morgana81 - gothic transgender

Zum Glück habe ich die richtigen Medikamente für meine "Akut-Traumatherapie" schon vorrätig - die Psychopharmaka wurden mir vor einigen Monaten genau wegen so einer PTBS/Anpassungsstörung verschrieben (leider machen sie auch fett ...

[31.08.16 / 11:49] Zum Glück habe ich die richtigen Medikamente für meine "Akut-Traumatherapie" schon vorrätig - die Psychopharmaka wurden mir vor einigen Monaten genau wegen so einer PTBS/Anpassungsstörung verschrieben (leider machen sie auch fett ... jeden Monat ein Kilo mehr).

[30.08.16 / 15:30] 48+12 Stunden später ... der Moment in dem ich innerlich zerbreche (erst jetzt kommen die Tränen).

[28.08.16 / 13:30] Freitag Abend, die letzten Nächte waren schlaflos, irgendwo zwischen 2 und 4 Uhr nachts werfe ich wieder regelmäßig eine Tablette ein ... aber nur noch eine - ich will wenigstens von meinem Schema der stündlichen Einnahme bis zur totalen Überdosierung die Nacht (und dem starken Überhang am nächsten Morgen) wieder wegkommen. Ich hoffe, daß es in meiner Wohnung in Leipzig einfacher wird. Gegen 23 Uhr in meiner Wohnung angekommen, öffne ich erst weit alle Fenster (es sind über 30 Grad im Dachgeschoß) und mache mich in meinem Bad wieder discofertig. Ein volles Make-up würde bei diesen heißen Sommertemperaturen sofort wieder wegfließen, die tönende CC-Creme (mit einer Feuchtigkeitscreme als Grundierung) reicht vollkommen aus. Ich bin hier in meiner Wohnung an meinem Kleiderschrank, weil ich zur Abwechslung mal ein kurzes, schwarzes, sexy Kleid anziehen möchte (ein verhängnisvoller Fehler ... wie sich später noch herausstellen wird). Das Kleid hatte ich bestimmt das letzte Mal vor 5 Jahren an, ich passe immer noch gerade so rein ... verdammte Gewichtszunahme (es spannt schon etwas unvorteilhaft am Bauch). Ein sexy Push-up darunter, kombiniert das Ganze.
Kurz vor Mitternacht erreiche ich die Bar in der Leipziger Innenstadt (nebenbei erwähnt, endlich wieder auf dem Frauenparkplatz im Parkhaus parken), ich lasse meinen Freund wissen, daß ich wieder in der Stadt bin (er wird sich erst weit nach 5 Uhr morgens wieder bei mir melden und sich wegen seiner Arbeit entschuldigen). Ich trinke nur zwei Colas (mit dem stummen Telefon auf meinem Tisch im Außenbereich immer im Blick), ich will die Zeit solange abwarten, bis um 3 oder um 4 Uhr, bis ich anfange in meinem kurzärmligen Kleid zu frieren und ich sicher sein kann, daß sich meine Dachgeschoßwohnung währenddessen auf erträgliche Schlaftemperaturen abgekühlt hat. Gegen 2 Uhr wird es mir zu langweilig ... Barhopping? Ich laufe etwas in der Innenstadt umher, aber es ist nicht viel los, einige andere Bars schließen bereits. Zurück zu meiner Wohnung, die Stunde zwischen 3 und 4 Uhr bleibe ich noch wach (wasche mir u.a. den Kajal aus den Augen) bevor ich die Fenster schließe ... im Bett liegend, versuche ich einzuschlafen ... es gelingt mir nicht. Die Turmuhrglocken irgendwo in der Nähe geben mir die schlaflose Wartezeit an, nach genau 45 Minuten werfe ich wieder eine Tablette ein. Entweder die Dosis wirkt sofort oder ich schlafe erst ein paar Stunden, wenn es wieder hell geworden ist - ein Glück, sie wirkt sofort.

