morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[29.12.20 / 03:33] Bilder, die ich nie veröffentlicht habe (bis jetzt). Das eine Foto vom November 2004 - die Session irgendwo im Schneematsch kurz vor Wernigerode - krame ich immer wieder hervor. Jedes Mal überlege ich, ob ich es nicht doch noch bearbeite und auf meine Seite packe. Die billige Kamera von damals, aus der Frühzeit der Digitalfotografie, lieferte so einen ganz besonderen "schmutzigen" Effekt - so wie in den Musikvideos diverser Underground-Bands der frühen und späten Neunziger, die auf den Musiksendern (die es alle nicht mehr gibt) über Satellit im Fernsehprogramm die Nächte gesendet wurden.
Das Foto (weil es so schön im Schnee ist) habe ich jetzt nur ganz leicht bearbeitet, Zuschnitt mit Letterbox auf ein 4:3 Videoformat (also von ursprünglichen 4:3 auf 3:2 und wieder zurück mit schwarzen Balken), die VHS-typische Farbverschiebung zwischen Rot und Blau, eine ganz leichte Bewegungsunschärfe und zum Schluß der obligatorische "Fernseheffekt" (die Maske mit den RGB-Punkten, hier habe ich mich nur für die Variante mit einfachen Linien bzw. Zeilen entschieden).
Der eingeblendete Text und das Logo oben in der Ecke ist eine Hommage an meinen alten Musiksender (es gab nur neun Folgen zwischen 2007 und 2008). Ein paar raubkopierte Videos von YouTube und jeweils fünf davon in einer Sendung zusammengeschnitten und mit den Texten für Interpret und Titel und Erscheinungsjahr (zwischen 1978 und 1995) unterlegt. Feinstes Material - Gothic, Wave und etwas Punk - von mir höchstpersönlich ausgesucht und auf meinem Musikvideo-Spartensender neben meinem offiziellen Webradio als nettes Extra für die Zuhörer auf meiner alten Internetseite präsentiert. Alles das gibt es nicht mehr.

Fette Party im neuen Jahr? Endlich mal den DJ-Controller auspacken, an den Laptop anschließen und auf meinem Server einen höchst illegalen Stream starten? "First time live on decks: Morgana LaGoth (ex-Oscilloworld Radio DJ) !!!"

[27.12.20 / 01:49] Das letzte Mal die Nächte am Wochenende vor dem UKW-Radio verbringen, das letzte Mal der Nachtclub auf NDR Info ... (ist ja nicht ganz vorbei, der zieht im nächsten Jahr nur um auf einen anderen Digital-Sender und einen anderen Sendeplatz).
So viele schöne und für mich unbekannte und unentdeckte Bands, speziell aus den Genres Wave und Post Punk (und ähnliches) so viel Neues gehört. Den Flair, um kurz vor 2 Uhr nachts (wirklich) gute Musik zu hören, werde ich vermissen.

[18.12.20 / 17:29] So viele Optionen ... ich könnte mit meiner Seite ganz offline gehen oder ein Paßwort setzen. Ich könnte das Blog-Modul deaktivieren - die Einstellungsmöglichkeit mit der Checkbox im Backend habe ich extra einprogrammiert. Ich könnte aber auch nur alle kommenden (und vielleicht sogar die alten) Blogartikel auf "privat" setzen, das wäre in meinem CMS der Status: "Warten auf Freigabe" - mit dem Nebeneffekt, die Kommentarfunktion bleibt erhalten (für eventuelle "Fan-Fiction" oder ähnliches).
Warum eigentlich? Was zieht mich herunter in die Nachdenkphasen? Ist es, weil mein Tagebuch mich an einigen Stellen schon überholt und ich von Dingen schreibe, die ich noch gar nicht erlebt habe? Ist es, weil ich meinen Blog-Kodex nicht mehr strikt einhalte? "Keine medizinischen Sachen, keine finanziellen Dinge, niemals über etwas schlecht schreiben, was andere vielleicht gut finden - und niemals, wirklich niemals darüber schreiben, wo ich mich in der Zukunft aufhalten werde, sondern immer nur darüber, wo ich in der Vergangenheit war." (Letzteres bezieht sich speziell auf Ortsangaben.)
Das Schreiben kann ich nicht so einfach aufgeben oder vorübergehend pausieren, das Internet ist mein Psychotherapeut. Ich hätte immer noch meinen Backup- und Spiegelserver, auf dem nur ich Zugriff habe...

In den 18 Jahren, die meine Seite seit 2002 online ist, war die erste Triade die Zugriffsstärkste ... einfach weil es nicht viele andere TS gab. Danach habe ich für sehr lange Zeit hier nur Selbstgespräche geführt. Seit meiner geschlechtsangleichenden Operation im Sommer 2018 und meinem Bericht darüber, steigen die Zugriffszahlen wieder und mein Blog überschreitet die Wahrnehmungsschwelle in den Ergebnislisten der Suchmaschinen im Internet. Nicht viel, aber spürbar (also in den Logfiles erkennbar).
Zeit zum Abtauchen, irgendwie das machen, was meine Musik-Ikonen in den späten Siebzigern und frühen Achtzigern mit ihren Kunstfiguren gemacht haben. Baue ich damit nicht gerade einen Kult auf? Zu unbedeutend, zu introvertiert, zu weltfremd und nur in einer Phantasiewelt lebend. Vielleicht ist es aber auch ... weil ich das Gefühl habe, ich wiederhole mich hier nur noch.

Epigone: "The Rise and Fall of Morgana LaGoth."

[17.12.20 / 18:32] So wie zur Sonnenwende die (neue) Wohnung ausgeräuchert wird, so wird zum Jahresende im Dezember das eigene Leben ausgemistet und alter Ballast abgeworfen. Ich entschlacke mein Bewerbungsprofil für die Stellensuche im Internet und entferne über die Hälfte an "Fähigkeiten und Fachkenntnissen" - den ganzen Kram, den ich mir nur hobbymäßig angeeignet habe, in denen ich sowieso nur Laienkenntnisse besitze (und die für Personaler nicht relevant sind). Weniger ist mehr ... mein Profil sieht jetzt auch viel professioneller aus.

Tag Zwei des zweiten Lockdowns und der zweiten Welle der Viruspandemie in Deutschland. Nach dem neusten Dialog mit meiner Ärztin, gehöre ich so gar nicht mehr zu der relevanten Risikogruppe, höchstens nur noch: "...formell." Nach den Werten auf ihrem Bildschirm auf dem Schreibtisch in dem Behandlungszimmer und meinem letzten Blutbild vom September - und meiner obskuren "80-Prozent-Hochrechnung" - noch ungefähr 600 T-Zellen / µl und ein stabiler Verlauf. So schlecht geht es meinem Immunsystem gar nicht. Momentan trage ich eine neue Gesichtsmaske im modischen Tarnfarben-Camouflage.

Fast ein Jahr (präzise seit März 2020 neun Monate) ohne den Zauber ... mir ist erst jetzt bewußt geworden, wie viele schöne Abendkleider ich da im Schrank hängen habe, kein einziges davon getragen diesen Sommer. Keine Festivals, keine Konzerte, keine glitzernden Clubnächte. Schwarze Schnürstiefel und Punkerkutte geht jeden Tag.
Wie empfinden das die Menschen da draußen? Vom unveränderten Straßen- und Zivilisationslärm, der von draußen durch die (geschlossenen) Fenster in meine Wohnung dringt, spüre ich keine Veränderung zum normalen Alltag. Die Katastrophennachrichten im Fernseher schalte ich gelangweilt weg, die Propagandaschlachten um den neuen, allrettenden Impfstoff tangieren mich nicht. Ich stehe zwar auf der Seite der Medizin und Wissenschaft - und war sofort dabei, als die Warn-App online veröffentlicht wurde (das Konzept an sich ist genial) - aber der Impfstoff? Ich befürchte, wenn der ausgereift auf dem Markt verfügbar ist und alle bedenkenlos damit versorgt werden können, ist die globale Viruspandemie schon längst wieder am Auslaufen. Die Medizinforscher erleiden dasselbe Schicksal wie die Programmierer der Warn-Software: "Könnte ja ’was Böses ’hinter stecken, dem traue ich nicht!" (Nicht mein Zitat.)

Zurück zum Anfang des Textes ... wie so oft und in der dunklen Zeit immer wiederkehrend, denke ich darüber nach, Morgana mal wieder sterben zu lassen - damit sie sich im neuen Jahr als Feuervogel aus der Asche neu emporheben kann - so als rituelle Reinigung. (Und bitte dieses Mal nicht höchst besorgt die Polizei rufen, das ist nur literarisch und spirituell gemeint.)

Prosatext in Kursiv!

[10.12.20 / 22:58] Jetzt wird es knifflig ... Post vom Jobcenter. Mit Ablauf des kommenden Monats Januar (nach dem Jahreswechsel) endet auch schon wieder der kurze Bewilligungszeitraum für die "Arbeitslosenstütze". Ich habe tatsächlich nicht aufgepaßt und den Antrag auf Hartz IV im August einen Monat zu früh gestellt, von den sechs Monaten (die mir "Corona-bedingt" zustehen) werden mir nur fünf ausgezahlt, der erste wurde mit dem regulären Arbeitslosengeld auf Null gegengerechnet ... Pech gehabt. Hättest du mal genauer hingeguckt, steht extra da: "Rückwirkend auf den Ersten des Monats, in welchem Sie den Antrag gestellt haben!"
Den Weiterbewilligungszettel fülle ich nicht aus, dafür hätte ich zuerst mein bescheidenes Vermögen aufbrauchen müssen (von den paar Kröten, die das abwirft, finanziere ich meine angemieteten Internetserver). Durch die Viruspandemie und der in den Abwärtsstrudel gerissenen Wirtschaft, sieht es auf dem Arbeitsmarkt momentan nicht so besonders gut aus ... und ich weiß auch nicht, ob ich überhaupt noch in der IT-Branche arbeiten will. So eine Punkertranse im schwarzen Kapuzenhoodie erfüllt so gar nicht das Rollenbild eines "seriösen Ingenieurs" ... war ich an dem Punkt nicht schon einmal? Zurück in die Vergangenheit: 2009 - ich verbrenne meine wertlose Diplomurkunde mit meinem alten männlichen Namen drauf (nur bildlich).
Irgendwo muß die Kohle jetzt herkommen, die Krankenversicherungsbeiträge werden ab Februar mein angespartes Guthaben rasch auffressen. Vor der bewilligten Reha im nächsten Jahr ist es eigentlich sinnlos, noch irgendwohin Bewerbungen rauszuschicken ... was ich sowieso schon seit einiger Zeit nicht mehr tue (ich habe von den Dingen und technischen Fachbegriffen, die da in den Stellenanzeigen immer genannt werden, absolut keine Ahnung und noch nie von gehört oder gelesen).
Plan B ... im Internet vor der Kamera nackt ausziehen und für Geld herumräkeln? Die bald neu eingerichtete Wohnung ließe das vielleicht zu ... aber ich werde nächstes Jahr schon Vierzig - bin ich nicht da ein wenig zu alt für? Nur weil ich einmal vor fast zehn Jahren (mit blutjungen 29) in einem Hotelzimmer irgendwo im Hannover Rotlichtviertel von einem älteren Herrn etwas als Bezahlung angenommen habe, nach erotischen Dienstleistungen, macht mich das nicht gleich zu dem Ex-Escort-Girl mit umfangreicher Erfahrung in dem Geschäft.
Weiter abwarten ... die Viruspandemie aussitzen, offen für Neues sein, mich aus festgefahrenen Strukturen und Klischees lösen. Ich bin weder die Edelprostituierte, noch der besonders fleißige IT-Ingenieur ... ich bin einfach nur eine unverheiratete Frau in ihren späten Dreißigern, die den ganzen Nachmittag vor dem Computer sitzt, an ihrer Internetseite herumbastelt, das CSS hin- und herschiebt, einen Blogartikel schreibt und sich dann den Abend auf der Couch vor dem Fernseher in ihre Leopardendecke hüllt und Science-Fiction-Serien auf ihrem Stream-Abo ansieht (und das letzte Stück Schokolade "verschwinden" läßt).

Plan B streichen, Plan C: Einen reichen Kerl angeln und bis spätestens 40 verheiratet sein.

[04.12.20 / 19:21] Momentaufnahmen / Szene 1 (Prolog).

3:30 Uhr, nachts, ein Badezimmer, im Halbdunkeln beleuchtet, ein weißes Waschbecken, rechts und links mit breiten Ablageflächen, ein großer Spiegel reicht bis runter an die Kante des Beckens mit einem in Chrom glänzenden Wasserhahn. Über dem Badezimmerspiegel, der die volle Breite ausnutzt, befindet sich eine Leiste mit drei gelblich-weiß leuchtenden Halogenlampen, von den drei Lampen leuchtet nur noch eine, die anderen beiden sind schon lange ausgefallen.
Eine Hand streicht über die weiß schimmernde Keramikfläche links neben dem Waschbecken ein paar Krümel und Pulverreste einer soeben mit einer Rasierklinge zerteilten Tablette zusammen, ungeachtet der hygienischen Zustände, wird das weiße Pulver über die Kante der Badezimmergarnitur in die darunterliegende, andere Hand geschoben, aufgefangen, mit einer Bewegung zum Körper hin in den Mund eingeworfen, mit einem Schluck Wasser nachgespült, die letzten, weißen Krümel mit der Zunge von der Handfläche abgeleckt - und was an Pulverresten noch über ist - mit der Nase aufgesaugt und durch die Atemwege gezogen.

Zurück im Schlafzimmer, ein winziges, senkrecht stehendes Fenster in der Dachgaube, geschlossen und an den Fensterkanten oben und rechts neben dem Fenstergriff, in den Ritzen mit dicken Baumwollhandtüchern notdürftig ausgestopft, ein kalter Windzug zieht trotzdem noch hinein. Fern abseits am Horizont, beim Blick nach draußen in die Nacht, leuchtet eine Fabrikanlage, angestrahlt von großen Scheinwerfern, einen Lichtkegel in den dunklen Himmel werfend - ein ohrenbetäubender, alles durchdringender und niederfrequenter Schall zerreißt die nicht und niemals vorhandene Stille der Nacht ... jeder Nacht.
Ein mit schweren Steinen beladener Güterzug rangiert quietschend auf den Gleisen des Güterbahnhofs zwischen dem Wohnhaus mit dem kleinen Dachgeschoßfenster und der ein paar hundert Meter weiter entfernten Fabrikanlage hin und her. Der seit zwei oder drei Jahren durch den fehlenden Regen, ausgetrocknete und in dieser Gegend sonst übliche Moorboden überträgt jede Vibration - alles in dem kleinen Zimmer wackelt und scheppert.
Ein Konvoi an LKWs rauscht an der ausgeschalteten Ampelkreuzung dicht neben dem Haus vorbei, eine Umgehungsstraße wird den Einheimischen schon seit 30 Jahren versprochen - seit diesem Jahr existiert auch schon am Ortsrand eine Geisterkreuzung ins Nichts - aber wann dort wirklich mal eine Straße gebaut wird, ist unklar. Wer hier wohnt, zieht entweder weg oder ist durch andere Umstände gebunden und gefangen ... und stirbt irgendwann.

"Diese Kleinstadt in der tiefsten Provinz hat ein ernsthaftes Drogenproblem ... wo doch alle so glücklich sind?"

[29.11.20 / 03:27] Noch mehr Blut ... ich sieche so dahin. Den Kampf gegen die Pilzinfektionen habe ich schon aufgegeben (der halbe Fußnagel ist weg), jetzt kriechen die ganzen Bakterien, einen Meter höher, durch die Harnröhre meines angegriffenen Körpers. Typisches Frauenleiden. Harnröhrenentzündung ... eklig, mit blutigen Ausfluß.
Das so etwas nach der geschlechtsangleichenden Operation mit der verkürzten Harnröhre bei mir dann häufiger auftreten kann, das hatte ich schon, vielleicht vorher, in Gedanken - aber daß das auch blutet? Und ich dachte, Transfrauen bluten "da unten" nur einmal - nach der großen Operation. Irgendwo im Badschrank habe ich noch eine halbe Packung Damenbinden / Slipeinlagen, wenn sich das nicht die nächsten Tage bessert...

Corona Lockdown - Irgendwo auf der anderen Seite der Welt sterben hunderttausende Menschen ... und irgendwo auf dieser Seite der Welt geht das Leben normal weiter. Alle Menschen gehen arbeiten, alle Menschen gehen einkaufen - nur jetzt eben mit einem Stück Papierfetzen unter und über der Nase. Und es gab dieses Jahr irgendwie keine richtige Urlaubsreise. Die Menschen, die hier unbeachtet sterben, sterben alleine, isoliert in ihren Wohnungen, isoliert in einem Krankenhauszimmer.
Betrifft mich das auch? Momentan wird im Netz diskutiert, ob ich mit meiner chronischen Erkrankung (die "MS") und der immunmodulierenden Therapie (die mit dem Risiko für "schwere Lymphopenie") überhaupt zu einer besonders schützenswerten Randgruppe gehöre. Ich könnte bei dem nächsten Arzttermin in der neurologischen Praxis in zwei oder drei Wochen mal wieder nach einer Blutabnahme fragen ... gefühlt bin schon wieder kurz vor der Definitionsgrenze zu AIDS. (Auch wenn es mir moralisch schwerfällt, mich mit den wirklich tragischen HIV-Patienten zu vergleichen - ich müßte einfach nur meine Medikamente absetzen, mich mit einer ungewissen Zukunft arrangieren, als "matschige Tomate" leben ... wenn ich nicht vorher schon an PML krepiere.)
Düstere Gedanken. COVID-19 ... und bis vor wenigen Tagen war meine einzige Sorge, ob meine Kreditkarte noch gedeckt ist, damit ich mein monatliches Amazon-Prime-Abo bezahlen kann, damit ich in meiner häuslichen (und selbstgewählten) Isolation immer mit "Seriennachschub" versorgt bin.

Zu etwas Anderem ... die Renovierung der Wohnung unter mir geht voran, die Küche kann ich so übernehmen (da steht schon meine Minibar aus Leipzig drin), das "Schrankzimmer" ist auch schon fertig. Schlafzimmer, Flur und Wohnzimmer fehlen noch (das sanierte Bad muß ich noch umgestalten). Ich lasse meine ganzen Vorstellungen für das Innenraumdesign in die laufenden Arbeiten mit einfließen ... woher meine Inspirationen für die "Themenzimmer" kommen, wird erst nach und nach sichtbar: Swingerclubs, Laufhäuser, Bordellwohnungen und schummrige Nachtclubs mit Rotlicht. Bis die neue Wohnung einzugsbereit ist, vergehen noch einige Wochen.

Mehr passiert momentan nicht...

[13.11.20 / 14:38] Drei Monate nach der Antragstellung, der Bescheid mit der "vorläufigen Bewilligung" vom Jobcenter. Ich traue der ganzen Sache noch nicht. Warum überlappt sich der Corona-bedingte sechsmonatige Auszahlungszeitraum der "432-Euro-Stütze" mit dem letzten Monat meines regulären Arbeitslosengeldbezugs im August? Warum wird dieser Monat dagegengerechnet und abgezogen? Hätte ich den Antrag auf Hartz IV doch erst im September stellen sollen - und nicht so pflichtbewußt (wie ich es getan habe) zwei oder drei Wochen bevor das Arbeitslosengeld ausläuft? Bescheißen die mich etwa? (Nicht, daß das auf Gegenseitigkeit beruht...)
Wie ist das in dem "Behördengeschwurbel" ein paar Blätter weiter gemeint, das mit der "Erstattung von Überzahlungen" nach "abschließender Entscheidung" des "monatlichen Leistungsanspruchs" - blickt da überhaupt jemand durch? Muß ich irgendwann nach einem Jahr das alles wieder zurückzahlen, weil dann die "vorübergehende Aussetzung der Vermögensprüfung" rückwirkend wieder eingesetzt wird? So viele Fragezeichen.
Wie einfach war das noch vor neun oder zehn Jahren, als ich mittellos nur ein paar Zahlen in das Antrags- oder Weiterbewilligungsformular gekritzelt habe und mit der Kohle nach Kalifornien abgehauen bin...

Zumindest die Beiträge für die Krankenkasse sind noch für die nächsten zweieinhalb Monate gedeckt.

[07.11.20 / 22:19] Ich werde hier noch verrückt ... eingeschlossen in der Isolation. Alles was ich tun kann, ist dagegen anzutanzen. Das Strobo-Effektgerät allein in meinem Zimmer, mein Schatten an der weißen Wand. Über den Computer und die Lautsprecher läuft auf der Streamingplattform Twitch schon den ganzen Tag (und noch die ganze Nacht) eine Online-Spendenkampagne der Gothic-DJs rund um die Welt mit Livesets: "Light It Black".
Seit März (wenn nicht sogar Februar) - keine Partys, keine Discos, keine Clubs, keine Tanzflächen, nicht Ausgehen, nicht Menschen treffen, keine Kontakte, keine körperlichen Kontakte ... kein Sex! Ich gehe ein.
Die Musiker und die DJs, die von ihrer Musik leben, trifft es hart. Es bricht alles weg. Ich mache meine Musik nur hobbymäßig, mein DJ-Koffer steht seit dem Sommer weiterhin ungeöffnet in der Ecke (ich baue immer noch meine Musiksammlung auf). Während ich (zurück von der "Tanzfläche" / Wohnzimmerteppich) vor dem Computer sitze und den Online-Stream mit der aufgelegten Musik beobachte, bastle ich an dem anderen Bildschirm daneben an dem Booklet für mein neues Album (eine Zusammenstellung aller meiner Singles auf CD).

Keine Arbeit, keine Kontakte, keine Perspektive, keine Hoffnung - nur die wirre Vorstellung, wenn das alles vorbei ist, beruflich etwas "vollkommen Neues" zu machen (von dem ich noch nicht einmal weiß, in welche Richtung das gehen soll).

(Kleines Update: Ich habe etwas investiert ... in ein neues, "professionelles" Headset, für Online-Videochats!)

[07.11.20 / 14:04] Knapp drei Monate, seit ich meinen Antrag auf Hartz IV gestellt habe - bewilligt (oder abgelehnt) ist immer noch nichts. Es kommen nur alle paar Wochen (bzw. Monate - seit September!) Briefe bei mir zu Hause an ... mal fehlt noch dieses oder jenes Formular (die habe ich doch schon dreimal ausgefüllt und abgeschickt!), mal sind "Unklarheiten", mal muß ich weitere neu erdachte Formulare und Nachweise noch "fristgemäß" nachreichen. Stasi-Methoden. Es wird auf Zeit gespielt, hinausgezögert, ich werde wie bei einem Verhör unter Druck gesetzt, bis ich einen Fehler mache und mich in Widersprüche verwickele. Ziel ist es, etwas zu finden, um den Antrag abzulehnen. Das das Geld auf meinem Konto seit mehreren Wochen immer weniger wird (kommt ja auch nichts mehr rein) - egal. Das ich seit zwei Monaten faktisch gar keine Krankenversicherungsbeiträge mehr zahle (oder abgeführt werden) und daß ich eine Krankenversicherung eigentlich dringend benötige - weil die monatlichen MS-Medikamente mit mehreren tausend Euro für mich ansonsten unbezahlbar sind (amerikanische Verhältnisse) und weil ... weil ich sonst auch keine Hormone mehr auf Rezept bekomme (der Alptraum aller Transpersonen) - auch egal.
Menschen, die nie Leistungen beim Jobcenter beantragt haben, wissen nicht, wie es da abläuft. Das sind keine netten Menschen! Stellt euch einfach mal vor, was deutsche Behörden in der jüngeren Geschichte schon alles gemacht haben: Gestapo, Stasi, Repressalien, Willkür, Machtmißbrauch. Eins zu Eins. Der bedürftige Antragsteller (in meinem Fall die bedürftige Antragstellerin) ist nur ein "asoziales Element" - Abschaum der Gesellschaft.

Ich wollte nie wieder Hartz IV beziehen ... die Jahre zwischen 2009 und 2012 haben mir emotional zu sehr zugesetzt.

[05.11.20 / 14:58] "Niemand hat gesagt, daß es einfach wird." Kurz nach 3 Uhr nachts suche ich wieder den Badezimmerschrank nach Schlaftabletten ab. Die letzten Nächte waren gemischt, einige vollkommen normal - mit um Mitternacht Einschlafen und um 8 oder 9 Uhr wieder Aufwachen - andere hingegen schwer ... mit Alpträumen, stundenlangen "Gedankenrausch-Phasen", langes Wachliegen und Herumdrehen. Ich will von dem Zeug wegkommen, jedes Mal, wenn ich eine von meinen Tabletten einwerfe, für gewöhnlich so zwischen 2 oder 4 Uhr die Nacht, bin ich den nächsten Tag kurz vor Mittag, beim Aufwachen, extrem träge, mürrisch, mies gelaunt - und es dauert noch Stunden bis in den frühen Nachmittag, bis ich wieder halbwegs normal in meinem Kopf bin.
"Die letzte Tablette! Es gibt keine mehr! Da mußt du jetzt durch!" Das letzte Viertel der mit der Rasierklinge gestückelten Antidepressiva- und Schlaftablette werfe ich erneut gegen 2 Uhr nachts, vor dem Badezimmerspiegel stehend, ein. Die Wirkung verpufft geradezu, zurück im Bett liegend, unter dem ganzen Streß, es könnte meine letzte gewesen sein und da ist keine mehr im Medizinschrank im Badezimmer. Was mache ich, wenn ich wirklich mal eine brauche? Panik, Gedanken. Irgendwann schlafe ich trotzdem ein.
Die zweite Runde, etwa 24 Stunden später: "Die Packung ist leer! Es ist alles weg! Da sind jetzt wirklich keine mehr!" Ich lege mich die folgende Nacht schon kurz nach Mitternacht in mein Bett, an meinem Plan, alle Geräte mit Bildschirm schon vor 0 Uhr auszuschalten, halte ich mich - ich habe sogar den Dark Mode auf meinem Smartphone aktiviert, mit Zeitschaltung! (Und ebenso wie auch den Fernseher und den Computer dann ausgeschaltet.)
Hin- und herwälzen, ständig erneut von Null bis Hundert zählen, die Atmung anpassen und verlangsamen, jedes Mal ein "Gedankenstop!" laut denken, sobald die Gedanken wieder anfangen zu kreisen. (Die üblichen Themen, was wird aus mir ohne Arbeit und Beruf, ohne Geld und ohne soziale Kontakte?) 2 Uhr nochwas: Da im Schrank im Badezimmer liegen irgendwo noch solche leichten Tabletten aus der Drogerie, die noch nie gewirkt haben. Ich stehe auf, gehe ins Badezimmer, schalte das Licht vor dem großen Spiegel ein, öffne das Schränkchen neben dem Waschbecken und suche nach der Packung ... alles vollgekramt, irgendwo dahinten ist sogar noch eine - wahrscheinlich leere - Schachtel mit dem anderen, härteren Zeug. Ich breche eine Tablette aus der Packung mit dem leichten Drogerie-Zeugs.
Zurück im Bett ... hin- und herwälzen, ständig erneut von Null bis Hundert zählen - hatte ich das nicht eben gerade schon? 3 Uhr die Nacht: Ist die Packung mit den anderen Schlaftabletten wirklich leer? Das klang nicht so, als ich die vorhin in der Hand hatte und mal geschüttelt habe. Zurück ins Badezimmer, geradezu ein sich seit Jahren festgefahrenes, allnächtliches Ritual. Ich räume mitten in der Nacht das Regal in dem Badezimmerschrank neben dem Spiegel und dem Waschbecken leer. Es ist voller Pappschachteln mit den unterschiedlichsten Tabletten, Pillen und Mittelchen gegen alles was mich so plagt (Erkältungszeugs, Schmerzmittel, leicht und heftig, diverse Cremes gegen alle möglichen Haut-, Nagel- und Schleimhautpilze - mein Immunsystem ist definitiv runter).
Ich öffne die hervorgekramte Packung mit den schlaffördernden Antidepressiva - und da sind wirklich noch zwei Blister drin. Zweimal zehn Stück, umgerechnet auf jede Tablette auf ein Viertel durchgebrochen, könnte ich damit noch die nächsten 80 Tage bzw. Nächte durchkommen. Und so hat sich mein Vorhaben, in den kalten Entzug zu gehen, in Luft aufgelöst. Alles beim alten, keine Veränderung, ich habe nicht mal zwei Nächte durchgehalten.

[01.11.20 / 12:35] Corona Lockdown 2020 #IchBinDieseRisikogruppe - Ich werfe jetzt einfach mal so einen Hashtag in den Raum. Mein Immunsystem ist durch die schweren MS-Medikamente, die ich nehme, ständig auf einem bedenklich (wenn nicht sogar gefährlich) niedrigen Niveau ... keine Ahnung, ob das jetzt vom medizinischen Standpunkt aus für oder gegen ein "erhöhtes" Risiko spricht. (Der Hashtag kann von allen weiterverwendet werden.)

[27.10.20 / 23:13] Ein paar Wochen nach der letzten IPL-Behandlung, das Telefonat den Tag. Ich mache für die nächste Zeit keine weiteren Termine mehr, auf der linken Wange habe ich nur ein einziges, dunkles Haar entdeckt ... und außerdem werde ich für die nächsten Wochen (oder Monate?) wohl nicht mehr aus dem Haus gehen wollen (die Viruspandemie). In spätestens fünf Jahren werden sich wieder genug neue, dunkle Haare "zusammengerottet" haben (die Heilkräfte des eigenen Körpers nicht unterschätzen) und dann kann ich eine weitere, kosmetische Haarentfernung starten.

[21.10.20 / 15:55] ...oder etwa doch nicht? Der Brief mit dem Datum meiner bevorstehenden Reha überrascht mich nicht wirklich - mit einer etwas längeren Wartezeit habe ich gerechnet (es sind noch drei Monate). Aber was sich da gerade herauskristallisiert ... es ist gar keine "psychische" Reha - es ist eine neurologische Rehabilitation. Es geht hier nur um meine kognitiven Beeinträchtigungen - also die MS-typische Fatigue.

Bin ich am Ende vielleicht gar nicht verrückt? Wurde ich nur in diese Richtung gedrängt und abgeschoben? Die letzten Nächte waren wieder sehr intensiv, Mitternacht ins Bett gehen, fünf oder sechs Stunden wach liegen und grübeln, fünf oder sechs Stunden anschließend schlafen - bis Mittag. Zeit genug, um über alles nachzudenken.
Was, wenn ich ganz am Anfang, als ich mit der Arbeitsstelle in der Ingenieur- und Softwarebranche angefangen habe und mir mit meinen neuen, übertragenen Aufgaben viel Zeit gelassen habe - um alles ganz genau und richtig zu machen, die Arbeitsschritte dreimal zu wiederholen, alles noch einmal zu überprüfen - weil ich wußte, ich mache Fehler mit meiner nicht so guten Konzentration ... und das irgendwie vom Management negativ aufgenommen wurde? Das ich MS habe, habe ich lieber als furchtbares Geheimnis für mich behalten [Anm. der Verfasserin, fast bis zum Schluß, aber da war es schon zu spät].
Die Abwärtsspirale setzt sich in Gang: "Frau K. macht zu viele Fehler. Frau K. hält die Termine nicht ein." (Frau K. übertragen wir ab jetzt keine Aufgaben mehr.) In tödlicher Langeweile ziehe ich von da an, frustriert und demotiviert, nur noch "Kreise mit dem Mauszeiger" auf dem leeren Arbeitsbildschirm. Weiter die nächsten Wochen, Monate, Jahre, unzählige schlaflose Nächte, Depressionen, Selbstmordgedanken ... jeden Tag mit dem Auto durch diese gespenstische Baumallee auf dem Weg zur Arbeit fahren. Frau K. muß von ihrem Arbeitsplatz entfernt werden.
Die Geschichte läßt sich in meinen Tagebucheinträgen nachlesen, mir wurde nahegelegt, mich auf unbestimmte Zeit krank schreiben zu lassen, mich in eine psychiatrische Klinik einweisen zu lassen und danach (ein halbes Jahr später), mit enormen psychischen Druck und vollgepumpt mit Psychopharmaka, "freiwillig" den Aufhebungsvertrag zu unterschreiben. Immerhin, ich bin aus diesem Scheiß Laden (ein nicht näher genannter, großer, deutscher Technologiekonzern) raus. Es stört mich nur, daß ich so behandelt wurde, wie Menschen mit MS noch einige Jahrzehnte vorher, abgeschoben in Heilanstalten und Kliniken, zusammen mit all den anderen psychisch Kranken, reduziert auf die Stufe des: "Für die produktive Gesellschaft nicht mehr tragbar." (Oder von keinem Nutzwert.)

Ich verbringe wirklich viele Stunden die Nächte mit Nachdenken. Das ich auch noch eine transsexuelle Frau bin - die in diese ultrakonservative (und in Teilen erschreckend faschistoide) Gesellschaft weder hineingehört, noch in dieser erwünscht wird, ist nur der dritte Pfeiler in meinem ganzen Gedankenkonstrukt.

Die Gesellschaft ist nur so stark, wie sie mit ihren Schwächsten umgeht.

[14.10.20 / 15:59] Ich werde weiter von meinen Dämonen getrieben - habe ich die eine Nacht mit den Gedankenechos noch ohne Tabletten überstanden, sieht es die darauf folgenden zwei Nächte anders aus. Die erste der beiden Nächte hänge ich bis 4 Uhr morgens vor dem Computer, kann mich von der Arbeit nicht trennen. Den Nachmittag habe ich angefangen, ein Offline-Handbuch für ein paar PHP-Funktionen zu schreiben, gegen 22 Uhr wieder alles verworfen, in den Papierkorb auf dem Desktop geschreddert - und alles noch einmal von vorne angefangen ... bis in die frühen Morgenstunden. Ich brauche den schnellen Zugriff zum Nachlesen auf die Verschlüsselungsfunktionen, um bei der Programmierung meines Mailprogramms mit dem nächsten Sprint anzufangen - die Art und Weise, wie ich am Anfang (2013) die Schlüsselverwaltung konzipiert habe, ist einfach nicht mehr tragbar, sicherheitstechnisch stark bedenklich und muß dringend modernisiert werden. Erst dann kann ich mein Programm als Open Source im Internet freigeben, bzw. veröffentlichen. Ich schalte den Computer aus, schirme das kleine Dachbodenfenster mit einem Handtuch vor dem Tageslicht in wenigen Stunden ab und werfe einer meiner auf ein Viertel geteilten Antidepressiva-Tabletten ein. Ich weiß, das Licht des Computermonitors ist nicht wirklich förderlich zum Einschlafen.
Die zweite Nacht ... die beschissene. Nächte, wie diese suchen mich permanent seit letztes Jahr heim. Das Bild in meinem Kopf - ist immer da. Ständig. Eingebrannt. Ich werde es nicht los, sehe es immer wie auf einer Folie vor mir, während ich normal weiterlebe und meine Umwelt wahrnehme. [Vorsicht Trigger!] Er liegt auf mir, zerquetscht mich mit seinem Gewicht, versucht in mich einzudringen, bereitet mir Schmerzen - und ich kann mich nicht wehren. Die ersten zwei Stunden, zwischen 1 und 3 Uhr die Nacht, liege ich auf meiner Grübelcouch vor dem ausgeschalteten Fernseher und versuche die Geschehnisse von diesem Tag im Juli des vergangen Jahres (2019) aufzuarbeiten, das Trauma der Vergewaltigung zu bewältigen. Ich baue meine Gedanken weiter auf ... was wäre, wenn er es doch geschafft hätte, die Wohnungstür mit voller Wucht aufzubrechen, nachdem ich ihn nach seiner Tat rausgeworfen hatte? In früheren Gedankenexkursionen hätte er sich bei mir entschuldigt, weil er mich ja liebt. Aber so in seinem Rausch mit dem ganzen Alkohol und den Drogen - und er war wütend: Er bricht die Wohnungstür auf, sieht mich, stürmt auf mich zu, verpaßt mir ein paar Faustschläge, ich falle zu Boden, er holt aus meiner Küchenecke direkt daneben das kleine, spitze Messer und sticht mehrmals auf mich ein - bis ich blutüberströmt in meiner Wohnung liege ... halbnackt.
Meine Gedankenvorstellung geht weiter, natürlich habe ich das alles überlebt und konnte per Telefon Hilfe suchen. Zurück in die Realität, auf meine Couch mitten in der Nacht ... auf Drogen könnte ich ihm alles zutrauen. Warum hast du nicht einfach auch zu weinen angefangen, als du mich weinen gesehen hast? Das wäre das einzig schöne Ende gewesen. 3 Uhr nach Mitternacht, ich breche meine Gedankenschleife ab und versuche mich von der Couch in mein Bett zu legen ... ich bin so tief drinnen, in meinem realen Alptraum, daß auch das Einschlafen die weitere Nacht nicht richtig funktioniert. Ein neues Viertel der Tablette einwerfen, warten ... im Bett hin- und herwälzen. "Ach, scheiße..." Zurück ins Bad, das Licht vor dem großen Spiegel anschalten, mir neben den weißen Waschbecken mit der Rasierklinge das nächste Viertel der schlaffördernden Antidepressiva herausbrechen und einwerfen. Blick in den Spiegel, die wild zusammengewuschelten, langen, blonden Haare, die dunklen Augenringe ... wenigstens keine Tränen. Es ist 4 Uhr den Morgen und ich klemme erneut, zurück in dem Dachbodenzimmer mit meinem Bett, das große Badehandtuch in die Ritzen rings um das kleine Dachbodenfenster. Das Tageslicht und den Tageslärm in den nächsten Stunden abschirmen.
Der Tag darauf ... wie immer, ich wache zugedröhnt kurz vor 12 Uhr mittags auf. Es ist in meinem Zimmer dunkel (es sind ja auch alle Fenster zugezogen), von draußen dringt nur der omnipräsente und immerwährende, dumpfe Verkehrslärm herein, ständiges Bremsen und Anfahren der schweren LKWs im Sekundentakt an der Ampelkreuzung ein paar Meter neben mir, auf der stark befahrenen Bundesstraße dicht am Haus. Nachts ist die Ampel auf blinkendes Gelblicht umgeschaltet, dann rauschen die Schwerlaster nur im Fünfzig-Sekundentakt an mir vorbei, mich trennt nur ein weiteres Zimmer und die Hauswand.
Ich nehme das Duschhandtuch von dem Dachbodenfenster, ein Blick raus, es ist düstergrau bewölkt, unmittelbar bevor in wenigen Momenten ein naßkalter Regen diesen trüben Herbsttag einsetzt. Ich weiß, ich bin anfällig für Winterdepressionen, das mit dem die Nächte vor dem Computer sitzen, kann ich kontrollieren, darauf habe ich Einfluß und ich war den Sommer schon auf dem besten Weg: Kein Computer oder Fernsehen nach Mitternacht! Die andere Sache, das mit dem Trauma - und es ist so eine richtig echte Gewalterfahrung - dagegen kann ich alleine nichts machen. Das ist eben passiert. Hast du eben Pech gehabt. Damit muß ich jetzt leben. Es wird mich auch die nächsten Jahre immer wieder verfolgen.

