Auto weiter vom Parkplatz der Kaufhalle, in Richtung der Innenstadt - zum nächsten Baumarkt. Mein Ficus verliert alle seine Blätter ... vielleicht sollte ich mal Dünger kaufen? Immerhin steht er trocken und im Licht des großen Süd-Ost-Fensters - und die Blätter fallen alle Grün ab, das macht mir Sorgen. Ich kaufe gleich noch Dünger für Kakteen mit ... und eine neue kleine Pflanze (+Topf), meine Sukkulentensammlung bekommt Zuwachs mit einer "Haworthia". Exakt 15:30 Uhr stehe ich an der Kasse des Baumarkts und fahre danach weiter zu den Möbelhäusern im Süden von Leipzig, ich bin auf der Suche nach einer kleinen Zweisitzercouch oder einer Liege in Einzelteilen nicht über 1,20 m - zum Transportieren und Hochtragen in meine Wohnung. Ich werde leider nicht fündig, die zwei leichten Stühle, die ich in dem Möbeldiscounter zusammenstelle, sehen vielleicht in etwa aus, wie eine Sitzbank in der Flugzeugkabine - bequem, um zu zweit darauf herumzuräkeln, sind sie aber nicht. Den frühen Abend wieder zurück in meine Wohnung.

Der Hunger macht sich in meinem Magen bemerkbar - aber ich will noch nichts essen ... mein Freund hat gesagt, er ist nach 20 Uhr mit seiner Arbeit fertig und ich kann ihn dann von dort abholen. Ich hoffe darauf, daß wir danach sofort etwas Essen gehen. Schnell noch einmal duschen, Hormongel auftragen und mich für die Nacht ausgehfertig machen. Schwarzer Kajal, Silberschmuck, schwarze Jeans, schwarze Stiefeletten mit Absätzen und zur Abwechselung mal ein enganliegendes, schwarzes Unterhemd mit Spitze - anstatt mit Spaghettiträgern. Vorbei die Gedanken von letzter Nacht ... "Gothic Girl" geht wieder aus. Gegen 20 Uhr fahre ich wieder in die Innenstadt von Leipzig und parke mein Auto zwei Straßenecken von seiner Arbeit entfernt (nicht damit die neuen Arbeitskollegen mich noch sehen könnten). Ungefähr eine halbe Stunde sitze ich in meinem Auto und warte auf eine Antwort auf meine Nachricht wenige Minuten zuvor an ihn ... nichts passiert. Ich habe Hunger, werde ungeduldig und starte den Wagen, um wieder in das Parkhaus in der Innenstadt zu fahren - ich will dort ganz in der Nähe eine Pizza essen und Bruschetta als Vorspeise.
Etwa zwei Stunden sitze ich in dem italienischen Schnellrestaurant (ich muß die Pizza schnell aufessen - sie wird sonst kalt), bestelle noch etwas zu trinken und wechsele den Platz von den Eßtischen hinüber zu einem Sofa. Weiterhin keine Nachricht von ihm auf meinem Telefon. Zurück zum Parkhaus, mein Auto auf dem Frauenparkplatz abholen (wo sonst) und weiter in die Südvorstadt von Leipzig ... ich habe mir da eine "schwarze" Discoveranstaltung für diese Nacht ausgesucht.

Auf dem Weg dorthin werde ich wieder von großen SUVs angehupt, schon das zweite Mal heute. Wahrscheinlich alles Männer die denken: "Lange blonde Haare + kleines rotes Auto = Frau am Steuer, ergo hupen und maßregeln, die soll von der Straße verschwinden!" Wenn mir das (als Frau) in letzter Zeit nicht so immer wieder passieren würde, könnte es mir ja egal sein ... tut es aber nicht. Männer sind grundsätzlich alles Arschlöcher ... es kommt nur darauf an, die wenigen, sympathischen Arschlöcher zu treffen. Ich versuche meinen Zorn zu unterdrücken, als ich (nach dem Parken meines Autos) zu Fuß zu der großen, irischen Bar mit dem kleinen Konzertsaal laufe. An diesem Abend treten dort zwei Gothic-Bands auf - die mich aber nicht so richtig interessieren. Ich überlasse den Platz an der Bühne lieber den Fans und entscheide mich dafür, erst später, nach Mitternacht, zu der Aftershow-DJ-Veranstaltung wieder zurückzukommen. Weiter zu Fuß zu den Bars am Südplatz (mir noch bekannt aus dem Wochenende zwei Wochen zuvor).
Mir fehlt irgendwie noch ein Nachtisch - in der mexikanischen Bar, in der ich kurz darauf Platz nehme, bestelle ich mir noch einen Karamellpudding ... unten karamellisierter, brauner Zucker, darüber Vanillepudding, darüber Schlagsahne - auf einen zuckersüßen, alkoholfreien Drink verzichte ich vorsichtshalber (das kriege ich sonst nie wieder runter von meinem Gewicht). Egal ... ich bin eine frustrierte Frau, ich darf das essen. Weiterhin keine Nachricht von meinem Freund auf meinem Telefon.

Kurz nach Mitternacht den Sonnabend Abend, stehe ich wieder vor dem Eingang der irischen Bar - hier war ich noch nie. Neugierig betrete ich die hübsch dekorierten Innenräume, auf der Suche nach dem kleinen Konzertsaal und einer Abendkasse ... eine Garderobe gibt es hier auch, ich muß nicht die ganze Nacht auf meinen Mantel aufpassen. Es ist gar nicht so voll, wie ich angenommen habe, wirklich eine entspannte Atmosphäre, nur schwarz gekleidete Menschen anwesend - eine echte "Trad Goth"-Veranstaltung ... sogar mit dem mir vertrauten Schema auf der Tanzfläche: Alle stehen am Rand und warten auf ihren Song, d.h. immer genug Platz zum Tanzen. Die Musikauswahl ist ziemlich gut (ich kenne ja die Namen der DJs auf dem Flyer). Anfangs schreibe ich in Gedanken noch die Playlist mit, stehe meistens am Rand (ärgere mich, wenn mir der Titel einfach nicht einfallen will), später ziehe ich meine dunkelgraue Fleecejacke aus und tanze mit. Ich bin zu fett geworden in dem wirklich enganliegenden schwarzen Top (hätte ich einen BH anziehen sollen?), der Karamellpudding muß irgendwie wieder runter ... nur noch Wasser für mich diese Nacht (und etwas Bewegung auf der Tanzfläche).
Immer wieder gehe ich zurück zu meiner abgelegten Handtasche und der Jacke und schaue auf mein Telefon. Ich habe ihm die Adresse genannt, aber leider weiterhin keine Nachricht von ihm, "Du verpaßt echt eine super Party mit richtig guter Musik!" Ich weiß, Gothic ist nicht so sein Ding ... er stellt mich nur ab und zu als seine immer in Schwarz gekleidete "Gothic-Freundin" vor. Die Umstände ähneln denen von vor zwei Wochen, als ich ziemlich verärgert war und alleine in der Disco stand - aber diesmal kann mir das wirklich alles egal sein. Ich bin es gewohnt, auf solchen Gothic-Veranstaltungen alleine zu tanzen und habe dabei meinen Spaß (und werde in Ruhe gelassen). (Ende Teil 2/3)