Zwischen 10 und 11 Uhr den Sonnabend Morgen stehe ich wieder auf, ein weiterer heißer Tag im August. Ich ziehe wieder mein kurzes Sommerkleid an (auch deshalb, um etwas Bräune an meine Beine zu bekommen ... diese waren bestimmt jahrelang abstinent vom Sonnenlicht). Ich möchte mal wieder einen Cappuccino zum Frühstück trinken, daher halte ich mit meinem offenen Roadster vor dem Kaffee in der Nähe meiner Wohnung, bevor ich weiter zum nächstgelegen Baumarkt fahre. Ich will in der Gartenabteilung ein paar Pflanzen für meine Wohnung kaufen. Leider gibt es (im Baumarkt angekommen) dort keine Hydrokulturpflanzen, ein paar robuste Sukkulenten tun es auch. Ich wähle eine Sansevieria und eine Crassula ovata (wohl auch "Geldbaum" genannt), sie müssen das Sommerklima in meiner Wohnung aushalten: Knapp über 30 Grad und nur alle 2 Wochen gießen ... je nach dem, wann ich mal da bin. Im zweiten Baumarkt kaufe ich noch ein paar Blumenständer (einer aus Bambus, einer aus Metall, einer aus Holz mit Rollen zum Umherschieben) und die dritte Pflanze. Ein kleiner Ficus Ginseng hat es mir angetan. Ich kenne diese Pflanze mit dem markanten Wurzelstamm noch aus dem botanischen Garten in Palermo auf Sizilien, es wird ein riesiger Baum. Erst später wird mir bewußt, daß ich dort eigentlich einen Bonsai gekauft habe ... wenn ich ihn nicht regelmäßig beschneide, wird er auch so groß ... wenn er überhaupt das trockene Klima in meiner Wohnung überlebt (der auf Sizilien hat es jedenfalls).
Nachdem ich meine neuen Pflanzen in meine Wohnung getragen habe (es wirkt gleich viel angenehmer, mit etwas Grün in den Ecken), fahre ich den Nachmittag wieder zurück in die Einkaufszone in der Innenstadt. Das Verdeck meines MX-5 ist wieder geschlossen ... bei über 30 Grad zerfließe ich geradezu in meiner schwarzen Kleidung - und ich will mein Kleid heute Abend noch einmal anziehen! Ich schreie in meinen Gedanken nach einer Klimaanlage. Die anderen Cabriofahrer im Innenstadtverkehr können ja ruhig offen fahren - ich nicht. Ich mache das Verdeck erst wieder auf, wenn es Abend wird. In den Geschäften der Innenstadt bin ich auf der Suche nach einem Abtrockgestell für das Geschirr in der Spüle, ich werde leider nicht fündig. Ein kleines Schokoladeneis (mit Chili) soll meine Stimmung aufmuntern. Schnell schlecke ich es weg, bevor es in der Hitze zerfließt. Es ist kurz vor 18 Uhr und ich habe Hunger auf etwas Veganes. bis zum veganischen Lebensmittelladen schaffe ich es nicht mehr - ich bleibe bei dem ersten indischen Restaurant auf dem Weg hängen und bestelle ein Kartoffel-Erbsen-Curry (mild scharf). Den Abend wieder zurück in meine Wohnung...
Mein schwarzes Kleid lasse ich am Fenster austrocknen/durchlüften ... wenigstens sind keine häßlichen, weißen Schweißflecken entstanden. Duschen, Hormongel auf die Arme, die beiden Cremes im Gesicht und den Kajal auftragen - mein Ritual für den Sonnabend Abend. Ich lasse mir Zeit. Es ist heiß ... 31 Grad ... noch heißer als gestern? Wie befreiend wirkt es dann, wenn ich endlich kurz nach 22 Uhr in meinem Auto sitze und mit offenen Verdeck durch den Abend fahre. Ich will zu den Bars in der Leipziger Südvorstadt. Aus dem Auto ausgestiegen, stöckele ich auf meinen Plateausandaletten, in meinem sexy schwarzen Minikleid, mit offenen langen Haaren zu den Bars. Ich trinke noch eine Cola und einen alkoholfreien Mojito in der mexikanischen Bar, bevor ich nach 1 Uhr in den nächsten Tanzclub um die Ecke gehe. Mal wieder eine Gothic-Veranstaltung für diesen Abend.