Zu etwas Erfreulichem: Mein Reha-Antrag ist durch! Ich darf jetzt eine vierwöchige, psychosomatische Kur machen (klingt auch viel besser als "vier Wochen stationär in der Geschlossenen"). Wie das gerade mit der latent vorhandenen und erneut ausbreitenden Viruspandemie geregelt wird, weiß ich noch nicht. (Und noch etwas Erfreuliches, ich habe neue Leute kennengelernt und war sogar das letzte Wochenende "draußen", gemeinsam etwas essen, ein wenig zusammen unterhalten, Menschen treffen ... aus der selbstauferlegten Isolation ausbrechen!)

Es geht weiter...

[10.10.20 / 02:37] Ich bin ein Kaktus - du kannst mich gießen, du kannst mich ins Fensterbrett stellen, kannst dich an mir erfreuen, vielleicht blühe ich auch mal ... aber ich werde dir nie etwas geben, dich immer nur stechen.

Und so verbringe ich mittlerweile schon Jahrzehnte die Nächte auf meiner Grübelcouch - ich bin das toxische Element in der Beziehung, unfähig, eine einzugehen oder eine aufrechtzuerhalten. Wälzend in Selbstmitleid oder in der Märtyrerrolle, bis ich von mir selbst angewidert bin ... und ich war an diesem Punkt schon vor sechzehn Jahren. Immer wieder falle ich in diese Gedankenschleife, mindestens eine Nacht die Woche - immerhin, das waren mal viel mehr. Die Person, um die es geht, lebt schon lange nicht mehr, sie ist für mich tot ... es fällt mir nur schwer, das zu akzeptieren, langsam zu realisieren.
"Recht auf Vergessen" - Wie gehe ich damit um, wenn jemand vergessen werden will und ich die Erinnerungen nicht einfach so auslöschen kann? Was mache ich, wenn ich zwar konsequent keine Annäherungsmomente an Frauen zulasse, ich aber in meinen Verhältnissen und Liebschaften zu den Männern trotzdem immer wieder in die alten und destruktiven Muster zurückfalle? Männer sind nicht immer so robust, daß sie mich (gefühlsmäßig) aushalten. Bin ich wirklich einfach nur emotional verkrüppelt und stark traumatisiert oder einfach nur ... autistisch? "Kombinierte Persönlichkeitsstörung." (Mit Depressionen und allem drum und dran.)
So viele schlaflose Nächte ... Punkt 1: Die "Grübelcouch" - schon eine Verbesserung, ich halte das Bett gedankenfrei. Punkt 2: Im Bewußtsein klar werden - du kannst die Probleme auch nicht lösen, wenn du die ganze Nacht darüber nachdenkst! (Schreib sie einfach auf! Ja ... geh an den Computer!) Punkt 3: Noch eine Tablette einwerfen...
Die Packung schlaffördernder Antidepressiva neigt sich dem Ende entgegen, ich glaube, das Zeug nehme ich jetzt schon, mehr oder weniger ununterbrochen, seit vier Jahren. Die Dosis ist seit einiger Zeit von mir auf ein Viertel reduziert, ich nehme den letzten Rest auch nur noch jede zweite oder dritte Nacht. Wenn die Schachtel aufgebraucht ist - gehe ich dann in den kalten Entzug? (Immerhin, mein Körpergewicht liegt wieder dauerhaft unter 60 kg, ich habe wieder meine magische "58" auf der Waage erreicht!)

Gedanken ... Gedankenschleife ... Gedankenecho ... immer wieder Nacht für Nacht - ich bin es leid und breche einfach aus.

(Und es geht auch ohne Tabletten ... Nachtrag Sonnabend kurz vor Mittag wieder wach, zwar mies gelaunt, aber ohne den ganzen "Matsch im Gehirn.")

[08.10.20 / 19:48] Ich habe jetzt einen PayPal.Me-Link ... das Jobcenter drückt sich weiter um die Entscheidung, ob mein neuer Hartz-IV-Antrag bewilligt wird, oder nicht - schon seit fünfeinhalb Wochen überfällig! Die Zimmer auf dem Dachboden sind saukalt (19-20°C - zu geizig, um zu Heizen) und ohne Stütze vom Staat kann ich mir keine Designer-Klamotten kaufen und auch nicht meine Musiksammlung um ein paar Alben mehr aufstocken (ich will irgendwann die 500 erreichen, momentan sind es um die 340). Wer spenden will, gerne (vielleicht revanchiere ich mich dafür mal mit einem "Damenbesuch").

PayPal.Me-Link über eMail anfragen

Update am 13.11.2020: "Grundgütiger! Das macht ja wirklich jemand." Vielen Dank an die unbekannte Spenderin. Der Betrag geht zur einen Hälfte in ein Soli-Ticket für die Clubs in Leipzig und zur anderen in ein oder zwei Musikalben für meine Sammlung - aber erst nach meinem Geburtstag in anderthalb Wochen.

[02.10.20 / 15:40] Ich habe vielleicht das Mysterium gelöst, warum ich seit über einem Jahr keine Mails mehr vom root bekomme und auch sonst keine Server-internen Mails. Die letzten zwei Wochen habe ich etwas an meiner Mail-Software gearbeitet und u.a. eine "Alias-Funktion" eingebaut - die Benutzer auf meinem Mailserver können jetzt ihre Alias-Adresse auch zum Senden verwenden (sie wird nur als Bestandteil des persönlichen Namens neben der eigentlichen Mailadresse aufgeführt). Sechs Tage programmieren, drei Tage ausgiebiges Testen - ich bin als ausgebildete Systemtesterin vom Fach.

SMTP connect() failed. https://github.com/PHPMailer/PHPMailer/wiki/Troubleshooting

Die Testmail wurde nicht versendet ... kann es sein, daß ich seit längerer Zeit auf meinem Server überhaupt gar keine Mails mehr versenden kann? Die über die Fehlerausgabe angegebene Internetadresse des PHPMailer-Projektes und die zusätzlich eingeschaltete Debug-Ausgabe im PHP-Skript hilft mir auch nicht unbedingt weiter:

$mailer->SMTPDebug = SMTP::DEBUG_SERVER;

SMTP Error: Could not connect to SMTP host.

Zwei Computermonitore, der linke mit der Webmail-Oberfläche im Browser, der rechte mit einem Fenster des Texteditors (für die PHP-Skripte) und ein offenes Terminalfenster für die SSH-Sitzung als root auf meinem Mailserver. Ein Blick in die laufenden Logfiles des Exim als verwendeter MTA bringt mehr Erkenntnis:

# less /var/log/exim4/mainlog
[...]
2020-10-01 20:16:15 TLS error on connection from mail.oNsOcSmPaAiMl.net (www.oNsOcSmPaAiMl.net) [212.227.193.212] (gnutls_handshake): A TLS fatal alert has been received.

Aha ... ein Fehler im GnuTLS Handshake ... was immer das auch zu bedeuten hat. Ich bin jetzt wenigstens auf der richtigen Spur. Den Exim hatte ich letztes Jahr so konfiguriert, daß er für die TLS-Verschlüsselung einfach die Zertifikate vom Apache übernimmt ... aus dem profanen Grund, die für den Webserver sind die einzigen "nicht selbst signierten" Schlüssel, die ich besitze.

# nano /etc/exim4/conf.d/main/00_exim4-config_localmacros
[...]
MAIN_TLS_ENABLE = yes
MAIN_TLS_CERTIFICATE = /etc/apache2/ssl/oNsOcSmPaAiMl.net_ssl_certificate.cer
MAIN_TLS_PRIVATEKEY = /etc/apache2/ssl/oNsOcSmPaAiMl.net_private_key.key

Ich könnte jetzt einfach die TLS-Verschlüsselung deaktivieren - wozu brauche ich die, wenn der SMTP-Dienst und der Webserver mit dem Webmail auf derselben Maschine laufen? Aber ich weiß, konfiguriere ich mein Webmail so, daß zum Senden der Mails ein fremder SMTP-Server verwendet wird, läuft alles problemlos, auch die TLS-Verschlüsselung. Nur bei mir nicht, auf meinem Server. So schnell gebe ich nicht auf...

Recherche im Internet, das GnuTLS-Projekt. Ich installiere auf meinem Mailserver die passenden Pakete, die auch ein Testprogramm enthalten und starte anschließend einen neuen Verbindungsversuch zum SMTP-Dienst (hier noch auf dem internen Port 25, Port 587 für STARTTLS wird in meiner Konfiguration für externe Mailprogramme, wie dem Thunderbird verwendet).

# apt-get install gnutls-bin
# gnutls-cli -s -p 25 smtp.oNsOcSmPaAiMl.net
Processed 126 CA certificate(s).
Resolving 'smtp.oNsOcSmPaAiMl.net:25'...
Connecting to '212.227.193.212:25'...

- Simple Client Mode:

220 mail.oNsOcSmPaAiMl.net ESMTP Exim 4.92 Thu, 01 Oct 2020 18:25:29 +0200
ehlo boo
250-mail.oNsOcSmPaAiMl.net Hello mail.oNsOcSmPaAiMl.net [212.227.193.212]
250-SIZE 52428800
250-8BITMIME
250-PIPELINING
250-AUTH LOGIN PLAIN
250-CHUNKING
250-STARTTLS
250-PRDR
250 HELP
starttls
220 TLS go ahead
*** Starting TLS handshake
- Certificate type: X.509
- Got a certificate list of 1 certificates.
- Certificate[0] info:
- subject `CN=*.oNsOcSmPaAiMl.net', issuer `CN=Encryption Everywhere DV TLS CA - G1,OU=www.digicert.com,O=DigiCert Inc,C=US', serial 0x0d3a7ce1dde5597fa9b415bf288cc097, RSA key 2048 bits, signed using RSA-SHA256, activated `2020-03-07 00:00:00 UTC', expires `2021-03-07 12:00:00 UTC', [...]

- Status: The certificate is NOT trusted. The certificate issuer is unknown.
*** PKI verification of server certificate failed...
*** Fatal error: Error in the certificate.
*** Handshake has failed

Und wieder ein kleines Stück weiter ... zumindest weiß ich jetzt, woran das Ganze hängt: der Herausgeber des Zertifikats ist unbekannt. Es fehlt möglicherweise nur das Wurzelzertifikat der Zertifizierungsstelle - auf Englisch: "CA - Certificate Authority." [Anm. der Verfasserin: die aufmerksame Leserin erkennt an dem Zeitstempel, daß ich diese Vermutung schon fast zwei Stunden vorher hatte.]

Ich suche auf der Internetseite des Anbieters für die Zertifikate (https://www.digicert.com/kb/digicert-root-certificates.htm) nach dem passenden Wurzelzertifikat mit dem Titel "Encryption Everywhere DV TLS CA - G1" - warum dieses Zertifikat nicht in dem Debian-Paket ca-certificates enthalten ist, weiß ich nicht. Vielleicht ist es zu alt, vielleicht ist die Schlüssellänge nicht ausreichend, vielleicht wurde es kompromittiert oder steht irgendwo auf einer ominösen certificate revocation list. Egal, jetzt ist es auf meinem Server (ich quelle geradezu über vor "Selbstexpertise", ohne wirklich Ahnung zu haben ... ich hab' studiert).

# mv /home/andrea/EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.pem /usr/share/ca-certificates/
# mv EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.pem EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.crt
# chown root:root EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.crt
# dpkg-reconfigure ca-certificates

Letzterer Befehl macht irgendwie dasselbe wie der Befehl: "update-ca-certificates" - nur muß das Zertifikat mit dem öffentlichen Schlüssel im lesbaren PEM-Format vorliegen und die Dateiendung ".crt" besitzen, um in die Gemeinde aufgenommen zu werden. Ein Blick in das Verzeichnis auf dem Mailserver und die Überprüfung der Konfigurationsdatei bestätigt die erfolgreiche Installation:

# ls -l /etc/ssl/certs/
[...]
lrwxrwxrwx 1 root root 34 Oct 1 22:11 44a62f50.0 -> EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.pem
lrwxrwxrwx 1 root root 61 Oct 1 22:11 EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.pem -> /usr/share/ca-certificates/EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.crt

# nano /etc/ca-certificates.conf
[...]
EncryptionEverywhereDVTLSCA-G1.crt

(Zertifikat in der Datei ohne '!' am Zeilenanfang.)

Wird es funktionieren? Ich bin aufgeregt und starte den zweiten Versuch mit dem Testprogramm für die verschlüsselte Verbindung zum SMTP-Dienst auf meinem Mailserver:

# gnutls-cli -s -p 25 smtp.oNsOcSmPaAiMl.net
Processed 127 CA certificate(s).
Resolving 'smtp.oNsOcSmPaAiMl.net:25'...
Connecting to '212.227.193.212:25'...

- Simple Client Mode:

220 mail.oNsOcSmPaAiMl.net ESMTP Exim 4.92 Thu, 01 Oct 2020 22:18:55 +0200
ehlo boo
250-mail.oNsOcSmPaAiMl.net Hello mail.oNsOcSmPaAiMl.net [212.227.193.212]
250-SIZE 52428800
250-8BITMIME
250-PIPELINING
250-AUTH LOGIN PLAIN
250-CHUNKING
250-STARTTLS
250-PRDR
250 HELP
starttls
220 TLS go ahead
*** Starting TLS handshake
- Certificate type: X.509
- Got a certificate list of 1 certificates.
- Certificate[0] info:
- subject `CN=*.oNsOcSmPaAiMl.net', issuer `CN=Encryption Everywhere DV TLS CA - G1,OU=www.digicert.com,O=DigiCert Inc,C=US', serial 0x0d3a7ce1dde5597fa9b415bf288cc097, RSA key 2048 bits, signed using RSA-SHA256, activated `2020-03-07 00:00:00 UTC', expires `2021-03-07 12:00:00 UTC', [...]

- Status: The certificate is trusted.
- Description: (TLS1.3)-(ECDHE-SECP256R1)-(RSA-PSS-RSAE-SHA256)-(AES-256-GCM)
- Options:
quit
221 mail.oNsOcSmPaAiMl.net closing connection
- Peer has closed the GnuTLS connection

Es hat funktioniert ... darauf erst mal zu kommen, daß es nur an dem fehlenden Wurzelzertifikat liegt! Gespannt verfolge ich im Terminalfenster die Ausgabe der Logfiles des Exim und sende erneut über mein Webmail eine Nachricht an mein anderes, externes Mail-Konto und "cc" eine Kopie an mich auf meinem Mailserver ... mit der Alias-Adresse als persönlicher Name.

# tail -f /var/log/exim4/mainlog
2020-10-01 22:37:34 1kO5KW-000U05-Ks <= andrea@oNsOcSmPaAiMl.net H=mail.oNsOcSmPaAiMl.net (www.oNsOcSmPaAiMl.net) [212.227.193.212] [...] id=lcyTg2P3RiTxy0u5wNB60kheQe5hOsXZLWXWCQKzx0@www.oNsOcSmPaAiMl.net
2020-10-01 22:37:34 1kO5KW-000U05-Ks => morgana@oscilloworld.de R=dnslookup T=remote_smtp [...] C="250 Requested mail action okay, completed: id=1MMX5T-1k5Att2ldf-00JlLB"
2020-10-01 22:37:34 1kO5KW-000U05-Ks Completed

"Juhu! Die Webmistress hat mir eine Mail geschickt!" In der Absenderadresse der eingegangen Mail taucht tatsächlich der Alias auf (was im übrigen vollkommen irrelevant für den SMTP ist):

"webmistress@oNsOcSmPaAiMl.net" <andrea@oNsOcSmPaAiMl.net>

Jetzt muß ich nur noch beobachten, ob die nächsten Tage und Wochen wieder neue Statusmeldungen intern über den Mailserver an mich gesendet werden (mit ganz viel "hochinteressanten" Lesestoff, so etwas wie exim paniclog und alles, was an root gesendet wurde).

Eine spannende Detektivgeschichte...

(Update zwei Wochen später, um 3 Uhr nachts: Ich glaube, jetzt habe ich es wirklich herausgefunden. Ich hatte letztes Jahr unbedarft die system_aliases aus der exim4-config herausgeschmissen ... natürlich konnte dann die Datei /etc/aliases nicht mehr gelesen werden und die systeminternen Nachrichten an root wurden seitdem nie wieder an meine Mailadresse weitergeleitet.)

[01.10.20 / 13:03] IPL-Nachbehandlung #14 (#31) - Es wird schwer, ein dunkles Haar zu finden. Die hellen Haare unter der Unterlippe sind gerade in einer optimalen Wachstumsphase und werden mitbehandelt, die hellen Haare am Kinn und die störenden am Mundwinkel sowieso. Noch spüre ich die Schmerzen, noch riecht es nach jedem Blitz nach verbrannten Haaren - aber für die nächste Behandlung habe ich noch keinen Termin. Die nächsten Wochen kann ich entscheiden, ob ich noch zwei oder drei weitere Behandlungen will (und ob ich die mir überhaupt noch leisten kann), dafür muß ich die nächsten 14 Tage mein Gesicht beobachten ... nach der letzten Behandlung waren da noch eine Vielzahl an kurzen und feinen, weißen Haaren - und fünf bis zehn dicke und lange helle Haare an der Wange und auf dem Kinn (die zum Entfernen).

[21.09.20 / 21:48] "Das Modell filmt sich selbst"

Kamera: Morgana LaGoth
Schnitt: Morgana LaGoth

www.oscilloworld.de/morgana81/

CC BY-NC-SA/4.0
MMXX

Laufzeit: eine Minute und fünfzig Sekunden.
Bildfrequenz: zwölf Bilder pro Sekunde.

Ich mache aus Pornos Kunst...

[17.09.20 / 20:07] "Die Vulva - eine kunsthistorische Betrachtung." Benutzte Werkzeuge und Techniken: Photoshop Version 6.0 aus dem Jahr 2000 mit dem Kunstfilter "Fresko" (Pinselgröße: 2 / Details: 8 / Struktur: 1) und der Bildeinstellung "Farbton/Sättigung" (Bearbeitungsmodus: Standard / Farbton: +15 von +180 / Sättigung: -50 von -100 / Lab-Helligkeit: -5 von -100). Schön zu sehen in der Bildkomposition ist die Anomalie. Der operativ verbliebene Rest des Schwellkörpers drückt bei sexueller Erregung das untere Ende der inneren Schamlippen zwischen dem Vorhof mit dem im dunklen gelegenen Harnröhrenausgang und dem in der darunterliegenden Falte verborgenen Eingang zur Neovagina, erhaben nach außen. Entstehungszeitraum des Bildes, etwa Spätsommer 2020. Das Modell filmt sich selbst während einer nächtlichen Erforschung der inneren Lüste.

Ich weiß immer noch nicht so recht, was ich mit dem Video von vor zwei Wochen machen möchte, vielleicht eine kleine Sequenz, Schwarz-Weiß und mit Rotoskopie - auf jeden Fall verfremdet. Die Idee mit dem Bildausschnitt und dem Blickwinkel auf meine Intimzone, im Stile des französischen Malers Courbet aus der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts, habe ich schon länger ... ich stand auch schon vor dem Originalgemälde im Musée d'Orsay in Paris (und war da genauso fasziniert, wie jetzt).

Ich habe es getan ... ich habe ein Bild von ihr veröffentlicht!

(Hier hätte ein Bild sein sollen)

[14.09.20 / 23:06] Habe ich eine non-binary Komponente? Auch wenn ich meinem Alter Ego den ganzen Mist, den ich erlebe, in meinen Tagebüchern abgeben kann, so sind dennoch Morgana und Andrea ein und dieselbe Person. Aber was ist mit meinen anderen Eigenarten? Die, die so gar nicht in das feminine Bild einer Transfrau passen wollen. Wenige Stunden den späten Sonntag Vormittag zuvor, waren meine Hände noch total beschmiert von dem dunklen Kettenfett, welches ich mühsam von den Speichenfelgen am Hinterrad mit der Zahnbürste (halbwegs) bereinigt habe. Ich müßte auch mal an meinem Motorrad die Zündkerzen wechseln, oder zumindest ausbauen und die Kontaktstellen abbürsten - wie das geht, steht alles in meinem Wartungshandbuch ... auf Englisch, für das amerikanische Modell.
Meine Gedanken gehen noch weiter ... seit einiger Zeit, irgendwann das letzte oder vorletzte Jahr, stelle ich mir folgende Situation vor (nur ein Gedankenexperiment): Was wäre, wenn ich meine Brüste abbinden würde - die so klein sind, daß es sehr einfach wäre - und meine alte Lederjacke anziehen würde - die aus meiner männlichen Vorzeit, die Jacke, die ich als einzige noch behalten habe, die ich nicht weggeben konnte oder wollte (zu viele Erinnerungen an 2004) - und wie ich dann so die Nacht, mit diesem männlichen Erscheinungsbild, einfach in einen Club ausgehe? Flirtend mit anderen Frauen (habe ich noch nie gemacht) und mit dem Wissen, ich bin eine postoperative Transfrau? Ich sehe da unten jetzt nicht so aus, wie du dir das vielleicht vorstellst...
Viele Gedanken dieser Art gehen mir durch den Kopf, als ich den Sonntag Abend mit meinem Motorrad durch die anbrechende Nacht und den Lichtern der Großstadt, und weiter auf der dunklen Landstraße, zurück nach Hause fahre.

Wer bin ich?

[08.09.20 / 16:01] Ein Bewerbungsgespräch in einer nicht näher genannten Behörde für eine nicht näher spezifizierte Teilzeitstelle im öffentlichen Dienst ... das erste nach neun Monaten. Wie immer, ich bin viel zu spät. Meine Kleiderwahl ist dieselbe, wie bei meinem allerersten Bewerbungsgespräch im letzten Jahr, eine schwarze Jeans, die Hexenschuhe und das schwarze Spitzentop - nur auf den silbernen Schmuck mit den grünen Steinen verzichte ich dieses Mal. Etwas Mascara und mein Ganesha-Anhänger. Brauche ich eine Jacke? Es scheint kühl zu sein, ich greife die einzige Jacke, die ich für den Spätsommer habe - meine Punkerkutte, die schwarze Lederjacke mit den Buttons und Aufnäher: Wird schon nicht auffallen. (Spätestens die Metall-Pins bei der Sicherheitskontrolle mit dem Metalldetektor.)
Die Fahrt im Auto dahin ... nicht auf die Uhr sehen, durch den zähen Verkehr um die Mittagszeit, ich werde garantiert nicht pünktlich erscheinen. "Scheiß drauf ... ihr könnt mich mal ... das ist eh nur eine Farce!" Bestimmt ist die Stelle in der Behörde schon längst intern vergeben und es werden nur noch für den Schein ein paar Kandidaten eingeladen, die niemals den Stellenanforderungen standhalten könnten, das kenne ich schon. Ein paar Ultra-Langzeitarbeitslose, vielleicht ein paar Ausländer - die gar nicht erst auftauchen - und so etwas wie mich, ewig krank, beschissenes Arbeitszeugnis, null Erfahrung.
Ich bin doch gar nicht so spät, die Sicherheitskontrolle in dem Gebäude geht schnell, den Korridor mit dem Zimmer habe ich auch in kürzester Zeit gefunden. Wie viele Minuten ich mich verspätet habe, weiß ich nicht (ich vermeide den Blick auf die Uhr), es sind bestimmt nur wenige Minuten.
Das Gespräch ... so wie ich es erwartet habe, "behördentypisch" ein Casting - die Gruppe sitzt zu fünft in einer Linie frontal mir gegenüber, ich nehme den Stuhl in der Mitte (meine Lederjacke habe ich so ausgezogen, daß sie nicht gleich auffällt). Aus meiner ersten Hartz-IV-Zeit 2009 bis 2012 kenne ich viele solcher Situation, nur stehe ich dieses Mal unter keinem Druck. Es ist mir egal, ob es etwas wird oder nicht (ich habe sowieso die Idee, mit meinen Servern in das Darknet umzuziehen und mir dort etwas eigenes aufzubauen).
Kurze Einleitung mit der ausgeschriebenen Stelle, das Monetäre und dann die Fachfragen: sie kommen überraschend und vielleicht unvorbereitet, aber meine Antworten sind ebenso schnell und ohne großes Nachdenken. Die Frage, welche PHP-Version ich nutze, ist interessant - natürlich weiß ich das, ich habe erst wenige Stunden zuvor den späten Abend an meiner Software etwas herumprogrammiert - und das Serverupgrade auf eine Versionsstufe höher ist auch noch nicht lange her.
Die Beteiligten wechseln sich ab, mal übernimmt der eine das Gespräch, mal die anderen - jetzt wieder der Hauptwortführer: "Hatten Sie eine Geschlechtsumwandlung?"
Was? Echt jetzt?
Zugegeben, vielleicht hat er auch das Wort Geschlechtsangleichung verwendet, aber das fragt doch keiner in so einem höchst seriösen Umfeld! Mental bin ich auf diese Sache immer vorbereitet, ich mache daraus kein Geheimnis, ich stehe dazu ... kein Problem. Aber was wäre, wenn er diese Frage einer anderen gestellt hätte? Nicht jede ist so defensiv und diplomatisch wie ich, jemand anders hätte sich in so einer Situation brutal angegriffen gefühlt und das Wort Diskriminierung geschrien (oder zumindest gedacht). Ich nicht, mir geht das alles am Arsch vorbei.
Weiter das Gespräch ... der Inhalt der Stellenbeschreibung ist unmöglich in Teilzeit zu schaffen, derjenige, der die dringende Arbeitskraft braucht, weiß das, ich weiß das. Die Personalverantwortlichen sind da eher taub oder blind oder beides ... alltägliches Arbeitsgeschehen. Ich kann spüren, daß sie mir die Komplexität der Arbeitsaufgabe nicht zutrauen ... vielleicht, weil ich eine Frau bin, vielleicht, weil ich niemals an so etwas gearbeitet habe. Mein Arbeitszeugnis fällt mir auf die Füße, besonders die eine Passage, die mich als totale Arbeitsverweigerin brandmarkt: "... die Arbeiten, die sie annahm."
Ich fühle mich wie in der Schlüsselszene in einer der letzten Folgen der vierten Staffel von "Better Call Saul", als Jimmy McGill der einen jungen Kandidatin nach einem Bewerbungsgespräch genau das sagt: "Du hattest nie eine Chance! Du kannst noch so gut qualifiziert sein, sie werden dich immer auf diesen einen Makel reduzieren und sich niemals für dich entscheiden!" Die Aussage trifft auf die Serienfigur zu, die Aussage trifft auch auf mich zu, ich drifte einfach weiter in die Unterwelt ab.
Wieder draußen, die Punkerkutte offen, die schwarze Sonnenbrille auf, ein Stück weit in die Innenstadt, Einkaufen gehen. Vielleicht ein paar nuttige Schuhe, vielleicht ein Duschbad passend zu dem Parfüm, um "den Freiern eine Geschichte zu erzählen." Ich habe in dieser Arbeitswelt nichts mehr zu suchen, gedanklich bin ich wieder in der Prostitution und der Halb-Illegalität angekommen.

[06.09.20 / 17:09] Der CSD in Magdeburg - als einer der letzten CSDs dieses Jahr, die trotz der Pandemie noch durchgeführt werden. Ich bin spät dran, mein Outfit habe ich mir zwar Tage zuvor schon gedanklich zurechtgelegt, aber bei der Entscheidung: "Handtasche oder Gürteltasche", hänge ich bestimmt 20 Minuten fest, probiere hin und her. "Ich bin eine Transe, die brauchen dabei etwas länger ... sind nie pünktlich und kommen immer zu spät!" Demobeginn ist 13 Uhr Sonnabend auf dem Alten Markt im Zentrum von Magdeburg, am Ortseingang drücke ich das Gaspedal runter und ärgere mich über den schlafmützigen Verkehr vor mir ... und gerate in eine Radarkontrolle, mit Blitz, knapp 60 km/h innerorts, präzise um 12:54 Uhr.
Mein Auto parke ich wenig später im Parkhaus des Einkaufszentrums in der Magdeburger Innenstadt (nicht, daß ich das Tempo weggenommen hätte), zu Fuß die paar Schritte zu dem Alten Markt mit dem Rathaus. Die ziemlich jungen Menschen mit den Regenbogenflaggen sind auch schon zu sehen ... geschätztes Durchschnittsalter ungefähr 20 Jahre (oder jünger). Ich laufe zu der Stelle, an der sich die Demotrucks sammeln, der CSD in Magdeburg in seinem zehnten Jahr ist eher überschaubar, vier oder fünf Trucks und bis zu 1000 Teilnehmer (es wurde von überall her mobilisiert).
Mein Outfit: mit der Jeggings und den Schnürstiefeln war ich mir schon lange sicher (ich nehme die Docs ohne Absatz, zum Latschen - aber mit purpurfarbenen Schnürsenkeln), alles oberhalb aber nicht. Bei Sonnenschein und warmen Temperaturen, das neue, grüne Kleid vom Frühjahr mit dem schwarzen Schlapphut - bei regnerischem und kühlen Wetter, mein "Trans Lives Matter" T-Shirt, die tarnfarbene Regenjacke und das schwarze Barett ... in Kombination mit dem kurzen Lederröckchen, irgend etwas zwischen militantes Auftreten und sexy Outfit (es wird dieses). Trans Liberation Army!
Die Demo startet verspätet, die paar Euro am Ortseingang hätte ich mir sparen können. Das Wetter ist bewölkt und ab und zu Nieselregen - aber die Stimmung ist top. Ich suche mir - wie immer - den letzten Demotruck in der Parade aus, den mit der besten Musik, mit DJ und Techno-Set. Der Zug setzt sich in Bewegung und kreuzt durch die Straßen von Magdeburg, die Crowd am hintersten Ende zieht ravend hinterher. Wie sehr habe ich das vermißt - endlich wieder tanzen!
Auf den Zwischenkundgebungen wird nochmal darauf hingewiesen: "Bitte alle mit Maske und Abstand." Aber der 1,50 Meter zwischen den Demoteilnehmern ist nur schwer einzuhalten, das mit der Maske sehe ich eher als Bonus - wann hat man schon die einmalige Gelegenheit, die ganze Demo vollkommen vermummt durchzuziehen? Ich unterstreiche mein militantes Auftreten mit der dicken Sonnenbrille und dem schwarz-weißen Baumwollschal unter dem Barett. Die Demo zieht weiter durch das Kneipenviertel, ein willkommener Stop, um in einem kleinen Geschäft noch schnell die nächste Ration Wasser / die nächste 0,3 l Wasserflasche zu kaufen.
15 oder 16 Uhr nochwas, der CSD ist zum Startpunkt wieder zurückgekehrt, es sind immer noch haufenweise junge Menschen dabei, auch dieses Jahr gibt es wieder ein Anschlußprogramm mit Bühne auf dem Alten Markt von Magdeburg ... nur sind es dieses Mal etwas weniger Stände - und der Stand mit den "Süßkartoffelpommes in Erdnußsoße" fehlt auch (auf den ich mich so sehr gefreut habe). Ab jetzt passiert alles zu zweit (nur meine männlichen Ex-Freunde schaffen es detailliert in meinen Blog).
Als Ersatz für die Süßkartoffelpommes muß eine Waffel mit dicker Kakao-Nougat-Creme herhalten. Das Programm auf der Bühne amüsiert mit zwei Dragqueens als Hosts (die mag ich), die Musik ist eher grenzwertig ... der eine Auftritt, den ich noch mitbekomme, ist zwar ganz OK, aber die dazwischen angespielte Musik - falsches Publikum (alle unter zwanzig). Wir verziehen uns in das nächste Kaufhaus.
In Leipzig würde ich auch gleich parallel dazu Einkaufen gehen, in Magdeburg versuche ich dasselbe, ich bin auf der Suche nach einer neuen Flasche Haarwäsche - die von meiner französischen Lieblingsmarke, zwar überteuert aber dafür Naturkosmetik und exquisit ausgewählte Inhalts- und Duftstoffe. Wiederum falsche Käuferstruktur in Magdeburg, weder das Kaufhaus mit der kleinen Parfümabteilung, noch die Drogeriekette (die es auch in Leipzig gibt) haben diese Marke im Sortiment. Abbruch der Einkaufstour, ehe wir hier noch lange herumsuchen.
Wir gehen zu dem arabischen Bistro am anderen Ende der Fußgängerzone, nicht weit von hier habe ich mal zwei oder drei Monate gewohnt, als ich 2018/19 in Therapie in der Tagesklinik war (die Wohnung meines Bruders). Sie kennt dieses Bistro auch. Mit abgesetzten Barett und Sonnenbrille (es ist total bewölkt) offenbare ich auch mehr von meiner Erscheinung ... ein bißchen Mascara in den Wimpern. Während des Essens drehen sich unsere Gespräche um das Thema Transsexualität, die Stimme, Hormone, die Operation, die Wahl des Chirurgen.
Auf meinen bestellten, arabischen Kaffee warte ich sehr lange, auf der Herdplatte neben dem Dönerspieß kann ich aber schon das kleine und dunkel gebrannte Kännchen sehen. Als mir das kleine Täßchen mit dem Kaffee endlich serviert wird, kann ich mit meinem Ritual anfangen. Der Kaffeesatz dieser Mischung mit Kardamom ist sehr dick, das Umdrehen des ausgetrunkenen Kaffees mit der abgedeckten Untertasse gelingt erst beim zweiten Versuch. Minutenlang versuche ich dann, an dem Innenrand der Tasse die Zeichen zu erkennen ... "Mein Leben, wird eine Wendung nehmen, zum Positiven hin." Ihre Tasse lese ich nicht, jemand anderen die Zukunft zu lesen, dafür habe ich noch keine Erfahrung (und auch gar nicht den Mut).
Irgendwann nach 18 oder 19 Uhr den Abend, wieder draußen. Wir gehen zurück zu dem Marktplatz, das Stadtfest des CSDs ist immer noch im Gang ... die Musik hat sich nicht wirklich verbessert. "Sei einmal im Jahr an einem Ort, an dem du vorher noch nicht warst." Sie zeigt mir den Wein- oder Biergarten um die Ecke oder hinter dem Rathaus, das kenne ich noch nicht (nur eine aufgebaute Bude mit Ausschank und ein paar Bierbänken). Ich bestelle weiterhin nur eine Flasche Wasser für mich.
Die Gespräche gehen weiter, nehmen fast schon philosophische Züge an, die Risiken einer geschlechtsangleichenden Operation, was alles dabei schiefgehen kann - und warum es doch jede von uns macht ... was wäre schon die Alternative? Tod durch Suizid. (Ich denke es nur.) Schön, wenn ich meine Erfahrungen weitergeben kann, alles zählt, um die Erwartungshaltung an das Ergebnis oder die Mystifizierung der OP etwas zu dämpfen. Über das Stichwort GaOP kommen die meisten Besucher auf meine Internetseite. Trotzdem ... das endlich operierte Areal dann im Spiegel zu sehen, ist ein wunderschönes, fast magisches Erlebnis.
Später den Abend: "Wann macht das Parkhaus zu?" Es ist schon dunkel geworden, über einen vergitterten aber noch offenen Seiteneingang irren wir über das fast leere Parkdeck. Mein Auto steht in der Tiefgarage eine Ebene nach unten. Keine Treppe, kein funktionierender Aufzug (nur einer nach oben), über die Ausfahrt zu Fuß zum Ausgang des Parkhauses. "Ich hätte doch lieber eine Toilette suchen sollen", mit zusammengekniffener Hand hinten an meinem Röckchen eile ich nach draußen. "Ach, scheiße..." Die Böschung nach oben, eine dunkle Ecke leicht abseits. Es ist noch nicht komplett zu spät, nur "teilweise" ... das kurze Lederröckchen hochgeschoben und die elastische Jeggings sind in dem Moment wahrscheinlich meine Rettung, bzw. die günstigste Kleiderwahl. Den verbliebenen "braunen Streifen" an der Unterhose decke ich mit etwas Taschentüchern aus meiner "Batman-gleichen" Multifunktionsgürteltasche ab.
"Das könnte jetzt etwas müffeln", wieder zurück in der Einfahrt des Parkhauses, wie erkläre ich so eine peinliche Situation? "Das nennt sich 'Multiple Sklerose', Harn- und Stuhlinkontinenz", mein aufmunterndes, ewig wiederholendes Mantra: "Bis zu fünfmal im Jahr in die Hose machen, hat keinen Krankheitswert!" Mir ist das aber auch peinlich. Wir gehen weiter runter in die Tiefgarage, zum Glück ist hier an der Schranke zur Einfahrt das Gitter noch nicht unten.
Mein Auto steht ganz weit woanders, auf der Suche nach der Nachtkasse mit den Automaten entdecke ich es idealerweise gleich daneben ... die Stelle mit dem Parkplatz muß ich mir merken. Ich bezahle mein Parkticket. Zurück am Auto: "Soll ich dich ein Stück mitnehmen? Ich will ja nicht, daß du (Vorsicht Fäkalhumor) da irgendwo in etwas hineintrittst." Wirklich tiefschwarzer Humor. Die Schranke nach oben, wie immer den Asphaltweg hochheizend, ich habe ihr beim Einsteigen in meinem Auto schon die ganzen Schrammen von diesem Parkhaus gezeigt: "Noch vor ein paar Jahren habe ich mich mit (und über die) transsexuellen Frauen darüber lustig gemacht - hey das passiert, wenn du Hormone nimmst!" Kratzer überall an meinem Auto von diversen und mit purer Willenskraft durchgeführten Ein- und Ausparkaktionen.
Ich lasse sie ein oder zwei Kilometer weiter wieder aussteigen, auf einem gut beleuchteten Parkplatz eines Einkaufsmarktes. Wir tauschen die Telefonnummern aus, nichts Amouröses - das ist keine von meinen Männergeschichten - im Autoradio laufen währenddessen leise die aufgenommen DJ-Sets aus dem Internet, die mit dem orientalischen Einschlag. Zurück die Nacht auf der Landstraße zu meinem Wohnort.