[06.02.17 / 00:21] Meinen Arbeitsplatz verlasse ich Freitag Nachmittag etwas früher (soweit es das Arbeitszeitkonto zuläßt), ich will den Freitag Abend zu einem Konzert in Connewitz - und mein Freund hat auch schon angefragt, ob ich den Tag wieder in Leipzig bin. Ich fahre zu meiner anderen Wohnung, eine Dusche nehmen, Beine rasieren, etwas essen, Testo-Blocker einwerfen und Hormongel auftragen (vor der Autobahnfahrt!) ... ich brauche mehr Zeit, als ich eingeplant habe (und dabei wollte ich eigentlich noch pünktlich zum Auftritt der Vorband in Leipzig sein). Währenddessen werde ich von meinem Freund geradezu mit SMS-Nachrichten bombardiert ... deren Sinn mir nicht wirklich erschließt. Irgend etwas zwischen vulgären Sätzen und "Herzchen"-Symbolen. Er will wieder, daß ich ihn von irgendeiner Adresse in Leipzig abhole - dabei bin ich doch noch gar nicht losgefahren und es wird den Abend noch mehrere Stunden dauern, bis ich in Leipzig ankomme ... und irgendwie habe ich auch meine Zweifel, ob ich ihn überhaupt dieses Wochenende treffen möchte. Während meiner Fahrt auf der Autobahn in der Dunkelheit des anbrechenden Abends denke ich an das Gespräch mit der Psychologin den Tag zuvor ... und an die Frage, ob ich mit ihm glücklich bin. Ich brauche sehr lange für eine Antwort ... eine zu lange Bedenkzeit. In Gedanken überlege ich mir, wie ich mit ihm über eine SMS Schluß mache: "I want my keys back!"

22 Uhr komme ich endlich im Süden von Leipzig an, ich bin direkt nach Connewitz gefahren ... ich hatte nicht wirklich die Absicht, meinen Freund irgendwo abzuholen. Für das Konzert an diesem Abend setze ich meine Gedanken der letzten Tage in die Tat um: Keine Absätze, keine kurzen Röcke (nur die Jeans), kein Make-up, kein Schmuck, keine Handtasche (alles in die Taschen der weiten Fleecejacke stopfen), die Haare teilweise durch den Schal verdeckt. Begünstigend kommt noch hinzu, daß ich für die Fahrt auf der Autobahn, durch die Dunkelheit und dem leichten Nieselregen auf der Windschutzscheibe, lieber meine entspiegelte Brille trage - keine Zeit für Kontaktlinsen. So ausgestattet (in meinen Augen am wenigsten attraktiv) stiefele ich in meinen klobigen Schnürstiefeln zu dem alten Kino, in dem die Konzerte für diesen Abend stattfinden sollen. An der Kasse erfahre ich dann: "Ausverkauft!" Ziemlich deprimiert laufe ich wieder zurück zu meinem Auto ... ich sitze noch eine ganze Weile auf dem Fahrersitz. Ich weiß nicht, was ich jetzt noch tun soll. Keine Ahnung, wohin ich jetzt noch fahren könnte. Mein Freund hat ein oder zwei Stunden zuvor seine letzte Nachricht an mich geschickt und fragt, wo ich bin. Ich antworte ihm ... aber werde darauf keine Antwort mehr bekommen.
Zurück zu meiner Wohnung in Leipzig, ewig lange einen weit entfernten Parkplatz suchen (das ist wirklich nicht mein Tag) und meine zwei Tragetaschen und den Einkaufsbeutel mit den Wasserflaschen aus dem Kofferraum nehmen und zu meiner Wohnung tragen. Nachdem ich endlich da angekommen bin, lasse ich meinen Wohnungsschlüssel von innen in dem Schloß stecken ... reine Vorahnung (oder Angst?), ich fürchte mich vor ihm, wenn er betrunken ist. Als ich mich gegen Mitternacht in mein Bett lege, lasse ich mein Telefon weit entfernt auf dem Bartisch an der Küche ... es ist schon den ganzen Abend auf "lautlos" gestellt.

6 Uhr morgens - ich höre wirklich alles. Ich höre, wie er die Treppe hochkommt und ich höre, wie er mit seinem Schlüsselpaar meine Wohnungstür aufzuschließen versucht. Spätestens als er ein paarmal bei mir klingelt, bin ich wirklich wach. Aufstehen oder Ignorieren? Ich öffne ihm in der immer noch währenden Dunkelheit der Nacht die Tür. "I'm tired", mein Schlüssel von innen ist gegen ungewollte Überraschungen die Nacht, während ich schlafe ... ich lasse ihn herein. Ein Blick auf mein Telefon, er hat wirklich noch eine weitere Nachricht an mich gesendet und seinen Besuch angekündigt. Ich mache ihm noch das kleine Licht über meinem Bett an, damit er in der Dunkelheit nicht versehentlich über meinen Holzpaletten-Wohnzimmertisch stolpert. Er entkleidet sich blitzschnell und legt sich in mein Bett, ich suche in aller Ruhe noch meine Leopardendecke (damit ich hinterher nicht friere, wenn er meinen Teil der Bettdecke wegnimmt) - und wir haben Sex. Etwas merkwürdiges passiert ... war ich seit Tagen ziemlich düster drauf, zaubert er mir beim Sex ein Lächeln auf mein Gesicht - wie macht er das bloß? Bin ich so einfach? Immerhin schmeckt sein Sperma diesmal nicht nach Bier und er scheint auch gar nicht angetrunken zu sein. Er schläft nach dem Sex sofort wieder neben mir ein, ich brauche noch etwas mehr Zeit, bis ich wieder in die Traumphase gelange (und die Sonne an diesem Sonnabend Morgen aufgeht). (Ende Teil 1/3)