Leider bleibe ich allein für mich, bin nur kurz auf der Tanzfläche. Ich hatte gehofft, für diese Nacht wieder jemand Nettes kennenzulernen. Gegen 2:30 Uhr verlasse ich wieder die Disco. Draußen vor dem Club werde ich von einem jungen Mann angesprochen - er sieht wirklich jünger aus als ich - und meinem tunesischen Verehrer verdammt ähnlich! Böse Erinnerungen kommen in mir wieder hoch. Er stellt sich als Spanier aus Madrid vor, so einsam wie ich bin, bin ich erstmal nicht abgeneigt und lasse mich überreden, mit ihm ein paar Schritte mitzugehen ... nur etwas trinken. Er wird sehr schnell sehr aufdringlich ... dieselben Sprüche wie immer: "Du bist sehr hübsch!" Ich habe überhaupt kein Interesse, mich wieder auf ein Abenteuer dieser Art einzulassen, zu frisch sind die Erinnerungen an meinen anderen, hartnäckigen Verehrer. Er fragt mich immer wieder, ob ich nicht mit zu seiner Wohnung kommen will (die noch nicht mal mehr in Leipzig liegt). Ich wiederhole mein "Nein" wie ein andauerndes Mantra. Ich will nicht, ich kenne das alles schon (ich will doch nur zurück zu meinem Freund). Ich gehe zu meinem in der Nähe geparkten Auto, er bleibt an mir dran, versucht immer wieder mich zu überreden, mit ihm mitzukommen. Nein, ich habe heute keinen Bock auf sowas! Ich setze mich in mein Auto, er bleibt weiter an mir kleben, blockiert die Fahrertür. Ich sehe nur einen Ausweg aus dieser Situation, falle zurück in meine tiefste männliche Stimme und erzähle ihm, ich bin nur ein Mann in einem Kleid. Untenherum sehe ich aus wie er, obenherum ist alles nur ausgestopft. Es hilft nichts ... er hat bereits in meinen Ausschnitt gucken können und sieht meine Brüste. Er befummelt mich immer wieder und greift auch in meinen Schritt ... alles was ich dort noch habe, ist entweder durch die Hormone weggeschrumpft oder soweit nach hinten zwischen die Beine gerückt, daß er nichts ertastet. "Geh weg! Hau ab! Faß mich da nicht an!" mit den einen Arm decke ich meine Brüste ab, mit den anderen Arm stoße ich ihn immer wieder weg. Es macht ihn nur geiler. Meine Stimme wird laut, in der Hoffnung, ein paar Passanten könnten mich hören. Er zieht seine Hose aus, will, daß ich ihn anfasse. Ich werde aggressiv, versuche nach ihm zu treten. In dem Moment spritzt er vor mir ab. Ich schreie noch laut: "Du Schwein!" und kann meine Autotür losreißen und sofort von Innen verriegeln. Total aufgebracht starte ich den Motor und versuche zu wenden, um von dort wegzufahren. Ich sehe ihn noch wegrennen. Die ersten Meter in meinem Auto bin ich total durcheinander - ich glaube, ich wurde gerade eben irgendwie vergewaltigt ... jedenfalls visuell. Das Bild, wie er sich vor mir einen runterholt, bekomme ich nicht aus meinem Kopf. Ich muß mich am Steuer zusammenreißen, nicht daß ich noch aus Unachtsamkeit ein paar betrunkene Passanten umfahre. Ich schreie in meinem Auto, "Verdammt!", "Du perverses Schwein!" Sicher wird es in mir traumatische Spuren hinterlassen ... genauso wie ich damals in der Straßenbahn zusammengeschlagen wurde und eine Nacht in der Notaufnahme verbringen konnte. Solche Erinnerungen gehen niemals wieder weg ... ich kann nur versuchen, mein Leben weiter normal zu leben. Als ich mein Auto in der Nähe meiner Wohnung parke, schreibe ich eine SMS an meinen Freund: "I was raped. Where are you?" Mein Telefon bleibt weiter stumm. Endlich kurz vor 5 Uhr im Bett liegend, überlege ich noch, ob ich die ganze Packung Schlaftabletten brauche ... es bleibt bei einer. Ein paar Stunden Schlaf später wache ich am Sonntag Morgen gegen 10 Uhr wieder auf. Ich hole meinen Laptop ins Bett und schreibe diese Zeilen in mein Tagebuch. Nur so kann ich das ganze Erlebte etwas verarbeiten. Gegen Mittag positioniere ich meine neuen, grünen Pflanzen im Sonnenlicht des Südfensters.

"1 Jahr und 4 Monate HRT" fällt diesmal aus.

