morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[29.12.18 / 19:00] "Schrei es raus, das ist Punk!" - Mein neuer Musiktitel ... die letzten Tage/Nächte gemastert, Synthesizer-Spuren aufgenommen und die Vocals eingesungen - damit ist die dritte Single jetzt endlich fertig. Noch zwei Titel, die vierte Single, und das Album ist komplett ... und dann gehe ich auf Tournee!

www.oscilloworld.de/morganalagoth.htm

[25.12.18 / 12:55] 6 Monate Post-OP - Es ist (schon länger) alles verheilt, die Gefühle sind komplett da, die "Befeuchtung bei Erregung" funktioniert tadellos, nur ... die Neovagina. Technisch gesehen habe ich da im Schritt nur eine Hautfalte, an der Stelle, wo die natürliche Vagina - und die konstruierte Variante - nach innen abknickt, befindet sich bei mir nur kompaktes und festes Muskelgewebe. Ich weiß noch nicht, ob bei mir dort auf einen weiteren Schnitt verzichtet wurde oder bei der Operation abgebrochen wurde oder ich generell einfach nicht genug Hautmaterial vorweisen konnte. Ich werde bei meinem nächsten Gespräch mit dem Arzt nachfragen. Ich überlege noch, ob ich einen weiteren Eingriff "da unten" (vorne) machen lasse (aktueller Stand: 3 cm Durchmesser und 3,5 cm Tiefe ... nach Dilation).
Eine weitere Frage an den Doktor ... "Orchiektomie rechts?" (Es steht so auf den Zettel, was gemacht wurde.) Ich bin mir sehr sicher, ich hatte zwei. Erst in ein paar Wochen (oder ein, zwei Monate) erhalte ich Gewißheit über meinen Hormonstatus und den Testosteronwert bei der nächsten Blutabnahme. Bis dahin befindet sich in mir noch ein pawlowscher "Geisterhoden" und sorgt für emotionale und hormonelle Verwirrung.

[22.12.18 / 17:42] Pre-X-mas Shoe Unboxing - Eine nicht näher genannte Fernsehserie der BBC über die Abenteuer eines zeitreisenden Doktors* (seiner illustren Gegenspielerin) und die aufwendig inszenierten Reminiszenzen an das britisch-viktorianische Zeitalter haben mich inspiriert, diese wunderschönen Stiefel zu kaufen**.

(* Ich bin erst seit dem 9. Doktor dabei; ** Sie waren um 45% reduziert, von 180 auf 99 Euro!)

[21.12.18 / 18:46] Psychiatrie-Update #1 - Ein Bild, das mir nicht mehr aus dem Kopf geht: die vergitterten Treppenaufgänge (damit niemand von oben runterspringen kann). Kurz hinter der Schleuse befindet sich die geschlossene Station, flüchtig (und viele Meter entfernt) werfe ich einen Blick durch die Türfenster. Ich fühle mich, wie eine von diesen straffällig gewordenen Jugendlichen, die zur Abschreckung mal einen "echten" Knast besuchen dürfen. Gemischte Gefühle, eigentlich gehöre ich da rein ... oder etwa doch nicht? So weit bin ich noch nicht.
Von den ersten sieben Behandlungstagen in der Tagesklinik komme ich gleich drei davon zu spät, mal eine Stunde, mal zwei, mal den ganzen Vormittag. Für die paar angesetzten Wochen wird eine Kurzzeit-Psychotherapie bei mir nichts bringen, meine Schlafprobleme können nur medikamentös behandelt werden. Schlafen ... so schlimm war es schon seit längerer Zeit nicht mehr, ich bin wieder im "0-5-10-Stunden-Rhythmus" - ob das mit der Verschiebung der Hormoneinnahme von abends auf morgens wirklich etwas bringt, werde ich erst längerfristig erfahren.

[11.12.18 / 20:01] Jetzt geht wirklich alles sehr schnell - Montag Mittag der Anruf, Dienstag Nachmittag das Vorgespräch - und Mittwoch Morgen die Aufnahme in der teilstationären, psychiatrischen Tagesklinik. Wenn ich nicht sofort zusage, bekommt jemand anders auf der Warteliste den Therapieplatz. Ich wünschte, mir hätte das schon jemand vorher gesagt, daß ich die Hormone lieber vormittags, und nicht abends, nehmen soll. Das hätte mir vielleicht die ganzen schlaflosen Nächte (und die psychischen Konsequenzen daraus) seit drei Jahren erspart (anscheinend hat die Klinik Erfahrung mit transsexuellen Patienten, die kommen da etwas häufiger vor).

Ich bin ab jetzt weg.

(Na gut... ist ja nur eine Tagesklinik, die Wochenenden bleiben mir.)

[09.12.18 / 23:19] Zurück in meiner Wohnung, ich mache mich ausgehfertig für die Nacht. Beine rasieren, Duschen, Hormongel, die schwarzen Sachen der letzten Nacht (die Leggings, der Lederrock, das ärmellose Top, der Kapuzenpullover) und ... "the new fragrance", Chanel und Zigretten. Nur als Schuhwerk wähle ich für diese Nacht die hohen Wildlederstiefel mit den Blockabsätzen. "Escort girl" geht aus, meine langen Haare trage ich offen, auf das Make-up verzichte ich vorerst, habe es aber in meiner Handtasche mit dabei. Kurz nach 20:15 Uhr, ich stehe wieder an der Straßenbahnhaltestelle in der Nähe meiner Wohnung, die letzte Bahn vor 15 Minuten habe ich verpaßt ... Frauen brauchen immer länger im Bad.
Als ich den Treffpunkt in der Innenstadt (die vor dem Laden) wieder erreiche, bin ich 27 Minuten zu spät ... von ihm ist nichts zu sehen, der Laden gegenüber ist dunkel und verschlossen. Ich warte. Die Hände in den Taschen meiner Lederjacke stehe ich mit dem kurzen Röckchen und den Nutenstiefeln in der Eiskälte vor dem schummrig beleuchteten Hauseingang in der Fußgängerzone, meine langen, blonden Haare wehen etwas im Wind ... wie sich die Situation gleichen muß, mit den "leichten Mädchen" auf der Hamburger Reeperbahn ein paar Tage zuvor. Viele Menschengruppen laufen an mir vorbei - interessanterweise werde ich dabei immer nur von den Männern gemustert, ein paar flüchtige Blicke im Vorbeigehen. Ich versuche so gelangweilt auszusehen - mit dem entsprechenden Gesichtsausdruck - wie jede Straßenprostituierte ... ich habe meinen Standpunkt falsch gewählt, zu wenig Laufkundschaft.
Ein Mann läuft erst einmal, dann wenig später ein zweites Mal an mir vorbei. Mit Akzent: "Du stehst immer noch hier?" Ist er es? Ich kann mir fremde Gesichter so schlecht merken. Ich folge ihm ein paar Schritte entfernt zu einer beleuchteten Tiefgarage. Er ist es nicht, ein anderer, fremder Mann, dasselbe Alter, so um die 40.
"Bist du Trans? Operiert?" er spricht mich auf meine "jungenhafte" Stimme an.
"Ja", ein Gespräch entwickelt sich, "Eigentlich habe ich da auf jemanden gewartet, aber der ist nicht gekommen ... weißt du, ich stehe da nicht ohne Grund in dem superkurzen Röckchen und den hohen Stiefeln."
"Ah ... Sexkontakte. Vielleicht können wir später noch etwas trinken gehen?" ihm scheint das nicht unbekannt vorzukommen.
"Klar, warum nicht? Ich bin da in der Bar, gleich gegenüber."
Ich gehe alleine die paar Meter wieder zurück zu meinem alten Standort, tatsächlich habe ich die unscheinbare, kleine Neonreklame neben dem Laden gegenüber entdeckt ... endlich habe ich den Kellereingang zu der Cocktailbar wiedergefunden, die ich eigentlich in einer anderen Seitenstraße vermutet hatte.
Kurz nach 21 Uhr den Sonnabend Abend, ich gehe die Stufen hinunter zu der Cocktailbar mit dem 80er-Jahre-Flair, setze mich auf einem Barhocker am Tresen mit Blick auf die Eingangstreppe und bestelle meinen ersten, alkoholfreien Cocktail für die Nacht, ein "Virgin Mojito". Das Smartphone dicht neben dem Glas, eine Nachricht an meinen (Ex-)Freund: "Standing in the cold like a hooker, waiting for a stranger, following another stranger - would you like to pick me up at ###### Bar?" Keine Antwort von ihm ... er ignoriert mich.
23 Uhr, nach einem "Ipanema" geht mir mein Geld aus, der andere Fremde ist nicht aufgetaucht, ich beschließe zu gehen und ziehe mir vor dem Spiegel der Damentoilette der Bar noch einmal extradick den schwarzen Kajal am Lidstrich + meinen (weniger auffälligen) Lippenstift. Zurück nach draußen in die Nacht, irgendwo einen Geldautomaten suchen - kurz vor Mitternacht - und dann weiter mit der letzten oder vorletzten Straßenbahn in Richtung Connewitz, den Süden von Leipzig, und da die Nacht ausgehen ... immer weiter. Ich will leben, tanzen, lebendig sein, Männer treffen, Sex haben ... auch wenn ich nur drei Tage zuvor dort unten (hinten) operiert wurde und das eigentlich gar nicht (ohne Schmerzen) möglich ist. Ich hebe etwas mehr Geld ab, damit ich mir ein Taxi zurück dann später leisten kann.
0 Uhr nach Mitternacht, der Club in Connewitz, schwarz-bunt gemischt, zwei Floors, einer mit 80er Jahre Popmusik, der andere Minimal Wave. Ich bin zu Hause, meine Szene, ich fühle mich gut und bestelle die erste Flasche Cola an der Bar und krame dabei die Antidepressiva-Tablettenpackung aus meiner Handtasche. Ausnahmsweise noch eine Flasche Koffein nach Mitternacht (die anderen Getränke werden dann wieder koffein- und alkoholfrei). Ich gebe meine Lederjacke an der Garderobe ab und quetsche meinen Kapuzenpullover in meine Handtasche, das schwarze Unterhemd und der Lederrock mit dem Nietengürtel reichen zum Tanzen auf der Tanzfläche gerade aus.
Die zweite Tanzfläche, eine Discokugel und die düsterste und spärlichste Beleuchtung. Ein Set aus Italo-Disco wird irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr nachts aufgelegt, ich komme aus dem Tanzen gar nicht mehr raus. Erst als ich 3 Uhr nochwas mal auf die Toilette gehen muß, entscheide ich mich danach, zu gehen und meine Jacke aus der Garderobe gegenüber der Damentoilette abzuholen. Ich verlasse den Club. Das Telefon hatte ich die meiste Zeit nur in der Handtasche, ich erwarte keine Antwort oder Nachrichten von ihm mehr. Auch diese Nacht bleibe ich alleine.
4 Uhr den frühen Sonntag Morgen, ein Großraum-Sammeltaxi - mit mir als einzige Passagierin - bringt mich zurück in meine Wohngegend. Ein Plakat mit einem Bibelvers fällt mir am Straßenrand auf und bringt mich zum Nachdenken ... ich sollte vielleicht mit dem ganzen "Scheiß" aufhören, die Jagd nach schnellem Sex, die Sehnsucht nach intimen, körperlichen Begegnungen. Das wird sich alles nie erfüllen. Meine Operation da unten (die vorne), mein neues, weibliches Äußeres ... es ist wie ein Reset, ich bin wieder Jungfrau (noch drei Jahre, bis ich die 40 erreicht habe). Ernsthafte Beziehungen hatte ich noch nie und werde ich auch nie haben. Gefühlt bin ich immer noch das junge Mädchen (nur das mit den "Make-up-Experimenten" liegt weit hinter mir, da war ich 20). Eine Stunde später, 5 Uhr den Morgen, ich habe mir alles wieder aus dem Gesicht gewaschen und falle, zurück in meiner Wohnung, in mein Bett ... das Telefon bleibt offline.

"Mir gefällt dein Outfit, deine Mütze, deine Stiefel, das paßt alles super zu dir. Du siehst echt sehr schön damit aus. Möchtest du vielleicht mit mir etwas trinken gehen? Nichts Alkoholisches, nichts mit Koffein, nur einfach so", in Gedanken spiele ich meinen Flirtversuch durch. Die eine Frau mir gegenüber an der Straßenbahnhaltestelle, als ich den Sonntag Abend vom Essen bei dem nächsten Italiener in der Innenstadt wieder zurück bin, sieht wirklich echt hübsch aus. Zu schade, daß ich zu solchen Flirtgesprächen noch nie den Mut gefunden habe und mich immer nur von Männern anquatschen lasse. Wäre mein Leben dann anders verlaufen? Ich schließe es nicht aus, daß ich mich vielleicht doch noch etwas zu Frauen hingezogen fühle - wenigstens ist endlich das "Ding" da unten ab und ich muß nicht mehr Angst vor männlichen Sex haben. (Ende Teil 2/2)

[09.12.18 / 23:18] Freitag Abend in Leipzig, vier Bands aus dem Synth-, Wave- und Punk-Umfeld - tatsächlich sind drei davon nur Soloauftritte einzelner Künstler und nur die vierte spielt in voller Besetzung auf der kleinen Bühne in meinem Lieblingsclub in Connewitz (das "AJZ"). Ich möchte optisch dazugehören und wähle mein Outfit entsprechend szenetypisch: der erste Einsatz meines knappen Lederrocks, ein schwarzes Unterhemd, der Nietengürtel, eine schwarze Leggings, die "Pikes-Stiefeletten", mein schwarzer Kapuzenpullover und die Lederjacke. Fertig mit extradicken, schwarzen Kajal-Lidstrich und das Chanel-Parfüm mit dem Patchouli-Anteil - und mein Silberschmuck, die schweren Ohrhänger aus Goa.
Gegen 21 Uhr parke ich mein Auto an der Straße vor dem Eingang zum Hinterhof, der Club füllt sich nach und nach ... wieder ein sehr interessantes, schwarzes Publikum - und viel mehr Leute, als ich für Freitag Abend erwartet hätte (ich gehe selbst so gut wie nie Freitag abends weg). Die Auftritte gehen bis nach 1 Uhr nach Mitternacht, ich stehe mal vorne, mal hinten, von der Bühne entfernt. Beobachte in den kurzen Umbau- oder Wechselpausen die aufgebaute Synthesizer-Technik, versuche ein paar Flyer zu sammeln, lese Konzertplakate für die anstehenden (und verpaßten, vorhergehenden) Konzerte, trinke etwas an der Bar ... was ich so immer tue. Nur von den DJ-Sets nach den Konzerten hätte ich mehr erwartet, das erste geht so in Richtung "Electronica" - ich kenne mich da nicht aus - und dauert bis 3 Uhr nachts. Zu spät für mich, die anderen DJ-Sets bekomme ich gar nicht mehr mit und verlasse bereits gegen Ende des ersten Sets den Club wieder in Richtung meines geparkten Autos - das mit dem Tanzen, zu Wave und Minimal, muß ich auf die nächste Nacht verschieben (ich habe mir da schon wieder einen Club in Connewitz ausgesucht).

Sonnabend später Mittag, ich habe nichts zu essen in meiner kleinen Wohnung und fahre kurz nach 14 Uhr mit der Straßenbahn in die Leipziger Innenstadt, um dort einen Bäcker oder ein Café zu suchen und danach meinen Weihnachts-Advent-Shopping (mit Gutscheinen) vom letzten Wochenende weiter fortzusetzen.
Die Innenstadt ist voll, voller als sonst ... Weihnachtsmarkttouristen. Ich laufe abseits der stark frequentierten Einkaufsstraße, durch enge Gassen und überdachte Nebenpassagen ... Schleichwege, die nur die Einheimischen kennen. Überall sind die Backstuben und die Cafés voll besetzt, erst bei dem Italiener in der Nähe des Marktplatzes kann ich mich an die Bar stellen und im Stehen einen Espresso trinken (und ein Croissant essen), so wie das in Italien üblich ist ... komische Menschen, die Deutschen, essen mittags Mittagessen.
Weiter in das teure Kaufhaus um die Ecke (bloß nicht zu nah an den Weihnachtsmarkt kommen, zu viele Menschen), ich habe mir im Internet schon ein paar Sachen herausgesucht, welche Marke und was ich unbedingt kaufen will - ich suche ein schwarzes Oberteil mit transparenten, langen Ärmeln aus Spitze oder Nylon. Etwas, was ich vielleicht unter einem schwarzen Kleid anziehen kann oder was auch alleine tragbar ist. Ich suche gezielt und werde fündig ... sogar noch in meiner Größe, die "38". In der Umkleidekabine anprobieren und weiter zur Kasse: "15:16 Uhr" steht auf dem Kassenzettel, mit dem Gutschein gibt es noch umgerechnet 20 Prozent Rabatt auf den kleinen zweistelligen Preis. (Das die Ärmel schon leicht eingerissen sind, bemerke ich erst an der Kasse - für den Preis kann ich das auch zu Hause reparieren - ein "Stabilisierungsfaden", damit es nicht weiter einreißt.)
Weiter in zwei andere Kaufhäuser. Die Marke, die ich suche, gibt es nirgendwo in Leipzig - Prêt-à-porter aus Paris - ich recherchiere bei einem Stück Kuchen und einem Cappuccino in einem Café den späten Nachmittag im Internet - Boutiquen dafür gibt es nur in Hamburg, Berlin und München - jeweils die extrateuersten Kaufhäuser. Das Café in dem ich jetzt sitze ... eigentlich wollte ich in das andere Wiener Café eine Straßenecke entfernt und dort stilsicher ein Stück Torte essen - aber keine Chance auf einen freien Tisch - Sonnabend, Adventszeit, Weihnachtsmarkt, Touristen von außerhalb - das probiere ich lieber ein anderes Mal, innerhalb der Woche und wenn keine Saison für irgend etwas ist.
Den späten Nachmittag zu Fuß weiter in Richtung der Straßenbahnhaltestellen, entweder die an der Oper oder die am Hauptbahnhof. Etwas abseits der üblichen Wege finde ich ein Geschäft für teure Dessous, vielleicht haben die noch einen transparenten Body aus Nylon im Angebot? Nicht in meiner Größe - dafür aber die sauteuren Marken-BHs! Sogar das schwarze Modell mit der weiß-grünen Pflanzen-Ornamentik, das, das ich das Wochenende zuvor schon in dem teuren Kaufhaus entdeckt habe und das mir so gefallen hat - aber diesmal in 75 A. Er paßt perfekt. Das Höschen dazu setzt das Pflanzenmuster wunderbar fort. "17:14 Uhr" und knapp 150 Euro stehen auf dem nächsten Kassenzettel - für den Preis ... es ist etwas Besonderes, dafür, daß ich nur selten BHs trage, etwas für besondere Anlässe.
Als ich das Wäschegeschäft verlasse, fängt es leicht an, zu regen. Ich schwenke um auf die Straße in Richtung Hauptbahnhof, die mit den vielen Restaurants. Als der Regen stärker wird, stehe ich vor einer italienischen Pizzeria - die kenne ich noch nicht, hier war ich noch nie - ich gehe hinein, bevor ich ohne Regenschirm zu naß werde. "Ein Tisch für eine Person", der freundliche, ältere Herr mit dem italienischen Akzent zeigt mir einen Tisch für zwei am Eingang. Ich studiere die Menükarte und bestelle mir eine neapolitanische Pizza mit salzigen Anchovis und schwarzen Oliven ... wie immer, ich sitze und esse alleine. Den Abend zuvor habe ich mir schon Gedanken um meinen Freund gemacht, jetzt sind es schon fast drei Monate, daß ich ihn das letzte Mal gesehen habe ... vielleicht ist es wieder an der Zeit, ihm das Präfix "Ex" zu geben. Meine Gedanken schweifen ab, die jungen Pärchen, die ich sehe - wäre ich auch eine junge, hübsche Frau, dann hätte ich auch einen Freund - habe ich aber nicht. Ergo - ich bin weder hübsch, noch jung, noch eine Frau.
18 Uhr, ich habe meine große Pizza (so groß, daß sie kaum auf den Teller gepaßt hat) aufgegessen, der Regen hat nachgelassen und ich laufe wieder in Richtung der Haltestellen zum Hauptbahnhof. An einem Hauseingang gegenüber eines Ladens werde ich von einem Mann angesprochen, ihm gefällt meine schwarze Lederjacke. "Die ist aus München", antworte ich ihm. "Sie sind ein schöner Mann" ... hat er mich gerade als "Mann" bezeichnet? Im weiteren Gespräch erfahre ich, daß er aus Pakistan kommt und hier als Ladendetektiv arbeitet und den Laden gegenüber observiert. Während des Gesprächs beteilige ich mich an seiner Arbeit und beobachte den Laden und seine Auslagen draußen auch ... organisierte Banden, die hier durchziehen und alles mitnehmen, was nicht niet- und nagelfest ist und das dann im Internet verscherbeln.
Er kommt aus Pakistan ... da war ich fast - nur 70 oder 100 Kilometer von der indischen Grenze entfernt. Er möchte sich mit mir den Abend hier wieder treffen und mit mir was trinken gehen ... warum nicht? Ich habe ja sowieso nichts vor. Das er kurz sexuelle Andeutungen macht, entgeht mir nicht. "20 Uhr - plus/minus 15 Minuten, wegen der Straßenbahn", ich verabschiede mich von ihm und laufe zurück zu der Haltestelle, um kurz vor 19 Uhr die nächste Linie in Richtung meiner Wohnung zu nehmen, mit dem Ziel, ihn in einer Stunde hier wieder zu treffen und die Nacht mit ihm zu verbringen ... mal sehen, was passiert. (Ende Teil 1/2)

[05.12.18 / 15:54] Bin ich das kurze Stück vom OP-Tisch zum Aufwachraum gelaufen oder wurde ich geschoben? (Antwort: gelaufen.) Eine komische Sache, das mit der retrograden Amnesie nach der Vollnarkose. Ein paar HPV-Tumoren weniger. (Vielleicht kann ich mich morgen nicht mal mehr daran erinnern, diesen Text je geschrieben zu haben.)
Auch diese Ärzte sind sehr interessiert an meiner anderen Operation zuvor (ein paar Zentimeter entfernt, auf der Vorderseite, die vom Sommer) und fragen mich, wo ich das habe machen lassen: "Potsdam." (Optisch echt sehr schön. Kann ich nicht oft genug wiederholen.)

[03.12.18 / 00:09] Es gibt nichts, worüber ich schreiben könnte - nicht der überfüllte Weihnachtsmarkt, in dem ich mich, tief luftholend und Panikattacken vermeidend, durch die engen Massen zwänge, und auf dem es jedes Jahr nur das gleiche zu kaufen gibt. Nicht meine ergebnislose Einkaufstour durch die Kaufhäuser der Innenstadt, bei der alles in meiner Größe nicht mehr vorrätig ist. Und nicht mein Desaster, als ich dringend zu der Toilette im Hauptbahnhof eile - und mich den letzten Meter vor der Toilettenschüssel total entleere ... Stuhlinkontinenz: "Zu spät!" Auch nicht die peinliche Situation danach, als ich mir nur meinen Schal (als Rockersatz) um die Hüften schwinge und im Waschbecken des Bahnhofsklos meine Jeans und meinen Slip halbwegs reinige, und nicht wie ich danach, untenherum (fast) halbnackt, durch die Kälte und die Dunkelheit des anbrechenden Sonnabend Abend zu dem Parkhaus und meinem Auto laufe, die tropfende (und müffelnde) Jeans in der Hand. Auch nicht, wie mir die Nacht darauf die allerdüstersten Gedanken kommen: "Jetzt geht alles sehr schnell. In fünf Jahren liege ich auf einer Gummimatte in irgendeinem Pflegeheim ... 15 Jahre MS, noch fünf mehr und Rollstuhl!"
Ebenso nicht den Sonntag danach, als ich zu meiner 150 Kilometer entfernten, anderen Wohnung fahren will, um dort meine Jeans in die Waschmaschine werfen zu wollen - und meine Schlüssel für die Leipziger Wohnung am Briefkasten hängend vergesse und einsam zurücklasse. Und wie ich dann die ganzen 150 Kilometer auf der Autobahn im tiefsten Regen und der erneut anbrechenden Finsternis des späten Sonntag Nachmittag nach Leipzig zurückfahre. Soviel Pech ... irgendwann muß auch mal gut sein.
Sonntag Abend wieder zurück in Leipzig, es regnet schon den ganzen Tag. Auf dem Weihnachtsmarkt in der Leipziger Innenstadt ist es dafür nicht mehr ganz so voll. Ein Schmuckhändler hat ein paar silberne Yin-und-Yang-Anhänger für die Kette im Sortiment, ich kaufe den kleinsten davon. Ein paar Schritte entfernt von dem Leipziger Marktplatz befindet sich das japanische Restaurant, in dem ich so gerne immer esse - es wird ein komplettes Menü: Octopussalat, gegrillte Garnelen, gebratener Lachs mit Reis und als Dessert ein Matcha-Pudding. Die einzige und erste Mahlzeit für den Tag. Danach zu Fuß gegen 22 Uhr den Sonntag Abend ein paar Schritte zu meiner favorisierten Bar um die Ecke (der Jazz Music Club), an der Bar sitzend, einen Ipanema trinken und diesen Text auf meiner Reiseschreibmaschine (aka das Smartphone) tippen.

Yin und Yang: "Nach einem Haufen Mist und Scheiße kann es nur besser werden."

[30.11.18 / 16:03] Der Donnerstag Vormittag danach, es muß ein schönes Bild für die Fenster des Wohngebäudes gleich gegenüber des Fensters meines Hotelzimmers sein, wie ich immerzu nackt zwischen Dusche, Waschbecken, Spiegel und dem Bett umherspringe und mich langsam für den Tag vorbereite. Dieselben Klamotten aus der letzten Nacht (ich habe nur meine Handtasche dabei, ich reise mit leichtem Gepäck).
Kurz nach dem Check-out an der Hotelrezeption gehe ich wieder ein paar Schritte um die Ecke zu dem Dönerladen mit der großen Auswahl an frischen Croissants. Ein extragroßer Pott Cappuccino und fertig ist mein Frühstück den späten Hamburger Vormittag (so gegen 10 Uhr vielleicht). Vor den großen Fenstern des Bistros liegen graue Regenwolken an diesem trüben Spätnovembertag. Ich plane meine Besichtigungstour, ich will zumindest mal die Landungsbrücken sehen (und dort ein Fischbrötchen essen) - doch zuerst muß ich die Reeperbahn bei Tageslicht ablaufen und in den Läden für Erotikbekleidung, -fetisch und -zubehör groß einkaufen. Ein kurzer Lederrock schwebt mir in meiner Vorstellung herum.
Es ist naß, es ist kalt, es stürmt, mein aufgespannter Regenschirm stülpt sich ständig um - kurz: "Schietwetter", oder (leicht abgeändert): "Hamburger Wetter!" Erst bin ich immer nur kurz in den Sexshops, dann immer länger - Hauptsache nicht draußen. So viele Läden sind es nicht, ich laufe die Reeperbahn auf und ab - und wieder zurück. Der eine große Laden führt keine Echtlederbekleidung mehr, die Verkäuferin empfehlt mir einen anderen Laden - in dem ich schon war, aber der macht erst gegen Mittag wieder auf. Also wieder zurück ... so vergeht die Zeit.
Der andere Laden, nicht so groß wie die Boutique zuvor, aber mit einer kleinen, exquisiten Auswahl: Punkt genau gegen 12 Uhr Mittag stehe ich wieder vor dem - jetzt offenen - Treppenaufgang zur oberen Etage des Ladens. "Ich suche etwas in Naturleder, ich mag dieses ... knarzende Geräusch", meine Lederjacke reibt an meiner schwarzen Lederhandtasche. Der Verkäufer, ein netter, älterer Herr, scheint genau zu wissen, worauf ich hinaus will und zeigt mir ein paar Exponate auf einem Kleiderbügel. Leider ist die Nachfrage nach Echtlederprodukten nicht mehr so groß und wird wohl auch nicht mehr in so großem Maße für den Fetischbereich produziert ... total unverständlich für mich. Hoffentlich hatte das Tier ein schönes Leben und wenn es dann irgendwann tot umfällt - im Idealfall aus Altersgründen - warum dann nicht das Leder verarbeiten? (Ja ich weiß, das ist naiv.) Ein kurzer Lederrock fällt in meinen Blick und ist wohl genau das, was ich suche. Ich probiere ihn an, der nette, ältere Verkäufer schließt eine der Umkleidekabinen auf.
36/38 ... habe ich zugelegt? Das Röckchen ist doch arg knapp geschnitten, aber die nächstgrößere Größe hat vierfingerbreit noch Platz am Bund. Ich entscheide mich, zurück an der Kasse, doch für das kleinere Modell. Im Notfall, wenn ich darin nicht mehr laufen kann - zu kleine, beengte Tippelschrittchen - kann ich den Reißverschluß hinten "am Arsch" höher aufziehen. Hoffentlich halte ich noch die filigrane Balance zwischen "Preßwurst" und "sexy Knackpopo". Der Verkäufer packt den kleinen Lederrock in die schwarze Papiertüte und fragt mich, ob ich noch einen besonderen Wunsch habe. Ich deute auf das Regal mit den Lederhalsbändern.
Mein altes Nietenhalsband, ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich es hingelegt habe, zulange hatte ich es nicht mehr um - und wenn, dann auch nur um die Stiefel - ein neues, schwarzes Halsband käme mir dabei gerade recht. Mit einer kleinen, schmalen Schnalle, den obligatorischen metallisch-konischen Nieten und einem kleinem "O-förmigen" Ring auf der Vorderseite - an dem ich das Klingelglöckchen befestigen kann! Es wandert in meinen Einkaufsbeutel.
Mein Blick fällt weiter auf ein Stachelhalsband, so eins mit Kette für Hunde. Der Verkäufer demonstriert mir, wie es zugezogen wird und wie man die abgestumpften Stacheln nach innen stülpen kann ... zu gern würde ich es kaufen, das steht schon länger auf meiner geheimen Wunschliste - aber wem wollte ich es überziehen? Mein Freund muß als Ausrede herhalten: "Ich glaube nicht, daß er so etwas trägt", oder tragen möchte.
Ich bezahle meinen Einkauf, der Minirock und mein Katzenhalsband, und verlasse den Laden an der Reeperbahn zu Fuß Richtung Elbufer ... irgendwann muß ich durch den stürmischen Regen halbblind - der Kopf und der Schirm gesenkt, gegen den Wind ankämpfend - auf die großen Landungsbrücken stoßen.

St. Pauli, Hamburg / November 2018 / Alter 37
Ich schaffe es bis zu dem Hang mit dem markanten Uhrenturm vor dem Elbufer ... ein Hang - und ich dachte, die Gegend hier wäre flach? Ein Selfie mit Regenschirm, im Hintergrund die Top-Sehenswürdigkeit von St. Pauli ... immer mit der beängstigenden Unruhe, mein Schirm, unter dem Arm geklemmt, könnte gleich weggeweht werden. So düster grau das Wetter auch ist ... das wird bestimmt ein super Foto - im November-Nieselregen.
Die Treppen runter zu den Landungsbrücken, ein Tip aus dem näheren, familiären Umfeld: "Was macht man so in Hamburg? Gibt's da was zu sehen?" - "Die Landungsbrücken, und ein Fischbrötchen da essen." Nordisch akkurat. Eine Imbißstube dort unten hat genau das im Angebot, was ich suche. Ich bestelle mir am Verkaufsstand ein Bismarckhering im Brötchen, die ältere Verkäuferin mit dem ortsüblichen Akzent lädt mich ein, mit hinein in den kleinen Laden zu kommen und mich dort etwas aufzuwärmen. Nachdem ich das Fischbrötchen aufgegessen habe, frage ich nach einer Tasse heißen Tee. Sie kocht etwas Wasser auf und serviert ihn mir am Tresen mit Teegeschirr und einem Beutel schwarzen Tee. Zwei Würfel Zucker und ich starre, meinen warmen Tee schlürfend, auf die Wellen der Elbe ein paar Meter vor mir. Ab und zu laufen vor dem Fenster ein paar Tagestouristen vorbei, die die hier ablegenden Hafenrundfahrten buchen. Vor vielen Jahren habe ich so eine auch mal mitgemacht.
Kurz vor 15 Uhr den Nachmittag, ich habe genug von dem naßkalten Schietwetter und laufe zurück zu der S- und U-Bahnstation oberhalb der Landungsbrücken - zurück zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort noch etwas essen, die übliche Kette an Bahnhofs-Thairestaurants, und eine Stunde später, gegen 16 Uhr, mit dem nächsten Zug über Hannover in Richtung Leipzig fahren (nicht ohne mich noch in einer Bahnhofsparfümerie ordentlich mit Testern einzusprühen ... schweres "Black Opium", Pech für die, die neben mir sitzen müssen).

Stunden später und dieses Mal ohne Verspätung - also nur moderate 10 Minuten - und ich bin wieder zurück an dem Ausgangspunkt, wo ich den Tag zuvor kurz nach 14 Uhr losgefahren bin. Meine vollgestopfte Handtasche auspacken und das neu gekaufte Lederröckchen begutachten ... mal sehen, wo ich den das nächste Mal, bei welchem Event auch immer, neu anziehen könnte (in dem größeren Erotikladen lagen ein paar Flyer für BDSM-Veranstaltungen aus, aber leider nicht in meiner Gegend). (Ende Teil 2/2)

[30.11.18 / 16:02] Mein Tageshoroskop: "Es kommt alles anders, als du denkst!" Als ich in den ersten Regionalzug steige, um den Nachmittag nach Hamburg zu fahren, rolle ich gerade mal ein paar 100 Meter bis zur nächsten Schranke, bevor die erste Verspätung von 10 Minuten Wartezeit auf der eingleisigen Strecke auftritt. OK ... als dann im weiteren Streckenverlauf noch eine zweite außerplanmäßige Wartezeit auftritt, wird mir klar - den Anschlußzug nach Hannover schaffst du nicht mehr. Keine Panik ... aufgrund meines Tageshoroskops bin ich vorbereitet und weiß bereits, daß der Zug von München über Hannover nach Hamburg auch eine Verspätung von 30 Minuten hat. Mit dem nachfolgenden Ersatzzug (nach dem ersten Umsteigen) in Richtung Hannover habe ich den verspäteten ICE wieder eingeholt ... tatsächlich funktioniert der Umstieg in Hannover Richtung Hamburg dann auch, auf die Verspätung der Bahn ist Verlaß.

Den Abend in Hamburg angekommen, mein gebuchtes Hotel liegt in der Nähe der U-Bahnstation "St. Pauli", rechtzeitig zum Einchecken um 18 Uhr bin ich da. Meine Klamotten zum Ausgehen muß ich nicht wechseln, die habe ich vor der Fahrt schon angezogen - das langärmelige, schwarze Baumwollkleid aus dem Winterschlußverkauf der letzten Saison und die neuen, absatzlosen Stiefeletten mit den extrawarmen Lammfellsohlen + meine schwarze Lederjacke, die blickdichte Leggings und der lange, schwarze Kaschmirschal. Was fehlt ist noch der Silberschmuck, den ich mir jetzt erst vor dem Spiegel des Hotelzimmers anlege ... und natürlich schwarzer Kajal und Lippenstift.
19 Uhr nochwas, gleich um die Ecke des Hotels, am Eingang der Reeperbahn in St. Pauli, befindet sich ein Dönerladen, bei dem ich schnell noch ein paar Falafel zum Abendbrot esse, bevor ich gegen 20 Uhr eine U-Bahnstation weiter in Richtung der Konzertlocation für diesen Abend fahre ... der Dönerladen hat auch einen Haufen Croissants im Angebot - den merke ich mir für das Frühstück den nächsten Tag.
Wie als würde ich den Weg schon blind kennen, steuere ich dann danach zielgenau den Club für diesen Abend an der Grenze zum Schanzenviertel an ... der Moderator aus dem NDR Info "Nachtclub", der mit dem Manchester-Akzent, erwähnt immer die Clubs und die Konzerte hier in dieser Hamburger Gegend, endlich bin ich auch mal hier. "Bauhaus", die Europa-Tournee - zumindest die Konzerte in Deutschland - sind restlos ausverkauft. Gespannt auf den Auftritt der Band und das wahrscheinlich sehr interessante, schwarze Publikum, gehe ich zum Eingang des Clubs ... und lese die Schrift auf der kleinen Tafel davor: "Der Auftritt wurde aus gesundheitlichen Gründen abgesagt."
"Mist!" Kurz darauf, ich muß kichern: "Ja ... das konnte ich mir schon denken, das hat mir mein Horoskop schon vorausgesagt!" Ich gehe trotzdem hinein, die Bar des Clubs hat geöffnet und empfängt die verwirrt zurückgelassenen Konzertbesucher ... schön für die, die nicht so eine mehrstündige Anreise hatten. Die Mail mit der Konzertabsage kam ein paar Stunden zuvor den Nachmittag - aber da saß ich schon in dem Non-Stop-Zug nach Hamburg.
Ich bestelle eine Cola an der Bar und starte auf meinem Smartphone eine Internet-Recherche, was sonst noch so den Mittwoch Abend in Hamburg los sein könnte ... gefühlt nichts. Zurück zur Reeperbahn, so abergläubisch, wie ich bin, habe ich mir auch für diesen Fall wegen meines Tageshoroskops eine Alternative ausgesucht: Ich bin zweigleisig unterwegs, wenn nicht Gothic, dann eben Drag, oder Gay, oder Trans. Mit der U-Bahn so um 21:30 Uhr wieder zurück zu der Station St. Pauli am Eingang der Reeperbahn.

Die anrüchige Flaniermeile ... Leuchtröhrenreklamen, "XXX", "Sexy Girls", Erotik-Shop an Erotik-Shop, hier 'ne Bar, da 'ne Bar. Mit großen Erwartungen streune ich den Abend die breite Straße und ihren Nebenstraßen rechts und links entlang. OK ... Mittwoch, die Hälfte der Bars und Clubs hat zu, ein paar leichte Mädchen stehen frierend in der Kälte und warten auf Kundschaft vor ihren Läden, hier und da laufen ein paar Touristen in Gruppen herum. Ich gehe zu der Bar einer nicht näher genannten Hamburger Drag Queen in einer bekannten Seitenstraße der Reeperbahn, vielleicht werde ich da ja angequatscht und jemand zeigt mir die Gegend.
Ich setze mich auf einen Hocker an der Bartheke und lege meine Sachen ab, die schwarze Lederjacke und den Schal. Meine langen, blonden Haare trage ich offen, mein grüner Anhänger an der Silberkette und die Ohrringe blitzen hervor. Ein paar (alkoholfreie) Drinks - Bitter Lemon und Cola auf meinen Wunsch gemischt - und ich nehme ab und zu die Gäste hinter meinem Rücken in der kleinen Bar wahr ... das ist echt ein "Touri-Schuppen" (ich ja auch), aber was anderes hat den Mittwoch Abend nicht offen. Die Musik ... naja, auch nicht so mein Fall (echt jetzt? Schlager?) - der Wechsel aus dem Club mit dem fast stattgefundenen Gothic-Konzert und die Bar hier ist doch zu heftig. Etwa eine Stunde später wechsele ich die Location. Barhopping - irgend etwas anderes mit guter Punk- oder Rockmusik muß doch hier irgendwo offen haben.
Ich streife durch die dunklen Nebenstraßen, ab und zu allein, ab und zu ein paar Menschen, oder Pärchen. Hier und da ein paar junge Damen, deren "Beschäftigungsfeld" mir sehr wohl bewußt ist. Es ist saukalt, den Schal eng um meinen Hals geschlungen, passiere ich den Eingang zu der berüchtigten Gasse mit den blickdichten Trennwänden: "Keine Frauen! No women!" Ich halte mich an das Gebot. An der Ecke zu dieser Straße befindet sich die Bar im näheren Umfeld eines nicht näher genannten Motorradclubs ... fast hätte ich die "81" - mein Geburtsjahr - auch als Wunschkennzeichen für mein Motorrad ausgewählt. Ich weiß, daß die Bar sich hier befindet, ich bin nicht ganz ziellos umhergeirrt.
Ich betrete die Bar, auch hier ist nicht viel los ... aber schön dekoriert. Die Jukebox spielt etwas erträglichere Musik (alles ist besser, als Schlager) und ich bestelle noch eine Flasche Bitter Lemon und setze mich an die Bar. Mittlerweile ist es schon 23-Uhr-kurz-vor-Mitternacht und ich krame meine Tablettenpackung aus der Handtasche - bloß keine Cola/Koffein mehr trinken, wenn ich die Nacht noch einschlafen will. Mit einem mageren Tagesumsatz und nach nur einem bestellten Getränk verlasse ich nicht allzuviel später auch diese Bar und den Barkeeper und laufe wieder zurück zu meinem Hotel.
Als ich wieder auf meinem Zimmer bin, mich vor dem Spiegel abschminke und mich ins große Doppelbett lege, fängt es draußen in der eiskalten Nacht langsam an, zu regnen. Wie auch zuvor, ich bin für den nächsten Tag und diese Situation vorbereitet, ich habe auch einen Regenschirm mit dabei. (Ende Teil 1/2)

[27.11.18 / 20:03] Es war ein Experiment. Vor weniger als einer Woche habe ich mich bei einer dieser Erotik-Kontaktbörsen im Internet angemeldet - keine Ahnung, was ich da eigentlich wollte. Zu viele Männer ... viel zu viele Männer. Ich bekomme an die 20 Kontaktanfragen pro Tag, nach fünf Tagen sind es schon weit über 100. Ich komme kaum nach, allen zu antworten, alle ihre Profile zu lesen, verbringe Stunden vor dem Computer ... was soll das eigentlich immer mit den Penis-Bildern? Ein paar Chat-Gespräche entwickeln sich ... ein spontanes Sextreffen? Mir wird bewußt, das bin ich nicht! Ich bin gar nicht die Prostituierte, die selbstbewußte Ex-Escortdame, die, die damit umgehen kann. Ich bin viel mehr - und immer noch das gut behütete Mauerblümchen, das, das von Sex keine Ahnung hat ... ja sogar etwas Angst davor hat. Ich muß da weg. Richtig böse schlaflose Nächte verfolgen mich! Dieses Erotik-Portal tut mir psychisch nicht gut. Meine finale Flucht aus der Schlangengrube (und Kontolöschung) nach nur fünf Tagen online.