[02.02.17 / 20:57] Die Minusstunden auf meinem Arbeitszeitkonto nehmen bedrohliche Ausmaße an, die nächsthöhere Führungsetage arrangiert ein Treffen mit der Psychologin der betrieblichen Sozialberatung und mir (bevor ich noch gekündigt werde). Ich muß darauf achten, daß ich nicht alle meine Schicksale preisgebe ... das wirkt sonst unglaubwürdig. Transsexualität (*), Schlafprobleme, Depressionen, 15 Jahre MS, Selbstmordgedanken und einen Freund mit einem Alkoholproblem - zuviel für 60 Minuten? Das mit den erlebten, sexuellen Übergriffen auf mich, verkneife ich mir (hat ja auch nichts mit der Arbeit zu tun).
Ich breite auf dem Tisch in dem Beratungszimmer meine ganze Zettelsammlung mit den bevorstehenden Arztterminen aus ... und meine fast aufgebrauchte, letzte Packung Antidepressiva. Dabei ist alles viel weniger dramatisch, als es aussieht: TS ohne große, persönliche Dramen, 15 Jahre MS ohne die schweren Symptome (der "milde" Verlauf) und meine jahrelang bewährte Therapie gegen die Suizidgedanken - einmal um die ganze Welt reisen (in Etappen). Die nächste Reise ist schon gebucht, Urlaub ist auch genehmigt - ich habe immer noch nicht alle "Gay Hot Spots" dieser Welt besucht (aber eigentlich bin ich nur das "T" in dem "LGBT").

(* Anscheinend gab es doch mehr Probleme mit meinem Wechsel vom männlichen zum weiblichen Mitarbeiter bei den anderen Arbeitskollegen (oder Führungskräften?), die mir irgendwie verborgen geblieben sind. Gedanke an die Chefs: "Könnt ihr mich nicht einfach in Ruhe arbeiten lassen?")

[28.01.17 / 00:57] 1 Jahr und 9 Monate HRT - Kann ich das Ganze wieder rückgängig machen? In letzter Zeit kommen mir doch solche Gedanken und ich versuche sie zu analysieren. Ich komme nicht damit zurecht, daß ich von Männern nur für Sex benutzt werde und ich als (Trans-)Frau nichts weiter wert bin. Kann ich nicht wieder das einfache, asexuelle "Etwas" von früher werden? Ich spiele mit den Gedanken, entweder gar nicht mehr vor die Tür zu gehen und mich komplett aus der Öffentlichkeit zurückzuziehen, oder - wenn ich das nächste Mal ausgehe - alle meine weiblichen Attribute an meinem Körper komplett zu verstecken ... nur um nicht die Aufmerksamkeit von Männern zu erregen. Ich bin (als Frau) leider nicht häßlich genug.
Meine Brüste kann ich durch einen weiten, schwarzen Kapuzenpullover verdecken, als Schuhe kann ich jederzeit auf meine schweren, absatzlosen Schnürstiefel zurückgreifen (die sind unisex). Nur für meine langen, blonden Haare finde ich keine Lösung - Abschneiden? Niemals. Wenn ich meine weibliche Identität verleugne, meine weibliche Seele unterdrücke (in dieser von Männern dominierten Welt) - gehe ich früher oder später daran kaputt. Zu viele Vergewaltigungsalpträume die Nächte ... und nur noch drei Antidepressiva-Pillen übrig. Schwere Entscheidung - neues Rezept holen? Oder doch kalter Entzug (und endlich aufwachen).

Die Hormone werde ich niemals wieder absetzen ... ich plane weiter den nächsten großen "Einschnitt" (um alles verhaßte Männliche an mir endgültig zu beseitigen - es bleibt nur die ultrafeministische "Amazone" übrig).

[22.01.17 / 13:07] Ab und zu habe ich doch noch etwas Kontakt zu meinem marokkanischen Liebhaber, er ruft mich Donnerstag Abend um halb Elf an und versucht mich zu einer Swingerparty für den nächsten Abend in der Nähe von Hannover einzuladen. Ich lehne ab, da ich in der anderen Wohnung für unter der Woche keine kurzen Kleider, Röcke oder für solche Clubs passendes Schuhwerk habe. Zusammen mit dem Make-up und dem Parfüm zum Ausgehen lagert das alles in meiner Wohnung in Leipzig. Ich biete ihm stattdessen an, mich in ganz normalen Alltagsklamotten den Freitag Abend nach der Arbeit zu treffen (mein Arbeitsort liegt irgendwo zwischen Berlin und Hannover an der Autobahn). Er lehnt es ab, mich so zu treffen, und fährt den Freitag lieber gleich von Berlin aus durch nach Hannover zu dem Sexclub - ohne mich ... und läßt mich dabei ziemlich "baff" am Telefon zurück, bevor er auflegt. Männer sind komisch.

Sonnabend den frühen Abend fahre ich auf der Autobahn wieder nach Leipzig, ich will die Nacht in einen Club ausgehen und mal mein schönes (und dickes) schwarz-weißes Kleid anziehen, das ich zuletzt 2015 in Rom anhatte. Mein Freund hat mir den Nachmittag schon eine Nachricht auf mein Telefon geschickt und gefragt, ob ich dieses Wochenende -nicht- in Leipzig bin. Etwas merkwürdige Formulierung von ihm, aber ich bestätige trotzdem meine Ankunft in Leipzig kurz nach 19 Uhr. Zum Glück hat der Aldi-Markt ganz in der Nähe meiner Wohnung sonnabends auch solange geöffnet und ich kratze an der Kasse alle meine verbliebenen Cent-Münzen für ein kleines Abendessen und Frühstück für den Sonntag Morgen zusammen.
Ich mache mich im Badezimmer meiner Wohnung ausgehfertig, decke mein Gesicht mit etwas tönender CC-Creme ab und ziehe den schwarzen Kajalstrich an meinen Augenlidern. Mein nächster Handgriff geht zu dem Chanel-Parfüm. Das schwarz-weiße Kleid kombiniere ich mit der grauen Leggings aus dicker Baumwolle und dem schwarzen Cardigan (der fast genauso lang ist wie das kurze Kleid) und meinen schwarzen Motorradstiefeletten (mit moderaten Absätzen). Der einzige Farbtupfer ist mein grüner Anhänger an der Silberkette ... und mein schwarz-grüner Schal. Warm eingewickelt in meinem schwarzen Wollmantel verlasse ich meine Wohnung und gehe zurück zu meinem geparkten Auto.