(Kleiner Nachtrag: Mein Freund meldet sich doch noch ... es ist ihm nicht egal und er möchte wissen, was die Nacht passiert ist.)

[14.08.16 / 23:46] Sonnabend Nachmittag fahre ich wieder gleich von der Autobahn in die Leipziger Innenstadt, ich muß mir noch einen neuen kleinen Koffer für die Flugzeugkabine kaufen (für meine nächste Flugreise...) - zielgerichtet laufe ich daher vom Parkhaus direkt zu einem der großen Kaufhäuser der Stadt. Nach langem Vergleichen der Maße und der Preise in der Abteilung für Reisegepäck, entscheide ich mich letztendlich für den kleinsten und günstigsten Bordtrolley (irgendwann gehen die alle mal kaputt) und ich will unbedingt so aussehen wie eine Stewardeß mit ihrem kleinen Gepäckkoffer für die Interkontinentalflüge. Wieder zurück zu meinem parkenden Auto, meinen neuen Koffer in den dafür vorgesehen Kofferraum verstauen (paßt gerade noch so in meinen kleinen MX-5 ... neben der Leopardendecke und der großen Strandtasche mit den Handtüchern und dem Waschzeug für die Nacht) und weiter in die Innenstadt.
Nach einem leichten Abendessen (eigentlich wollte ich nur den 50 Euro Schein wechseln, um mir ein Eis zu kaufen) folge ich den Hinweisen auf ein großes Schuhgeschäft in der Nähe des Marktes, die großen Transparente haben mich neugierig gemacht - und ich werde nicht enttäuscht. Als ich das große Schuhgeschäft betrete, bin ich überwältigt von der riesigen Auswahl an Schuhen in meiner Größe 41 ... mehrere Reihen an Schuhregalen speziell für meine komplizierte Schuhgröße (nicht nur die 41, die 42 ebenso)! Ich komme aus dem Staunen nicht mehr heraus, wenn ich nicht hier die passenden Schuhe für mich finde - dann nirgendwo. Ich verbringe noch die ganze Stunde vor Ladenschluß um 20 Uhr in dem Geschäft und probiere zwei Paar an. Es fällt mir schwer, meinen Blick von den dicht gedrängten Paaren an schwarzen Stiefeletten abzuwenden (sind die hübsch!), aber ich fokussiere meinen Blick auf ein paar halbhohe Schuhe, so etwas fehlt mir noch in meiner Schuhkollektion. Das Paar halbhohe Stiefeletten aus schwarzen Veloursleder und ohne Absätze (sieht aus wie die Pikes für Waver - nur ohne Schnallen und weniger hoch), wird letztendlich meine Wahl ... auch wenn sie sündhaft teuer sind ... aber es sind Schuhe! Während ich sie anprobiere, laufe ich weiter durch den Laden und schaue mir die anderen Schuhe an (wenn ich mit den Schuhen Einkaufen gehen kann, ohne daß sie drücken, dann sind es die Richtigen). Zurück zur Kasse (vorher noch in meine Doc Martens zurück gewechselt), ein paar Pflegeprodukte und Schuhspanner dazu gekauft, und mit meinem neuen Erwerb in der Einkaufstüte fünf Minuten vor Ladenschluß das Geschäft wieder verlassen. Das neue Paar Schuhe paßt bestimmt auch in mein neues Bordgepäck.
Zurück in meiner Wohnung, das Standardritual für den Sonnabend Abend: Duschen, Hormongel auftragen, schwarzer Kajal und die Silberkette. Alle Handgriffe sind routiniert, meine "Uniform" (schwarze Jeans, Nietengürtel, schwarzes Spaghettiträgertop - und die jetzt alten, schwarzen Stiefeletten) ändert sich nie. Ich gehe immer so aus. Mein Freund hat mir geschrieben, daß er noch bis Mitternacht arbeiten muß - ich will die Zeit bis dahin in der großen Bar am Leipziger Marktplatz verbringen. Zwei Getränke und ein Ciabatta später (ich hatte immer noch Hunger) kommt endlich um 0:20 Uhr seine SMS (mein Telefon liegt natürlich die ganze Zeit auf dem Bistrotisch, in Erwartung einer Nachricht von ihm), er schreibt, er ist in weiteren 20 Minuten bei mir. Nervös rutsche ich auf meinem Bistrostuhl im Außenbereich der Bar hin und her, halte Ausschau nach ihm, sind es vielleicht "arabische" 20 Minuten und er meint eigentlich eine Stunde? Etwas mehr als diese 20 Minuten später, kommt endlich eine weitere Nachricht von ihm - er ist jetzt da und im Innenbereich der Bar (ich deute das so, daß er wohl noch Zigaretten kaufen muß). Ich verlasse kurz meinen Tisch im Außenbereich, um ihn zu suchen, finde ihn im Séparée der Raucher ... und bin überglücklich, ihn wiederzusehen (ich sollte meine Sehnsucht nach ihm wieder etwas eindämmen, damit es nicht "zuviel" wird). Ich bezahle noch die Rechnung draußen an meinem Tisch, bevor ich mich für die nächsten Stunden zu ihm setze. Wir sprechen nicht viel, sind einfach nur zusammen, ich blicke immer wieder zu ihm. Meine Gedanken kreisen um den nächsten Arzttermin am nächsten Montag in der Uniklinik. Endlich bekomme ich die Auswertung der letzten MRT-Untersuchung und die Information, wieviel von meinem Gehirn wohl schon "draufgegangen" ist ... aber vielleicht ist alles viel weniger dramatisch, als befürchtet. Sollte ich ihm davon erzählen? Ich behalte es für mich. Ein weiterer (stark alkoholisierter) Gast spricht uns an, speziell mich und meine sehr markante tiefe Stimme. Ich deute auf den Aschenbecher und gebe damit vor, starke Raucherin gewesen zu sein. Er kontert damit, daß es wohl sehr hübsche Frauen gibt, die früher mal ein Mann gewesen sind - denen man es aber nicht ansieht. Bevor ich damit argumentieren kann, daß transsexuelle Frauen niemals Männer gewesen sind und schon immer Frauen waren, hat sich das Gespräch schon wieder aufgelöst (vielleicht wollte er auch nur mein "Geheimnis" bewahren).