[29.08.20 / 23:14] Was macht die Isolation mit mir? Ich hatte seit Mitte Februar - also seit 6 Monaten - keinen sexuellen Kontakt mehr. Keine körperliche Nähe, keine intimen Berührungen. Brauche ich das? Der asexuelle Teil in mir kann Jahrzehnte ohne so etwas auskommen, der feminine Teil in mir - schreit verzweifelt danach. Internetpornos. Funktioniert das noch? Es gab mal eine Zeit, vor vielen, vielen Jahren, in meinem alten Leben, in der ich diese Videoplattformen, speziell die Nächte zum Wochenende, sporadisch besucht habe. Ich hatte mein favorisiertes Suchmuster: "big breasted latina and solo girl masturbating in front of webcam." Nicht unbedingt, um mir dabei "einen runterzuholen" (das ist ein ganz anderes Thema, wie ich dieses "Teil" an mir abgelehnt habe), sondern viel mehr, um eine sympathisch wirkende (und hübsch aussehende) junge Frau dabei zu beobachten, wie sehr sie dabei Freude empfinden kann ... bis zum Orgasmus. Nur die Videos, in denen die Frau wirklich alleine ist, ohne daß ein Mann die Kamera hält, ohne den Pornodruck, ohne Dildos und anderer Hilfsmittel ... einfach natürlich und authentisch. Ich wünschte immer, ich wäre genauso.
So ungefähr 10 oder 15 Jahre später ... in der Gegenwart, die letzte Nacht. Kann ich das auch? Nach stundenlangem Suchen (übertrieben gesagt) finde ich wieder so ein Video von damals. Ich masturbiere dabei. Die flimmernden Bildchen am Computerbildschirm lenken mich von all meinen schrecklichen Gedanken ab (die Flashbacks von dem Trauma der Vergewaltigung). Es funktioniert tatsächlich ... ich taste mich immer weiter an einen Orgasmus heran - ich muß dabei nur richtig fest aufdrücken. Wie in dem Video mit der bezaubernden, spanisch sprechenden Schönheit, lasse ich den Ring- und den Mittelfinger zwischen meiner Klitoris reiben. Mein eigenes Feuchtigkeitssekret zieht durch das Massieren sehr schnell ein, was mir an Gleitfähigkeit fehlt, hole ich durch etwas Speichel von meiner Zunge und meinen Lippen wieder nach.
Wie sehe ich in so einem Video aus? Ich bin experimentierfreudig, irgendwann so gegen zwei oder drei Uhr nachts, der Computer ist schon wieder ausgeschaltet, mache ich auf meinem Bett liegend weiter - und filme mich dabei mit meinem Smartphone. Nur das kleine Nachttischlämpchen als Beleuchtung. Meine Hand spielt an meinen Brüsten und den Nippel, die Kamera fängt den Blickwinkel der persönlichen Betrachterin ein. Meine Hand gleitet weiter den Bauch nach unten, die Kamera folgt. Meine total feuchte Vulva glitzert im Schein der kleinen Lampe, daß ich meinen Venushügel nicht rasiert habe, fällt bei meinen blonden Schamhaaren gar nicht so sehr auf. Die Beine gespreizt, die Schamlippen öffnen sich, die zwei inneren Finger meiner rechten Hand gleiten hinein, gleiten an meiner Klitoris vorbei, gleiten tiefer...
Nimm mich. Fick mich! (Mir fehlt ein Partner.)
Fasziniert betrachte ich danach das fertige 10-Minuten-Video, zweimal, pornotauglich ist es nicht, es ist zu dunkel ... aber die Details sind da. Die Kurven, die nackte Haut, der weibliche Körper, die spürbare Erregung. Ich kann nur jeder (Trans-)Frau empfehlen, auch so ein eigenes Video zu machen - es ergibt einen ganz anderen Blick auf den eigenen Körper, der doch gar nicht so häßlich ist. Speziell bei mir als operierte Transfrau, was bei mir die inneren Schamlippen sind (oder was ich dafür halte), sitzt genau da, wo sie sein sollen ... sie treten dunkelrosa leuchtend erhoben hervor. Meine Klitoris darüber blitzt wie ein kleiner, wunderschöner Edelstein. Nur die Stelle, an der der Eingang zu der Vagina sein sollte - das Herzstück - sieht bei mir anders aus. Es ist kein Loch, keine Grotte, kein Eingang in die höheren Sphären der Ekstase ... es ist bei mir nur ein kleiner Schlitz, eine horizontale Hautfalte am untersten Ende der Schamlippen, kaum ausmachbar (jetzt wird mir das erst klar, warum da nie einer reingepaßt hat).

Das Video teile ich nicht mit der Öffentlichkeit, das ist privat. Vielleicht lösche ich es auch bald wieder...

[29.08.20 / 20:33] Blog Typographie:

normal Text
kursiv gefühlsmäßige Betonung, Umgangssprache, Gedanke, Eigenname, technischer Begriff, (ferner) Zitat
fett (selten) wichtig oder Produktname, Überschrift
"normal" wörtliche Rede oder Sarkasmus, (ferner) Titel
"kursiv" Titel, Zitat
... Gedankensprünge einer Verrückten

(Schriftauszeichnung in meinen Texten, an die ich mich mehr oder weniger versuche, zu halten ... zur besseren Lesbarkeit.)

[26.08.20 / 15:25] IPL-Nachbehandlung #13 (#30) - Liegt es an der Wetteränderung, kühl, stürmisch und regnerisch, oder daran, daß ich den Tag bzw. Abend vor der Behandlung bewußt viel mehr Wasser trinke? Jedenfalls war diese Behandlung viel erträglicher als die letzten Male. Wie weit will ich noch gehen? (Wieviel Geld habe ich noch auf meinem Konto?) Ich finde kaum noch dunkle Haare in meinem Gesicht, bis auf die paar lästigen am innersten Mundwinkel ... der Rest ist alles weiß (so viele sind es auch nicht mehr).
... noch eine weitere Behandlung. Mit einem neuen Termin verlasse ich das Haarentfernungsstudio, bis dahin findet sich noch irgendwo ein dunkles Haar. Ich muß einen Abschluß finden, wieder eine mehrjährige Pause einlegen, bis sich die Haare im Gesicht regeneriert haben und neue, dunkle Stellen mit dem verdächtigen Schatten auftreten (den ich "leider" um jeden Preis verhindern will).

[22.08.20 / 18:52] Freitag Vormittag mein Termin, ich muß mal wieder beim Jobcenter antanzen - zur Identitätsprüfung für meinen neugestellten Antrag auf Hartz IV. (Déjà-vu?) Wartend vor dem Eingang an der Straße, flirte ich mit zwei afrikanischen Männern ... meine Telefonnummer gebe ich nicht raus, ich bin vorsichtig geworden. Aber darum geht es in diesem Blogeintrag nicht.
Zurück zu Hause, kurz nach Mittag baue ich im Garten mein Fotoset auf. Ich will neue Fotos von mir im Bikini machen, die Selfies, die ich sonst jetzt auf irgendeiner Urlaubsreise am Strand von irgendeinem exotischen Land machen würde. Nur dieses Mal mit Vorbereitung und sogar etwas Mascara in den Wimpern (total authentisch, als ob ich so Schwimmen gehen würde).
Laut Wetterbericht wird die Sonne die nächste Stunde verschwinden ... noch scheint sie, bevor es sich langsam zuzieht. Zur Ausleuchtung des überdachten Sitzplatzes unten im Garten hinter dem Haus, hänge ich zwei von den Aluminiumfolien-Sonnenblenden auf, die für die Windschutzscheiben in den Autos (obsolet geworden bei mir und meinem Roadster). Testaufnahmen ... stimmt die Richtung des reflektierten Sonnenlichts? Ich fotografiere gegen Süden, ein zu starker Kontrast könnte die Stimmung in dem Selbstportrait zerstören.
Ich ziehe mich um, den olivgrünen Bikini und mache die ersten Fotos mit dem Selbstauslöser auf meiner Kamera am Smartphone. Es ist schwülwarm ... so sehr das auch paßt, zu der in Szene gesetzten Bananenpflanze im Hintergrund, so lästig wird es in kürzester Zeit für mich. Die langen, blonden Haare kleben ständig an dem in Schweiß gebadeten, nackten Körper ... ich kann so nicht arbeiten (bzw. streßfrei posieren).
Die Haare werfe ich immer wieder über die Schulter nach vorne, versuche ein paar Tricks. Vor jedem Shot mit dem Handtuch abreiben, alles neu durchkämmen. Irgendwann verliere ich die Geduld und hole eine Haarspange aus meiner Wohnung.
Ich probiere etwas Neues aus und frisiere meine Haare: den Scheitel setze ich weit seitlich, die Haare auf der weniger voluminösen Seite kämme ich an der Schläfe nach hinten, ähnlich einem Undercut. Alle anderen Haare werfe ich auf die andere Seite und klemme sie mit der Haarspange seitlich über der Schulter fest, das Ohr ist verdeckt, der lockere Zopf hängt nach vorne über die Schulter. Eine Strähne am Vorderkopf lasse ich lose, mit der wie als Haarreif hoch gesteckten Sonnenbrille und der darüber hervorhängenden Strähne wirkt das ganze etwas "peppiger" ... ähnlich der modischen Frisuren der Cybergoths (nur eben nicht bunt).
Sporadisch kontrolliere ich einige der aufgenommenen Fotos während kurzer Pausen ... ist mein Bikini irgendwie eingelaufen oder kleiner geworden? Nur in der Breite und nicht in der Körbchengröße? (Schön wär's...) Mein Bauch fällt mir auf - aber den lasse ich jetzt einfach so, ich stehe zu meiner Figur und bezeichne mich von nun an als Curvy Model.
Nach einer Stunde Fotosession im Garten ist die Sonne weg und kommt auch nicht mehr durch, es fängt sogar ganz leicht an, zu tröpfeln ... bei unverändert schwülwarmen Temperaturen und nahezu tropischem Klima. Ich habe den frühen Freitag Nachmittag genug Fotos für eine weitere Serie auf der kleinen Speicherkarte und kann die Arbeit beenden. (Selfies machen ist anstrengend!) Alles wieder zusammenräumen, das Set abbauen. Vor mir liegen noch ein paar schlaflose (und hoffentlich kühle) Nächte, um die 70 Bilder am Computer zu sichten und nachzubearbeiten (und genau "das Eine" zu finden, gegenüber den 69 "für die Tonne").

Den tropischen Garten, den ich nur "parasitär" nutze...

[22.08.20 / 18:51] Unterwegs in Magdeburg - eigentlich brauche ich nur ein neues Rezept für meine Hormone, aber ich habe über das Internet mitbekommen, daß zeitgleich auch die nächsten Wochen eine Fotoausstellung über transsexuelle Menschen im Landtag von Sachsen-Anhalt läuft - da will ich hin!
Die Frauenarztpraxis liegt praktischerweise gleich über dem Einkaufszentrum in der Magdeburger Innenstadt. Wo ich sonst meine Rezeptabholung mit einem kleinen Einkaufsbummel verbinde, nehme ich dieses Mal gleich den Fahrstuhl von der Tiefgarage aus direkt zu den Praxen und Büroräumen.
Das mit dem Rezept ist schnell erledigt ... ich habe in der Frauenarztpraxis nur immer so ein merkwürdiges Gefühl, wenn ich da warte. Ich fühle mich immer als Fremdkörper zwischen den ganzen schwangeren Frauen und denen mit Baby und Kinderwagen - das kann ich nicht, das betrifft mich nicht, das ist nicht Teil von mir oder meines Körpers. In der Sache bin ich unvollständig.
Den Donnerstag Mittag kurz darauf wieder draußen, ich nehme den Seitenausgang und vermeide es weiter, die Ladenzeile des Einkaufszentrums zu betreten. Ich komme gerade aus der Tür und sehe schon gleich die Pizzeria daneben. Hungrig? Es ist Mittag, sommerlich warm und ich wollte sowieso irgendwann die nächsten zwei Tage Pizza essen ... warum nicht gleich hier? Ich setze mich an einen kleinen Tisch im Außenbereich, schön weit abseits von den anderen Menschen.
Wenig später, anhand dem großen Platzdeckchen, das mir der Kellner auf den Tisch legt, erkenne ich sofort, das ist dieselbe Restaurantkette wie die letztes Jahr in Wien! Die darauf übergroße, servierte Pizza (40 cm?) überrascht mich nicht wirklich.
Ich esse erst Stück für Stück das untere Drittel ab, bevor ich dann die Pizza umklappen kann und sie auf den normal großen Teller paßt. Weiteressen... Ich will auf keinen Fall vor den anderen Gästen und dem Servicepersonal wie so ein kleines Girlie wirken, das die Hälfte auf dem Teller zurückläßt. Ich stopfe mir die trockene Weizenmehlpizza bis zum letzten Rest rein. Ein Tip aus Italien: erst danach wieder trinken, die zusätzlich während des Essens aufgenommene Flüssigkeit würde nur unnötig den Magen aufblähen.
Nachdem der Teller leer ist, bezahle ich die Rechnung, nehme meine Sachen - und gehe auf die Toilette ... alles auskotzen? (Nicht wirklich, so extrem bin ich nicht, ich halte mein Gewicht nach wie vor bei knapp unter 60 kg.)
Zu Fuß den frühen Nachmittag weiter bis zu dem Landtagsgebäude im Herzen von Magdeburg ... das letzte Mal war ich hier bestimmt vor 25 Jahren mit einem Schulausflug. Die Landtagssitzungen sind aktuell für Besucher gesperrt, am Eingang erkläre ich dem Pförtner, was ich will und wohin ich will. Ich fülle den "Corona-Zettel" aus und schreibe meinen Grund des Besuches darauf: Besichtigung der Fotoausstellung. Danach werde ich durch das gläserne Eingangsportal durchgelassen (mit obligatorischer Maske im Gesicht).
Die Ausstellung "Max ist Marie" kenne ich schon etwas länger aus dem Internet und anderen Medien und wollte sie schon immer mal besuchen. Zur Zeit zu finden in dem Geschäftsstellenflur einer nicht näher genannten Partei im Landtag von Sachsen-Anhalt (die ich zwar so gut wie nie wähle, die aber wenigstens meinem "politischen Spektrum" entspricht). Leider bin ich etwas enttäuscht.
Ich hatte eine riesige Fotogalerie erwartet, mit mindestens fünfzig oder hundert Fotos von den transsexuellen Frauen (und ein Transmann) für das Projekt. Entweder ist in dem kleinen Flur dafür kein Platz oder das ist tatsächlich nur als so eine kleine Miniausstellung konzipiert. Von den Projektteilnehmern hängen auch nicht alle mit großen Schwarz-Weiß-Bildern an den Wänden ... Schade. Die ausgelegte Broschüre im A4-Format mit der Beschreibung der interessanten Menschen (und den ausgestellten Fotos) stecke ich einfach mit in meine Handtasche. Es liegen noch mehr davon in dem Regal - und wer wenn nicht ich, als einzelne transsexuelle Frau, ist die beste Empfängerin dafür?
Nach kurzem Aufenthalt in den Räumen, bin ich den Nachmittag schon wieder draußen vor dem Landtagsgebäude. Meinen Besucherausweis habe ich beim Pförtner abgegeben. Wohin jetzt? Direkt gegenüber, quer über den großen Platz, liegt der Dom von Magdeburg. Den habe ich zuletzt bestimmt auch vor 25 bis 30 Jahren gesehen.
Ich tue jetzt einfach mal so, als wäre ich in Florenz im Urlaub und mache von allen Gebäuden und Sehenswürdigkeiten Fotos! Der Italienurlaub und alle anderen Reisen fallen für mich dieses Jahr aus.
Der Dom ... irgendwie ist er da, ständig fahre oder laufe ich daran vorbei (wenn ich in Magdeburg bin). Nie wird er von mir beachtet. Dabei ist das imposante Gebäude die einzig große Touristenattraktion hier in der Gegend. Vielleicht sogar ein "Juwel der Gotik." Ich mache zuerst Fotos von außen ... so wie ich auch den Dom in Florenz oder in irgendeiner anderen Stadt in Italien fotografieren würde. Sehe ich dabei irgendwie merkwürdig aus? So viele Touristen sind hier nicht. Spektakulärer wird es erst im Inneren ... allein der Kreuzgang. Ich liebe Kreuzgänge.

Die hinterste Stuhlreihe im Magdeburger Dom / August 2020
Im Dom selbst sind etwas mehr Besucher anwesend, alle tragen brav ihre Maske. Ich laufe eine Runde das Kirchenschiff entlang, beachte kurz die Gräber irgendeiner wichtigen, historischen Person und setze mich dann in die hinterste und äußerste Ecke der Stuhlreihen. Den Platz, den ich immer bewußt in einer Kirche einnehme ... mit größtmöglicher Distanz.
Fragen an Gott. Das mit dem Glauben und dem Göttlichen wurde eigentlich nur vom Menschen erfunden, um die Sinnlosigkeit der irdischen Existenz mehr oder weniger emotional zu verarbeiten. (Und doch bin ich, mit meinem Ganesha-Anhänger um den Hals, empfänglich dafür.)
Ich stehe wieder auf, die Orgelpfeifen werden entlüftet (glaube ich jedenfalls) und brummen vor sich hin. Ich bezahle ein Fototicket am Eingang, nehme mein Smartphone mit der kleinen Kameralinse und gehe zu der Tür zum Kreuzgang nach draußen ... ich weiß, daß sich das Ticket für zwei Euro lohnen wird.
Draußen, angenehmes Klima, erfrischende Luft ... und diese wunderbaren Kreuzgewölbe! Alte Mauern, die Aura der Jahrhunderte, der idyllische, begrünte Innengarten. Genau das ist mir auch in Erinnerung geblieben, als ich nach der Wende zum ersten Mal den Dom besichtigt habe. Schon nach dem Schließen der schweren Tür mit dem riesigen Türknauf mache ich das erste Foto.
Efeu am Kreuzgang, Magdeburger Dom / August 2020
Ich laufe den überdachten Gang mit den Arkaden entlang, bleibe immer wieder stehen, hier ein Foto, da ein Foto. Efeu! Auf alten Mauern! Ich muß das fotografieren, ich bin so fasziniert von allem morbiden. Die Schönheit des Verfalls. Verliere mich im Detail...
Weiter den schattigen Gang, ich vergesse die Zeit, es werden immer mehr Fotos auf der kleinen Speicherkarte. Ich setze die zwei Türme des Doms in Szene, eingerahmt von den Strukturen der Bögen zum Innenhof. Der Organist im Dom setzt zu dem ersten Stück an und haut virtuos in die Tasten ... wahrscheinlich etwas von Bach (aber ich habe da gar keine Ahnung). Berauscht durch das Orgelstück, sprengt meine Kreativität alle Grenzen. Erst als ich das Ende der vier Seiten des Kreuzganges erreiche und wieder an dem Portal zum Innenraum des Doms stehe, schließe ich meinen Besuch ab. Genug Fotos, zurück nach draußen (durch den Dom).
Bestimmt schon später Nachmittag... Die Sonne steht anders, Zeit für eine Tasse Kaffee und ein Eis. Quer über dem Domplatz und neben dem Landtag befindet sich das Gebäude von dem Architekten Hundertwasser ... noch so eine Sehenswürdigkeit, die ich nie beachte. Aber ich weiß, daß dort auch irgendwo ein Café ist. Einen Cappuccino, eine Flasche Wasser und eine Kugel Stracciatella, mit Waffel und ich setze mich kurz darauf an einen Tisch nach draußen.
Ich fühle mich nicht gut. Den späten Nachmittag steigt die Hitze des Sommers in der Stadt ins unerträgliche und die gigantische Pizza liegt mir schwer im Magen. Eine Mücke sticht mir in den Unterarm und ich brenne die Stelle mit der brühend heißen Cappuccino-Tasse aus ... die "Moleküle aufbrechen." Die Tasse Kaffee und das Eis habe ich an der Selbstbedienungstheke geholt und gleich bezahlt, ich bringe mein Geschirr zurück in das Bistro / Biomarkt und mache mich zu Fuß auf, zurück zu dem Einkaufszentrum und der Tiefgarage mit meinem geparkten Auto. Weit komme ich nicht, ich muß mich nach ein paar Schritten schon wieder auf eine Bank setzen.
Corona? Eher ein ganz gewöhnlicher, spätsommerlicher, kleiner Asthmaanfall gepaart mit einer viel größeren, hypochondrischen Panikattacke (nichts Ungewöhnliches für mich). Theatralisch und schwer atmend schleppe ich mich darauf die paar hundert Meter wieder zurück zu der großen Kreuzung mit den Einkaufsgeschäften und Kaufhäusern in der Magdeburger Innenstadt.
Als ich das Einkaufszentrum erreiche, streife ich meine Maske über und laufe in langsamen Schritten durch die in der Ferienzeit gut gefüllte Passage, zu den Aufzügen runter in die Tiefgarage. Ich muß ein schreckliches Bild abgeben, wie ich hyperventiliernd, mit ein paar anderen Menschen die große Fahrstuhlkabine teile ... die Maske ein- und ausbeulend von meinen tiefen Atemzügen.
Zurück zu meinem Auto, elegant geparkt, so daß ich in die Parklücke vorwärts reinfahren und vorwärts wieder rausfahren kann. Etwas benommen hänge ich mich an meinem Roadster und klappe das Verdeck runter. Hoffentlich funktioniert das jetzt, hoffentlich kann ich noch fahren...
Im Sitzen geht es, das Atmen wird gleich einfacher. Ich schiebe mein Parkticket in den Automaten an der Schranke und heize den Asphalt hoch zum Ausgang der Tiefgarage. Wieder draußen an der Oberfläche, es ist kurz vor 18 Uhr und schlagartig gut gelaunt, bereite ich mich darauf vor, direkt in den großen Stau zum Feierabend hineinzufahren. Der tägliche Wahnsinn in Magdeburg auf der B1.
Ich habe Glück, so voll ist es gar nicht. Ich habe sogar in einer Unterführung im Zentrum so viel Platz, daß ich im zweiten Gang den Motor aufheulen lassen kann - um den "Sound zu testen." (Nebenbei erwähnt: Am Windschutz zwischen den Überrollbügeln der beiden Sitze hängt seit neuestem eine kleine Regenbogenflagge ... schwule Männer machen so etwas machohaftes mit dem Motor vielleicht nicht - aber transsexuelle Frauen! Das sind die Schlimmsten! Glauben, sie hätten durch die Operation kein Testosteron mehr - dabei produziert die Nebenniere noch richtig viel von dem Zeug!)
Weiter raus aus der Stadt, mir geht es immer besser. Vorbei an dem Gewerbegebiet des kleinem Dörfchens in der Umgebung und der Kreuzung mit der Straße zu meiner alten Ex-Arbeitsstelle. Gedanklich der Mittelfinger. Zurück auf die Straße, die immer mein täglicher Pendlerweg war ... über die kleinen Serpentinen den Motor bis vier- oder fünftausend Umdrehungen hochjagen und die Kurvenlage ausreizen, schön herausbeschleunigen (noch vor zwei Jahren das einzige Erfreuliche nach dem tristen Arbeitsalltag). Zurück nach Hause den Donnerstag Abend ... auf das Abendessen verzichte ich.

[17.08.20 / 00:29] Der dritte Tag, an dem mein Mailserver nicht so richtig läuft. Den Nachmittag bin ich weiter die ganzen Changelogs durch (mein Platz im Garten), die Aktualisierungen und Bugfixes der letzten Jahre lesen ... soweit hätte ich den Teil abgeschlossen. Den Vormittag sind mir ein paar merkwürdige Dinge in den Logfiles aufgefallen ... eine DDoS-Attacke auf den (noch) fehlerhaft laufenden Exim über eine IP-Adresse irgendwo in Bulgarien? Oder doch ein schlecht konfigurierter Mailserver auf der anderen Seite der Welt, an dem sich mein Server mit offenen Verbindungen aufhängt. (Ich hätte die Dienste noch vor dem Upgrade deaktivieren sollen...)
Den Dovecot IMAP-Server konnte ich durch ein einfaches Neustarten von seinen Problemen befreien, jeweils die SQL-Datenbank sowie die Konfigurationsdateien waren korrekt eingerichtet. Genau dieselbe Prozedur (alle Konfigurationsdateien auf den neusten Softwarestand der Pakete bringen und Neustarten) hat bei dem Exim MTA auch geholfen. Beide arbeiten jetzt wieder zusammen und ich kann mich über ein externes Mailprogramm mit meinem Server verbinden und meine Mails lesen. Sogar das Verschieben der serverseitig verschlüsselten Mails von einem Postfachverzeichnis in das nächste funktioniert problemlos. Das mit meinem Webmail-Client mache ich die nächsten Tage* (ich habe schon eine Idee, wie ich das alles programmiere, damit das mit den neusten eingebundenen PHP-Klassen auch wieder funktioniert).
Zurück zu meinem Computer in meinem Dachbodenzimmer kurz vor Mitternacht. Während ich diese Zeilen schreibe, läuft auf dem zweiten Monitor das Terminalfenster mit der SSH-Sitzung und der gesplitteten Ausgabe von screen auf meinem Server (und natürlich ist der Text hellgrün auf schwarzen Hintergrund). Ein Fensterbereich für die Befehlseingabe für root und in dem anderen die fortlaufende Ausgabe der Logfiles von Fail2ban.
"...verdammte Botnetze!" Alle paar Sekunden beobachte ich die Angriffsversuche auf den SSH-Daemon und meinem (jetzt wieder laufenden) MTA (bzw. über das SMTP). Ich könnte die bantime weiter bis ins unermessliche hochschrauben, aber die wechseln ständig die IP-Adressen und ich hätte dann die halbe Internet-Welt mitsamt allen "Schurkenstaaten" auf einer riesigen Blacklist.

"Fang keinen Hackerkrieg an, den du nicht gewinnen kannst!"

Das mache ich also nachts...

(* Update am 19.08. erneut kurz vor Mitternacht: Jetzt läuft alles wieder, aber ungetestet ... nicht das mir der Server gleich "explodiert".)

[16.08.20 / 01:08] In etwa so habe ich mir das vorgestellt: Im tropischen Garten den Nachmittag draußen im Sommerkleidchen an einem Tisch an meinem Laptop sitzen und remote auf meinem Server arbeiten. Das Upgrade auf eine höhere Debian-Version bringt auch neue Softwarepakete mit sich und alles was vorher konfiguriert lief, läuft erst einmal nicht mehr. Durch die Changelogs wühlen ... der Apache startet jetzt mit einer höheren PHP-Version, die neuste SQL-Datenbank scheint auch zu funktionieren - nur der Mail Delivery Agent (Dovecot) spricht darauf noch nicht an (der Mailserver ist als "vmail" konzipiert) und die Logfiles des Mail Transfer Agent (Exim) sehen auch noch nicht koscher aus.
Und dann sind da noch die neusten, externen Programmbibliotheken, auf die meine selbstprogrammierte Webmail- und IMAP-Client-Software zurückgreift ... 2013 gestartet, habe ich in dem Abschnitt fast nichts mehr geändert - Zeit für eine (dringend nötige) Softwareaktualisierung und ein paar Aufräumarbeiten im Code.
Der Mailserver ist jetzt schon den zweiten Tag nicht erreichbar und alle (Spam-)Mails gehen ins Leere - wäre ich nicht die einzige Benutzerin darauf, wäre das vielleicht irgendwie ... schlimm. Aber so habe ich alle Zeit der Welt, das alles wieder in Ordnung zu bringen und der Server läuft dann mit dem neuen "Feature", alle Mails auf dem System verschlüsselt abzulegen. (Also eigentlich funktionierte das vorher auch schon - nur konnte der potenzielle Benutzer dann die "super sicher" verschlüsselten Mails nicht von einem Postfachverzeichnis in ein anderes schieben, ein Bug in der alten MDA-Software und Anlaß des Distributions-Upgrades, die so gut wie immer schiefgehen ... jahrelange Erfahrung.)

So angenehm das Arbeiten im Garten den Nachmittag war, so beschissener wird es den Sonnabend Abend, wenn ab Einbruch der Dunkelheit die nervigen Nachbarn wieder mit ihren "Corona-Partys" anfangen. Laute, betrunkene Stimmen, im Freien, in einer Hütte, in einer Laube. Mal sind es "die von da hinten", dann "die anderen da" - die sich gegenseitig anbrüllen, husten, bespucken, doof lachen. Wenigstens das mit der lauten Musik, hat schon seit einiger Zeit aufgehört.
Einige von uns - die kleine Gruppe der Risikopatienten - versuchen alles, die Isolation den Sommer über aufrechtzuerhalten, während andere so tun, als gebe es die Bedrohung gar nicht, oder sie einfach ausblenden und blind dafür werden. Da draußen sterben Tausende.
OK ... zynisch betrachtet, kommt es bei den paar Milliarden, die wir sind, auch nicht mehr so sehr darauf an - aber die Zeit im März? Nur ein paar Monate zuvor? Als sich die Ereignisse überschlugen und ich wußte, ich habe momentan kein richtig funktionierendes Immunsystem mehr? Und ich mich mit dem Gedanken auseinandersetzen mußte: Du bist vielleicht in zwölf Tagen schon tot? Der mysteriöse Virus, der mich da fast ausgeschaltet hat? Ein Trostpflaster: Nach neusten wissenschaftlichen und medizinischen Erkenntnissen, könnte ein runtergefahrenes Immunsystem bei einer akuten CoViD-19-Infektion sogar von Vorteil sein (aber das ist schon länger bekannt, bei Lungenentzündungen). Fakt ist, daß den Herbst und Winter eine zweite Welle kommt und diese wesentlich heftiger ausfällt, ist so gut wie todsicher.

Wir sind nur Ameisen, so eine Virusepidemie ist eine ganz normale, biologische Naturkatastrophe, dauert für gewöhnlich ein, zwei oder mehrere Jahre und trifft irgendwann so ziemlich jede Spezies auf diesem Planeten. Und wir sind dagegen machtlos. Wenigstens bin ich mit meiner ausgeprägten Sozialphobie mehr oder weniger ganz zufrieden mit der selbstgewählten Isolation - und eine komplette Ausrottung der Menschheit habe ich mir, zum Wohle der Tierwelt, sowieso schon immer heimlich gewünscht. (MOTD: Was ist eigentlich ein Soziopath?)

Der "Organismus" Menschheit überlebt nur durch die ständige Entwicklung und Weitergabe von Wissen.

[02.08.20 / 16:00] Ausflug mit der Mischpoke: Schloß und Schloßpark Ballenstedt. Ich wollte erst nicht, habe mich um drei Uhr nachts mit Tabletten zugeknallt und einen Zettel an meiner Tür hinterlassen - aber dann bin ich doch verschlafen und rechtzeitig aufgewacht.
Später den frühen Sonnabend Nachmittag, die Treppenstufen hoch und wieder runter auf der Schloßanlage, meinen schwarzen Maxi-Rock aus Rajasthan im Handgriff, die weiträumige (und schattige) Parkanlage auf und ab, den Rock ladylike etwas hochgezogen, die schwarzen Flip-Flops im Blick.
Szenenbegehung: Das barocke Schloß bietet überall stilvolle Hintergründe für professionelle Porträtfotos in opulenter Kleidung, ausfallende Röcke und Kleider der letzten Jahrhunderte (gerne auch in Schwarz). Mir ist so, als hätte ich das in meiner Erinnerung, daß irgendwo hier in der Nähe, im nördlichen Harzland, auf irgendeiner Schloß- oder Burganlage genau solche Treffen abgehalten wurden - die hatten auf den Fotos immer so hübsche Sachen an...

Auch mit dabei: mein Panamahut für Damen, aus Ecuador - bei den Temperaturen und der intensiven Sonne den ersten Augusttag, ein "Must-have".

[28.07.20 / 15:34] Dinge, die passieren - meine Isolation: Die Wohnung verlasse ich nur alle paar Wochen eventuell für einen meiner vielen Arzttermine (zuletzt der MRT-Marathon), die ganze andere Zeit sitze ich zu Hause. Rückfall in die Jugend, alte Comics lesen, einen neuen Controller für die alten SEGA-Konsolenspiele im Internet bestellen. Allgemein, den ganzen Tag vor dem Computer sitzen, Dinge im Internet bestellen, nicht wirklich voran kommen mit der Bastelei an meinem Mailserver (der irgendwann in ganz weit entfernter Zukunft mal ein paar Cent abwerfen soll). Abwechslung in den tristen Alltag bringt nur die Amazon Prime Watchlist am Fernseher, gut gefüllt mit einem Haufen an Serien, die ich mir noch ansehen will ... Sci-Fi, (lustiger) Horror und alles was mit "Cyber" und "Trans" zu tun hat.
Ich drehe durch. Die Sorgen an meine nahe Zukunft kann ich nicht mehr weiter vor mir her schieben, das Arbeitslosengeld läuft in vier oder fünf Wochen aus - dann gibt es kein Geldeingang auf meinem Konto mehr. Ergo: Wenn ich nicht langfristig in Schulden versinken will, kann ich mir auch keine größeren Ausgaben mehr erlauben. Keine Luxus-Kleidung, kein Schmuck, keine neusten, technischen Spielereien / Gadgets ... und keine Reisen. Ich bin gefangen in diesem Provinzkaff.
Der tägliche Lärm macht mich wahnsinnig. Die stark befahrene Bundesstraße nur wenige Meter vor dem Haus, parallel zur Autobahn, der Schwerlastverkehr, der laute Berufsverkehr, die Industrieanlagen in Sichtweite, ständig Tag und Nacht dröhnende Gebläse oder Lüfteranlagen mit der Geräuschkulisse eines startenden Flugzeugs, immer wieder quietschend hin und her rangierende Güterzüge, vollbeladen mit schweren Steinen (ich kann hier schon seit Jahren nicht mehr schlafen). Und dann die nervigen Nachbarn ... alle. Fast jedes Wochenende bis Sonnenaufgang Gartenparty, überall Geräusche, motorisierte Gartenarbeitsmaschinen, laute Stimmen, Gebrüll, Genöle. Ich bin umgeben von asozialem Gesocks!
Irgendwann wird etwas passieren, die Menschen drehen in dieser angespannten Situation durch ... irgendwann, es ist nur eine Frage der Zeit, läuft jemand Amok. Wenn ich schon hart damit kämpfe, nicht ständig auszuflippen (und nicht wieder in die geschlossene Psychiatrie zurückgebracht zu werden), an meiner Impulskontrolle arbeite und mir meiner Natur bewußt werde, daß es nur die Geräusche sind, die ich nicht ausblenden kann - und daß es damit nicht die Menschen sind, die mich stören - sondern wirklich nur der Lärm, dann wird es andere geben, die viel weniger Kraft und Selbstbeherrschung haben und irgendwann, in ziemlich nächster Zeit, zur Waffe greifen und ein Stück der Welt in weiteres Unglück stürzen. [Notiz an die Mitlesenden: Ich bin es nicht, ihr kennt mich schon, ich schreibe die Dinge nur auf - aber seid wachsam - da draußen gibt es wahrscheinlich wirklich solche verrückten und gefährlichen Menschen.]

Und das mit der latent grassierenden Virusepidemie wird wohl sobald nicht verschwinden. Auch in den Nachrichten gelesen: Spätfolgen der Virusinfektion - Psychosen und neurologische Schäden - Willkommen in meiner Welt.

[17.07.20 / 14:44] IPL-Nachbehandlung #12 (#29) - Die Linie ganz nah an der Unterlippe wird weggeblitzt - und tief im Mundwinkel sind auch noch Stellen, die mich stören. Die letzten Behandlungen fängt, wegen den stechenden Schmerzen, immer meine Unterlippe leicht an, zu zittern ... das ist mir peinlich (ich mache das nicht bewußt). Hauptsache die Haare verschwinden (und kommen nie wieder ... jedenfalls die nächsten fünf Jahre nicht).

[03.07.20 / 16:07] Trans Lives Matter - Mein neues "politisches" T-Shirt. Jede von uns hat ihre eigenen Geschichten, ich habe meine gebrochene Nase, meine Psychiatrie-Aufenthalte, mein Rauswurf von der Arbeit...

...und die unzähligen sexuellen Übergriffe gegen mich, die nur noch im Hintergrundrauschen untergehen.

Trans Lives Matter - mit Schlangenblick / Juli 2020 / Alter 38

[27.06.20 / 20:49] Es gibt zwei Seiten von mir ... lasse ich in meinem vorigen Tagebucheintrag mein Wehklagen als Vergewaltigungsopfer freien Lauf, finde ich mich einen Tag später wieder in erotischen Tagträumereien an ihn. Rufe ich ihn an? Hat er meine Nummer noch? Hat er seine Nummer noch? Er ruft mich an, ich lasse alles stehen und liegen und komme zu ihm, wir erleben ein Abenteuer, ausgestoßen von der Gesellschaft als wilde Rebellen! Oder er besucht mich, ganz plötzlich, kommt auf einmal vorbei ... mit Sex und intimen Berührungen! Es ist zu heiß, ich liege den Nachmittag nackt auf meinem Bett in meinem Dachbodenzimmer. Ich vermisse ihn, wie er war, seinen Charme ... er könnte mich jederzeit wieder um den Finger wickeln.
Ist das so richtig? Er, der mir innerhalb kürzester Zeit so viel Leid angetan hat? Wenn es so einfach wäre ... als ich mich in diesem einen Moment außerhalb meines Körpers befand - irgend etwas mußte mich aus meinem Körper geworfen haben - aber mein Körper hat noch geweint? Als er in meinem Bett, in meiner alten Wohnung, auf mir lag ... und mit aller Gewalt versuchte, in mich einzudringen? Ein Teil meiner Persönlichkeit muß da noch drin gewesen sein. Bis jetzt ist mir noch kein Kontakt zu diesem Persönlichkeitsanteil gelungen.
Persönlichkeitsspaltung funktioniert nicht bewußt. In meiner Realität ist das alles viel komplexer. Ich bin immer noch eine Persönlichkeit und muß bzw. mußte die ganze Scheiße alleine ertragen. Er hat sich in diesem Moment wie ein rücksichtsloses Arschloch benommen - und ich kann ihm ja nur verzeihen, weil ich den starken Verdacht habe, daß er auf (harten) Drogen war. Sein Absturz in den Alkohol habe ich schon länger beobachtet (und mich immer mehr von ihm distanziert).
Aber als ich ihn noch kennengelernt habe? Wirklich ... sein orientalischer Charme! Sein Aussehen ... er war ein Sexgott! Ich werde nie die wilden Nächte in den Hotels vergessen, in denen er mich bis zum Höhepunkt gebracht hat. Aber das ist Vergangenheit, meine Vergangenheit.