[18.11.18 / 19:26] "Gothic girl" geht aus. Der schwarze Wickelpullover, der dunkelgrau karierte, kurze Rock, zusammen mit der nahezu blickdichten, schwarzen Leggings und den hohen Stiefeln aus Wildleder. Mein Silberschmuck: Kette mit grünen Stein, Ring mit grünen Stein und - jetzt neu - meine Ohrringe mit den grünen Steinen, die Ohrhaken auf Titan gewechselt. Darüber meine schwarze Lederjacke und der lange, neue schwarze Schal, mehrmals um den Hals gewickelt. Etwas schwarzer Kajal und Lippenstift und ich verlasse meine Wohnung kurz nach 22 Uhr den Sonnabend Abend, eine Duftwolke aus Chanel-Parfüm hinter mich herziehend ... die hohen Stiefel mit den Blockabsätzen krachen laut auf das Pflaster.
Weiter zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle, weiter in Richtung Westen von Leipzig, zu einem Club in Plagwitz - "Doors open at 23". In der Gegend ("Gieszer" und "Markranstädter") befinden sich mehrere Clubs, in dem einen, zu dem ich jetzt will, war ich schon längere Zeit nicht mehr. Eine klassische "Gothic-Runden-Disko", hoffentlich sind da nicht schon wieder so szenefremde Menschen, die die ganze Nacht auf der Tanzfläche durchtanzen - und diese dann blockieren für die brav am Rand wartenden Grufties, die nur einzig und allein für "ihren" Song auf die Tanzfläche gehen. Nachdem ich eine Haltestelle zu spät ausgestiegen bin und den ganzen Weg in der Eiseskälte wieder zurück laufen muß, stehe ich vor dem Eingang des Clubs in der Mischgewerbegegend und den alten Lagerhallen.
Ich bezahle meinen Eintritt an der Abendkasse ... das erste Mal war ich in dem Club vor über 10 Jahren (die Nacht extra mit dem Auto aus Wernigerode angereist), aber das war noch ein anderer Kellereingang, ein anderer Raum, ein anderer Name - aber derselbe DJ! Ich betrete den Club, gebe meine Jacke an der Garderobe ab - behalte noch meinen Schal um den Hals - hole mir etwas zu trinken an der Bar, und stürme gleich darauf zu "meinen" ersten Song auf die Tanzfläche ... 80er Minimal Wave.
Die Zeit vergeht, die Musikstile der vier DJs wechseln sich, ein Titel von "Bauhaus" - "Dark Entries" wird gespielt, ich bin wieder auf der Tanzfläche ... drei Schritte vor, drei Schritte zurück. Interessiert beobachte ich dann danach am Rand der Tanzfläche die neu dazugekommenen Gäste ... so richtig echte Gothics! So mein Alter oder sogar etwas älter ... ob die auch Tickets für das Bauhaus-Konzert, die Europa-Tournee die nächsten Tage haben? Frankfurt und Berlin war ausverkauft, ich habe noch eine Karte für Hamburg bekommen. Ich überdenke mein geplantes Outfit für den kommenden Konzertbesuch, ich muß mehr "Alt-Gruftie-mäßig" aussehen und in meinen alten Sachen (von früher) kramen.
Der Club ist voll (alles schwarz), am Zenit der Publikumsdichte (bevor die ersten Gäste schon wieder gehen) sitze ich an der Bar, zwei Colas und eine Flasche Wasser. Nur für einen kurzen Augenblick krame ich in meiner Handtasche und werfe mit halbzugekniffenen Augen einen zögerlichen Blick auf mein Telefon ... keine Nachrichten - "Dann eben nicht!" Weiter auf die Tanzfläche, ohne große Bewegungen in der Masse tanzen.
3 Uhr, ich war kurz auf der Toilette (und der langen Warteschlange für die Damen) als ich mich entscheide, kein weiteres Getränk an der Bar mehr zu bestellen und zu gehen. Ich hole meine schwarze Lederjacke aus der Garderobe, wickle draußen vor dem Club mehrmals meinen Schal um den Hals und laufe anschließend wieder zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, einen Flyer für die nächste Veranstaltung in ein paar Wochen, ein anderer Club hier irgendwo in der Gegend, habe ich noch mit eingepackt. An den parkenden Autos auf der Straße vor dem Club bildet sich Reif über die Windschutzscheiben ... es muß arschkalt sein - aber durch meinen neuen Kaschmirschal spüre ich davon nichts.
An der nächsten Straßenbahnhaltestelle, die Nachtbuslinie nimmt so einen komplizierten Weg mit Umsteigen auf dem Plan - ich halte ein gerade vorbeikommendes Taxi an: "Kann ich mit Karte bezahlen?" Nein, der freundliche, ältere Taxifahrer (mit breiten sächsischen Akzent) bringt mich zur nächsten Bankfiliale mit Geldautomat ein paar 100 m entfernt, bevor ich dann die Fahrt zurück zu meiner Wohnung fortsetzen kann. Er unterhält sich etwas mit mir und ich wechsele dabei ein paar Worte mit ihm - bestimmt so um die 10, weit mehr, als die ganze Nacht in dem Club zuvor.
Zurück in der Straße vor meinem Wohnhaus, ich steige aus dem Taxi aus, verabschiede mich von dem Fahrer und laufe ein paar Schritte zu meinem geparkten Auto unter der Straßenlaterne - es ist komplett mit glitzernden Rauhreif überzogen. (Eine gute Idee, es stehen gelassen zu haben, zumal ich immer noch die Sommerreifen draufhabe.) Zurück in meine geheizte Wohnung ... die Absätze meiner Stiefel machen aber auch enorm viel Lärm auf den Holzdielen die Treppe hoch in den fünften Stock, gegen 4 Uhr den Sonntag Morgen weiß jetzt jeder, daß ich wieder zurück bin.
Die übliche Prozedur, Kajal aus den Augen waschen und ins Bett fallen...

(...Wenn es so einfach wäre. Nur 1 bis 2 Wochen bleibe ich abstinent von den Tabletten, bevor der ganze Mist wieder auf mich hereinprasselt und ich doch wieder die Dosis erhöhen muß. Schlaflose Nächte ... die Tage darauf kann ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten - bizarre Zeitsprünge - ich versuche eine logische Herangehensweise und sortiere all das als irreal heraus, was nicht in die Zeitlinie paßt ... was meine Obsession auf die Zeit erklären könnte.)

[11.11.18 / 22:04] Metalgirl geht aus ... die schwarze Jeans (mit Nietengürtel), der schwarze Kapuzenpullover, die schwarze Lederjacke und meine Doc Martens (+ schwarzer Kajal vor dem Spiegel und meinen obligatorischen Silberschmuck). Freitag Abend ein "Metalschuppen" irgendwo im Süden von Connewitz, irgendwo im Süden von Leipzig. Ich kenne weder den Laden noch die Band, die den Abend hier auftreten wird ... aber der kleine Club / Bar gefällt mir, hübsch dunkel dekoriert, diverse Whisky-Marken an der Bar - mein Freund würde sich hier wohlfühlen. Leider bin ich auch diese Nacht (zuerst) alleine unterwegs.
Der kleine Bereich vor der winzigen Bühne füllt sich ... alles Metaler (optisch passe ich mit meinen langen Haaren sehr gut dazu), die Band (aus San Francisco in Kalifornien) beginnt zu spielen - ich hätte nie gedacht, daß drei Menschen soviel Krach machen können. Das Schlagzeug braucht keinen Verstärker, die Lead-Gitarre (und der Bass) schon. Eigentlich bin ich nur wegen dem Cover ihres aktuellen Albums gekommen (ein Flyer im Internet) ... so schön düster, das hat mich fasziniert und angelockt. Ihre Musik - ich bin nicht so total szenefremd, eigentlich komme ich aus der Deathrock-Szene verwurzelt in West Hollywood, California (mit spürbar vielen Punk, Glam und Hardcore Einflüssen) - ihr gespielter Doom Metal (sofern die Schublade richtig ist) und die Sängerin / Bassistin ziehen mich in ihren Bann. Ich muß unbedingt später mal die Lyrics lesen ... ich stehe auf so okkultes Zeug. Nach dem Auftritt kaufe ich am Merchandising-Stand bei der Sängerin das aktuelle Album (aber eigentlich wollte ich nur einen Flyer, auf dem das hübsch-morbide Cover aufgedruckt ist).
Nach dem Konzert ... alleine herumstehen, gedankenverloren umherblicken. Meine paar Euro reichen nur für zwei Getränke an der Bar (+ dem Falafelteller zwei Stunden zuvor in dem orientalischen Imbiß nur ein paar 100 m entfernt von der Szene-Location). 22 Uhr nochwas, gehe ich schon wieder oder bestelle ich mir noch etwas an der Bar? Ab und zu werde ich doch angesprochen und ein Gespräch eröffnet sich:
"Alleine hier?"
"Ja."
(Weiterer Smalltalk.)
"Und was du machst du so beruflich?"
"Nichts, ich stehe auf der Warteliste für die Psychiatrie."
"Achso..."
"Persönlichkeitsstörung ist wie Horoskope lesen, jeder kann sich irgendwie darin wiederfinden."
Noch zwei Stunden im eiskalten Außenbereich des Innenhofes, in denen ich hier und da ein paar Gespräche mitverfolge und viel zu selten etwas sage.
Kurz nach Mitternacht, die Kapuze übergezogen, suche ich auf den Straßen von Connewitz nach einer Bushaltestelle für die Nachtlinie zurück zu meiner Wohnung. Mein Atem kondensiert ... hätte ich doch nicht meinen neuen, schwarzen Schal zu Hause liegen lassen. Das Klimagefälle zwischen Goa in Indien und zurück in Deutschland ist doch zu groß (auch wenn das aktuelle Novemberwetter hier als "mild" bezeichnet wird). Eine Straßenbahn fährt noch in Richtung Hauptbahnhof. Dort angekommen, auf den nächsten Bus wartend, fällt mir ein frierender, dunkelhäutiger, eine Melodie vor sich hinsummender Mann auf - der kommt bestimmt auch aus Südindien.
Kurz vor 2 Uhr die Nacht, wieder zurück in meiner Wohnung in Leipzig und ins Bett fallen ... es geht auch ohne Tabletten.

Sonnabend später Vormittag, nach einem kleinen Frühstück (eine Schale Müsli) tausche ich den Morgenmantel gegen meine normalen Sachen (die von der Nacht zuvor) und fahre mit der Straßenbahn gegen Mittag 13 Uhr in Richtung Westen von Leipzig - zur Karl-Heine-Straße und der Haltestelle vor dem Felsenkeller. Nach ausgiebiger Internetrecherche soll hier irgendwo ein Laden für indische Waren sein, mit alles mögliche im Sortiment, Kleider, Schmuck, Deko- und Ritualartikel - und besonders - Räucherwerk und Räucherzubehör. Der Eingang des Ladens gegenüber der Ampel vor der Straßenbahnhaltestelle fällt mir sofort ins Auge. Ich gehe hinein.
Das Sortiment ist tatsächlich ziemlich üppig, verglichen mit den ganzen Läden, die ich nur zwei, drei Wochen zuvor in Indien gesehen habe, kann dieser Laden mit den importierten Artikeln locker mithalten. Ich stehe gefühlt ewig vor dem Regal mit dem Räucherkram: "Ich suche da so ein Gefäß, vielleicht aus Holz, wo man die dünnen Raucherstäbchen reintuen kann. So ähnlich wie eine Vase." Die nette Verkäuferin berät mich, zeigt mir ein paar Artikel. Mein Blick ging schon vorher auf die massive, kleine, schwarze, quadratische Platte mit der Öffnung für ein Räucherstäbchen - die kaufe ich. (Für die dicken tibetischen Räucherstäbchen habe ich schon einen Halter, für die dünnen indischen fehlt mir noch sowas.) Sie legt die Platte zurück, ich blättere noch etwas in der Kiste mit den Postkarten mit den ganzen indischen Gottheiten ... Shiva, Hanuman, Ganesha ... "Oh, Shiva und Parvati als Einheit. Rechts Mann, links Frau, das bin ich!" Die Karte kommt mit auf meinen Altar / Schrein auf der Minibar. Ich bezahle meine Artikel an der Kasse ... im Hintergrund läuft schon die ganze Zeit so eine Goa-Trance-Musik in dem Laden. (link)
Zurück auf der Karl-Heine-Straße, ich laufe ein paar 100 Meter auf und ab ... ich habe diese Straße in dem Szeneviertel, Cafés und Bars, noch nie bei Tageslicht gesehen. 14 Uhr nochwas, zu früh für Kaffee und Kuchen, zu spät für Mittagessen - aber genau richtig für ein verspätetes Frühstück! In einem kleinen Café an der Straße bestelle ich mir eine Tasse Cappuccino und ein Marzipan-Croissant mit kleinen Mandelstücken. Es ist nicht so schön mit Puderzucker überzogen, wie das das Jahr zuvor in Tel Aviv ... meine Gedanken schweifen ab, in einer Seitenstraße habe ich die kleine, israelische Hummus-Bar entdeckt, bei der ich schon immer mal etwas essen wollte. Sonnabends macht sie erst nach 18 Uhr auf ... "Schabbat?" Ich hole mir in dem kleinen Café an der Straße noch ein Stück Kuchen - jetzt ist es offiziell 15 Uhr nachmittags (Kuchenzeit) - bevor ich die nächste Straßenbahn zurück zu meiner Wohnung nehme.
Den späten Nachmittag probiere ich in meiner Wohnung die kleine Platte und die neuen Räucherstäbchen auf meinem Altar aus ... Oriental Bouquet. Ein schwerer, gewöhnungsbedürftiger Duft legt sich über meine kleine Einzimmerwohnung ... ich hätte mehr Patchouli erwartet. Es riecht wie das Parfüm arabischer Männer - meinem Freund würde das ganz sicher gefallen. Wo ist er überhaupt? Er läßt mich wieder ohne eine Nachricht alleine in Leipzig zurück. Ich trinke noch eine Tasse schwarzen Assam-Tee (die Teebeutel habe ich aus den Hotelzimmern geplündert), bevor ich anschließend meine Wohnung gut durchlüfte und von dem Qualm befreie.

Sonnabend Abend, ich mache mich wieder ausgehfertig - einziger Unterschied zu meinem Outfit die Nacht zuvor - ich wechsele von den absatzlosen Schnürstiefeln auf meine Stiefeletten. Meine neuen, silbernen Ohrhänger mit den grünen Steinen habe ich vor dem Badezimmerspiegel anprobiert - aber sie passen optisch nicht zu dem Kapuzenpullover (die sind eher etwas für ein elegantes Kleid), ich nehme für den Abend (oder die Nacht) die großen Creolen. Mit der Straßenbahn kurz nach halb Neun wieder zurück zu der Haltestelle im Westen von Leipzig (die vom Mittag).
Gezielt - und hungrig - laufe ich zu der viel gepriesenen Hummus-Bar ... sie hat jetzt geöffnet. Ich betrete den wirklich winzigen Raum, nicht größer als meine 28m²-Wohnung, und setze mich an die Bartheke. Hummus ist leider schon ausverkauft, dann bestelle ich eben das Schakschuka. Es wird mir serviert ... ungläubig betrachte ich die mickrige Portion - "Kann ich etwas mehr haben?" Und wo sind überhaupt die pouchierten Eier auf der Tomatensoße? (Sie sind darin verrührt.) Einmal Essen bei Dr. Shakshuka in Jaffa und ich bin die totale Schakschuka-Expertin. Die kleine, mir vorgesetzte, jetzt aufgefüllte Version schmeckt vollkommen anders, ganz ohne Chili. Wahrscheinlich hat da jeder Koch wirklich sein eigenes Hausrezept (in meiner Variante - mit extra viel Chili - sind die Paprika stückig und die Eier sind auch nur Rührei). Der bei der netten, weiblichen Bedienung dazubestellte Auberginensalat mit - ich glaube es heißt "Schug" - holt das Ganze wieder raus und stillt meinen Hunger.
Die Lichter werden gedimmt, das Essen ist ausverkauft, die Szenerie in dem Laden wechselt von einem kleinen Imbiß hinüber auf die einer Bar. Ich betrachte noch interessiert die Küchenmaschine, mit der das Hummus hergestellt wird (so ähnlich wie Apfelmus?), bevor ich mich an der Bar, bei einer Flasche israelischen Malzgebräu (ohne Alkohol) meinem Telefon zuwende. Keine Nachrichten von meinem Freund ... existiert er überhaupt wirklich, oder ist er nur ein Produkt meiner Fantasie? (Verdammte, unzuverlässige Araber - aber ich will ja nicht rassistisch sein.) Ich surfe weiter im Internet, lese ein paar informative Texte über die unüberschaubare Fülle von indischen Gottheiten, bis ich dann gegen 23 Uhr mein Essen und mein Getränk an der Bar bezahle und beschließe, zu gehen (irgendwann muß ich das Hummus hier auch noch ausprobieren). Ausgehen werde ich die Nacht nicht mehr.
Zurück zu der Straßenbahnhaltestelle, zurück mit der nächsten Linie zum Hauptbahnhof. Dort auf der Anzeigetafel erscheint die nächste Linie zurück zu meiner Wohnung in 30 Minuten ... da kann ich ja gleich zu Fuß laufen. Ich laufe die halbe Strecke durch die Dunkelheit, bis mich die nächste Straßenbahn wieder einholt. Zurück in meiner Wohnung vor dem Badezimmerspiegel, meine Stimmung ist gewohnt düster. Mir fallen diese "Bartflecken" und die paar wenigen, dunklen Stoppeln am Kinn auf - ich brauche unbedingt eine Bartentfernungs-Erhaltungs-Sitzung! Das wäre eine Katastrophe, wenn plötzlich wieder der verhaßte Bartschatten zurückkommt.

Sonntag später Vormittag, vier Croissants aus dem Backofen (mit Nuß-Nougat-Creme-Füllung) und zwei Tassen Kaffee (Espresso Doppio) - ich frühstücke für zwei. Wenn er nicht vorbeikommt, dann esse ich das eben alles alleine auf ... mit all seinen Folgen für meine Figur. Langsam dämmert es mir ... spätestens in dem kleinen Bistro um die Ecke, in dem ich mir viele Stunden später den Abend eine extra große Pizza bestelle - genau das kleine Bistro, in dem ich mit ihm ein paarmal zusammen gegessen habe - mein Freund wohnt hier nicht mehr in der Gegend. Er ist weggezogen, hat seine Wohnung aufgegeben, wohnt jetzt am ganz anderen Ende der Stadt - für ihn existiere ich einfach nicht mehr.
Loslassen? Und wenn er doch wieder vorbeikommt, weil er mal wieder Geld braucht? Schwierig. Sonst interessiert sich ja keiner für mich. Ich bräuchte wirklich mal eine Therapie, um eine andere Betrachtungsweise auf mich selbst zu bekommen. (Bevor ich mich in meinem Selbstzweifel zu weit gehen lasse.)

[05.11.18 / 21:36] Post-OP Update #3 - Ich kann untenherum feucht werden ... und wie! (Diese kleine Drüse in der Nähe der Blase wurde also nicht verletzt.) Eine Sorge weniger, ein Punkt mehr auf meiner "Hoffnung-Erfüllt-Liste". Langsam ertaste ich mein neues Körpergefühl - zu einem Orgasmus reicht es noch nicht, aber ich bin nah dran...

Zu der unerfreulichen Nachricht des Tages ... die HPV-Infektion da unten, nur ein paar Zentimeter entfernt auf der anderen Seite, scheint doch zum Teil eine Hochrisiko-Variante zu sein. Der letzte Laborbefund weist auf eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs hin ... was ist denn ein "Ki67-Index"? Muß mich das beunruhigen? (Aber ich habe doch gar keine Gebärmutter.) Solange es nicht bösartig ist, meine Zustimmung zum Arzt: "Wenn man's wegschneiden kann, kann man's wegschneiden!" (Das wird wohl meine dritte OP dieses Jahr.)

[30.10.18 / 19:29] 1 Uhr Weckruf, 1:30 Uhr Abfahrt zum Flughafen in Goa (viel Zeit zum Schlafen bleibt da nicht).
Flug von Goa nach Mumbai zwischen 4 Uhr und 6 Uhr, ich habe zwei Tickets von Mumbai nach Delhi, aber das von Delhi nach Frankfurt fehlt? Dann bleibe ich einfach hier. (Der Fehler wird aber doch noch korrigiert.)
Am Flughafen in Mumbai nur Streß, wieso muß ich eigentlich den Transitraum verlassen und jedes Mal mein Handgepäck durch die Sicherheitskontrollen durchlaufen lassen, wenn ich nur umsteigen will? (Hauptsache mein aufgegebenes Gepäck schafft unterirdisch den gleichen Weg ... 2x Umsteigen in Indien, ich sehe meinen kleinen Trolley schon einsam irgendwo verloren auf einem Gepäckband kreiseln, während ich bereits am anderen Ende der Welt bin.)
Flug von Mumbai nach Delhi zwischen 7 Uhr und 9 Uhr, eine "abgerittene" 777.
Am Flughafen in Delhi (International) hinterlasse ich meine letzten Rupien der Klofrau im Abflugterminal, bevor ich in das Flugzeug zurück nach Deutschland steige. Flug Delhi - Frankfurt zwischen 14 Uhr und 18 Uhr - 8 Stunden (in einer 787) mit einem Haufen Plärrkinder an Bord - "Nie wieder Air India!" (Aber Hauptsache im Bordprogramm läuft "La La Land" - den ich mir natürlich reinziehe.)

Fazit meiner Reise ... eine Pauschaltouristen-Busrundreise? Mir fehlt der spirituelle Teil, das besondere Extra für meinen Trip. Ich will nicht angeben, wo ich überall alles war - ich will angeben, wo ich überall alles gelebt habe! Die nächste Reise wird auf jeden Fall wieder einer meiner "Intensiv-Spezial-Trips".

[29.10.18 / 18:17] Später Vormittag und früher Nachmittag - im Schatten der Strandbar abhängen: "Eine harte Nacht" ... "mich in Bars abschleppen lassen, ein Mojito und ich ende in irgendeinem Hotelzimmer mit irgendeinem Kerl irgendwo in Goa!" Einer mehr auf meiner Liste.
Auch diesen Tag sind die Wellen viel zu hoch und nur die mutigsten Männer trauen sich ins Wasser. Ich creme mich dick mit Sonnencreme ein, den letzten Tag will ich weiterhin einen Sonnenbrand vermeiden. Wenn ich zurück nach Deutschland komme und meine Beine sind noch genauso hell wie als wäre ich nie hier gewesen, habe ich alles richtig gemacht.
Den Nachmittag gönne ich mir noch eine Rücken- und Schultermassage im Hoteleigenen Spa, bevor ich den späten Nachmittag meinen Koffer packe - alles reinquetschen, was Schmutzwäsche ist.

[29.10.18 / 08:31] Nachtrag: Den Abend mache ich mich im Hotelzimmer vor dem Spiegel im Bad ausgehfertig, eine Dusche, etwas schwarzer Kajal am Augenlid, nicht zuviel, nicht zu aufdringlich, mein kurzes Desigual-Sommerkleidchen und mein neuer grüner Ring (+ Silberkette und silberner Armreifen). Kurz vor 22:30 Uhr sitze ich am Ausgang des Hotels und warte auf ihn, er kommt tatsächlich mit seinem Taxi vorbei und fährt mit mir in Richtung Baga Beach. Ich flirte weiter (genau so wollte ich meinen Trip nach Goa erleben), er parkt sein Auto an einer Bar. Während der Fahrt habe ich ihm schon erzählt, daß ich am liebsten einen "Virgin Mojito" trinke (den ohne Alkohol) - und genau dieser steht gleich als erstes auf der Liste der alkoholfreien Cocktails in der Menükarte der Bar! Das Gespräch mit ihm fällt immer wieder in sehr ruhige Momente zurück, wir sind beide ziemlich "shy" (im Auto den Nachmittag war er viel selbstbewußter).
Wir laufen noch kurz ein paar Schritte den nahe gelegenen Strand entlang, bevor er mich anschließend zu einem Hotel in Calangute fährt ... ein Hotelzimmer? Seine Erklärung: er wohnt ganz in der Nähe noch bei seinen Eltern und wirklich niemand darf mich sehen (kommt mir bekannt vor).
Das Hotelzimmer selbst ist sehr spartanisch eingerichtet, ein Doppelbett, ein Bad mit Toilette und Waschbecken. Dieses ständige Wechselgefühl überfällt mich ... bin ich jetzt nur eine Prostituierte für ihn? Professional "sex work" - oder etwa doch nicht? Ich mache ihm mein Angebot, beschreibe mein Programm, meine Spezialitäten (Blow Job und Deep Throat), entkleide mich (bis auf den Slip), biete ihm ein paar Einblicke. Küssen ist tabu und - das da vorne auch ... weil ... zu eng. Er hat meine Hijra-Fotogalerie auf meinem Telefon gesehen (die mit den Schmuck) und ich muß ihm erklären, was ich eigentlich bin - ich bin doch keine so 100% Frau (aber operiert).
Er ist total überrascht - das hat er nicht erwartet! Ein kritischer Moment, manche Männer können damit nicht umgehen - doch er bleibt total locker und entspannt. Für ihn ist das kein Problem. Er holt noch schnell ein Kondom (mit Geschmack) aus seinem Auto und kehrt dann wieder zu mir in das Hotelzimmer zurück ... leider bin ich auch für Analsex viel zu eng für ihn und er hat keine Erfahrung damit, "Sorry!", aber meinen Oralsex genießt er vollkommen (ich weiß, was ich tue, ich bin professionell).
Kurz nach 1 Uhr (oder 1:30 Uhr) fährt er mich wieder zurück zu meinem Hotel, das Hotelzimmer, in dem wir vorher waren, muß er vorsichtig verlassen, ich folge ihm unauffällig. Zurück an meinem Hotel in Candolim verabschiede ich mich von ihm, es ist meine letzte Nacht in Goa, er hat meine Nummer ... für den Fall, daß ich mal wieder hierher zurückkomme - wieso auch nicht? Zurück in mein Hotelzimmer, vorbei an der 24 Stunden besetzten Rezeption und den Wachposten draußen, zurück in das Badezimmer und vor dem Spiegel den Kajal aus den Augen waschen ... ich wußte, daß ich den doch nochmal gebrauchen könnte, als ich ihn mit in das Reisegepäck gepackt habe.

[28.10.18 / 18:01] Vormittag ... ein weiterer Cappuccino am Strand. "Privét", die Gegend ist komplett in russischer Hand - aber ich sehe sowieso immer irgendwie russisch oder ukrainisch aus - meine olivgrüne Umhängetasche (eine alte Gasmaskentasche der Roten Armee) und meine übergroße Sonnenbrille aka "die Russenbrille" (alle russischen Mannequins tragen so etwas) ... fehlen nur noch die High Heels am Strand (ich habe es mal in Erwägung gezogen). Diesen Tag (und die weiteren Tage) sind die Wellen um die 1,50 m hoch - keine Chance, den "Tunnel zu surfen", ich gehe komplett unter bei meinem Badeversuch.
Den Nachmittag mit einem Taxi von Candolim nach Calangute, ich will den Tibet-Markt sehen (und dort einkaufen). Das Taxi setzt mich in der Nähe des ersten Marktes ab (es gibt zwei) - doch dieser ist noch zu und macht erst ein paar Wochen später zur Hauptsaison auf. Einem weiteren Taxifahrer falle ich umherirrend auf und er bringt mich zu dem zweiten Tibet-Markt in der Baga Road. Ein paar Stände mit großen Zeltplanen schattig überdeckt - und einer fast unüberschaubaren Fülle an Silberschmuck! Alle möglichen Formen und Größen, alle Halb- und Edelsteine im günstigen Preissegment ... ein Paradies. Die eine Stunde, bis mich der Taxifahrer abholt, schaue ich mir intensiv alle Auslagen an - ein Ring mit ein paar grünen Steinen liegt noch innerhalb meines Einkaufsbudgets für den Urlaub.
Als ich wieder im Taxi zurück zu meinem Hotel in Candolim sitze, flirte ich etwas mit dem jungen Taxifahrer ... er kann seine Augen aus dem Rückspiegel gar nicht lange genug auf mich halten - eine Einladung am Abend?

[27.10.18 / 21:45] Vormittag "Newton's" in Candolim, der Supermarkt mit einer großen Auswahl an Auroshika Räucherstäbchen (meine Lieblingsmarke). "Oriental Bouquet", das kenne ich noch nicht, das probiere ich mal aus (um meine Bude in Leipzig damit einzuräuchern). Im Einkaufsbeutel landet auch noch eine Packung Tee-Masala für einen lächerlichen Preis von umgerechnet ein paar Cent.
Den späten Vormittag/Mittag verbringe ich dann bis zum frühen Nachmittag am Strand - Ozeantaufe meines olivgrünen Bikinis. Es ist Wochenende und unter den paar russischen Touristen mischen sich jetzt viele einheimische Besucher.
Den Nachmittag bin ich wieder zurück im Hotel, schwimme etwas im Pool und setzte mich dann an die halb Unterwasser liegende Pool-Bar (was ich so in Hotels mache, an der Bar sitzen).
Den späten Nachmittag muß ich noch einmal das Hotel verlassen und meine letzten 20 Euro irgendwo in Rupien wechseln lassen (die Hotelrezeption bietet keinen Geldwechsel an). In einer Seitengasse etwas abseits finde ich eine zwielichtige Wechselstube - ich könnte 50 Rupien extra bekommen, in Gegenleistung für einen Kuß auf die Wange des viel zu jungen Mitarbeiters. "No way! I've got a boyfriend", ich lehne sein unmoralisches Angebot ab. Schätzchen, für die paar Cent mache ich sowas nicht. Da mußt du schon ein bißchen mehr drauf packen. Er bekommt noch ein Selfie mit mir.

[26.10.18 / 21:33] Einschlafen kann ich erst gegen 3:30 Uhr, ich muß mich noch an das heiße und subtropische Goa-Klima gewöhnen.
Später Vormittag bzw. Mittag dann am Strand im Schatten der Strandbar meinen mitgebrachten Cappuccino trinken - meinen neuen Thermobecher habe ich für genau diesen Zweck am Kaffeeautomaten des Hotels befüllt. Mit meinem schwarzen, australischen Bikini wage ich mich in die Wellen und schwimme etwas im Arabischen Meer. Danach ganz dick Sonnencreme auftragen (den Fehler wie in Sri Lanka das Jahr zuvor mache ich nicht noch einmal).
Den Nachmittag dann versuche ich eine dieser ayurvedischen Massagen für den Körper in den Salons rund um die Touristengegend ... mit ganz viel Öl und aromatischen Düften (schlimmstenfalls rieche ich hinterher wie aus einer Sesam-Frittenbude).

[25.10.18 / 22:53] 3:30 Uhr, Weckruf nach ein paar wenigen Stunden Schlaf. 30 Minuten später, gegen 4 Uhr morgens, Abfahrt zum Flughafen nach Delhi (Domestic). Gegen Mittag geht mein Flug von Delhi nach Goa ... Delhi selbst kommt auf meine Liste für zukünftige Städtetrips (dann mit etwas mehr Aufenthalt).
Ankunft in Goa am Nachmittag ... alles schön grün, viel Dschungel - und Baustellen (die nach und nach das Goa-Flair kaputtmachen, eine Schnellstraße wird über die Bucht gebaut). Später Nachmittag dann die Ankunft im Hotel in Candolim (nördlich der Hauptstadt Panjim) ... aber so richtig angekommen bin ich erst, wenn ich am Strand Fotos vom Sonnenuntergang machen kann (siehe meinen letzten Trip nach Tel Aviv).
Den Abend erkunde ich noch die Gegend mit der Haupt- und Einkaufsstraße vor dem Hotel, mit den (Juwelier-)Geschäften, Bars und Supermarkt. Ein Paar preisgünstige, silberne Ohrringe mit grünen Onyx wechseln ihren Besitzer und landen in meiner Handtasche. Den späten Abend folgt noch ein Gewitter mit Regen ... endlich bin ich nicht mehr in dieser staubtrockenen Wüstengegend der letzten Tage.

[24.10.18 / 22:01] Es folgt eine komplett schlaflose Nacht, früher war dieses Hotel vielleicht mal am Stadtrand, jetzt liegt es innerhalb einer Mischgewerbegegend. Baulärm und Straßenlärm die ganze Nacht. Ich bekomme immer wieder Panikattacken und Zustände voller Unruhe - ich habe die Tabletten zum Schlafen / die Psychopharmaka vor 7 Tagen brutal abgesetzt (und nicht mit auf die Reise genommen). Meine Gedanken kreisen: "Rajasthan ist ein Scheiß-Land!" - positiv denken - "Gib Goa noch 'ne Chance!" Dieses Stadthotel in Jaipur gehört zur selben Kette wie das in Mandawa ... schlechtes Karma?
Mittag und früher Nachmittag Fahrt und Besichtigung von "Fatehpur Sikri". Nachmittag Weiterfahrt nach Agra und Besichtigung des "Taj Mahal" bis zum Sonnenuntergang ... quasi das Highlight der Rundreise und Selfie-Mekka aller Globetrotter. In den übervollen Elektrobus zur Grabstätte quetschen sich mehr als doppelt so viele Menschen, wie eigentlich zugelassen - egal, Fensterplatz und Kopf raushalten ... im Schrittempo des Elektromotors der Pilgerstätte entgegen. Am Selfie-Point angekommen, eine unglaubliche Menge an Touristen - aber das pittoreske, alles überragende, strahlend weiße Taj Mahal ist schon beeindruckend. Niemand weiß, wie es im Inneren aussieht - Fotos von dem kleinen Rundgang im Inneren sind streng verboten (tatsächlich drehen sich die Publikumsmassen da nur im Kreis und in der Mitte liegt wohl irgendjemand begraben der oder die für irgendjemand anderen mal ganz wichtig war).
Am Abend Check-in in dem Hotel in Agra. Nicht unweit davon entfernt kaufe ich mir in einem großen Souvenirladen mit Bronzefiguren, Teppichen und Textilwaren eine kleine Messing- oder Bronzeschale für mein tägliches "Puja-Ritual".
Auf dem Rückweg von dem Laden zum Hotel kommt mir eine laute Hochzeitsgesellschaft entgegen (mit viel Licht, Musikern und einem Generatorwagen am Ende) ... ich schaue mich um, bin ich die einzige Hijra, die gerade rein zufällig anwesend ist? Müßte ich jetzt nicht einfach anfangen zu tanzen? Und um Geld betteln? Ich bleibe westlich zurückhaltend, schaue nur zu ... und verschwinde dann in meinem Hotel.

[23.10.18 / 19:42] Am Vormittag Fotostop am berühmten "Palast der Winde" in Jaipur, später Vormittag dann die Fahrt zum "Amber Fort". Als ich gerade eines meiner Panoramafotos von der Landschaft machen will, setzt sich so ein Schlangenbeschwörer nur ein oder zwei Meter neben mir - "Geh mir bloß weg mit den Viechers!" (Aber eigentlich ist die Kobra ein sehr schönes Tier ... ein armes Tier, das nicht in Freiheit leben kann und die meiste Zeit in den Säcken ihrer Besitzer herumvegetiert.)
Nach einem Fotostop am Stausee von Jaipur, Besichtigung des Observatorium "Jantar Mantar" - genau wie in dem Fort zuvor viel zu viele Touristen (und dabei habe ich mich extra auf diesen Programmpunkt gefreut, nur deshalb bin ich überhaupt mitgekommen). Anschließend Besichtigung des Stadtpalastes des Maharadscha ... erneut tendiert mein Interesse gegen Null.
Am Nachmittag Einkaufsstop in einem großen Geschäft für Textilverkauf und Textildruck. Ich lasse mir ein paar Teppiche zeigen, vor mich ausrollen und mit der Hand fühlen. Ein kleiner Teppich aus Wolle und Seide hat es mir angetan ... im unteren dreistelligen Preissegment ... für meinen vollkommen dekadenten Wunsch, diesen im Kofferraum meines Autos zu verlegen. In dem angrenzenden Bekleidungsgeschäft probiere ich noch einen schwarzen, knöchellangen Rock an und kaufe den gleich mit ein - es ist eine Kooperative, das Geld geht direkt an die mittellosen Menschen, die nur davon leben. "Set & Setting", wenn ich mich in dem Geschäft wohlfühle, dann kaufe ich auch etwas.
Den Abend ein Vollmond-Yoga-Kurs im Hotel auf der Dachterrasse (und seitdem spüre ich meine Fingerkuppen nicht mehr ... aber das hat wahrscheinlich ganz andere Gründe).

[22.10.18 / 22:03] Die Nacht wird angenehm kühl, ab 5 Uhr morgens werde ich leise durch die Tempelmusik in der Umgebung geweckt. Ein Ausflug am Morgen durch das kleine Dorf.
Weiterfahrt nach Jaipur, Ankunft in dem Stadthotel am Nachmittag. Das mir zugeteilte Zimmer muß ich sofort tauschen, lieber habe ich eine Baustelle direkt vor der Tür, als daß ich für zwei Nächte in einem winzigen Zimmer ohne Fenster übernachte - panikartige Attacken.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags eine Fahrradrikschafahrt durch die Innenstadt von Jaipur, auch bekannt als "Pink City" (die Farbe der Häuserfassaden wirken auf mich eher wie "Terrakotta").
Die Fahrt endet kurz nach Sonnenuntergang in einem Juweliergeschäft mit angeschlossener Show-Schleiferei - und einem großen Show-Room mit ganz viel Schmuck ... und nichts davon gefällt mir, nicht mal die Inderinnen würden sich so etwas anhängen. "Set & Setting" - die verzweifelten Versuche des Verkäufers, mir etwas anzudrehen, und der ganze design-technisch gesehene Plunder wirken auf mich eher abschreckend. Gegen Abend mit dem Bus zurück zum Hotel ... die unerreichbare Einkaufsstraße (mit viel besseren Juweliergeschäften) sehe ich nur vom Busfenster aus.

[21.10.18 / 22:40] Fahrt nach Jodhpur, gegen Mittag und früher Nachmittag Besichtigung des "Mehrangarh Fort" - keine Fotos - zu viele Touristen. Später Nachmittag Abstieg zur "Blauen Stadt" und dem großen, überfüllten, quirligen Marktplatz - zuviel für mich, ich muß da weg. Mit einem "Tuk Tuk" raus aus dem "Moloch".
Ankunft im Hotel am Abend, nach Sonnenuntergang. Die Schönheit und Ruhe dieses bezaubernden Maharadscha-Fort "Chanwa Luni" kommt in der Dunkelheit gar nicht zur Geltung. Schade, daß vom Reiseveranstalter nur eine Nacht in dem sehr hübschen Hotel (Bauzeit Ende 18XX) gebucht wurde. In dem angeschlossenen Souvenir-Shop kaufe ich mir noch einen schwarzen Schal aus Kaschmir und Seide.