Mein Freund hat mir geschrieben, daß er irgendwo in der Südvorstadt von Leipzig mit seinen Freunden ausgeht, das wird mein erstes Ziel für diesen Abend. Die Hinfahrt gestaltet sich schwierig, da immer wieder mehrere Polizeikolonnen mit Blaulicht an mir vorbeifahren (und der Innenstadtverkehr von Leipzig sowieso immer chronisch überfüllt ist). Ich parke mein Auto gegen 21:45 Uhr in der Nähe der beliebten Bars in der Südvorstadt, ein "Hot Spot" in der Leipziger Bar- und Ausgehszene. Ich will meinen Freund treffen, versuche ihn anzurufen ... er schreibt mir, daß er lieber noch etwas Zeit mit seinen Kumpels verbringen will, er wird mich später anrufen und mich dann in dem Club treffen. Nach der ziemlich frischen Abweisung durch den anderen Mann in meinem (komplizierten) Beziehungsleben reagiere ich auf so eine Nachricht ziemlich empfindlich. Aber ich habe mich doch extra für meinen Freund hübsch gemacht! Bin ich vielleicht ... seinen Kumpels peinlich? Ich gehe in die nächstbeste Bar und bestelle mir erstmal was zu essen und zu trinken, bevor ich mein weiteres Vorgehen für diesen Abend überdenke (weitere Polizeikolonnen fahren mit Blaulicht an den großen Fenstern der Bar vorbei). Das Telefon liegt die ganze Zeit neben mir auf dem Bartisch ... meine Gedanken kreisen ... ich bin eigentlich nur eine "Nutte". Das "Girl of Ipanema" bestellt sich noch einen alkoholfreien Drink, bevor es die Bar kurz nach 23 Uhr den Sonnabend Abend wieder verläßt. Er will wissen, in welchem Club ich gerade bin - ich bin in keinem Club, ich stehe in der Eiseskälte an der Straßenbahnhaltestelle mit dem Gedanken, daß er hier irgendwo sein muß, vielleicht sieht er mich. Eine doofe Idee, ich friere und komme mir vor, wie eine Straßenprostituierte ... so aufgebrezelt wie ich bin. Ich gehe zurück zu meinem Auto. Es folgen weitere Nachrichten von ihm, er will später in den Club kommen (zu dem ich jetzt fahre, er hat die Adresse). Ich biete ihm an, ihn irgendwo einzusammeln, aber darauf bekomme ich keine Antwort.

Kurz vor Mitternacht parke ich mein Auto in einer Seitenstraße, nur wenige Minuten entfernt von dem Club in Plagwitz ... heute Nacht wieder Gothic. Die Toiletten im Obergeschoß sind eiskalt, ich kann meinen Atem kondensieren sehen auf dem Weg dorthin. Es gibt keine Garderobe und ich halte ständig meinen schwarzen Wollmantel vor meinem Oberkörper. Die meiste Zeit stehe ich in der Nähe der Tanzfläche - in der Nähe des einzigen großen Heizkörpers (auch die vollste Ecke in dem Club). Die paar Musiktitel, die mir gefallen und bei denen ich etwas auf die Tanzfläche gehe, kann ich an einer Hand abzählen. Ich mag es nicht, wenn die Tanzfläche zu voll ist. Früher haben alle nur auf "ihren" Titel gewartet und sind dann auf die Tanzfläche gegangen - jetzt ist die Tanzfläche irgendwie immer belegt ... ach ja, und früher waren mehr Punks! (Tatsächlich bildet sich eine kleine Gruppe Pogo-tanzender Punks zu einem ganz bestimmten Musiktitel und heitert für einen kurzen Moment meine Stimmung auf.) Mein Blick kreist immer wieder durch die ganze Menschenmenge auf der Suche nach meinem Freund. Mit jeder weiteren Stunde, die ich alleine in dem Club stehe, verdüstert sich meine Stimmung. 2:27 Uhr und eine weitere Nachricht von ihm, er ist immer noch in einer Bar oder in einem Club in der mehrere Kilometer entfernten Südvorstadt und ich soll ihn von da abholen. Meine Stimmung schlägt in Wut um und ich lasse das Telefon tief in der Handtasche verschwinden. Eine weitere Stunde warte ich noch in "meiner" Disco, ob die aufgelegte Musik vielleicht doch noch besser wird ... oder ob sich meine Stimmung vielleicht irgendwie zum Positiven ändert. Nichts davon passiert. Kurz vor 4 Uhr morgens verlasse ich den Club und gehe wieder zurück zu meinem Auto. Ich ziehe noch einmal mein Telefon aus der Handtasche, er hat etwa eine halbe Stunde vorher wieder angefragt, wo ich bin. Ich antworte ihm: "You're right. I didn't come to Leipzig this weekend. I have never been there. Was a stupid idea."

Irgendwann die nächsten 60 Minuten bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, wasche mir das ganze Make-up aus dem Gesicht und lege mich in mein Bett, kurzer Blick auf das Telefon neben mir ... 4:59 Uhr, keine weitere Nachricht von ihm. Ich schlafe ein. Wenige Stunden später werde ich durch Klingeln an der Haustür geweckt ... erster Gedanke: "Geh weg!" Ist er es? Sonntag morgens klingelt auch immer der Typ, der die kostenlosen Zeitungen verteilt - aber diesmal klingelt es nur bei mir. Kurzer Blick auf mein Telefon neben mir - mein Freund hat mir tatsächlich noch um 5:55 Uhr drei weitere Nachrichten geschickt ... mit den Tippfehlern sehr wahrscheinlich stark betrunken. Er will, daß ich zu ihm komme. Mein Telefon steht auf stumm, ich ignoriere alle seine Nachrichten. Er schreibt mir etwas auf arabisch ... wenn er mich beschimpft, nehme ich diesen verbalen Angriff auf mich genauso ernst wie einen körperlichen Angriff - und mache sofort Schluß mit ihm! Ich lasse das Wort durch Google übersetzen ... es bedeutet nur so etwas wie "ok". Reiz mich nicht ... ich bin eine Frau ... ich schlage fürchterlich zurück. Sonntag Morgen und ich schlafe nicht wieder ein (Zeit für Kaffee).