Zu etwas Erfreulichem den heutigen Tag: 58,5 kg auf der Waage den Sonnabend Morgen, nackt und kurz vor dem Duschen. Da ist sie wieder! Die Fünf als erste Ziffer auf der kleinen LCD-Anzeige. Ich weiß, das Gewicht ändert sich mit dem Tagesverlauf - aber am Abend stehen immer noch 59,8 kg auf der Anzeige. Meine Bikinifigur ... und weit und breit kein Strand oder Sommerurlaub in Sicht. Ich hoffe mal, daß ich das Gewicht so weiter halten kann.

Der Verzicht auf Schweinefleisch? Oder generell der Verzicht auf alles Fleisch von Tieren, die auch Menschenfleisch essen würden? (Essen Fische auch Fleisch? Also die Nicht-Raubfische?) Meine mehr vegetarische Ernährung mit ab und zu einem Veganer-Tag? Oder vielleicht ... weil ich schon monatelang nicht mehr ausgehe und daher auch keine zuckerhaltigen Süßgetränke mehr konsumiere? Jetzt schweife ich ab (es gibt so viele Theorien, warum ich so stark an Gewicht verloren habe): Mal hypothetisch ... der letzte Stand meiner Lymphozytenanzahl lag bei 0,66 Gpt/l - ein optimales Verhältnis von 80% angenommen, noch "528 T-Zellen!" Hey ... das sind immer noch um die 500, also als Hypothese vernachlässigbar - und es gibt meines Wissens überhaupt keinen medizinischen Zusammenhang, warum sich ein niedriger Spiegel dieser Untergruppe an weißen Blutkörperchen auf das Körpergewicht niederschlagen sollte. (Aber seitdem ich die Immunmodulatoren nehme, geht mein Körpergewicht stetig runter? Von 64 auf 58 kg?) Weiter beobachten...

[25.06.20 / 22:38] 256 - Mein 8-Bit-Geburtstag - 2 Jahre Post-OP. Fazit ... die Schamlippen haben sich nicht wieder vollständig erholt und sind stellenweise nach wie vor taub. Auch sehen sie eher faltig und leer aus, anstatt üppig und voll, wie bei jungen Frauen - ich gehe aber auch schon auf die 40 zu (also doch altersentsprechend). Es gäbe die Möglichkeit, die äußeren Schamlippen mit Hyaluronsäure aufzuspritzen, für ein besseres ästhetisches Ergebnis - aber das wäre nur von kurzer Dauer, nach ein paar Monaten würden die wieder aussehen, wie vorher. Die kleinen Schamlippen dagegen, kann ich (mit dem Handspiegel betrachtend) nicht genau zuordnen, wo fangen sie an, wo hören sie auf. Verglichen mit Bildern im Internet (Wikipedia), sieht jede Frau da unten für sich anders und einzigartig aus.
Die Klitoris ... wie schon in meinen Einträgen vorher beschrieben, ist sie relativ unempfindlich ("mit dem stumpfen Bleistift..."). Ich habe ein paar Masturbationstechniken ausprobiert, zwei Finger, drei Finger, zwei drin und einer draußen (der Daumen), mit Gleitgel, ohne Gleitgel ... aber so richtig schaffe ich es nicht. Manchmal bin ich nah dran an einem Orgasmus - es fühlt sich an, wie ein brodelnder Topf kurz vor dem Überkochen oder ein übervoller Staudamm kurz vor dem Auseinanderbrechen. Auch wenn ich mir dabei Mut zuspreche, dranzubleiben, nicht aufzugeben - irgendwann breche ich das Ganze doch wieder ab. Es fehlt mir die Phantasie ... ab einem bestimmten Zeitpunkt zwängen sich mir doch wieder die Bilder in meinem Kopf auf, von der sexuellen Gewalt, die mir ein Jahr zuvor widerfahren ist. Ich kämpfe dagegen an ... ich ersetze die Bilder des Mannes durch die einer bildhübschen Frau.
Der Sex ... ich habe gar keine Vagina, Sex mit einem Mann ist so unmöglich. Da unten ist bei mir an der Stelle nur so eine kleine Mulde ... keine Neovagina, eher eine No-Vagina. Das kleine "Fingerloch" ist dafür sehr pflegeleicht, ich kann alles darin jeden Tag eincremen. Die OP-Technik, von mir auch "kleine Lösung" genannt, ist bestimmt auch besonders komplikationsarm: Nur die Schamlippen konstruieren und die Vulva mit Schamhügel.
Das ästhetische Ergebnis ... mir fällt weiterhin die bestehende Asymmetrie nach der funktionalen Korrekturoperation auf - aber muß mich das so sehr stören? Nein, jeden Tag nach dem Aufstehen, vor dem Duschen, stehe ich vor dem großen Spiegel im Badezimmer und schmunzele meinem Spiegelbild entgegen: Das Teil ist ab! Ich kann mir einfach nicht mehr vorstellen, jemals einen Penis besessen zu haben - ich sehe da unten so aus, wie ich schon immer aussehe oder aussehen sollte - eben wie eine Frau (die ich nun mal bin und immer war).
Würde ich mich nochmal für die geschlechtsangleichende Operation entscheiden? Auf jeden Fall, ich bereue nichts! Außer vielleicht ... diese Dilatoren, oder auch "Vaginaltrainer" genannt - sie geben einfach kein Gefühl als Rückkopplung, ich hätte von Anfang an schon mehr obsessiver mit dem Finger die frisch operierte Neovagina erkunden sollen (mit aller Vorsicht): Wie fühlt sie sich an? Wo ist der Eingang? Wo knickt sie nach innen ab? Bin ich da richtig, oder spüre ich nur mit der anderen Hand meinen eingeführten Finger durch die Haut knapp an meinem Poloch? (Spätestens da hätte mir bewußt sein sollen, das ist nicht die richtige Ecke.)
Sollte ich noch einmal einen männlichen Partner finden (mit dem ich längere Zeit zusammen bleibe), könnte ich eine dritte (und kostspielige) Operation wagen: die Rekonstruktion einer Neovagina, vielleicht aus einem Stück Haut aus dem Bauch (habe ich auf YouTube gesehen) - der Darm ist bei mir leider Risikogebiet. Bis dahin kehre ich zu meiner Asexualität zurück ... oder erforsche meine unbekannte, vielmehr in Vergessenheit geratene, lesbische Seite.

Zu etwas vollkommen, vollkommen Anderem ... bei meinem Motorrad ist schon seit fast einem Jahr die Hauptuntersuchung fällig? Ich dachte, das wäre dieses Jahr ... an den Monat kann ich mich jedenfalls noch genau erinnern. Als mir das wieder in das Gedächtnis rutscht, stürze ich zu meinem Motorrad in die Garage - auf der hinteren Plakette prangt tatsächlich ganz groß eine "19" ... ein gemischtes Gefühl, so ähnlich, wie wenn man plötzlich einen Freund wiedertrifft, den man schon lange nicht mehr gesehen hat. Ich glaube mich daran erinnern zu können, daß mir die "19" schon einmal aufgefallen ist ... letztes Jahr? Vorletztes Jahr? Ich muß nächstes Jahr mal wieder zum TÜV.
Ich kann mich an die beiden letzten Male erinnern, wie ich mit dem Motorrad zur Werkstatt für die Hauptuntersuchung gefahren bin - zurück mußte ich einmal laufen, ein anderes Mal wurde ich mit dem Auto abgeholt. Aber wann und welches Jahr das war? Keine Ahnung. Vielleicht weiß ich noch nicht einmal mehr, in welcher Reihenfolge die Erinnerungen in meinem Gedächtnis passiert sind.
Alles verschwimmt ... verschwindet. Die Vergangenheit löst sich zeitlich auf, eine Zukunft habe ich nicht. Glücklich sind nur die Menschen, die im Hier und Jetzt leben. Fortschreitende Gedächtnisstörungen bei Multipler Sklerose. Dafür ist mein Blog da, ich schreibe alles in mein Tagebuch, das Internet übernimmt die Funktion meines autobiographischen Gedächtnisses. 2019 - das ist das Jahr, in dem ich aus der Psychiatrie ausgebrochen bin! (Oder so ähnlich.)
Das Schöne daran ist, wenn ich wegen dem stark überzogenen Termin für die Hauptuntersuchung mit Sicherheit ein Bußgeld zahlen muß und einen - weiteren - Punkt in Flensburg bekomme ... ich werde mich wenig später schon gar nicht mehr daran erinnern können. So wie die bestimmt unzähligen Male, die ich die abgelaufene Plakette am Kennzeichen gesehen haben muß: "Oh, ich muß mal wieder zum TÜV." (Habe ich das nicht eben gerade schon geschrieben oder gedacht?) "Ach ... das passiert schon mal bei MS."

Der schleichende Zerfall...

Nachtrag, eine andere Betrachtungsweise: Juli 2019 ... Juli 2019 ist die innere Uhr stehengeblieben, Juli 2019 wurde ich vergewaltigt, das letzte Wochenende im Juli 2019 wurde ich aus der Spur geworfen. Für die Wochen danach, existieren keine Erinnerungen. Alles, was vorher wichtig war, ist verloren ... nur langsam kehre ich wieder ins Leben zurück. (Klar, daß dann solche "unwichtige" Sachen wie fällige HU-Termine komplett in Vergessenheit geraten sind...)

[23.06.20 / 18:15] Nach weiteren vier Monaten Arbeit (mit Unterbrechungen) ist auch der Titel für die B-Seite der vierten Single fertig. Ein alter Musiktitel von mir von 2011, aber neu aufgenommen, neu abgemischt und - neu eingesungen! Ein gewagter Mix? Ich gebe beim Mastern meiner Stimme den größten Raum ... und die ist alles andere als perfekt (zu hören bei 1:05, 2:10, 3:15, 4:20, 4:44 und noch einmal bei 6:38).

Morgana LaGoth - Don't Follow 2020
und mein YouTube-Kanal

[21.06.20 / 21:02] Ride with Morgana through Germany. Mein Motorradrevier - das Harzvorland. Sonntag Mittag die Kette machen, dann die Lederkombi überziehen und zu der Pizzeria in das ein paar Kilometer entfernte Gewerbegebiet fahren - die einzige Pizzeria die ich kenne, bei der man(frau) sein Motorrad bis fast an den Tischen im Außenbereich stellen kann.
Nach der Pizza und zwei Gläser Wasser (und den quirligen Verkehr beobachten an der Autobahnausfahrt), meine Motorradrunde für diesen Sonntag: ich fahre wieder die Strecke, bei der es bis zu drei Haltepunkte gibt, mit der schönen Aussicht auf den entfernten Brocken ... das sonnige und trockene Wetter bietet sich dafür fast magisch an. Bis in den Harz fahre ich nicht - der Verkehr ist hier schon stellenweise voll (aber ich habe meine Schleichwege).
Am Ende des Tages stehen 132 Kilometer mehr auf dem Tacho, unterwegs war ich nur ein paar Stunden. Es gibt die gemütlichen und die sportlichen Fahrer. Ich gehöre eindeutig zu den Gemütlichen, ich bin mittlerweile schon so langsam, daß ich irgendwo auf der Strecke stehenbleibe und einfach mal eine Pause mache...

[16.06.20 / 19:52] Unboxing Denon DJ MC4000 - Ich lege wieder Musik auf! Mein neues Equipment: Angespornt von den Online-Übertragungen des letzten Festivals, wie die DJs live aus ihren Wohnzimmern und den leeren Clubs ihr Set aufgelegt haben, bekomme ich auch wieder Lust, das zu tun. Aber mußte es gleich der teure Controller aus dem Internetversand sein? (Wie in den Videos?) Hätte es nicht so ein billiger Plaste-Controller für hundertfuffzig Euro auch getan? Nein ... es mußte etwas Solides sein, aus Metal, schwer, was Richtiges - damit ich dann im Garten oder auf Privat-Parties oder am Strand von Ibiza auflegen kann!
Fast fünf Jahre Pause, die letzte Sendung meines kleinen Online-Radios lief 2015. Ich hatte meine zwei, drei Fans. Und in den letzten Jahren wurde so viel neue und aufregende Musik veröffentlicht. Jetzt, wo ich die Wochenenden viel freie Zeit habe, könnte ich wieder ein paar exquisite Sets zusammenstellen und online irgendwo im Internet veröffentlichen (unter Beachtung der Rechte).
Die Fader zum Mischen sind mir vertraut, Equalizer, Hochpaß, Tiefpaß (zum Einmischen von Titeln, die so gar nicht zusammenpassen wollen) auch. Pitch-Regler zum Beat-synchronen abmischen auf der DJ-Software am Laptop daneben (mit meiner ganzen Playlist). Neu sind für mich die FX-Regler und die Auto-Sync und Hot-Cue-Buttons ... das kenne ich noch nicht. Und überhaupt - die großen, beiden Plattenteller für die Vinyl-ähnliche Ansteuerung! Ich muß noch einiges lernen, mir How-to-Videos ansehen, die Bedienungsanleitung lesen. Das wird eine Umstellung für mich, von einer jahrelang vorab produzierten und abgemischten Sendung (mit Multitrack-Software) auf ein live aufgezeichnetes DJ-Set (mit DJ-Software) für den Internet-Stream. Das vor und mit dem Publikum Auflegen ist noch einmal eine ganz andere Liga.

Und da steht er nun, ausgepackt im Flur ... wo stelle ich das Riesen-Teil überhaupt hin? Ein Spielzeug haben wollen und dann nicht nutzen? Ich - muß - mich darin einarbeiten. Ich - will - wieder auflegen! Ich - bin - schon eine DJane ... 16 Jahre Radio-DJ-Erfahrung (und eine Wahnsinns-Musiksammlung).

[14.06.20 / 17:07] Das wäre das geheimnisvolle "Sommerevent" gewesen, bei dem ich hätte umwerfend aussehen müssen: Das zwanzigjährige Abi-Treffen. Ich stand ganz oben auf der Liste, mit meinem neuen Vornamen, jeder, der sich an den unscheinbaren, "kleinen Wicht" erinnert, hätte es wissen können - wer bin ich jetzt? Wie sehe ich aus? Eine ultraheiße Blondine! Mit Riesenmöpsen! Die höchsten Stilettos, die ich im Schrank habe, das kürzeste Kleid, den kürzesten Minirock, die Punkerkutte (oder die aus Stoff) und den üppigsten Push-up aus der Schublade, um mein kleines A-Körbchen effektiv in Szene zu setzen. Extra-dicker, schwarzer Kajal und Mascara, die Fingernägel schwarz lackiert, die langen, blonden Haare lässig über die Schulter geworfen, die übergroße, schwarze Sonnenbrille im Gesicht, die glitzernden Brillanten unauffällig in den Ohrläppchen.
Mein Outfit habe ich mir schon seit Jahresbeginn gedanklich zurechtgelegt, alles bis auf das kleinste Detail geplant ... und nun? Schon ewig nicht mehr beim Friseur gewesen, die Kleider ungetragen im Schrank ... drei Stück Buttercremetorte den Nachmittag. In Warteposition für das nächste Jahr ... ob mir die Kleider dann noch passen werden? Ob ich dann endlich meine Geschichten auftischen kann? Wie die langzeitarbeitslose Ex-Psychiatriepatientin dann endlich ausgestiegen ist und sich irgendwo in das Ausland abgesetzt hat? Wer weiß, wie es mit mir - und dem Rest der Welt - jetzt noch weitergeht...

[09.06.20 / 19:27] Der Sonntag, wieder zwei Brötchen (vom Vortag) und einen Kaffee an meinem Klapptisch ... hätte ich nicht noch extra die Isomatte aus billigen Schaumstoff dazugekauft, hätte ich die Nächte wohl kaum auf dem harten Fußboden schlafen können. Für diesen Tag nehme ich mir das Bad vor, gründlich zu reinigen. Doch zuerst, gegen Mittag, zwei Stück Kuchen kaufen bei dem Sonntagsbäcker um die Ecke: "Was ist in dem Bauernkuchen? Ah ... Mohn, Früchte, alles gemischt (für Unentschlossene). Das und noch ein Stück Eierschecke!" Wenn schon Sachsen, dann richtig.
Das Bad ... schaffe ich es innerhalb einer Stunde? So wie die Putzkolonnen in den Hotels? Ich weiß mittlerweile, daß Punkt 13 Uhr eine ganz große Demo in der Innenstadt von Leipzig startet. Während ich den ganzen Nachmittag in meinem Badezimmer festsitze und jede kleinste Ecke penibel reinige, gehen mir haufenweise Gründe durch den Kopf, warum ich eben nicht an einer Anti-Rassismus-Demo teilnehme. [Anm. der Verfasserin: Wie voll es da wirklich wurde, lese ich den Abend später auf Twitter.]
"Nach mir die Sintflut!" Irgendwann muß ich beim Putzen ein Ende finden, ich kann nicht alles klinisch sauber reinigen, die Ecken sind immer noch auffällig und die Kalkspuren in der Duschkabine bekomme ich nie vollkommen weg ... das sieht auch später keiner. Sollte irgend jemand hier wirklich wieder einziehen, macht derjenige sowieso noch einmal alles sauber. Ich setze den späten Nachmittag mein Kännchen schwarzen Ceylon Tee auf und genieße meine zwei Stück Kuchen. Die Küchenecke muß noch gereinigt werden. Und dann ist da noch dieser eine, kleine Schrank mit den zwei Schubfächern als Kommode ... das einzige Möbelstück, das noch nicht verschwunden ist. Es gehört meinem Ex-Freund.
Die Küchenecke, nachdem ich das Geschirr und alle Pfannen und Töpfe ein paar Wochen zuvor schon wegtransportieren konnte, sind jetzt nur noch eine Ansammlung von Tee- und Kaffeedosen, Tee- und Kaffeetassen und dem Wasserkocher (also eine reine "Tee- und Kaffeeküche") in der Ecke vorhanden. Alles in eine Klappbox packen, die Herdplatte und die Spüle reinigen und ich bin schneller als erwartet (also zwei Stunden?) fertig. Essen gehen.
Das Auto bleibt stehen, die Straßenbahn will ich nicht benutzen, das indische Restaurant um die Ecke bei dem Kuchenbäcker gegenüber bietet sich an. Auch hier bestelle ich den Abend mein komplettes Menü (die gemischte Grillplatte für Unentschlossene) an einem Tisch im Außenbereich ... für die Toilettenbenutzung muß ich das Restaurant betreten und mein Tuch über das Gesicht ziehen. Leider habe ich für das Trinkgeld nur haufenweise Cent-Münzen in meiner Tasche und muß lange suchen, bis ich ein paar größere Münzen finde für einen spärlichen Kleinstbetrag. Zu Fuß zurück zu meiner Wohnung ... auch hier, wie den Abend zuvor, wieder in der Dämmerung.
Wenn du deinen Schrank nicht bis Sonnenuntergang abgeholt hast, fliegt er raus! Fast schon befriedigend schraube ich das kleine Schränkchen erst auseinander und breche dann die einzelnen Spanholzstücke, die genagelt wurden, heraus: Deinen Schrank gibt es jetzt nicht mehr. Auf alle meiner letzten Nachrichten am Telefon hat er nicht geantwortet ... bis auf eine. Er ist jetzt obdachlos, alkohol- und drogenabhängig. Die Rechnungen des Mobiltelefonanbieters konnte er schon vor ein oder zwei Jahren nicht mehr bezahlen, ohne Geld kein Prepaid-Guthaben ... und auch keine Antwort. Nur diese eine: Er wollte mich vor meinem Auszug noch einmal sehen, vielleicht etwas klären, einen Abschluß finden. Im Dunkeln der Nacht trage ich die Einzelteile seines Schrankes zur großen Mülltonne im Hinterhof des Mietshauses - und werfe sie krachend hinein. Noch eine letzte Nacht schlafen in meiner Wohnung.

Der Montag. Ich bin den Morgen eine Stunde früher wach, als eingestellt am Wecker. Die Küche bleibt so sauber, wie sie ist (nur Brötchen und eine Flasche Wasser), die Dusche muß ich benutzen ... nackt wische ich zum Schluß noch einmal alles mit dem Kalkreiniger ab.
Das Auto holen, das ganze Zeug runterbringen und einladen. Die Badvorleger, den Abtreter, die Klappbox mit dem Geschirr und das Küchenregal. Die Mülleimer (3x bzw. 4x für vorbildliche Mülltrennung) und alles, was noch an Kleidern, an Bügeln irgendwo in meiner Wohnung herumhängt ... mein kleines Auto ist jetzt schon voll, und es fehlt noch der Klapptisch mit dem weißen Tischdeckchen und der Klappstuhl, sowie die ganze Campingausrüstung (Isomatte, Luftmatratze, Schlafsack). Wer hätte gedacht, daß in einer an sich leeren Wohnung noch so viel herumsteht?

Zen - meine leergeräumte Wohnung in Leipzig
Der Übergabetermin ist um 11 Uhr, jetzt bin ich froh, eine Stunde früher aufgewacht zu sein. Seit Tagen, eher seit Wochen, schwebt in meinen Gedanken das Bild des Abschlußrituals: In der leergeräumten Wohnung muß noch ein Räucherstäbchen angezündet werden! Ich kann sonst nicht loslassen. 10:30 Uhr, ich entflamme das mitgebrachte Räucherstäbchen und setze es in den Halter in die Mitte des Raumes ... es ist nicht der energetische Mittelpunkt, dieser liegt einen Meter weiter zum Innenbereich hin, an der Stelle, an der ich auch meine morgendlichen Tai-Chi-Übungen gemacht habe. Alle Fenster sind weit geöffnet.
10:55 Uhr, es klingelt unten an der Tür, ich lasse die Mitarbeiterin der Hausverwaltung durch die Wohnungstür ... das Räucherstäbchen ist noch nicht ganz heruntergebrannt. "Aber ich habe doch noch fünf Minuten!" Mein ganzer Krempel, der Tisch und der Stuhl, sind noch da. Vor der Wohnungstür im Treppenhaus steht noch das alles, was ich noch nicht bis runter geschafft habe. Sie schaut sich die Wohnung an ... alles sauber ... keine größeren Schäden (ich deute auch nicht auf die Stellen im Laminat, die ich nachweislich zerkratzt habe). Ich kehre die Asche des heruntergebrannten Räucherstäbchens zusammen ... das mit der Wohnungsübergabe kommt jetzt doch irgendwie so plötzlich.
Schlüsselübergabe, alle fein sortiert, das Protokoll unterschreiben, den Rest von meinem Kram vor die Tür in das Treppenhaus stellen - und ich bin draußen, die Tür ist zu. Sie macht noch Fotos von innen und kommt dann auch mit raus. Hinunter in den Keller, ich brauche noch den Zählerstand für den Strom, sie auch. Und dann stehe ich wenig später wieder oben alleine vor meiner Wohnungstür, zwischen meinem ganzen ausgeräumten, verbliebenen Hausrat. "Mach's gut Wohnung!" Ich laufe noch ein paar mal die Treppe hoch und runter, trage meinen ganzen Kram raus zum Auto bzw. vor dem Hauseingang ... ein letztes Mal noch meine Hand von außen gegen die verschlossene Wohnungstür. Ich unterdrücke meine Tränen ... jetzt beginnt etwas Neues.

Es ist nicht 'Wohnung', wenn die Tür verschlossen ist.

Zurück zum Auto, die Tetris-Melodie summend, räume ich erst alles wieder aus und dann wieder effizient ein, stapel alles auf Höhe des Armaturenbretts, nutze jeden kleinsten Zentimeter (die Isomatte liegt fast auf den Armaturenbrett). Der Kofferraum ist bis oben voll, mein "Klapp-Ensemble" teilt sich mit dem Rucksack und dem ganzen anderen Kram den Beifahrersitz. Etwa eine dreiviertel Stunde später bin ich bereit für die Abfahrt, ich starte den Motor um 12:30 Uhr, zurück auf der Autobahn zu meinem Erstwohnsitz* - "Buddha" (der Daibutsu aus Kamakura) fährt als Beifahrer mit, das kleine Poster von der Badezimmertür steckt jetzt vor der Kopfstütze und über dem Gepäck auf dem Beifahrersitz.

(* Irgendwo im Nirgendwo, ich könnte jetzt von meinem Dachbodenverschlag in die Wohnung darunter ziehen. Ist zwar mietfrei aber ... ich kann mir nicht vorstellen, hier "Männerbesuch" zu empfangen. Da war meine jetzt alte Wohnung in Leipzig viel praktischer: "Don't look for me, I don't live in Leipzig anymore.") (Ende Teil 2/2)

[09.06.20 / 19:26] Nur meine beiden Schuhregale habe ich auf dem Beifahrersitz meines Roadsters transportiert, für die sperrigen Möbel, mein Wintergartenensemble / die Sitzecke mit der Bambusbank und den Bistrostühlen und dem großen Perserteppich, habe ich vor ein paar Wochen einen Passat angemietet. Meinen Kleiderschrank, mein echtes, japanisches Futonbett und meine Minibar gingen wenig später in den SUV mit "Familienunterstützung" die Autobahn Richtung meines Erstwohnsitzes. Jetzt, das erste Wochenende im Juni, ist auch mein allerletztes Wochenende in meiner Wohnung in Leipzig. Viel steht da nicht mehr ... mein Klapptisch, mein Klappstuhl, meine "Teeküche". Noch einmal darin wohnen, noch einmal in Leipzig einkaufen gehen, noch einmal sonntags Kuchen kaufen und ein Kännchen schwarzen Ceylon Tee trinken. Und alles saubermachen für die Wohnungsübergabe am Montag um 11 Uhr.

Freitag Abend, ich komme erst kurz nach Sonnenuntergang an ... ein komisches Gefühl, meine fast leere Wohnung zu sehen. Sie wirkt irgendwie so winzig mit ihren 28m² - mit Möbeln wirkt sie sonst von innen viel größer als von außen. Mein Bett ist weg, ich breite meinen mitgebrachten Schlafsack, meine selbstaufblasbare Luftmatratze und meine neugekaufte Isomatte in meiner Schlafecke aus. Ich "campe" in meiner Wohnung. Alles zentimetergenau positionieren, damit es keine große Umstellung für mich wird - ich liege da, wo ich sonst auch liegen würde. Mein Kissen (eigentlich das "Partner-Kissen") ist auch noch da. (Tatsächlich habe ich genug Antidepressiva mit eingepackt, um die letzten Nächte schonend zu überstehen.)

Gedanken die Nacht...

Ich habe es nicht geschafft. Ich habe es nicht geschafft, selbstständig zu sein, ich habe es nicht geschafft, eine Arbeit zu finden, eine eigene Wohnung zu halten, eine Beziehung zu führen, nicht im entferntesten eine Familie zu gründen.
Habe ich überhaupt schon irgend etwas in meinem Leben, mit 38, jemals erreicht oder geschafft? Ja ... klar ... ich habe ein Studium abgeschlossen - das mir aber letztendlich nichts gebracht hat - außer vielleicht, daß ich sechs oder sieben Jahre als Ingenieur gearbeitet habe und mit der ganzen Kohle meine ganzen (Schönheits-)Operationen bezahlen konnte.

Der Sonnabend ... es liegt sich hart auf den drei Lagen (Iso-, Luft- und Schlaf-) aber irgendwie geht es schon. Frühstück mit zwei Brötchen und einen Kaffee aus dem kleinen Espressokocher vom Herd, bevor ich dann anfange, den Laminatboden komplett feucht durchzuwischen. Ich habe es unterschätzt ... das Bad schaffe ich heute nicht mehr. Den Nachmittag beende ich meine Reinigungsorgie (auf allen vieren mit dem Schrubber herumkriechen) und ziehe mich um, für eine meiner obligatorischen Wochenend-Einkaufstouren in der Leipziger Innenstadt ... und Kuchen essen gehen, und einen Kaffee trinken. Mit der Straßenbahn die Kurzstrecke zum Hauptbahnhof.
Die Innenstadt ist voll, so viele Menschen, wie sonst auch, vielleicht sogar noch etwas mehr ... vorbei die schönen Zeiten vor ein paar Wochen, als jeder noch für sich isoliert zu Hause herumvegetiert hat. Ich laufe zu dem Leipziger Bäcker am Eingang der Fußgängerzone und bestelle ein Stück Kuchen: "Das da, mit den Kakao-Flocken", und einen kleinen Cappuccino. Einkaufsplanung auf dem Smartphone am Bartisch (mit Hocker) vor der Bäckerfiliale: Ich habe bestimmt schon fünf neue und ungetragene Kleider im Schrank, ich muß mich unbedingt von Klamottenläden fernhalten. Außerdem habe ich mein Feuerzeug in meiner Erstwohnung liegengelassen, ich brauche noch eins für mein Räucherritual Montag kurz vor der Wohnungsübergabe ... am besten eins mit Totenköpfen oder so ähnlich. Ich suche die Adressen der Gothic-Läden in der Innenstadt.
Der erste Laden hat leider keine Feuerzeuge mehr, im zweiten Laden, etwas abseits der Fußgängerzone, frage ich die Verkäuferin schon am Eingang und umgehe so die Prozedur mit der Gesichtsmaske und dem Token für das Betreten eines Geschäftes. Sie hat leider auch keine Feuerzeuge im Sortiment. Wohin jetzt? Die Filiale einer großen Drogeriekette? Tatsächlich befinde ich mich wenige Minuten später in der Einkaufspassage "Am Brühl" in ebendieser Filiale und entdecke ein schwarzes Feuerzeug mit wunderschönen Rosenmotiv: Das ist so Gothic! Für die paar Cent, die das kostet, nehme ich noch eine schwarze Strumpfhose mit.
40 DEN? 20 DEN? Meine halterlosen und transparenten Strümpfe, passend zu meinen schwarzen Minikleidern, sind bestimmt schon alle zerrissen. Auch wenn ich in meiner Schublade immer nach dieser einen Strumpfhose suche - ich habe nie so eine besessen. Bis jetzt ... neben meinen blickdichten, schwarzen Leggings sortiert sich diese Strumpfhose von nun an daneben, für Pumps und Miniröcke.
Weiter den Nachmittag, quer durch die Innenstadt, zur nächsten Filiale dieser Drogeriekette. (Warum drehe ich nicht einfach um?) Ich bin immer noch auf der Suche nach flachen Schuheinlagen für meine neuen Stiefeletten - mit Blockabsatz. Die zwanzig Jahre alten, olivgrünen Einlegesohlen aus meinen Bundeswehrkampfstiefeln* - die ich über die Jahre in einer Vielzahl meiner Schuhe getragen habe - fangen an, sich allmählich aufzulösen und zerbröseln (von den Rändern her). Es muß etwas Ähnliches mit diesem "Geflecht" sein, flach und biegsam für hohe Absätze - schockabsorbierend / stoßdämpfend. Die Drogeriekette hat nur Filzsohlen im Regal ... und dann auch noch ausverkauft in meiner Schuhgröße.
Weiter in den Schuhladen daneben: Schuhe! Halt dich zurück! Ich habe schon zwei Paar zu Hause stehen, die ich noch nie getragen habe. Oh, diese hübschen Sandaletten für den Sommer, die ich schon im Frühjahr in einem anderen Laden gesehen habe! Zum Glück hat sich das Sortiment weiter ausgedünnt, dieses Modell ist jetzt weder in meiner Farbe (Schwarz) noch in meiner Schuhgröße (40/41) vorhanden. Bei der Verkäuferin lasse ich mich über Einlegesohlen beraten und nehme ein paar dünne, biegsame, stoßdämpfende mit. Mit Bambusgeflecht ... das könnte meiner Vorstellung am ehesten entsprechen. Kurz vor dem Ausgang hängt mein Blick wieder an dem nächsten, bezaubernden Schuhpaar: Ultraflache, schwarze Römersandaletten ... mit extra langen Lederriemchen über die ganze Wade! Ich kann noch ein Blick auf das Preisetikett werfen, bevor mich eine unbekannte Macht aus dem Laden zieht.
Mittlerweile ist es Abend geworden, zwischen Kaffee & Kuchen und meiner Shopping-Tour, war ich noch ein Eis essen - es ist nur konsequent, wenn ich bei dem italienischen Restaurant am anderen Ende der Fußgängerzone auch mein Abendessen bestelle. Ich setze mich an einen der freien Plätze im Außenbereich und suche auf der Menükarte das Pastagericht für diesen Tag. Es ist fast wie früher, vor der ganzen Virusepidemie - von der überhaupt nicht mehr viel zu spüren ist ... ob ich hiernach noch einfach mal in die Bar am Marktplatz gehe? Ich schließe den Tag ab und gehe tatsächlich noch in meine Lieblingsbar am Marktplatz.
Weiterhin viele Menschen ... es dauert eine ganze Weile, bis ich einen freien Tisch für mich finde, schön nah am wärmenden Heizstrahler im eng besetzten Außenbereich. Eine Cola für mich und dann: "Wo ist die Cocktail-Karte? Habt ihr auch einen alkoholfreien Ipanema?" Bis so gegen 21 Uhr schlürfe ich an dem zuckersüßen Drink und notiere mir ein paar Zeilen für mein Tagebuch, die ich doch etwas erwähnenswert finde ... ich bin den Nachmittag auf dem Marktplatz an einer dieser "Anti-Corona-Kundgebungen" stehengeblieben (die falsche Demo / Kundgebung, die gegen Rassismus lief parallel auf dem Platz vor der Oper, aber das habe ich erst später erfahren):

Ja ja ... den Corona-Virus gibt es gar nicht ... lauft ruhig in die Falle. HEIL DEN ECHSENMENSCHEN! Ich war schon immer ein Anhänger der Reptiloidenrasse.

Kurz nach Sonnenuntergang mache ich mich auf, zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle am Bahnhof - ich will noch in der Abenddämmerung und vor Einbruch der Nacht wieder zurück in meiner Wohnung sein.

(* Ein paar Tage später bemerkt beim Wald- und Wiesenspaziergang nach einem Regen: die Laufsohle des Kampfstiefels an sich, löst sich auch - nach zwanzig Jahren - in ihre Bestandteile auf ... hält eben nicht ewig.) (Ende Teil 1/2)

[04.06.20 / 20:17] IPL-Nachbehandlung #11 (#28) - Der Kontrolltermin. Nach zehn Behandlungen nach Plan, wird bei dieser Behandlung überprüft, wie weit der Fortschritt ist, wo eventuell noch dunkle Haare vorhanden sind, an welcher Stelle die dicken und weißen Haare noch "erwischt" werden können. Ich bekomme diesen Termin ganz kurzfristig, per Telefon, einen Tag vorher ... seit Sonntag (vier Tage) habe ich mich auch nicht im Gesicht rasiert (optimal zum Überprüfen, dunkler Bartschatten ist da schon lange nicht mehr).
Durch die Virusepidemie und die Beschränkungen, liegen meine letzten Behandlungstermine schon ein paar Wochen oder Monate in der Vergangenheit, es ist eine große Pause entstanden. Wenigstens die zehn regulären Behandlungen habe ich noch abschließen können. Ich habe mich schon gefragt, wie die in dem Haarentfernungsstudio das jetzt regeln: ein angekipptes Fenster und die angeschaltete Klimaanlage sorgt für einen Luftaustausch im Behandlungsraum (gegen die "Aerosole") und die Mitarbeiterinnen tragen alle einen Mundschutz (genauso eigentlich wie bei jedem guten Tattoo- und Piercingstudio - und da auch schon viel länger). Meinen Mundschutz nehme ich natürlich vor der Behandlung in meinem Gesicht ab ... Sprechen vermeide ich, ich kämpfe eher gegen den Schmerz. Die Intensität am Gerät bleibt weiter hoch eingestellt, ich habe wenigstens noch den Tag vorher viel trinken können, um das besser auszuhalten.
Nach der Behandlung verlasse ich wieder taumelnd das Haarentfernungsstudio ... die Schmerzen am Kinn und dem Knochen lassen für gewöhnlich sehr schnell nach, spätestens im Auto ist dann alles wieder gut. Und ich zahle auch nicht mehr den vollen Preis, das geht jetzt individuell nach Anzahl der "Schüsse" (bzw. Lichtblitze).

Später den Tag, gegen Abend ... eigentlich wollte ich mir erst wieder die Beine rasieren, wenn die Clubs wieder offen sind und ich endlich wieder ausgehen kann - aber die Clubschließungen ziehen sich wohl noch endlos lange hin, vielleicht noch genauso lange, wie das Verbot für die großen Festivals bis Ende August. Der Sommer kommt, ich will wieder Röcke und kurze Kleider tragen - die Haare an den Beinen müssen weg (und die Schamhaare gleich mit).
Drei Monate? März, April, Mai? Ich brauche mehr, als meinen elektrischen Rasierapparat - ich brauche eine Schafschermaschine! Mit dem großen Apparat für die Mecki-Frisuren gehe ich meine Beine entlang - ich wußte gar nicht mehr, daß sich darunter blanke Haut verbirgt. Die Schambehaarung muß auch mal getrimmt werden ... aber hier bin ich mit dem visuellen Ergebnis nie so zufrieden - ich mag lieber "Busch" (aber ich könnte auch mal die "Landebahn" ausprobieren). "Vulva Pride!"

Der ganze Tag im Zeichen der Haarentfernung ... und es sieht hinterher keiner (oben alles weg, unten alles nur für mich).

[01.06.20 / 15:26] Die zweite Nacht des Festivals in Leipzig wird von der Partnerveranstaltung "Neon Transmissions" aus Belgien organisiert und enthält wieder einen Mix aus DJ-Sets und eingespielten Videoclips von Bands. Die DJs streamen aus ihren Wohnzimmern (ich nenn es jetzt einfach mal so) von überall aus der Welt - Kontinente übergreifend. War es gestern noch Japan, sind es heute Mexiko, Israel (Tel Aviv) und die USA (Los Angeles). Die Bands aus dem Synth-Wave-Umfeld sind alle wahnsinnig interessant und überraschen mich immer wieder.
Der YouTube-Stream läuft diesen Abend die sieben Stunden (von 19 Uhr bis 2 Uhr) weitestgehend ohne größere Unterbrechungen und ist wahrscheinlich in dem vom Wochenende überlasteten Internetverkehr noch die beste Variante gegenüber dem Twitch- und Facebook-Livestream. Der totale Overkill: drei parallel laufende Bildschirme, einer mit Twitch als Backup-Stream und den offenen Chat-Fenstern, ein Bildschirm für YouTube im Vollbildmodus und ein dritter (mein Fernseher) für die Übertragung des Starts der SpaceX-Rakete bis 22 Uhr GMT.
So viele interessante Bands und Musik, der "Neon Transmissions" Floor ist auch jedes Jahr eines meiner persönlichen Höhepunkte auf dem Festival. Verglichen mit der angespielten Musik, kann ich meine eigene Musik nur als "got-no-talent-music" bezeichnen ... die Komplexität und den Groove dieser von mir so geliebten elektronischen Musik werde ich wohl nie erreichen (und muß ich auch nicht, meine Musik und meine Texte sind nur Therapie - "DIY").
Die DJane am Mischpult ist auch gleichzeitig im Chat präsent, es ergibt sich fast schon ein kleiner, familiärer Dialog mit den Gästen. Die Vibes der (irgendwo in Belgien?) aufgedrehten Bass-Regler am Equalizer spüre ich auch hunderte Kilometer entfernt auf meiner Anlage ... ein Wahnsinns-Set.
Ich tanze durch bis 2 Uhr nachts, die LED-Beleuchtung rotiert mit dem Stroboskop, und falle dann Minuten später einfach in mein daneben stehendes Bett. Nur wenige Stunden Schlaf. Ich brauche mal wieder einen "Ledernacken", der mich dann um 8 Uhr morgens aus dem Bett wirft bzw. aus dem Club schleift. (Pfingstsonntag übermüdet aufwachen, ein paar Textzeilen notieren, Verwandtschaft besuchen, Kuchen essen, Grillen und wieder zurückfahren ... soweit der Plan.)