[20.10.18 / 22:26] Früher Vormittag Fotostop an einem See ("Gadi Sagar") mit Treppenstufen irgendwo in Jaisalmer (so eine Art "Varanasi light"). Anschließend bis Mittag Besichtigung der Altstadt bzw. der oberen Stadt mit ihren vielen verwinkelten, engen Gassen. Der Lassi in einem Café irgendwo am Rande der Altstadt eröffnet ein schönes Fotopanorama für die "Street Scene".
Nachmittag - Pooltaufe für meinen neuen, olivgrünen Triangle-Bikini im Hotelpool (im nachherein betrachtet, war es doch keine so gute Idee, mir kurz vorher die Beine zu rasieren und gleich danach in das Chlorwasser zu springen ... ein Ausschlag überall).
Den weiteren Nachmittag ein gemächlicher Kamelritt durch die Wüste an der Grenze zu Pakistan, dem Sonnenuntergang entgegen (mit Fotostop für die westlichen Touristen, während die indischen Touristen wie die Kaputten mit ihren Jeeps durch die Wüste heizen).
Anschließend den Abend steht eine Folklore-Aufführung mit Musik und Tanz auf dem Programm, irgendwo in einem Wüstencamp. Die Tänzerin ... wir haben da so einen "Radar", sie fällt mir sofort beim Betreten des Camps auf, ihre Blicke schneiden auch mich - eine "Hijra" [ˈɦɪdʒɽaː] oder auch "hijara". Gegen Ende ihrer (ziemlich beeindruckenden) Aufführung, fordert sie das anwesende Publikum zum Tanzen auf und kommt dabei als erstes gezielt auf mich zu - "War ja klar!" Ich betrachte das jetzt mal als meinen "Einführungsritus". Dafür kann ich jetzt auch alles segnen und verfluchen ... ganz offiziell. Der Spruch des Reiseführers bleibt in mir hängen: "Sehen aus wie Frauen, haben Stimme wie Männer."

[19.10.18 / 23:30] Fahrt durch die begrünte Wüste. Ankunft am Nachmittag in dem Hotel in Jaisalmer, einer Garnisonsstadt an der Grenze zu Pakistan. Die Nähe des indischen Erzfeindes und die viele Militärpräsenz sorgen für gute Straßenverhältnisse in dem Aufmarschgebiet. Ein Fotostop am "Jaisalmer Fort".
Später Nachmittag und Sonnenuntergang, Besichtigung einer Verbrennungsstelle für Brahmanen ... während alle Touristen zwischen den heiligen Stätten umherstampfen (Grabschändung?) nutze ich die Zeit für Selfies in der öden Wüstengegend - damit ich hinterher behaupten kann, ich war in einem Ausbildungscamp irgendwo in Pakistan.
Am Abend mit dem Reisebus durch die Innenstadt von Jaisalmer, es ist der vierte Tag in dem Fest für Rama (hat irgend etwas mit Krishna zu tun). Wirklich sehr viele einheimische Menschen strömen zu dem großen Platz, an dem ein paar übergroße Dämonenpuppen angezündet werden ("Burning Man?"), ich fühle mich in dem Touristenbus wie in einem abgeschotteten Sicherheitskäfig ... so gern würde ich da draußen auch mitlaufen und an dem indischen Leben teilhaben.
Zurück zum Hotel und Abendessen draußen im Freien, mit Live-Musik und vielen einheimischen Hotelgästen.

[18.10.18 / 18:51] Auch diese Nacht wird schlaflos, die "A/C" Klimaanlage in meinem Zimmer ist ein Alptraum. So schön das Hotel auch ist - aber die unerträglich laute Klimaanlage vernichtet alle guten Bewertungen. Flucht aus Mandawa.
Die Busfahrt führt weiter nach Bikaner, die Landschaft wird immer wüstenähnlicher - es ist die Wüste "Thar" im Nordwesten von Indien.
Früher Nachmittag Ankunft im Hotel, wieder ein ehemaliger Maharadschapalast mit einem Baustil so um die Jahrhundertwende. Die langen Gänge wirken auf mich, wie als befinde ich mich in einem alten, britischen Sanatorium. Aber die Toilette in dem luxuriös großen Zimmer ... endlich ein Bidet! Darauf habe ich mein ganzes Leben lang gewartet.
Den Nachmittag Besichtigung des "Junagarh Fort" in Bikaner ... noch ein alter Maharadschapalast ... mein Interesse tendiert gegen Null. Weiter den späten Nachmittag, noch vor Sonnenuntergang, zu der "NRCC" Kamelzuchtfarm (aber eigentlich sind es Dromedare).

[17.10.18 / 21:43] Vormittags eine Busrundfahrt durch Neu Delhi und das parkähnliche Parlamentsviertel ... alles so schön grün nach dem Monsun. Die Alleen erinnern mich an Tel Aviv, die Bauzeit mit kurz nach der Jahrhundertwende so um 1910 oder 1920 paßt auch dazu.
Den weiteren Tag die Fahrt/Passage nach Mandawa ... die indischen Straßenverhältnisse und der Asphalt sind stark gewöhnungsbedürftig (dummerweise sitze ich im Bus hinten). Ankunft am Nachmittag in dem zu einem Hotel umgebauten, alten Maharadschapalast, das Gebäude erkunden und von der Dachterrasse aus Fotos von den Dächern von Mandawa und dem Sonnenuntergang machen. Von irgendwo ganz weit hinten höre ich die indische Tempelmusik.

[16.10.18 / 19:06] Ankunft am Flughafen Delhi International am Morgen ... die Sonnenbrille sitzt (wenn ich sie aufhätte). Als erstes lege ich erst mal meinen silbernen Armreifen an - damit ich so aussehe, wie alle Inderinnen. Vollkommen übermüdet vom langen Flug, fängt gleich die gebuchte Bustour an, erstes Ziel: das berühmte Minarett "Qutb Minar" - ein UNESCO Weltkulturerbe.
Erst den Mittag kann ich im Hotel einchecken, eine Dusche nehmen, die Schuhe tauschen (gegen die bequemen, ausgelatschten Ballerinas von der Reise im letzten Jahr) und das schwarz-grüne Seidentuch aus dem Handgepäck ziehen (ebenfalls ein Mitbringsel aus der letzten Reise nach Sri Lanka).
Den Nachmittag Besichtigung der großen Moschee "Jama Masjid" und eine anschließende Rikschafahrt durch Old Delhi ... ich wollte es so, das volle Programm und muß mich als Frau in dem islamischen Gebetshaus komplett verhüllen bzw. verschleiern und ein Kopftuch tragen, "Inch'Allah."

[15.10.18 / 23:59] Mit dem Flugzeug von Frankfurt nach Delhi mit Air India. Es ist keine 777, dafür der elegante B787 Dreamliner mit den dimmbaren Fenstern. Ein Nachtflug ... mit kaum Schlaf.

[09.10.18 / 22:10] Tajine (oder auch so eine Art Minestrone auf Arabisch): Aubergine großzügig schälen und in kleine Würfel schneiden, auf einen Teller legen und mit Salz bestreuen, 30 Minuten beiseite stellen. Paprika waschen, Tomaten waschen, Paprika in kleine Stücke schneiden, Tomaten vierteln, Schalotten in Ringe schneiden, Knoblauch in kleine Stücke hacken. In einer Pfanne/Topf (Tajine) Olivenöl erhitzen, Schalotten und Knoblauch dazugeben, andünsten lassen, Kreuzkümmel, Koriander und Chili als Gewürz. Die Paprika und die Tomaten dazugeben, mit Wasser ablöschen bis der Wasserstand den überwiegenden Teil des Topfinhaltes bedeckt, mit etwas Salz und viel Pfeffer würzen, anschließend 20 Minuten leicht köcheln lassen, gelegentlich umrühren. Währenddessen die beiseite gestellten Auberginenwürfel mit klaren Wasser gut abspülen und den Couscous vorbereiten, Couscous trocken in eine Schüssel geben, ein paar Tropfen Olivenöl und eine Winzigkeit an Salz darüber streuen. Nach den 20 Minuten Kochzeit eine Dose Kichererbsen (mit Wasser) und die Auberginenwürfel mit in die Tajine geben, umrühren, 5 bis 10 Minuten weiter auf niedriger Stufe köcheln lassen. Die Minuten nutzen und Wasser aufkochen, den Couscous mit heißen Wasser übergießen und in der Schüssel abgedeckt aufquellen lassen, danach mit einer Gabel auflockern und mit gehackten Mandeln und/oder Pistazien verfeinern. Die fertige Tajine in einem Suppenteller, der Schüssel Couscous und Weißbrot dazu servieren.

Sieht aus wie eine Tomatensuppe und schmeckt auch so (daher auch viel Pfeffer und der Gedanke an Minestrone), mit den Couscous zusammen könnte es auch so eine Art Graupensuppe ergeben. Wahlweise wäre auch die mediterrane Gewürzpalette (Oregano, Basilikum, Thymian) möglich oder Baharat - weil da Minze mit drin ist, die fehlt in meiner marokkanischen Tajine.

[08.10.18 / 21:37] Aubergine mit Couscous: Aubergine waschen und halbieren, die Hälften mit Salz einstreuen, 30 Minuten stehen lassen bis das Salz die Bitterstoffe zieht und sich kleine Tröpfchen auf der Schnittfläche bilden, diese im Anschluß abtupfen. Eine Auflaufform einölen, die Auberginenhälften mit einer Melange aus Olivenöl und Kurkuma einstreichen (die Schnittfläche), Auberginenhälften danach in der Auflaufform 15 Minuten im vorgeheizten Ofen backen (200°C Umluft). Währenddessen das Couscous vorbereiten, Schalotten schälen, Knoblauch zerkleinern, Couscous mit heißen Wasser in einem Kochtopf abgedeckt aufquellen lassen. Den fertigen Couscous in eine Schüssel geben und mit Kichererbsen, klein geschnittenen Schalotten, Kreuzkümmel, Chili und einem Hauch von Salz mischen. In einer Pfanne oder einem Topf auf der blanken Oberfläche gehackte Pistazien kurz anrösten (nicht anbacken) bis sich der aromatische Duft entfaltet, diese Pistazien dann mit Granatapfelkernen (die gibt es in der Kühltheke) zusammen in den Couscous rühren. Die Auberginenhälften aus dem Ofen nehmen, das Innere herausschneiden und diese Auberginenstücke mit den Knoblauch in den Couscous unterrühren, die verblieben, bootförmigen Auberginenhälften dann mit der fertigen Couscous-Mischung füllen. Den Rest der Mischung wieder in die eingeölte Auflaufform geben, Auberginenhälften darauf setzen und die Auflaufform erneut in den warmen Backofen schieben ... Koriander nicht vergessen, alles bei Umluft 200°C weitere 15 bis 20 Minuten backen. Mit Weißbrot, um das Olivenöl aufzusaugen, heiß servieren.

Die Haut der Aubergine läßt sich schwer schneiden (etwas mehr Backzeit?), die grünen Pistazien und die roten Granatapfelkerne geben dem Ganzen das gewisse, süße Etwas. Lieber nicht nachsalzen, die immer noch bittere Aubergine hat davon noch genug. Viel Chili.

[08.10.18 / 00:10] Amritsar-Paprika (oder auch gefüllte Paprika nordindischer Art): Paprika waschen, Tomaten waschen, Paprika "enthaupten" (also den Deckel abschneiden und das Innere aushöhlen), Tomaten vierteln, Knoblauch und Schalotten klein hacken. In einem Topf oder einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Schalotten und Knoblauch andünsten, die in kleinen Teilen zerstückelten Überreste der Paprika-Deckel dazugeben, Gewürze (Kreuzkümmel, Zimt, Kardamom und Kurkuma - ich hatte keinen Zimt mehr, die arabische Baharat Gewürzmischung funktioniert auch), etwas Chili und alles anbraten. Die Tomaten und eine Dose Kichererbsen mit dem Wasser aus der Dose dazugießen, Salz und Pfeffer, alles etwa 5 Minuten kochen lassen und dabei ständig umrühren und die Kichererbsen mit dem Löffel breit drücken. Die fertige, breiige Mischung in ein grobkörniges Sieb über einer Auflaufform gießen und dabei die Soße (die ist wichtig) in der Auflaufform auffangen. Mit dem im Sieb von der Soße getrennten Paprika-Kichererbsen-Matsch die geköpften Paprika bis zum Anschlag füllen, dabei immer wieder ein paar gehackte Mandeln dazugeben und alles kompakt mit einem Löffel eindrücken. Die fertig gefüllten Paprika mit in die Auflaufform setzen und alles in einen vorgeheizten Backofen schieben, 200°C Umluft, 45 Minuten. Bei Bedarf noch etwas Öl und Wasser vorher mit in die Auflaufform gießen, die Backzeit nach Gefühl anpassen und alles beobachten - das Wasser sollte verkochen aber die Soße darf ihre Konsistenz nicht verlieren (die ist doch das Herzstück dieses Rezeptes, mit den ganzen, gesammelten, exotischen Gewürzaromen). Währenddessen etwas Basmati-Reis aufsetzen und auf dem Herd kochen lassen ... dabei immer wieder darauf achten, daß der Reis nicht anbrennt (das tut er sehr gerne). Nachdem die Backzeit beendet ist, die Paprika in der heißen Auflaufform servieren, zusammen mit einer Schale Basmati-Reis.

OK ... etwas Grünes, wie grüne Erbsen oder frischer Koriander oder grüne statt rote Paprika könnte diesem Rezept noch ein farbliches Extra geben. Die umgefallenen, roten Paprika auf dem Teller sehen so aus, als übergeben sie sich gerade ihre Kichererbseninnereien ... aber die hochkonzentrierte Soße ist der Wahnsinn, lieber zuviel als zuwenig Chili.

[08.10.18 / 00:09] Ausbeute meines Sonnabend-Nachmittag-Shopping-Trips durch die Leipziger Innenstadt: auf der Einkaufsliste stand eine Leggings oder einen langen Rock mit bunten, hippiemäßigen Farben (für die nächste Reise) - gekauft habe ich einen Thermokaffeebecher in Edelstahl, einen Pullover schwarz-grün gestreift (Nirvana), eine schwarze Strumpfhose in Netzoptik und floralem Muster und eine Kaufoption für neue schwarze, absatzlose Wildlederschuhe / Stiefeletten für den kommenden Herbst oder Winter (meine spezielle Schuhgröße - 40 extra breit - muß in dem Geschäft erst noch bestellt werden*). Alles in allem nichts, was ich die nächste Reise gebrauchen könnte ... außer vielleicht den Thermobecher für "Masala Chai" jeden Morgen. (* 5 Tage später wird es doch die 41 - mit Lammfelleinlagen ... für den Winter.)
Auf dem Rückweg von der Fußgängerzone (ich habe auch nicht mein obligatorisches Stracciatella-Eis vergessen) in Richtung der nächsten Straßenbahnhaltestelle laufe ich wie immer an den drei oder vier indischen Restaurants vorbei. 17 Uhr den späten Sonnabend Nachmittag - irgendwie die Zeit zwischen Kaffee und Kuchen oder schon Abendessen ... ich entscheide mich für letzteres und eine Tasse Tee. Die Wartezeit im Außenbereich des Restaurants und das Essen dauert bestimmt noch eine Stunde bis 18 Uhr - und außerdem muß ich noch einmal die "Amritsar-Tomaten" probieren und mit meinem Einkaufszettel mit allen Zutaten für das Rezept vergleichen. Meine Version für "gefüllte Amritsar-Paprika" wird die nächsten Tage nachgekocht. Im Schaufenster ein paar Meter neben mir im angrenzenden Schuhgeschäft bewundere ich die ganze Wartezeit auf den Kellner ein paar schöne, schwarze, ultrabequeme Wildlederstiefeletten...

Sonnabend Abend, zurück in meine Wohnung - mit einem Einkaufsstop in der Kaufhalle auf dem Weg (Paprika, Tomaten, Auberginen usw.). Der Club für heute Nacht macht erst gegen 23 Uhr auf, Zeit genug, mich ab 21 Uhr ausgehfertig zu machen ... Beine rasieren, eine Dusche nehmen, nackt vor dem Badezimmerspiegel stehen und anfangen, das Make-up im Gesicht aufzutragen - und anschließend meinen Kleiderschrank voll mit schwarzen Sachen zu plündern. Fertig im Ankleidespiegel: "Ich bin die Queen of Trans!" - ein akkurat gezogener, schwarzer Lidstrich, übergroße, silberne Creolen rechts und links, blonde Haare offen bis zur Taille - umhüllt mit einem Duft Chanel - ein schwarzes Netztop mit einem (sichtbaren) Push-up darunter und meine knappe, schwarze Kunstlederleggings, im Schritt hochgezogen bis zum "Camel Toe". Wenn das nicht ein paar Männer anlockt. "Da geht jemand tanzen!" werfe ich noch meinem fröhlichen Spiegelbild entgegen, ziehe meine schwarze Lederjacke an und verlasse meine Wohnung für die Nacht ... die Handtasche über die linke Schulter und das schwarze Paar Pumps mit den Mörder-High-Heel-Stilettos in der rechten Hand (zum Autofahren nehme ich doch lieber die anderen, absatzlosen Schuhe). 23 Uhr, die Glocken der Turmuhr irgendwo in der Nähe verraten es, zurück zu meinem geparkten Auto.

Als ich den Parkplatz vor dem "Titten-Dom" im Süden von Leipzig erreiche, wechsele ich zuerst meine Schuhe und stöckele dann "gekonnt" (mit sarkastischem Beiton ... verdammte Absätze) zum Eingang des Clubs im Kellergewölbe. Es dauert noch mindestens eine Stunde, bis auch der zweite große Dancefloor aufgemacht wird - ich bin definitiv zu früh mit kurz vor Mitternacht.
Etwas später, der erste DJ legt auf der großen Tanzfläche auf, die Halle füllt sich nach und nach. Ich tanze, checke die männlichen Gäste ab ... "Fifty-fifty", vielleicht läuft heute Nacht noch was, oder auch nicht. Die Toilettenkabinen in dem Club sind schon mein zweites Zuhause.
2 Uhr, die DJs wechseln ... sollte ich vielleicht mal die Initiative ergreifen und jemanden ansprechen? Ein Flirtgespräch starten? Nein, das traue ich mich nicht ... weiter tanzen, weiter am Rand stehen, ab und zu mal zur Bar nach oben gehen, mich hinsetzen und die interessante Barszenerie beobachten.
3 Uhr ... "Sei nicht enttäuscht, wenn heute Nacht nichts läuft", ich genieße lieber die Zeit. Auf der Toilette vor den Kabinen bildet sich eine lange Warteschlange ... lustiges Gelächter, als scheinbar eine Kabine frei wird - aber sofort wieder von innen verriegelt wird und erst ein paar Minuten später die zweite oder dritte Person herauskommt. Das Ambiente und die kostenlose Ausgabe von Kondomen an der Bar (oder sie liegen irgendwo aus) spricht sich herum. Auch wenn diese Party-Reihe für Gay, Trans und alles andere auch von vielen Heteros besucht wird ... stört mich nicht.
4 Uhr - neuer DJ-Wechsel, das geht so noch bis 8 Uhr den Sonntag Morgen. Ich hole an der Garderobe meine schwarze Lederjacke ab (länger wollte ich sowieso nicht bleiben) und stöckele wieder zurück zu meinem Auto ... verdammte Absätze. In der Kälte draußen vor dem Club rutsche ich sofort wieder mit den Fersen aus meinen Pumps raus - aber es mußte unbedingt dieses schwarze Schuhpaar mit der stoßdämpfenden Sohle zum Tanzen in der Disko sein.

5 Uhr nochwas ... zurück in meiner Wohnung. Blick in den Spiegel vor dem Abschminken und dem Ausziehen - so übel sah ich gar nicht aus ... vielleicht war ich zu gut gestylt und keiner hat sich an mich herangetraut? Mein Freund hat mir viele Stunden zuvor den Abend eine Nachricht geschrieben, er möchte den frühen Sonntag Morgen wieder bei mir klingeln. Meine Füße sind vom Tanzen kaputt und ich will jetzt nur noch ins Bett fallen und durchschlafen - ich schreibe ihm um 5:30 Uhr eine Absage und falle sofort in den tiefen Schlaf. Erst den Sonntag Mittag, als ich neben der leeren Betthälfte - und seinem Kissen - aufwache, bereue ich meine Tat.
Sonntag, 12 Uhr nochwas, ich werfe meinen schwarzen Morgenmantel um, binde den Gürtel mit einer Schleife eng um die Taille und schlurfe in meinen Hausballerinas in Richtung Küchenecke. Vier Butter-Croissants frisch aufgeheizt aus dem Minibackofen und zwei Tassen Espresso Doppio aus meinem Bialetti-Kocher auf der Herdplatte. Die Croissants bestreiche ich mit arabischen Halawa ... wird sich mein Freund noch bei mir melden? Ich hätte noch die ganze, nächste Woche Zeit ... Arbeiten gehen tue ich nicht mehr. Ich bin raus. Zeit für Plan B - das Rotlicht der LED-Beleuchtung über der Spüle habe ich den letzten Abend schon getestet, der leichte Morgenmantel paßt, jetzt noch so ein nettes, kleines Schild mit der Aufschrift "Kondompflicht" und ich könnte meine Wohnung für dieses spezielle Gewerbe nutzen ... aber das sind nur Phantastereien.

[30.09.18 / 18:07] Mit dem Mopped auf der Fähre über die Elbe schippern ... und Fotos machen. Ich habe da eine gute Online-Lehrmeisterin:

www.svendura.de

[25.09.18 / 12:04] 3 Monate Post-OP - Mein Nachsorgetermin in der Klinik in Potsdam. Das etwa 20 bis 30 Minuten lange Gespräch mit dem Dr. Bauquis gegen Mittag und die Untersuchung meines operierten Areals auf der Liege offenbart so einiges. Ich habe vollkommen falsch bougiert. Er tastet meine Neovagina ab und zeigt mir an seinem Finger, wie tief er damit hineinkommt - bis zu 5 cm! (Wie hat er das nur geschafft?) Er gibt mir den Ratschlag, auf die Dilatoren mit dem größeren Durchmesser (2,5 und 3 cm bzw. 3,5 cm) umzusteigen (einen mit 3,5 cm besitze ich gar nicht). Seiner Meinung nach ist die Tiefe nicht so wichtig, das Dehnen der Breite ist bei mir (in meinem speziellen Problemfall) jetzt von besonderer Bedeutung. Wenn ich doch mehr Tiefe wünsche, kann ich immer noch, frühestens in 8 bis 10 Monaten - nachdem alles vollständig abgeheilt ist (speziell das fragile Stück bei mir im angrenzenden Enddarm, das mit der Verletzungsgefahr) - eine Erweiterungsplastik bei ihm vornehmen lassen ... eventuell sogar bei ihm in der Schweiz. Er operiert dann mit einem Stück Darm aus dem Colon (wahrscheinlich das abknickende Stück gleich hinter dem Enddarm). Im Gegensatz zu dem Hauttransplantat vom Oberschenkel oder dem Bauch, braucht das Darmtransplantat nicht lebenslang bougiert zu werden - und die Prozedur hinterläßt auch keine häßlichen, äußeren Narben ... im Idealfall (ohne das irgend etwas schief geht und ich mit einem "Scheißebeutel" an meiner Seite aufwache). Noch 8 bis 10 Monate Bedenkzeit.
Aber immerhin, die Schamlippen sind sehr schön abgeheilt (er hat einen Blick darauf geworfen, als ich auf der Liege liege und meine Beine spreize). Er tastet auch die Klitoris ab: "Können Sie das fühlen?" (Ja! Sehr deutlich!) Und der rote Knubbel am Harnröhrenausgang geht auch irgendwann (hoffentlich) von alleine weg.

Lange habe ich überlegt, ob ich dem Doktor in meinem Blog ein Pseudonym gebe, à la "Diese Geschichte beruht auf wahren Begebenheiten. Alle Namen der teilnehmenden Personen wurden aus Respekt verändert." Aber ich finde, ich kann ihn doch uneingeschränkt weiterempfehlen ... es gibt bestimmt genug transsexuelle Frauen da draußen, denen es gar nicht so sehr auf die Tiefe ankommt. Die einfach nur ein ästhetisch ansprechendes, schönes Endresultat haben wollen (und es sieht wirklich gut aus).

[19.09.18 / 01:45] Ich habe der Psychologin in der Klinik versprochen, nicht gegen den Baum zu fahren. "Hallo Baum eins", "Hallo Baum zwei", "Hallo Baum drei", jeden Tag fahre ich die Allee entlang auf dem Weg zu meiner Arbeit und begrüße meine Bäume ... vielleicht das letzte Mal. Das zweite Gespräch in der großen Runde ... der Führungsverantwortliche der nächsthöheren Managementebene, die betriebliche Sozialberatung, die Schwerbehindertenvertretung, der Integrationsfachdienst und - per Telefon zugeschaltet - der Betriebsarzt. Sie alle wollen, daß ich mich sofort für unbestimmte Zeit krankschreiben lasse ... wer macht dann meine Arbeit? Niemand, ich mache sie ja selbst nicht mal mehr. Das bißchen, das ich am Computer herumklicke, zählt nicht. Gegen Feierabend steht nur noch mein Auto einsam auf dem Firmenparkplatz.
Ich habe Angst - ohne Beschäftigung drifte ich ab. Aber arbeiten kann ich auch nicht mehr richtig. Reha? Rente? Nicht jetzt! Ich muß nur die Zeit bis zum Therapiebeginn in der psychiatrischen Klinik überbrücken ... vielleicht können die mich wieder hinbiegen. Ich bin nur ein kaputtes Bauteil im System, defekt ... auf Verschleiß fahren bis zum Totalausfall? Oder doch lieber vorzeitig austauschen und reparieren. Verrückte wissen nicht, daß sie verrückt sind ... ICD "Persönlichkeitsstörung".

[17.09.18 / 04:04] Wieder zurück mit dem 50-Euro-Schein aus dem Geldautomaten, trifft nur ein paar Minuten später das Taxi ein. Während mein Freund noch kurz auf die Toilette der Bar verschwindet, verhandle ich mit dem Taxifahrer über das Fahrtziel ... Paunsdorf, ganz im Osten von Leipzig, quer durch die Stadt, mein Freund bezahlt (aber ich habe auch noch dreißig Euro in der Tasche und falls nötig, nehme ich später zurück die Straßenbahn).
Im Taxi selbst merke ich, wie mein Freund neben mir auf der Rücksitzbank - mit der Bierflasche in der Hand, ich höre auf zu zählen - wieder gefährlich nahe an dem betrunkenen Abgrund steht. Ich möchte ihn in jeder Linkskurve, bei der er fast in meine Richtung fällt, am liebsten abstützen. Aber er hat mir versichert, er hat den Tag keinen Schnaps getrunken, kein hartes Zeug. "She has the right to say no, if you're too drunken", gebe ich ihm noch zu bedenken. Ich mache mir eher Sorgen um die nächste Dame, etwas älter als wir, sie hat noch keine Ahnung, was da jetzt auf sie zukommt. Sie kennt uns nicht, klar ... in dem "Business" mußt du vorsichtig sein.

Das Taxi setzt uns wenig später an der Adresse im Osten von Leipzig ab. Mein Freund telefoniert, schwankt, die Bierflasche in seiner Hand. Ob ich ihn hier lasse, wenn er zu betrunken ist und ich dann alleine abhaue? Ich suche in der Dämmerung des Abends die nächste Bushaltestelle, da hinten könnte eine sein. Er schmeißt seine ausgetrunkene Bierflasche in das ausgeblichene Gras vor dem Hauseingang und betritt das Treppenhaus. Ich folge ihm...
Dieses Gebäude wirkt nicht so elegant, wie das Etablissement von vorhin. An den unscheinbaren Wohnungstüren hängt manchmal ein Zettel, welche Dame gerade neu in der Stadt ist. Wie auch bei der Transfrau ein paar Stunden zuvor, ziehen sie von Stadt zu Stadt, bleiben nie lange an einem Ort, mieten sich hier oder dort ein ... keine Bindungen, keine Stammgäste, keine längerfristigen Verehrer - das, was ich von Anfang an falsch gemacht hatte.
Wir betreten die Wohnung ganz oben, die (etwas größere) Dame empfängt uns ... und wir sind nicht zwei Kerle, wie man das an meiner Stimme das Telefonat etwa eine Stunde zuvor hätte vermuten können. Sie stellt sich vor, was sie macht, ihre Dienste, Massage, erotisch oder nicht, und das übliche Angebot. Alles nur mit Kondom, sogar oral ... das überrascht mich (mir gefällt die kleine Tafel mit der Aufschrift "Kondompflicht" an der Zimmerwand und den entsprechenden Symbolen für oral, anal, vaginal). Sie möchte nur einen von uns, 30 Minuten - 50 Euro, zwei Personen kosten das Doppelte und dafür müßten wir einen extra Termin machen. Kein Problem für mich, ich habe am Telefon schon angedeutet, daß ich diesmal nur seine Begleitung bin, heute nur er, ich warte draußen (sie wirkt dominant, erfahren und verhandlungssicher).
Ich überlege ... aber wollte ich nicht doch auch eine Massage? So zum Entspannen für nachher? Bin ich nicht deswegen mitgekommen? Sie vermittelt mich an ihre Kolleginnen nebenan ... interessant, sie arbeitet nicht alleine. Sehr professionell, ein Gefühl von Sicherheit. Das muß ich mir merken.
Die beiden - exotischen - Frauen, teilweise afrikanisch und "gemischt" afrikanisch, empfangen mich. "Ich will eigentlich nur eine Massage, sonst nichts." Klar können sie mir das anbieten, kostet auch 50 Euro die 30 Minuten, der gleiche Preis ... aber ich habe doch nur 30 Euro in der Tasche? Dezentes Anklopfen an der Nachbartür ... die ältere, resolut wirkende Dame (also eigentlich ist sie nur Mitte 40 und bildhübsch) öffnet die Tür ein Spalt und ein paar kurze Momente später hat sie die fehlenden 20 Euro von meinem Freund und übergibt sie der kleineren, jungen Frau. Wieder zurück in dem Massagezimmer übergebe ich ihr den Rest - nein, ich lege es auf das Bett und sie nimmt es sich von dort (so wie sich das gehört, niemals direkt). Sie zeigt mir das Badezimmer mit der Dusche. Ich will mich vorher kurz abduschen, auch das gehört sich so, vor einer Massage.
Wieder zurück in dem kleinen Zimmer setze ich mich, nur noch mit meinem Slip bekleidet, auf den Sessel neben dem Bett und warte, mit einem Glas Wasser in der Hand (sie hat es mir vorher angeboten) auf das nächste Erlebnis. Zeit genug, mich auch in diesem Zimmer umzusehen ... das Bett wirkt kleiner, an der Wand hängen ein paar Bilder von New York (da war ich schon), neben der Massageliege steht ein kleiner Beistelltisch an der Wand mit Räucherwerk. Das Zimmer selbst ist jetzt auch nicht so finster, das Fenster befindet sich wahrscheinlich hinter einem durch einen Vorhang abgetrennten Bereich.
Ich konnte (oder wollte) mich nicht zwischen der dunkelhäutigen und der weniger dunkelhäutigen Schönheit entscheiden ... es wird die mit der helleren Haut (hoffentlich kam das nicht rassistisch rüber). Sie (der ich auch das Geld "transferiert" habe) betritt das Zimmer und wir verhandeln ... nur Massage, nichts weiter. Wir bleiben einfach entspannt, kein harter Sex. Sie läßt sich auf mich ein, ich liege jetzt komplett nackt auf dem Bett in dem hübsch dekorierten Zimmer und sie beginnt mich mit Creme zu massieren. Das ich trans bin, wird ihr wahrscheinlich schnell bewußt, ich mache daraus auch kein Geheimnis, sie hat damit auch überhaupt kein Problem.
Meine kleinen Brüste fallen ihr auf: "75 A? 75 B?"
"Eine kleine 75 A", im vollkommenen Gegensatz zu ihren großen Brüsten ... aber ich liebe meine Brüste, so wie sie sind.
Die Massage driftet ab, zu einem netten Gespräch mit ihr, sie wirkt wirklich sehr sympathisch, ich mag sie. Sie ist auch nur einen Kopf kleiner als ich, etwas rundlicher und mit blondierten Haaren. Ich möchte, daß diese 30 oder 45 Minuten mit mir wie eine Pause wirken, während des ganzen, wirklich körperlich sehr harten Geschäfts (dafür respektiere ich sie).
Sie erzählt mir von ihrer Freundin, zeigt mir ein Foto von ihr auf dem Smartphone ... sie selbst ist lesbisch, vielleicht auch bi - und würde daher viel lieber gerne mehr mit mir machen (aber ich habe doch überhaupt keine Erfahrungen mit Frauen). Sie berührt meine Klitoris ... ich wünschte, ich könnte dort mehr empfinden. Die Zeit vergeht, was mein Freund derweil in dem Nachbarzimmer erlebt, ich habe keine Ahnung.

Als ich mich anziehe und mich von ihr verabschiede - und sie mich mit ihrem Lieblingsdeo einsprüht, ich kann jederzeit wiederkommen, sie gibt mir ihre Nummer - hat mein Freund schon die Wohnung verlassen. Ich laufe ihm im Treppenhaus hinterher ... er wirkt still. Draußen ist es schon dunkelster Abend, seine Arbeitsschicht hätte schon längst beginnen sollen. Ich folge ihm zu der nächsten Drive-in-Filiale einer Fastfood-Kette in der Nähe. Es ist kalt geworden, ich habe immer noch nur mein dünnes, schwarzes Top an ... mit der markanten, weißen Aufschrift. Ich beginne mich, um ihn zu sorgen. Er flüchtet wirklich vor etwas ... diese Verdrängungstaktiken kenne ich nur zu gut.
In dem Imbißrestaurant bestellt er sich nochmal eine Portion Pommes und einen Burger - ich nichts. Ich denke nach, nehme ich ihn mit zu mir nach Hause? Ich habe schon längst die Entscheidung getroffen, diesen Abend nicht mehr zu meiner Hauptwohnung zu fahren und dafür in meiner Leipziger Wohnung zu übernachten und morgen einfach etwas später auf meiner 150 km entfernten Arbeit zu erscheinen. Ich kann mir das leisten, übermorgen ist schon wieder das nächste Gespräch mit der Sozialberatung und dem Betriebsarzt. Mein Aufenthalt in der psychiatrischen Klinik ist schon so gut wie sicher, ich bin wirklich krank.
Mein Freund dagegen ... ohne seine verhaßte Arbeit fällt er in ein existenzielles Loch, ewig kann ich ihm nicht monetär aushelfen. "Go to a doctor. Tell them your problem, that you're afraid to go to work, escape from work ... anxious, panic, alcohol abuse, sex addiction." Er hat mehr als genug psychische Probleme, er könnte das wirklich tun - aber er will sich nicht auf ewig krankschreiben lassen ... nur diese eine, verdammte, kommende Nacht.

Zurück zu der Bushaltestelle, an der wir kurz vorher vorbeigelaufen sind. Mit dem nächsten Bus nur ein paar Stationen weiter, wieder zurück in Richtung Stadtzentrum ... er fährt schwarz. Ich wußte nicht, daß er nicht mal mehr das Geld für eine Abo-Karte (mit freier Mitnahme einer weiteren Person) hat. In der Nähe der Umsteigestation von der Buslinie auf die Straßenbahn, läuft er in Richtung der nächsten Bar ... ich bleibe dran, lasse ihn nicht aus den Augen, will ihn in der Dunkelheit nicht verlieren.
Eine Sportbar ... irgendwo den Sonntag Abend im Nordosten von Leipzig. Ein paar Dauergäste, ein Bartresen, eine junge Frau als Bedienung mit einem breiten sächsischen Akzent, ein Flachbildfernseher und vielleicht noch ein Glücksspielautomat (aber da bin ich mir in meiner Erinnerung nicht mehr so sicher). Er bestellt sich das nächste Bier, ich nur ein weiteres Glas Wasser und wir setzen uns auf die Barhocker am Tresen. Er erzählt mir von seinem Plan. Er will irgendwo bis Mitternacht eine Notaufnahme oder etwas Ähnliches aufsuchen, um dort eine Krankschreibung zu bekommen. "Sure, you need a paper", ohne Dokumente oder Papiere geht in Deutschland nichts.
Er trinkt sein Bier, ich schaue immer wieder auf den Fernseher mit der Musikvideosendung, ein paar Männer unterhalten sich auf Türkisch, es wird geraucht. Wir bleiben nicht sehr lange in der Bar mit der irgendwie düsteren und depressiven Stimmung, in der sich Menschen mit Problemen verirren. Mein Freund bezahlt mein und sein Getränk und wir laufen wieder in der Dunkelheit der anbrechenden Nacht zurück zu der Bus- und Straßenbahnhaltestelle.

21 Uhr, die Buslinie zurück in meinen Stadtbezirk im Norden von Leipzig ist pünktlich. Ich ziehe vorher noch eine Fahrkarte aus dem Automaten (mein letztes Geld).
"You don't need a ticket", seine abwertende Bewertung.
"You don't need it, but I do. I'm a good girl." (Du kannst vielleicht schwarzfahren, ich nicht ... jedenfalls nicht heute.)
Total pflichtbewußt, wie schon den Nachmittag einige Stunden zuvor an der roten Ampel vor dem Hauptbahnhof, bezahle ich meinen Fahrpreis. Der Bus kommt an, ein letzter Abschiedskuß von meinem Freund. Er sitzt auf der Wartebank für die nächste Straßenbahn, ich stehe neben ihm. "See you the next weekends", rufe ich ihm noch zu und drehe mich dabei schon zu der Einstiegstür des Busses. Hoffentlich hat er noch Glück die Nacht, mit seinem Plan und die Notfallambulanz. Ein seltsames Gefühl, ihn alleine zurückzulassen. "Binde dich nicht emotional zu sehr an ihn", ein Ratschlag, den ich nur schwer befolgen kann.
Der Bus braucht ein paar Stationen, bis ich die vertraute Umgebung in meinem Viertel wiedererkenne. Alleine zu Fuß zurück von der Haltestelle zu meiner Wohnung, endlich eine Dusche nehmen, mich umziehen, etwas Lockeres. Den Laptop anwerfen und bis spät in die Nacht noch diese Zeilen notieren ... so viel erlebtes. Das reicht bestimmt für eine weitere Kurzgeschichte: Not Afraid of Love ... mein schwarzes Shirt riecht immer noch nach ihrem Parfüm. (Ende Teil 4/4)

[17.09.18 / 04:03] Lindenau ... eigentlich eine ganz nette Ecke von Leipzig - und nicht so überfüllt. Seine Stimmung ändert sich, als wir den kleinen, zentralen Marktplatz in der Mitte irgendwo von Lindenau erreichen. Er steuert zielgerichtet die eine Bar/Späti an der einen Straßenecke an und bestellt sich dort ein Bier ... Nummer Zwei, nach dem ersten in dem Supermarkt am Bahnhof. Ich setze mich neben ihm an den Tisch und schaue mich um ... eine echte Kneipe, Glücksspielautomaten, diverse Auslagen mit Alkoholika, ein Zigarettenautomat und ein kleiner Tresen mit einer freundlichen, älteren Bedienung, bei der ich nach einer Tasse Kaffee frage.
Wieder zurück am Tisch mit einer Tasse frisch aufgebrühten Kaffee, er schaut auf sein Smartphone, sucht etwas im Internet. Ich schaue aus dem Fenster, gleich gegenüber ist ein syrisches Bistro, vielleicht haben die Baklava? "Oriental foods and sweets" steht über dem Eingang. Ich gehe rüber und frage den Mann dort am Verkaufstresen ... "Nein", leider noch nicht, das braucht noch zwei Stunden zum Backen. Zurück in der Bar schickt mich mein Freund gleich wieder raus: "Go, look for a bakery." Ich finde tatsächlich eine Bäckerei auf der anderen Seite des Marktplatzes.
Als ich mit zwei Stück Quarkkuchen ("Eierschecke") wieder zurückkomme, will ich, neugierig wie ich bin, endlich wissen, was er da am Telefon macht. Er spricht mit jemanden ... will sich in ein paar Minuten treffen (soweit kann ich das Gespräch mithören) - ein Freund von ihm? Er legt auf, dreht das Telefon um und zeigt mir eine Internetseite mit dem Escort-Profil einer halbnackten jungen Frau.
"She is from Thailand. She is trans, like you."
Ich bin interessiert ... fange an von meiner eigenen Escort-Vergangenheit zu erzählen, von dem Laufhaus, von den "Hells Angels" in dem Rotlichtviertel, von meinen "Klienten" (eigentlich war es ja nur der eine).
"Shall we go to her and meet her? Just around the corner."
Warum nicht ... gleich neben dem syrischen Bistro befindet sich eine Bankfiliale mit ein paar Geldautomaten und weitere 200 Euro wechseln ihren Besitzer (oder ihre Besitzerin).
"I will support her, if she needs money for her operation", ich bin neugierig und möchte wissen, wie sie professionell arbeitet. Nachdem ich meine zwei Stück Kuchen aufgegessen habe (und er sein Bier ausgetrunken hat), verlassen wir die kleine Bar ... so gegen 15 Uhr.