[16.01.17 / 22:50] Sonnabend Nachmittag - den Umbau der Datenbank auf das UTF-8-Zeichenformat (und damit den Umbau meiner Internetseite auf HTML5) verschiebe ich auf irgendwann später einmal, da alles so wie es ist (mit dem ISO-8859-1-Zeichensatz) gut funktioniert. Ich habe mir stattdessen in den Kopf gesetzt, an meinem seit 2 Jahren brachliegenden Webmail-Projekt etwas herumzubasteln und die damals begonnene MVC-Architektur besser auszubauen ... mit 5000 Zeilen Code mein bisher größtes Projekt. Ich kopiere einen Arbeitsstand auf einen USB-Stick für meinen Uralt-Laptop (wie zu sehen in dem Video) in meiner kleinen Wohnung. Ich wüßte nicht, wo ich diese Nacht in Leipzig ausgehen könnte ... vielleicht bleibe ich die Nacht in meiner Wohnung und programmiere etwas (es wird anders kommen).

Den Freitag Abend zuvor hat mich mein Freund schon angefragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin und sendet mir noch eine weitere Telefonnummer von ihm (falls die anderen beiden nicht mehr funktionieren). Das Wetter ist mit einsetzenden Schneefall in der Dunkelheit des Abends zu beschissen und ich verschiebe meine Fahrt auf der Autobahn auf den nächsten Tag ... unter Austausch von "I miss you"-Nachrichten mit ihm. Erst den Sonnabend Abend - und auch erst nachdem ich nach meiner Ankunft in meiner Wohnung diese etwas sauber gemacht habe - lasse ich meinen Freund mit einer weiteren Nachricht von meiner Ankunft in Leipzig wissen.
So gegen 20 Uhr sammele ich alle seine Bierflaschen ein und fahre zu der Kaufhalle am Hauptbahnhof, ein paar Brötchen zum Frühstück für den Sonntag Morgen kaufen und etwas in der Innenstadt umherzulaufen - auf der Suche nach einem günstigen Restaurant für das Abendessen. Ich befinde mich gerade irgendwo auf dem großen Marktplatz, als schon wieder dieser naßkalte Schneefall einsetzt und meine Suche abrupt enden läßt - in dem japanischen Restaurant in der überdachten Einkaufspassage ganz in der Nähe ... hier habe ich schon lange nicht mehr gegessen, ich nehme an der Sushi-Bar Platz. Nur nebenbei erwähnt, seit einigen Tagen trage ich meine neuen (und für den Schneematsch wasserdichten) Motorradstiefel zum Einlaufen und hänge jetzt mit den Absätzen in den Streben des Barhockers wie in den Fußrasten meines (viel zu selten gefahrenen) Motorrads. Kurzer Überblick auf mein begrenztes Geldbudget (es muß hinterher noch für den Parkautomaten reichen) und ich mache meine Bestellung ... der asiatisch aussehende Kellner spricht "Tempura" falsch aus, das ist nicht der Tokio-Akzent. Mein Telefon liegt die ganze Zeit neben mir auf dem Bartresen und ich tausche weitere Nachrichten mit meinem Freund aus ... er ist jetzt irgendwo bei einem Bekannten in einer Wohnung in dem großen Plattenbauviertel von Grünau und ich soll ihn von da abholen, damit wir danach noch irgendwo ausgehen können. Gegen 21:30 Uhr beende ich mein japanisches Mahl (ich wollte doch eigentlich gar nicht so viel essen) mit einem Früchtedessert und bin kurz darauf wieder unterwegs zu meinem Auto ... 22:00 Uhr am Sonnabend Abend, ich verlasse das Parkhaus.

Nur etwa 30 Minuten später parke ich mein Auto an der von ihm genannten Adresse und beobachte, wie er in dem Licht der Fenster das Treppenhaus herunterkommt. Endlich sehe ich ihn wieder. Wir beraten uns noch kurz im Auto, wo wir jetzt in Leipzig ausgehen könnten ... ich habe keine wirklich interessanten Vorschläge für die Nacht (ich bin doch eigentlich nur wegen ihm hier) und er ruft stattdessen einfach einen anderen Freund in der Gegend an, den wir besuchen könnten. Ich kurve mit ihm noch ein paar Minuten mehr durch das verschneite Plattenbauviertel, auf der Suche nach einem neuen Parkplatz an der weiteren Adresse. Mein Freund erzählt mir von seinem Bekannten, den wir jetzt besuchen werden, daß dieser in seiner Wohnung gerade mit einer anderen Frau zusammen ist und schon das Essen für uns vier vorbereitet. Meine Gedanken pendeln zwischen "Juchhu! Endlich mal eine andere Frau in der Männerrunde" und "Schon wieder essen? Ich habe doch gerade eben erst gegessen", als wir gemeinsam das Treppenhaus bis in die oberste Etage hinaufsteigen. Auch wieder so eine kleine Ein-Zimmerwohnung mit Küchenecke (nur ist diese Küchenwand viel größer als meine). Wir betreten die Wohnung und ich lerne die zwei kennen, er ist Petrolingenieur aus Syrien oder Irak (so richtig habe ich das nicht ganz mitbekommen) und als Flüchtling ohne anerkannten Studiumsabschluß natürlich arbeitslos, sie ist eine (nicht ganz unattraktive) Halbperserin. Ich kann jetzt nicht das Abendessen ablehnen - ich muß mitessen. Es gibt gelben Kurkumareis und Hühnchen vom Backblech ... und mein Freund zeigt mir endlich, wie man das Brot richtig aufreißt und damit arabisch mit den Finger ißt (ohne das Essen zu berühren).
Den späten Abend und die Nacht verbringen wir noch auf der großen Eckcouch mit Internetvideos von Castingshows und unzähligen arabischsprachigen Musikvideos (mit eingeblendeten arabischen Text ... ich kann schon zwei oder drei Schriftzeichen). Die beiden Männer verständigen sich auf arabisch, seine Freundin deutsch, englisch (und wahrscheinlich auch etwas farsi?) ... ich habe Mühe den Gesprächen in dem Sprachenwirrwarr zu folgen und sitze meist nur daneben. Immer wenn ich denke, den Gesprächsfaden gefunden zu haben, verliere ich ihn auch gleich wieder. Aber es ist trotzdem sehr lustig ... und mein Freund sieht mich endlich mal lachen.