Der dritte Tag des Online-Festivals, ich schalte mich erst eine halbe Stunde vor Mitternacht dazu. Über den Chat erfahre ich, daß der Online-Stream erst später gestartet wurde und wegen technischer Probleme bei YouTube auch mal unterbrochen wurde. Als ich den Raum betrete, laufen gerade die letzten Titel eines live in Leipzig auftretenden Musikers aus Berlin ... wie im echten Leben, mal wieder alles verpaßt und zu spät am Einlaß erschienen. (Dafür bin ich den Tag auf höchst unerwarteter Weise zu einem "Misfits" Patch für meine schwarze Lederjacke gekommen...)
Noch zwei Stunden DJ-Sets und noch ein eingespielter Auftritt eines weiteren Solo-Musikers, noch zwei Stunden Tanzen, bei gedämpfter Lautstärke und angeschalteter Disko-Beleuchtung. Noch zwei Stunden bis 2 Uhr nach Mitternacht - dann geht auch diese Online-Ausgabe des "Gothic Pogo Festival" zu Pfingsten in Leipzig dem alljährlichen Ende entgegen ... jeder Anwesende, die Crew, die Musiker, die Bands, die Gäste hoffen auf das nächste Jahr.
Im Chat und in der Abschlußmoderation wird die Internetadresse zum Stream (auf Twitch) für die Aftershow-Party bekanntgegeben, die DJs, die sonst auch den letzten Tag des Festivals auflegen, fehlen noch und haben ein weiteres Set organisiert. "Stream hopping", bis 3 Uhr die Nacht lasse ich das Ganze noch auf meiner Couch ausklingen, bis ich langsam die Fader an meinem Mischpult herunterregele. Über den Stream werden noch alte Videoclips vom Innenhof während des Festivals im Werk 2 vor ein oder zwei Jahren in Leipzig gezeigt, wahrscheinlich vom frühen Vormittag mit ein paar der letzten anwesenden und interessant wirkenden Gäste (die aus dem Ausland, mit Jetlag?) - das was ich sonst auch sehe, wenn ich vom dem Festival dann final nach Hause gehe (mit dem wohligen Gefühl, Teil dieser "Szene" zu sein).

Pfingstmontag, ich muß noch die Deko abnehmen, meine PA abbauen und mir irgendwo im Internet noch den Teil ansehen, den ich gestern Abend verpaßt habe. Wenigstens zum Familienbesuch habe ich einen Teil meiner Festivalkluft tragen können ... also ganz in Schwarz, mit Lederjacke, Pikes und Nietengürtel. Für nächstes Jahr, wenn es stattfindet, muß ich mir wieder etwas überlegen, wo ich die Nächte in Leipzig dann übernachten kann - meine alte und so praktische Wohnung habe ich dann nicht mehr.

[30.05.20 / 15:41] Die PA aufbauen, alles verkabeln, das kleine Mischpult auf meinen Wohnzimmertisch stellen. Der Main-Ausgang geht an die Stereoanlage, der Control-Room-Ausgang an meine Studiomonitorboxen am Computer ... von dort läuft auch das Eingangssignal vom Online-Stream direkt zum Tape-Eingang auf meinem Mischpult. Alles bereit für den "Gothic Pogo Livestream"? Das Festival zu Pfingsten in Leipzig sendet ab Freitag Abend das ganze Wochenende online. Die LED-Lichterkette aufhängen, das Strobo-Effektgerät platzieren ... noch schnell etwas essen und ich bin bereit!
Es geht wieder los! Punkt 19 Uhr startet der Stream und ich logge mich mit meinem YouTube-Konto ein. Schön, die bekannten Gesichter zu sehen, die ich sonst als eines der allerersten Gäste pünktlich zum Einlaß beim Beginn des Festivals am Werk 2 in Leipzig gesehen hätte. Eine kurze Begrüßung der Crew an die Zuschauer, ein paar Einspieler (mit Spendenaufruf für die Seenotrettung) und es werden die ersten DJ-Sets eingespielt. Bis hierhin war ich noch verwundert, wie sie das ganze Line-up nach Leipzig in die Konzerthalle bringen wollen ... die DJs werden natürlich live weltweit aus ihren Wohnzimmern dazugeschaltet (mit sehr interessanten Einblicken). Nur ein paar lokale DJs bauen ihr Set in Leipzig vor Ort auf.
Es geht weiter mit den Bands, nicht live, die befreundeten Bands stellen ein paar selbsteingespielte Videoclips zur Verfügung und lassen erahnen, was ich alles hätte sehen können, wenn ich im Publikum vor der großen Bühne stehen würde ... schon wieder ein paar neue Bands entdeckt. Im Chatraum merke ich mir noch ein paar andere Namen von Bands, die dort empfohlen werden.
Meine Anlage wird im Laufe des Abend immer weiter bis auf Anschlag aufgedreht - dabei habe ich sie vorher eingepegelt (das Stream-Audiosignal ist zu leise), die Fenster in meinem Dachbodenzimmer stehen weit offen. Kurz vor 22 Uhr schalte ich auch die bunte Multifunktions-LED-Lichterkette ein. Auf meinem Barhocker sitzen und am Computerbildschirm die tanzenden Menschen im Hintergrund der live zugeschalteten DJ-Sets auf ihren Tanzflächen beobachten ... wie sehr habe ich das vermißt.
Die Bands für den Freitag Abend sind durch, bis nach Mitternacht laufen nur noch weitere DJ-Sets. Es wird etwas kühl den Abend (bei geöffneten Fenstern), stilecht ziehe ich meine Punkerkutte über (die schwarze Lederjacke mit den Buttons) und tanze auf meinem breitgetretenen Teppich. Etwas nervt ... der YouTube-Algorithmus setzt jetzt ständig den Stream aus, wegen Verstöße gegen das Copyright? (Vielleicht die eingeblendeten und wunderschönen Visuals im Hintergrund?) Ein Tip im Chat: Einfach den zweiten Stream über die Twitch-Plattform dazuschalten. Bis 2 Uhr die Nacht kann ich so ohne große Unterbrechungen weitertanzen ... mit seit 0 Uhr gedämpften Lautstärkepegel und zurückgefahrenen Reglern - dafür aber mit blitzenden Strobo-Effekt in Kombination mit der bunten LED-Lichterkette im "Flash" Modus. Ein wildes Inferno.
Wenige Minuten nach 2 Uhr die Nacht auf Sonnabend, ist der Stream zu Ende ... etwas abrupt. Ich hätte mir einen "slow song" zum Ausklang gewünscht. Die Lichteffekte und die PA (Stereoanlage und Mischpult) ausschalten, ins Bad nebenan verschwinden, Make-up trage ich keins. Wieder zurück am Bildschirm noch schnell einen kleinen Betrag spenden und den Computer dann herunterfahren. Der Club und die Tanzfläche ist gleichzeitig auch mein Wohn- und Schlafzimmer, die Deko bleibt für die nächsten Nächte einfach hängen ... so schnell war ich noch nie von der Disko zurück in mein Bett (ich beginne, Gefallen daran zu finden).

Schon beim Blick den späten Vormittag zuvor aus dem Dachbodenfenster: "So ein schönes Festival-Wetter!" Nicht zu kalt, nicht zu heiß, trocken, sonnig mit Wolken. Geradezu beschämend, daß es nicht genutzt werden konnte.

[23.05.20 / 21:49] Alte Fotos - neu veröffentlicht: Mein Coming-out im Juni 2003. An einem frühen Morgen das erste Wochenende im Juni, kurz vor Sonnenaufgang, mit einer dicken Schicht Make-up im Gesicht und nur mit einem spärlichen, schwarzen Top bekleidet, mit dem Auto die menschenleeren Landstraßen entlangfahren. Eine einsame Stelle zum Anhalten suchen, die Fotokamera mit dabei, ein paar Bilder von mir machen mit der aufgehenden Sonne über die Felder. Ich finde eine Stelle weit abseits ... eine verlassene Straßenbaustelle irgendwo in der Pampa. Ich steige aus.
Das erste Mal draußen, das erste Mal als Frau in der freien Natur, das erste Mal das Gefühl haben, wirklich lebendig zu sein! Frei von allen Zwängen und Normen. Fern abseits fahren ein paar Autos vorbei, dieselbe Straße, die ich sonst auch Sonntag morgens nach der Disko zurück fahre. Ob sie mich sehen können? Ich bleibe ungestört und posiere vor meiner Kamera, die ich auf dem Autodach mit Selbstauslöser abgestellt habe. Die Sonne scheint warm auf meine Haut. Mein Blick schweift immer wieder in die Ferne. Ich will das schöne, rötliche Licht für die Bilder nutzen.
Nicht mehr als ein oder zwei Stunden später, gegen sieben oder acht Uhr den Morgen, fahre ich schon wieder zurück zu meiner Wohnung, mit dabei ein Haufen Fotos. Jetzt kommen mir auch viel mehr Autos auf der Landstraße, eine Baumallee, entgegen ... ob die den Sonntag Morgen Brötchen kaufen fahren? Ob die mich am Steuer hinter dem Lenkrad meines Autos sehen? Ich hoffe es. Ich bin glücklich, endlich diesen befreienden Schritt getan zu haben, die sichere Wohnung verlassen zu haben, den Mut zu finden, auch als Frau - die ich bin - nach draußen zu gehen!

Juni 2003 ... es wird noch fast ein Jahr dauern, bis ich ein paar mehr Kleider als Frau angesammelt habe, meine Make-up-Technik (etwas) verbessere und 2004 das erste Mal als Frau in die Disko nach Leipzig fahre - in die große Stadt - um dort die Nacht auszugehen ... und Männer kennenzulernen (das erste Mal als Frau flirten).

[22.05.20 / 13:12] Noch weiter zurück in die Vergangenheit (die Wayback Machine kennt die alte Version vom Juli 2003 bzw. 2004):

Auszug von "http://de.geocities.com/moonlayhidden/ich.htm" und "tg.htm"

[...]
Einige von euch kennen wahrscheinlich die Seite "www.transgender-net.de", dort gibt es eine Rubrik mit dem Namen "Transgender des Monats". Ich habe mir mal den Spaß erlaubt und hier meine eigene "TG des Monats" Seite über mich eingefügt:

[TG des Monats]
Transgender des Monats

Juli 2003: Morgana
E-Mail: moonlayhidden@yahoo.de
Homepage: http://de.geocities.com/moonlayhidden

Profil
Mein Name: Morgana
Mein Alter: 21
Mein Beruf: Studentin
Meine Größe: 170 cm
Mein Gewicht: 57 kg
Die Region, in der ich wohne: Zur Zeit im Nord-Harz
Ich würde mich folgendermaßen beschreiben: Eine Frau, die gerne ein Mann sein wollte und das Glück hat in einem Männerkörper zu leben - oder einfach nur eine männliche Frau in einem nicht ganz so männlichen Körper
Warum ich Transgender bin: Keine Ahnung, wenn ich das wüßte - das ist eben so
Wie ich als Transgender lebe: Je nach Gefühl und Stimmungslage, mal als Mann, mal als Frau
Wie ich mir meine Zukunft wünsche: endlich beruflicher Erfolg, abgeschlossene Berufsausbildung
Was ich an Männern mag: ... vielleicht ihre Durchsetzungskraft
Was ich an Frauen mag: Ihre Ausstrahlung, ihr Wesen
Ich mag: ... Frauen? ...und die dunkle Seite des Lebens
Ich mag nicht: oberflächliche, spießige Menschen, die ich von hier unten aus dem Underground so beobachte
Worauf ich bei anderen Menschen wert lege: darauf fällt mir jetzt keine Antwort ein
Filme, die ich gern sehe: düstere Filme, düstere Science Fiction, Dark Noir Filme, Independent Filme, gerne in Schwarz-Weiß und japanische Produktionen
Musik, die ich gern höre: Gothic, Rock, Death Rock, Minimal Elektronik, Noise/Dark Ambient
Bücher, die ich gern lese: Ich habe schon lange kein Buch mehr gelesen
Was ich gern in meiner freien Zeit mache: Internet, an meinem Radiosender arbeiten, an meiner Noise Ambient Platte arbeiten und vielleicht mal in kleiner Stückzahl veröffentlichen, durch Deutschland reisen und kleinere, schäbige Szene Clubs und Szene Konzerte bzw. Szene Treffen besuchen
Was ich gern esse: Ich ernähre mich gesund
Was ich gern trinke: Ich ernähre mich gesund und trinke nur Wasser und Grünen Tee
Wenn ich drei Wünsche frei hätte...
Na was denn wohl? ... Meinen Körper so zu verändern, daß er mehr weiblich wirkt endlich beruflicher Erfolg, daß es wieder mehr aufwärts geht mit meiner finanziellen Lage Ich will ... daß die Sonne vom Himmel verschwindet und die ewige Finsternis alles Leben auf dieser Erde vernichtet ... ach nein, lieber doch nicht Was ich immer schon mal sagen wollte: meinen dritten Wunsch

(gothic tgirl morgana81)

[21.05.20 / 23:05] Ich wildere mal etwas auf der Wayback Machine von archive.org auf meiner alten GeoCities-Seite:

Auszug von "http://de.geocities.com/moonlayhidden" vom 19. Februar 2004

[home]
moonlayhidden / morgana81
moonlayhidden@yahoo.de

[ich]
Hallo, ich bin "morgana81" oder auch "moonlayhidden", 22 Jahre jung. Unter diesen beiden Namen habe ich mich bei der beliebten Internetseite "###" [gelöscht, Anm. d. Verf.] eingetragen. Der eine Name bezieht sich auf die Hexe bei Merlin und der andere Name stammt von der Musikgruppe "The Moon Lay Hidden Beneath A Cloud". Das ist ziemlich dunkle Musik, so Richtung Gothic und so...
mehr...

[mehr]
...über mich! Tja...ich bin Morgana, meinen echten Namen erwähne ich hier natürlich nicht. Bin 1981 geboren...im Osten...und lebe da immer noch. Bin süchtig nach Erlebnissen, gehe gerne auf Konzerte (schwarz gekleidet!) und versuche immer unabhängig meinen eigenen Weg zu gehen, so sonderbar er auch scheint. Am liebsten höre ich Musik...Gothic/Rock/Punk...alles mögliche, Hauptsache Alternativ und Underground! Wenn ich mich entspanne, vorwiegend nackt in der Badewanne (...), höre ich gerne "Dead Can Dance" und sowas...falls euch die Gruppe was sagt. Aber wenn ich's mal ordentlich krachen lassen will oder wenn ich mal Bock drauf habe, höre ich Punk Musik und anderes rockiges Zeug! Wo wir gerade beim Punk sind, bei der revolutionären 1. Mai Demo in Berlin/Kreuzberg war ich auch schon. Bin also richtig links. Dreimal dürft ihr raten mit was ich mir den Tag vertreibe...ich langweile mich in einem Hörsaal...ich bin eine Studentin :) ...intellektuelle Elite und so...die dann doch nicht klarkommen im Leben und versagen :( ...aber dafür gibt es ja den Alkohol. Früher habe ich ordentlich getrunken aber jetzt bin ich weg von dem Teufelszeug...dafür hatte ich aber auch mal Kontakt zur Ex-Heroinszene (von der Kifferszene ganz zu schweigen). Was gibt es sonst noch so über mich zu berichten? Tja ich trage gerne Jeans und Stiefel...mag keine Röcke...trage meine Haare lang und bin eine von diesen Menschen, die nicht dick werden...und ich liebe es, wenn mich die Leute auf der Straße anstarren, weil ich mal wieder in einem schockigen Outfit daherkomme.
...achso...eh ich es vergesse...ich stehe nur auf Frauen...
(Jedenfalls glaube ich das)

(Der Textinhalt meiner eigenen, archivierten HTML-Seiten reicht nur bis zum November 2005 zurück, das "Internet Archive" war da akribischer...)

Wave Gotik Treffen, Leipzig / Pfingstsonntag Mai 2002
Anlaß für die Recherche in die Zeit zurück: ich habe mir eine Regenjacke in Tarnmuster gekauft (kein SS-Splittertarn!) und erinnere mich an die sonderbaren Gestalten auf den Industrial- und Dark-Ambient-Konzerten von damals - mein Einstieg in die Gothic-Szene vor zwanzig Jahren. Während ich diese Zeilen schreibe, laufen im Hintergrund auf YouTube die Musik-Alben der erwähnten, düsteren Band, die als Inspiration für meinen alten Nickname "moonlayhidden" herhalten mußte, und die ich schon sehr lange nicht mehr angehört habe. (Ich hatte mich dann nach und nach von der Musikgruppe, eigentlich ein Duo, distanziert, da deren immer martialischer werdende Ausrichtung nicht mit meinem Empfinden konform ging.)
Leider habe ich kein besseres Foto von dem WGT-Konzert auf der Parkbühne 2002, das niedrig aufgelöste Bildchen habe ich erst ein Jahr später rein zufällig auf einer japanischen Website entdeckt - ich war schon immer "non-binary!"

[17.05.20 / 21:37] Mit dem Motorrad durch den Wald fahren - und Fotos machen! Einmal am Straßenrand halten, absteigen, den Zündschlüssel abziehen und den Helm abnehmen ... die Stille der Waldkulisse und das Rauschen in den Blättern wirkt ganz anders, als wenn ich nur mit dem dröhnenden Zweizylinder unter mir die (ziemlich huckelige) Asphaltpiste entlangdonnere. Ein paar Minuten die Ruhe genießen - und wieder aufsatteln.

Präzise Ortsangabe für die Fotos: Die Landstraße durch den Gardelegen-Letzlinger Forst, irgendwo an einer Abzweigung in das Landschaftsschutzgebiet. Auf einer ausgedehnten Sonntag-Nachmittagstour durch mein Motorradrevier.

[03.05.20 / 03:34] Mein Lieblingsclub im Süden von Leipzig sendet dieses Mal, live aus ihrem Keller, ein Italo Disco Special! Ich bin natürlich online dabei. Das Strobo-Effektgerät bleibt für den Tanzabend bei mir zu Hause im Hintergrund und wird nur dezent für ein paar ausgewählte Titel, die die beiden DJs in dem Club auflegen, eingesetzt. Die Hauptbeleuchtung auf der "Tanzfläche" (der mittlerweile breit getretene Langflorteppich in meiner Sitzecke) stellt für diese Nacht die 5-Meter-Weihnachtsdeko-Lichterkette aus dem Baumarkt. Mit sieben unterschiedlichen Blinkeinstellungen! Rotes Licht, blaues Licht, grünes Licht, gelbes Licht ... in Wellen, Sequenz, Aufleuchten, Blitzen, Funkeln.
Beim stundenlangen Tanzen mache ich mir schon die Füße kaputt - aber ich muß einfach ... Wer weiß, wann die Diskos wieder aufmachen, wann ich wieder Ausgehen kann (und ob überhaupt jemals wieder). Auch wenn ich in den Clubs sonst auch nur alleine für mich tanze, mir fehlen die interessanten Menschen, die ich da immer vom Rande der Tanzfläche aus beobachte, die mir das Gefühl geben, doch nicht so ganz alleine und isoliert in dieser Welt zu sein. In meine fließenden Bewegungen (und die meines Schattens) mischt sich ein wenig Schwermut.

[21.04.20 / 17:59] Die strikte Ausgangsbeschränkung in Sachsen wurde in eine formelle Kontaktsperre geändert, ich nutze sofort die neu geschaffene Möglichkeit, um zu meiner Zweitwohnung in Leipzig zurückzukehren. Ein paar Dinge ausräumen, die großen Möbel sind die eine Sache, der ganze Kleinkram und die Deko-Objekte eine andere ... ich brauche den ganzen (späten) Vormittag, um mein Auto bis zur Oberkante zu beladen. Tetris - Wie stapel ich alles möglichst effizient auf den Beifahrersitz? Beim Kofferraum ist es einfacher - dieser entspricht bei meinem Roadster genau der Größe einer "Klappbox."
Auf der Autobahn über die Landesgrenze nach Sachsen-Anhalt, kurz hinter dem Ortsschild von Leipzig muß ich noch auftanken. Ich bin irritiert, gilt das neue Maskengebot auch für Tankstellen? Ich wollte schon immer mal maskiert eine Tankstelle überfallen! (Ich traue mich nicht, mein schwarzes "Banditen-Tuch" bis über die Nase zu ziehen und gehe unmaskiert in die Tankstelle ... die anderen Kunden machen das auch so.)

Demnächst auf der Autobahn ... ich transportiere meine ganzen sperrigen Möbel einzeln auf dem Beifahrersitz, bei heruntergeklappten Verdeck. Ich könnte mein altes "Trans Pride" Papierblatt gut sichtbar nach hinten herausflattern lassen...?

[20.04.20 / 16:55] Meine Hormonwerte sind alle im normalen bis niedrigen Bereich - das Testosteron sowie die Östrogene. Nach Rücksprache mit meiner Frauenärztin kann ich versuchen, die Dosis leicht zu erhöhen, um ein klein wenig mehr Brustwachstum anzustoßen. Von zwei Hub auf zweieinhalb täglich - also montags, mittwochs und freitags ein Hub mehr von dem Estradiolgel. Ihrer Meinung nach wird aber irgend etwas zwischen zwei oder drei Hub (zwei Hub entsprechen 1,5 mg Estradiol) keine wirkliche Veränderung bringen, andere transsexuelle Frauen pushen sich auf eigene Verantwortung viel mehr und nehmen dabei das höhere Risiko in Kauf (Osteoporose). Auch neigen transsexuelle Post-OP-Frauen - wegen des veränderten Stoffwechsels - sehr stark dazu, bei höherer Hormondosis "in die Breite zu gehen." Ich hatte mich gerade erst wieder auf 60 bis 61 kg zurückgekämpft.
Dennoch, ich starte das Experiment mit einer minimalen Dosiserhöhung, bei ständiger Kontrolle meines Körpergewichts. Ich muß aber auch langfristig auf dieser höheren Dosis bleiben, bei erneuter Verringerung der Hormonabgabe besteht die Möglichkeit, daß meine Brüste wieder schrumpfen, ähnlich wie bei einer "echten" Bio-Frau nach einer Schwangerschaft und Stillzeit.

Ein volles A-Körbchen...?

[19.04.20 / 19:33] Mit der neusten Verfügung ist es in Sachsen-Anhalt wieder erlaubt, Motorrad zu fahren. Das gilt jetzt als "sportliche Betätigung an der frischen Luft" - amtlich bestätigt! (Quelle: der Corona-FAQ des Landesportals Sachsen-Anhalt: "Kann ich eine Motorradtour unternehmen?")
Die ersten Kilometer im Jahr, noch ziemlich wackelig warte ich den sonnigen Sonntag Nachmittag geduldig an der Grundstücksausfahrt auf eine freie Stelle zum Ausfahren - ich brauche die volle Breite der Straße, um mich und mein Mopped in die Startposition zu schieben...

[15.04.20 / 19:03] Live-Ticker: "Verbot aller Großveranstaltungen bis zum 31. August." Das war's für die Festivalsaison diesen Sommer. Das "Gothic Pogo Festival" Pfingsten in Leipzig wurde schon abgesagt, das "Wave Gotik Treffen" wird ganz sicher folgen. Nach 18 Jahren (!) das erste Mal Pfingsten wieder alleine zu Hause? Ich hoffe noch auf ganz kleine (und erlaubte) Konzerte mit vielleicht zehn Menschen ... in einer ganz großen Halle ... irgendwann, irgendwo diesen Sommer.

Das mit dem "Nasen- und Mundschutz", kein Problem, dafür habe ich doch mein Buff zum Motorradfahren ... da sind "Silberfäden" drin!

[11.04.20 / 22:07] "Als ich noch ein Skinhead war." - Mir sind ein paar alte Polaroid-Fotos in die Hände gefallen, mit mir drauf, mein altes ich. Das Aufnahmedatum der Bilder ist beinahe 20 Jahre her. Kurz vor dem Abi 2000 habe ich mir schon meine Haare lang wachsen lassen, bin aber nicht sehr weit gekommen (höchstens Kinnlänge). Für die anschließenden zehn Monate bei dem "olivgrünen Abenteuerclub" mußte ich sie mir wieder radikal runterscheren lassen ... auf drei bis sechs Millimeter (beeinflußt von all den ganzen Vietnam- und Anti-Kriegsfilmen im Fernsehen, die ich damals so aufgesaugt habe). Nur eine kurze Phase - im Frühjahr und Sommer darauf, wenige Wochen vor dem "Dienstzeitende" 2001, habe ich sie mir schon nicht mehr scheren lassen - und meine Haare sind danach noch blonder aus dem Kurzhaarschnitt herausgewachsen!

Die Jahre darauf: bis zur untersten Rippe Ende 2005, dann wieder kürzer, Herbst 2007 schulterlang oder auch zwei Faustlängen pro Pferdeschwanz, dann drei Faustlängen, vier Faustlängen, ein paar Jahre halten, 2011 ... und weiter bis zur maximalen Länge beim Beckenknochen Anfang 2019. Und wieder zurück. Momentan sind es zwischen vier bis fünf Faustlängeneinheiten ... wäre da aktuell nicht dieses doofe "Friseurverbot", hätte ich meinen Plan weiterverfolgt, meine Haare Schritt für Schritt, bei jedem Friseurtermin um zehn Zentimeter kürzen zu lassen - um irgendwann wieder auf Schulterlänge zu kommen.

(Trivia: Nur bei dem Friseur-Experiment 2007, für das professionelle Foto-Shooting, waren meine Haare mal mit einem leichten Rotschimmer strähnchenweise gefärbt und in Stufen geschnitten.)

[11.04.20 / 02:01] Habe ich von Anfang an falsch gedehnt? Die Vaginaltrainer und später dann nur noch meine Finger, auf dem Rücken liegend, viel zu weit im falschen Winkel nach unten geschoben? Und damit nur die "Hauttasche" in Richtung After ausgebeult? Knapp unterhalb des letzten Rest des ehemaligen Schwellkörpers befindet sich - in fast waagerechter Stoßrichtung (wie beschrieben, auf dem Rücken liegend) - eine ertastbare Hautfalte. Der richtige Eingang? Wenn ja - und wenn sie da wirklich wäre - dann läßt sie sich jetzt auch nicht mehr öffnen. In dieser Position schöpfe ich mit meinem Finger wenigstens die vollen fünf Zentimeter meiner Neovagina aus.

Ich denke weiter über eine zweite Korrekturoperation nach. Der Chirurg aus München (ich halte weiter den Termin, ich weiß auch nicht mehr warum) operiert jetzt neuerdings mit seiner kombinierten Methode auch in der Klinik in Potsdam ... hätte ich das zwei Jahre vorher gewußt.

[05.04.20 / 00:28] Ich tanze wieder alleine gegen meinen Schatten. Die Stereoanlage in meinem Dachbodenzimmer auf fast unerträglicher Lautstärke aufgedreht, den Strobo-Effekt zuckend als einzige Lichtquelle, zwei Alben höchst aggressiver EBM-Stampfer, hintereinanderweg ... bis wenige Minuten nach Mitternacht. Lange halte ich das mit der Ausgangsbeschränkung und der Kontaktsperre nicht mehr aus - und in wenigen Tagen ist Vollmond - ich werde schon wieder rattig!

[01.04.20 / 17:17] Draußen ... die Außenwelt! Ich überschreite die Grundstücksgrenze zur Straße, schließe das Hoftor hinter mir ... blicke in den azurblauen Himmel mit den winzigen, kleinen Wölkchen. Vor ein paar Tagen habe ich vom Garten aus tatsächlich ein Flugzeug am Himmel gesehen! Ein kleiner, aber doch aufregend erscheinender Kondensstreifen. Dieses Mal suche ich kurz den Himmel ab, aber entdecke nichts. Es ist noch nicht warm genug, für meinen Fußweg zur örtlichen Bankfiliale mit den Selbstbedienungsterminals trage ich weiterhin meinen schwarzen Wollmantel - und meine übergroße, schwarze Sonnenbrille an diesem sonnigen Frühlingstag irgendwo in einem Provinzkaff in Sachsen-Anhalt. An der Ampelkreuzung mit der stark befahrenen Bundesstraße vor der Grundstücksausfahrt werde ich von den Fahrern in den haltenden Fahrzeugen, gerade zurück von ihrer Arbeitsschicht den frühen Nachmittag, verwundert und müde angestarrt. Weiterlaufen, nichts anmerken lassen.
Zu Fuß zu der Bankfiliale am Marktplatz im Ortskern dieser Kleinstadt. Dort angekommen, sehe ich durch die Scheiben ein oder zwei Menschen im Inneren des Schaltervorraums (der Schalter selbst ist geschlossen), ich warte draußen vor der Glastür. Die nächste Bankkundin ignoriert mich einfach und geht vor mir rein - jetzt sind da schon drei Menschen drin - der danach kommende Bankkunde fragt mich wenigstens noch, ob ich auch warte, wartet selbst ein paar Minuten, verliert dann aber die Geduld und überholt mich auch. So viel zu der Disziplin mit der Vorschrift: "Nicht mehr als zwei Personen in einem geschlossenen Raum."
Irgendwann traue ich mich auch, die Bankfiliale zu betreten. Für den Automaten mit der Tastatur habe ich extra einen Einmalhandschuh aus Latex mit in meine Manteltasche gepackt. Sicher und ohne Infektionsrisiko - das für mich tödlich sein kann (genauso wie Motorradfahren oder Rauchen) - tippe ich mit der rechten Hand die Überweisungen ein (notwendige Versicherungen bezahlen und solchen Kram). In dem Vorraum der Bankfiliale befinden sich nie mehr als drei Personen gleichzeitig. Ein älterer Herr wartet wenigstens mit gebührenden Abstand. Wieder draußen, stülpe ich den Handschuh in einen mit eingesteckten Plastebeutel und entsorge diesen in den nächstbesten Mülleimer.
Weiter zu Fuß zurück durch die öde Innenstadt mit den verrammelten Geschäften, einzig die offene Drogerie ist das belebte Herz dieser ansonsten langweiligen Fußgängerzone. Ich begegne viel zu vielen Menschen ... spazierende Rentner, Eltern mit kleinen Kindern, Menschen die mit ihrem Hund Gassi gehen. Ständig muß ich für zehn oder zwanzig Sekunden die Luft anhalten und schnell einen großen Bogen drumherum laufen, um mich ja nicht anzustecken. So habe ich mir die Apokalypse nicht vorgestellt, ich dachte, ich laufe hier einsam mit einer Pestmaske die verlassene Fußgängerzone entlang. Die paar Menschen, die ich hier sehe - an diesem sonnigen Frühlingstag - sind sogar noch mehr, als für dieses Provinzkaff üblich sind. So wird das nichts mit dem Weltenende und der Ausrottung der Menschheit durch einen grausamen Virus.

(Schon allein das Bild anderthalb Wochen zuvor, als ich in Leipzig alle meine Sachen in Sicherheit bringe, die bevorstehende Katastrophe ahnend, und vollgepackt zu meinem Auto latsche - und mir irgend so ein junges Pärchen mit kleinem Kind auf 'nem Roller entgegenkommt, als ob nichts wäre! Bin ich hier die Einzige mit gerade abstrusen Endzeit-Phantasien?)

[22.03.20 / 14:46] Ich war noch bis 2 Uhr nachts in der Disko ... virtuell. Die beiden DJs haben es wirklich gemacht und ihr Set aus dem Club in Leipzig live über das Internet gestreamt. Alle Gäste in dem Chatraum - und in ihren Wohnzimmern.
Das Set fängt gleich mit ein paar Italo-Krachern an, die Beleuchtung in meinem Zimmer unter dem Dachboden ist gedimmt, die DJs auf dem Bildschirm in Vollbildgröße, der Regler an meinen Monitorboxen nähert sich dem Anschlag, mein Strobo-Effektgerät wirft die ersten Blitze ... ich fange schon mal an, zu tanzen. Wenig später, gegen 22 Uhr, ich stehe mit meiner Wasserflasche am Rand der Tanzfläche (also gegen meine Schrankwand gelehnt) und beobachte die Gäste: "Keiner da, den ich kennen könnte, kein bekanntes Gesicht." (Ich bin ja auch allein in meiner Wohnung.)
Zwischendurch immer mal wieder auf das Diskoklo (also meine Toilette nebenan), am Spiegel angedeutet meinen schwarzen Kajal nachziehen, die Wasserflasche nachfüllen. Zurück zur Tanzfläche (der kleine Quadratmeter vor dem Computerbildschirm), noch eine kleine Clubrunde (mein Zimmer auf und ab tigern). Die DJs moderieren ihre Stücke, ich erfahre immer etwas Interessantes über die Musik. Ihre zwei Turntables haben sie in dem kleinen Kellerclub vor der Bühne aufgebaut, im Hintergrund die blinkenden Lichter und der sporadisch eingeblasene Nebel. Immer wieder weisen sie darauf hin, daß es möglich ist, über PayPal zu spenden ... "Ich habe fünf Euro Eintritt bezahlt!" Dafür will ich auch mindestens fünf Stunden durchtanzen.
Ab und zu, wenn ich nicht mehr kann, liege ich auf dem Ledersofa in dem Club (also meine Kunstledercouch in meiner Fernsehecke) und lausche einfach nur der Musik. Gegen Mitternacht werden ein paar obskure Darkwave-Platten aufgelegt - ich kann mich nicht mehr halten, ich muß tanzen. In vollkommener Dunkelheit, das kleine Licht aus, tanze ich gegen meinen übergroßen Schatten, der durch das aufgedrehte Stroboskop-Gewitter gegen die weiße Wand (in meinem Zimmer) projiziert wird. Der Effekt hat die richtige Einstellung, alles wirkt so unnatürlich, wie auf einem Trip, wenn die Fragmente meiner Wohnungseinrichtung für Sekundenbruchteile aufleuchten.
Die beiden DJs spielen noch andere Musikstile ... wie lange die wohl noch online senden wollen? Ich hatte vor, gegen 2:30 Uhr wieder zu gehen. Den Club verlassen ... und im selben Moment wieder zu Hause zu sein. Tatsächlich spielen sie noch bis kurz nach 2 Uhr, aber da liege ich schon erschöpft auf meiner Couch. Für das allerletzte Stück rappele ich mich noch einmal auf: "Save the last dance!" Hat Spaß gemacht und wahrscheinlich haben auch viele der anwesenden Gäste (so um die 150?) einen kleinen Betrag gespendet ... wovon die beiden Künstler in diesen schwierigen Zeiten irgendwie ihre Miete oder wenigstens etwas zum Essen kaufen können.
Mein Outfit für die Nacht: die schwarze Trainingshose, ein schwarzes Unterhemd, eine schwarze Strickjacke, absatzlose Latschen oder auch nur auf Strümpfen (auch in Schwarz). Nur eines habe ich irgendwie vermißt: Hab' dich auf der Tanzfläche gesehen. Bist du alleine hier? Hast du einen Freund? In meiner häuslichen Isolation fange ich vielleicht wieder an, die Nächte in Internet-Chaträumen zu verbringen ... so wie früher, in den Urzeiten des Internets.

[21.03.20 / 20:38] Bevor die Ausgangssperre einsetzt, hole ich noch einmal alle meine persönlichen Dinge aus meiner Zweitwohnung, u.a. mein Laptop, mein (verschlüsseltes) externes Backup, meine vier Pflanzen - und alle meine Schuhe (Schuhe sind wichtig). Den blauen Sack mit an die zwölf Schuhpaare über der Schulter (wer hätte gedacht, daß Schuhe so schwer sind), den anderen Kram in meinem Armeerucksack, die paar Schritte zu meinem in der Straße geparkten Auto. Auf der Autobahn zurück zu meiner Erstwohnung / die verbarrikadierte Festung. Um keine Bewegungsdaten zu hinterlassen, nehme ich den Akku aus meinem Telefon (eines der letzten Modelle, bei denen das noch möglich ist ... für besonders Paranoide). Meinen Kleiderschrank habe ich das Wochenende zuvor schon ausgeräumt. In meinem "Depot" in Leipzig bleiben noch drei Rollen Klopapier, ein Beutel Nudeln - und zwei Flaschen Rotwein! (Sollte die Wohnung nicht geplündert werden.)

Später den Nachmittag, die untergehende Sonne für ein paar Fotos meiner neuen Stiefeletten nutzen ... in Szene gesetzt mit meinem Armeerucksack: Endzeit-Fashion mit Stil.

[16.03.20 / 18:57] Nachtrag einen Tag später: Aufgrund der aktuell angespannten Lage, schränke ich meinen Bewegungsradius massiv ein und verzichte auf alle Fahrten auswärts... Die Nachrichten überschlagen sich, wofür ich mich gestern noch freiwillig entschieden habe, ist morgen schon Pflicht.

Zu etwas vollkommen, vollkommen anderem ... meine neuen Schnürstiefeletten kombiniere ich wieder mit einem Paar purpur- oder violettfarbenen Schnürsenkeln - gerade eben online bestellt.