Ein paar Schritte zu Fuß, wirklich nicht weit entfernt, quer über die Straße mit den Straßenbahngleisen, ein unscheinbarer Hinterhofeingang. Wir gehen die Eingangstreppe hinauf ... so viele Erinnerungen, Gemeinsamkeiten fallen mir jetzt auf. Die Fotos der Mädels am Eingang, die verschlossenen Türen, die wahrscheinlich nachts und am Wochenende offen sind - nur das Laufhaus, in dem ich vor 8 Jahren war, war viel dunkler und schummriger in meiner Erinnerung.
Wir betreten die angemietete Wohnung der jungen Transfrau ... die dunklen Vorhänge vor den Fenstern lassen aber auch keinen einzigen Lichtstrahl hinein. Ich gebe meinen Augen etwas Zeit ... sehe mich um, das obligatorische große Bett, die kleinen Nachttischschränkchen mit den üblichen Utensilien, Kosmetikpapierrollen, Gleitcreme, Kondome. Mein Freund (der das Treffen telefonisch arrangiert hat) stellt mich ihr vor, nimmt anschließend auf dem Stuhl neben dem Bett Platz und zieht sich aus. Ich frage die, wirklich sympathisch erscheinende junge Transfrau, wo ich mich untenherum sauber machen kann, sie zeigt mir die Toilette mit dem Waschbecken und der Dusche - und das desinfizierende Waschgel (wirklich sehr professionell). Erinnerungen ... mein letzter Klient mußte sich auch mit mir vorher waschen (ich habe darauf bestanden).
Wieder zurück, entkleide ich mich auch und lege meine Sachen zu denen meines Freundes. Die beiden sind schon nackt und mein Freund hat ihr schon das Geld überreicht ... Moment, aber ich dachte, das übergibt man nicht direkt? Kurzes Gespräch zum Kennenlernen ... sie ist trans, ich bin trans, und operiert.
"Where did you let it make?"
"Potsdam, Klinik Sanssouci, Dr. B. from Switzerland."
"How much did you pay?"
"29000 Euro."
"Wow", sie muß kurz durchatmen, "Why not Thailand? That's much cheaper."
"Too far away ... but look, I like that - how is it called - mons pubis", ich deute auf meinen wirklich gelungenen Schamhügel, als wäre dieser alleine schon die ganze Summe wert gewesen.
Wir legen uns zu dritt auf das übergroße Bett mit der dunkelroten Decke ... so rot wie die Vorhänge und der Rest des Zimmers. Was jetzt kommt, ich habe keine Ahnung, ich lasse mich einfach überraschen - ich mache sowieso nur das, was mein Freund mir sagt, folge blind seinen Wünschen. Er dirigiert uns, leise flüsternd. Will dabei zusehen, wie ich meinen Blow Job bei ihr ausführe (sie ist nicht operiert). Nur sein Wunsch, daß ich ihr auf die Lippen küsse - lehnt sie strikt ab: "No!" Alles klar. Keiner meiner Klienten durfte auch mich jemals auf meine Lippen küssen - das ist tabu! Aber die Brustwarzen, das ist OK ... wobei sie eigentlich nur meine Brustwarzen mit ihrer Zunge umspielt, während er sie von hinten nimmt. Ihm gefällt es, ich schaue immer wieder zu ihm hoch, in seine Augen. Sein Traum, ein Dreier mit zwei wunderschönen, jungen (Trans-)Frauen an seiner Seite.
Wir drehen, sie nimmt meine Beine auf ihre Schultern und nimmt auch mich ... anal natürlich, mit Kondom. Das meine Neovagina viel zu eng ist und aus dem Spiel bleibt, haben wir vorher schon abgemacht. Ihr Penis ist auch nicht so groß ... eigentlich angenehm. Ich genieße es, lasse mich darauf ein, schließe meine Augen und greife in das Kopfkissen. Sorry, daß ich nicht so darauf vorbereitet war und die letzte Beinrasur schon fast 24 Stunden zurückliegt.
Wir drehen erneut die Position ... "Sandwich?" Nein, ich bleibe auf dem Rücken liegen und mein Freund nimmt mich alleine. Endlich! Darauf warte ich schon den ganzen Tag! "Tue es! Bitte!" ich schreie in meinen Gedanken. Sein Glied stößt in mich und ich vergesse alles um mich herum. Kurze Zeit später, er kommt in mir ... sie begleitet uns und hält alles bereit, etwas Papier zum Wegwischen (ich könnte da einen Tropfen Blut verlieren), nimmt sein Kondom ab und entsorgt es (wirklich ein guter Service) und ... er darf zwar sie nicht auf die Lippen küssen - aber dafür biete ich ihm an, mich hemmungslos - und mit Zunge - auf dem Bett liegend "in den Himmel zu schießen".
Nachdem ich mich danach in dem kleinen Badezimmer unten herum wieder saubergemacht habe (und mein Freund währenddessen eine Thaimassage bekommen hat, bei der ich sehr interessiert zugesehen habe), kann ich mich mit ihr noch etwas auf Deutsch und Englisch unterhalten.
"Really, why not Thailand? Only around 5000 Euro price and there's a clinic, they even have a German speaking nurse. But you've to stay there for a month."
"No, no...", aber ich habe da doch noch den einen Termin in drei Jahren in München, da könnte ich das nochmal erneut operieren lassen.
Auch diese Korrekturoperation mit der Haut vom Bauch oder Oberschenkel (oder Mesh-Gewebe) können die Ärzte ihrer Meinung nach in Thailand viel besser - und vor allem kostengünstiger. Hätte ich doch nur von Anfang an warten können ... aber es mußte unbedingt Potsdam sein.
Mein Freund kommt zurück, war er auch kurz im Badezimmer? Ich hoffe es. Wir ziehen uns wieder an und verabschieden uns von ihr ... die bezahlte Stunde ist wahrscheinlich schon längst um. Ich finde nicht mal die Zeit, mir nach dem Sex die Haare durchzukämmen. Eilig krame ich im Treppenhaus in meiner Handtasche nach meinem Kamm und bürste im Laufschritt meine Haare kurz durch.
Wieder draußen vor dem unscheinbaren Gebäude laufen wir - quer über die Straße mit den Straßenbahngleisen (ich erwähne es, weil ich mich dann immer besonders vorsichtig umsehen muß) - zurück zu dem kleinen Marktplatz in der Mitte von Lindenau, die Sonne steht den Nachmittag schon spürbar tiefer.
"Did you like it?" er fragt mich, als wir wieder zurück zu der kleinen Bar gehen.
"Oh yes, I enjoyed it!" ich bin noch total beeindruckt von dem ganzen Erlebnis. Die 200 Euro schuldest du mir nicht mehr, das kommt nicht auf meine imaginäre "You-own-me-Liste".

Zurück an dem Tisch in der Bar, sein nächstes Bier (Nr. 3). Ich habe noch die Flasche Wasser aus dem Supermarkt am Bahnhof in meiner Handtasche. Meine frischen Erinnerungen kreisen um die wirklich sehr sympathische, junge Transfrau von eben. Und ihr Wunsch ist nicht unbedingt die Operation, sie möchte viel lieber mit dem hart erarbeiteten Geld irgendwann ein kleines, thailändisches Restaurant eröffnen, ein schöner Traum. Mein Blick schweift ab, auf das syrische Bistro ein paar Meter entfernt, ob das Baklava jetzt fertig ist? Mein Freund schickt mich rüber über die Straße: "Go and eat something there. It's good food." Ich will ihn erst gar nicht alleine lassen - aber ich will doch mit dir zusammen sein! Keine Widerrede, ich muß alleine die paar Meter in das Bistro gegenüber gehen.
17:30 Uhr ... Zeit, etwas zu essen. Ich bestelle einen Falafel-Teller und setze mich auf einen Hocker am Eingang. Ich kann ihn durch die Scheibe der Bar auf der anderen Straßenseite nicht erkennen. Was, wenn er da gar nicht mehr ist? Wenn er mich einfach zurück läßt? Angst ... ich lasse mir nichts anmerken und esse ganz normal meinen kurz darauf servierten Falafel-Teller, mit Salat, verschiedenen Soßen, Hummus, Halloumi-Grillkäse, etwas Fladenbrot - und präzise abgezählten zwei Stück Falafel ... aber das frisch zubereitete Walnußgebäck mit einer Überportion Puderzucker, welches ich mir im Anschluß mit hinüber in die Bar nehme, ist ein Genuß.
Mein Freund sitzt da noch ... ein weiteres Bier steht auf dem Tisch. Mußt du nicht anschließend arbeiten gehen? Er will nicht, hat zuviel Alkohol getrunken. Die Null-Toleranz-Strategie seines Chefs könnte für ihn die Kündigung bedeuten. Er möchte sich für den Tag (bzw. die Nacht) einfach krankschreiben lassen. Ich scherze, bleibe aber im Unterton ernst. Das geht nur, indem du dich wie mich, als "mentally insane" oder "psychic problems" bei einem Arzt vorstellst. Ich könnte mich jederzeit auf ewig krankschreiben lassen, wenn ich nur leise das Wort "suicide" erwähne. Ich beginne ihn zu diagnostizieren, er hat Angst, zur Arbeit zu gehen, flüchtet sich in Alkohol - und in Sex. Er sucht auf seinem Telefon im Internet schon wieder die nächste Dame aus dem horizontalen Gewerbe, macht einige Telefonate.
"Let's go to her", er zeigt mir ein paar aufreizende Fotos einer mehr oder weniger nackten Blondine (deren Gesicht geschickt verborgen bleibt), "Can you get some money from the bank? I call a taxi."
Du bist verrückt ... nein, ich bin verrückt! Ich tippe mir noch mit dem Zeigefinger auf die Stirn, greife meine Handtasche und springe auf, die paar Meter zurück zu der Bankfiliale. "You're totally insane!" mein Aufschrei als ich die Bar verlasse ... und deute es dabei eher auf mich. (Ende Teil 3/4)

[17.09.18 / 04:02] Kurz nach 11 Uhr den Sonntag Vormittag, ich wache auf und schaue auf mein Telefon neben mir. Mein Freund hat mir irgendwann zwischen Mitternacht und jetzt eine Nachricht geschrieben (ich lasse das Telefon über Nacht immer im Offline-Modus). Er fragt, ob ich wieder in Leipzig bin. Apathisch nehme ich die nächste Stunde eine Dusche, gieße meine Pflanzen und esse mein mitgebrachtes Frühstück - Olivensalat (mit entgegen der Meinung des südländischen Verkäufers viel zuviel Knoblauch) und einem Fladenbrot. Schreibe ich ihm zurück? Ach nein ... dann will er doch nur wieder Sex mit mir. Aber bin ich darauf nicht eigentlich scharf? Ich überlege lange ... ich tue es und antworte ihm! Die eine Stunde bis er da ist, habe ich bestimmt auch mit Zahnpasta und viel Wasser den Knoblauch vom Frühstück aus meinem Atem gewaschen. Irgendwann so gegen 12:30 Uhr und 13:30 Uhr klingelt es an meiner Tür...
Mein Freund stürmt herein. Er umarmt mich, ich umschlinge ihn ... drücke meine Nase an seine Schulter neben seinem Hals und nehme seinen Geruch auf. Er küßt mich auf meine Lippen, bevor er mich rückwärts zu meinem Bett schubst. "You're fast!" noch bevor ich mich versehe, liegt er halbnackt, dann nackt in meinem Bett und ich entkleide mich vor ihm stehend.
Ein "Blow Job" mit "Deep Throat" - meine Spezialität - und ich spüre seine und meine Erregung. Er kommt teilweise in meinem Mund. "Don't move!" ich hole blitzschnell die Rolle Klopapier aus meinem Badezimmer und mache ihn sauber ... hinterlaß mir bloß keine Flecken auf meiner schwarzen Bettwäsche.
Er sieht mir dabei zu.
"Let's try it."
"What do you mean?" frage ich ihn zurück.
"Inside your vagina!" und er deutet mit den Augen auf mein spezielles, vor knapp drei Monaten operiertes Areal.
"I'm sorry, if that is not possible."
"Don't worry. We will try", er ist zuversichtlich, ich lasse mich darauf ein und wir versuchen es.
Die ganze östrogenhaltige Vaginalcreme ist mir wie Sperma schon den Vormittag nach dem Duschen herausgekleckert. Mit einem Tropfen Blut. Ich bin zu verkrampft. Das das Ganze schon so zu eng und verschlossen ist, macht es nicht besser. Er rutscht kurz in das andere Loch ... Analsex? Ich spüre meine steigende Erregung. Er zieht sein Glied sofort wieder raus, will noch einen weiteren Blow Job von mir. Ich stimme leise zu ... und du hast überhaupt keine Ahnung, wie geil ich jetzt auf dich bin! Schon fast ein ganzes Jahr ohne Sex - und drei Monate frei von Testosteronblocker!
"Let's go and drink something outside."
Er nimmt eine Dusche und läßt mich nackt auf dem Bett liegend zurück. Ich folge ihm anschließend in mein Badezimmer, reiche ihm mein Handtuch und er zieht sich an. Ich auch ... meine Jeans und den schwarzen Designerfetzen vom Vorabend mit dem weißen Aufdruck: "Not Afraid of Love". Seine Idee, rauszugehen und eine Bar zu suchen, gefällt mir - ein Kaffee wäre jetzt wirklich nicht schlecht und ich packe noch etwas Geld in meine schwarze Handtasche, bevor wir zusammen meine Wohnung verlassen.

Es ist Sonntag früher Nachmittag, außer das kleine Café um die Ecke hat jetzt bestimmt nichts, erst recht keine Bar oder ähnliches, was er sucht, auf. Selbst die Bankfiliale in der Nähe der Straßenbahnhaltestelle in meinem Viertel, zu der er mich lotst, ist versperrt und wir suchen die nächste Bank mit offenen Zugang zu einem Geldautomaten. Ich ahne es, er braucht mal wieder Geld ... so 500 Euro, um seine Rechnungen und Mahnungen zu bezahlen.
"But you have a job?" wir stehen vor dem Automaten.
"Please...", er ist mit seiner Arbeit nicht glücklich, er haßt seinen Job abgrundtief ... sowas mit Putzen und Nachtschicht vor Messe- und Konferenzveranstaltungen. Und seine alte Wohnung hat er auch nicht mehr, zu teuer die Bruchbude. Er wohnt jetzt zur Untermiete bei einem Bekannten in Grünau - dem großen Plattenbauviertel im Westen von Leipzig. Ich tippe die PIN in den Automaten und mache ihn wieder etwas glücklich.
"Shall we go to the city?"
"Yes, why not", vielleicht kann ich dort endlich irgendwo einen Kaffee trinken.
Wir nehmen an diesem sonnigen, freundlichen, azurblauen Spätsommertag im September die nächste Straßenbahn zum Hauptbahnhof ... hätte ich doch nur meine Sonnenbrille mit in die Handtasche gepackt. Die Sonne brennt beim Warten an der Haltestelle schon auf meine schwarzen Sachen. Er hat mit der Sonne kein Problem, er trägt eine hellgraue Fleecejacke und eine kurze hellgraue Hose ... und Turnschuhe ... und einen Rucksack, wahrscheinlich mit Sachen für seine Arbeit die nächste Nachtschicht.

Am Hauptbahnhof angekommen, überall sind zu viele Menschen um uns herum ... er stürmt hungrig in die Richtung der nächsten Fastfood-Lokale im Inneren des großen Bahnhofsgebäudes. Ich habe Mühe, mit ihm Schritt zu halten. Warte pflichtbewußt an der roten Fußgängerampel vor dem Eingangsportal, während er schon vorausläuft. Die Ampel schaltet auf Grün, ich renne zu ihm in die Vorhalle um ihn einzuholen, halte meine Brüste fest ... hätte ich doch nur einen BH angezogen.
Wirklich haufenweise Menschen sind den Sonntag Nachmittag am Bahnhof unterwegs, alles ist übervoll. Während er an einer Fastfood-Filiale etwas für sich zum Essen bestellt, suche ich an den kleinen Ständen zwischen den Gleisen nach einem freien Verkaufsstand mit einem "Cappuccino-to-go". Mit dem heißen Pappbecher in der Hand setzte ich mich danach zu ihm an den Tisch in dem Fastfood-Restaurant. Er ist ruhig, wirkt nachdenklich, ißt einen Burger, die Pommes dazu mit Mayo auf dem Tablett verteilt.
"Let's go to Lindenau, I know a bar there."
Ich stimme zu, vielleicht finde ich dort einen Bäcker oder ein Café, mir ist jetzt irgendwie nach Kuchen. Er nimmt sich noch eine Dose Bier aus einem kleinen Supermarkt mit auf den Weg. Zurück an der übervollen Straßenbahnhaltestelle vor dem Hauptbahnhof nehmen wir danach die nächste Linie in Richtung Westen von Leipzig. (Ende Teil 2/4)

[17.09.18 / 04:01] Sonntag Abend ... das war vielleicht ein Ritt, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Doch zuerst...

Sonnabend später Nachmittag in Leipzig, in meiner Wohnung. Schon ein komisches Gefühl, mich bei Tageslicht vor dem Badezimmerspiegel zu schminken. Etwas Kajal, etwas Lippenstift - diesen Abend ist in der Eisenbahnstraße das "Trans-Kulturelle Festival". Das mit dem "Trans" habe ich aber zuerst falsch verstanden, das ist keine Party für so spezielle Menschen wie mich - das bezieht sich einfach nur auf "Trans" wie in "Transsilvanien" oder "Transjordanien" oder ... wie irgend etwas anderes mit "Trans" als Vorsilbe (z.B. "transkulturell"). Ich ziehe mich aber trotzdem schick an: meine enge schwarze Jeans, das neue schwarze "tigha"-Shirt mit dem Aufdruck: "Not Afraid of Love" (dieser Spruch wird später immer deutlicher hervorscheinen) und meine schwarze Lederjacke für die Nacht ... und meine Stiefeletten natürlich (die mit den kubanischen Absätzen). Etwas Silberschmuck aus meinem abschließbaren Holzkästchen und ich bin raus aus meiner Wohnung. Weiter zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.

Überpünktlich, noch vor dem offiziellen Einlaß, erreiche ich kurz nach 18 Uhr die Festivallocation - das kleine Theater über dem Aldi-Markt irgendwo an der Eisenbahnstraße - in dem multikulturellen Viertel in Leipzig. Der Essensstand draußen wird schon eingerichtet ... es gibt afrikanische Küche, hoffentlich mit Kochbananen und Erdnußsoße.
An der Kasse des Theaters zahle ich meinen selbstgewählten "Spendeneintritt". Im Theater selbst ist es noch ganz leer, ich bestaune die gewölbeartige Deckenarchitektur des ehemaligen Lichtspielhauses aus der vorigen Jahrhundertwende (so um Neunzehnhundertnochwas). Der Wechsel des Fußbodenbelages vom Parkett zum Parterre und die ziemlich niedrige Decke läßt mich sofort auf die nachträglich eingezogene Zwischendecke schließen - das muß hier alles mal viel tiefer gewesen sein. Unter meinen Füßen befindet sich tatsächlich die Kaufhalle des Lebensmitteldiscounters - zu dem ich gleich im Anschluß gehe, meinen 50-Euro-Schein in Kleingeld für Getränke an der Bar und das afrikanische Essen draußen zu tauschen ... und eine Tüte Nüsse (für später die Nacht).
Wieder zurück in dem Theater beginnt das Festivalprogramm, ein Solo-Auftritt einer jungen Künstlerin mit Gitarre, ein paar Kurzfilme auf einer kleinen Leinwand (der aus Teheran hat mich total fasziniert) und der anschließende Auftritt einer ... psychedelischen Rockband, mit einem Gitarristen, der sich in endlose Feedbackorgien verliert und einem Jazz-Drummer sowie einem Bassisten, deren ganzer Auftritt irgendwie improvisiert wirkt. Bis hierhin ist alles noch in Ordnung, eine (möglicherweise schwangere) Performance-Tänzerin in einem schwarzen Catsuit tanzt vor der Bühne vor der spielenden Rockband, während an dem Deckengewölbe der Auftritt live über einen Beamer in "LSD-Vision" projiziert wird ... verzerrte, bunte Farben - das ist ein Happening! Laß es passieren! Mir liegt noch das frische afrikanische Essen von draußen im Magen ... leckere Kochbananen! In Reis, Bohnengemüse und frittierten Hefeteigbällchen.
In meinen ständigen Hin- und Herwechseln zwischen der Bar und dem Soli-Eisstand daneben, dem Bereich vor der Bühne und dem kleinen Areal draußen und dem Sammeln von Eindrücken vergeht die Zeit. Es ist dunkel geworden. Viele junge Menschen sind gekommen ... zu jung. Irgendwie alles sehr locker gekleidete Studentinnen oder so, ein paar junge arabische Männer (vielleicht aus dem Viertel, oder auch Studenten) ... und mich. Ich fühle mich plötzlich (mit Mitte 30) viel zu alt - und total overdressed. Fast hätte ich schon für den Abend ein elegantes Kleid angezogen und nicht diesen todschicken, avantgardistisch schwarzen Designerfetzen. Ich verberge den weißen Aufdruck auf dem Shirt mit meiner schwarzen Lederjacke und überlege, ob ich noch länger bleibe oder doch schon früher abhaue.
22:30 Uhr, die Technik der psychedelischen Band auf der Bühne ist schon längst abgebaut, die Gruppe der nächsten jungen Musiker und Musikerinnen wartet auf das "Go". Ich beobachte das Treiben auf der Bühne eine ganze Weile, ein Sextett, ein Septett ... ein Oktett, nein, doch wieder ein Sextett? Das lange Warten zermürbt nicht nur das Publikum sondern sehr wahrscheinlich auch die Musiker. Schade ... ich haue trotzdem vor dem Auftritt ab. Die angespielte Pausenmusik auf der PA läßt nichts Gutes für die anschließende Disko erhoffen. Hip-Hop? Reggae? Ich wollte doch nur zur arabisch-kurdisch-türkischer Musik "Dabke" tanzen ... und ich wurde den ganzen Abend auch von niemanden angesprochen. Wieder keine aufregende Nacht ... mit Sex.

Zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, zurück in meine Wohnung. Zurück ins Badezimmer und vor dem Spiegel das Make-up aus dem Gesicht waschen - und mir die üblichen Sprüche zuwerfen: "Hast du dich schon mal im Spiegel angesehen? Du bist nur eine potthäßliche, männergesichtige Transe. Kein Mann wird jemals mit dir Sex haben wollen - erst recht nicht, nachdem du dir das Ding da unten hast abschneiden lassen!" Ich verkrieche mich die nächste Stunde bis nach Mitternacht vor meinem Laptop sitzend an der Minibar und lasse ein Debian-Update laufen ... und esse einsam meine Tüte Nüsse aus dem Aldi-Markt fast halb leer. (Ende Teil 1/4)

[09.09.18 / 18:47] Hoffentlich pustet der Fahrtwind die Spinnweben weg - ich bin dieses Jahr schon mehr als doppelt so weit gefahren, wie die letzten beiden Jahre. (Bereits ganze zwei Tankfüllungen!) Endlich paßt mir auch die hochgeschnittene Lederhose der schwarzen Motorradkombi (für Damen), ohne unten herum zu drücken oder etwas einzuzwängen ... ich kann jetzt sogar den Reißverschluß rund um die Taille zumachen. Für die heutige 100km-Sonntagsausfahrt habe ich eine ziemlich anspruchsvolle Strecke ausgesucht, viele Kurven, viele Dörfer, viele kleine, leichte Hügel, auf und ab - und ständig die Hand an der Kupplung und den Fuß am Ganghebel. Hat Spaß gemacht. Und das neue "Buff" hat sich auch bewährt. Der Großteil der langen Haare liegt zwar verdeckt am Rücken unterhalb der Lederjacke - aber der Haarknoten (bzw. das Haargummi) am Zopf, zwischen Motorradhelm und Jacke, lag sonst immer frei und ich hatte ziemliche Mühe, das hinterher wieder durchzukämmen - mit dem teilweise elastischen Schlauchtuch um den Hals ist das jetzt kein Problem mehr.

Den Brocken weit hinten am südlichen Horizont der Harzvorlandschaft ... ich müßte eigentlich mal wieder längere Strecken mit dem Motorrad fahren.

[05.09.18 / 23:39] Soweit ist es gekommen ... von der Arbeit in die "Klapse", meine Einweisung in die Psychiatrie. Etwa zwei Stunden, von 10 bis kurz vor 12 Uhr den Vormittag, ging mein Vorgespräch in dem Fachklinikum für Psychiatrie, Psychotherapie und Psychosomatik ... irgendwo in einem verlorenen Nest am A... - nein - Ende der Welt. Schon allein die komplizierte Anfahrt, über zwei fast gleich lautende Bundesstraßen und durch unzählige Ortsumgehungen, ohne irgendwelche Dörfer dazwischen als Orientierung, treibt mich fast in den Wahnsinn. Das Gespräch selbst lief dann wieder ganz entspannt. Ich habe meinen therapeutischen Lebenslauf dabei: "Jetzt zählen Sie mal die Wörter 'Suizid' und 'Selbstmord'!" (Genau 3x und 2x.)
Nachdem sich der Vormittagsnebel an diesem sonst freundlichen Septembertag gelichtet hat, sitze ich nach meinem Kennenlerntermin auf der Sonnenterrasse der Cafeteria auf dem schön grünen Klinikgelände und trinke erstmal eine Tasse Cappuccino - zusammen mit einem sahnigen Eclair als verspätetes Frühstück. Eigentlich ganz nett hier ... die paar Patienten, die ich so sehe, wirken auch gar nicht wie unter Drogen. Vielleicht bin ich demnächst mal für einen längeren Zeitraum, so 9 bis 12 Wochen, einfach weg. Nur die von der Psychologin bzw. Therapeutin (die, die das Gespräch geführt hat) erwähnte "Gruppentherapie" (bzw. Konfrontationstherapie) macht mir etwas Sorgen ... ob ich das durchstehe?

[02.09.18 / 23:30] Das Gespräch schwenkt um, auf das Thema Beziehungen ... seine und meine "Sex-Beziehungen" und die emotionalen Probleme, die das so mit sich bringt. Er spricht mich auf meine "kräftige" Stimme an - hat er einen Verdacht? Ich antworte ihm, daß ich Sängerin bin ... nicht professionell, aber der eine Sänger der letzten Band, mit dem szenetypischen, kaum verständlichen, tiefen Gesang aus der Kehle, hat sein Mikro weit nach oben gehalten - genau so habe ich auch meinen letzten Titel eingesungen und bewundere deswegen die Sänger (und Sängerinnen), die die Stimmlage einen ganzen Auftritt halten können. Er fragt weiter ... ob ich einen BH trage - natürlich nicht - ich bin flach. Ich muß mich da nicht einzwängen oder ein Riesengewicht mit mir rumschleppen. Wenig später die Nacht wird mir bewußt, daß er wahrscheinlich meinte, ob ich da etwas "aufpolstere".
Die nächsten Minuten draußen vor dem Club in der Kälte der Nacht, geschützt vor dem Nieselregen durch ein kleines Vordach und einer Laterne vor dem Eingang, gesellen sich immer mal wieder weitere zwei Gäste, mehr oder weniger stark betrunken oder bekifft, zu der kleinen Runde dazu. Letztendlich stehen wir dann aber doch wieder alleine ... mir ist kalt - und ich muß nach den ganzen Gläsern Wasser dringend eine Toilette aufsuchen. Wir beschließen, kurz wieder reinzugehen, den Becher- (bzw. Bierflaschen-) Pfand einzulösen - und ich suche die Toilette auf einer der Etagen des alten Lager- oder Fabrikgebäudes, die ich bei meinen letzten Konzertbesuchen nie gefunden habe ... schon wieder neue Räumlichkeiten entdeckt.

Er wartet auf mich auf einer Bank vor der Damentoilette (Frauen brauchen da etwas länger), danach verlassen wir den Club. Ich habe keine Ahnung, was die Nacht noch so passieren könnte, lasse mich einfach treiben ... alles ist möglich. Er begleitet mich durch die dunklen Straßen die paar 100m zu meinem Auto. Er ist an Sex interessiert ... ist sich aber nicht sicher, wo er bei mir gelandet ist. Das Gespräch kommt noch einmal auf meine kleinen Brüste zurück ... ich lasse mich abtasten - "Ich mag meine kleinen Brüste, ich habe damit kein Problem." Wir laufen weiter, bleiben stehen, er faßt mir in den Schritt, läßt seine Finger in meine Jeanshose und meine Unterwäsche gleiten - das hat bis jetzt noch nie jemand bei mir versucht. Ich bleibe entspannt, er scheint erleichtert zu sein, als er das obere Ende meiner Schamlippen ertastet ... hat er etwas anderes erwartet?
Zurück an meinem Auto, ich setze mich auf einen Fahrradständer daneben, er lehnt sich gegen meinen Kofferraum. "Eigentlich mache ich das nicht, jemanden mit in meine Wohnung zu nehmen ... das heißt ... naja, eigentlich doch", ich bin vorsichtig. Er spricht mich auf sein Genital an, es ist etwas größer und könnte bei mir wehtun. Er fragt, ob ich Gleitcreme bei mir zu Hause habe. Ich antworte: "Du bist nicht mein erster Marokkaner ... aber", er mag das Wort aber nicht, "ich habe da vorne nur eine ganz kleine Öffnung." Verlegen spreize ich die eine Hand aus und zeige mit den zwei Fingern der anderen Hand, wieviel von dem Zeigefinger der einen Hand wohl in meine Vagina hinein passen könnte. "Aber ich habe ja noch mein bestes Stück!" entgegne ich und fasse mir dabei flirtend an mein Hinterteil.
"Bist du operiert?"
Auf seine Frage hin, verändern sich meine Gesichtszüge, "Wenn du das so genau fragst ... ja."
Und plötzlich bin ich für ihn nicht mehr als ein schwuler Mann - zwar operiert, aber immer noch ein schwuler Mann.
"Ich bin nicht schwul, ich stehe nicht auf Männer, ich ficke keine Ärsche - das ist haram!"
Gefaßt höre ich mir seine Begründung an. "Haram" - das kenne ich schon von dem Tunesier. Ich respektiere seine Religion, seine Werte, die Bierflasche in seiner Hand. Einerseits bin ich betrübt, daß er mich doch wegen meiner Trans-Vergangenheit ablehnt, andererseits habe ich doch etwas Angst, daß er jetzt wütend werden könnte, weil er zuviel Zeit und Energie mit mir verschwendet hat. Er kennt da noch eine Bekannte, zu der er jetzt gehen könnte, um seinen "Druck abzulassen", seinen "Samenstau". Ich bin es leider nicht.
Wir trennen uns, im freundlichen Auseinandergehen ... vielleicht hätte ich lieber mein Papierschild mit der Aufschrift "Trans Pride" vom vorletzten CSD aus meinem Kofferraum nehmen sollen und hätte es den ganzen Abend schön sichtbar vor mir her tragen sollen - damit alle Männer sofort wissen, was ich bin. Ich dachte bei ihm schon, er wäre enttäuscht, er wäre einer dieser Männer, die auf das "besondere Extra" unten herum bei Transfrauen stehen - das ich jetzt nicht mehr habe. Aber er hat mich aus dem anderen Grund abgelehnt. Ich war so in meiner Erwartung drin, daß ich niemals mehr meine männliche Vergangenheit erwähnen muß, daß ich mich einfach so bei einem One-Night-Stand nackt ausziehen kann, ohne daß irgend etwas auffällt. Meine Stimme hat mich letztendlich verraten.

Zurück in meine Wohnung. An einer dieser Säulen mit der großer Analoguhr, überall in Leipzig verteilt, sehe ich die Zeit - 5:30 Uhr den Sonntag Morgen. Als ich mein Auto in der Straße vor dem Wohnhaus parke, kündigt sich schon im leichten dunkelblauen Ton die Morgendämmerung an. Zurück ans Waschbecken, vor dem Spiegel den schwarzen Kajal aus den Augen waschen. Zurück in mein Bett, mein Telefon liegt tatsächlich noch auf dem Bartisch in der Küchenecke ... ich schalte es ein - keine Nachricht von meinem Freund. Und es bleibt auch den Sonntag Nachmittag stumm. Dabei habe ich extra für ihn und mich Brötchen und einen Mango-Lassi gekauft, zum Frühstück, und "Halawa", das süße Zucker-Sesam-Gemisch - falls er nach der Frühschicht bei mir vorbeikommt ... ich muß es den Sonntag Mittag alleine essen. (Ende Teil 2/2)

[02.09.18 / 23:29] Zurück in Leipzig ... die große Yucca-Pflanze sieht noch ganz gut aus und bekommt einen neuen Übertopf, den ich unterwegs gekauft habe. Der kleine Ficus dagegen, ist wahrscheinlich bis hinunter auf den Wurzelstamm hin. Zurück zu meinem geparkten Auto unten in der Straße, ich sammle alle leeren Wasserflaschen auf der Beifahrerseite ein und tausche sie in der Kaufhalle um die Ecke gegen den Pfand, ein paar Brötchen, einen Couscoussalat und eine kleine Packung Hummus zum Abendessen. Diesen Sonnabend Abend ist in Connewitz das Soli-Konzert für die Seenotrettungsschiffe im Mittelmeer.
Nachdem ich eins meiner mitgebrachten Brötchen und den Salat aufgegessen habe, mache ich mich ausgehfertig ... Kajal, Lippenstift, die schwarze Jeans, das neue schwarze Spaghettiträgertop - und den Silberschmuck. Gefühlt eine halbe Ewigkeit bin ich so nicht mehr nachts ausgegangen (das letzte Mal im Juni in Berlin). Es könnte kalt werden, ich ziehe auch meine schwarze Baumwolljacke im Bikerstil an und gehe anschließend zu meinem Auto ... keine Ahnung, wann die Konzerte anfangen oder wann sie aufhören - eine Straßenbahn fährt dann bestimmt nicht mehr. Ich fahre einfach so in den Südteil von Leipzig und lasse mich überraschen (ich habe nicht mal einen Papierflyer für die Veranstaltung).

21:30 Uhr, Sackgasse, eine Baustelle auf der Straße versperrt mir den Weg zu der Konzertlocation und ich muß ein paar 100 Meter entfernt parken. Als ich das große Gebäude in dem Hinterhof erreiche (das mit dem Charme eines linksalternativen, besetzten Hauses - ich war hier schon ein paarmal), sind noch kaum Menschen da und die Kasse scheint auch nicht besetzt zu sein - ich bin zu früh. Wahrscheinlich ist der Einlaß erst gegen 22 Uhr. Egal ... gleich daneben gibt es ja dieses kleine, exklusive vegane Restaurant, das noch bis spät geöffnet hat.
In dem Restaurant - vielleicht ist es auch nur ein Bistro - studiere ich die Getränkekarte und die Menükarte ganz genau, nach meinem veganen Nudelauflauf den Mittag fehlt mir noch ein nettes, kleines Dessert ... Schoko-Brownies, das hört sich lecker an, das bestelle ich. Ich setzte mich an einen Tisch in der Ecke des Ladens und die freundliche Bedienung bringt mir nur wenig später den süßen Nachtisch und eine Limonade - mit Anisgeschmack, Eis und ein paar orangefarbenen Früchten.
Meine schwarze Handtasche liegt neben mir auf der Ecksitzbank, immer wieder schweift mein Blick darauf ... nehme ich das Telefon aus der Tasche? Warte ich auf eine Nachricht von meinem Freund? Ich kann mich nicht zurückhalten, ich muß nach dem Telefon greifen - und suche es in meiner Handtasche ... es ist nicht da! Ich habe es tatsächlich in meiner Wohnung auf der Minibar liegenlassen! Ich muß schmunzeln ... endlich bin ich mal befreit von dem Zwang, ständig auf mein Telefon schauen zu müssen - auf dem ja doch nie eine Nachricht angezeigt wird. Ich fische mit einem kleinen Holzstäbchen die Früchte (Kumquats?) zwischen den Eiswürfeln aus meinem leeren Glas, bezahle die Rechnung und laufe dann wieder zurück zu dem Club um die Ecke in dem Hinterhof - jetzt sind da schon ein paar mehr Leute und die Kasse am Eingang ist auch besetzt.

Eine Soli-Party ... den Eintrittspreis kann ich selbst wählen (aus einer festgelegten Spanne unterhalb von 10 Euro), an dem Stand für Papierflyer daneben bleibe ich länger stehen und bewundere all die vergangenen Termine und Veranstaltungen, die ich verpaßt habe - ein paar dieser kleinen Zettel sammle ich trotzdem ein. Ich bewundere weiter die ganzen Plakate an der Wand, bevor ich den kleinen Saal mit der Bühne und der Bar betrete. Neu ist der Informationsstand für den Verein der zivilen Seenotrettung und die "Benefiz-Cocktailbar" gleich daneben, die paar Tische (und die Spendendosen) wurden extra aufgestellt. Ich lasse mir an der Cocktailbar eine nichtalkoholische Alternative aus Cola und Tonic mixen - und der erste Euro für den Becherpfand geht wenig später in die Spendenbox.
Drei Konzerte, drei Bands aus dem *core-Umfeld. Ich hatte den ganzen Tag schon Zweifel, ob das nicht ein bißchen "zu hart" für mich ist, so als Waver - aber das Publikum ist gut. Meine spitzen, absatzlosen Pikes fallen unter den ganzen Turnschuhen gar nicht auf (ich glaube, das sind diese speziellen, szenetypischen, bequemen Basketballschuhe) - und endlich sehe ich mal wieder Menschen mit Nietengürteln (so wie ich). Von der tanzenden Pogo-Gruppe (oder hier wohl "Moshpit" genannt) vor der kleinen Bühne halte ich mich trotzdem fern. Getränkenachschub gibt es an der Bar hinter mir, die Mitarbeiter sind so freundlich, und schenken mir klares Leitungswasser in meinen Becher ein. Ich danke es und hinterlasse ein paar Münzen in der Spendenkiste für die "Refugees" (und ein weiterer Euro geht später noch in die Spendendose für die Seenotrettung ... im Austausch gegen ein veganes Wrap).

Als die Auftritte der Bands durch sind - ich habe keine Ahnung, wie spät es ist - fängt die Tanzveranstaltung für danach an. Ein DJ, ein Tisch, ein "Lichteffekt-Glitzer-Ding" (und die Discokugel über der Bar). Ich stehe so etwas abseits ... warte auf Musik zum Tanzen, eigentlich wollte ich nach den Auftritten der Bands wieder abhauen, als ich von jemanden angesprochen werde. Ich kann ihn mit der lauten Musik im Hintergrund kaum verstehen, aber er scheint mit einer kleinen Gruppe von Menschen nach den Konzerten hier angekommen zu sein - anders als seine Begleiter (eine Frau, noch eine Frau, ein paar per Handschlag grüßende Männer) sieht er nicht so einheimisch deutsch aus (ich Rassist!) - er könnte nordafrikanisch sein.
Er lädt mich immer wieder ein zum Tanzen (ich tanze doch schon, mit meinen Minimalbewegungen), will mir etwas zu trinken von der Bar holen (ich hole mir mein Glas Leitungswasser selbst) und versucht ein Gespräch mit mir anzufangen und möchte mich näher kennenlernen (wirkt dabei aber nicht aufdringlich). Erst als er mich auf eine Zigarette zum Rauchen nach draußen einlädt, willige ich ein (vielleicht hätte ich auf der Tanzfläche nicht meine Jacke ausziehen sollen, das Spaghettiträgertop ist doch zu tief ausgeschnitten).
Endlich draußen, auf dem Hinterhof mit dem schummrigen Licht können wir uns besser unterhalten. Er ist Marokkaner - aber in Frankreich geboren - lebt schon etliche Jahre in Deutschland bzw. Leipzig und ist für diesen Abend das erste Mal in dem Club, seine Begleitung hat ihn hierher geschleift. Ich dagegen, bin erst seit zwei Jahren in Leipzig - aber den Club kenne ich schon mindestens 10 Jahre. Es stellt sich heraus, daß er ursprünglich studiert hat und Ingenieur ist (ich auch) und wir denselben Arbeitgeber (ein namenloser Konzern) haben bzw. hatten ... er wurde wegen persönlicher "Differenzen" entlassen und macht jetzt eine Umschulung (wahrscheinlich ist er deswegen in Leipzig gelandet). Es fängt an, zu nieseln, ich schließe den Reißverschluß meiner Jacke. (Ende Teil 1/2)

[02.09.18 / 23:28] Nudelauflauf (vegan): Tomaten vierteln, Paprika in Ringe schneiden, Knoblauch in dünne Scheiben schneiden, Chili zerkleinern. In einer Pfanne Olivenöl erhitzen, Knoblauch + Chili + Kreuzkümmel dazugeben, Aromen entfalten lassen. Tomaten und Paprika dazu + Koriander, Thymian, Salz und Pfeffer. In einem anderen Topf ein halbes Glas Wasser aufkochen, (vorher) einen Teelöffel Kichererbsenmehl dazugeben und verrühren. Gekochte Nudeln (vom Tag zuvor, die italienischen ohne Ei und mit Hartweizengrieß) mit in den Topf rühren (im Idealfall verteilt sich die Kichererbsenmehlschwitze und haftet sich an die Nudeln). Tomatensoße in den Topf dazu + frische Basilikumblätter, alles durchrühren und vermengen. Währenddessen eine Auflaufform einölen und den Backofen vorheizen. Alles aus dem Kochtopf in die Auflaufform gießen und danach das fertige Gemisch in der Auflaufform in den Backofen stellen, bei Umluft und 200°C etwa 25 Minuten backen. Fertig, wenn alles aussieht wie frisch und knusprig aus dem Tandoori.