Es wird nach 3 Uhr nachts, als mein Freund und ich uns entschließen, zu gehen. Ich will ihn die ganze Zeit schon fragen: "Zu mir oder zu dir?", aber irgendwie war für ihn schon die ganze Zeit klar, daß wir zu mir fahren. Vorher halten wir noch an einer Tankstelle, damit er sich noch zwei Flaschen Bier kaufen kann (und vielleicht auch noch Kondome ... jedenfalls hat er später welche dabei). In meiner Wohnung angekommen, lassen wir uns noch genug Zeit im Bad. Er nimmt noch eine Dusche, ich wasche nach ihm noch meinen schwarzen Lidstrich aus den Augen (was bei wasserfesten Kajal wohl nicht so einfach ist). Zurück zu meinem japanischen Bett, er ist bereits nackt und entkleidet mich ... das Dachfenster neben meinem Bett ist weit geöffnet. Nach einem Blowjob meinerseits, bewegt er mich dazu, am Fenster die "a tergo"-Stellung einzunehmen. Ich merke noch an, ob das nicht ein bißchen zu exhibitionistisch ist, schließe aber mit den Blick nach draußen, auf die Dächer von Leipzig, bei anfangender Morgendämmerung, meine Augen und lasse ihn gewähren. Ob es dieser spezielle Kick ist, oder daß ich die AD's schon ein paar Tage weglasse ... ich genieße es (hoffentlich werde ich dabei nicht allzu laut, mich hört man bestimmt bis zum Gehweg ganz unten vor meinem Fenster). Wir fallen danach in mein Bett und in noch weitere Stellungen (ohne daß er das Kondom wechseln muß), bevor er in meinem zweiten Blowjob endlich kommt ... leider habe ich dabei meinen Mund nicht ganz geschlossen und bin etwas in Sorge um meine schwarze Bettwäsche (ist aber nochmal gut gegangen). Beneidenswerterweise schläft er danach (zusammengerollt in meiner Bettdecke) ein ... keine Ahnung, wie lange wir gebraucht haben, aber es ist bereits spürbar hell draußen (zum Glück kann ich mein Fenster in meiner Schlafecke lichtdicht abdunkeln ... nur die Spiegel am Schrank und mein Ankleidespiegel gegenüber vom Bett werfen das Licht aus den anderen Fenstern in diese Ecke).
Das Schlafen fällt mir schwer an diesem hellen Sonntag Vormittag - aber ich will unbedingt wieder von den Tabletten runterkommen. Immer wieder liege ich deshalb einfach nur neben ihm und schaue ihn an ... ich will meine schwarze Bettdecke und mein schwarzes Kopfkissen wieder zurück haben. Das Kopfkissen auf dem ich schlafe, habe ich eigentlich für ihn mit dazu gelegt ... egal, ich bin es gewohnt, in meiner Leopardendecke neben ihm zu schlafen. Irgendwann nach 12 Uhr Mittag stehe ich endlich auf und mache mich im Bad fertig für den Tag. Immer wieder kehre ich nackt zu unserem Bett zurück, um zu sehen, ob er endlich auch wach wird ... er schläft weiter. Ich überlege noch, ob ich ihn endlich rausschmeiße oder doch lieber die Schlüssel für meine Wohnung gebe, damit er solange schlafen kann, wie er will. Ich verwerfe beide Gedanken und ziehe mich an. Die Nacht zuvor habe ich angedeutet, daß ich nichts zu essen in der Küche habe für ein Frühstück ... nur zwei Tassen Espresso könnte ich ihm anbieten. Daher gehe ich den Sonntag (früher Nachmittag?) zu dem Konditor um die Ecke, ein paar Stück Kuchen zum Frühstück für ihn und mich zu kaufen (wie jeder weiß, ist Kuchen, wenn nicht besser als Sex, ebenso gut wie Sex). Auf dem Rückweg, als ich die Treppe in meinem Wohnhaus wieder bis ganz nach oben laufe, mit dem Paket Kuchen in der Hand, höre ich eine Tür. Ich ahne es ... es wird meine Tür sein. Er kommt mir auf der Treppe entgegen, er muß zur Arbeit ... aber ich habe doch Frühstück für uns gekauft! Etwas enttäuscht, umarme ich ihn noch und lasse ihn gehen ... wenigstens bin ich ihm noch begegnet ... und ich habe auch nur so viel Kuchen gekauft, wie ich alleine essen kann. Zurück an meiner Bar, koche ich meinen Kaffee und verdrücke die drei Stück Kuchen. Ich muß den Nachmittag bald auch wieder meine Wohnung verlassen. Leben in Leipzig, arbeiten woanders.