[15.03.20 / 20:26] Viel Schlaf ist es nicht, zwischen 10 und 11 Uhr den Sonnabend scheint die Sonne so stark in meine Wohnung, daß ich nicht mehr weiterschlafen kann. Ich stehe auf. Strahlend blauer Himmel - darauf habe ich gewartet. Ich nutze die Gelegenheit und mache gegen Mittag um die 300 Fotos in meiner 28m²-Wohnung, ich will jedes Detail festhalten, ich will mich für immer an meine schöne Wohnung erinnern können ... bevor ich sie in ein paar Wochen aufgeben muß. Nach und nach werde ich alles rausschleppen, dann brauche ich auch keine Fotos mehr machen. Ein Traum geht zu Ende, der Traum, eine eigene, kleine Wohnung zu haben ... zurück zu meinem Erstwohnsitz (in der tiefsten Provinz) wohne ich wieder bei meinen Eltern. Ich habe es nicht geschafft, auf eigenen Beinen zu stehen, meine kleine Existenz zu halten.
Den frühen Nachmittag gehe ich noch einmal für den Abend einkaufen, etwas zum Essen organisieren ... die Regale mit den Nudelpackungen sind wie leergefegt, ich greife eine der letzten beiden Beutel. Auch an anderen Stellen gibt es nicht mehr viel, Gemüse ist weg, die Tiefkühltruhen suche ich erst gar nicht ab - Fischkonserven sind noch genug da! Ich greife gleich zwei - eine für mich, eine zum Tauschen. (Ich gehe richtig ab, bei der angespannten Situation - endlich zahlt es sich mal aus, daß ich die ganzen Zombiefilme und alle Staffeln dieser einen Serie mit den umherwandelnden Toten gesehen habe.) Über einen kleinen Umweg (zwei Stück Kuchen kaufen für mich) zurück in meine Wohnung.

Couscous mit Tomaten, schwarzen Oliven und Thunfisch: Couscous in einer kleinen Schüssel mit etwas Kurkuma mischen, zum gleichen Teil mit 100ml aufgekochtem, leicht gesalzenen Wasser übergießen, mit einem Teller abgedeckt stehen lassen. Einen Topf / Pfanne mit Olivenöl und gemahlenen Chili aufsetzen, Knoblauch einwerfen, alles erhitzen. 10 kleine Cherry-Tomaten vierteln, nach und nach dazugeben + Salz, Pfeffer, orientalische Gewürzmischung. 10 schwarze Oliven entsteinen (mit dem "Olivenentsteiner"), zerhacken, mit in den Topf geben. Eine kleine Dose Thunfisch aufmachen, auch dazugeben (den Inhalt), alles umrühren und köcheln lassen (wegen den wässrigen Tomaten und dem üppig eingegossenen Olivenöl mit etwas reduzierter Hitze). Kurze Zeit später den Couscous aus der Schüssel mit in den Topf / Pfanne rühren, alles zusammen weitere 5 Minuten erhitzen, gelegentlich umrühren. Danach fertig auf dem Teller servieren.
Mit den Tomaten geht der gelbe Kurkuma-Couscous in das Orangene, zu dem Thunfisch passen nur geschmacklich die schwarzen Oliven. Es wirkt etwas trocken, ein Stück Butter oder Joghurt wäre als finaler Abschluß nicht schlecht, frische grüne Kräuter würden das Optische aufwerten ... Notiz für später.

Den späten Nachmittag die zwei Stück Kuchen mit einem Kännchen Tee, den frühen Abend mein Rezept kochen mit den Sachen, die ich vorher eingekauft habe ... ich habe mich dann doch für den Couscous und nicht für die Nudeln entschieden. Den Abend mache ich mir weitere Gedanken ... gehe ich noch ein zweites Mal aus? Ich überprüfe immer wieder im Internet die Veranstaltungskalender für die Parties und Konzerte in Leipzig - gefühlt ständig ändert sich etwas und eine Veranstaltung nach der anderen fällt einfach aus oder wird abgesagt ... Virus-Panik. Wäre es nicht auch besser, ich bleibe den Sonnabend Abend auch in meiner Wohnung? Ich könnte niemanden infizieren, mich könnte niemand infizieren, überall in der Welt wird gerade das öffentliche Leben eingestellt, anderswo werden Bars und Clubs gleich ganz geschlossen und alle Veranstaltungen verboten.
Verboten! Genau das ist der Punkt, an dem ich mich aufhänge. Ich brauche niemanden, der mir irgend etwas verbietet, der mich vor mir selbst schützt - ich bin selbst verantwortlich für mich! Ich kann für mich alleine entscheiden, wieviel Risiko ich eingehe! Ich bin mir bewußt, ich gehöre mit meinem auf fünfzig Prozent runtergefahrenen Immunsystem (immerhin noch doppelt soviel wie bei AIDS) zu der in den Medien als besonders schützenswert benannten "Risikogruppe" - und es könnte mich treffen ... aber wie hoch ist schon die Wahrscheinlichkeit? Ich mache auch andere unvernünftige und gefährliche Dinge - ich fahre Motorrad - und an wen könnte ich das Virus, wenn ich es hätte, schon weitergeben? Ich gehe nicht arbeiten, ich treffe keine anderen Menschen, ich lebe abseits der Gesellschaft ... ich habe das zutiefst autistische Bedürfnis, zu allen Menschen mindestens zwei Meter Abstand zu halten und mich nicht ansprechen oder in ein Gespräch verwickeln zu lassen. Also gehe ich aus, tanzen, für mich allein (so wie ich es schon mein ganzes Leben lang tue). [Anm. der Verfasserin: War das wirklich so sinnvoll? Im nachhinein betrachtet...]
In dem Club in Plagwitz ist diesen Abend bzw. diese Nacht eine Soli-Party, ich weiß zwar nicht für was, aber es wird wohl schon irgend so ein linksalternatives Ding sein ... noch ist die Veranstaltung, nach meinem Kenntnisstand, nicht abgesagt (aber alle anderen Punk-Konzerte). Gegen 21:30 Uhr mache ich mich wieder ausgehfertig, das gleiche Outfit wie letzte Nacht. Etwa eine Stunde später sitze ich in meinem Auto und bin unterwegs in den Stadtteil.
Links und rechts sehe ich die jungen Leute in ihren Autos, unterwegs in die Diskos ... oder irritiert umherfahrend und nach etwas suchen, was die Nacht noch geht. Ich parke mein Auto in der gewohnten Seitenstraße gegenüber der finsteren Gasse mit dem Club. 23 Uhr ... ob die Veranstaltung wirklich stattfindet? Einfach probieren.
Zu Fuß ein paar Schritte durch die dunkle Gasse, der Eingang mit der Treppe zu dem Fabrikgebäude ist nicht beleuchtet, keine Menschen zu sehen. Vor der verschlossenen Eisentür ist es still. Ich versuche gar nicht erst sie zu öffnen ... klar, daß die Veranstaltung ausfällt. Das ist eine "Soli-Party!" Die lebt davon, daß viele Besucher kommen - und kommt keiner (außer mir) macht das ja auch gar keinen Sinn, die stattfinden zu lassen! (Aber ich habe es zumindest probiert.) Zurück zu meinem Auto, zurück in den Stadtteil nördlich des Zentrums mit meiner Wohnung. Immer noch haufenweise Disko-Fahrer auf den Straßen, ihre Welt bricht gerade zusammen, ihr einziger Lebenssinn, am Wochenende aufzuleben, die Lethargie der Arbeit hinter sich zu lassen und in den Clubs und Bars die Nächte durchzufeiern ... bis wieder der beschissene Montag anfängt. Kenne ich nur zu gut.
Gegen Mitternacht bin auch ich wieder zurück in meiner Wohnung und werfe das blaue Licht meines Laptops auf dem Tisch meiner Minibar an ... wenigstens war ich die Nacht davor noch aus und tanzen. Nächstes Wochenende wird bestimmt alles verboten sein. Zurück zur Zombie-Apokalypse: Wir sind bis an die Zähne bewaffnet und militärisch ausgebildet... (Ende Teil 2/2)

[15.03.20 / 20:25] 28 Tage später, zurück in Leipzig - in der Zombie-Apokalypse-Welt! Die letzten zwei Wochen hat mich ein mysteriöses Virus erwischt, plötzlich hohes Fieber, Kopf- und Gliederschmerzen, extreme Kraftlosigkeit, aber kein Husten, Schnupfen oder Halskratzen - dafür sieben Tage lang fiesen Durchfall (mit einem Verbrauch von einer Klopapierrolle pro Tag, dafür habe ich die gebunkert). So einen Infekt hatte ich noch nie zuvor.
Freitag Vormittag stehe ich auf, den Abend davor war ich schon in meiner Wohnung, meine resistenten Pflanzen haben die Trockenphase sehr gut überstanden, zwei Brötchen zum Frühstück. Ich will den Tag in der Innenstadt von Leipzig nach einem Paar "Endzeit-Stiefel" suchen (so ähnlich wie das Paar, das ich in Kassel anprobiert hatte), schwarze 8- oder 10-Loch-Schnürstiefel mit einem hohen Blockabsatz und dieser speziellen Laufsohle mit dem "Militärmuster" (so wie bei meinen Stahlkappen-Rangers).
Manchmal treffe ich noch auf Überlebende ... irgendwann gegen Mittag bin ich in meiner Wohnung fertig mit den Vorbereitungen für den Weg nach draußen, die anthrazit-schwarze Jeans, der schwarze Wollmantel, die flachen Stiefeletten, die Lederhandschuhe. Weiter unten an der Straßenbahnhaltestelle ziehe ich meinen Schal über das Gesicht und die Nase, als die Bahn einfährt und ich einsteige. Die Bahn ist nicht sehr voll, mit meiner schwarzen Sonnenbrille ziehe ich keine Blicke auf mich ... Zombies!
Zu Fuß weiter ab dem Hauptbahnhof in Richtung Innenstadt, die schwarze Handtasche paßt nicht zum Outfit - ich hätte den alten Armeerucksack in Woodland-Tarn aus der Abstellkammer hervorkramen sollen, den, den ich sonst immer hinten auf das Motorrad schnalle. Es sind immer noch nicht so viele Menschen zu sehen, ich fühle mich halbwegs sicher und mein Schal rutscht weiter zurück unterhalb der Nase.
Den Schuh-Outlet erreiche ich wenig später - dieses Mal habe ich aber wirklich viel Zeit und kann alle Regale im Obergeschoß mit der Größe 40 und 41 absuchen. Für die erste Runde habe ich noch die Sonnenbrille auf, aber wenig später lege ich auch die ab und lasse die schwarze Blende in meiner Manteltasche verschwinden.
Das erste passende Paar, das meinen Wünschen entspricht, entdecke ich in den Regalen für die Schuhgröße 40 ... vielleicht finde ich noch ein zweites Paar bei der 41? Ich lasse das erste Paar vorerst liegen und suche die anderen Regale ab ... nichts. Zurück bei dem ersten Regal finde ich das erste Paar nicht mehr - hat mir eine andere Kundin das etwa vor meiner Nase (bzw. hinter meinen Rücken) weggeschnappt? Fast schon panisch suche ich noch einmal minutenlang alle anderen Regale ab. "Verdammt!" So ein Paar schwarze Schnürstiefeletten mit Reißverschluß und genau dieser einen Laufsohle (die mit den Kreuzen) finde ich bestimmt nie wieder! Ziemlich erleichtert entdecke ich dann doch den einen Schuhkarton wieder, den ich vorher in der Hand hatte. Er liegt immer noch in demselben Regal, nur ganz unten ... oder ich konnte mich nicht mehr daran erinnern, daß er ganz unten lag. Zurück zur Kasse - es gibt 50% Rabatt in dem Outlet.
Freitag früher Nachmittag, die Marktstände auf dem Marktplatz lasse ich rechts liegen, ich drehe noch eine Runde in dem teuren Kaufhaus gegenüber - aber eigentlich brauche ich nichts mehr zum Anziehen zu kaufen, das neue Paar Schnürstiefeletten paßt perfekt zu dem schwarz-grünem Kleid, das ich mir erst vor kurzem zugelegt habe. Auch in dem einen Laden dieser spanischen Modekette mit den bunten Designerkleidern, ein paar hundert Meter weiter, brauche ich nicht weiter zu suchen ... schwarze Sachen mit weißem Blümchenmuster oder grüne Sachen mit schwarzem Blümchenmuster. Ich muß an mein Budget denken, in ein paar Wochen ist Schluß und dann gibt es keine Eingänge mehr auf meinem Konto.
Lieber ziehe ich noch durch ein weiteres Kaufhaus und zwei anderen Schuhläden, nur um mich zu vergewissern, daß es das Paar meiner neu gekauften Stiefeletten dort nicht gibt oder wenn doch, dann zu einem vollkommen überteuerten Preis ... das ist so ein "Frauentick".
Zurück am Ende der Fußgängerzone (und mit einem Paar weiteren, neuen Schuhspanner aus Holz in meiner Tragetasche) biege ich in die Straße mit den Restaurants ein. Mit zunehmender Zahl der Fußgänger, die einfach nur in der Innenstadt einkaufen wollen, wirkt die ganze Szenerie der letzten Tage nicht mehr so bedrohlich und langsam vergesse ich, daß ich mich in einer apokalyptischen Welt bewege. Die zwei Wochen zu Hause, in denen ich nicht rausgegangen bin, in denen ich nur vor dem Fernseher und dem Internet hing, haben mir ein anderes Gefühl gegeben. In dem italienischen Restaurant surfe ich mit meinem Smartphone weiter im Internet, als ich auf die bestellte Pizza warte, und lese die ganzen Schreckensmeldungen ... die drehen alle gerade total durch.
Wieder zurück in meiner Wohnung, die eine Tüte Brötchen in dem Bäcker im Untergrund des Hauptbahnhofes habe ich schon wieder liegengelassen - aber dieses Mal habe ich es schon zwei Straßenbahnhaltestellen später bemerkt und bin mit meinem Ticket einfach wieder zurück zum Hauptbahnhof, meine Tüte abholen, und dann in die nächste Linie in Richtung meiner Wohnung ... OK, die zwei Stationen zurück sind definitiv schwarz, das Ticket gilt nur 60 Minuten in eine Richtung. Auf dem Sofa in meiner Wohnung lese ich die weiteren Nachrichten ... das Konzert, zu dem ich diesen Abend eigentlich wollte, fällt aus, wegen dem Virus (und ich hatte schon befürchtet, es wäre ausverkauft). Die Aftershowparty findet unter Auflagen trotzdem statt.
Später den Abend, mein Outfit für die Nacht: die anthrazit-schwarze Jeans, der Nietengürtel, ein schwarzes Spaghettiträgertop, darüber der schwarze Cardigan, meine 3/4-Stiefel, der schwarze Wollmantel. Die indischen Ohrhänger aus Silber hängen offen, ich binde meine langen, blonden Haare zu einem Pferdeschwanz, in Kombination mit meinen schwarzen Lederhandschuhen kann ich mir nicht mal eben so durch die Haare gehen - oder mir ins Gesicht fassen (das ist gerade der Sinn). Kurz nach 22:30 Uhr verlasse ich meine Wohnung und laufe zu meinem Auto.
Durch die Straßen gelange ich ziemlich zügig zu dem Club im Süden von Leipzig ... so viel Verkehr ist den Freitag Abend nicht, vielleicht ein paar Einzelne auf dem Weg zur Disko. Der Club macht erst gegen 23 Uhr auf, ich finde einen Parkplatz in der Nähe und laufe zu dem Eingang die Kellertreppe runter ... ein oder zwei Gäste sind schon da, von innen ertönt Musik - die Disko findet definitiv statt. Am Eingang müssen sich alle Gäste in eine Liste eintragen, mit Name und Telefonnummer, ich hinterlasse die Anschrift meines Zweitwohnsitzes in Leipzig. Ich habe tatsächlich leichte Bedenken ... wenn das vor ein oder zwei Wochen wirklich der Virus war, der mich dahingerafft hat, bin ich dann noch infektiös? Es könnte auch irgendein anderer Infekt gewesen sein. Wenn ich noch nicht immun gegen das neue Virus bin - und mein Immunsystem ist definitiv irgendwo kurz vor der Grenze zu AIDS (wegen den Immunsupressiva die ich nehme) - wenn mich das Virus erwischt ... sterbe ich dann?
Ich bin schon so gut wie tot ... ich tanze in den Untergang!
Ich lasse mich nicht abhalten und betrete den Club. Meinen Mantel (inklusive eines zweiten, beschfarbenen Cardigan) gebe ich an der Garderobe ab. Die erste Flasche Cola an der Bar, der erste Weg auf die Tanzfläche. Die zweite Bar und die zweite Tanzfläche sind für diese Nacht geschlossen. Nach und nach kommen einige weitere Gäste im schwarzen Outfit, Gothics, Grufties, der Tod ist ein elementarer Bestandteil unserer Lebensphilosophie. Ich tanze ... mit viel Platz. Ich kann meine Arme bis zu einem Meter weit um mich herum ausstrecken, den ganzen Abend und die ganze Nacht werden in dem Club nie mehr als 50 Personen anwesend sein.
Jede weitere Stunde ein Getränk, ich wechsele mich ab mit an einem Tisch in der Nähe der Bar sitzen, die aufgelegte Musik hören (mich richtig darin fallen zu lassen), den kleinen Club auf und ab tigern, auf der Tanzfläche verschiedene Stile ausprobieren, Gothic-Style, EBM-Style ... unter meinem schwarzen Top trage ich einen kleinen Push-up, der meine kleinen Brüste etwas mehr betont - aber hier ist niemand, der darauf starren könnte. Ich möchte die Nacht auch lieber für mich allein sein.
Immer wieder läßt ein DJ der Gruppe etwas Italo einfließen, kurz sogar Detroit (sofern ich das erkennen konnte) und diesen einen Titel ... woher kenne ich den? Ich brauche ein paar Minuten ... klar! Die Goa-Party auf Ibiza! (Also die Strandhütte mit der Chill-Out-Musik.) Der Titel, der mir da schon gefallen hat.
Die Zeit vergeht, gegen 3 Uhr die Nacht sind auch nicht mehr so viele Gothics anwesend, ich beschließe, auch zu gehen und remple mich durch die eine Gruppe von Stinos in ihren dicken Mänteln, die auf einmal in dem Club aufgetaucht sind. (Auf der Suche nach Party? Hier ist auch nicht mehr los.) Zurück zu meinem geparkten Auto, 3 Uhr nochwas, zurück zu meiner Wohnung. Auch wenn ich das sehr angenehm empfinde, wenn ich viel Platz in dem Club habe, so richtig Stimmung war dann doch nicht. Das war irgendwie so wie früher, die kleinen Provinz-Gruftie-Tanzveranstaltungen irgendwo, mit einer sehr überschaubaren, kleinen Szene. Meine Gedanken schweifen ab ... ich fahre an einem mobilen Blitzer vorbei, ein kleines, rotes Lämpchen blinkt mich an - und ich dachte die Strecke hier ist mit 60 km/h freigegeben?
Zurück in meiner Wohnung, im Badezimmer die schwarze Wimperntusche und den Kajal aus meinen Augen wischen, die Wohnung kühl durchlüften ... ich habe extra noch einmal die doppelte Bettdecke bezogen (wird doch immer wieder frisch morgens früh). Zurück ins Bett, 4 oder 5 Uhr, für ein paar Stunden einschlafen. (Ende Teil 1/2)

[01.03.20 / 20:15] Zurück von einem Kurzbesuch in Kassel - die "Ost-Verwandtschaft" kündigt sich an. Das von mir begehrte Sommerkleidchen habe ich auch da in den Kaufhäusern nicht in meiner Größe gefunden - dafür aber ein anderes mit schwarz-grünem Blümchenmuster, mit viel besserem Schnitt für mich, von meinem englischen Lieblings-Hippie-Label. Fast hätte ich auch noch ein paar schwere, schwarze Schnürstiefel mit hohem Blockabsatz dazu gekauft, aber die waren in meiner Größe nicht mehr vorrätig - und außerdem war ich schon über meinem Wochenend-Budget ... nach dem Einkauf in dem Plattenladen (zwei Vinylscheiben zweier raren 80er-Jahre Underground-Bands). Zuletzt noch ein All-You-Can-Eat-Sushi-Abendessen - bei dem ich das "all you can eat" mehr als wörtlich genommen habe...

[19.02.20 / 13:57] IPL-Nachbehandlung #10 (#27) - Das ist das erste Mal, daß ich auf dem Behandlungsstuhl meine Hand heben muß - der Schmerz geht bis auf die Knochen. Die rechte Seite vom Kinn und dem Kiefer. Laut Aussage der Behandlerin, ist das noch dieselbe hohe Stufe wie vom letzten Mal ... und die Skala ist noch gar nicht bis auf Anschlag (das Gerät kann noch viel mehr). Hoffentlich hat es die paar hellen Haare dort jetzt richtig erwischt und die kommen nie wieder. Vielleicht wird die Haarwurzel auch so weit geschädigt, daß die Haare an der Stelle viel feiner und weicher herauswachsen, als die lästigen und borstigen Stoppeln. An der Oberlippe fühlt sich das Ganze schon angenehmer und sehr damenhaft an.

[17.02.20 / 15:25] Ich parke mein Auto wenig später an der Adresse, die er mir gegeben hat, er hat schon auf mich gewartet und sieht mein (frisch repariertes) Auto - das einzige, das da in der Nacht herumfährt. Eine moderne Wohnanlage in einem ruhigen Ortsteil außerhalb von Leipzig ... die Mieten sollen hier besonders günstig sein (ich überlege schon, mir abseits des Zentrum eine neue Wohnung zu suchen). Er begleitet mich bis zu seinem Eingang und die Treppe hoch zu seiner Wohnung. Ich hänge meinen Mantel an die Garderobe kurz hinter der Wohnungstür und ziehe meine Doc Martens aus. Erster Eindruck: alles schön aufgeräumt, sauber, zweckmäßig eingerichtet, stilvoll, minimalistisch.
"Das ist mein Wohnzimmer", mit Küche, wie bei mir, "das ist mein Schlafzimmer, da ist das Bad. Möchtest du etwas trinken?"
"Ja, gerne. Ein Wasser."
Wir setzen uns auf sein Ecksofa ... die großen Dinger, die in den Möbelhäusern so herumstehen, die niemals in meine Wohnung passen würden. Seine Wohnung ist ein drittel bis doppelt so groß wie meine.
Ich erzähle noch etwas mehr von mir, meine vergangenen zwei Beziehungen, mein Ex und die eine Kurzzeit-Beziehung mit dem anderen Mann im November und Dezember ein paar Wochen zuvor. Irgendwie kommen wir auf das Thema Partnerbörsen im Internet - ich war auch mal fünf Tage bei einer angemeldet, aber das war mehr so eine für: "Erotische Treffen." Ich kann spüren, wie ihn das anmacht.
"Wollen wir in mein Schlafzimmer gehen?"
Ich bin vorsichtig: "Ich muß dir da vorher noch etwas erzählen ... ich weiß nie, sage ich es vorher, sage ich es nachher? Dem letzten Typen habe ich es erst hinterher erzählt, der war dann ziemlich böse, hat sich betrogen gefühlt."
"Erzähl..."
"Ich bin eine Transfrau."
"Echt jetzt?" Er zeigt sich vollkommen überrascht, nichts deutet darauf hin, daß ich etwas anderes, als eine hübsche Blondine sein könnte.
"Dir ist vielleicht meine ... etwas männliche Stimme aufgefallen?"
Bin ich wirklich so überzeugend? Er bewundert meinen grazilen Körperbau, ich bin keine "Bauarbeiter-Transe", er bewundert meine langen blonden Haare, ich zeige ihm, mit meinen Fingern an den Beckenknochen haltend, wie lange die noch bis vor kurzem waren. Nur das da unten...
"Leider ist bei der Operation etwas schiefgelaufen, die Darmwand wurde aufgerissen, der Arzt mußte alles wieder zunähen", er hat seinen Penis schon hervorgeholt, ich demonstriere ihm anschaulich mit meinen drei mittleren Fingern und den Daumen zusammenhaltend und mit der anderen Hand einen Ring um die mittleren Fingerglieder formend, wieviel Platz ich da unten habe, wieviel von ihm bei mir hineinpassen könnten. "Alle anderen Männer machen das anal mit mir", auch Mister Senegal - ich mußte ihn erwähnen ... mit ganz viel Gleitcreme, aber für ihn war ich definitiv zu eng.
Wir wechseln von seinem Sofa zu seinem großen Bett in dem Schlafzimmer eine Tür weiter. Er legt sich darauf hin und beobachtet mich. "Du siehst wahnsinnig gut aus."
"Hm, okay...", ich habe das kleine Nachtschränkchen neben seinem Bett im Blick, "du kannst jetzt schon mal das Geld da hinlegen, ich nehme es mir dann." Nur ein Scherz - ich habe bis jetzt nie Geld dafür genommen ... aber ich könnte?
Ich wechsele sehr schnell in den professionellen Modus, ich weiß, was ich tue, was ich tun muß. Die Handgriffe, die Blicke, die Berührungen. Er hat seine Hose schon ausgezogen, ist ab dem Unterleib vollkommen nackt, ich ziehe mich vor ihm stehend bis auf meine schwarze Unterwäsche aus ... den Slip in schwarzer Spitze, extra für die Nacht. Die farbige LED-Deckenleuchte, die er zusätzlich zu der Nachttischlampe angeschaltet hat, hüllt die ganze Szenerie in einen dezenten roten Schimmer ... "Rotlicht!"
Ich krabbele zu ihm auf das Bett, fange ihn mit meinem Blick ein. Ein "Handjob", ein "Footjob", ich massiere sein Stück mit meinen Fußsohlen ... das hatte ich bis jetzt nur einmal, bei einem anderen...
Mein schwarzes Spaghettiträger-Unterhemd fliegt zuerst weg, kurzer Kontrollgriff in meine Unterhose ... ich bin soweit!
"Das muß jetzt einfach sein!" Ich kann mich nicht mehr zurückhalten, schmeiße meinen Slip hinter mir und nehme seinen Körper zwischen meine Beine. Ich hocke in der Reiterstellung auf ihm, sein Penis zwischen meinen Schamlippen, an meiner total feuchten Klitoris, meinen Oberkörper immer wieder nach vorne fallend, meine Lippen an seinen Hals.
Ich verliere ihn!
Das ist zuviel für ihn, ich mache ihm Angst, er verliert seine Erektion. Ein Schritt zurück, mehr Entspannung. Ich rutsche wieder nach hinten.
"Bist du OK? Ich kann da noch mehr tun ... oral ... tief!"
Sein Penis gleitet durch meine Finger, ich nähere mich vorsichtig mit meinem Mund, fange an, was ich am besten kann.
"Bereit?" Kurzer Blick in seine Augen, bevor ich komplett an seinem Ding heruntergleite, bis meine Nase seinen Bauch anstupst.
Ich bewundere ihn, wie lange er die Kontrolle behält, an seinem Puls und seiner Atmung versuche ich zu erkennen, an welcher Stelle ich zurückgehen muß. Ich wechsele meine Position, mache mit der Hand weiter ... gehe mit meiner anderen Hand an mir herunter, versuche seine und meine Erregung rhythmisch anzupassen. Er kommt.
Langsam nehme ich das Tempo zurück.
Sein Sperma überzieht meine Hand.
"Soll ich dir Klopapier aus dem Bad holen?"
Ich verschwinde kurz in das Badezimmer, meine Hand waschen und greife die Packung Taschentücher auf dem Regal daneben. Zurück in seinem Schlafzimmer setze ich mich, die Beine kreuzend (mit wahrscheinlich sehr tiefen Einblick) neben ihm auf sein Bett. Schade, daß du die ganze Zeit mich nicht angefaßt hast, du hast meine kleinen Brüste ignoriert, hattest deine Hände die ganze Zeit nur neben dir liegend ... und ich habe mich nicht getraut, dir auf die Lippen zu küssen.
"Wie alt bist du eigentlich?"
"38"
Er beichtet mir darauf, daß er acht Jahre jünger ist als ich, also genau dreißig.
"Wenn eine Frau sagt, daß sie über dreißig ist, dann meint sie, daß sie kurz vor der vierzig steht."
"Und wie viele Männer hattest du schon?"
Viele. Ich erzähle ihm von meinen anderen vergangenen Beziehungen, die Männer, die ich nur für eine Nacht getroffen habe, die ganzen Männer, deren Namen ich noch nicht einmal kenne.
"Aber du bist gesund?"
"Ich lasse mich jedes Jahr testen." Zugegeben, der letzte HIV-Test letzten Sommer deckt nur die ersten beiden der sechs Männer vom letzten Jahr ab. So hundert Prozent sicher bin ich mir nie. Ärgerlich sind immer die paar wenigen Kerle, die einfach mittendrin ihr Kondom abziehen, mein antrainierter Reflex, mit den Fingern das Gummi ertastend, hilft da auch nicht mehr viel.
"Und andere Infektionen?"
Geschlechtskrankheiten? "Feigwarzen, Pilze ... aber die Feigwarzen habe ich mir wegschneiden lassen, beschissener HP-Virus, und den Pilz bekämpfe ich schon seit vier oder fünf Wochen mit einer Salbe."
Er wirkt etwas nervös, ich suche währenddessen meine schwarze Unterhose.
"Ich denke, es wäre besser, wenn du jetzt gehst." Hat er Angst, daß ich ihn mit etwas infiziert habe? Oral mache ich immer ohne Schutz ... bei jedem.
"Ja ... ich schlafe auch lieber gerne in meinem eigenen Bett." Alle Männer verlasse ich danach im frühen Morgengrauen.
Ich ziehe mich wieder an, meine Jeans, meinen Kaschmir-Pulli, zurück im Flur meinen Mantel und meine Stiefel. Er steht neben mir an seiner Wohnungstür.
"Es war etwas Einmaliges..."
Alles klar, Nummer 20 auf meiner Liste.
"Du wirkst jetzt irgendwie angepisst?"
Du setzt mich gerade vor die Tür? "Nein, ist schon OK."
Ich winke ab, er erklärt die Situation. "Ich hatte jetzt auch keine Kondome da."
Das erzählst du mir jetzt? "Niemals ohne!" Ich bin vielleicht ein Flittchen oder ein Betthäschen oder einfach nur promiskuitiv, aber bestimmt nicht unvorsichtig.
Ich frage ihn noch nach einer Wegbeschreibung, wie ich mein Auto wiederfinden kann, bevor wir uns voneinander verabschieden und ich das Treppenhaus hinuntergehe zum Ausgang nach draußen und zurück auf die dunkle Straße, mein Auto suchend. Schon wieder kein richtiger Sex für mich ... schon wieder für umsonst die Tube Gleitgel mit in die Handtasche gepackt. Zurück im Auto tippe ich die Adresse von meiner Wohnung in das Navi vom Telefon, die Tankanzeige liegt bei drei Kilometer, die berechnete Entfernung bei sechs Kilometer ... eigentlich waren es vier, aber ich verpasse die erste Kreuzung und fahre einen Umweg.
Es ist 4 Uhr nochwas den frühen Sonntag Morgen, wenn ich mit leerem Tank hier irgendwo stehenbleibe - auf der dunklen Umgehungsstraße außerhalb des Ortsschildes - habe ich richtig Pech. Zum Glück fahre ich kurz hinter dem Ortsschild von Leipzig an einer 24 Stunden geöffneten Tankstelle vorbei und kann an dem Nachtschalter meine Tankfüllung bezahlen.
Zurück in meine Wohnung, in dem Badezimmerspiegel in seiner Wohnung ist mir schon aufgefallen, daß meine schwarze Wimperntusche verschmiert ist - ich wische alles mit dem Make-up-Entfernungstuch weg. Meine Haare kämmen, die Antidepressiva einwerfen und ins Bett fallen. Gedanken ... ich wäre schon noch gerne bis zum nächsten Morgen geblieben.

Sonntag Mittag - ich stelle den Bialetti-Kocher auf die Herdplatte ... trinke ich meinen Kaffee eben alleine. Tag Eins meines Umzugs in Etappen, ich löse meine kleine Büchersammlung auf, acht ausgewählte Bestseller, darunter fünf Science-Fiction-Klassiker. Auf der Autobahn den Nachmittag wieder zurück zu meiner Erstwohnung (und im Autoradio meinen neuen Song probehören). (Ende Teil 2/2)

[17.02.20 / 15:24] Zurück in Leipzig das Wochenende, später Nachmittag, meine Wohnung kurz durchlüften, die Pflanzen am Leben erhalten. Ich bin nur hier, weil ich den Abend zu einem Konzert will, die Bands kenne ich nicht (bis auf zwei YouTube Videos), aber das DJ-Set zwischen den Umbauten könnte interessant werden. Beim letzten Konzert in Connewitz habe ich ein Foto von dem Veranstaltungsplakat für dieses Konzert gemacht. "KMPC", die langen blonden Haare durchkämmen - neue schwarze Unterwäsche für die Nacht anziehen - und passend zu der schwarzen Jeans, mein neuer schwarzer Kaschmir-Pulli ... mit Kuschelfaktor. Kurz vor 18 Uhr den Sonnabend Abend verlasse ich meine Wohnung wieder in Richtung Süden von Leipzig.
Das Konzert mit den beiden Bands, laut Beschreibung Synth-Pop oder Wave, findet wieder in dem Keller des "Tittendoms" statt - genau der Club mit den Unisex-Toiletten, in denen ich schon so viele erotische Abenteuer hatte. Ich parke mein Auto auf der großen Parkfläche davor. Bis auf zwei weitere Gäste sind noch keine anderen Menschen da - "Doors open 6:30 pm", die Zeit auf dem Veranstaltungsplakat stimmt so nicht mehr, wir werden zu einem anderen Seiteneingang geschickt, der Zeitpunkt für den Einlaß könnte sich noch weiter auf später verschieben.
Das historische Gebäude, eine alte Verkaufshalle in Fabrikoptik, altes Mauerwerk, uralte 30er Jahre Fenster mit abgeblätterten Holzrahmen. Die Eingänge zu dem Kellerclub liegen in einem Graben rund um das Gebäude, an der Treppe von dem Parkplatz hinunter sammeln sich die ersten Gäste. Noch weiß niemand, wo eigentlich der richtige Eingang ist, alle stehen in der Nähe der einzigen Tür, die mit einer Funzel beleuchtet ist ... zum Glück ist es nicht so kalt (in meinem schwarzen Wollmantel).
Gefühlt eine dreiviertel Stunde Wartezeit später, macht jemand die schwere Eisentür auf, ich stehe unter den zehn ersten Gästen in der Schlange ... die paar vor mir haben alle so einen Zettel mit dem Onlineticket.
"Ist die Abendkasse noch offen?" Ich frage am Eingang den Mann, der die Tickets überprüft.
"Nein, das Konzert ist ausverkauft."
"Und ich habe mich extra beeilt..." Ich brauche den Thrill: Komme ich rein, komme ich nicht rein. "...das stand so nicht im Internet."
"Tut mir leid."
"OK! Plan B!" Ich drehe mich spontan um und quetsche mich durch die Menschenmenge, durch den Eingang zurück nach draußen. Die Treppe hoch zum Parkplatz, zurück zu meinem Auto - dann fahre ich jetzt in die Innenstadt, etwas essen, in eine Bar gehen und mich von irgendeinem Kerl aufgabeln lassen (das ist der Plan B).
Gegen 19:30 Uhr parke ich mein Auto in dem sündhaft teuren, aber sehr gut beleuchteten Parkhaus in der Leipziger Innenstadt, die Geschäfte sind noch offen. Auf dem Weg zu der Bar am Marktplatz besuche ich noch kurz den einen Schuh-Outlet-Laden, für den ich das letzte Mal noch weniger Zeit hatte. Dieses Mal sind die Schuhe besser in der Größe sortiert (bzw. ich erkenne das jetzt erst), aber in den Regalen zwischen Damenschuhen in der Größe 40 bis 41 finde ich noch keine Sommerschuhe - ich bin immer noch auf der Suche nach einem Paar Pantoletten ... für Hof und Garten.
Weiter zu der Bar am Marktplatz. Ein freier Tisch am hintersten Ende gegenüber am Bartresen, ich bestelle eine Cola und einen großen Teller mit dem "Veggie-Burger", der Kellner ist ein- oder zweimal damit an mir vorbeigelaufen - das will ich auch essen. Es dauert ewig, bis mir der Burger serviert wird, die Bar ist wie immer am Sonnabend Abend voll, ich habe in der Zwischenzeit auf meinem Telefon im Internet nach anderen Veranstaltungstips gesucht ... auf einer dieser ominösen "Social-Network-Plattform", wo anscheinend jeder ist - außer ich - steht tatsächlich, daß das Konzert von vorhin ausverkauft war. Der eine Kellerclub östlich der Innenstadt könnte noch interessant für mich sein ... eine Gothic-schwarze Tanzveranstaltung.
Ich bin kurz davor, die letzte meiner drei Flaschen bestellter Limonade auszutrinken, den leeren Teller beiseite zu schieben und nach meiner Rechnung zu fragen, als ich von jemanden an dem Tisch hinter mir angefragt werde: "Möchtest du dich nicht zu uns setzen? Du sitzt da so alleine."
"Ja, klar."
Die beiden jungen Männer stellen sich mir vor. Was machst du so? Bist du alleine hier? Wir gehen nachher noch woanders hin.
Ich erzähle ein bißchen von mir, aber bei der Lautstärke kommt nicht alles an. "Das letzte Mal saß ich dort hinten an der Bar und habe auf jemanden gewartet, aber der hat mich am Ende versetzt."
Die beiden scheinen sehr nett zu sein, aber das Gespräch führt nur der eine junge Kerl, nach seinen Angaben um die dreißig, der direkt hinter mir saß ... könnte das noch was werden für mich für die Nacht?
Ich trinke mein Getränk aus, die beiden bezahlen auch ihr Bier oder Cocktail, der eine Mann mir gegenüber verabschiedet sich, ich bleibe weiter bei dem, mit dem ich mich die ganze Zeit schon unterhalte ... interessant, daß ich beim Flirten unbewußt dieselbe Körperhaltung einnehme.
"Wollen wir noch zusammen in eine andere Bar gehen?" Ich habe ihm von meinen anderen Gothic-Clubs und linksalternativen Konzertlocations, in denen ich mich sonst herumtreibe, erzählt - die er alle nicht kennt, dafür erzählt er mir von seinen Bars und Clubs, die er gerne besucht. Ich bin offen für neues, wir verlassen die Bar am Marktplatz und gehen ein paar hundert Meter zur nächsten.
"Hier war ich noch nicht", diese abgelegene Ecke der Fußgängerzone betrete ich sonst nie, erst recht nicht im Dunkeln, der Club ist genauso aufgeteilt wie der andere am Marktplatz - eine Bar oben und eine Tanzfläche (mit extra Eintritt) unten im Keller.
"Laß uns reingehen, einen Tisch suchen. Die Bar wir dir gefallen."
Tatsächlich ist die Atmosphäre innen drinnen ganz angenehm ... die andere Bar war zu laut und zu belebt. Wir setzen uns zu zweit an einen Tisch in der hintersten Ecke, neben dem großen Fenster nach draußen, die Lautstärke der aufgelegten House-Musik ist hier nicht ganz so laut.
"Erzähl was von dir, was machst du so? Wo kommst du her?"
"Ich mache ... Software, Computer programmieren." (Mein Webmail.)
"Wirklich?"
Ein todlangweiliges Thema? In dem weiteren Gesprächsverlauf erhält er viel mehr Einblick in meine Welt, er erfährt wie mich die Arbeit am Ende kaputt gemacht hat, wie ich in der Psychiatrie gelandet bin, alle die Männer, mit denen ich was hatte, und mein Ex-Freund - er nimmt mir das mit der "Vergewaltigung" nicht wirklich ab ... ist auch irgendwie kompliziert zu erklären, wenn das in einer Beziehung passiert. Er erzählt auch ein bißchen über sich, aber nicht allzuviel ... er wohnt irgendwo in einem Ortsteil am Rande von Leipzig. Sein Blick hängt an mir. Ihm gefallen meine schwarzen Sachen, mein orientalischer Schal ... und meine langen blonden Haare. Ihm fällt auch auf, daß ich immer etwas zum Spielen in meinen Fingern brauche - ich stochere mit dem Strohhalm in dem Eis von meinem mittlerweile ausgetrunkenen Ipanema.
"Magst du vielleicht meine Wohnung sehen?"
Ich bin zutiefst neugierig, wie andere wohnen und springe darauf sofort an.
"OK ... laß uns gehen." (Habe ich das gesagt oder er?)
Irgendwo nach Mitternacht, ich möchte nicht wissen, was das jetzt in dem Parkhaus gekostet hat. Wieder zurück auf dem Marktplatz trennen sich unsere Wege, er gibt mir seine Adresse, die ich in das Navi eintippen kann, und geht zu seinem Auto ... meins steht immer noch in dem Parkhaus.
"Bis nachher!"
Bis gleich.
Zurück in dem Parkhaus ... ein zweistelliger Betrag am Ticketautomaten der Tiefgarage. Vor der Ausfahrt hinter der Schranke stehen so zwielichtige Gestalten, auf dem Weg zu dem Parkhaus habe ich schon einige, zu stark angetrunkene Menschen gesehen ... ich verriegele vorsichtshalber von innen die Türen - die Ampel, an der ich draußen immer halten muß, steht direkt neben der Straßenbahnhaltestelle (und meine Handtasche auf dem Beifahrersitz hänge ich immer über den Gangschalthebel). Durch die Nacht weiter durch die verlassenen Straßen von Leipzig, der Tank ist fast leer ... hoffentlich reicht das noch bis zu seiner Adresse - und danach wieder zurück. (Ende Teil 1/2)

[06.02.20 / 19:15] Scheiß Tag, düster grau, mein Auto ist jetzt noch mehr kaputt. Bei der Einfahrt auf den Parkplatz eines Einkaufscenters ... aus unerfindlichen Gründen legt der Fahrer des vor mir wartenden Fahrzeugs den Rückwärtsgang ein und setzt zurück. "Ach Scheiße! Scheiße!" Ich beruhige mich sehr schnell wieder. Wir parken unsere Autos irgendwo und nehmen den Schaden auf. Sein Auto zeigt keinen kleinsten Kratzer, massive deutsche Wertarbeit, mein japanischer Origami-Flitzer zerbricht beim kleinsten Anstoß. Den Riß in der Frontschürze kann man jetzt wirklich nicht mehr kleben ... olivgrünes Panzertape? Nein, das muß in der Werkstatt ausgetauscht werden, das wird teuer.
Wir rufen beide unsere Versicherungen an, meine teilt mir mit, daß ich unbedingt auf dem Unfallbericht notieren muß, daß ich stand - damit mir auch kein Strick daraus gedreht wird und mir noch irgend etwas mit Mitschuld angehängt werden könnte (ich hätte ja auch mutwillig auf das Gaspedal treten können). Zeugen gibt es nicht ... Minimalschaden, interessiert auch keinen, alltägliches Parkplatzgeschehen. Ein paar Fotos vom Kennzeichen, seine und meine Kontaktdaten, die Unterschrift auf dem Unfallbericht - alles weitere machen die Versicherungen unter sich aus. Das Ganze passiert in weniger als einer Stunde. Ihm tut es schon sehr leid ... er hat mich einfach im Rückspiegel übersehen - mein Auto ist aber auch flach. Wir bleiben nett und benutzen das "du" - "Passiert halt!"
Stunden später den Abend ... anstatt ewig lange den Rückwärtsgang zu suchen, hätte ich einfach mal auf die Hupe hauen können. Hätte...