[25.08.18 / 01:08] 2 Monate Post-OP ... mein alles beherrschendes Thema. Ich werde nachlässig beim Bougieren, den einen Tag nur mit dem Finger, den anderen mit dem kleinen Dilator - und den nächsten Tag lasse ich es ganz bleiben. Ich habe einen Verdacht, vielleicht habe ich ganz am Anfang doch eine Naht ertastet? Vielleicht ist das jetzt ein Narbenring und alles was dahinter liegt unerreichbar? (Wieviele Zentimeter da wohl noch hätten kommen können ... zwei mindestens.) Leider bleibt mein Kontaktversuch mit der Klinik in Potsdam vor fast zwei Wochen erfolglos, die Ärzte dort und der Schweizer Chirurg wären die einzigen, die mir erklären könnten, was da wirklich bei der Operation passiert ist.
Ich habe immer noch den einen Operationstermin auf der Warteliste in drei Jahren, 2021, bei dem Chirurgen in München. Vielleicht könnte ich dort eine neue Vaginalplastik machen lassen, mit der Haut vom Oberschenkel oder des Bauches ... wenn ich das denn wirklich will - mit einer häßlichen, großen Narbe am Bein oder quer über den Bauch (nur um im Endergebnis mit Männern Sex zu haben). Lieber bougiere ich unter Schmerzen weiter und hoffe auf meinen Traumprinzen mit einem Penis in der Größe eines Daumens (leider schließt das alle meine bisherigen Männerkontakte aus).

Die langersehnte, aber dann doch irgendwie plötzlich passierende Operation ist die eine Sache, die psychische Aufarbeitung danach die andere.

[20.08.18 / 02:10] Er will mich sehen, er will mich "da unten" sehen. Ich lasse mich überreden, mit ihm wieder kurz hoch in meine Wohnung zu gehen - aber all seine Erwartungen, Sex, mache ich schnell zunichte. Das geht einfach nicht mit mir (jedenfalls nicht in diesem Moment und auch nicht in naher Zukunft). In meiner Wohnung öffne ich meinen Nietengürtel und ziehe die schwarze Jeans und den Slip (mit der eingeklebten Einlage) etwas herunter ... er ist zu neugierig und zu erregt, der Anblick meiner Vulva macht ihn scharf - aber alles, was du da siehst, ist nur oberflächlich! Darunter ist nichts, mit dem man Sex haben könnte, da ist keine Neovagina! Ich kann ihn bremsen, ziehe meine Hose wieder hoch und wir verlassen beide meine Wohnung. Wieder unten auf der Straße frage ich ihn, ob er weiß, wo es in der Eisenbahnstraße gute Falafel gibt - er rät davon ab, besser ist das "Halal-Bistro" bei mir gleich um die Ecke. Auf den Weg dorthin hält er meine Hand ... ich weiß, daß er angetrunken ist.
Ich bestelle in dem Bistro einen Falafel-Teller, er einen Burger mit Pommes. "That's not ok, to drink such alcohol", ich spreche ihn auf den Minzlikör an. Er erzählt mir, daß er nachher noch zur Arbeit muß, die Spätschicht und die anschließende Frühschicht den Sonntag Morgen - die Arbeit ist so beschissen und mies bezahlt (Kellnern? Catering?), daß er das nur mit Alkohol ertragen kann. Er braucht das Geld und die Wochenendzulage ... und bezahlt mein Essen.
Wieder draußen, trennen sich unsere Wege. Ich will zur Straßenbahnhaltestelle Richtung Hauptbahnhof, er zwar auch, aber er nimmt eine andere Haltestelle und auch eine andere Linie. Er kommt nur schwer von mir weg, durch den Anblick meines operierten weiblichen Geschlechts ist er immer noch stark erregt. Ich verspreche ihm, daß ich den Sonntag Nachmittag noch in meiner Wohnung in Leipzig bin und auf ihn warte. Er ist nicht von dem Gedanken abzubringen, mit mir zu schlafen (auch wenn das überhaupt nicht geht).

Ich fahre allein in das östliche Szeneviertel mit der hohen Migrantendichte. In dem kleinen Park dort ist ein kleines Festival mit ein paar linksalternativen Infoständen, veganes Essen (Muffins!) und vier Bands. Besonders wegen der letzten Band bin ich da, die habe ich Pfingsten schon bei dem anderen Gothic-Festival gesehen. Ich schlendere so umher, über das ausgeblichene Grün, das nur noch ansatzweise an einen Rasen oder Park erinnert. Es sind viele Menschen da, alternativ bis ... eben die entsprechende Bevölkerungsgruppe in dem Viertel. Die Bands spielen auf zwei Bühnen, eine auf einem LKW, die andere in dem kleinen Amphitheater - und es gibt nur einen Getränkestand, deren Schlange den ganzen Abend nicht abreißt. An dem einen Essensstand für syrische Teigfladen ("Manakish" mit Za'atar, ich schmecke den säuerlichen Sumach als Brotgewürz deutlich heraus) entdecke ich einen A4-Flyer für ein "Trans-Soziokulturelles Festival" in ein paar Wochen - das könnte mich interessieren! Ich mache ein Foto von dem Flyer, nachdem ich den Teigfladen aufgegessen habe ... ein Festival ... hier in diesem multikulturellen (bzw. transkulturellen) Viertel ... mit Musik und Essen!
Die vierte und letzte Band spielt nach Anbruch der Dunkelheit in dem kleinen Amphitheater, die Band davor auf auf der LKW-Bühne war schon gut (ich versuche, die Funk-Anleihen am Schlagzeug und am Bass zu erkennen), die anderen zwei ersten Bands sind leider an mir vorbeigegangen. Das bei dem Auftritt der beiden Frauen mit ihrem elektronischen Equipment auf der Bühne des Amphitheaters die ... männliche, arabischstämmige Jugend da auch mit (zumindest etwas abseits) auf der Bühne steht und mal eben Selfies mit der Sängerin macht (während des Konzerts!), ist für mein Empfinden vielleicht etwas ungewohnt - aber solange noch ein Funken Respekt gegenüber den beiden Künstlerinnen besteht, geht das wohl noch in Ordnung ... "Security!"
Noch vor 23 Uhr und nach dem Ende des Festivals bin ich ganz schnell wieder an der nächsten Haltestelle zurück zum Hauptbahnhof und weiter zu meiner Wohnung ... dieses Viertel, die Eisenbahnstraße, hat einen sehr schlechten Ruf, sobald es dunkel wird. Tagsüber ist alles OK, ich mag das arabische Essen, ich mag die arabische Gastfreundlichkeit - aber in der Dunkelheit der Nacht gehe ich da nicht alleine als Frau ohne einen männlichen, arabischen (und beschützenden) Begleiter an meiner Seite entlang.

Die Croissants und der Kaffee sind schon weg.
Sonntag später Vormittag, kurz nach dem Aufwachen ziehe ich mich schon an und gehe schnell mal zum Sonntagsbäcker gleich um die Ecke, zwei Croissants zum Frühstück holen - ich will meinen kleinen Klapptisch aus Holz an meinem großen Wintergartenfenster aufstellen und wie auf einer Dachterrasse zwischen meiner neuen (noch) grünen Yucca-Pflanze und einer Tasse frisch gekochten Kaffee richtig frühstücken ... mit Blick auf die Dächer des Viertels und den grünen Bäumen in der Umgebung, bei blauen Himmel und strahlender Vormittagssonne (mir fehlt noch eine Markise).
Den ganzen weiteren Sonntag Nachmittag warte ich dann in meiner Wohnung ... 16 Uhr, 17 Uhr - den Tag zuvor war er schon um diese Zeit da. 18 Uhr, keine Nachricht von ihm, kein Klingeln an meiner Tür - meine Geduld neigt sich dem Ende und ich habe Hunger. Ich packe alle meine Sachen zusammen, ziehe mich an (ja, in der Wohnung ist es heiß), schließe die Fenster den Spalt und schalte den Ventilator aus. Mit meiner großen Umhängetasche über die Schulter verlasse ich meine Wohnung und gehe hinunter zu meinem geparkten Auto. Da ist dieses eine indische Restaurant die Straße gegenüber vom Bäcker heute morgen - das probiere ich mal aus. Ich nehme das Auto die paar Meter.
In dem Grillrestaurant an der Straße kann ich mich wieder nicht so recht entscheiden - die Vorspeise ist klar: die gefüllten Teigtaschen - aber der Hauptgang? Gobi? Gefüllte Paprika? Auch dieses Restaurant bietet die bekannte Menüauswahl der nordindischen Küche. Ich wähle die gemischte vegetarische Tandoori-Grillplatte für Unentschlossene ... wenig später wird sie mir heiß serviert (mit einer Spur zuviel Muskat, der Koch scheint eine Vorliebe für dieses Gewürz zu haben). Als Nachtisch wähle ich wieder einen kleinen Mango-Lassi (nur echt, wenn der Strohhalm in der Mitte des dickflüssigen Joghurtgetränks senkrecht stehen bleibt).

Die ganze Zeit schon beobachte ich an dem Tisch im Außenbereich die Straßenbahnhaltestelle ein paar Meter vor mir ... wird er dort aussteigen, wenn er mich besuchen kommt? Mein Telefon liegt vor mir auf dem Tisch, aber es bleibt stumm. Kurz vor 20 Uhr, als ich die Rechnung bezahle, schreibe ich ihm noch eine letzte Nachricht: "Won't wait any longer." Eigentlich wollte ich ihm im Laufe des Tages etwas anderes schreiben, so etwas mit "Afraid of sex" und "I run away", aber er hat mich stimmungsmäßig doch rumbekommen (hat auch nur 24 Stunden Bedenkzeit gedauert). Ich hätte es gerne ausprobiert, inwieweit ich dort unten etwas empfinde (auch wenn er wirklich niemals da hinein gepaßt hätte - 2x3 cm Maximum) ... vielleicht ein anderes Wochenende. Jetzt muß ich wieder zurück zu meinem Auto und zurück auf die Autobahn, den Sonnenuntergang entgegen ... zurück in mein anderes Leben während der Woche - als kontaktscheue, autistische, immer in schwarz gekleidete, schwer depressive Softwareentwicklerin - deren Arbeitsstelle gerade irgendwie wieder auf der Kippe steht. (Ende Teil 2/2)

[20.08.18 / 02:09] Mein Ficus hat es nicht überlebt - dann probiere ich es eben mal mit einer Yucca-Palme. Freitag Abend bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, die Blätter des Ficus hängen vertrocknet nach unten, der Wurzelstamm ist verschrumpelt und aus der Erde ist jeder letzte Tropfen Feuchtigkeit verschwunden. Ich schneide die Pflanze stark zurück und wässere das Substrat ... vielleicht treibt sie ja nochmal aus (und wenn nicht - ab in die Tonne).

Meinem Freund schreibe ich erst den Sonnabend Mittag eine Nachricht: "Back in Leipzig." Aber erst, nachdem ich mich geduscht, gewaschen, rasiert, eingecremt (speziell da unten) und noch alles andere getan habe. Sonnabend 13 Uhr - Zeit, die Dachgeschoßwohnung zu verlassen und in der Innenstadt irgendwo ein Frühstück aufzutreiben. Sommerlich angezogen mit schwarzer Jeans, Nietengürtel, ein ärmelloses schwarzes Top und der dicken Sonnenbrille, steige ich in meinen Sommerstiefeletten (die mit den kleinen Absatz) in meinen Roadster und fahre mit offenen Verdeck in Richtung Hauptbahnhof und dann weiter zum Parkhaus an der Oper ... noch ist es etwas bewölkt und die Sonne knallt noch nicht richtig auf meine Haut. Ich will in der Innenstadt eine Tischdecke für meinen kleinen Holztisch kaufen ... am liebsten blau oder grün kariert.
Nach einem Cappuccino und einem Croissant am Stehtisch eines Bäckers am Eingang der Fußgängerzone, laufe ich in Richtung des großen Kaufhauses. Dabei komme ich rein zufällig an einem in einer Seitengasse etwas abseits gelegenen Modegeschäft vorbei, "Italienische Mode" steht groß an den Schaufenstern - das weckt mein Interesse, ich gehe hinein.
Das eine schwarz-grün in Leopard-Druck gemusterte kurze Kleid gefällt mir so sehr, das muß ich unbedingt anprobieren (noch bin ich nicht komplett durchgeschwitzt, noch geht es). So ein Kleid suche ich schon so lange, daß ich vergessen habe, daß ich es überhaupt mal gesucht habe ... so etwas, was weibliche Bassistinnen und Sängerinnen in alternativen Rockbands tragen ... oder Punk ... oder Rockabilly (tatsächlich muß es dann aber ein schwarz-grünes Zebramuster sein). Ich kaufe es - "Made in Italy".

Weiter in das große Kaufhaus, das in dem ich zwei Wochen zuvor die bunte Tunika gekauft habe. Ich kreise ewig lange in der Abteilung für Tischwäsche umher und finde nichts, was nur im entferntesten dem entspricht, was ich suche. Ich kaufe nur ein großes Geschirrhandtuch - der einzige Artikel im Sortiment, der ein kariertes Muster vorweist. Auch in der Abteilung für Damenmode und Strümpfe finde ich nichts, was zu meinem neuen Kleid passen könnte - keine Leggings, keine Jeggings, keine Strümpfe in Netzoptik ... entweder sind die vergriffen oder die biedere Kundschaft interessiert sich nicht für sowas. Zurück zum Parkhaus, ich habe gefühlt fast den halben Nachmittag (anderthalb Stunden?) in dem Kaufhaus verbracht, nur mit erfolglosem Suchen. 15:30 Uhr - eine obligatorische Kugel italienisches Stracciatella-Eis, das ich so auf dem Weg zum Auto noch mitnehme, muntert mich wieder etwas auf.
Weiter in den nächstgelegenen Baumarkt, eigentlich will ich ja nur eine Ersatzpflanze für meinen Ficus kaufen ... vielleicht eine "Aloe Vera"? Die Auswahl ist stark ausgedünnt (nur noch ein Exemplar) - weiter in der Sommerhitze zu dem anderen Baumarkt in nördlicher Richtung. Die Sonne brennt, so langsam wird es wieder unerträglich in dem offenen Roadster.
In dem anderen Baumarkt ... ich kann mich nicht entscheiden. So eine Aloe verträgt bestimmt das trockene, heiße Klima in meiner aufgeheizten Dachgeschoßwohnung - aber die Yucca mit dem markanten Stamm sieht auch nicht schlecht aus. Nehme ich alle beide? Nur eine? Brauche ich noch einen Übertopf? Nur mit der Yucca im Arm gehe ich zur Kasse und dann weiter zu meinem Auto auf dem Baumarktparkplatz. Zurück zu meiner Wohnung ... ich habe auch kein Wasser zum Trinken mehr dabei.

Als ich die Ecke zum Hinterhaus einbiege - mit der großen Yucca im Arm - sehe ich schon meinen Freund auf den Stufen des alten Konsums gegenüber sitzen. Er telefoniert, auf arabisch ... die Flasche grünen Minzlikör neben sich. Er läßt sich auch von meiner Ankunft nicht vom Telefonieren abbringen, ich warte noch etwas, bis ich mich von ihm abwende und schon mal meine Pflanze in die fünfte Etage hochtrage.
Es ist heiß, wenn ich jetzt die schwarzen Schaftsandaletten mit den Riemchen ausziehe, komme ich nicht wieder hinein - ich bin nur kurz in meiner Wohnung, stelle meine neue Grünpflanze in der Dusche ab, befeuchte etwas mein Gesicht, kämme meine Haare durch (Fahren mit offenen Verdeck), packe noch die schwarze Baumwolljacke für den Abend in meine Handtasche - und stehe ein paar Minuten später wieder unten vor dem Hauseingang ... er telefoniert immer noch.
18 Uhr ... eigentlich wollte ich jetzt mit der Straßenbahn zu einem kleinen Festival in der Eisenbahnstraße und dort vorher noch etwas essen, vorzugsweise Falafel. Während er noch telefoniert, flüstere ich ihm zu, warum ich schon wieder vor ihm unten stehe. Er beendet sein Telefonat und begrüßt mich - tatsächlich hat er mir ungefähr eine Stunde zuvor eine Nachricht geschrieben, daß er auf dem Weg zu mir ist. Wie lange er hier schon auf mich wartet, frage ich nicht. (Ende Teil 1/2)

[17.08.18 / 00:17] "Nehmen Sie immer noch die Schlaftabletten?"
"Ja ... letzte Nacht eine um Eins und dann noch eine um 2:30 Uhr."
"Und wann werden Sie dann so wach?"
"So ... gegen ... Mittag?"
"Und dann arbeiten Sie 4, 5 Stunden und fahren wieder nach Hause."
"Äh ... ja."
"Sie wissen, daß jeder mittelständische Betrieb Sie schon längst gekündigt hätte?"
"Hm ... ja ... irgendwie schon."
"Bei Ihren Minusstunden?"
"Ja..."
"Was wollen Sie dann machen, wenn Sie hier nicht mehr arbeiten?"
"Weiß nicht, vielleicht ... etwas mit Tieren? Aber eigentlich ... war das dann mit dem Ingenieurstudium ... dann doch irgendwie umsonst. Wäre schade."
"Wie weit wollen Sie noch gehen? Die Abmahnung? Die Entlassung aus gesundheitlichen Gründen?"
"Ich hatte bis jetzt noch keine Abmahnung."
"Aha, Sie spielen auf Risiko. Ich als Ihr Betriebsarzt kann Ihnen nur dringend empfehlen, lassen Sie sich behandeln, fangen Sie eine Therapie an - auch stationär in einer psychiatrischen Klinik!"
"Ich war schon mal in der Psychiatrie ... naja, eigentlich war es nur die neurologische Station."
"Depressionen kann man sehr gut behandeln."
"Ja ... mit hoher Rückfallquote."
"Und? Wie geht es Ihnen jetzt Frau K.?"
"Hm ... die Operation da unten ... ich dachte, ich laß mich operieren und dann bin ich glücklich und endlich eine Frau - aber das ist nicht so! Ich habe echt Schwierigkeiten damit!"

(Ich kann gar nicht beschreiben, wie oft sich mir in diesem Gespräch das Wort "Selbstmord" in meinen Gedanken aufzwängt.)

[13.08.18 / 22:21] Post-OP Update #2 - "Ich werde niemals in meinem Leben Sex haben können" - jedenfalls nicht ohne eine Korrekturoperation. Mein zweiter Nachsorgetermin bei meiner Frauenärztin. Zwei Stellen, eine am Scheideneingang und eine unterhalb der Harnröhre, sind noch nicht ganz verheilt (das Zeug auf der Slipeinlage ist übrigens nur Wundsekret, ich habe nachgefragt). Trotz des täglichen Bougierens mit dem kleinsten Dilator schrumpft die Neovagina immer weiter zusammen, jetzt sind es nur noch spärliche 3 Zentimeter - und das ist auch nur der weiche Teil neben und unter den Schamlippen und das angrenzende Fettgewebe der Haut. Alles dahinter ist das undurchdringbare Gewebe der Beckenbodenmuskulatur ... Sex ist so unmöglich (und ich bezweifle auch, ob ich jemals überhaupt den einen Beckenknochen ertastet habe). Laut der Aussage meiner Frauenärztin, wird das Bougieren auch keine weitere Tiefe mehr bringen - alles was ich jetzt noch tun kann, ist die Klinik in Potsdam zu kontaktieren und nach einer Korrekturoperation zu fragen, bei der das alles da unten nochmal aufgeschnitten wird und (möglicherweise) ein richtiger Platzhalter eingesetzt wird (nicht nur die weiche Tamponade) ... wenn ich denn unbedingt darauf bestehe, damit Sex haben zu wollen (rein äußerlich ist alles OK).
Die Klitoris ... ist sie wirklich tot? Irgendwie sind da doch Gefühlsempfindungen. Die Instrumente der Ärztin bei der Untersuchung auf dem Gyno-Stuhl kann ich deutlich spüren ... ich bin da in der Körperregion doch irgendwie sensibel. Die Hoffnung bleibt, daß da unten doch noch die volle Gefühlsbreite zurückkommt - immerhin ist das ja wirklich noch nicht ganz verheilt und ich traue mich noch nicht, mich da anzufassen (ich könnte ja was kaputt machen).
Da ich vor kurzem aus dem familiären Umfeld gefragt wurde, wie ich denn das ganze da unten pflege, habe ich mir von meiner Frauenärztin einen Rat geholt: fetthaltige Creme (die für Babys) für das innerste meiner Neovagina - um die Haut geschmeidig zu halten, bitte täglich nach dem Duschen auftragen. Ein zusätzliches Rezept für Östrogensalbe (für die weitere Wundheilung und Pflege da unten) gibt sie mir noch mit.

Weiter den Tag zum nächsten Arzt ... meine andere Problemzone. "Hinten herum" ist es auch immer noch nicht ganz verheilt - die wunden Stellen drücken sich eher gegenseitig zu und das unumgängliche Pressen auf der Toilette hat noch zusätzlich "Hämos" zweiten Grades verursacht ... das macht die Sache jetzt auch nicht besser. (Werde ich irgendwann wieder Analsex haben können?) Auch hier bietet mir der Arzt an, das zu operieren (nur ein ganz kleiner Eingriff) ... meine Entscheidung, ich kann - aber ich muß nicht (ich werde es aber in ein paar Wochen).

Zurück bleibt das hin- und hergerissene Gefühl zwischen Verlust, Angst und Zweifel. Ich sollte aufhören, mich über Sex zu definieren. Ich habe mehr als nur einen nackten Körper.

Nachtrag: Die Klitoris, sie ... kitzelt? Durch das Auftragen der Fettcreme gleite ich mit dem Finger auch in den empfindsamen Bereich. Jetzt muß ich abwarten, wie sich das weiterentwickelt (die Hoffnung wird stärker).

[05.08.18 / 22:55] Zurück in Leipzig (für ein Wochenende). Die Wüstenpflanzen lassen sich nach 6 Wochen Hitze und ohne Gießen nichts anmerken, aber der Ficus läßt die grünen Blätter hängen (jetzt nur nicht übergießen und ertränken) - in meiner Wohnung sind es 35°C. Freitag Abend, ich gehe nicht aus - stattdessen (mit Ventilator) die Dachgeschoßwohnung durchlüften und den Kühlschrank reaktivieren. Lange habe ich überlegt, ob ich meinem Freund eine Nachricht schreibe, ihn wissen lasse, daß ich wieder da bin. Ich schreibe ihm nicht ... ich schäme mich für meine Operation - und dafür, daß ich niemals mit ihm Sex haben werden kann. Er soll das da unten nicht sehen.
Sonnabend Mittag, nach einer lauen Nacht zwischen 25°C und 30°C, ich muß nach dem Duschen noch kurz in die nächste Kaufhalle, etwas zu trinken und etwas zum Frühstück kaufen - für die paar 100 m Fußweg in der Gluthitze dahin wähle ich aus meinem Kleiderschrank den knielangen, luftigen, schwarzen, italienischen Faltenrock - genau richtig für diese Sommertemperaturen, kombiniert mit einem leichten schwarzen Top und den Flip-Flops aus Sri Lanka. Ich kaufe ein: was zum Trinken (ganz wichtig, immer eine Flasche Wasser im Kühlschrank), Schwarzbrot (und indische Flohsamenschalen in der Apotheke nebenan), Hummus (mit Kräutern) und "Mish-Mish" (also Aprikosen).

Nachdem ich meinen Einkauf in die fünfte Etage geschleppt habe, gehe ich wieder zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle - es ist Sonnabend kurz vor 14 Uhr und jetzt beginnt mein eigentlicher Einkaufsmarathon. Erster obligatorischer Haltepunkt: der Schuhladen in der Fußgängerzone in der Leipziger Innenstadt (der mit der extra Etage für alles ab Größe 39 bis 43), leider nichts gefunden. Ich suche schwarze Pumps mit einem Trichterabsatz oder einem standardisierten Absatz für lateinamerikanische Tänze - am besten noch mit einer großen, silbernen Schnalle ... zu speziell. Weiter in das nächste große Kaufhaus.
In der Unterwäscheabteilung stelle ich mir ein paar Sachen zusammen, ein paar schwarze Unterhosen im Doppelpack, zwei schwarze Unterhemden (mit breiten Träger) - und ein Paar schwarze String-Tangas ... das war mein Wunsch, wenn ich erstmal operiert bin, gehe ich in das nächstbeste Geschäft und kaufe mir dieses knappe Unterwäscheteil (endlich passe ich da auch rein). Kurz nach 15 Uhr den Nachmittag, weiter in das nächste Kaufhaus.
In dem etwas teureren Kaufhaus am Marktplatz durchstreife ich die Kleiderregale mit dem großen Schild "sale" ... wahrscheinlich schon wieder so eine Art SSV, um Platz für die Herbst/Winter-Kollektion zu machen. Aber eigentlich zieht es mich in die neugeschaffte Ecke, in der ein paar Kleidungsstücke der Designermarke "tigha" angeboten werden. Schon ein paar Wochen zuvor (Pfingsten) bin ich um dieses eine schwarze T-Shirt herumgeschlichen, habe es dann aber doch nicht gekauft - aber jetzt greife ich zu. Das paßt bestimmt prima zu meiner Stoffjacke vom selben Modelabel.

16 Uhr den Sonnabend Nachmittag, eine kurze Pause am Eisstand (eine Kugel Kokoseis) und weiter zum nächsten Kaufhaus. Im Internet habe ich den Hinweis erhalten, daß dort vielleicht ein paar günstige Sachen der britischen Marke "Apricot" angeboten werden, ich mag die bunten Tunikas ... nicht zu bunt, nicht zu aufdringlich, bloß kein Pastell, etwas was gut zu meinen schwarzen Sachen im Kleiderschrank paßt - ohne aufzufallen. Der Hinweis bestätigt sich nicht und ich laufe weiter die Fußgängerzone in südlicher Richtung zum nächsten großen Kaufhaus.
Nachdem ich mein Unterwäscheensemble um zwei schwarze Spaghettiträgertops erweitert habe, suche ich in der Etage für Damenmode nach dem begehrten britischen Modelabel - und ich werde fündig. Leider fast alles nur noch Einzelstücke in einer Größe. Mit etwas Glück greife ich die schwarz-weiß grüne Tunika in der Größe "M" und probiere sie in der Kabine an ... vielleicht etwas zu groß. Ich weiß, daß ich bei dem Hersteller auch in eine "S" passen würde, aber leider ist das schöne Teil nur noch in der Größe "M" vorhanden - kein Problem, ich kaufe es trotzdem ... nur den schwarzen Faltenrock mit roten Muster muß ich zurücklegen, die Größe "XS" war vielleicht etwas zu überambitioniert von mir - die Länge bis zum Knöchel paßt (meine kurzen Beine), aber der Bund ist doch zu eng.

Dreiviertel Sechs (also kurz vor 18 Uhr, ich kann das alles in den Kassenzetteln nachlesen) weiter zur Kasse und dann zum Ausgang. Durch die Schaufenster sehe ich schon die Demo vorbeiziehen, ich stehe am Ausgang des Kaufhauses und schaue mir die Transparente an ... eine Pro-Flüchtlingsdemo. Spätestens als ich die schwarz-rote Antifa-Flagge entdecke, reihe ich mich am hinteren Ende der Demo ein. Schwarze Sonnenbrille auf und ich bilde wieder mit meinen schwarzen Sachen den schwarzen "Mono-Block" (also nur ich ... und vielleicht noch die paar schwarz-dunkelblau gekleideten Polizisten hinter mir).
Die Demo zieht bis zu dem Platz vor der Oper in der Leipziger Innenstadt und endet in einer friedlichen Abschlußkundgebung ... meine Flasche Wasser ist aufgebraucht und ich habe mir tatsächlich eine Blase zwischen den Zehen in den Flip-Flops gelaufen. Eine Turmuhr neben mir zeigt die Zeit an, 19 Uhr. Die Demo ist ja ganz nett, aber ich weiß nicht, ob einfach nur Präsenz und Solidarität zeigen den tausende Kilometer entfernt im Mittelmeer ersaufenden Afrikanern wirklich hilft - in ein paar Wochen gibt es noch eine Soli-Party, möglicherweise hilft ein kleiner Spendenbeitrag (und wenn der auch nur für den Proviant der Seenotrettungscrew an Bord der Schiffe aufgebraucht wird). Ich habe Hunger, weiter den Abend in die Straße mit den Restaurants in der Fußgängerzone.

Von den zwei indischen Restaurants ist nur eines draußen besetzt (das dritte ist nur ein Bistro), das macht die Entscheidung einfach. Ich setze mich an einen Tisch für zwei und lasse mir von einem Sikh die Menükarte geben ... war ich hier schon das letztemal? Sind das wieder die schönen gewürzten Gerichte aus der Kaschmir-Region? Nach der Vorspeise (fittierter Blumenkohl "Gobi") bestelle ich etwas, was den Namen nach seinen Ursprung aus der indischen Region Himachal Pradesh hat ... gefüllte Amritsar-Tomaten mit Reis. Ich analysiere: Erbsen, Mandeln, Kartoffeln vielleicht - nur wie bekommen die das in die Tomate hinein? Die Soße dazu ist auch voller Gewürze, ich erinnere mich an den Kashmiri-Tee: Safran, Zimt und Kardamom.
Das ganze Mahl lasse ich mit einem Mango-Lassi ausklingen, bis ich mich dann wieder kurz vor 21 Uhr auf den Weg zur Straßenbahnhaltestelle am Hauptbahnhof mache. Auch diesen Sonnabend Abend gehe ich nicht aus ... wozu auch? Ich möchte niemanden kennenlernen. Zurück in meine Wohnung, meinen Einkauf auspacken, endlich kalt duschen und danach das Buch zu Ende lesen, das ich vor 6 Wochen in der Klinik angefangen habe ... knapp 800 Seiten, "Dune - Der Wüstenplanet".

Nachtrag: Sonntag Abend, das eine italienische Restaurant in der Innenstadt hat noch eine Sitzecke in einem ruhigen Innenhof, fernab von der Fußgängerzone. Noch ein paar 100 Jahre morbidem Zerfall und einige heiße Sommer mehr und es trifft in etwa das italienische Flair. (Den Tag zuvor schon hatte ich in der Straßenbahn das Gefühl, ich würde - anstatt durch Leipzig - durch Palermo in Sizilien fahren ... so viel ausgetrocknetes Grün, die Platanenalleen und die flirrende Hitze.)

[01.08.18 / 15:42] Post-OP Update #1 - die Schwellungen gehen zurück. Die paar übrig gebliebenen Fäden lösen sich auf oder fallen aus. Der neugeformte Schamhügel sieht gar nicht mal so schlecht aus ... alles darunter, großes Fragezeichen. Der innere Teil der Schamlippen ist noch taub, die Klitoris ... Schmerz ist auch ein Gefühl. An der Klitorisvorhaut ist etwas, was ich nicht einordnen kann - drückendes Narbengewebe? Eine Fistel? Das sollte ich bei meinem nächsten Besuch bei meiner Frauenärztin mal abklären lassen ... möglicherweise wird das die Korrekturoperation in ein paar Monaten.
Die Neovagina ... irgendwelche Nähte spüre ich da nicht mehr (und ich bezweifle, ob ich die überhaupt jemals ertastet habe). Ich komme mit dem Zeigefinger ein paar Zentimeter bis zum Beckenknochen, ab da wird es zu eng und es geht nicht mehr weiter. Der kleinste Dilator schiebt sich mal gerade so 3 oder 4 cm hinein. Interessanterweise habe ich von Anfang an keine Hemmungen, mit dem Finger in mir "herumzustochern" ... so als ob es das natürlichste der Welt wäre (für eine Frau).
Ein zwiespältiges Gefühl, halb Akzeptanz, halb Ablehnung. Die Ibu's habe ich abgesetzt, die restlichen Schmerzen da unten muß ich jetzt so ertragen. Immerhin eine neue Erfahrung: gestern habe ich mir in der Kaufhalle eine Packung Slipeinlagen "dailies" für die Frau gekauft, die 200 Kompressen sind schon seit ein paar Tagen aufgebraucht. Viel Blut ist da nicht mehr, nur noch ein paar Tropfen an der kritischen Stelle zwischen Damm und Schamlippen ... der Rest, Wundsekret? Talg? Übrig gebliebenes Gleitmittel vom Bougieren?

Immer daran denken: ich wollte es so. Ich wollte die Operation, in der alles von außen hübsch gemacht wird und der funktionale Teil innen vernachlässigt wird. Der Chirurg hat nur die ihm zur Verfügung stehenden Mittel verwendet und das, im Rahmen des medizinisch Möglichen, beste daraus gemacht (ästhetisch betrachtet, gibt es da nichts zu meckern).

[25.07.18 / 02:40] 1 Monat Post-OP - Zeit der Ernüchterung. Das Teil, das die neue Klitoris sein soll (ehemals Eichel des Penis), ich weiß nicht ... es fühlt sich an, als trage ich irgend etwas totes, festes, taubes zwischen meinen Beinen - es drückt und schmerzt nur. Die Neovagina selbst ... nach 3 Zentimetern kann ich die Naht ertasten, an der noch ein winziges Stück Haut des Hodensacks angenäht wurde, um einen kleinen Teil (+2 cm) mehr Scheidentiefe zu verschaffen - aber alles unter 8 Zentimeter Tiefe ist eigentlich völlig unbrauchbar für Sex ... die meiste Haut meines ehemals winzigen (und durch die HRT geschrumpften) Penis wurde nur dazu verwendet, um überhaupt bis zum neugeschaffenen Eintrittsloch aka Scheideneingang zu kommen.
Es ist alles auf Spannung und Zug genäht - die Nähte am Damm und der Vernähung der hinteren, unteren Enden der beiden Schamlippen reißt ständig neu ein, heilt nicht wirklich ab, blutet so vor sich hin. Blut ... jeder Stuhlgang auf der Toilette ist äußerst blutig und sehr schmerzhaft - und diese Tortur dauert in der Regel 3 bis 5 Stunden! Die Nähte an der Darmwand sind bestimmt schon längst wieder eingerissen, in Folge dessen sich der Aftereingang und der Schließmuskel noch mehr verkrampft und enger zusammenzieht. Eine Fistel wird sehr wahrscheinlich die Folge sein. Alles in allem ... ich glaube, diese Operation hat mich letztendlich jeder Möglichkeit beraubt, überhaupt noch jemals in meinem Leben Sex zu haben, oder überhaupt noch darauf zu hoffen, oder daran zu glauben. Es ist alles verloren.
Meine Brüste - die sind von selbst gewachsen, wunderschön in ihrer (kleinen) Form. Aber das Teil da unten - es ist zwar alles mein eigenes Material, aber ich kann es so nicht wirklich akzeptieren, geformt und modelliert von einer fremden Person. Es gehört nicht wirklich zu mir ... der alte Penis schon nicht - und das jetzt da unten auch nicht.

Bin ich nach nur einem Monat zu ungeduldig? Zu schnell enttäuscht?

[16.07.18 / 15:51] Der erste postoperative Besuch bei meiner Frauenärztin, drei Wochen nach der GaOP - ich kann jetzt mit dem Androcur aufhören. Tatsächlich habe ich die letzten zwei, drei Wochen schon das Cyproteronacetat soweit herunterdosiert, daß es der Menge (2 mg) in der Pille "Diane" entspricht, um es letztendlich doch komplett auszuschleichen. Die Antidepressiva, die mir ursprünglich wegen "Anpassungsstörungen" verschrieben wurden, mußte ich kurzzeitig (schlaflose Nächte) wieder höher dosieren (von dem Zeug komme ich so schnell nicht weg).
Bei der Untersuchung auf dem Gyno-Stuhl wurde nochmal festgestellt, was ich schon befürchtet hatte - die Naht, die den neugeformten Damm hält (das Teil zwischen Anus und Scheideneingang), ist leider wieder aufgegangen und blutet leicht (beim letzten Toilettengang gerissen, mir sind die indischen Flohsamenschalen ausgegangen). Mit der Iodsalbe komme ich in die Furche nicht heran, die Frauenärztin schreibt mir noch ein Rezept mit Desinfektionsspray zur zusätzlichen Wundbehandlung auf - und eine Packung antiseptische Vaginaltabletten ... das ist neu, das kenne ich noch nicht.
Auch wenn es vielleicht noch nicht ganz abgeheilt ist - ich muß umgehend mit dem täglichen Bougieren anfangen, bevor sich das ganze wieder verwächst und die spärlichen paar Zentimeter Tiefe, die ich habe, komplett verschwinden. Dafür habe ich ein Set mit vier Dilatoren im Internet bestellt ... von Frauenärztinnen in England empfohlen. Das Set umfaßt die Größen 9 x 2 cm, 11 x 2,5 cm, 12,5 x 2,8 cm und 14 x 3 cm. Es gibt von derselben Firma noch ein anderes Set mit fünf Größen, aber die ganz große Größe wird niemals bei mir hineinpassen (dazu war einfach viel zu wenig Ausgangsmaterial bei mir vorhanden) ... ich bin schon froh, wenn die kleinste Größe irgendwie paßt.

Noch ein paar Wochen (oder Monate?) der Wundheilung, es fühlt sich immer noch stellenweise schmerzhaft oder taub an ... wie "angetackert" und unter Spannung. Auch das kleine Teil, das die Klitoris formt, hat noch kein Lebenszeichen von sich gegeben ... die Hoffnung besteht weiterhin, daß sich die Nerven noch regenerieren. Ab und zu falle ich aber doch wieder in alte Gedankenmuster zurück - was, wenn ich mit dem Teil niemals wirklich Sex haben kann? Die andere Operation hinten herum lief auch nicht optimal. Möglicherweise befinde ich mich jetzt wieder in der Phase tiefster Asexualität ... die Phase, in der mich das mit dem Sex einfach nicht betrifft. Wozu dann überhaupt diese kostspielige Operation? Was soll ich denn mit dem "neuen Loch" da unten überhaupt anfangen? Wenigstens die Schamlippen sehen wirklich wunderschön aus (mit den Narben etwas Frankenstein-mäßig, aber darauf stehe ich ja). Es dauert seine Zeit, bis ich mich mit meinem neuen Körperteil angefreundet habe.

Nachtrag ... das da oben ist nicht der richtige Eingang, das ist die Klitoris mit etwas einengender Haut - das da unten ist der richtige Vaginaleingang. Ich habe ja überhaupt keine Ahnung von der weiblichen Anatomie, aber hey - schon 2x2 cm mit dem kleinsten Dilator. Mit dem kleinen Finger geht es tiefer...

[10.07.18 / 16:24] Tag 15 - Sonntag, da passiert nicht viel, die Behandlung beschränkt sich auf meinen mysteriösen Ausschlag am ganzen Körper - ich bekomme ein Gel zum Auftragen auf die Haut.

Tag 16 - Gleich nach dem Frühstück am frühen Vormittag werden die Fäden an den Schamlippen gezogen - das tut sauweh - dagegen ist das anschließende Ziehen des Blasenkatheters ein Klacks. Für die frischen Nähte an den Schamlippen bekomme ich nach der Entlassung eine Salbe mit, für das Wasserlassen (der Frühstückstee) gibt es noch eine Tablette zum Entspannen. Wie wird es sein? Der Katheter hat das Austrittsloch an der Harnröhre bis jetzt noch gedehnt, analog zu meinen Ohrlöchern und den Ohrringen wird sich das kleine Loch nach einiger Zeit der Nichtbenutzung zuziehen.
Später nach dem Mittagessen, kurz nach 13 Uhr ist es soweit. Zuerst sind es nur ein paar Tropfen ... "Entspann dich, gib dir Zeit" ... Ozeane, Meere, so viel Wasser! Dieser mentale Trick funktioniert meistens, ein Strahl geht seinen Weg nach unten in die Toilettenschüssel, ein zweiter links vorbei an den Oberschenkel ... OK, mehr Perfektion hätte ich jetzt auch gar nicht erwartet. Ich trockne alles mit Klopapier ab und lege noch ein paar Blatt als Streifen in Art des Verbandes auf das Operationsgebiet. Im Laufe des frühen Nachmittags lasse ich mir nochmal zeigen, wie ich die Kompressen richtig auflege und wo genau die Iodsalbe aufgetragen wird - das muß ich demnächst alles alleine können.

Tag 17 und der letzte Tag in der Klinik Sanssouci in Potsdam - ich bin raus. Endlich wieder richtig duschen, das tägliche Waschen am Waschbecken und das Durchkämmen mit Shampoo-Wasser stößt auch so langsam an seine Grenzen. Gegen 14 Uhr stehe ich in meiner Lederjacke, meinem Rock und meinen Stiefeletten (und meinen ganzen anderen Sachen) wieder unten an der Aufnahme der Klinik und nehme meinen Entlassungsbrief entgegen. Zurück nach Hause im "Familientaxi" - ich werde abgeholt, ein Hämorrhoidenkissen liegt extra für mich schon auf dem Beifahrersitz bereit.
Daheim ein Blick auf die Waage ... 2 kg zugelegt! Das Essen in der Klinik war aber auch verdammt gut.

Alles in allem hat mein Transitionsweg von der ersten Psychotherapiestunde im Februar 2014 bis zur Entlassung aus der Klinik nach der finalen GaOP im Juli 2018 damit 4 Jahre und 5 Monate gedauert.