Es fließt viel Alkohol und die Gespräche werden sehr laut (und alle drei sind starke Kettenraucher). War sein Bekannter am Anfang noch daran interessiert, daß mein Freund nicht zu betrunken wird, hält er diese Linie leider nicht konsequent ein ... mein Freund trinkt zum Teil zwei Wodkaflaschen leer (eine mindestens, ich verliere ihn nicht aus den Augen). Soweit ich dem immer lauter werdenden Streitgespräch der beiden Männer folgen kann (Alkohol eben), geht es dabei um die Beziehung des Gastgeberpärchens (ob es nun eine ist oder nicht). Wenn die beiden sich nicht küssen wollen, dann machen wir das eben - ich klettere spontan auf den Schoß von meinem Freund neben mir auf dem Sofa ... ohne Beachtung der Zigarette in seiner Hand. Ich muß mich wieder zurückhalten und klettere etwas enttäuscht wieder runter. Irgendwann wird es hell draußen und wir schließen die Rollos, 10 Uhr morgens und die Nacht nimmt kein Ende ... zumindest um meinen Freund wird es ruhiger, der viele Alkohol zeigt seine Wirkung (schon etwas merkwürdig, wenn man als einziger Nicht-Alkoholiker in der Runde sitzt). Spätestens bei dem Blick auf das Handy um 12:50 Uhr den Sonntag Mittag legen sich alle etwas schlafen, mein Freund und ich auf der Couch, die anderen zwei beiden auf dem Bett gegenüber.

Als ich die Wohnung viele Stunden zuvor betreten habe, habe ich das gleich gemerkt, daß irgendwas zwischen den beiden Gastgebern läuft ... Frauen spüren so etwas einfach. Ich schaffe es vielleicht für ein oder zwei Stunden einzuschlafen, werde dann aber doch wieder durch knarzende Bettgeräusche geweckt (genau deswegen habe ich ein japanisches Bett) ... don't see, don't talk, don't listen. Inwieweit mein Freund etwas von dem mitbekommt, weiß ich nicht ... es animiert ihn nur kurz auch meine Jeanshose zu öffnen, aber er schläft sofort wieder (hinter mir liegend) ein. Nur wenige Stunden zuvor hatte ich ein Gespräch mit der anderen Frau, wie einfach es doch ist als Frau Sex zu haben, viel einfacher als für Männer.

17:00 Uhr den späten Sonntag Nachmittag, es wird bereits wieder dunkel draußen vor dem Wohnzimmerfenster über der Couch, als alle aufstehen und abwechselnd ins Badezimmer gehen. Zeit für Frühstück, Rührei und Halal-Wurst aus der Bratpfanne und Hummus in Olivenöl zu dem arabischen Fladenbrot. Mein Freund versucht nach dem Essen, etwas überstürzt aufzubrechen (er wird noch sehr lange einen hohen Restalkoholspiegel im Blut haben). Wir verabschieden uns von den beiden und gehen zurück zu meinem vollständig eingeschneiten Auto (es dauert eine Weile, bis ich es finde und mit dem Handbesen freischaufele). Gegen 19 Uhr den Sonntag Abend zurück zu seiner Wohnung, etwas für seine Arbeit den Tag später (oder ein Ladekabel) holen, weiter zur Tankstelle (neuen Alkohol kaufen und Kondome) und zurück in meine Wohnung ... endlich duschen. Auf der Fahrt dahin habe ich die rutschigen Straßenverhältnisse schon gespürt, das Thermometer im Armaturenbrett zeigt 0 Grad und es schneit weiter - ich treffe die Entscheidung, diesen Abend nicht mehr zu der anderen Wohnung für meine Arbeit den nächsten Tag (ein Montag) zu fahren und übernachte stattdessen in Leipzig.

Endlich ... zurück in meiner Wohnung und in meinem Bett können wir hemmungslos über uns herfallen und Sex haben ... ich habe lange genug ausgehalten und gewartet. Er schläft danach weiter, ich trinke noch eine Tasse schwarzen Tee, bevor auch ich mich kurz nach 22 Uhr den Sonntag Abend schlafen lege. Irgendwann die Nacht hat er noch ein weiteres Mal kurz Sex mit mir ... er schläft danach weiter in dieser wunderschönen Stellung ein, hinter mir, eng an meinem Rücken, sein Arm um mich legend. Ich wünschte, diese Position würde ewig dauern. Kurz vor Sonnenaufgang den Montag Morgen steht er auf, zieht sich an ... und verläßt mich auch wieder. Ich höre, wie er die Tür leise hinter sich schließt ... kein Abschiedskuß. Ich bleibe wach bis es hell wird, hole mein Laptop ins Bett und schreibe diese Zeilen. Ich muß endlich aufstehen, (nochmal duschen,) frühstücken und 150 km auf der Autobahn zu meiner Arbeit fahren ... das interessiert dort keinen mehr, wenn ich erst mittags da erscheine.

Glücklicherweise muß ich jetzt nicht mehr Montag morgens nach so einer Nacht irgendwo in einer fremden Stadt, in einem fremden Bett aufwachen ... das ist jetzt mein Bett.

[07.01.17 / 01:50] Mein Blog kann jetzt auch Videos abspielen ... der Firefox erkennt den HTML5-Video-Tag im HTML4-Code.

Ich weiß ... es ist etwas sehr intim, das erste eingefügte Video zum Herumexperimentieren - aber auch eine klare Nachricht an alle potentiellen Einbrecher, in meiner Wohnung gibt es wirklich nichts zu holen. (Das Video entstand am Neujahrstag, kurz nach dem Aufwachen nach 10 Uhr morgens ... ich wollte das schöne Licht einfangen und mal für andere meine Wohnungseinrichtung dokumentieren.)