Mein neues Auto mußte in den letzten dreieinhalb Jahren schon mehr leiden, als mein alter Fiat seine 16 Jahre.

[02.02.20 / 23:58] Nach über zwei Monaten Arbeit ist jetzt endlich der Titel von der A-Seite der neuen vierten Single online. Zwei Monate Arbeit, seit Ende November ... allein den Synthesizer-Track mit dem Sphere-Sound im Hintergrund habe ich mindestens fünf- oder sechsmal aufgenommen, bis er endlich (halbwegs) paßt ... ich hatte die letzten Wochen schon fast einen "Kreativ-Burnout". Die Aufnahmen mit meiner Gesangsstimme waren von Anfang an total "verhallt", unglücklicherweise über das Mischpult nur den Alt-Kanal mit dem aufgerechneten Echoeffekt aufgenommen - nicht aber das Eingangssignal vom Mikro ... der ganze Text, in dem ich die Erfahrungen mit meinem Ex-Freund verarbeite. Ich will, daß jeder in der Disko seinen Namen schreit! Dafür ist die Drum- und die Bass-Spur im Vordergrund - und der Titel ist extrem tanzbar! (Tief in die Trickkiste gegriffen: Synkopen, Pentatonik, Verschleppungen im Takt.)

"Morgana LaGoth - Vampire in Tel Aviv"
www.oscilloworld.de/morganalagoth/
und YouTube

Nach dem Titel ist vor dem Titel - die B-Seite mit dem Remix meines allerersten Titels von 2011 muß ich auch noch aufnehmen und neu abmischen.

[29.01.20 / 16:02] Dinge kündigen sich an ... ich habe gerade einen Anruf von der Hausverwaltung erhalten - ich muß zum Juni aus meiner schönen Dachgeschoßwohnung in Leipzig ausziehen. Das Dach wird neu gemacht, die komplette Etage neu- und umgebaut, die Wohnungen vergrößert oder zusammengelegt. Die umfangreichen Baumaßnahmen gehen mindestens ein dreiviertel Jahr und es wäre doch schön, wenn ich sowieso gerade den Mietvertrag kündigen wollte (und ich habe mich schon gewundert, warum ich da oben quasi noch als Einzige lebe ... also nur ich und der Andere in der anderen Wohnung, zwei von vier stehen leer).
Ich spiele seit einiger Zeit mit dem Gedanken, da auszuziehen ... auszuziehen zu müssen. Mit dem Wechsel von Mai auf Juni diesen Jahres läuft mein Arbeitslosengeld aus, ich habe dann kein Geld mehr, mir eine teure Zweitwohnung leisten zu können. Meinen Kram und meine Möbel kann ich bei meinen Eltern unterstellen, für meine Wochenenden in Leipzig lebe ich dann wieder in einem Hotel, oder in meinem Auto, oder auf der Straße.
Die Hausverwaltung ist noch so kulant und läßt mich die Wohnung noch für das komplette Pfingstwochenende nutzen, auf alle Arbeiten wie Wände streichen, kann ich verzichten - bis dahin muß nur alles raus sein und ich penne im Schlafsack auf einer Isomatte. Grundreinigung fällt bestimmt auch weg.
Meine schöne Wohnung, mit dem schönen Licht, Süd- und Ostseite, der Blick auf die Häuserdächer in der Umgebung und das ganze Grün ... jetzt kommen mir die Tränen. (Mir bleiben aber noch vier Monate.)

Auch den heutigen Tag passiert: Nach einem halben Jahr erreicht mich per Post das "vernichtende" Arbeitszeugnis meines alten Arbeitgebers: Arbeitsbereitschaft war gut ... zeigte eine zufriedenstellende Arbeitsweise ... dem Durchschnitt entsprechende Arbeitsqualität ... Arbeitsmenge und Arbeitstempo entsprachen den Erwartungen. Die Arbeiten, die sie annahm [sic!], hat sie zu unserer Zufriedenheit bewältigt. Das Arbeitsverhältnis endet [...] im gegenseitigen Einvernehmen. Wir danken für ihre Leistung und bedauern ihr Ausscheiden. Damit kann ich mich auch nicht bewerben ... und will ich das überhaupt?

Keine Arbeit, kein Geld, keine Wohnung. (Letzte Nachricht von meinem Ex-Freund: er ist mittlerweile auch obdachlos.)

[28.01.20 / 17:14] 8 Monate Post-Korrektur-OP ... mal ein Update. Das mit dem Bougieren, ich bin wieder nachlässig geworden, so alle paar Tage oder ein- oder zweimal die Woche gehe ich mit meiner, auf vier Finger erweiterten Technik da hinein. Ich weiß, ich sollte das häufiger machen. Meine Vaginaltrainer liegen seit Wochen unbenutzt in der kleinen Aufbewahrungstasche im Badezimmer. Die Estriol-Vaginalcreme habe ich schon seit der Korrekturoperation nicht mehr angewendet. Wenigstens das Fett muß regelmäßig sein, sonst wird es in dem kleinen Loch da unten zu trocken und zu stumpf.
Die Tiefe ... ist es überhaupt eine nennenswerte Tiefe? Am unteren Ende des Ansatzes sind es drei Zentimeter, am oberen Ansatz, die Schamlippen mitgezählt, zwischen viereinhalb und fünf Zentimeter. Ob es mehr wären, würde ich das konsequent trainieren? Wozu ... paßt sowieso keiner rein.
Was mich stört, ist der Rest des Schwellkörpers - bei Erregung drückt er alles mit ab und in das winzige Loch darunter paßt dann gar nichts mehr. Wenigstens verliere ich meine Scheu, mich da unten auch etwas fester anzufassen, die Klitoris ist sensibel* - aber für einen finalen Orgasmus reicht es immer noch nicht. Ich bin mir absolut sicher, daß das nur noch eine reine Kopfsache ist - es ist so wie bei meinen vergangenen Schlafproblemen, wenn ich es erzwinge, kommt es nicht.
Was ich aber erwähnen muß: Nach der ersten Operation 2018 war die Ästhetik der ganzen Vulva und der Schamlippen einfach überragend - nach der Korrekturoperation 2019 und der Entfernung eines Hauttransplantats von einer Seite der Leistengegend, welches zur Verbreiterung (und minimalen Vertiefung) an anderer Stelle wieder eingenäht wurde (die Fäden sind weg), stimmt die ganze Symmetrie nicht mehr. Die eine Schamlippe ist normal groß, die andere ist verkürzt und das Volumen fehlt - hier aber nur der untere und hintere Teil, von vorne sieht man nichts (also nur von ganz unten, mit dem Spiegel, wenn ich meine Beine spreize). Form folgt Funktion. Bestimmt ist auch jede geborene Bio-Frau mit irgend etwas da unten nicht zufrieden.

Noch eine Korrekturoperation? Verschlimmbesserung? Die Erweiterung der Neovagina mit dem Sigma-Darm-Abschnitt oder ein Stück Bauchfell auf eine endlich funktionale Tiefe? Gerade gelesen ... die Wangenschleimhaut ist auch dafür geeignet - aber die kann ich mir nun wirklich nicht noch entfernen lassen.

(* Ich wollte es genau wissen und habe da mal mit einem stumpfen Bleistift hineingepiekst.)

[27.01.20 / 00:21] Sonnabend Abend, nach meinem Essen kochen und dem obligatorischem Abwasch mache ich mich gegen 20 oder 21 Uhr wieder ausgehfertig, Beine rasieren, duschen, "KMPC" - ich kann mir genug Zeit lassen, der Club in Plagwitz für die heutige Nacht macht sowieso erst kurz vor Mitternacht auf. Meine Kleiderwahl ist absolut identisch mit der vom letzten Wochenende, das Leopardenkleid habe ich dann dreimal getragen, das kann dann danach in die Wäsche (die schwarze Leggings auch). Bereit für die Nacht lege ich vor dem Badezimmerspiegel noch meine indischen Ohrhänger an, ziehe meinen schwarzen Mantel und meine Unterziehjacke an, meine Stiefel, mein Schal und greife meine Handtasche. 23:15 Uhr, zu Fuß zu meinem geparkten Auto.
Das Navigationssystem kennt immer noch nicht die gesperrte Brücke nach Plagwitz, ich ignoriere die auf leise gestellten Anweisungen und folge der Route in meinem Kopf, die ich sonst auch immer fahre ... nur die Richtung, wie ich in die Straße mit dem Club fahre, überrascht mich immer wieder: "Ah, da ist ja der Parkplatz ... ich hatte Sex auf diesem Parkplatz!"
Präzise 23:45 Uhr betrete ich das Eingangsareal des Clubs, die Taschenkontrollen sind nichts ungewöhnliches, aber daß jeder Gast nach seinem Ausweis gefragt wird? (Es muß jeder gefragt werden, damit sich jeweils die Alten und die Jungen nicht diskriminiert fühlen.) Das mit dem Aufkleber auf die Handykamera ist mir auch neu.
Diese Nacht sind wieder beide Tanzflächen geöffnet, die eine kleine Halle im Erdgeschoß und der Keller einmal nach draußen über den Innenhof. An der Garderobe neben der Halle mit der größeren Tanzfläche gebe ich meine beiden Jacken ab (und zahle nur einmal - das ist ein Innenfutter!), eine Cola an der Bar holen, kurz auf die Tanzfläche schauen, mich in der Ecke auf einem Barhocker setzen, alles entspannt beobachten. Für kurz vor Mitternacht sind schon ziemlich viele Gäste anwesend, es kommen immer mehr ... noch ist der Andrang an der Bar "moderat".
Draußen vor dem Eingang haben ein paar ehrenamtliche Mitarbeiter der Aids-Hilfe einen Stand aufgebaut, mit Spendendose und verteilen Kondome, ich werfe eine Zwei-Euro Münze ein: "Weil ich mich bei euch immer kostenlos testen lassen kann." [Nur während des alljährlichen CSD, Anm. der Verfasserin.] Auf ein Kondom verzichte ich vorerst: "Vielleicht später, wer weiß, was die Nacht noch so passiert?" Ich bin zuversichtlich und habe meine Tube Gleitgel wieder mit eingepackt - aber eigentlich sollte ich wegen dieser hartnäckigen Pilzinfektion da unten bei mir für die nächste Zeit auf Sex verzichten ... jeder der so mit mir was hat, steckt sich mit Garantie auch an. (Von wem ich das habe, weiß ich nicht, aber "Mister Senegal" gehört als letzter Kontakt zu dem engen Kreis der Verdächtigen.
Ich trinke meine Flasche Cola aus, rutsche vom Barhocker, löse an der Bar den Pfand ein und wechsele über zu der anderen Tanzfläche. "Jetzt wird es kalt!" Meinen Schal ziehe ich noch etwas enger und sprinte die paar Meter über den Innenhof draußen zu der Tür mit dem Eingang zu der zweiten Tanzfläche unten in dem Keller. Während auf der ersten Tanzfläche die DJs die Nacht House und Disco auflegen, wird hier unten in dem Keller Gothic und Artverwandtes gespielt ... eigentlich genau richtig für mich.
Ich schiebe mich durch die immer mehr werdenden Mengen an Gäste bis ich das hintere Ende des Kellers erreicht habe, alles dunkel, düster, Nebel, aufblitzende Lichter, tanzende Menschen in Schwarz ... sollte hier nicht noch eine zweite Bar sein? Ich glaube mich zu erinnern, daß hier noch eine war. Die Tür ist verschlossen, dieser Bereich ist für diese Nacht nicht zugänglich ... Mist. Und ich habe extra meine Flasche an der anderen Bar in dem anderen Gebäude, quer über den Innenhof zurück, abgegeben. Ich bleibe eine Weile hier stehen und fange an, die ersten Titel zu tanzen.
Irgendwann muß ich doch noch nach draußen zu der für diesen Abend einzigen Bar in dem Gebäude mit der großen Tanzfläche. Erst als ich den Andrang von Partygästen dort sehe, wird mir richtig bewußt, wie voll das alles geworden ist. Es dauert ewig, bis ich auch an der Reihe bin und mir meine zweite Flasche Cola bestellen kann.
Wieder zurück in dem Keller ... je mehr Menschen, desto weniger meine Stimmung. Die Ecke ganz hinten reklamiere ich als mein Rückzugsort. Ich beobachte die anderen Gäste ... Trainingshosen? Trainingsjacken? Habe ich irgendwie einen Trend verpaßt? Ich drehe mich um zu der Wand bzw. der Tür zu der verlorenen Bar hinter mir, schließe meine Augen und tanze für mich selbst. Letzter Blick auf mein Telefon, 2:30 Uhr, wenn ich bis drei Uhr von niemanden angesprochen werde, läuft erfahrungsgemäß nichts mehr und ich kann auch gehen.
Ein Gast schlängelt sich durch die Mengen zu mir nach ganz hinten in dem Keller, legt seinen schweren Rucksack neben mir ab und fragt mich, ob ich mal kurz darauf aufpassen könnte. "Na klar", ich bin sowieso die ganze Zeit hier hinten in der dunkelsten Ecke. Im Gegenzug bringt er mir auch etwas von der Bar mit: "Eine Cola wäre nett." Meine zweite Flasche ist schon längst ausgetrunken.
Als er zurückkommt, leuchte ich ihm mit meiner Handykamera auf seinen Rucksack, er kramt darin herum und er hat mehrere merkwürdige Sachen darin ... ein Ball, eine Tüte Mehl (?), mindestens zwei Flaschen Whisky oder Rum. Wie bist du damit nur durch die Taschenkontrollen am Eingang des Clubs gekommen? Seinen Angaben nach, kommt er gerade von einem Kindergeburtstag. Um drei Uhr nachts?
Er versucht sich mit mir zu unterhalten, aber die Lautstärke verhindert das meiste. Gelegentlich tanze ich ein paar Titel für mich, während er neben mir in der Ecke sitzt, seine ausgestreckten Beine als Stolperfalle für alle anderen, tanzenden Gäste. Ab und zu steht er auch mal auf.
"Willst du noch etwas von der Bar?"
"Ja, aber jetzt nur noch Wasser, bitte nichts mit Alkohol."
"Whisky-Cola?"
"Nein, nur eine Flasche Wasser, nichts mit Alkohol!"
"OK, zwei Flaschen Wasser ... und finde ich ja total supernett von dir, daß du hier auf mein Zeug aufpaßt."
Er verschwindet wieder für ein paar Minuten und kommt tatsächlich mit zwei Flaschen Wasser für mich zurück.
Das geht noch so eine ganze Weile, er verschwindet auch mal auf Toilette, ich habe seinen Rucksack in der Ecke mehr oder weniger im Blick. Nach und nach sammeln sich dort mit ihm seine ganzen Pfandbecher Rum-Cola oder Whisky und seine Flaschen Fusel aus seinem Rucksack.
Jetzt wird von dem DJ richtig gute Musik aufgelegt - alles was ich mag: Italo, Wave, Post Punk, ein Kracher nach dem anderen, ich muß einfach tanzen. Meine Füße und meine Wirbelsäule schmerzen, ich habe mich seit Stunden nirgendwo hinsetzen können (auch nicht auf der Toilette, speziell die Klobrille). Er tanzt mit mir, exzessiv, rempelt andere Leute an, versucht andere Partygäste mit einzubeziehen ... die das irgendwie nicht so richtig finden. Der Alkohol wirkt in ihm, er wird zunehmend stärker betrunken. Bis er dann nur noch in der Ecke liegt.
"Du kannst dich hier nicht hinlegen und pennen! Die Security schmeißt dich raus."
Ich beuge mich zu ihm herunter, hocke mich neben ihm, er fängt an, mich vollzuquatschen.
"Wirklich echt supernett von dir ... du siehst heiß aus ... egal ob du jetzt ein Mann bist."
Hey, Moment!
"Ich bin eine Frau!"
"Ja ... klar ... Frau ... Mann ... ist mir egal. Ich liebe transsexuelle Frauen!"
Von dem nächsten Zeug, das er mir ins Ohr quatscht, verstehe ich überhaupt nichts.
Irgendwann rappelt er sich doch auf und gibt mir zu verstehen, daß er so langsam gehen möchte. Der Club ist spürbar leerer geworden, ich habe überhaupt keine Ahnung, wie spät es geworden ist - aber ich will eigentlich auch gehen. Ich gehe über den Innenhof in den anderen Teil des Clubs mit der Garderobe und der Bar. Die Bar selbst ist jetzt wieder sehr gut zu erreichen, ich bin der einzige Gast an der Theke (Flaschenpfand). Auch auf der Tanzfläche sind nicht mehr viele tanzenden Gäste anwesend.
Dick angezogen mit meinem Wollmantel und meinem Schal (den ich fast die ganze Nacht umhatte) gehe ich noch einmal die Treppe runter in den Keller, ich will mich wenigstens von ihm verabschieden. Er kommt mir entgegen und wir gehen beide nach draußen. Er legt seinen Rucksack auf eine Bank, der Reißverschluß ist weit offen.
"Alles wichtige fehlt!"
Er läßt mich mit seinem Rucksack stehen und geht noch einmal zurück in den Club.
Ein Security-Mitarbeiter fragt mich: "War der Kerl da gerade an deinem Rucksack?"
"Nein, das ist seiner."
Eine zweite Security-Mitarbeiterin kommt hinzu, die beiden unterhalten sich: "Wenn er nicht wollte, daß da was geklaut wird, hätte er den wie alle anderen auch an der Garderobe abgeben sollen."
"Es fehlen zumindest die zwei oder drei Flaschen Schnaps, die da drinnen waren. Die hat er alle ausgetrunken." (Ich weiß es.)
Er kommt zurück aus dem Kellereingang, was da drinnen passiert ist, ich habe keine Ahnung. Die Brille, die er bis eben noch trug, trägt er jetzt nicht mehr. Er wird von dem stämmigen Security-Mitarbeiter nach draußen befördert.
"Das passiert, wenn du da drinnen Streß machst, die anderen Gäste anpöbelst!"
Als stille Beobachterin trage ich ihm seinen Rucksack hinterher.
Und ich bin noch so nett...
"Verpiß dich!"
Er wird jetzt von der Security (ein echter Ledernacken) mit Schwung den Innenhof in Richtung der Straße nach draußen geworfen, taumelnd und stolpernd über ein Absperrgitter.
Der Rucksack wird mir abgenommen.
"Und vergiß deinen Scheiß Rucksack nicht!"
Hach, ich verschwinde dann mal...
Mit den Händen tief in meinem Wollmantel, gehe ich um das Ganze drumherum und würdige ihm keines weiteren Blickes. Ich bin davon nicht betroffen, mich geht das nichts an, ich kenne nicht mal seinen Namen - aber schön, daß du mir während der Nacht drei Getränke ausgegeben hast. Hättest du dich nicht so voll laufen lassen ... ich gerate immer wieder an die falschen Männer.
Zurück zu meinem Auto, 6:15 Uhr den Sonntag Morgen. Es ist leicht neblig und irgendwie kalt. Während ich gut eingepackt bin, hatte er am Ende, als er auf die Straße geworfen wurde, nur noch sein weißes T-Shirt an. Zurück in meine Wohnung, innerhalb einer Stunde liege ich in meinem warmen Bett. Ob er jetzt wohl mich verdächtigt, ihm alles aus seinem Rucksack geklaut zu haben? Die diebische Transsexuelle? Ich hatte auch keine Gelegenheit, ihm meinen Namen zu nennen, oder überhaupt irgendwelche Details über mich.

Sonntag ... Croissants aus dem Backofen, Kaffee, zwei Stück Kuchen von dem Bäcker, eine Tasse Tee - und mein Rezept den Abend (der Tomaten-Zucchini-Oliven-Kapern-Nudelauflauf) noch einmal kochen, jetzt aber mit Couscous, der orientalischen Gewürzpalette und, der Einfachheit halber, ohne Überbacken im Ofen. Diese Variante des sizilianischen Rezepts, mit "tunesisch" viel Chili, gefällt mir sogar noch etwas besser. (Ende Teil 2/2)

[27.01.20 / 00:20] Nudelauflauf mit Tomaten, Zucchini, Oliven und Kapern: In einem Topf Wasser aufsetzen, eine große Tomate in kleine Stücke zerteilen, eine halbe Zucchini erst in Scheiben, danach in schmale Streifen, Knoblauch und Schalotten kleinschneiden. In dem Topf die Nudeln kochen, währenddessen in einer zweiten Pfanne Olivenöl mit Chilipulver erhitzen, die Tomaten und die Zucchini dazugeben, alles mit Salz, Pfeffer, Oregano, Basilikum und Thymian würzen, die Soße in der Pfanne lange, auf mittlerer Stufe, auf dem Herd köcheln lassen. Aus dem ersten Topf die Nudeln abgießen, eine handvoll Oliven entsteinen (mit einer speziellen Zange / Olivenentsteiner - was für ein Wunderwerk der Technik, wie konnte ich nur so lange ohne damit leben?), die Oliven in kleinen Scheiben mit in die Pfanne geben, einen Teelöffel Kapern dazu, alles weiterköcheln lassen und gelegentlich umrühren. Den Backofen vorheizen, ein Stück Ziegenkäse halbieren, die erste Hälfte in kleine Würfel zerteilen, die fertigen Nudeln mit der Tomaten-Zucchini-Oliven-Kapern-Soße aus der Pfanne in dem Nudeltopf mischen, umrühren und die erste Hälfte des Ziegenkäses dazugeben und unterrühren. Eine Auflaufform einölen, alles aus dem Topf in die Auflaufform geben, mit einer zweiten, kleinen Tomate, in Scheiben geschnitten, dekorieren, die zweite Hälfte des Ziegenkäses in Streifen darüber legen. Den Auflauf im Ofen mit Umluft bei 200 Grad 20 bis 25 Minuten backen, bis der Ziegenkäse anfängt, braun zu werden (der besondere Ziegenkäse vom Wochenmarkt zerläuft tatsächlich), alles fertig in der Auflaufform heiß servieren.

[27.01.20 / 00:19] Fortsetzung der Shopping-Tour von vor zwei Wochen - nachdem ich meinen kleinen Lebensmitteleinkauf in der nahen Kaufhalle beendet habe (es wird wieder gekocht!) und alles kurz in meiner Wohnung abgelegt habe, gehe ich den frühen Freitag Nachmittag wieder zurück zu der Straßenbahnhaltestelle und fahre in das Zentrum von Leipzig. Die Rabattcoupons von dem teuren Kaufhaus am Marktplatz sind noch bis Sonntag gültig ... ich muß sie noch ein zweites Mal einsetzen und irgend etwas kaufen! Alle Kleiderständer mit dem großen, gelben Schild "Sale" abgrasen.
Angekommen in der Innenstadt und der Fußgängerzone, gehe ich durch die engen Gassen und überdachten Passagen (ich habe mir extra den Freitag ausgesucht, weniger Touristen). Mein arabischer Kaffee aus Damaskus ist alle - der versteckt liegende, kleine orientalische Markt ist jetzt ein "Co-Working-Space", der asiatische Laden in der Nähe hat nur Tee in seinen Regalen. Zu Fuß weiter Richtung Marktplatz.
Es ist Wochenmarkt, viele Obststände, Verkaufsfahrzeuge in abwechselnder Reihenfolge mit Fleisch und Wurst, Fisch, Backwaren, Fleisch und Wurst, Fisch ... usw. Ein Markthändler verkauft Käse aus biologischer Herstellung. "Ich suche einen Ziegenkäse der im Backofen zerläuft", also den einen Weich- oder Frischkäse der dem sagenumwobenen "goat cheese from Nablus" nahekommt. Tatsächlich hat der Händler einen dieser Art in seinem Angebot und schneidet mir eine kleine Ecke für ein paar Euro ab. Er landet, sorgsam abgelegt, tief unten in meiner Handtasche - die Außentemperaturen sind kühl genug. (Mal sehen, ob sich der Käse wirklich so gut macht bei meinem nächsten Auflauf aus dem Backofen.)
Ein paar Meter weiter, in einer anderen Reihe, Cannabis ... Hanf ... CBD-Öl. Ich gehe interessiert darauf zu. Mit meiner Begleitung war ich 2016 in Amsterdam, gezielt um dort Hasch-Brownies zu essen, allerlei Kosmetikprodukte aus Hanf zu kaufen und eben dieses CBD-Öl ... wegen seiner Heilkräfte (in meinem Fall: MS). Ich glaube, in einer nicht näher erwähnten Zeitschrift, auch umgangssprachlich die "Rentner-Bravo" genannt, eine Anzeige gesehen zu haben, wo das Hanföl als Heilmittel für alles zu einem vollkommen überteuerten Preis angeboten wurde ... das kaltgepresste Hanföl, aus den Hanfsamen? Totale Verarsche? Als ... ambitionierte Botanikerin weiß ich, daß in den Hanfsamen von Natur aus kein THC oder CBD mehr drin ist, es ist ein sehr schönes Salatöl, aromatisch - mehr aber auch nicht.
Die beiden jungen Menschen am Stand verkaufen beides, das Hanföl und das aufwendig aus den Blütenständen destillierte CBD-Öl in verschieden Anreicherungsstufen, alles legal aus speziellen Nutzhanfsorten, ohne THC, hergestellt ... schön, daß das jetzt auch in Deutschland möglich ist. Aus eigener Erfahrung kann ich den Effekt bestätigen, daß ich nach einer Tasse Hanftee (aus den Blüten, eigentlich sind die besonderen Inhaltsstoffe nicht wasserlöslich) für ein oder zwei Stunden viel konzentrierter und fokussierter am Computer arbeiten kann (ich bin MS-Patientin mit Fatigue, ich darf das). Ich lasse mir von den beiden noch einen Flyer mit ihrer Internetadresse geben, sie sind jeden Freitag auf dem Markt - aber eigentlich war ich da nur, um nach "Hanfschokolade" zu fragen.
Weiter in das Kaffeehaus gegenüber der Kirche "die irgendwas mit Bach zu tun hat", einen "Café Melange" bestellen (mit viel Sahne) und ein Stück Kuchen. Der Kaffee ist mehr als großzügig bedeckt mit einer dicken Sahneschicht, ich schaufle das meiste mit dem Löffel ab und streiche es über das Stück Kuchen, den Rest der Sahne kann ich in dem Kaffee verrühren. Es muß so kurz nach 16 Uhr sein, draußen ist es immer noch hell, eine kurze Pause bevor ich, nachdem ich die Rechnung bezahlt habe, in das eine Kaufhaus gegenüber in Sichtweite laufe und meine Shopping-Tour starte.
Ich habe kein Ziel, ich lasse mich treiben, suche in den Kleiderständern nach etwas, das mir gefallen könnte. Mein Blick schweift beim Gehen über die ganzen Modeartikel. Zwei schwarze Pullover aus Cashmere-Wolle, ich probiere sie in der Kabine an. Nummer Eins, locker geschnitten, mit dem V-Ausschnitt, gefällt mir sofort - ich mag das grobe Strickmuster und den Kuschelfaktor. Nummer Zwei geht wieder zurück ... sah nicht "sexy" genug aus (bei Nummer Eins kam meine kleine Oberweite deutlicher hervor). Das erste Teil wird von einer Verkäuferin zur Kasse transportiert und dort für mich hinterlegt.
Weiter in die obere Etage, alles ablaufen, die mit "Sale" gekennzeichneten Kleiderbügel absuchen. Finde ich noch etwas? Etwas was ich schon lange Zeit suche? Das schwarze Top mit dem geschnürten und tiefen Dekolleté? Ein paar Designer, meine Marken, ein oder zwei Kleider - die ich schon habe, deren Schnitt nur für die letzte Saison verändert wurde. Ich bleibe immer wieder bei meinen Rundgängen an einem schwarzen Rock mit Leopardenmuster stehen. Er ist runtergesetzt. Anprobieren? Ich überlege es mir gut - ja, der sieht hübsch aus - aber ich kann ihn mit nichts kombinieren! Es würde ein Fehlkauf werden, würde für immer ungetragen in meinem Schrank liegen, für die Doc Martens in Kombination mit der Lederjacke ist er zu kurz - und außerdem bin ich schon viel zu alt, mit kurz vor 40, für diesen Girlie-Look, eine Zwanzigjährige sieht darin viel besser aus ... und schließlich habe ich immer noch für den nächsten Sommer den einen ungetragenen (und längeren) schwarz-weißen Rock mit dem wunderschönen Blumenmuster im Schrank liegen, den, der mir in Wien so gefallen hat und den ich dann sofort im Internet nachbestellt habe.
Ich drehe noch weitere Runden in dem teuren Kaufhaus, die Lederhose im Jeansschnitt von dem einen Label (von dem ich auch mein bezauberndes One-Shoulder-Kleid habe) liegt immer noch im gehobenen, dreistelligen Preissegment ... ich warte vergeblich darauf, daß die mal runtergesetzt wird. Zurück zur Kasse ... nicht ohne die hübschen - und sauteuren - italienischen Handtaschen zu bewundern. Mein Exemplar, das ich immer bei mir trage, habe ich in dem einen kleinen Laden 2015 in Rom gekauft, ein Model aus einer früheren Saison, hinten aus dem Lager - für den halben Preis.
Zurück in die Fußgängerzone, es muß so gegen 18 Uhr sein und es ist schon dunkel geworden. Kurzer Abstecher in die Parfümerie, eine kleine Dose meiner Gesichtscreme kaufen (es könnte wohl noch etwas dauern, bis ich wieder in einem Duty-Free-Shop in irgendeinem Flughafen irgendwo in der Welt lande), die eine kleine Probe, die ich gerade verwende (von einem anderen Hersteller), riecht mir etwas zuviel nach Gurkenmaske. Ein paar Minuten später, weiter in das andere Kaufhaus.
Auch hier laufe ich kreuz und quer, ich entdecke ein schwarz-grünes Kleid mit Blümchenmuster von dem Label, von dem ich auch alle meine bunten Tunikas habe. Es hängt an der Kleiderstange mit anderen Kleidern in der Größe "S". Ich probiere es in einer Kabine an ... manchmal paßt mir die Größe (der vorhin gekaufte schwarze Pullover war auch in der Größe), doch dieses Kleid entspricht tatsächlich eher einer echten 36. Es ist auf Taille geschnitten, mit einem Stretch-Bund - dieser sitzt bei mir zwei, drei Zentimeter über dem Bauchnabel. Ein Kleid im "Baby-Doll-Schnitt?" (Welches eigentlich nur schwangere Frauen tragen können.) Ich überprüfe den Sitz genau mit kritischem Blick in den Spiegeln, es sieht deutlich danach aus, daß es mir nicht paßt ... als ob ich ein Kleid in Kindergröße tragen würde. Schweren Herzens muß ich mich von dem Kleid trennen und es zurückhängen, nachdem ich die Kabine verlassen habe und minutenlang und gefühlt ewig die anderen Kleiderständer mit den reduzierten Artikeln in allen Größen abgesucht habe, um vielleicht noch ein Exemplar eine Nummer größer für mich zu finden ... vergebens.
Zurück nach draußen in die Dunkelheit des Abends, meine Füße geben mir die Rückmeldung, eine Pause einzulegen oder die Shopping-Tour zu beenden - ich laufe zu dem nächsten Kaufhaus. Mein Blick schweift hier nur über alle Auslagen, ich weiß, daß die hier diese Marke nicht führen. Ohne eine gezielte Suche und Stöbern befinde ich mich wenig später wieder draußen.
Ich bin im Shopping-Rausch, der eine Outlet-Schuhladen hat jetzt wieder eine Filiale in der Leipziger Innenstadt ... die zwei beschäftigten Verkäuferinnen räumen gerade das Schild von draußen in das Innere des Ladens. Bei meinem Versuch ein anderes Modegeschäft zu betreten, merke ich, daß dieses bereits abgeschlossen ist ... die Verkäuferin dort hinter dem Glas der Tür deutet auf ihren Arm und gibt mir zu verstehen, daß der Laden schon geschlossen ist. Mein Blick schwenkt weiter auf eine der großen Uhren überall in der Leipziger Innenstadt - es ist Punkt 20 Uhr! Aber ich wollte doch noch so viel einkaufen! Schuhe, Taschen, Kleider, Röcke, Tops.
Ich muß meine Shopping-Tour abbrechen und laufe ohne Unterbrechung die paar Meter weiter in das erste italienische Restaurant in der Straße zwischen der Fußgängerzone und dem Hauptbahnhof. Ich kann mich frei irgendwo hinsetzen, der Kellner informiert mich mit Bedauern darüber, daß es heute Abend keine Pasta mehr gibt, nur Pizza. Tatsächlich hatte ich vor, diesen Abend eine Pizza zu essen und mir deswegen auch keine aus der Tiefkühltheke in der Kaufhalle ein paar Stunden zuvor gekauft. Ich überschätze wieder maßlos meinen Appetit, bestelle eine übergroße Portion Bruschetta als Vorspeise und für danach, als Hauptgang, eine vegetarische Spinatpizza, deren gigantische Ausmaße in keinem Verhältnis zu dem kleinen Teller stehen, der mir gegen Ende des Einkaufsabends serviert wird. Erst kurz nach 21 Uhr werde ich mich in meiner Wohnung wiederfinden, ausgehen wollte ich den Freitag Abend sowieso nicht.