[07.07.18 / 20:20] Der 14. Tag - jetzt wieder in der kleinen Klinik in Potsdam. Nach dem Rückschlag vor zwei Tagen, bin ich wieder an so einem schweren Urinbeutel gefesselt - was mich aber nicht davon abhält, wieder mit leichten Tai Chi Übungen anzufangen und (danach) den Vormittag ein paar Schritte auf die Terrasse zu schlurfen. Das schwarze Minikleidchen ist "durch" und landet im Beutel für Schmutzwäsche, seit ein paar Tagen trage ich für meine Exkursionen auswärts des Zimmers einen wunderschönen schwarzen und geborgten Rock mit Paisley-Muster. Kurz vor Mittag wird dann aber doch wieder der Urinbeutel abgeklemmt und durch ein kurzes Stück Schlauch mit "Feuerwehrverschluß" (mein Lieblingsspielzeug die letzten Tage) ersetzt.
Später den Abend, ich stehe gerade vor der Toilette und spiele mit meinem Feuerwehrschlauch - da merke ich, wie der Urin parallel das Bein herunterläuft. Die Tage mit im Stehen pinkeln sind damit endgültig vorbei. Mit einem kleinem Lächeln melde ich der Schwester und dem diensthabenden Arzt, daß ich mir in die Hose bzw. den Verband gemacht habe. Wenn das wirklich die Harnröhre war, dann sind die Tage des Urinkatheters gezählt.

[06.07.18 / 19:02] Tag 13 ... in dem anderem Klinikum. Ich habe die Nacht nicht schlafen können, nur den Morgen ein oder anderthalb Stunden. Ich hänge wieder an einem Urinbeutel. Das Patientenzimmer wurde extra für mich frei geräumt - ich werde isoliert von den anderen Frauen gehalten? Die Nacht über böse Gedanken ... "Hoffentlich krepiere ich hier." Ich beginne das Teil da unten zu hassen ... OK, wir hatten vielleicht keinen guten Start.
Nach Untersuchung auf dem Gyno-Stuhl am Vormittag der Befund - es scheint tatsächlich nur die Stelle geblutet zu haben, an der die Harnröhre die Neovagina (ehemals Penishaut) durchsticht. Hoffentlich wurden bei der Untersuchung auch wirklich alle Tamponaden und Kompressen aus dem tiefsten Inneren meiner "Problemgrotte" entfernt. Vielleicht hat sich am Ende auch nur ganz viel Blut in meinem Unterleib gestaut und sich eine Stelle gesucht, an der es endlich heraustreten kann - ich sehe jetzt irgendwie auch nicht mehr ganz so dick und aufgebläht aus.
Kurz nach halb Fünf den Nachmittag, Rücktransport im Rollstuhltaxi in die kleine Klinik. Kaum da, wird alles wieder unten herum schön eingepackt.

[05.07.18 / 20:30] Tag 12 - Die Naht an den Schamlippen wird neu verklebt, die ... fallen mir sonst wieder ab? Ein mysteriöser Hautausschlag befällt im Laufe des Tages meinen ganzen Körper - ich habe das Antibiotikum im Verdacht, welches ich seit Absetzen des Tropfs vor fast einer Woche als Tablette zu mir nehme.

Den Nachmittag ... ich stehe gerade von meinem Bett auf, da merke ich, wie etwas das Bein herunterläuft - Blut! Es wird immer mehr - "Scheiße, ich laufe aus!" Ich torkele zur Toilette, hinterlasse eine riesige Blutspur. Ich stelle mich breitbeinig über die Toilette - ein Fluß an Blut ergießt sich darin. Das ist genau der Moment für den Alarmknopf an meinem Armbändchen. Die herbeieilenden Pfleger und Ärzte im Dienst versuchen die Blutung zu stoppen, stopfen alles an Kompressen in meine stark blutende Neovagina, was gerade greifbar ist. Ein Rettungswagen wird gerufen, ich werde mit Blaulicht in eine größere Klinik in Potsdam verlegt. Alles, was ich dabei habe, ist mein Telefon, meine Versichertenkarte und mein schwarzes Hemdchen am Leib.
Nach kurzer Liegezeit in der Notaufnahme werde ich den Abend auf die Gynäkologie-Station des Krankenhauses verlegt (endlich habe ich auch das geschafft). Die Ärztinnen dort trauen sich nicht an die 29000-Euro-Operation ran, aber sie sind überrascht, wie gut die Schamlippen und das operative Ergebnis aussieht. Die Blutung scheint gestoppt, sie lassen erstmal alles so, wie es ist ... vollgestopft mit Kompressen. Zur Beobachtung (und zur Planung des weiteren Vorgehens) werde ich über Nacht in dem großen Klinikum dabehalten.

[04.07.18 / 18:24] Tag 9 in der Klinik in Potsdam - täglicher Verbandswechsel nach dem Frühstück, dieses mal wird auch die Tamponade gewechselt. Ich stelle es mir viel komplizierter vor, als es ist ... "Alles OK." - "Ist ja nicht so tief bei mir." Ich kann immer noch nicht hinsehen und starre an die Decke des Zimmers über mir ... so schön verziert mit Stuck. Den ganzen Vormittag verbringe ich dann auf der Terrasse (Sudoku-Rätsel lösen), das Beugen des Oberkörpers geht überraschend gut, nur das Sitzen auf der operierten Stelle geht gar nicht. Entweder ich sitze auf der Kante des Polyrattansessels oder ich nehme die für operierte Transsexuelle klassische Halb-Liegeposition ein.

Tag 10 - Die Antibiotika nehme ich noch solange, wie der Urinkatheter dran bleibt (noch 1-3 Tage?), die 600er Ibu's habe ich noch kistenweise zu Hause auf Lager. Ich verliere immer noch zuviel Blut, das Sitzkissen auf der Terrasse ist jetzt jedenfalls ruiniert. Ekliger Nebeneffekt - dieser unangenehme "Verwesungsgeruch" einer offenen Wunde.

Der 11. Tag - neuer Verbandswechsel am Morgen, der alte Verband war auch total durchgeblutet. Mittlerweile liege ich die Nacht auf zwei saugfähigen Unterlagen. Aber die Ärztin (die den Verband gewechselt hat) versichert mir, das ist alles ganz normal, das Blut kommt nur von innen, durch das Anlegen der Neovagina. Wenn ich auf der Toilette bin ... alles voller Blut. Ich kann es nicht mehr sehen, das geht jetzt schon seit zwei Monaten so.

[01.07.18 / 21:13] Tag 6 - Die Venüle auf dem Handrücken wird gezogen.

Tag 7 - Mist, ich liege doch in meinem eigenen Blut. Nach Auftrennen der Naht, die die Tamponade hält, ist über Nacht einiges an Blut herausgetropft (und es wird den Tag noch mehr). Dafür fange ich jetzt wieder langsam an, meine Blase zu spüren.

Tag 8 - Der Urinbeutel wurde gegen einen Stöpsel mit Verschluß getauscht. Befreit von diesem Ballast, muß ich mich wieder daran gewöhnen, die Toilette zu benutzen. (Wow, ich kann -mit Schlauch- im Stehen pinkeln!) Endlich bin ich auch nicht mehr in dem Zimmer gefangen und kann die nähere Umgebung hinter der Tür erforschen. Ich tausche das weiße OP-Hemdchen durch mein knappes, schwarzes Minikleidchen (das von der Disco das Wochenende zuvor - Hauptsache unten herum offen) und laufe ein paar Schritte zu der Terrasse des Klinikgebäudes.

[28.06.18 / 19:26] Tag Nr. 5 - den Morgen war mir noch etwas schlecht, meine Gedanken gehen an alle postoperativen Transsexuellen, die diese Tortur überstehen mußten - ihr habt meinen allerhöchsten Respekt.
Kurz vor Mittag kommt der Dr. Bauquis vorbei (bevor er wieder in die Schweiz abreist) und erzählt mir etwas mehr über die Operation. Trotz größter Vorsicht wurde beim Anlegen der Neovagina die dicht daneben liegende Darmwand verletzt (oder sie war es schon vorher) - und zwar genau die Stelle, an der ein paar Wochen zuvor von dem anderen Chirurgen die Condylome entfernt wurden. Er hat es wieder zugenäht. Jetzt muß ich die Heilung abwarten, geht alles gut, habe ich eine Tiefe von 5 bis 10 cm. Verheilt es nicht, muß neu operiert werden. Aber das war auch mein Grundgedanke: "Geht irgend etwas schief - einfach wieder zunähen und von außen hübsch machen." Mit einem Spiegel kann ich meine noch geschwollenen Schamlippen sehen (es sieht wirklich gut aus). Was dahinter liegt, muß ich erst noch herausfinden. Die Drainage, wo das Blut (oder Wundsekret) abfließt, wird mir eine Stunde später gezogen ... schon mal ein Beutel weniger.

[27.06.18 / 18:45] Der 4. Tag in der Klinik in Potsdam - und schon wieder die Schlaftablette abgelehnt und dafür mit meinem Zeug die Nacht zugedröhnt, mit dem Ergebnis: Es ist den Morgen viel zu hell und zu laut in dem Zimmer an der Straßenseite Richtung Osten. So langsam kommen mir die Zweifel, ob ich mit der Operation nicht zu weit gegangen bin. Wahnsinn, daß bis 2011 alle Transsexuellen da durch mußten, nur um auch offiziell ihrem Geschlecht anzugehören. Mittlerweile traue ich mich auch alleine aufzustehen und zum Waschbecken zu gehen - aber ganz langsam und vorsichtig, an mir hängen noch die zwei Schläuche mit ihren Beuteln. Kurz vor Mittag dann der Verbandswechsel, aber zu sehen bekomme ich noch nichts (aber es soll den Angaben der Schwester und des Doktors sehr gut aussehen). Jetzt kommt auch die müffelnde Salbe drauf, die das weiße Bettlaken versaut. Noch mehrere Tage oder eine Woche durchhalten.

[26.06.18 / 20:21] Der 3. Tag in der Klinik - ich habe die Nacht kaum geschlafen, ich mußte ja auch unbedingt die Schlaftablette den Abend zuvor ablehnen. "Ich habe mein eigenes Zeug dabei", leider viel zu niedrig dosiert. Den Morgen bin ich noch ganz dösig im Kopf - aber ich habe kaum Schmerzen, der Tropf wurde schon gegen Mitternacht abgestellt und von meiner Hand getrennt. Interessanter Effekt: Durch die Narkose den Tag zuvor habe ich überhaupt keine Erinnerungen an den gestrigen Tag, ich muß mir alles aus meinem Tagebucheintrag wieder zusammenstellen. Übrigens, der Urinkatheter läuft von ganz alleine voll, der Anschluß sitzt in der Blase, ich muß überhaupt nichts dafür tun (außer viel trinken). Der zweite Schlauch ist die Drainage mit dem Blut.
Korrektur meiner überschwenglichen Sichtprüfung von gestern (jetzt bei Tageslicht) - die zwei Falten gehören zu der nach hinten gezogenen Penishaut (die Schamlippen sind gut eingepackt). Frühstück ist um 8 Uhr, danach werde ich auf Ibuprofen als Schmerzmittel umgestellt. Kurz vor 11 Uhr den Vormittag kann ich schon mit Hilfe aufstehen und alleine stehen und zum Waschbecken gehen, ein Pfleger hält derweil meine Katheterbeutel. Während ich meinen Oberkörper wasche, mir die Zähne putze und meine Haare feucht durchkämme, wird mein Bett gemacht. Entgegen meiner schlimmsten Befürchtungen, ist das weiße Laken vollkommen blutfrei. Ansonsten passiert den weiteren Tagesverlauf nichts Besonderes, nur Essen, Dösen, Lesen, ab und zu ein Arzt - und Warten auf die Visite des vielbeschäftigten Doktors.
Nachtrag: Der Dr. Bauquis kommt doch noch vorbei und sieht sich die Stellen an. Die zwei eher unschönen Furchen sollten in zwei oder drei Monaten von alleine verschwinden.

[25.06.18 / 21:32] Tag 2 in der Klinik - Szene fehlt - Ich bin noch unter Drogen, total benommen und alles dreht sich (und noch kein Zeitgefühl), aber dafür eine sexy rauchige Stimme. Kurzer Kontrollgriff nach dem Aufwachen am frühen Nachmittag aus der Narkose - der Adamsapfel ist noch da, die Brüste sind noch gleich groß, kein Scheißebeutel, nur der Urinkatheter (hängt außen am Bett) - und unten herum befindet sich so eine eine Art Verband in Form eines String-Tanga (nur ohne Strings) ... aber fast keine Schmerzen und (noch) kein Blut.
(Wahrscheinlich) Der Dr. Bauquis kommt vorbei und erkundigt sich nach meinem Befinden, "Alles OK" antworte ich ihm. Als ich danach in der Post-Narkose noch etwas schlafe, wache ich den späten Nachmittag in meinem Zimmer neben meinen Eltern auf. "Mir geht es gut, fast keine Schmerzen, nur etwas benommen." Eine große Erleichterung für die beiden. Hoffentlich haben sie die schmutzige Jeans im Badezimmer entdeckt und zum Waschen mitgenommen.
Den Abend gibt es noch eine leichte Brühe und die Beutel am Tropf werden gewechselt. Ich sehe unter der Bettdecke nach und entdecke am oberen, leicht abstehenden Rand des Verbands den Ansatz meiner neuen Schamlippen, vor Freude und Glück muß ich kurz lachen. Meinem Freund schreibe ich eine SMS: "I'm now a woman, 100%." Er wünscht mir gute Besserung.

[24.06.18 / 19:36] Tag 1 in der Klinik in Potsdam - Sonntag 14 Uhr ist meine Aufnahme, aber ansonsten ist den frühen Nachmittag nicht viel Betrieb. Ich werde auf mein Zimmer geführt ... schon wieder ein Einzelzimmer. Alles Auspacken und Einrichten. Die nette Krankenschwester, die mich auf das Zimmer geführt hat, kommt mit einem Einlauf vorbei, um die Darmgegend und das Operationsgebiet vorzubereiten - kurz: Meine schwarze Jeans ist ruiniert. Bis zur Toilette kann ich den Darmschließmuskel ein paar Minuten später nicht mehr halten. Dem kurz vorher dazugekommenen Arzt, der die Operation morgen mit unterstützen wird, erkläre ich mein Malheur mit dem lustigen Satz: "Ach, das passiert schon mal bei MS ... gelegentlich etwas Harn- und Stuhlinkontinenz."
In meiner Unterwäsche neben ihm am Tisch sitzend, beantworte ich ihm weitere Fragen zur Anamnese und er erzählt mir noch einmal alle Risiken für morgen auf und erklärt die Operationsmethode ganz detailliert anhand einer selbstgezeichneten Skizze. "Ist das da so eine Art Jungfernhäutchen, das da entsteht?" Nein, das ist nur die um die Ecke gebogene Penishaut (oder der Rest des Hodensacks als Extra-Verlängerung). 7 Uhr morgens ist meine Operation ... sportlich, vorher muß ich mich noch einmal gründlich waschen und duschen (für eine angenehme Arbeitsatmosphäre).
Den heutigen Abend gibt es noch den zweiten Einlauf und eine klare Brühe zum Essen bzw. schlürfen (könnte eventuell Spuren von fester Nahrung enthalten), sowie etwas später, die Visite vom extra aus der Schweiz angereisten Chefchirurgen ... und vielleicht kommt noch jemand anders vorbei und vollendet mein Werk an äußerst blutiger Intimrasur. T minus weniger als 1 Tag. (Und ich bin doch nicht aus Angst vorher abgehauen ... dritter Stock - zu hoch, um jetzt noch aus dem Fenster zu flüchten.)

[24.06.18 / 12:25] Sonnabend Abend in Berlin, noch ein kleines Underground-Festival mit drei Livebands in einer alten "Hafenkaschemme" irgendwo am Ufer der Spree. Eigentlich ist es nur eine Gitarrenband und danach wieder zwei Solo-Künstler mit ihren Synthesizer-Tischen aus dem Electronic / Wave / Minimal Umfeld. Die Konzerte in dem kleinen Club gehen bis Mitternacht, ich bleibe noch eine weitere Stunde bei der anschließenden Disco, bis auch ich dann zu meinem nahegelegenen Hotel am Ostbahnhof abhaue. Beschissener Nieselregen schon den ganzen Tag (extra in Leipzig vorher noch ein zweites "Buff" aus Merino-Wolle für die Handtasche gekauft - das andere Halstuch nehme ich zum Motorradfahren). Ansonsten passiert den Abend und die Nacht nichts Aufregendes ... keine meiner "amourösen Abenteuer". Den Sonntag Mittag (vorher noch am Bahnhof etwas Thailändisches / Vietnamesisches essen) weiter mit der S-Bahn nach Potsdam.

[23.06.18 / 15:26] Keine Antwort von ihm, keine Nachricht, nichts. Schade, ich hätte gerne die vorletzte Nacht vor dem großen Eingriff noch mit ihm verbracht. Von Leipzig aus mit dem Zug nach Berlin.

[20.06.18 / 16:25] Doch alles wieder ganz anders - mein OP-Termin wurde auf Montag Morgen vorverlegt, ich muß den Sonntag Mittag schon anreisen. So wie das jetzt aussieht, falle ich Sonntag Morgen irgendwo in Berlin aus einer Gothic-Disco und fahre direkt in die Klinik nach Potsdam...

Todo:

Geld an die Klinik überweisen (jetzt nur noch 29000 Euro) ... OK großes Blutbild mit weiteren Werten (5 Ampullen) ... OK EKG (zusammen mit der Blutentnahme beim Hausarzt) ... OK (metaphorisch) meinen Freund abholen und irgendwie mit auf die Reise nehmen ... ?

Wird er es verkraften? Ich bin dann keine Transe mehr, keine "Shemale" wie aus den Pornos. Ich bin dann einfach nur noch eine x-beliebige Frau. T minus 5 Tage. (Jetzt wird's ernst!)

[19.06.18 / 18:08] Großes Kriseninterventionstreffen an meinem Arbeitsplatz - es geht mal wieder um mich und meine exorbitanten Minusstunden (im Umfang von ... 2 1/2 Monaten). Mit dabei je eine Mitarbeiterin des betrieblichen Sozialdienstes, der Schwerbehindertenvertretung und eine Mitarbeiterin vom Integrationsfachdienst des Landes - sowie der aktuelle Teamleiter der nächsthöheren Führungsebene. Wahnsinnig viele Wörter prasseln auf mich ein: "Verschlechterungsantrag", "Reha", "Erwerbsminderungsrente", "Entzugsklinik", "Suchtverhalten" ... die Art, wie ich meine Psychopharmaka einwerfe (um mich jede Nacht wegzuknallen und um den ganzen belastenden Gedankenmüll zu verdrängen - ein, zwei, drei Tabletten noch hinterher) ist nicht die Art, wie sie medizinisch vielleicht gewollt ist und entspricht daher mehr deutlich einem Suchtverhalten (mein Weg in die Medikamentenabhängigkeit). Vollkommen zugedröhnt bin ich entweder bis Mittag gar nicht da (und zwar jeden Tag) oder überhaupt nicht ansprechbar und mental abwesend. Ich erkläre das (nur für mich) mit dem "Tunnelblick" beim Software Programmieren am Computer - aber für Außenstehende sieht das vielleicht ganz anders aus. Egal (Notiz an mich, die Nacht unbedingt wieder etwas einwerfen) ... bald bin ich weg. Ich lege nach wie vor meine allergrößten Hoffnungen in die bevorstehende Operation. Dann wird alles besser! Ganz bestimmt! Keine Hormonblocker mehr (kein CPA), keine Depressionen und Anpassungsstörungen. Endlich auch der optisch passende Körper, kein Verstecken ... kein Verdrängen. Endlich ich selbst sein. T minus 9 Tage.

(Ich glaube, ich habe mittlerweile massive psychische Probleme...)

[10.06.18 / 21:09] Drei Wochen später, Freitag Abend, wieder zurück in Leipzig. Ich gehe nicht aus, ich muß erstmal die 30°C in meiner Dachgeschoßwohnung auf erträgliche 24°C runterkühlen - durch großzügiges Lüften bis 3 Uhr nachts. Den Pflanzen macht die mehrwöchige Hitzeperiode ohne Gießen nichts aus ... denen geht es gut.
Sonnabend - ich habe da ein Foto in einem Möbelkatalog gesehen, ein Arrangement aus einem Holzklapptisch und Stühlen, mit vielen Grünpflanzen, auf einem Dachgeschoßbalkon - so etwas will ich auch für mein großes Wintergartenfenster ... eine mehrstündige Odyssee durch die verschiedensten Möbelhäuser durch Leipzig beginnt. Den Mittag starte ich am zentralen Baumarkt in der Nähe des Hauptbahnhofs ... der gesuchte Tisch ist leider ausverkauft. Kurzer Zwischenstop am Hauptbahnhof, Pfandflaschen in der Kaufhalle abgeben, mit den Münzen ein paar Marzipancroissants zum Frühstück kaufen (und draußen vor dem Bahnhof in der Nähe der Bahnhofspunks verzehren, die haben immer so schöne Musik aus dem Kassettenrecorder). Weiter zu meiner favorisierten Kaffeebar, einen Matcha trinken - und zurück zum Parkhaus unter dem Hauptbahnhof. Es sind jetzt schon über 30°C, ich habe extra mein dünnes Sommerkleidchen angezogen.
In der Ladenpassage des Bahnhofs entdecke ich in der Auslage eines Geschäftes für italienische Bademoden einen olivgrünen Triangle-Bikini, mit Schnürung ... genau das Richtige für meinen nächsten Badeurlaub. Die Verkäuferin fragt mich nach meiner Größe - "Flach!" ist meine prompte Antwort. Die italienischen Größen sind etwas anders, sie verkauft mir einen Bikini, der in etwa einer 75 A entspricht, zusammen mit der passenden olivgrünen Bikinihose in M ... vielleicht passe ich da noch nicht ganz rein - aber in zweieinhalb Wochen, wenn der Knubbel da unten endlich weg ist, ganz bestimmt (dann wirkt das im Schritt auch nicht mehr so unvorteilhaft in dem engen Sommerkleidchen ... trotz der Schrumpfung durch die Hormone).
Weiter zu dem Möbelhaus an der alten Messe, die haben keine Holztische für draußen, der Möbeldiscounter daneben auch nicht. Ich muß wohl doch weiter rausfahren, zum Glück mit Klimaanlage und geschlossenem Verdeck ... die Außentemperaturen sind schon tropisch und die Wolken fangen an, sich aufzutürmen. Kurzer Zwischenstop in dem Baumarkt im Norden von Leipzig - die hätten zwar so einen Klapptisch - aber nur im Balkonset komplett mit zwei Stühlen. Ich fahre auf die Autobahn weiter raus Richtung Flughafen zu dem Einkaufscenter.
Dort in dem großen, etwas teureren Möbelhaus habe ich auch kein Glück - der kleine Rattan-Tisch ist nicht auf Lager und der große Holztisch liegt über meinem Budget. Letzte Hoffnung: dieses große schwedische Möbelunternehmen gleich nebenan (in deren Katalog ich das auslösende Foto entdeckt habe). Endlich, in dem großen Selbstbedienungslager entdecke ich den kleinen Holzklapptisch - für einen spottbilligen Preis (hoffentlich taugt der auch etwas). Ich schleppe meinen neuen Holztisch zu meinem Auto auf dem Parkplatz, entferne die Verpackung aus Pappe und bugsiere das neue Möbelstück auf dem Beifahrersitz ... paßt, sogar ohne das Verdeck öffnen zu müssen. Mit angeschalteter Klimaanlage die paar Meter zurück zu dem anderen Möbelhaus, in der Dekoabteilung noch eine passende kleine, weiße Tischdecke für mein neues Tischchen kaufen - mit viel Spitze und Rosenstickereien. Mittlerweile ist es schon später Nachmittag, kurz vor 18 Uhr, zurück auf der Autobahn zu meiner Wohnung.

Das letzte Wochenende hat mein Freund versucht, Kontakt mit mir aufzunehmen ... aber da war ich gerade mit dem Motorrad unterwegs. Diesen Sonnabend hat er es wieder versucht - als ich meine Einkäufe in meine Wohnung trage, schaue ich kurz auf das Telefon - eine Nachricht von ihm von vor ein paar Stunden ... wir haben uns schon wieder verpaßt. Ich nehme eine Dusche, und mache mich ausgehfertig ... mehr oder weniger. Auf Make-up verzichte ich bei den tropischen Temperaturen und das leichte Sommerkleidchen hängt zum Auslüften für eine Stunde auf einem Bügel vor dem Schlafzimmerfenster. Ich wechsele die Schuhe, von den bequemen Sommerstiefeletten mit den Riemchen und den Kitten-Heels auf die doppelt so hohen Sommerstiefeletten mit den Blümchenapplikationen und dem "Mesh" Leder. Zum Pizza Essen zurück den Abend in die Leipziger Innenstadt.
Ich parke mein Auto in dem Parkhaus unter der Oper, zu Fuß laufe ich in die Innenstadt Richtung Marktplatz ... laute Musik, es ist "Bachfest". Weiter als bis zu dem italienischen Restaurant kurz hinter dem Marktplatz komme ich nicht mehr, als der Regen und das sich den ganzen Nachmittag durch die auftürmenden Wolken bereits angekündigte Gewitter anfängt. Während ich das Bruschetta als Vorspeise esse, tröpfelt es nur leicht - später, bei der kleinen Pizza Caprese, ist es schon ein richtiger Gewitterschauer. Ich bemitleide die Gäste des Bachfestes gleich um die Ecke auf dem Marktplatz und schaue immer wieder über mir, ob der große Schirm im Außenbereich des Restaurants auch dicht hält. Währenddessen strömen unter mir, unter dem Stuhl und den Tisch, ganze Sturzfluten an Wasser vorbei und ich muß aufpassen, daß meine Füße in den schicken italienischen Stiefeletten trocken bleiben. Ein kühler Wind kommt auf ... schon wieder den schwarzen Kapuzenpullover in der Wohnung hängen lassen und ich fange an, in meinem dünnen Kleidchen zu frieren. Noch ein überaus üppiges Tiramisu zum Nachtisch und ich bezahle die Rechnung.
Der Regen hat nachgelassen und ich schaue um die Ecke auf dem Marktplatz bei dem Festival und der aufgebauten Bühne vorbei ... tapfere Besucher und Musikliebhaber. Die Musik hat sich geändert und es wird jazzig. Wer ist der olle Opi da oben auf der Bühne, der das Tatort-Theme covert? So etwas sehe ich sonst nur im Fernsehen in der Jazzkonzert-Sendung eines bayrischen Regionalprogramms. Ich halte tapfer bis zur letzten Zugabe aus, bevor ich vor der nassen Kälte (nach diesem feuchtheißen Sommertag) zu meinem Auto flüchte. Ganz kurz war ich noch in einer angrenzenden Bar - aber ich habe den kulturellen Unterschied und den riesigen Absatz zur dort gespielten House- und Disco-Musik nicht verkraftet (sogar ich versuche in meiner Musik Elemente des Funk einzubinden - wenn die Bassline keinen Groove hat, funktioniert der Titel auch nicht).
Zurück in meiner Wohnung ... Mitternacht, ich vermisse meinen Freund, die Nächte und die Morgen neben ihm in meinem Bett (jedenfalls die, in denen er halbwegs nüchtern war). Ich kratze mit der Rasierklinge das weiße Pulver der Antidepressiva-Tabletten auf der Plexiglasplatte meines Couchtisches zusammen (anders bekomme ich die nicht auf ein Viertel dosiert) und lege mich schlafen ... die Fenster immer noch weit angekippt, um bis zum Morgengrauen, bis die Vögel anfangen zu lärmen, etwas kühle Luft durch meine Wohnung im Dachgeschoß strömen zu lassen.

[29.05.18 / 22:30] Der zweite Termin in Potsdam, 4 Wochen vor der Operation - dieses Mal treffe ich endlich den Arzt, der mich dann operieren wird. Er und sein Assistent holen mich im Wartebereich der Klinik ab und geleiten mich zu dem kleinen Behandlungszimmer. Er kommt aus der französischen Schweiz und ist noch ziemlich neu in Potsdam (vielleicht bin ich sogar seine erste "Patientin"), dafür spricht er aber viel besser Deutsch als ich Französisch (nur vereinzelt ein paar kurze Verständigungsprobleme, ich versuche erst gar nicht, in seiner Landessprache zu sprechen) und er ist einer der Top-Ärzte auf seinem Gebiet der geschlechtsangleichenden Operation.

Zum Ablauf der Operation ... die Penishaut bleibt dran, komplett mit Blutversorgung, und wird nicht abgeschnitten, nur umgestülpt. Die optionale Erweiterung mit einem Stück Darm lehne ich ab, mit Hinblick auf den von mir mitgebrachten Befund und der vorhergegangenen Entfernung der Condylome "gleich um die Ecke" im Enddarm - dafür wähle ich die von ihm angebotene Variante mit der Vertiefung der Neovagina durch ein Stück Haut des Skrotums (also doch eine "kombinierte" Operationsmethode). Die darin enthaltenen Hoden kommen sowieso weg, der Rest wird für die Konstruktion der Schamlippen verwendet sowie die Penisspitze als neue Klitoris.
Die Operation dauert insgesamt 4 bis 5 Stunden mit Anästhesie ... und es wird danach sehr schmerzhaft für mich. Von der zusätzlichen Schönheitskorrektur des Adamsapfels rät er mir ab - die entstehende Narbe wäre viel häßlicher als mein jetziger und gar nicht so sehr ausgeprägter Schildknorpel (und würde auch viel mehr Probleme verursachen). Auch allgemein sieht er mich mit einem kurzen Blick an - und ich brauche seiner Meinung nach keine weiteren Schönheitsoperationen. Auch das mit den Silikonimplantaten lehne ich strikt ab und fasse mir dabei an die Brust: "Ich wollte immer kleine Brüste! Ich habe kleine Brüste! Ich bin sehr zufrieden damit." (Mit überraschtem und verwunderten Blick seines Assistenten.)
Fehlt nur noch eine Sache ... noch einmal tief Luft holen und ich ziehe meine schwarze Jeans mit dem Nietengürtel etwas runter - "Ich bin Ingenieur, mich interessiert das alles technisch", erwähne ich nur kurz. Er zeigt mir, wo er was abschneidet, was er weiterverwendet, wo er etwas hinoperiert ... und wo er letztendlich die Öffnung für die Vagina ansetzt - er trifft dabei genau die erogene Zone bei mir, zwischen Anus und Skrotum, an der ich schon längst etwas vermute, was da schon immer hätte sein sollen (fast so wie mein unsichtbares Tattoo am Bein, welches mir vor vielen Jahren im Traum erschienen ist). Nachteil der ganzen Operationsprozedur (außer den unsagbar bevorstehenden Schmerzen) - ich muß eventuell doch bougieren, damit es nicht wieder zusammenwächst. "Genau wie meine Ohrlöcher", gebe ich dem Arzt zu verstehen und deute auf meine Ohrringe (aus besonderem Anlaß trage ich extra meine sündhaft teuren Diamant-Ohrringe aus Israel). Damit verabschieden sich die beiden Herren in ihren weißen Kitteln von mir.

Als letztes wird nur noch der Einweisungstermin in vier Wochen und der zu bezahlende Preis + Bankverbindung mit der freundlichen Mitarbeiterin der Klinik für TS-Angelegenheiten geklärt ... ersteres verschiebt sich um zwei Tage nach hinten (Blick in den Kalender: Vollmond), letzteres wird durch durch den Verzicht der ästhetischen und unnötigen Korrektur an meinem Kehlkopf um einiges günstiger (der kosmetische Teil, den mir die Krankenkasse ja sowieso nie hätte bezahlen wollen, fällt damit komplett weg). Meine weiteren Fragen, was ich für den Termin Ende Juni wohl noch mitbringen muß, kann ich mir auch schon selbst beantworten - lockere Kleidung, ein paar Latschen und meine Versicherungskarte. T minus 30 Tage.

[22.05.18 / 23:14] Die Okras waren das Widerlichste, was ich je gekauft* habe - oben im Glas alles verschimmelt und nach dem Abgießen der Brühe bleibt nur noch ein jämmerlicher Rest Matsch übrig, der nicht im entferntesten noch an Okras erinnert ... weg damit durch die Toilettenschüssel. Dann eben die doppelte Menge an Tomaten und etwas Weißbrot dazu. (* Ich wurde gewarnt, solche exotischen Zutaten nicht in irgendeiner Provinzkaufhalle im tiefsten und fremdenfeindlichsten Sachsen-Anhalt zu kaufen - die nächsten Inseln für so etwas sind Leipzig gleich über der Grenze in Sachsen oder eben Berlin.)

Tomaten mit Kichererbsen: Zwiebelringe schneiden, Knoblauch zerkleinern, Tomaten vierteln. In einer Pfanne oder einem Topf Olivenöl erhitzen, arabische Gewürzmischung dazugeben (in meinem Fall "Baharat", aber "Rassel Hanout" oder "Za'atar" geht auch), Aromen entfalten lassen, eine Spur Salz, etwas Pfeffer und die Zwiebeln dazugeben. Tomaten und Knoblauch dazu, viel Thymian, Tomaten zerdrücken, Tomatenbrühe 5 Minuten weich kochen lassen. Die Dose Kichererbsen dazugeben und ein halbes Glas Wasser, 15 bis 20 Minuten auf kleiner Flamme weiter köcheln lassen bis zur gewünschten Konsistenz. Mit Weißbrot (oder Fladenbrot) servieren.

Montag Nachmittag, ich setze meine Gedankenkonstrukte weiter fort bei drei Tassen grünen Tee auf meinem Sofa ... nur wenn ich das Gefühl habe, begehrt zu werden, wirke ich attraktiv - fehlt dieses Gefühl, strahle ich auch keine Attraktivität nach außen aus. Mein Freund hat mir zwar gegen Mittag eine Nachricht geschrieben, aber er hat zwei Stunden auf eine Antwort von mir warten müssen ... und diese fällt dann wieder als kühle Abweisung aus (paradoxerweise vermisse ich ihn dann doch später). Nach dem Essen kochen und dem Abwasch mache ich mich wieder daran, mich für den Abend vorzubereiten. Die Handgriffe für Make-up, die Ohrhänger anlegen, das Armkettchen, der restliche Silberschmuck, das grüne Kleid anziehen mit dem Verschluß ganz hinten oben - alles geht nach vier Tagen eingeübte Routine viel schneller. Jetzt ziehe ich endlich meine italienischen Sommerstiefeletten an, die ich schon das ganze Wochenende anziehen wollte - die hohen Absätze komplettieren mein "Drag Outfit". Höchst tussiesk stöckele ich mit meiner kleinen Handtasche am Armgelenk zu meinem Auto.

22 Uhr, ich bin viel zu früh da, in der kleinen Halle am Werk 2 brennt noch das Licht und alle Mitarbeiter des Festivals sind noch dabei, alles für die Discoveranstaltung den letzten Tag vorzubereiten. Ich warte entspannt vor dem Eingang ... nach ein paar Minuten darf ich rein. Traditionell sind den Montag Abend des Pfingstwochenendes nicht mehr so viele Gäste da, es bleibt sehr viel Platz zum Tanzen. Nach und nach kommen die weiteren Gäste, ich sitze mit meinem Getränk auf einem Barhocker am Rand der Tanzfläche ... "Sitzschuhe", die Beine überkreuz. Wer denkt, ich könnte mit den Schuhen nicht tanzen, der hat mich noch nicht auf den 9-cm-Stilettos bei meinem Lieblings-Punk-Song auf die Tanzfläche stürmen sehen.
Kurz vor 2 Uhr, für ein weiteres Getränk an der Bar fehlen mir die Münzen, ich beschließe zu gehen und hole meine schwarze Lederjacke aus der Garderobe. Draußen vor dem Eingang drehe ich mich nochmal ganz langsam zwischen den Festivalbesuchern im Kreis - so viele schöne Menschen werde ich für die nächste Zeit nicht noch einmal sehen. Zurück zu meinem Auto, zurück in meine Wohnung ... anders als die Nächte zuvor, bin ich schon eine Stunde früher da und lege mich schlafen. 3 Uhr nach Mitternacht, ich muß meinen Biorhythmus wieder ganz leicht um eine Stunde auf die Arbeitswochenzeit anpassen.

Dienstag Nachmittag - bevor ich abreise, folge ich noch einem Geheimtip: Irgendwo im Zentrum von Leipzig, im Keller eines unscheinbaren Internet-Cafés, dort befindet sich ein kleiner Laden mit einer exquisiten Auswahl an importierten, syrischen Produkten ... unter anderem auch die von mir begehrte Aleppo-Seife (die Echte, die in Würfeln). (Ende Teil 4/4)

[22.05.18 / 23:13] Sonntag früher Nachmittag, der kalte Couscous-Salat aus dem Kühlschrank schmeckt noch viel besser, nachdem er eine Nacht durchgezogen ist. Gegen 17 Uhr setze ich das Instant-Falafel-Powder an und mische es mit Wasser. Eine Stunde später und ich kann die Falafel in der Pfanne mit Olivenöl frittieren. Die ersten 10 stelle ich beiseite für den nächsten Tag, die anderen 10 kommen auf dem Teller zum Essen, zusammen mit scharfen Hummus mit Harissa, sizilianischen Oliven und Fetakäse. Nach einer dreiviertel Stunde ist die ganze Sache sprichwörtlich "gegessen" und ich kann mich an den Abwasch machen.
19 Uhr, eine Dusche, das übliche Make-up - aber diesmal ein Paar silberne Ohrhänger mit Drachenmotiv (die habe ich nicht gekauft, die habe ich gegen eine Silberkette eingetauscht) und das kurze dunkelgrüne Kleid mit Spitze aus dem Schrank (+ Push-up BH). Was ich an Zeit spare, um die Ohrhänger anzulegen (einfach durchstechen, fertig), geht mit dem einen einzigen Knopf des Kleides hinten am Nacken wieder drauf. Irgendwann so nach 21 Uhr bin ich endlich fertig, als Silberschmuck zum Ausgehen wähle ich aus meinem Schmuckkästchen das "Sailor-Moon-Armkettchen" (mit kleinen Halbmonden) und den hellgrün schimmernden Peridot-Anhänger. Aus fälschlich vernünftiger Sicht wähle ich für die Nacht, passend zum Kleid, die flachen, schwarzen Lederballerinas ... ein böser Fehler. In einer Duftwolke aus Chanel-Parfüm verlasse ich meine Wohnung mit der Lederjacke über den Arm und das kleine Handtäschchen in der Hand. Mit offenen Verdeck in meinem Roadster durch die Abenddämmerung nach Connewitz zum Werk 2.

22 Uhr nochwas, die 3 Bands für diesen Abend haben noch nicht angefangen zu spielen, ich stehe im Außenbereich an einem Bistrotisch und registriere die allmählich anfangenden Schmerzen in meinen Füßen, etwas Taschentuch zwischen den Fersen und den Schuhen eingeklemmt und ich kann wieder für ein paar Minuten laufen ... zur Markthalle, noch eine CD kaufen. Das Plattenlabel gehört zum befreundeten Umfeld der familiären, kleinen schwarzen Szene des Festivals. Es kommt selten vor, daß ich ein Album nur wegen des Covers kaufe, aber es liegt zwischen CDs auf dem Verkaufsstand, die ich schon habe. Der Verkäufer gibt auch seine Empfehlung dazu ab ... und zumindest eines der Bandmitglieder spielt auch in einem anderen Projekt, das ich kenne - ich kann also nichts falsch machen und kaufe das Album, neugierig auf die Musik.
Die erste Minimal Wave Band, teilweise aus Brasilien, gefällt mir ganz gut ... spätestens nach dem Auftritt ist die kleine Halle warm geworden und ich gebe meine Lederjacke an der Garderobe ab. Die zweite Band ... aus Frankreich ... ich habe noch nie eine so erotisch aufgeladenen Bühnenshow erlebt, die beiden Bandmitglieder, ein Paar, spielen sich in Ekstase - "Wow!" Der dritte Auftritt, eine Solo-Künstlerin aus den USA (Florida?) ... ich laufe etwas vor der Bühne umher - juhu! Ein bestuhltes Konzert! Ich entdecke einen freien Barhocker ziemlich nah rechts von der Bühne mit freien Blick darauf, nur ein- oder zweimal stehen ein paar groß gewachsen Kerle vor mir und versperren die Sicht ... stört mich nicht, mein Blick geht auch in das interessante Publikum vor der Bühne. Ein Videocall auf einem Smartphone? Jemand teilt das Konzert online mit einer Freundin aus Übersee. Ein Fotograf mit großen Objektiv fotografiert lieber die illustren Gäste, als den Bühnenauftritt.
Irgendwann so nach 2 Uhr sind die Konzerte für den Abend - und für das diesjährige kleine Festival allgemein - beendet und gehen nahtlos in die Discoveranstaltung über. Ich rutsche von meinem hohen Barhocker herunter und laufe durch den Außenbereich zwischen den beiden Hallen ... jeder Schritt schmerzt. So richtig kann ich kein Gefühl für die Disco entwickeln, die aufgelegte Musik ist in Ordnung - aber Tanzen ist für mich unmöglich in den Schuhen. 3 Uhr nach Mitternacht, der erste Rempler - jetzt kommen die ganzen Leute, die ich nicht mag. Ich hole meine Jacke an der Garderobe ab und hau ab ... verdammte Schuhe! Ich kann in den scheiß flachen Schuhen einfach nicht laufen! Ich bin doch nur Absätze gewohnt, auf Zehenspitzen balancierend, schleppe ich mich zu meinem Auto gleich um die Ecke.