[01.01.17 / 17:38] Von Freitag Abend bis Donnerstag früh Tage und Nächte durchprogrammiert, mit wenig Schlaf - dafür kann mein Blog jetzt auch mit Tags umgehen. Etwa die Hälfte der Zeit (ungefähr 3 Tage) bin ich nur damit beschäftigt, den vielen Tagebucheinträgen Tags zuzuordnen ... auf den Tag "Freund/Sex" verzichte ich am Ende - er wird zu umfangreich.

Freitag Nachmittag zurück nach Leipzig. Mein Freund hat 3 Tage zuvor per SMS angefragt, ob er alleine in meiner Wohnung übernachten darf, er läßt wieder andere Gäste in seiner Wohnung übernachten ... ich stimme zu und bin dann zutiefst enttäuscht, als ich zurückkommend in meine Wohnung mein Bett unberührt vorfinde. Er hat doch nicht darin geschlafen ... vielleicht war er doch abgeschreckt von meinem komplexen Regelwerk, wie er sich in meiner Wohnung zu verhalten hat, "Close the windows before you leave it!"
Ich habe meinen neuen bunten Türvorhang mitgebracht, ich hatte immer den Wunsch, wenn ich irgendwann meine eigene Wohnung habe, dann hänge ich mir auch so etwas hippiemäßiges zwischen die Türen ... der Türrahmen zwischen dem Bad und dem "Allnutzungszimmer" ist der einzige, den ich in meiner kleinen Ein-Zimmerwohnung habe. Schnell zwei Schrauben unsichtbar von oben in den Holzrahmen gebohrt und meinen Vorhang daran aufgehängt. An vielen Fäden schimmern jetzt in allen Regenbogenfarben die aufgeklebten Kunststoffteilchen ... das sieht so "Tussi" aus - eindeutig eine "Mädchenwohnung". (Wie lange wird es dauern, bis mir das wieder lästig ist, ständig bei jedem Weg ins Badezimmer diesen Vorhang beiseite zu schieben?)

Freitag Abend, nach einer vegetarischen Pizza gehe ich wieder zu meiner Stammbar am Marktplatz. Mein Freund hat den frühen Nachmittag angefragt, ob ich die Nacht wieder in Leipzig bin, er wird mich anrufen, wenn er mit seiner Arbeit fertig ist. Zwei oder drei Stunden lang sitze ich auf dem Barhocker an der Bar, bestelle mir ab und zu etwas zu trinken und starre sonst mein Telefon an. Zwischendurch nehme ich es in die Hand und surfe etwas im Internet ... das Partnerhoroskop für uns beide paßt perfekt: "Die verführerische Skorpion-Frau liebt den sensiblen Krebs."
Kurz vor 0 Uhr bestelle ich kein weiteres Getränk mehr, verlasse die Bar und laufe zurück zum Parkhaus, mein Auto holen und wieder zurück in meine Wohnung. Wenn er bis Mitternacht nicht anruft, ruft er entweder gar nicht mehr an oder erst sehr spät. 1 Uhr nach Mitternacht lege ich mich ins Bett ... merkwürdige Menschen leben hier in diesem Haus. Es hört sich an, als würde jemand einen schweren Schrank Absatz für Absatz die Treppen runterwerfen. Auf meinem japanischen Bett, das auf dem Fußboden liegt, spüre ich jeden Schlag im Haus. Ein paar Stunden später, 3:30 Uhr, werde ich aus meinem leichten Traumschlaf durch seine SMS geweckt - er fragt wieder, wo ich bin ... aber es folgt keine weitere Nachricht mehr. Ich schlafe wieder ein und wache erst am sonnigen Sonnabend Vormittag wieder auf, über die Spiegel an meinem großen Kleiderschrank erreichen die Sonnenstrahlen auch die dunkle Schlafecke.

10:46 Uhr, ich liege immer noch im Bett, kommt dann tatsächlich ein Anruf. Er hat in seiner Wohnung geschlafen und nimmt jetzt die nächste Straßenbahn zu mir, "5 Minuten." Wirklich nur kurze Zeit später klingelt es an meiner Tür und ich lasse ihn herein. Ich bin immer so aufgeregt, wenn ich ihn dann umarme ... er in voller Winterkleidung, ich halbnackt. Meinen bunten Regenbogenvorhang zum Bad findet er hübsch, er zieht sich aus und kommt dann zu mir ins Bett. Als ich einige Tage zuvor alle meine Tagebucheinträge durchgegangen bin, hätte ich eigentlich zählen können, wie oft wir schon Sex hatten ... aber die Nummer wird zu groß. Ich zähle lieber die an meinem Bett vorhandenen Kondome, von zwei ist jetzt nur noch eins übrig. Nach dem Sex arbeite ich wieder an meiner "Deep Throat"-Technik (bis meine Nase sein Bauch anstupst) und lasse ihn wahrscheinlich sehr tief in mir kommen, zum Schlucken gibt es so weit unten nichts mehr. Er schläft nach dem Sex neben mir ein, ich kuschele noch etwas mit ihm.
Irgendwann nach 13 Uhr stehe ich auf, während er weiter schläft. Der übliche Ablauf, Duschen, Frühstück, Tai Chi usw. ... außer daß ich diesen frühen Nachmittag alle meine Gewürze endlich mal in die dafür vorgesehen Gewürzdosen umfülle - es ist kurz vor Silvester Abend und ich will alles für meine Lasagne vorbereiten. Weniger als 30 Minuten vor 16 Uhr lese ich nochmal im Internet nach den Öffnungszeiten der Kaufhallen an Silvester - 16 Uhr steht da! Ich muß doch noch den frischen Tiefkühlspinat kaufen! Eilig ziehe ich mich um, schließe meine Wohnungstür und haste zu Fuß zur nächsten Kaufhalle, Spinat für meine Lasagne und etwas zum Frühstück für Neujahr kaufen. Wieder zurück beeile ich mich ebenso, hoffentlich ist mein Freund noch nicht aufgestanden, er wollte doch 16 Uhr wieder zu seiner Arbeit. Ich komme in meiner Wohnung an und er schläft immer noch. Sein Telefon klingelt als Wecker, aber es scheint ihn nicht zu stören ... es ist sein letzter Arbeitstag als Aushilfskellner, ab nächste Woche arbeitet er in einem Callcenter (auch wieder was mit Schichten 24/7). Ich lege mich zu ihm und warte bis er wach wird. Als er kurz darauf aufsteht und sich wieder anzieht, nutze ich diesen Moment, um ihm mit strahlenden Gesicht meinen neuen Reisepaß zu zeigen, "F for female!" Er schaut sich meinen Paß ganz genau an ... vielleicht ist er doch etwas erschrocken, weil er vergessen hat, wie alt ich wirklich bin. Ich deute noch mit meinem Finger auf meine Lippen und er verläßt mich wieder mit einem Abschiedskuß für diese Nacht, "See you later."