(Ein interessantes Detail am Rande, neuerdings ziehe ich mir die beim Abschneiden und Portionieren der Antidepressiva-Schmelztablette auftretenden, weißen Pulverkrümmel - wie Koks durch die Nase. OK ... bin ich jetzt damit endlich ein Junkie?) (Ende Teil 1/2)

[19.01.20 / 21:19] Die Wochenenden im Januar sind voller Veranstaltungen in Leipzig für mich, so auch dieses - ein Konzertabend in dem linksalternativen Zentrum von Connewitz. Den Sonnabend Abend mache ich mich in meiner Wohnung wieder ausgehfertig - ich kürze das jetzt einfach mal ab: "K-M-P-C" - Kajal, Mascara, Parfüm, Creme (wobei die Reihenfolge eigentlich andersrum ist, die Creme trage ich vor dem Make-up auf). Klamottentechnisch ziehe ich einfach dasselbe Outfit an, wie letztes Wochenende - mein Leopardenkleid hängt über einen Bügel an meinem Schrank, die Leggings liegt noch genauso über dem Bistrostuhl in meiner Sitzecke, wie ich sie die letzte Nacht vom letzten Wochenende da abgelegt hatte, sowie meine 3/4-Stiefel. Neu an meinem Outfit ist die olivgrüne Steppjacke, die ich jetzt unter meinem schwarzen Wollmantel trage, als ich die Wohnung, fertig für die Nacht, in Richtung der nächsten Straßenbahnhaltestelle verlasse ... es ist saukalt, die leichte Jacke als Innenfutter macht sich auf den ersten Metern mehr als bezahlt. (Wie konnte ich das die letzten Winter in meinem dünnen Mäntelchen nur so lange aushalten?)
20 Uhr ist Einlaß auf dem Gelände mit der kleinen Halle für Konzerte, 20:30 Uhr Beginn, steht jedenfalls so auf dem Ticket, das ich mir vor ein paar Tagen im Vorverkauf geholt habe. Die Zeitanzeige an der Straßenbahnhaltestelle zeigt irgend etwas mit 19 Uhr nochwas, gemäß meiner straffen Planung bin ich schon viel zu spät, wenn ich beim Umsteigen am Hauptbahnhof noch eine Tüte Brötchen für den Sonntag Morgen einkaufen will und noch etwas Geld am Automaten abhebe (für den Fall, daß ich nach dem Konzert noch ein Album kaufe oder mit dem Taxi zurück fahre) - und essen muß ich auch noch irgendwo unterwegs.
Der Einkauf bei dem Bäcker im Untergeschoß des Bahnhofs geht sehr schnell, das Abheben am Geldautomaten ist fix erledigt, das Umsteigen auf die Linie in Richtung Süden von Leipzig verläuft ohne lange Wartezeiten. Angekommen am Connewitzer Kreuz - ich kenne die Gegend - laufe ich zielgerichtet zu dem einen orientalischen Bistro, stopfe mir in kürzester Zeit einen Teller Falafel mit Salat und Extra-Pommes rein und gehe danach weiter in schnellen Schritten zu dem Gelände mit dem Jugendzentrum. Tatsächlich erreiche ich dieses kurz nach 20:30 Uhr ... Zeit wieder eingeholt.
Es sind schon viele Gäste da, entweder ist die Halle ziemlich dunkel beleuchtet oder die überwiegende Mehrheit des Publikums trägt schwarz. Ich gebe meine beiden Jacken an der Garderobe ab (aber das ist doch ein Innenfutter, warum muß ich dafür zweimal bezahlen?), hole mir eine Flasche Mate-Brause an der Bar und erklimme die kleine Sitzecke ganz oben in dem hintersten Winkel der Halle mit den treppenförmigen Podesten. Von hier oben habe ich einen ziemlich guten Überblick auf die Bühne da unten, aber bin viel zu weit entfernt, um etwas von der Stimmung einzufangen. Meinen Schal habe ich nicht mit abgegeben oder in meine Handtasche gesteckt, ich trage ihn weiter eng um meinen Hals ... mit einer leichten Erkältung die letzten Tage (eigentlich bin ich hier hoch geklettert, weil ich dachte, physikalisch strömt die warme Luft nach oben). Ich krame mein Telefon aus der Handtasche ... ich bewundere die Ausdauer meines On-Off-Ex-Freundes, er schreibt mir schon seit dem Mittag Nachrichten, ob wir uns treffen können und wann er zu mir kommen kann. Ich habe ihm schon geantwortet, daß ich ihn nicht in meiner Wohnung haben möchte, "was too traumatic for me" und daß ich ihn lieber an einem neutralen Ort treffen möchte.
Es tut sich was unten auf der Bühne, Nebel wird eingeblasen, ich klettere vorsichtig die großen Treppenstufen / Sitzmöglichkeiten wieder herunter und positioniere mich ein oder zwei Meter vor der Bühne, in größter Vorfreude auf den Auftritt - ich habe keine Ahnung, wer die erste Band ist. Sie betreten die Bühne ... ein Typ am Schlagzeug oder Trommel, ein Typ am Synthesizer und eine junge Sängerin in mystischer Aura. Und dann legen sie los ... "Wow!" Nach den ersten Titeln wird mir bewußt, wenn die als Vorband schon so der Kracher sind? Ich kann meine Augen nicht von der jungen Sängerin lassen ... ich sah bestimmt auch mal so hübsch aus, als ich noch so jung war - Anfang / Mitte Zwanzig? In ihrem Live-Auftritt der Band steckt so viel Energie, das können die niemals auf eine Albumaufnahme übertragen.
Die Band gibt noch eine Zugabe, während der Umbaupause danach bewege ich mich nicht weg von der Bühne, die kleine Veranstaltungshalle ist richtig voll geworden. Es ist sowieso kaum Bewegung im Publikum, alle stehen eng, hier und da die Lichter der Smartphones ... ich auch. Ich hole erneut mein Telefon aus der Handtasche, eine weitere Nachricht von ihm, er fragt, wo ich bin. "Two bands and DJs the night", ich glaube, 2015 waren wir das letzte Mal zusammen hier. Ob er jetzt vorbei kommt? Ob ich ihn hier wieder treffe? Wie werde ich reagieren?
Die zwei Musiker der Hauptband betreten die Bühne ... auf diesen einen Auftritt warte ich schon, seit ich 2012 die Band bei dem kleinen Underground-Festival in Leipzig verpaßt hatte, weil ich draußen vor dem verfallenen Fabrikgebäude am Imbißstand ewig lange auf meinen veganen Burger warten mußte. Endlich ... das Publikum quetscht sich vor die Bühne, sie spielen ihre ersten Titel, Wave, Disco-Einflüsse, tanzbar. Irgendwie hat sich das Publikum die letzten Jahre verändert, so junge Menschen, überhaupt nicht schwarz, tanzen gleich exzessiv ab dem ersten Titel, so junge Mädchen, grölen ständig dazwischen ... bin ich noch in der düsteren Gothic- und Waver-Szene? Ich bewege mich allerhöchstens, wenn ich ein paar der alten Songs höre. Ständig treten mir die vor mir Tanzenden auf meine Füße ... ich sollte wirklich meine alten Stahlkappenstiefel reparieren lassen und wieder auf Konzerte tragen.
Die Band gibt keine Zugabe, die Halle wird wieder etwas leerer, die ganzen, jungen, "bunten" Menschen gehen weg und nur der schwarze Rest bleibt für die Aftershowparty noch da. Die DJs legen wirklich gute Sachen auf. Noch ein Blick auf mein Telefon in dem tiefsten Inneren meiner Handtasche ... er deutet an, vorbeikommen zu wollen. Ich verschwinde auf die Damentoilette, mache mich frisch, etwas Deo unter die Achseln, kämme meine Haare, ziehe den Pflegelippenstift neu nach, gehe mir ständig mit den Händen durch meine Haare, kontrolliere alles in diesem winzigen Spiegel über den einem (defekten) Waschbecken - er kommt! Sehe ich gut aus?
Ich bin anfangs noch aufgeregt, fast schon wieder verliebt - aber meine Stimmung stürzt sehr schnell wieder ab und ich bleibe wieder gefangen in dem qualvollen Moment, als er mich erniedrigt hatte. Ich ziehe mich von der Tanzfläche zurück in die hinterste und dunkelste Ecke ganz oben, die Sitzecke von vorhin. Welche meiner zwei Persönlichkeiten bin ich? Die naive Verliebte voller Gefühle oder die rationale Schutzpersönlichkeit? Welche der beiden hat in dem Moment der Vergewaltigung die andere ausgesperrt und alles ertragen? Seine beiden weiteren Nachrichten erreichen mich kurz vor Mitternacht, er hatte nie vor, zu mir auf die Aftershowparty, die Disko, zu kommen - er fragt, wann ich wieder in meiner Wohnung bin, er will mich nur dort treffen. Sex ... in mir verkrampft sich alles: "No! You're not welcome in my flat. How much did you understand from my last message? How much do you remember from the last Sunday in July? You even made me split my personality!" Ich kann und will ihn nicht in meiner Wohnung empfangen. "Du bist ein Arschloch, Ammar!" Letzteres schreibe ich ihm nicht mehr, er antwortet auch nicht mehr.
Es dauert etwas, ehe ich mich aus meiner Schockstarre erhole, ich werfe meinen Schal um meinen Hals, so wie es die indischen Frauen tun, und gehe wieder hinunter auf die Tanzfläche, ein paar Titel tanzen. Eigentlich wollte ich auf meine Gesundheit achten (meine Erkältung) und gleich nach dem Konzert nach Hause fahren - aber wenn ich schon einmal hier bin? Wenigstens die eine Stunde. Gegen 1 Uhr gebe ich meine leere Flasche an der Bar ab und hole meine beiden Jacken von der Garderobe ab. Zurück nach draußen in die Kälte, zu Fuß zu der Haltestelle und dem Taxistand am Connewitzer Kreuz. Bin ich so dick angezogen, daß ich schwitze oder ist es schon Fieber? Ich habe einen Infekt nach dem anderen, Condylome, Pilze, Erkältungsviren - mein Immunsystem ist durch die Immunsupressiva wahrscheinlich schon irgendwo auf Aids-Niveau gefallen.
Ein Taxi bringt mich gegen 1:30 Uhr nach Hause (mein Geld gut angelegt, CD der Band gekauft und Taxi bezahlt), bevor ich im Bad die Prozedur des Abschminkens starte, betrachte ich mich einige Zeit in meine Spiegel: "Und du siehst überhaupt nicht aus, wie ein Transvestit!" Ich habe überhaupt nichts männliches mehr an mir, ich sehe nur die eine Frau, die ich bin, wunderschön in ihrem kurzen Lepardendress und ihrem orientalischen Schal und dem Silberschmuck aus Indien. Ich ziehe mich ins Bad zurück, wische mir die schwarze Wimperntusche aus den Augen, kämme meine langen, blonden Haare durch, werfe die Antidepressiva ein und lege mich, zurück in meinem Zimmer, in mein Bett ... und schlafe wenig später ein. Auf die Suche nach Monstern in meinem Kleiderschrank verzichte ich dieses Mal.

Ich bin und war nur eine Persönlichkeit, die, die geweint hat, die, die alles ertragen hat - nur für den einen, kurzen Moment, hat sich mein Bewußtsein von meinem Körper ausgeklinkt ... sonst hätte ich das physisch, psychisch und seelisch nicht ertragen. Ich hänge nach wie vor fest in diesem einen Bild, wie ich ihm ausgeliefert bin, wie er auf meinem Bett mich mit seinem Gewicht erdrückt - und sich mit aller Macht da unten versucht hineinzuzwängen. Mein Schrei: "There is no vagina!" (Es hat trotzdem sehr wehgetan.)

[14.01.20 / 18:42] Es gibt doch Aufzeichnungen aus der Pre-Blog-Ära:

29.09.2005
- Besuch beim Hausarzt
- Ansprechen des Themas "Transsexualität"
- Adresse nach Magdeburg

06.10.05
- 1. Termin beim "Psychiater"
- keine klare Antwort (wie erwartet)
- TS weder bestätigt, noch ausgeschlossen

11.10.05
- 2. Termin
- Bericht Körperkonflikt
- Weg frei für Psychotherapie?

29.10.05
- (in)offizieller Anfang des Alltagstests

02.11.05
- 3. Termin
- Gespräch über Beginn Psychotherapie

04.11.05
- ich oute mich als Frau vor meinen Eltern
- nach nur 6 Tagen Abbruch des Alltagstests

[13.01.20 / 22:04] Für eine Shopping-Tour bin ich den Sonnabend Nachmittag wieder zurück in Leipzig, ich parke mein Auto wie gewohnt in dem Parkhaus an der Oper. Von der Tiefgarage aus an der Oberfläche werde ich nahezu überrannt von einem Menschenstrom. Was wollen die alle hier? Fotos machen von irgendwelchen Gebäuden, herumstehen. "Menschen ... zu viele Menschen ... überall Menschen!" Im Slalom laufe ich so schnell wie ich kann durch die Fußgängerzone, vorbei an den Geschäften und Kaufhäusern. Ich habe ein klares Ziel, was ich kaufen will und wo ich es kaufen will - alles andere links und rechts neben mir, blende ich aus.
Erste Station, der Outlet-Store eines Internet-Versandhändlers, ich suche eine einfache, schwarze Stoffhose, aus Baumwolle, eine Freizeithose, vielleicht auch eine Yogahose - aber für mich muß die nur so stabil sein, damit ich damit stundenlang vor dem Computer sitzen kann ... oder auf der Couch. Ein neues Paar vorne offene Hausschuhe oder Latschen suche ich auch noch. In dem Outlet-Store werde ich nicht fündig ... Suche nach ein paar Minuten abbrechen und strukturiert zum nächsten Ziel gehen! (Ich spüre schon das ganze Testosteron in mir, Einkaufen nach Männerart.)
Nächste Station - das teure Kaufhaus am Marktplatz. Ich habe die Rabattcoupons und meine "Mitgliedskarte" dabei, auf alle Artikel im Winterschlußverkauf gibt es noch einmal einen Preisnachlaß. Ich drehe meine Runde durch die Etagen des Warenhauses, laufe meine Lieblingsmarken ab. Eine schwarze Baumwollhose mit Stretchbund in der Größe "S" hängt noch an der mit "Sale" gekennzeichneten Kleiderstange eines nicht näher genannten Labels, das mit dem weißen Reiterlogo (von der ich schon mein Polohemd habe). Der dreistellige Preis ist um die Hälfte reduziert - in der Umkleidekabine anprobiert, paßt, weiter zur Kasse ... mit der "Edel-Jogginghose" kann ich mich auch von dem anderen "Armuts-Pöbel" abgrenzen, wenn ich demnächst, langzeitarbeitslos, wieder bei einem Discounter Einkaufen gehe.
Weiter durch die Innenstadt, auf dem Weg zurück zum Parkhaus, es ist bereits Abend und dunkel geworden ... immer noch alles voller Menschen. Mit meinem Wunsch nach einfachen Latschen werde ich auch in den nächsten zwei Schuhläden nicht fündig, es ist gerade keine Saison für offene Schuhe oder Sandalen (mitten im Winter). In dem zweiten großen Schuhladen fallen mir stattdessen diese Pumps in Leopardprint auf - ich kann mich von dem Anblick nicht lösen, ich muß sie anprobieren. Von meinen anderen Pumps weiß ich, daß ich in der Größe 41 mit der Ferse ständig herausrutsche und ich damit nicht mal das Stück zwischen Disko und Parkplatz zu meinem Auto schaffe, ohne den Schuh zu verlieren - also quetsche ich mich in eine 40 ... entspricht ja auch meiner Schuhgröße: "Vierzig breit!"
Die Zehen werden extrem zusammengequetscht, der Stiletto-Absatz gehört mit zu den höchsten in meiner Schuhsammlung, ich probiere beide Seiten an und laufe (etwas unbeholfen) ein paar Schritte ... Schmerzen. Aber ich muß sie haben! Sie sind runtergesetzt! Ein neues Paar reine Sitzschuhe wechselt die Besitzerin, nur weiß ich bereits vorher, daß ich damit niemals große Strecken laufen werde ... höchstens die paar Meter bis zum nächsten Barhocker.
Noch schnell bei der Bäckerei am Ausgang der Fußgängerzone vier Brötchen kaufen, zwei für den Abend, zwei morgen zum Frühstück, weiter zum Parkhaus und zurück in meine Wohnung. Dort angekommen - hatte ich nicht eine Tüte Brötchen dabei? Mist ... beim Bäcker vergessen, der hat jetzt bestimmt schon zu. Passiert mir öfters, vor ein paar Tagen hatte ich sogar wiederholt hintereinander meine ganzen Sachen ohne Waschmittel in der Waschmaschine gewaschen.
Ich packe meine Handtasche aus - mit einem Krachen zersplittert mein Schminkspiegel auf dem Parkettboden: "Scheiße!" Das ändert alles! Was mache ich jetzt? Gehe ich die Nacht doch nicht aus, wie ich es eigentlich vorhatte? Es sind nur sieben Stunden Pech, wenn ich die scharfkantigen Splitter sofort aufsammle, damit niemand hineintritt.
Ich ziehe meinen Mantel wieder an, nehme ein paar Euro aus der Geldbörse, lasse mein Telefon und alles nicht notwendige in der Wohnung - falls ich in einen Überfall gerate - und verlasse diese für einen kurzen Einkauf in der nächsten Kaufhalle, nur ein paar Minuten zu Fuß entfernt ... nicht ohne mich ständig zu vergewissern, daß ich auch wirklich meinen Wohnungsschlüssel in der Hand halte und diesen auch nicht vergesse und mich - unglücklicherweise - aussperre! Draußen in der Kälte, der Vollmond steht oben am sternenklaren Himmel ... verstärkt das jetzt die Pechwirkung oder mildert das ab? Die nächsten sieben Stunden bin ich übervorsichtig, ich habe für mich schon entschieden, daß ich trotzdem ausgehen werde. Meine vergessenen Brötchen ersetze ich in der Kaufhalle durch Aufback-Croissants.
Wieder zurück in meiner Wohnung, mein Telefon zeigt haufenweise unbeantworteter Nachrichten seit heute Mittag von meinem Ex-Freund (damit es übersichtlich bleibt, der mit dem ich die letzten Jahre zusammen war, mein On-Off-Ex). Er hat angenommen, daß wir uns heute endlich treffen und auf mich gewartet - ziemlich schroff weise ich ihn ab: Ich habe dir gesagt, daß ich erst den Abend wieder in Leipzig bin und außerdem ... "Stay away from me!" Letzteres bezieht sich auf die Sache mit dem zerbrochenen Spiegel, ich kann mit ihm jetzt wirklich nichts anfangen.
21 Uhr nochwas, Beine rasieren, eine Dusche nehmen, mich mit Parfüm einsprühen und die kleine Dose Gesichtscreme. Kajal, Mascara, Standard-Make-up ... und mich dann, aus dem Bad kommend, nackt vor den geöffneten Kleiderschrank stellen: "Was ziehe ich denn heute Abend an?" So viele Kleider ... ich brauche eine Weile, bis ich mein Outfit für die Nacht zusammengestellt habe: Das schwarz-grüne Minikleid mit Leopardenmuster, eine schwarze Leggings und die 3/4-Stiefel. Tatsächlich ist es das kürzeste Kleid, das in meinem Schrank hängt und der Abstand zwischen Schaftende und Rockansatz entspricht ziemlich genau der Höhe der Stiefel - ein optimales Verhältnis (ich habe mir vorher Fotos auf meinem Smartphone angesehen mit den Sechzigerjahre-Uniformen der Star-Trek-Originalserie).
Kurz nach 22:30 Uhr bin ich bereit für die Disko, ziehe meinen schwarzen Wollmantel über und laufe zu meinem Auto. Weiter durch die Innenstadt zu dem Club östlich davon ... heute wieder eine "Gothic-szeneinterne Tanzveranstaltung". Vielleicht treffe ich wieder den einen Typen, mit dem ich mal was hatte (der bei mir sogar übernachten durfte) oder mein Kontakt nach Malta - ihm hatte ich vor drei Wochen schon mitgeteilt, daß er mich hier heute treffen kann.
Meinen Mantel gebe ich wie immer unten an der Garderobe ab, meinen grün-braun gemusterten Schal behalte ich noch um. Es sind schon genug Gäste da, viele unterhalten sich, alte Freunde, alte Kontakte ... ich drehe ein paar Runden über die zwei Tanzflächen im Keller und der Bar oben, aber von meinen beiden Männerkontakten sehe ich keinen.
Einmal auf die Tanzfläche, der erste Tanz (die Band aus L.A.), oben an der Bar ein (alkoholfreies) Getränk holen, mich auf ein Sofa in der Lounge setzen. Kurz vor Mitternacht ... tue ich es? Tue ich es nicht? Ich tue es! Und schreibe meinem Ex-Freund eine Nachricht, wo er mich finden kann, wo ich bin ... nur falls er interessiert ist.
Ich habe ihn abgewiesen, nachdem er den ganzen Tag auf mich gewartet hat - warum sollte er jetzt noch was von mir wollen? Die Verrückte, die ihn vor fünf Monaten aus der Wohnung geworfen hat. Er schafft es, in mir ein schlechtes Gewissen zu wecken - und Frauen haben doch das Recht, Nein zu sagen!
Anfangs hatte ich noch die Phantasie, was wäre, wenn alle meine drei Männer in diesem Club zusammentreffen? Das wäre bestimmt irgendwie amüsant. (Ich bin so eine Bitch!) Währenddessen werde ich von der gegenüberliegenden Ecke der Lounge beobachtet, ein einzelner Gast, schon ziemlich angetrunken. Ein Punk-Song wird gespielt, er steht auf, kommt zu mir herüber und reicht mir seine Hand. Tanzen? Meine Vorfreude wird schnell gedämpft, er nimmt mich nur mit auf sein gegenüberliegendes Sofa. Er spricht kein Wort, an seinem glasigen Blick kann ich erkennen, wie viel er schon getrunken haben muß.
Ich bin niemals aggressiv, lasse vieles mit mir machen, seine "Fummelversuche" sind mir zwar unangenehm, aber ich nehme Rücksicht auf seinen betrunkenen Zustand, weise ihn aber auch mit der Hand zurück. Bei der nächsten Gelegenheit, bei der er mich für einen Weg zur Toilette allein auf dem Sofa zurückläßt, packe ich meine Handtasche und mein Getränk und verschwinde in die tiefen, dunklen Nebelschwaden hinunter in den Keller mit den zwei Tanzflächen.
Ab und zu ein paar Songs tanzen, am Rand stehen, die Tanzflächen wechseln, das aufgebaute Gürkchenbuffet plündern, die Grabsteindeko bewundern. Nur vereinzelt schaue ich noch auf mein Telefon, ob mir einer meiner Kontakte etwas geschrieben hat ... nichts. Ich vergesse die Zeit, spätestens nach 2 Uhr nach Mitternacht müßte meine siebenstündige Pechphase vorbei sein. Kurz vor 4 Uhr krame ich doch noch mein Telefon aus der Handtasche und werfe einen Blick auf die Uhr. Der die Nacht gut besuchte Kellerklub wird wieder etwas leerer. Noch zwei, drei Songs anhören und ich gehe wieder zurück zu der Garderobe und hole meinen schwarzen Mantel ab. Die Treppe hoch an der Bar, meinen Schal umwickeln, den Mantel zumachen und den Club verlassen und zurück zu meinem geparkten Auto gehen. Diese Nacht hat wirklich niemand ein Wort mit mir gewechselt.
Zurück in meiner Wohnung ... Make-up im Bad entfernen, vorher ein paar kritische Blicke in meine Spiegel. Wie sehe ich aus? Eine Frau? Ein Mann? Wenn jeder in mir einen "Transvestiten" erkennt, einen Freak, einen Kerl in einem Kleid - wer würde sich denn da mit mir unterhalten wollen? Zurück in mein Bett, wenigstens nackt und ohne Schminke sehe ich aus wie eine Frau. Ich habe Angst, daß meine ganze Verwandlung wieder rückwärts geht, daß meine Brüste wieder schrumpfen und kleiner werden, daß die weiblichen Hormone nicht mehr wirken, daß mein Gesicht wieder männlicher und kantiger wirkt - daß das Testosteron aus der Nebenniere meinen ganzen Körper überflutet und alles wieder zunichte macht! Meine Frauenärztin hält das für eher unwahrscheinlich.
Sonntag Mittag, Croissants aus dem Backofen, zwei Tassen Espresso aus meinem Bialetti-Kocher vom Herd ... keine weiteren Nachrichten auf meinem Telefon. Den Nachmittag mit dem Auto zurück in die Innenstadt, die vergessene Tüte Brötchen von dem Bäcker holen (der sonntags in der Fußgängerzone auch geöffnet hat und geradezu von alten Omis überrannt wird).

Nach Recherche im Internet, auf diversen Esoterikseiten (meine aktive Hexenzeit in Wernigerode liegt schon 17 bis 12 Jahre zurück), ich muß die Teile des zerbrochenen Spiegels noch bis zum nächsten Vollmond aufbewahren - die liegen aber schon längst zusammengekehrt in dem Eimer für Kosmetikabfall in meinem Badezimmer ... wenn der jetzt anfängt zu müffeln? Als initiierte Hijara und Fluchexpertin vertraue ich schon längst meinem Ganesha-Anhänger, den ich immer bei mir trage.

[08.01.20 / 20:44] IPL-Nachbehandlung #9 (#26) - Die Behandlung geht mit unveränderter Intensität weiter ... so schmerzhaft wie die allererste Behandlung? Jedenfalls nicht so stark auf Fläche (um alles breit "wegzubrutzeln"), dafür aber gezielt die Problemstellen - knapp unter der Unterlippe, die Mundwinkel, vielleicht noch an der Nasenwurzel. Das Kinn bleibt weiterhin übersät mit weißen Haarstoppeln - es ging mir von Anfang an nur um die Entfernung des lästigen Bartschattens (ich muß mir das immer wieder schönreden).
Zwischen den Rasuren liegen meistens mehrere Tage, durch das verminderte Wachstum könnte ich ohne Probleme auch mal über Nacht in einem fremden Bett aufwachen - ohne daß sich da etwas ertasten läßt. Ein störendes und dunkles Haar habe ich vor einigen Tagen noch an der Wange entdeckt (und mit der Nagelschere weggeschnitten, nicht gezupft) ... ich hoffe, es wurde bei der Behandlung noch eingekreist und mit entfernt.

[06.01.20 / 00:48] Freitag Abend - ein Punk-Konzert in Connewitz, die Band mit den deutschen Texten, bei der ich noch nie so hundert Prozent textsicher war. Ich stehe in der kleinen Halle des Werk 2 wie gewohnt in der rechten Ecke vor der Bühne. Die Halle ist voll, links von mir die Pogo-Masse (mit zwei Reihen Puffer). Die Band spielt ein paar Stücke von ihrem neuen Album und als Zugabe die alten "Klassiker" aus Ende der 80er und Anfang/Mitte der 90er ... ob sie ihre eigenen Auftritte zählen? Ich habe jedenfalls nicht mitgezählt, wie oft ich diese Band schon live gesehen habe - seit Mitte der 2000er bin ich dabei.
Nach dem Konzert zum Merchandising-Stand, es dauert noch 10 oder 20 Minuten, bis der Sänger der Band die Platten verkauft, ich kaufe währenddessen die kleine Split-Single der Vorband. Als er endlich auftaucht, bildet sich eine große Menschentraube vor dem Stand, viele Autogrammjäger, alte Fans, persönlicher Kontakt. Ab und zu kann ich schon mal einen Blick auf die ausgelegten Alben werfen, das eine, das ich für meine Sammlung noch suche, ist nicht mit dabei - dafür aber die allererste Platte von 1988 als Neupressung auf Vinyl und auf CD. Es dauert noch eine ganze Weile - die Security bittet die Gäste (und mich) schon zu gehen - bis ich auch ganz vorne an den Stand gelange und endlich das fehlende Erstalbum für meine Sammlung kaufen kann ... bestimmt das mit den alten Punk-Krachern.
23:30 Uhr vor Mitternacht, ein Blick auf mein Telefon - mein Kontakt nach Malta hat mir eine Nachricht geschrieben und fragt nach einem spontanen Treffen: "Klar!" Es folgt ein Austausch von Ortsangaben und Vorschlägen für die Nacht, während ich meinen Mantel von der Garderobe abgeholt habe und an der Bar kurz vor dem Ausgang anziehe, mein Telefon auf dem Tresen. Sein Standpunkt ist irgendwo in der Innenstadt, er erwartet mich in 20 Minuten ... das müßte ich mit dem Auto schaffen.
Die Adresse erreiche ich ... aber einen Parkplatz finde ich nicht. Auf der gegenüberliegenden Seite ist einer, aber der ist durch die Straßenbahngleise von mir getrennt. Ich fahre weiter geradeaus, in der Hoffnung auf eine Parklücke ... und noch weiter geradeaus. Ich biege ab - wo bin ich hier überhaupt? Auf einer großen Straße erkenne ich, das ist schon ein ganz anderes Viertel von Leipzig. Das Navigationssystem hat sich in den Stand-by-Modus versetzt, ich starte es an einer Ampel erneut und kurve wieder durch die Innenstadt zurück ... bis ich erneut an der Zieladresse vorbeifahre. Harte Wendung, quer über die Straße, über die Gleise (kein Gleisbett) und in die Parklücke auf der anderen Seite. Ich bin mindestens 15 Minuten zu spät (im Nachhinein betrachtet, hat er wohl hier auf die letzte Straßenbahn gewartet), ich steige aus und suche nach der Hausnummer.
Er begegnet mir ein paar Minuten später und erzählt mir, daß er hier gar nicht wohnt (jetzt ergibt das mit der Straßenbahn auch einen Sinn), seine Wohnung ist irgendwo außerhalb des Zentrums. Er fragt an, ob wir was zusammen in meinem Auto machen wollen. "Nein", das ist zu klein, zu eng ... und ich bin auch gar nicht für irgend etwas in diese Richtung vorbereitet - ich habe meine Beine nicht fertig rasieren können, kein Gleitgel in der Handtasche und weder er noch ich (ich sowieso nicht) haben Kondome dabei. 0:40 Uhr nach Mitternacht (in der Nähe steht eine dieser großen Uhren), es ist saukalt, ich schiebe meinen Schal vor das Kinn, meine Hände tief in den Taschen meines schwarzen Wollmantels. "Laß uns morgen treffen, 22 Uhr? Die Bar in der Innenstadt am Marktplatz? Ich lade dich ein!" Ich stimme ihm zu, das paßt mir auch viel besser. Er geht zu der Straßenbahnhaltestelle, ich zu meinem Auto auf der anderen Straßenseite. Zurück zu meiner Wohnung.

Sonnabend Mittag, ich stehe auf, Frühstück, Brötchen von gestern und eine Flasche Wasser. Gegen Nachmittag fange ich an, mir meine Beine fertig zu rasieren, die Achselhöhlen ("German women don't shave their armpits!") und die anderen Stellen ... wo Frauen in natura behaart sind (die nie ein Mann so sieht). Bevor die Sonne untergeht, will ich mein Badezimmer auch noch gründlich durchwischen (schon allein wegen den ganzen Haarstoppeln, ich rasiere trocken) - damit ich, wenn ich dann Besuch habe, sagen kann: "Bei mir ist es aber nicht so sauber, ich hatte da jetzt keine Zeit für." Heißt übersetzt von Frau zu Mann: Ich habe wie verrückt alles klinisch sauber gewischt, wenn dir doch etwas auffällt, dann ist das nicht mein Problem.
19 Uhr nochwas, Zeit mich ausgehfertig zu machen. Eine Dusche, das Parfüm, die neue Gesichtscreme ... und ich rasiere weiter. Meine Augenbrauen - jetzt bloß den Schlußpunkt finden, sonst sind sie ganz weg (und ich muß sie mir mit Kajal neu aufmalen). Ich versuche sie auszudünnen, den natürlichen Schwung beizubehalten, keine "Mono-Braue". Mit schwarzen Kajal und Mascara kommen meine grünen Augen noch besser zur Geltung. Ich will umwerfend schön aussehen, wenn ich ihn diesen Abend in der Bar treffe.
Meine Klamottenwahl - die letzte Nacht hatte ich noch die schwarze Jeans im Straight-Cut und die flachen Stiefeletten für den Winter - diese Nacht wähle ich wieder die anthrazitgraue Strech-Jeans und die 3/4-Stiefel (mit Nietenband). Mein neuer, schwarzer "Schlamperpullover", ultrabequem und mit Rollkragen (und hinten nicht ganz so lang, in Kastenform, damit jeder, wenn ich auf dem Barhocker sitze, meinen Nietengürtel aufblitzen sieht). Fertig angezogen, packe ich meine Handtasche - genug Bargeld (damit es für ein Taxi zurück reicht, ich könnte ja Alkohol trinken), ein paar Make-up-Utensilien, den Kamm, den kleinen Spiegel, Tempos ... und die Tube Gleitcreme. Schon vor dem Badezimmerspiegel: "Ich will heute Nacht flachgelegt werden!"
20 Uhr nochwas, zu Fuß in der dunklen Kälte zur Straßenbahnhaltestelle in der Nähe meiner Wohnung und weiter die Kurzstrecke, vier Stationen, zum Hauptbahnhof ... erst mal etwas Essen gehen. Das erste italienische Restaurant in der Straße zwischen Bahnhof und Fußgängerzone hat wahrscheinlich dicht gemacht oder hat sich nicht rentiert - die drei anderen alteingesessenen Italiener sind aber immer noch da. Ich wähle das, in dem ich zuletzt nicht gegessen habe - um alle drei gleich zu behandeln. Ich habe Appetit auf Pasta: "Ein Tisch für eine Person, Bruschetta als Vorspeise und ... die überbackenen Penne-Nudeln." Eine ausgezeichnete Wahl, allein die riesigen Knoblauchstücke in dem mir kurze Zeit später servierten Auflauf: Da mußt du jetzt durch! Du kommst aus Malta, dir ist das bestimmt nicht fremd. Der Auflauf hat etwas sizilianisches mit den schwarzen Oliven und den Kapern, das muß ich mir für mein nächstes Rezept merken.
Kurz nach 22 Uhr erreiche ich dann die beliebte Bar am Marktplatz in der Innenstadt von Leipzig. Die Bar ist voll, ich finde nicht mal einen freien Hocker vor dem Tresen - ich bestelle dennoch meine erste Cola und beobachte die Gäste. Ist er schon hier? Kommt er noch? Blick auf das Telefon ... keine Nachricht. Eine Stunde später, die zweite Cola, ein Barhocker wird endlich frei. Ich setze mich an den Tresen (an den ich mich bis dahin gelehnt habe, meinen Mantel und meine Tasche im Arm), aber so langsam wird mir bewußt: Ich glaube, er kommt nicht mehr. Die "arabische Stunde" (oder italienische, oder maltesische) ist schon längst vorbei, ich ziehe mein Telefon erneut aus der Handtasche ... eine Nachricht? Er fragt, wo ich bin und ob ich alleine in der Bar bin.
Die nächste Stunde lasse ich mein Telefon keinen einzigen Augenblick aus den Augen, achte darauf, ob der schwarze Bildschirm endlich aufleuchtet und mir eine Nachricht von ihm anzeigt. "Und wo bist du? Unterwegs?" Er antwortet mir darauf nicht ... noch so ein Kerl. Es ist kurz nach Mitternacht und ich wechsele von der Cola auf koffeinfreies Mineralwasser. Auf meine Arme gebeugt, meinen Kopf abstützend, hänge ich vor meinem Telefon an der Bartheke, die Bar selbst wird spürbar leerer. Einer der gehenden Gäste zwickt mich in die Seite: War er es? Nein, ich drehe mich um, von wo das kam, kann ich auch nicht mehr orten.
Ich sitze weiter auf meinem Barhocker ... 1 Uhr nach Mitternacht, eine Straßenbahn fährt jetzt bestimmt nicht mehr. "Alle Männer sind Arschlöcher!" Es hat 20 Begegnungen bei mir gebraucht, um zu diesen Gedanken zu kommen. Er taucht hier bestimmt nicht mehr auf, nach drei Stunden Warten bezahle ich meine Rechnung und gehe. Meinen Schal wickele ich noch einmal ganz dick um meinen Hals, doch die paar Meter quer über den Marktplatz zu dem Taxistand um die Ecke sind doch nicht so kalt wie erwartet. Ich steige in ein bereitstehendes Taxi und lasse mich zu meiner Wohnadresse fahren. Der Taxifahrer ist so flott unterwegs, daß der Endpreis unter die 10-Euro-Marke fällt - angekommen vor dem Mietshaus ziehe ich ein 2-Euro-Stück als Trinkgeld aus meiner Geldbörse. Zurück in meiner Wohnung ... alleine, doch niemanden mitgebracht.
Meine Sachen ausziehen, meinen Mantel, meinen Schal, den Silberschmuck ablegen. Ein Blick in meine Spiegel an den Schranktüren - in meiner Vorstellung saß da eine heiße Blondine einsam an der Bar und hat auf einen Liebhaber gewartet, der sie am Ende versetzt hat ... in Wirklichkeit saß da nur eine potthäßliche Transe, ein Männerschreck. Zurück ins Bad, Make-up entfernen, das schwarze Zeug aus meinen Augen wischen, ein extra großes Stück Antidepressiva von der Tablette abschneiden (ich wollte eigentlich von dem Zeug runterkommen) und mich in mein Bett legen. Lange liege ich nicht wach.

Sonntag, noch später Vormittag, eine Dusche nehmen und mich halbwegs ansehlich straßenfertig machen. Zu Fuß zu der Ecke mit dem Sonntagscafé, zwei Stück Kuchen für mich kaufen ... und Brötchen für Frühstück. Zurück in meiner Wohnung setze ich den arabischen Kaffee auf ... ein klares Bild kann ich in der ausgetrunken Tasse im Kaffeesatz nicht erkennen, nur eine Vielzahl Dämonen und Chaos. Die nächsten zwei Stunden sitze ich an meinen Laptop an der Minibar. Mein Ex-Freund (nach der letzten, kurzen Liaison mit dem Biker, eigentlich mein "Ex-Ex-Freund", in Zählrichtung) hat mir eine Nachricht geschrieben - ich hatte ihn vor ein paar Tagen wieder kontaktiert. Von allen Arschlöchern ist er vielleicht der Einzige, der wenigstens etwas, ein kleines bißchen, für mich empfunden hat. Er kommt vielleicht den späten Nachmittag wieder vorbei. "Don't expect too much", ich bin nicht ganz so in der Stimmung.
Später den Nachmittag, kurz vor halb Sechs, die zwei Stück Kuchen sind schon längst weg, zusammen mit einem Kännchen schwarzen Ceylon, dann eine weitere Nachricht von ihm ... er deutet an, doch nicht vorbeikommen zu wollen. Vielleicht das nächste Wochenende, vielleicht bin ich dann in besserer Stimmung ... oder vielleicht doch noch heute? Dann aber nur ganz kurz? Ein kurzer Nachrichtenaustausch, ich brauche mehr Zeit mit ihm, will über vergangene Dinge reden (also speziell unsere letzte, fatale Begegnung) und außerdem habe ich da unten gerade so eine (Pilz-)Infektion, die ich nicht in den Griff bekomme. Spätestens jetzt verschiebt er definitiv unser Treffen auf das kommende Wochenende ... irgend etwas mache ich falsch.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[26.07.21 / 12:07] Webmistress (as herself): TODO:

Was ist ein Intermediate-Zertifikat?
Wie funktioniert StartTLS?
Und muß ich das wirklich alles öffentlich machen?

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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