Eine Stunde später (ewige Parkplatzsuche) stehe ich vor dem Spiegel in meinem Badezimmer, warum bin ich eigentlich immer nur alleine unterwegs? Das war schon immer so, seit Anbeginn der Zeit. "Hast du dich schon mal im Spiegel angesehen?" Ich gehöre nun mal zu den häßlichen Menschen, besser ich akzeptiere das früher oder später und lebe damit, ohne daß mich das irgendwie noch interessiert. Die üblichen, gleichgültig machenden Pillen Antidepressiva und ich bin weg. Morgen ziehe ich wieder die High Heels an. (Ende Teil 3/4)

[22.05.18 / 23:12] Zucchini-Couscous-Auflauf mit Tomaten, Feta und Mandeln: Zwiebeln schneiden, Knoblauch zerkleinern, Tomaten vierteln, Zucchini in Scheiben schneiden, alles vorbereiten und bereitstellen. In einer Pfanne etwas Olivenöl erhitzen, Zwiebeln dazu, Salz und Pfeffer und die Gewürzmischung (Kreuzkümmel + Koriander + Kardamom) und etwas Chili, Gewürzaromen entfalten lassen, die Tomaten dazugeben und zerdrücken, mit Wasser (für den Couscous) ablöschen, Tomatenbrühe kurz kochen lassen. Tomatenbrühe abgießen und damit den Couscous in einer Schale für 5 bis 10 Minuten quellen lassen (bei Bedarf noch etwas Wasser drangeben), den Couscous nach dem Quellen auflockern und etwas Olivenöl unterrühren. Währenddessen die Auflaufform einölen, die öligen Tomaten mit den Zwiebeln und den Gewürzen auf dem Boden der Auflaufform verteilen, beiseite stellen. Zucchini in der Pfanne mit Olivenöl, Knoblauch und Salz und Pfeffer anbraten. Den aufgequollenen Couscous in der Auflaufform über die Tomaten verteilen, die Zucchini-Scheiben mit dem Knoblauch darüber, alles mit Fetawürfeln und Mandelstückchen garnieren und in den aufgeheizten Backofen schieben. 200°C mit Umluft, 25 Minuten, fertig (wenn der Feta an den Ecken dunkel wird).

Gegen 17 Uhr den Sonnabend Nachmittag schreibt mir mein Freund eine Nachricht, er kommt vorbei. Ich frage ihn noch, was er von meiner Menüauswahl gerne essen möchte, ich fange gerade an, alles für das Kochen vorzubereiten ... er überläßt mir die Entscheidung - also das Zucchini-Couscous-Rezept, welches ich seit dem Besuch in dem palästinensischen Restaurant Anfang des Jahres kochen wollte. Gerade als ich die Tomatenbrühe aufsetze und kochen lasse, klingelt er unten an der Tür und ich lasse ihn herein. Ich umarme ihn kurz, er trägt wieder seine sommerliche Kleidung und zeigt mir seine neue Wunde am Bein, die er sich bei einem Sturz mit dem Fahrrad zugelegt hat ... ich bin total beschäftigt mit dem Essen kochen und kann ihm gar nicht richtig folgen. Er setzt sich kurz etwas hin, ich lasse den Couscous aufquellen und brate die Zucchini an ... ich koche für zwei Personen - also auch mit der doppelten Menge an Knoblauch. Wenig später, als ich die Auflaufform in den Backofen gebe, bemerke ich noch, daß er sich in mein Bett schlafen gelegt hat, er muß wahrscheinlich die ganze Nacht gearbeitet haben.
Mit einem nicht allzu lauten "Ping" ist mein Auflauf im Ofen fertig ... mein Freund schläft tief und fest, ich esse die erste Hälfte alleine. Ziemlich ungeschickt versuche ich ihn dann wach zu bekommen - und berühre dabei versehentlich seine schmerzende Wunde unter der Bettdecke. Er ist kurz wach, "Would you like to eat something?" Später vielleicht, er schläft sofort wieder ein, "But then it's cold." Weißt du, ich stehe hier den ganzen Tag und koche für dich ... ein beschissener Ehemann + meine mangelnde Empathie-Kompetenz. Ich stelle seine Portion Essen in einer Schüssel beiseite und mache den Abwasch, auch das laut klappernde Geschirr weckt ihn nicht auf.
Später den Abend wechsele ich in das Badezimmer, nehme eine Dusche und bereite mich auf die Nacht vor - derselbe Ablauf wie den Abend zuvor, dasselbe Outfit, das gleiche Make-up. Fertig angezogen stehe ich vor dem Bett und versuche ihn wieder aufzuwecken, er war schon mal kurz wach und im Badezimmer, als ich vor dem Spiegel meine Ohrringe angelegt habe - jetzt schläft er wieder sehr tief und ich brauche eine halbe Ewigkeit, um ihn wieder (vorsichtig) wachzurütteln - "Do you want to sleep here the whole night? I want to go out now." Er erzählt mir kurz schlaftrunken, daß er später die Nacht wieder arbeiten gehen muß. "Your food is now in the fridge, it's now cold salad", falls er dann noch Hunger hat, ich habe ihm sein Essen in den Kühlschrank gestellt. Ich verlasse meine Wohnung und schließe die Tür hinter mir ... irgendwie mit einem kleinen, schlechten Gewissen, habe ich ihn zu sehr vernachlässigt? Zurück zu meinem Auto, zurück zum Werk 2.

Präzise 22:00 Uhr komme ich auf dem Festivalgelände an, die Security am Einlaß hat noch gar nicht richtig Stellung bezogen, das kleine Häuschen mit dem Ticket-Schalter wird gerade erst aufgebaut. Ich schlendere so durch ... ich gehöre zum Inventar. Diesen Abend ist die Discoveranstaltung gemischt mit zwei Auftritten von ein paar Künstlern, wann genau die auftreten, weiß ich nicht ... eben irgendwann die Nacht. In der Markthalle mit den DIY-Produkten entdecke ich eine kleine, handgemachte Geldbörse ... die könnte mir gefallen, etwas Leder, etwas Netz, nicht nur in Schwarz, ein leichter lilablauer Farbton - die kaufe ich. Schon wieder italienische Händler, aber sehr nett.
Ich wechsele zwischen den beiden Tanzflächen hin und her, ab und zu wird etwas Italo-Disco eingestreut, bis Mitternacht füllen sich auch die beiden Hallen. Es muß nach Mitternacht sein, weil ich schon von der Cola auf eine Flasche Wasser umgestiegen bin. Ich habe mir auf der Damentoilette das Spaghettiträgertop ausgezogen und die Tunika etwas weiter aufgeknöpft, es ist nicht viel Ausschnitt - aber alles was ich hab (den nächsten Abend ziehe ich wieder einen Push-up an). Ich sitze also etwas abseits neben der Tanzfläche, als mich ein männlicher Gast fragt, ob man hier rauchen kann ... ich schaue mich um, niemand raucht hier, das ist ein Nichtraucherclub, "Nein, ich glaube nicht." Etwas enttäuscht aber immer noch freundlich dreht er sich wieder weg. Ich brauche ewig, um dahinter zu kommen, daß das vielleicht so eine Art Flirtversuch gewesen sein könnte. Ich bin so tief in meiner autistischen Blase, für mich war das in dem Moment wirklich nur ein junger Mann, der mir eine etwas merkwürdige Frage stellt - und ich antworte ihm darauf ... vollkommen ohne irgendwelche weitergehende Gedanken. Als die ersten, beiden Künstler auf der Bühne anfangen zu "performen", muß ich immer noch über den Kontaktversuch grübeln.
Später die Nacht, ich tauche komplett ein in den Mikrokosmos ... nur coole Leute um mich herum, ich verliere das Zeitgefühl, weiß nicht mehr, wie spät es ist - aber der Himmel zwischen den beiden Hallen ist immer noch nachtschwarz, keine Spur von einer Morgendämmerung. Die zweite Künstlerin bereitet ihren Auftritt vor, das Promotion-Video auf der Internetseite des Festivals war sehr vielversprechend - auf diesen Auftritt bin ich besonders gespannt. Leider ist in der rechten Ecke vor der Bühne, wo ich stehe, der Gesang kaum zu verstehen, alles was ich höre, kommt vielleicht nur über die Bühnenmonitore zu mir. Ich fühle mich auch total erschöpft von dem ganzen Tanzen und suche eine Sitzgelegenheit, während des Auftrittes der Künstlerin wechsele ich meine Position, laufe etwas umher und finde auf der anderen, linken Seite von der Bühne einen Sitzplatz am Rand ... jetzt ist der Gesang auch zu verstehen. Meiner Theorie nach war der Pan-Regler für das Bühnenmikrofon am Mischpult für die Ausgabe auf die PA zu weit einseitig eingestellt ... oder irgendjemand hat irgendwo endlich mal den Fader für's Mikro hochgeschoben.
Irgendwann so nach 2 Uhr ... der Verlust meines Zeitgefühls macht mich völlig fertig - ich muß in meiner Handtasche nach meinem Telefon graben und auf die Uhr sehen. Nach den Auftritten bleibe ich noch etwas sitzen, tanze pantomimisch zu der aufgelegte Italo-Disco-Musik, bevor ich kurz vor 3 Uhr meine Lederjacke an der Garderobe abhole, etwas im Außenbereich umherlaufe (mit einem breiten Grinsen im Gesicht, so eine super Stimmung hier) und dann danach die Party verlasse. Zurück zu meinem Auto, zurück zu meiner Wohnung.

Kurz vor 4 Uhr, mein Freund ist nicht mehr da ... er hat das Essen im Kühlschrank nicht angerührt, zu viel Knoblauch? Ich lege mich in der Bettdecke, in der er sich nur ein paar Stunden zuvor eingerollt hat, schlafen ... ich wünschte, ich hätte ihm mehr Beachtung geschenkt. (Ende Teil 2/4)

[22.05.18 / 23:11] Das Gothic-Wochenende in Leipzig, kurz vor der Auffahrt zur Autobahn läuft die neue, zweite abgemischte Version meines Musiktitels im Autoradio. Ich bin auf die Superidee gekommen, die vier Stereospuren getrennt, also 4x Mono links und 4x Mono rechts, auf dem 4-Spur-Rekorder zu mastern - dazu den Bass etwas weniger und den Lead-Synthesizer wieder mehr in den Vordergrund. Hilft auch nichts, der Stereoraum des Titels klingt über die Studiomonitore sehr interessant, aber im Auto immer noch eher ... bescheiden. Mit im Kofferraum sind auch meine ganzen Einkäufe/Essensvorräte für das lange Wochenende. Ich war schon vorher in der Kaufhalle, so muß ich später in Leipzig nicht die Wohnung tagsüber verlassen und keine Menschen begegnen. Ich habe wieder schöne Sachen eingekauft für meinen Pfingst-Koch-und-Back-Marathon. Eigentlich alles für zwei Personen, aber es sieht so aus, daß ich wieder alles alleine essen muß.

Freitag Abend, endlich kombiniere ich mal die weite, schwarze Tunika mit den langen, ausgestellten Ärmeln zusammen mit der engen, schwarzen Kunstlederleggings. Vorher vor dem Badezimmerspiegel noch "schnell" die 3-cm-Creolen anlegen, schwarzer Kajal und dunkler, naturfarbener Lippenstift, das Chanel Mademoiselle Parfüm kopfüber auf Haaransatz und Nacken aufsprühen + Silberschmuck (Anhänger, Kette, Ringe) - und ich bin ausgehfertig für die Nacht. Mitsamt der großen Handtasche und meiner schwarzen Lederjacke verlasse ich in meinen Stiefeletten kurz nach 21 Uhr meine Wohnung in Leipzig. Ich nehme das Auto, um nach Connewitz ins Werk 2 zu fahren ... 4x Taxi die nächsten Nächte sprengt sonst mein Budget.

Am Werk 2 angekommen, sind noch nicht so viele Besucher da, total futuristisch ziehe ich mein vorher ausgedrucktes Online-Ticket aus der Handtasche und tausche es gegen ein Festivalbändchen am Arm. So viele Jahre bin ich nun schon dabei, dem großen WGT habe ich irgendwann den Rücken zugekehrt - aber dem kleinen, parallel stattfindenden "Gothic Pogo Festival" mit seiner immer noch familiären Atmosphäre (das, was dem großen WGT verlorengegangen ist) bleibe ich treu. Die ersten ein, zwei Stunden, bis die erste Band anfängt zu spielen, vertreibe ich mir die Zeit vor dem veganen Essensstand und in der großen Halle mit dem kleinen Markt und einer handvoll Händlern.
Die erste Band in der kleinen Halle gefällt mir ganz gut, mit einer Spukorgel vom Band und ein paar Rockabilly/Punk Ansätzen (eigentlich genau mein Ding). Die zweite Deathrock-Band aus Italien ist ... naja, in Ordnung. Italiener eben, aber sehen alle total attraktiv aus. Am Marktstand mit dem Merchandise der italienischen Band steht noch ein Händler mit zwei Kisten gebrauchten CDs, da kaufe ich in der Spielpause zwischen der zweiten und der dritten Band doch noch ein. Die dritte Band ... ein 80er Jahre Relikt aus Italien - ich muß die Band vor 10 Jahren schon mal gesehen haben, die Bandmitglieder sind auch nicht jünger geworden. Viele Klassiker und alte Songs ... mein Augenmerk richtet sich auf den großen, alten Synthesizer mit dem markanten Sound. Es ist weit nach Mitternacht und die kleine Halle und der Außenbereich ist voller Menschen, jetzt kommen noch die ganzen WGT-Besucher (wahrscheinlich die einzige, inoffizielle, vernünftige After-Show-Party den Freitag in ganz Leipzig).
2 Uhr nochwas, die letzte Band für die Nacht gibt noch eine Zugabe, danach wechsele ich zwischen den beiden Tanzflächen hin und her ... so richtig gefällt mir die angespielte Musik nicht. Mein Freund hat sich das letzte Wochenende groß angekündigt, zieht extra ein paar schwarze Sachen an ... aber bis jetzt keine Nachricht von ihm auf meinem Telefon. Ich schlendere immer alleine durch den dicht gedrängten Außenbereich zwischen den beiden Hallen. Kurz nach 3 Uhr, nach einer Flasche Wasser (strikt kein Koffein mehr nach Mitternacht) hole ich meine schwarze Lederjacke aus der Garderobe und haue ab zu meinem um die Ecke geparkten Auto ... "Die Bands sind gut, aber die Disco ist scheiße." Etwa eine Stunde später habe ich mir im Badezimmer alles Make-up aus dem Gesicht gewaschen und lege mich ins Bett ... doofe Vögel da draußen, machen nur Lärm - wenigstens ist es noch halbwegs dunkel. (Ende Teil 1/4)

[13.05.18 / 15:54] Epilog: Ich koche gerade ein Kännchen Kaffee mit Kardamom, als ich kurz nach 12 Uhr mittags den Sonntag eine Nachricht von ihm auf meinem Telefon erhalte - er ist auf den Weg zu mir. Nervös wechsele ich zwischen Badezimmer und meinem Bett umher, noch schnell die Bettdecke ausschütteln, noch schnell das Gesicht etwas frisch machen. Ich kippe die erste Tasse Kaffee runter, als seine zweite Nachricht ein paar Minuten später kommt, er braucht noch eine Stunde. Noch einmal Glück gehabt, jetzt kann ich mich ganz entspannt duschen und die zweite Tasse Kaffee in Ruhe austrinken (ich hätte die zweite Tasse Kaffee auch ihm überlassen, aber bis dahin ist der Kaffee bestimmt kalt ... was bei der aktuellen Zimmertemperatur von 28°C doch eher unwahrscheinlich ist).
Ich bin gerade eben aus der Dusche raus und trockne mich ab, als es unten an der Haustür klingelt, ich drücke den Knopf an der Gegensprechanlage, um ihm die Tür zu öffnen - die Minute, die er braucht, um das ganze Treppenhaus hochzulaufen, greife ich schnell meine schwarze Unterwäsche, um ihm nicht vollkommen nackt entgegenzutreten. Mit noch nassen Haaren öffne ich ihm die Wohnungstür. Er sieht gut aus ... gepflegt, sommerlich angezogen mit einem kurzärmeligen Poloshirt und einer kurzen Hose. Er zaubert wieder ein Lächeln in mein Gesicht. Wir umarmen uns, er küßt mich ... und um mich ist es geschehen. Ich bin ihm (und seinem orientalischen Charme) vollkommen ergeben.
Er setzt sich auf mein Bambussofa, ihm ist nicht entgangen, daß ich Kaffee gekocht habe. "Sorry, no coffee anymore", die beiden leeren Tassen stehen schon längst in der Spüle. Ich erzähle ihm, warum ich so verärgert war - er war ja auch vollkommen betrunken und hatte 1000 Euro in seiner Hosentasche ... ich wollte doch nur für seine Sicherheit sorgen. Er erzählt mir, daß er wieder Arbeit hat und seine alte Wohnung nur untervermietet, bis er den Mietvertrag kündigen kann. Ich stehe neben dem Sofa in meiner Unterwäsche und umklammere mit meinen Fingern nervös das kleine Badehandtuch, die Haarspitzen sind immer noch naß, als er mit einer Handbewegung mich einlädt, mich zu ihm zu setzen. Er spielt mit meinem Unterhemd ... nur wenige Momente später wechseln wir zu meinem Bett. "Really?", ich habe die Fenster ein Spalt geöffnet, aber an der heißen Zimmertemperatur ändert das nur wenig.
Er zieht sich aus, er zieht mich aus und ich gebe mein Bestes bei dem Blowjob mit Deep Throat. Ich bin so erregt wie schon lange nicht mehr und versuche meinen nackten Körper an den Rhythmus seines Körpers anzupassen ... immer kurz davor, knapp vor seinem Höhepunkt, alles abzubrechen - "I'm really sorry", aber Deep Throat ist nun mal sehr anstrengend. Er kommt in meinem Mund. Ich behalte es in mir bis zum Waschbecken ... nicht ohne den Hintergedanken, meine schwarze Bettwäsche sauber zu halten.
Nach einer kurzen Dusche seinerseits, bleibt er noch etwas länger nackt auf meinem Bett liegen, ich setze mich neben ihm und wir unterhalten uns etwas. Meine "backside operation" (nach ein paar Wochen Heilung werde ich bestimmt wieder in der Lage sein, auf diese Art Sex zu haben) und meine "frontside operation", nur noch 6 Wochen. Wenn ich erst operiert bin, stehen mir alle arabischen Reiseziele offen ... ich erwähne kurz Dubai und er fängt an, von der Stadt zu schwärmen (in der er mal vor ein paar Jahren gearbeitet hat).
Nächstes Wochenende ist das "gothic weekend", ich habe ein Instant-Falafel-Powder gekauft, Made in Syria, das ich dann in der Pfanne frittieren will. Er nennt mir noch eine Adresse in Leipzig, in der ich die Falafel-Mischung nachkaufen kann ... vielleicht gibt es in dem Laden auch die originale, olivgrüne Aleppo-Seife, nach der ich schon seit einiger Zeit suche? Meiner sensiblen Nase ist sein Körperparfüm nicht entgangen, zum Glück rieche ich mit meinem sauteuren, südfranzösischen Duschbad auch ganz attraktiv ... alles weitere machen die Pheromone. Hätte ich nicht diese noch heilende Wunde, ich hätte mich ihm auf meinem Bett vollkommen hingegeben. Zuversichtlich verschiebt er den Sex auf die nächste Woche (noch ein paar Wochen bzw. Monate der Abheilung mehr und mir stehen nach der zweiten Operation noch ganz andere Optionen offen).
Er muß sich wieder anziehen und seinen Tagesgeschäften (in der Eisenbahnstraße?) nachgehen ... ich kann ihn nicht dorthin begleiten. Mit diesem total verqueren, sehnsuchtsvollen Blick und einem leidenschaftlichen Kuß (auf seine Initiative) verabschiede ich mich wieder von ihm an meiner Wohnungstür. Sein kurzer Besuch bei mir hat gerade mal zwei Stunden gedauert. Ich habe den Rat bekommen, mich nicht komplett emotional an ihn zu binden ... ich kann nicht anders (echt jetzt, diese verdammten Hormone ... ich schreibe diese Zeilen und bin immer noch feucht).

[13.05.18 / 10:36] Ein Abend in Leipzig, an dem absolut nichts passiert. Den Sonnabend Nachmittag bin ich auf der Autobahn Richtung Leipzig unterwegs, im Autoradio läuft über den USB-Stick mein neuer Musiktitel - was beim Abmischen über die Studiomonitore noch halbwegs gut klingt, hört sich über die Anlage im Auto schon ganz anders an. Das Drumset ist viel zu laut, alles andere (Vocals, Synths) wird viel zu sehr in den Hintergrund gedrückt. Das kommt davon, wenn man(frau) 10 Spuren auf einem winzigen 4-Spur-Rekorder aufnehmen will. Wenigstens meine an sich kräftige Stimme ist unter dem ganzen Hall-Effekt noch gut zu verstehen.
Zurück in meiner Wohnung, den Abend beginne ich mich vorzubereiten - kurz unter die Dusche, danach vor dem Badezimmerspiegel den dicken, schwarzen Kajalstrich am Augenlid ziehen, farblosen Pflegelippenstift, die enge schwarze Jeans mit dem Nietengürtel - und die neuen 3-cm-Creolen aus Silber als Ohrringe ... diese kombiniere ich mit den italienischen Sommerstiefeletten, die mit den 9-cm-Absätzen ohne Plateau - wenn schon Tussi, dann richtig. Schnell noch ein schlichtes, schwarzes Top überziehen und ich verlasse meine Wohnung mit meiner Handtasche über der Schulter. Die schmalen Absätze krachen laut auf die Holzdielen im Treppenhaus - ich habe noch etwas vergessen! Meinen Silberschmuck! Wieder zurück in die oberste Etage und meinen grünen Anhänger und die Silberkette aus dem kleinen Schmuckkästchen holen.
Als ich danach das Wohnhaus verlasse, steht den Abend die Sonne schon ziemlich tief am Horizont (aber ich sehe sie nicht, hinter den ganzen Häusern). Ich laufe an meinem Auto vorbei, so einen idealen Parkplatz, so dicht am Hauseingang, finde ich bestimmt nicht wieder - schon beim Parken ein paar Stunden zuvor habe ich mich dazu entschlossen, für diesen Abend die Straßenbahn zu nehmen. Ich fahre mit der Straßenbahn die Station am Hauptbahnhof vorbei, danach die an der Oper. Steige ich aus? Gehe ich in der Innenstadt etwas essen? Spontan entscheide ich mich für die mexikanische Bar in der Südvorstadt und fahre noch ein paar Stationen mit einer anderen Linie weiter. Spätestens jetzt muß die Sonne in der Abenddämmerung untergegangen sein.

Die belebte mexikanische Bar am Südplatz, ich habe Glück und finde einen gerade eben frei gewordenen Sitzplatz mit Tisch im Außenbereich. Äußerst lange studiere ich die Menükarte und kann mich nicht zwischen Tortillas und Burritos entscheiden, meine Wahl bei der Kellnerin fällt letztendlich auf eine vegetarisch gefüllte Tortilla und ein großes Glas Wasser. Nach einer kurzen Zeit wird mir das Essen serviert, ich beobachte währenddessen die interessante Straßenszene in der Südvorstadt. Mir entgeht nicht das scheinbar verliebte Pärchen neben mir am Nachbartisch. Ich sitze allein an einem Tisch für drei und krame mein Telefon aus der Handtasche, die letzten Wochen war es die meiste Zeit nur noch ausgeschaltet, ich erwarte keine Anrufe und schreibe auch niemanden etwas. Erst jetzt, Wochen später, schreibe ich meinem Ex-Freund eine Nachricht ... ich bin immer noch ziemlich verärgert über sein Verhalten das letzte Mal.
Nachdem ich die (leichte) Tortilla aufgegessen habe, habe ich immer noch etwas Hunger und bestelle noch ein Knoblauchbaguette für danach ... auf die süßen Drinks und das zuckersüße Dessert als Frustessen für alleinstehende Frauen verzichte ich diesmal. Ich muß mir aus meinem engen, familiären Umfeld schon Sprüche anhören, daß ich früher einmal perfekte Modelmaße hatte und jetzt einfach nur noch dick geworden bin - die 6 bis 8 Kilo mehr auf der Waage lügen nicht. Fast restlos stopfe ich mir das Baguette auch noch rein, die nächste Mahlzeit gibt es erst wieder den Sonntag Abend.
Irgendwann so gegen 22:30 Uhr oder 23 Uhr bezahle ich die Rechnung, es ist den Abend doch etwas kühl geworden, mir fehlt ein leichtes Strickjäckchen oder ein Überziehponcho, meine schwarze Lederjacke habe ich in meiner viel zu warmen Dachgeschoßwohnung gelassen. Ich laufe die Straße mit den Bars kurz auf und ab, auf der Suche nach einem Tanzlokal für die Nacht. Ich werde nicht fündig, es sind einfach nur Bars, die irgendwann so nach Mitternacht einfach schließen ... andere, weniger frequentierte Bars räumen schon ihr ganzes Außenmobiliar von der Straße weg - Discos sind woanders. Mir ist kalt und ich will meine Füße in den neuen hochhackigen Schuhen nicht übermäßig beanspruchen (mir ist aufgefallen, daß mir dafür die Muskeln in den Waden verlorengegangen sind), kurz vor Mitternacht mit der Straßenbahn wieder zurück in meine Wohnung.

Dort angekommen, wasche ich mir wieder vor dem Badezimmerspiegel den schwarzen Kajal aus den Augen, nehme die silbernen Creolen ab, kämme meine langen, blonden Haare durch und lege mich kurz vor 1 Uhr die Nacht ins Bett ... wird "er" mich den Sonntag Morgen wieder aus meinem Bett klingeln? Sehr wahrscheinlich nicht, der Kontakt zu ihm ist schon wieder auf längere Zeit abgebrochen.

[11.05.18 / 02:07] Da ist sie, die MS - mit einem dezenten Taubheitsgefühl an der linken Hand, ein kleiner Schub. Ich habe vollkommen vernachlässigt, daß mein Körper den ganzen Operationsstreß nicht ohne weiteres verkraften wird. T minus 46 Tage.

[04.05.18 / 19:14] Ich habe mir jetzt doch für den Sommer Espadrilles mit Keilabsatz gekauft, bestellt bei einem größeren, nicht näher genannten Online-Versandhändler. Die Absätze sind eher "moderat", aber das elastische Bändchen am Fersenriemen hinten fängt bei dem rechten Anprobierschuh schon an, etwas auszuleiern ... was das mit dem Laufen schon wieder schwierig macht (also doch wieder "Sitzschuhe"). Fußbreite 41 1/2, Fußlänge 40 1/2 - wirklich passende Schuhe bzw. Stiefel sind bei der "Problemgröße" eine Seltenheit.

[20.04.18 / 20:40] Zurück aus der kleinen OP, einige Dinge werden mir in ein paar Wochen wieder begegnen: Patientenaufnahme, Anamnesefragebogen, Zimmerzuteilung, OP-Hemdchen und Kosmonautenstrümpfe ... warten. Auf dem Krankenbett durch die Gänge des Krankenhauses bis zur OP-Schleuse gerollt zu werden, in der Schleuse hinüberwechseln auf den OP-Tisch (der wahrscheinlich sich automatisch ausfährt zu einem Gynäkologenstuhl), anlegen der Narkoseversorgung auf dem Handrücken, Eintritt in den OP-Saal, letzter Blick zum Chirurgen - und weg. In der Schleuse habe ich mir schon Gedanken gemacht, wie wird es sein, wenn ich dann bei der nächsten Operation aus der 10-stündigen Narkose erwache und das Teil da unten ist weg? Die Narkose jetzt geht mal gerade 20 oder 25 Minuten und kratzt gerade so an die Traumphase.

Als ich wieder in meinem Zimmer des Krankenhauses aufwache, bin ich total zugedröhnt mit Schmerzmittel aber ansonsten klar bei Verstand ... nur etwas müde. Das war nur der winzige Voreingriff, der eigentlich gar nichts mit der anderen OP zu tun hat - aber eben körperlich direkt daneben liegt ... nur ein paar wenige Zentimeter entfernt. Ich wechsele gefühlt alle zwei Stunden die Vlieskompressen, forme sie zu einer Damenbinde und klemme sie mir zwischen die Ritze, um das Blut aufzufangen. Kleiner Tip von der Reinigungsfrau: Die Damenbinden nicht einfach so in den Abfalleimer werfen (und schon gar nicht in die Toilette), stattdessen diese an einer Schnur aufgereihten kleinen Papierbeutel benutzen ... die fangen sonst an, in der Mülltüte zu müffeln und sehen mit Blut vollgetränkt auch nicht so ansprechend oder ästhetisch aus.

Notiz an mich für die nächste (große) Operation: Unbedingt eine lockere Freizeithose mitnehmen, nicht wieder die Flip-Flops in meiner anderen Wohnung vergessen - und wieder eine Moppedzeitschrift kaufen, um die Langeweile im Zimmer zu überbrücken. T minus 67 Tage.

[15.04.18 / 20:24] Für ein Konzert den Sonnabend Abend wieder zurück in Leipzig. Ich habe zu lange im Badezimmer herumgetrödelt, als ich den Abend gegen 20 Uhr in Connewitz ankomme, steht schon eine lange Schlange vor dem Ticketschalter. Viele der Konzertbesucher halten ihr ausgedrucktes Onlineticket in den Händen ... so etwas geht jetzt? Ich bin wie geradewegs aus einer 15 Jahre alten Zeitkapsel gefallen und komme mir total fremd vor. Ich stehe in der Schlange und schaue mich um ... es sind noch ein paar ältere Gäste (in meinem Alter) da und so wie ich, komplett in Schwarz (schwarzer Kapuzenpullover, schwarze Lederjacke, schwarze Jeans, schwarze Docs). Die anderen, jüngeren Gäste passen so gar nicht in die Gothicszene. Hoffentlich gibt es noch Tickets an der Abendkasse - die Band, die diesen Abend als Headliner spielt (Post Punk und Coldwave), habe ich bis jetzt immer wieder verpaßt und noch nie live gesehen. Ich erhalte doch noch eine Karte an der Abendkasse.
Während die Vorband spielt, stehe ich draußen am Grillstand und bestelle mir ein veganes Soja-Steak. Die Schlange für den Eintritt ist nicht kürzer geworden - ich habe einen kurzen Blick in die kleine Konzerthalle geworfen ... zu voll. Stattdessen bestaune ich lieber im Licht der untergehenden Sonne das linksalternative Zentrum im Süden von Leipzig - ich habe das Gelände noch nie bei Tageslicht gesehen. Ich bestaune weiter all die aufgeklebten Plakate ... so viele interessante Veranstaltungen, von denen ich nie erfahren habe. Suche überall nach Flyern, um wenigstens etwas über die Szene mitzubekommen - ich habe kein Internet, bin nirgendwo angemeldet, das Ganze mit den sozialen Netzwerken ist komplett an mir vorbeigegangen - die Papierflyer sind meine einzige Informationsquelle.
Wenig später (und eine Cola aus dem Café / der Bar später) strömt die Hälfte der Konzertbesucher aus der Halle - das Konzert der Vorband ist zu Ende ... ich betrete die Location und plaziere mich optimal schräg neben der Bühne, unter der Belüftung und nah am Notausgang - so bekomme ich auch keine Panikattacken, wenn in ein paar Minuten die Halle wieder komplett voll ist.
Nach zwei oder drei Zugaben ist auch das Konzert der Hauptband für diesen Abend zu Ende ... wo ist der Merchandising-Stand? Ich verbleibe noch etwas in der kleinen Konzerthalle, während die Besucher alle nach draußen strömen, das Licht angeht und der Hallenboden zusammengekehrt wird. Totaler Wechsel - die nachfolgende Tanzveranstaltung ist wohl irgend etwas mit Hip-Hop (sofern ich das aus den Plakaten draußen herauslesen konnte) ... ich hole meine schwarze Lederjacke an der Garderobe ab und verlasse auch das Gelände, Richtung Norden. Zu Fuß zurück zum Connewitzer Kreuz.

Es ist Sonnabend Abend 22 Uhr nochwas, mein Telefon ist schon seit dem Nachmittag ausgeschaltet, ich erwarte keine Nachricht von meinem (Ex?-)Freund, schreibe ihm auch nichts. Ich kann das Geschehene vom letzten Wochenende immer noch nicht verarbeiten. Ich laufe an den Bars vorbei, in denen ich mit ihm mal was getrunken hatte. Alleine gehe ich nicht rein. Irgendwo weit vor mir ist wieder dieses Straßenfest in der Südstadt - ich nehme bewußt die Straßenbahn, die nicht dadurch fährt, sondern einen großen Bogen darum macht. Es gibt genau zwei Dinge, vor denen ich Angst habe - betrunkene Menschen und zu viele Menschen (auf engen Raum). Mit der Straßenbahn weiter zurück in meine Wohnung ... ich bin nicht in der Stimmung, auszugehen.
Zwischen 23 Uhr und Mitternacht stehe ich wieder vor dem Spiegel in meinem Badezimmer und wasche mir den Kajal aus den Augen ... die Ohrstecker habe ich mir im Piercingstudio durch Ohrringe aus Titan wechseln lassen. Der Stichkanal ist zwar schon längst verheilt, aber die Eingänge zu den Ohrlöchern sind zu vernarbt und zu eng. Mein Ensemble aus nie getragenen Ohrringen erweitert sich durch ein Set Creolen in 1,5 und 3 cm Durchmesser aus 925er Sterlingsilber. Mitternacht, ich lege mich ins Bett.
Anhand der Turmuhr in der Nähe weiß ich genau, wie lange ich wieder wach liege ... 1 Uhr, 2 Uhr (vielleicht noch 3 Uhr), noch zwei Tablettenhälften Antidepressiva nachwerfen. Langes Grübeln, nur wenn ich mit ihm zusammen bin, gibt er mir das Gefühl, eine Frau zu sein ... ohne ihn bin ich nichts. Ein asexuelles Wesen ohne Geschlecht. Ich zähle die Tage runter bis zu meiner geschlechtsangleichenden Operation, lese Internetberichte über Dinge, die schiefgehen könnten und Tagebücher von Post-OP Frauen, die das hinter sich haben. Meine Frauenärztin hat mich beim letzten Termin gefragt, ob ich mir zu 100 Prozent sicher bin und ob ich diese "Genitalverstümmelung" wirklich durchführen lassen will. Wenn ich nicht kurz vorher wegrenne, dann bleibe ich auf den direkten Weg zur Schlachtbank (und ich habe noch überhaupt keine Ahnung, was da an Blut und Schmerzen wirklich auf mich zukommt).

Tasse Kaffee, Leipzig / April 2018 / Alter 36
Sonntag Mittag, die Tabletten wirken zuverlässig, ich habe lange geschlafen. Ich muß den Tag noch meine Pflanzen gießen (dazu bin ich überhaupt hier) - keine Ahnung, ob ich dazu nächstes Wochenende noch in der Lage bin. In ein paar Tagen ist meine erste Operation (die hinten herum). Bevor ich mich an der einen Stelle operieren lasse, sollte ich erst mal die andere Stelle in Ordnung bringen lassen ... schon ein halbes Jahr ohne Sex. Die kleine Operation jetzt betrachte ich als meinen "dry run", wie werde ich in der Klinik aufgenommen*, rechtlich als Frau, körperlich noch nicht so ganz? Ich setzte meine langen Grübelphasen fort bei einer Tasse Kaffee den Sonntag Mittag kurz nach dem Aufstehen auf meinem Bambussofa. T minus 72 Tage.

(* praktische Lösung: Einzelzimmer)

[25.03.18 / 23:53] 10 Uhr den Sonntag Morgen, wie ein Wahnsinniger klingelt mein Freund an der Haustür und reißt mich aus den Schlaf. Gereizt öffne ich ihm wenig später die Wohnungstür, "You are not my friend." Es geht sehr schnell und er liegt wieder nackt in meinem Bett, als ob nichts gewesen wäre. Etwas müde, gebe ich ihm den Blowjob mit Deep Throat ... Sex ist nicht. Keine Chance bei dem, was ich da "am Arsch" habe. Nach dem Oralverkehr unterhalte ich mich etwas mit ihm, er hat sich untersuchen lassen - natürlich hat er dieselben Dinger und dasselbe Virus wie ich ... nur warum ist es bei ihm nur innen? Eigentlich sind die Rollen klar verteilt, er ist der aktive männliche Part und ich der weibliche passive. Er schlägt vor, irgendwo in der Stadt frühstücken zu gehen ... gute Idee. "Please give me a minute", ich verschwinde kurz ins Bad, kämme meine Haare durch und mache mich etwas frisch, er zieht sich derweil an (ich auch wenig später).

Sonntag den sonnigen Vormittag mit blauen Himmel im frühlingshaften Spätmärz mit ihm an genau derselben Haltestelle wie den Abend zuvor. Es ist noch etwas kühl, ich vergrabe meine Hände in meinen schwarzen Lederhandschuhen ... "Breakfast at Tiffany's like". Er scheint gut gelaunt, wir unterhalten uns über orientalische Rezepte und ob 11 Uhr schon zu spät für einen Brunch ist oder genau richtig für Lunch. In der Straßenbahn behält er seine gute Laune bei - so mag ich ihn. Er hat momentan keine Arbeit und kein Geld und bittet mich, auf dem Weg zu einem Café oder einer Bar in der Leipziger Innenstadt an einer Bank vorbeizugehen ... 1000 Euro würde ihm für den Moment helfen.
Unterwegs kommen wir an einer Vinothek vorbei und ich erzähle ihm von meinem Glas Wein den Abend zuvor und von meiner verrückten Idee, mir ein kleines Weinregal zuzulegen mit zwei oder drei Flaschen ausgewählten süditalienischen Rotweinen ... einen Primitivo und einen aus der Gegend der Murge (bei Castel del Monte, siehe die italienische 1-Cent-Münze) irgendwo bei Bari. Der interessierte Leser meiner Tagebücher hat vielleicht bereits schon erfahren, daß ich genau da in der Gegend eine tragisch-romantische Affäre mit einer in meinen Erinnerungen auf ewig vergötterten blonden Italienerin hatte ... und meine erste Weintour durch die Souvenierläden (Ostuni, Alberobello ... und so weiter). Leider wecke ich in ihm jetzt den Durst auf Rotwein ... ein böser Fehler.

In einem italienischen Café / Restaurant in der Nähe des Marktplatzes (und in Nähe zu meiner nächsten Bankfiliale) setzt er sich schon mal in den gut besuchten Außenbereich (die Innenstadt ist voller Menschen an diesem wunderschönen Sonntag Mittag), bestellt für mich einen Cappuccino und für sich ein Glas Rotwein, während ich ein paar 100m daneben in der Filiale am Geldautomaten die 1000 Euro abhebe ... schon wieder. Zurück zum Café, ich übergebe ihm das Bündel Geld in vielen Scheinen.
Ich bin gut gelaunt, mir geht es gut ... ich erzähle ihm auch, daß ich eigentlich gar kein so großes Einkommen mehr habe, mit meiner "seelischen Behinderung" und meinem Teilzeitjob. Aber die Sonne scheint und ich schwelge in meinen Erinnerungen an meinen Trip nach Tel Aviv genau ein Jahr zuvor. Er bestellt für mich ein kleines Frühstück mit Croissants, eine zweite Tasse Cappuccino - und für sich ein zweites Glas Rotwein. Bis hierhin war alles perfekt ... bis hierhin war es schön, so wie ich ihn liebe, so lustig, so humorvoll, so gesellig. Beim zweiten Glas Rotwein kippt er mir weg. Während ich den Abend zuvor an einem Glas zwei Stunden gesessen habe, hat er seine zwei Gläser in 30 Minuten heruntergekippt. Ich erfahre mehr Details ... er hat nicht nur kein Geld und keine Arbeit - er hat auch seine Wohnung verloren. Keine Ahnung, wo er die Nacht verbracht hat ... er hat nicht geschlafen.
Mit üppigem Trinkgeld bezahlt er die Rechnung in dem Café und wir gehen, bzw. torkeln nur ein paar 100 Meter weiter in die nächste gut besuchte Bar am Marktplatz. Weiter kommt er nicht, er muß sich setzen. "Für ihn keinen Alkohol mehr", versuche ich dem Kellner in dem Außenbereich der Bar zu verstehen zu geben und deute auf meinen Freund. Es nützt nichts, er bestellt sich das dritte Glas Rotwein und fängt an, ein Gespräch mit den anderen Gästen zu führen. Für mich bitte nur ein Glas frisch gepreßten Orangensaft (aber eigentlich bestelle ich es indirekt nur für ihn). Der Gast, zu dem wir uns gesetzt haben, bleibt sehr freundlich, trinkt sein Bier aus und verabschiedet sich dann ... warum mein betrunkener Freund ihm unbedingt erzählen mußte, daß er (mein Freund) bi ist und ich seine transsexuelle Freundin, habe ich dem Gast auch nicht erklären können. Wir trinken unsere Getränke aus, ich bezahle die Rechnung - und bringe meinen Freund dazu, das Glas Orangensaft auszutrinken, "Drink that! That will help you!"