Punkt 18 Uhr fange ich mit den Vorbereitungen für meine vegane Lasagne an, Zwiebel und Knoblauch schneiden (schön viel Knoblauch ... ich bin doch kein Vampir), in dem sauteuren Olivenöl aus Sizilien andünsten und zusammen mit der Dose Tomaten köcheln lassen (+ Salz, Pfeffer, Basilikum, Oregano und Kreuzkümmel aus meiner Gewürzsammlung). Es dauert ewig, bis das ganze Wasser aus den Tomaten verkocht ist - ich lasse die Tomatensoße auf niedriger Stufe kochen, um nicht später so viel in der Küche sauberzumachen (rote Flecken überall). Die Soße überprüfe ich ständig nach ihrer richtigen Konsistenz. Als es soweit ist, nehme ich sie vom Herd und belege die Form für die Lasagne: Platte, Tomaten, Spinat (mit Chili) und cremige Sojasoße. Ofen 10 Minuten vorheizen und dann mit über 200 Grad für 50 Minuten backen (währenddessen schon mal ein Teil des Abwasches machen). Als die Lasagne dann endlich auf einem Teller auf meinem Bartisch steht und ich den ersten Happen probiere, denke ich nur: "Ist die gut!" - Ich habe wieder das besondere Olivenöl mit dem LSD-Effekt dafür verwendet.

Später den Silvester Abend, so gegen 22 Uhr, mache ich mich wieder ausgehfertig. Ich habe von meinem Freund erfahren, in welchem Hotel er diese Nacht wieder arbeitet (jenes gleich in der Nähe des Marktplatzes, genau wie letztes Jahr) und genau da will ich Punkt Mitternacht wieder stehen und auf ihn warten. Ich nehme ausnahmsweise die Straßenbahn in das Zentrum von Leipzig (für den Fall, ich trinke etwas Alkohol) und streune in der Eiseskälte noch etwas in der belebten Fußgängerzone umher (zum Glück trage ich meinen Schal aus Florenz). Am Marktplatz angekommen, werde ich wieder von einem ausländischen Gast angesprochen. Er ist Iraner, macht gerade einen Deutschkurs und zeigt mir nebenbei ein Video auf seinem Smartphone, in dem er als iranischer Sänger neben einen zweiten Musiker, der Keyboard spielt, auftritt. Die Unterhaltung beginnt erst ganz nett, aber ich weiß nie, wo der Punkt überschritten ist. Spätestens bei dem Satz: "Du bist sehr schön." Ich bin nicht schön ... das ist nur so ein Spruch, um mich rumzukriegen. Nervös schaue ich auf die Uhr von meinem Telefon und blicke in Richtung des Hotels. Mein Freund sagt mir nie, daß ich schön bin ... hat er auch nie - genau deshalb bin ich ja mit ihm zusammen. 10 Minuten vor Mitternacht - ich muß den jetzt doch etwas aufdringlich gewordenen Iraner loswerden ... ich will ihn nicht bei mir haben, wenn ich auf meinen Freund treffe. Ich gehe weiter die paar Schritte zum Hotel, beobachte die Gäste und die Hotelangestellten, die zum Feuerwerk aus dem Hotel kommen. Den Iraner kann ich jetzt etwas unfreundlich auf Abstand halten, dem Silvesterfeuerwerk um Mitternacht schenke ich keine Beachtung. Wo ist er? Ich sehe ihn nicht. Später werde ich erfahren, daß mein Freund nicht zu Mitternacht aus dem Hotel gekommen ist, er mußte arbeiten. Kurz nach halb Eins reihe ich mich in die Menschenschlange an der Straßenbahnhaltestelle ein und fahre zurück in meine Wohnung. Der zweite Teil des Abwasches wartet noch in der Spüle auf mich. Irgendwann nach um 2 Uhr lege ich mich wieder schlafen.

Ein paar Minuten nach halb Zwölf am Neujahrsmorgen bekomme ich eine SMS von ihm - er ist wieder unterwegs zu mir. Er mußte in dem Hotel bis 8 Uhr arbeiten, war dann noch etwas Essen mit den Kollegen und hat danach nur sehr wenig geschlafen. Als er in meine Wohnung kommt, zieht er seine Kellneruniform aus, nimmt eine Dusche und kommt zu mir ins Bett. Der gleiche Ablauf wie den Morgen zuvor - nur daß wir alles jetzt um 180 Grad gedreht auf meinem Bett machen ... er ist spürbar mehr geschafft von seiner Arbeit als gestern - aber immerhin nicht so betrunken wie Neujahr vor einem Jahr (nur zwei Flaschen Bier hat er dabei). Ich bleibe nicht allzulange neben ihm in meinem Bett liegen, als er einschläft, stehe kurz nach 13 Uhr den Sonntag Morgen auf. Kaffee kochen, Frühstück essen (zwei Brötchen mit Nuß-Nougat-Creme), Duschen usw. ... wie an jedem anderen Sonntag Morgen - nur daß ich jetzt ein paar von meinen Pflanzen nicht mehr gieße, die sind jetzt in der Winterpause.
17 Uhr und er schläft immer noch ... ob ich ihm jetzt wieder meinen Drittschlüssel auf den kleinen Wohnzimmertisch legen muß? (Und wieso hat er eigentlich nie meinen Zweitschlüssel dabei?) Ich krieche noch ein weiteres Mal zu ihm ins Bett und verabschiede mich mit einem Kuß auf seine Wange.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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