Wir schaffen es danach nur quer über den Marktplatz, bevor er mir an der Ecke des Platzes zusammenbricht ... er ist zu schwer, ich kann ihn nicht mehr halten. Betrunken lehnt er erst noch an den Mast des Verkehrsschildes, bevor er sich dann daneben am Rande des Fußgängerweges an der Bordsteinkante in die Sonne hinlegt ... beobachtet von dem gut gefüllten Außenbereich des Restaurants direkt gegenüber. Ich knie neben ihm. "OK ... leg dich nur etwas hin ... ruhe dich etwas aus", hilflos weiß ich auch nicht mehr weiter. Es kommen einige Passanten vorbei, fragen ob alles in Ordnung ist, ob sie einen Krankenwagen rufen sollen. "Nein danke, er ist nur betrunken", Sonntag Mittag, "ein Taxi wäre nett." Ein paar Meter vor mir befindet sich eine Taxispur, aber weit und breit ist kein Taxi zu sehen. Ein paar junge Männer lassen ihm eine Flasche Wasser da, ein anderer hat vielleicht schon ein Taxi gerufen. Wir warten, ich beruhige meinen Freund.
Etwas später, als ich schon das Telefon in der Hand halte und nach der Nummer für den Taxidienst suchen will, steht mein Freund auf und ist wieder ansprechbar ... ich ahne es, er hat weder Geld, noch Arbeit, noch eine Wohnung - er hat auch nichts gegessen und die drei Gläser Rotwein auf nüchternen Magen getrunken. Er erzählt mir, daß er bei einem Freund schläft, nur ein paar Straßenbahnhaltestellen entfernt. Ich begleite ihn weiter Richtung Hauptbahnhof. Er kann zwar alleine laufen, quatscht aber jetzt so ziemlich jeden Fußgänger an (besonders hübsche Frauen) und andere in der Restaurantstraße zwischen Hauptbahnhof und Innenstadt sitzende Gäste.

Am Bahnhof steigen wir in die Straßenbahn Richtung Osten, nur um in der nächsten Haltestelle an der Oper wieder auszusteigen. Ich will ihn in dem Zustand nicht alleine lassen, ich muß auf ihn aufpassen! Er trägt 1000 Euro in seiner Brieftasche mit sich herum und ich kenne die ganzen Horrorgeschichten von den bestohlenen Betrunkenen die im Vollrausch an der Haltestelle schlafen. Tatsächlich legt er sich an der Haltestelle gegenüber der Oper für ein paar Minuten hin. Und wenn es bis zum Abend dauert! Ich weiche keinen Schritt von ihm!
Er schläft nicht lange, steht kurz darauf auf und steigt in die nächste Straßenbahn (die hier wahrscheinlich irgendwie im Kreis fährt) - nur um direkt danach an der nächsten Haltestelle wieder auszusteigen. Ich folge ihm. Ich will sicher sein, daß er irgendwo, wo immer das auch ist (er kennt nicht mal selbst die Adresse), heil und unbeschadet ankommt. Er ist immer noch stark betrunken und wirkt zunehmend gereizt auf meinen penetranten Beschützerinstinkt. Ich vergrößere den Abstand zu ihm, "Go! Go to the flat of your friend." Er kehrt um, geht wieder zurück zu der Straßenbahnhaltestelle und steigt in die gerade ankommende Straßenbahn in die entgegengesetzte Richtung. Ich sprinte hinterher, laufe um die Straßenbahn drumherum, um ihn nicht aus den Augen zu verlieren. Er steht an der Eingangstür des letzten Waggons und blockiert die Tür, ich springe ihm hinterher. In diesem Moment geht er wieder aus der Tür nach draußen, ich bin im Waggon, die Tür schließt sich und die Straßenbahn fährt los. Ausgetrickst! Ich sehe ihn schon nicht mehr irgendwo da draußen! Mit unterdrückten Tränen drehe ich mich von der Heckscheibe weg, krame mein Straßenbahnticket vom Abend zuvor aus der Handtasche, entwerte es am Schalter neben mir und setze mich in die hinterste Reihe der fahrenden Straßenbahn. Ich habe versagt. Nur eine Station weiter zurück am Hauptbahnhof steige ich in die Linie zurück zu meiner Wohnung.
Kurz vor 15 Uhr den sonnigen Nachmittag, eine Dusche nehmen, meine Pflanzen gießen, meine Sachen zusammensammeln und wieder meine Wohnung verlassen ... er hat gefragt, ob er bei mir zur Untermiete wohnen könnte, da ich ja meine Wohnung so gut wie nie nutze und sie die meiste Zeit leer steht. War ich zu egoistisch, das abzulehnen? (Ende Teil 2/2)

[25.03.18 / 23:52] Sonnabend Abend in Leipzig, ich kaufe mir bei einem Discounter in der Nähe meiner Wohnung einen kleinen, abgepackten Bulgur-Salat für das Abendessen und ein paar Brötchen und neue Nuß-Nougat-Creme zum Frühstück für den nächsten Tag. Etwas abseits mit den Gedanken, nehme ich den Einkaufskorb mit meinen Sachen mit raus auf den Parkplatz zu meinem Auto, um alles in den Kofferraum zu packen ... ordnungsgemäß bringe ich den Korb wieder zurück in die Kaufhalle - mit einem lauten Piepen am Eingang, ich hätte den kleinen Korb gar nicht mit raus nehmen dürfen. War mein erstes Mal, kommt nicht noch mal vor.
Zurück in meine Wohnung, mein kleiner Ficus steht nach 5 Wochen ohne Gießen noch grüner und mit noch viel mehr Blättern da, als jemals zuvor. Nur der Geldbaum nah an der Heizung sieht stark mitgenommen aus, für ihn ist die Wintertrockenzeit jetzt beendet und ich fange wieder an, zu gießen. 19 Uhr, im Schein der LED-Lampen über der Spüle esse ich meinen mitgebrachten Salat an der Minibar und überlege mein weiteres Vorgehen für diesen Abend. Mein Freund hat mir den Tag schon eine Nachricht geschrieben und fragt, ob ich wieder in Leipzig bin ... vielleicht sehe ich ihn später wieder? Ich will nicht zu weit wegfahren und früh genug wieder zurückkommen, meine Wahl für diesen Abend fällt auf die Bars in der Leipziger Innenstadt.
Schwarze Jeans, schwarzes Top und meinen neuen schwarz-weißen Ski-Pullover - den mit den ganz vielen aufgeklebten Glitzersteinen, den ich eigentlich schon das Wochenende zuvor in der Disco anziehen wollte - würde bestimmt prima zu meinen funkelnden Diamantohrringen passen. Ungefähr eine Stunde stehe ich vor dem Badezimmerspiegel und versuche die Titan-Ohrstecker rauszubekommen ... keine Chance, das Drehgewinde sitzt bombenfest. Entnervt gebe ich auf, ziehe noch schnell den Kajalstrich, werfe alle meine Sachen in die Handtasche und verlasse in meinem schwarzen Mantel und meinen Stiefeletten die Wohnung Richtung Straßenbahnhaltestelle ... wenn ich das Auto stehen lasse, könnte ich vielleicht sogar etwas Alkoholisches trinken. 21:40 Uhr, ich ziehe mir ein 4-Fahrten-Ticket aus dem Automaten an der Haltestelle (wird mir später noch nützlich sein) und steige in die nächste Straßenbahn Richtung Leipziger Hauptbahnhof.

In einer der vielen Bars in der kleinen Gasse am Marktplatz setze ich mich auf einen freien Hocker am Bartresen - es ist richtig voll, schon die zweite Bar in der ich einen freien Tisch suche ... immer mit dem Gedanken, den Abend nicht alleine zu verbringen. Mein Telefon plaziere ich dicht neben mir auf der Theke und lasse es keinen Moment unbeaufsichtigt ... damit ich keine seiner Nachrichten verpasse. Ich bin mutig diesen Abend und bestelle mir ein Glas Rotwein, Primitivo Salento Doppio Passo, in Kombination mit ein paar Oliven und etwas Brot und - ganz wichtig - einem Glas frisch gepreßten Orangensaft.
Zwei Stunden nippe ich an den beiden Gläsern, halte beide Getränke auf derselben Höhe (die beiden Gläser stehen dicht beieinander) und schaue immer wieder auf mein Telefon ... ich schreibe ihm sogar eine Nachricht, "Looks like I'm getting drunken." Keine Antwort von ihm. Diese Chance bekommst du nicht noch einmal, Honey. Ich surfe im Internet, ein Promillerechner ... fast 0,3 Promille bei meinem Körpergewicht und als Frau nach dem einen Glas Rotwein. Genau der Wert in dem Grenzbereich zwischen "Komm, trink noch was!" und "Das reicht erstmal für die nächsten zwei oder drei Jahre." Ich habe die Erfahrung ... Filmriß und Kotzen. Ein Glas Wein ist genau das richtige Maß, um vernünftigerweise für den Abend mit dem Trinken aufzuhören und ganz entspannt (ohne Torkeln, ohne Gleichgewichtsprobleme) den Nachhauseweg anzutreten. Mit dem Taxi kurz vor 1 Uhr nach Mitternacht zurück zu meiner Wohnung (schon wieder die letzte Straßenbahn verpaßt). Dort angekommen, Kajal aus den Augen waschen und mich ins Bett legen ... laut dem Online-Promillerechner bin ich in einer weiteren Stunde wieder nüchtern, noch schnell in gefährlicher Kombination eine Tablette einwerfen und wie ein Stein einschlafen. (Ende Teil 1/2)

[18.03.18 / 02:36] Manchmal habe ich das Gefühl, ich verliere die Kontrolle über mein Leben. Schon ein komisches Gefühl, wenn mir auf der Arbeitsstelle gesagt wird, ich bin eigentlich nur noch da, weil ich mit einem Grad von 30 (20 MS + 10 seelische Traumata) mit den Schwerbehinderten gleichgestellt bin. Ohne diesen speziellen Kündigungsschutz wäre ich schon längst weg. Weitere Reduzierung der Teilzeitarbeitszeit auf noch weniger Stunden (und noch weniger Gehalt) ... mehr schaffe ich auch gar nicht.
Mein Freund, über den ich hier ab und zu schreibe, ist mittlerweile nur noch imaginär, ein reines Produkt meiner Fantasie. Die HPV-Infektion wächst weiter stetig voran als ein murmelgroßer Tumor "am" und "im Arsch". Wenigstens ist er gutartig und meilenweit entfernt davon, ein bösartiger Krebs zu sein. In ein paar Wochen wird er bei einer Operation "vaporisiert". Bis dahin kann ich mich unmöglich meinem Freund zeigen ... er hat das Ding so nie gesehen seit letzten Sommer. So viele böse Nachrichten, die ich ihm seitdem geschrieben habe, so viele Abweisungen und Zurückweisungen ... verständlich, wenn er "die Verrückte" fallen läßt.
Meine Wohnung in Leipzig ist eigentlich vollkommen für umsonst, ich bin so gut wie nie da. Seit dem sexuellen Übergriff auf mich vor anderthalb Jahren ziehe ich mich immer weiter aus der Öffentlichkeit zurück, gehe immer seltener aus. Die meisten Wochenenden (und speziell die schlaflosen Nächte) vegetiere ich nur alleine vor dem Fernseher, auf der Couch oder vor dem Computer in meinem Jugendzimmer auf dem Dachboden im Haus meiner Eltern herum. Wo stehen andere Menschen in meinem Alter? Was haben andere Menschen mit Mitte 30 schon erreicht? Verheiratet, Kinder, Bauen am eigenen Haus. Für ersteres fehlt mir komplett die Beziehungserfahrung, zweiteres ist vollkommen unmöglich für mich und für letzteres habe ich gar kein Geld (und keinen Grund) ... ich verdiene als seelisch behinderte Transsexuelle nur halb so viel wie meine Arbeitskollegen mit dem entsprechenden Leben.
Wenn ich könnte, würde ich das Zimmer auf dem Dachboden verlassen, mal anfangen zu leben ... die Angst hält mich zurück. Angst vor Menschen, Angst vor Unfällen, Angst vor der Welt da draußen. Meine Packung Antidepressiva ist fast aufgebraucht, ich muß unbedingt die nächsten ein oder zwei Wochen ein neues Rezept holen.

Momentan klammert sich meine ganze Hoffnung an den entscheidenden Schritt, bzw. "Schnitt" in ein paar Monaten ... vielleicht ändert sich dann was (oder auch nichts)? T minus 100 Tage.

[24.02.18 / 17:24] Bei dem ganzen Trubel um meine HPV-Infektion ist fast untergegangen, daß mir die Klinik in Potsdam schon einen Termin für meine geschlechtsangleichende Operation genannt hat - Ende Juni wird mein zweiter Geburtstag. Zurück nach Leipzig, mir fehlt noch die OP-Indikation. 11 Uhr den Freitag Vormittag ist mein Termin in der Uniklinik für Psychiatrie und psychosomatische Medizin, ich bin schon 15 Minuten vorher da und ziehe mir einen doppelten Espresso aus der Kaffeemaschine der Cafeteria. Das Gespräch mit dem Gutachter (hier nur "Dr. S." genannt) verläuft ziemlich unkompliziert ... ein paar Eckdaten aus meinem therapeutischen Lebenslauf und ich bin in weniger als 30 Minuten wieder draußen - mit dem A4-Blatt für die OP-Indikation in der Hand (bzw. in meiner Dokumententasche in der ich wieder 90 Seiten Gutachten und anderes vorher ausgedruckt hatte). So ziemlich jeder transsexuelle Patient (oder Patientin) in Leipzig trifft den Dr. früher oder später auf seinem (oder ihrem) Transitionsweg.
Zurück in die sonnige Eiseskälte nach draußen gegen Mittag ... irgendwie noch unglaublich viel eingeplante Zeit über - das Möbelhaus an der alten Messe ist gleich ganz in der Nähe und ich bin immer noch auf der Suche nach einer federleichten Couch für meine kleine Wohnung in der obersten Etage. Ich laufe das Möbelhaus ab, kreuz und quer ... nichts, was mir wirklich gefällt. Nichts filigranes, nichts, das so leicht aussieht, daß es in die Lounge eines Zeppelins passen würde - der Preis spielt schon gar keine Rolle mehr, ich würde mir auch einen "Corbusier" in meine Wohnung stellen. Nach gefühlt einer Stunde gebe ich auf, weiter in die Abteilung für Geschirr und Küchenzubehör, einen Frustkauf tätigen ... mir fehlt noch ein Brötchenmesser und eine Teetasse mit Untertasse aus Kahla Porzellan in "Blau Saks".

Den Nachmittag weiter auf den Straßen von Leipzig ... wo könnte ich wohl noch nach einer federleichten Couch suchen? Vielleicht in dem Baumarkt, wo auch meine leichten Bistrostühle aus Aluminium her sind. Ich parke mein Auto in dem zentralen Baumarkt in der Gegend des Hauptbahnhofs. Beim Betreten und Ablaufen der Gartenabteilung fällt mir eine Bambusbank auf ... probesitzen, kann ich mich bequem darin "hineinlümmeln"? Funktioniert. Abmessen mit Arm und Schulterlänge ... zu groß für mein kleines Auto? Ich laufe zwischen dem Parkplatz draußen, meinem Auto und der Gartenabteilung hin und her, schätze den Platz in meinem Auto ein (und ich habe immer noch die Fähigkeit, mir Dinge dreidimensional vorzustellen und rotieren zu lassen, 2D-Tetris sei Dank). Gespräche mit den Kundenberatern ... für eine Anlieferung der Sitzbank sind nur Termine in der Woche frei und der zu mietende Transporter mit Pritsche ist für meinen Transport viel zu überdimensioniert. In der Musikbeschallung des Baumarkts läuft in diesem Moment "Eye Of The Tiger" ... ich versuche es! Irgendwie wird es schon funktionieren! Kurze Zeit später stehe ich den Nachmittag mit der Bambusbank vor meinem 2-Sitzer-Roadster, räume meine ganzen Sachen vom Beifahrersitz in den Kofferraum, öffne das Verdeck und stelle die Bank hochkant auf den Beifahrersitz. Alle Fenster unten, was zu breit ist, ragt seitlich raus, das Gestell halbwegs mit dem Gurt fixiert. Ich wickle meinen Schal nochmal eng um den Hals und quetsche mich, dick angezogen mit meinem Wollmantel auf den Fahrersitz. Die Sonne scheint und es ist um die Null Grad (vielleicht sogar darunter). Es sieht wieder sehr abenteuerlich aus, wie ich meine Möbel in dem Roadster transportiere, die untere Hälfte der Bank auf dem Beifahrersitz, die obere Hälfte weit in den blauen Himmel ... wenigstens ist die Bambusbank sehr leicht und durch das Geflecht weht ungestört der eiskalte Fahrtwind. Zurück zu meiner Wohnung, die Bambusbank ist wirklich so leicht, ich kann sie mit einer Hand anheben und ohne Mühe die 5 Etagen zu meiner Dachgeschoßwohnung hinauftragen. Was jetzt noch fehlt, sind ein paar schöne flauschige Kissen. Zurück zum Möbelhaus.

Als ich nach gefühlt einer weiteren Stunde mein Ensemble an farblich passenden Kissen und Decken zusammengestellt habe, geht auf dem Parkplatz des Möbelhauses die Sonne unter ... ich bin im Kaufrausch - zurück in die Innenstadt, einen Kaffee oder Tee trinken und endlich nach dem einen Ski-Pullover in Schwarz-Weiß und Strickmuster suchen, den ich eigentlich das letzte Mal in den Kaufhäusern der Innenstadt kaufen wollte (wo ich stattdessen das schwarze Wollkleid gefunden habe). Glück für mich (Glück für die Verkäufer), ich finde tatsächlich genau das, was ich suche - sogar in meiner Größe ("S" wenn es größer ausfällt). Die Sonne ist schon längst weg, in der Dunkelheit des Abends laufe ich wieder zurück zu meinem Auto in dem Parkhaus am Bahnhof, nicht ohne unterwegs noch schnell etwas Asiatisches zu essen.
Zurück in meiner Wohnung, die Bambusbank etwas von dem Staub des Lagerregals des Baumarktes befreien und die neuen Kissen und die Unterdecke darauf plazieren. Ich schiebe so lange an den Stühlen und meiner Couch umher, daß ich dabei die Zeit vergesse. Irgendwann so gegen 22:30 Uhr kann ich mich davon losreißen und mich ausgehfertig machen ... interessanterweise ziehe ich für diesen Tag das zweite Mal meinen schwarzen Kajalstrich, ich konnte den Vormittag beim Gespräch mit dem Dr. doch nicht darauf verzichten (die Tussi in mir war zu mächtig). Noch einmal zurück in die Innenstadt (was ich diesen Tag so mit dem Auto hin- und herfahre...), in der Moritzbastei ist eine kleine schwarze Gothic-Disco.

0:30 Uhr ... gedankenverloren schreibe ich meinem Freund eine Nachricht, "By the way - I have now a little couch." Keine Antwort von ihm. Ich bin infiziert, ich fühle mich jetzt irgendwie weniger wert, nicht mehr zum Sex zu gebrauchen. Habe ich mich in Tel Aviv angesteckt? Habe ich dann ihn angesteckt? Es fühlt sich richtig an, daß ich in der Disco alleine als Frau unterwegs bin, von niemanden angesprochen werde, keine meiner One-Night-Stands, keine meiner erotischen Abenteuer auf der Disco-Toilette ... so kann ich das Virus an niemanden weitergeben. 2 Uhr nach Mitternacht, ich hole meinen Wollmantel aus der Garderobe ("Beschreibe deinen Mantel" - "Schwarz"), setze die schwarze Kapuze meines Kapuzenpullovers auf, forme mit meinem dunkelgrünen Schal (der aus Florenz) ein iranisches Kopftuch und laufe in der Kälte der Nacht zurück zu meinem Auto in dem teuren, aber gut beleuchteten Parkhaus an der Oper ... 5 Grad unter Null, mein Atem kondensiert. Zurück in meiner Wohnung lege ich mich kurz nach 3 Uhr in mein Bett ... den Sonnabend Vormittag werde ich noch ein weiteres Mal meine Wohnungseinrichtung hin und her schieben, damit das mit der Bambuscouch, dem persischen Teppich, meinen Pflanzen und den Bistrostühlen endlich stimmig paßt, vielleicht kann ich dann den Sonnabend Nachmittag auf meiner Couch sitzen, eine Tasse Tee trinken und endlich den Couchtisch seiner eigentlichen Bestimmung zuführen - als Abstellfläche für die Untertasse, "Blau Saks".

[19.02.18 / 21:24] Mein "blutiges Problem" hat einen Namen: HPV ... juhu, eine Geschlechtskrankheit ... wollte ich schon immer mal haben - weil ich ja so ein aufregendes Leben führe, mit ganz vielen Sexualkontakten. Wie gehe ich mit der Diagnose jetzt um? Wieder zurück zu meinem vollkommen asketischen Leben, jahrzehntelang ohne Sex? Kondome schützen in diesem Fall leider nicht und ich kann das Virus an jeden weitergeben. Das Gemeine ist ja, daß es für Männer (meistens) vollkommen harmlos ist ... nur die betroffenen, infizierten Frauen tragen dann das Risiko für Gebärmutterhalskrebs (oder in meinem Fall die Transfrauen für ein Analkarzinom). Der Proktologe / Chirurg hat über das Endoskop ein paar Proben "abgezwackt", in wenigen Wochen weiß ich mehr. Wie immer (Risikogruppe), ein HIV-Test steht mir auch wieder bevor. Wenigstens habe ich die letzten Monate meine sexuellen Aktivitäten stark auf Null zurückgefahren und kann mir ziemlich sicher sein, "es" nicht weitergegeben zu haben ... einzig mein Freund erhält aus dem Wartezimmer der Praxis eine beunruhigende Nachricht von mir auf seinem Telefon, "Don't worry, it's harmless for men."

[18.02.18 / 21:58] Es gibt ein palästinensisches Restaurant in Leipzig? Neugierig schaue ich mir auf meinem Smartphone die Internetseite und die Kommentare der anderen Gäste an, ich bin auf der Suche nach einem arabischen Restaurant, das mehr als nur Döner anbietet, ich will den Abend mal wieder orientalisch essen gehen. Kurze Zeit später den Sonnabend Abend verlasse ich meine kleine Wohnung - mit dem Auto Richtung Südstadt und Connewitz.

Gegen 20:30 Uhr betrete ich das kleine Restaurant in der Seitenstraße, etwas abseits von der Club- und Barszene im Süden von Leipzig. Es ist mit einigen Gästen gut gefüllt - als Einzelperson bin ich auch mit einem Platz an der Bar zufrieden. Ich durchstöbere die Menükarte nach Bekanntem und etwas Neues, Aufregendes, was ich noch nicht kenne. Im Anbetracht dessen, daß ich mir gerade ein komplettes Menü zusammenstelle und wohl den Abend noch etwas länger bleibe, wechsele ich von dem Barhocker auf einen gerade eben frei gewordenen Platz mit Tisch und Blick Richtung Eingangstür. Ich krame in meiner Handtasche nach meinem Telefon und schreibe meinem syrischen Freund eine Nachricht, wo ich gerade wieder bin ... es muß das Essen sein (und die Vorfreude darauf), die mich an ihn denken läßt. (Tatsächlich antwortet er mir nur ein paar Minuten später, er kommt vielleicht den Sonntag Mittag mich wieder in meiner Wohnung besuchen).
Erster Gang: Falafel - weltoffen lasse ich die Gabel liegen und greife nach dem arabischen Fladenbrot, trenne es auf und esse damit die frittierten Gemüsebällchen. Zweiter Gang: Mit Naturreis und Nüssen gefüllte Zucchini in einer Minz-Safran-Joghurt-Soße ... ich benutze alle meine Sinne, Riechen, Schmecken, Sehen, Staunen, versuche alles in seine Bestandteile zu zerlegen, die Gewürze zu erkennen, zu analysieren, es auf mich wirken zu lassen - kurz: Ich lasse mir Zeit und genieße das Essen.
Irgendwann nach 22 Uhr, ich habe noch Platz für den dritten Gang: "K'nafa" (oder auch "Knafe") - genau das, was ich in Tel Aviv gegessen habe. Als mir die Nachspeise serviert wird, vergleiche ich es mit dem Foto auf meinem Telefon von vor einem Jahr auf dem Markt - die orange Farbe paßt, die dünnen Nudeln sind authentisch, alles ist übergossen (oder bzw. ertrunken) in Zuckersirup. Nur der Käse ist etwas anders. Ich weiß, es ist schwer - genau dafür (für einen vollkommen unbedeutenden Gast) extra den original Ziegenkäse aus Nablus zu importieren ... aber der Halumi-Grillkäse paßt auch dazu (wahrscheinlich besser als meine Idee, das Ganze mal mit italienischen Mozzarella oder Ricotta oder Mascarpone zu probieren).
Kurz vor 23 Uhr, die letzten Gäste verlassen das kleine Restaurant, ich bezahle die Rechnung ... ok, ein einfacher Döner hätte vielleicht nur ein Zehntel dessen gekostet - aber das ist es mir wert! (Die Geschmacksknospen aktivieren die Erinnerungen an meine Erlebnisse in Tel Aviv und die Gedanken an meinen syrischen Freund, ich vermisse ihn so sehr wie gutes Essen). 23 Uhr nochwas ... gehe ich jetzt noch aus? Nicht wirklich. Den schönen Abend muß ich mir nicht kaputtmachen. Mit schnellen Schritten laufe ich durch die Kälte in der Dunkelheit des späten Abends, vorbei an den Bars und Clubs, zurück zu meinem in einer Seitenstraße geparkten Auto. Zurück zu meiner Wohnung ... hat auch etwas, noch vor Mitternacht wieder da zu sein.

Sonntag Vormittag, meine Pflanzen haben sich an das kleine Mikroklima in meiner Wohnung gewöhnt, 4 Wochen ohne Gießen in der Winterpause - und noch immer voller grüner Blätter. Ich vertreibe mir die Zeit bis zum frühen Nachmittag, mache alles ganz langsam, zögere die Zeit hinaus, warte darauf, daß jemand an meiner Tür klingelt ... schade, doch kein Besuch von meinem Freund (dabei habe ich extra die obligatorische "arabische Stunde" abgewartet). Vielleicht nächstes Wochenende, ich habe soviel mit ihm zu besprechen (meine Operationen rücken näher und ich habe ihn auserkoren, der Erste zu sein).

[01.02.18 / 20:02] Antwort von der Krankenkasse - von den 32000 Euro Kosten für meine geschlechtsangleichende Operation werden maximal 7500 Euro von der Krankenkasse übernommen (mehr hatte ich auch irgendwie gar nicht erwartet). Das bedeutet, die restlichen 24500 Euro muß ich selbst aus eigener Tasche bezahlen ... soweit rechnerisch. Im letzten Textabsatz des Briefes steht dann, genau erklärt, der tatsächliche Ablauf: Ich zahle erst alles (also die kompletten 32000 Euro) und dann, hinterher, kann ich die Quittung für den Klinikaufenthalt bei der Krankenkasse einreichen und darauf hoffen, daß mir noch der kleine Restteilbetrag erstattet wird ... ok.
Nächster Schritt: Die Zusage von der Krankenkasse einscannen, an die Klinik schicken und - mit etwas Glück - einen zeitnahen Termin für die Operation bekommen ... vielleicht ja noch in diesem Jahr?

Nachtrag: Zu früh gefreut ... die Klinik bietet mir zwar sehr kurzfristige Termine im März oder April an - besteht aber auf eine Indikation zur GaOP von einem Psychologen bzw. meinem Therapeuten - und die habe ich nicht. Ich warte schon vergebens seit der letzten Therapiesitzung vor einem halben Jahr auf dieses Schriftstück.

[28.01.18 / 13:13] Ich habe ein kleines Skript geschrieben, welches mir den ganzen Datenbankinhalt meines Blogs, nach Jahreszahlen archiviert, in ein eBook "abkippt" (EPUB ist auch nur XHTML). Damit ist jetzt möglich, meine Tagebuchaufzeichnungen auch offline zu lesen - und ich habe jetzt eine weitere Sicherheitskopie meiner Texte außerhalb der Datenbank (falls ich mal wieder "massiv" in der Datenbank arbeite, Textabschnitte zusammenkopiere ... und ein Absatz geht dabei verloren, so geschehen ein paar Tage zuvor, keine Panik: Backup).

Wer weiß, wo meine eBooks in 20 Jahren noch im Internet herumgeistern:
www.buecher.oscilloworld.de

[21.01.18 / 19:46] Sonnabend später Nachmittag in Leipzig (die Sonne ist bereits untergegangen), in dem teuren Kaufhaus am Marktplatz ist so eine Art Winterschlußverkauf, um Platz für die neue Kollektion zu schaffen. Ich laufe ein paarmal durch die zwei Etagen und Abteilungen für Damenmode, suche immer wieder in den Kleiderstangen mit der Aufschrift "sale" nach etwas Schwarzes (mein Filter - die anderen bunten Sachen blende ich einfach aus) und entdecke ein paar Stücke, die mir gefallen könnten. Das schwarze Winterkleid eines bekannten Designerlabels zieht mich magisch an ... leider ist es nur noch in der Größe "S" vorrätig. Ich probiere es trotzdem an - wenn ich ohne Probleme reinkomme (und die Nähte nicht gleich aufplatzen) und - ganz wichtig - ich ohne Probleme auch wieder rauskomme, dann kaufe ich es (manchmal habe ich Glück und die "S" fällt etwas größer aus). Nur wenig später verlasse ich das Kaufhaus mit einer neuen Einkaufstüte ... wie so oft, ich gehe mit einer klaren Vorstellung, was ich kaufen will, hinein und komme mit etwas vollkommen Anderem wieder heraus. Es war heruntergesetzt, ich konnte nicht anders.
Zurück zu meiner Wohnung, es ist kurz nach 20 Uhr, eigentlich wollte ich schon längst wieder den Abend unterwegs sein und ein Konzert besuchen ... Einlaß ist 20 Uhr, wahrscheinlicher Beginn 21 Uhr. Ich beeile mich soweit ich kann, Hormongel auftragen, Kajalstrich ziehen, mich in die schwarze Kunstlederleggings zwängen (interessanterweise dasselbe Designerlabel wie das neu gekaufte Kleid), den schwarzen Kapuzenpullover überziehen, Silberschmuck anlegen und Stiefeletten und Wollmantel anziehen. Eine Stunde später stehe ich an der Straßenbahnhaltestelle und warte auf die nächste Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof ... es ist saukalt (so um die Null Grad), wieso mache ich eigentlich nie einen Schal um? Dabei habe ich mittlerweile schon mehrere in meiner Wohnung herumliegen, von jeder Reise einen.
In der Straßenbahn Richtung Connewitz werde ich wieder angesprochen ... mein Blick geht immer Richtung Fensterscheibe und ich reagiere erst gar nicht auf Ansprechversuche. Es fällt wieder die gefährliche Frage: "Bist du Mann oder Frau?" Ich weiche aus, "Eher Frau ... oder beides." Die Dreiergruppe (zwei arabische Männer, eine Frau) wirken nicht gefährlich - das entschärft die Situation ungemein (mit meinen schlechten Erfahrungen), sie sind eher interessiert. "Wie lange machst du das schon? Bist du schon operiert?" - "Nein, noch nicht." Wenn ich die Operation endlich hinter mir habe, vielleicht kann ich dann endlich viel offener mit meiner Transsexualität umgehen, muß mich nicht mehr verstecken und kann dann endlich mit Überzeugung sagen: "Ja, ich bin eine Frau." (Zumindest eine Transfrau.) Auch wenn mich irgend etwas verraten hat (auf jeden Fall die Stimme), ich bekomme noch Komplimente für mein gutes Passing.

Haltestelle Connewitzer Kreuz, die paar Meter zu Fuß zum Werk 2. Es stehen schon viele Leute vor dem Eingang der kleineren Halle, ich bezahle meinen Eintritt für das Konzert an der Abendkasse und betrete die kleine Halle - wahnsinnig viele Menschen sind da, so voll habe ich die Halle noch nie gesehen. Meinen Mantel gebe ich an der Garderobe ab und laufe zur Bühne. Von den drei Bands für diesen Abend habe ich schon die erste verpaßt. Interessiert blicke ich in das Publikum ... viele schwarze Kapuzenpullover (so wie ich, Dresscode) und vom Altersdurchschnitt auch ganz angenehm (die Hauptband steht auch schon seit mindestens 30 Jahren auf der Bühne und ich habe keine Ahnung, wie oft ich die schon gesehen habe). Kurz bevor die zweite Band für diesen Abend anfängt zu spielen, bekommt mein Freund noch eine Nachricht von mir, wo ich bin ... vorsichtige Annäherungsversuche (auf die ich aber keine Antwort erhalte).
Die zweite Band aus Finnland, Post-Punk, ist schon richtig gut (ich werde mir den Namen merken) - aber eigentlich bin ich nur wegen der Hauptband hier, deutschsprachiger "Düsterpunk". Wenn richtig Stimmung im Publikum ist (irgendwo vor der Bühne bildet sich ein Pogo-Tanz-Kessel), bin ich auch gut drauf ... nur bin ich seit dem letzten Auftritt der deutschen Band in Leipzig immer noch nicht textsicher und kann nur bruchstückweise die Refrains mitsingen. Nach zwei Zugaben endet das Konzert der Hauptband ... stilsicher mit einem Bassgitarrensolo, während die ganze Bühne komplett eingenebelt wird und die Bandmitglieder nach und nach im dichten Nebel verschwinden und am Ende nur noch die Gitarre am Verstärker liegend vor sich hinbrummt - exakt genau so und nicht anders!
Nach dem Konzert zurück zur Garderobe, meinen schwarzen Mantel holen und zurück zur Straßenbahnhaltestelle. 0:50 Uhr - die Letzte habe ich verpaßt ... also Taxi anhalten und weiter zu meiner Wohnung. Als ich dann etwas später die Nacht im Taxi vor meinem Hauseingang den Fahrpreis bezahlen will, muß ich feststellen, daß ich mich doch etwas verschätzt habe, die Münzen reichen nicht mehr aus. Zum Glück holt der Taxifahrer ein EC-Karten-Terminal hervor und mir wird bewußt, daß in Zeiten wie diese, wo jeder mit seinem Smartphone überall ins Internet gehen kann, auch Taxis mit einem Internetzugang und einem Bezahlterminal keine so große Seltenheit mehr sein sollten. Ich runde den Betrag auf. Zurück in meine Wohnung, Kajal aus dem Gesicht waschen und mich kurz vor 2 Uhr schlafenlegen ... endlich mal wieder - nach 2 Monaten - die Nacht ausgegangen. Ich hatte schon etwas Befürchtung wegen meines Tageshoroskops, daß ich auf einen intensiven Kontakt mit Menschen treffe und meinen Standpunkt oder meine Position klar hervorheben muß - die Situation in der Straßenbahn? Ich sollte tatsächlich viel überzeugender und selbstbewußter als Frau auftreten. Ich schlafe ein ... diabolische Schachtelträume.

Sonntag Mittag werde ich wieder wach (so einigermaßen, ich nehme weiterhin die Antidepressiva). Nach dem Duschen, Zeit für Frühstück - Kaffee und neu gekaufte Frühstückskekse (die, die ich in Italien immer so gerne esse, endlich habe ich die im Sortiment der Kaufhalle am Bahnhof entdeckt ... gleich neben den Frühstücksbrötchen zum Aufbacken). Den Nachmittag mein Tagebuch schreiben und vom Tisch der Minibar aus durch das anliegende Küchenfenster in das Viertel des Wohngebiets blicken und das langsam entstehende Rot der untergehenden Nachmittagssonne am Himmel über den Dächern zwischen den kahlen Bäumen beobachten.

[07.01.18 / 21:06] Zurück nach Leipzig, ich kann meine Pflanzen nicht vertrocknen lassen und meine Wohnung aufgeben ... außerdem muß ich mir noch einen neuen Wasserkocher kaufen, da der alte urplötzlich (mitten beim Kochen) aufgehört hat zu funktionieren. Im großen Elektronikmarkt am Hauptbahnhof stehe ich vor einem langen Regal mit einer größeren Auswahl, probiere einige Geräte in der Handhabung aus - und kaufe wahrscheinlich das teuerste Modell, weil es mich vom Design her einfach anspricht. Weiter den Sonnabend Abend in die Innenstadt, mein Weihnachtsgeschenkegeld in neue, süße "Haus-Ballerinas" investieren - und kurz darauf wieder zurück in die Kaufhalle am Hauptbahnhof, etwas zu essen für den Abend alleine in meiner Wohnung kaufen ... und noch eine Flasche Club Mate, könnte noch eine lange Nacht vor dem Computer werden (ich bin gefühlt schon eine Ewigkeit nicht mehr abends weggegangen).
Zurück in meine Wohnung, wenig optimistisch öffne ich im Hauseingang meinen Briefkasten, nur Werbung ... wieder keine Schlüssel - "Mistkerl!" Die Treppen hoch zu meiner Wohnung, Tür aufschließen, kurzer Blick auf meine Pflanzen - etwas trocken, aber noch am Leben. Ich packe alle meine Sachen aus, probiere meine neuen Ballerinas an, setze mich an die Minibar, esse meine mitgebrachten Brötchen und den Olivensalat, schalte den Laptop an und öffne die Flasche Club Mate. Den Abend programmiere ich weiter an meiner Blogsoftware ... genau das, was ich die letzten Wochenenden der letzten 2 Monate auch getan habe. Kurz vor 1 Uhr die Nacht lege ich mich wieder ins Bett (doch keine so lange Nacht am Computer geworden). Bevor ich einschlafe, denke ich noch an "ihn" ... auf meine Nachricht wenige Stunden zuvor, wie traurig ich bin, keine Schlüssel in meinem Briefkasten gefunden zu haben, habe ich von ihm keine Antwort erhalten.

Sonntag Mittag, Routine - Duschen, Frühstücken ... meinen neuen Design-Wasserkocher ausprobieren und eine Tasse Chai trinken ... Pflanzen gießen, alles wieder einsammeln und zusammenpacken, mich anziehen - klingelt es an der Tür. Kurzer Blick auf das Telefon - er ist es! Mein Freund / Ex-Freund / Jetzt-wieder-Freund hat mir eine Nachricht geschrieben! Er fragt, ob ich in Leipzig bin (mein Auto steht ja auch draußen vor der Tür) und kommt vorbei. Über die Gegensprechanlage öffne ich ihm die Haustür. Ich empfange ihn an meiner Wohnungstür, er zeigt mir in seiner Hand die Wohnungsschlüssel, die ich von ihm zurückgefordert habe. Überglücklich ihn zu sehen, umarme ich ihn. "Last minute", ich wollte fast schon wieder gehen, alle meine gepackten Sachen liegen neben der Wohnungstür. Er nimmt auf einen meiner zwei Bistrostühle Platz, ich setze mich neben ihm. So aufgeregt wie ich bin, kann ich mich gar nicht klar in Englisch ausdrücken, immer wieder fehlen mir die Vokabeln. Endlich kann ich mich mit ihm unterhalten, meine Fragen stellen, "All my last messages ... too much drama." Er war die letzten Wochen gar nicht in Leipzig, hat irgendwo anders gearbeitet. Ich erzähle ihm von meinem "blutigen Problem" und daß ich ihn wahrscheinlich deshalb zurückgewiesen habe, aus Angst vor Sex. Ich bin mir unsicher, was für eine Art Beziehung wir überhaupt geführt haben. "Are we friends? Friends with sex?", ich vermeide das Wort "girlfriend".
Nur ein kurzes Gespräch, er wollte nur kurz vorbeikommen, mir die Schlüssel zurückgeben und muß wieder weiter ... er hat noch nicht einmal seine Jacke ausgezogen. Wir verabschieden uns wieder - in meine tiefe Umarmung mit ihm fällt meine ganze Sehnsucht nach ihm. Ich möchte ihn kaum loslassen ... doch er muß wieder gehen (wieder der Moment, in dem mir die Worte fehlen). Wenig später verlasse auch ich den frühen Sonntag Nachmittag meine Wohnung. Auf der Autobahn gehen mir wieder alle Gedanken durch den Kopf ... sind wir jetzt wieder zusammen? Oder doch nicht? Eine von diesen gefährlichen On-Off-Beziehungen? Vielleicht habe ich ihm durch meine offene Nähe spüren lassen, daß ich doch nicht so ganz düster, deprimierend, kühl und abweisend drauf bin ... "Miss complicated", verdammte Hormone, verdammtes Gefühlschaos.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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