[07.08.16 / 23:47] Endlich kommt mal wieder etwas Bewegung in meine Personenstandssache und die Namensänderung - nach fast anderthalb Jahren nach meiner Antragstellung beim Amtsgericht und 5 Monate nach dem zweiten Gutachtertermin, wurde mir jetzt ebendieses, über 40 Seiten umfassende Gutachten, zugeschickt. Jetzt kann es sich nur noch um 2 oder 3 Monate handeln, bis mein (schon lange genutzter) weiblicher Vorname endlich rechtsgültig wird ... und ich vor dem Gesetz vollständig als Frau anerkannt werde. (Endlich heiraten!)

Nebenbei erwähnt ... das Wochenende konnte ich mich im engsten Familienkreis über interkulturelle Beziehungen austauschen ... Araber oder Perser (nie in einem Topf werfen!) oder andere ähnliche, patriarchalische Kulturen sind eben so, gestehen sich niemals Fehler ein ... und brauchen viel Geduld seitens der Partnerin. Meine Erwähnung, daß ich meinem ausländischen Partner sehr viel Geld geliehen habe (und den Betrag vielleicht nie wiedersehe), erntet etwas irritierte Blicke (fast schon "Alarmglocken") ... so etwas versteht auch nur, wer total verliebt ist.

[31.07.16 / 16:05] Ich fahre den Sonnabend Nachmittag gleich direkt von der Autobahn zu dem Parkhaus in der Leipziger Innenstadt, ich muß noch die einzelnen Parfümerien und Drogerien ablaufen um einige Besorgungen zu erledigen (Feuchtigkeitscreme für das Gesicht, schwarzer Nagellack & Entferner und neues Deo und extrateure Haarwäsche ohne Silikon ... speziell für lange Haare). Erst den Abend, nach einem Salat in einem Restaurant am Marktplatz (ich muß auf meine Figur achten), fahre ich zu meiner Wohnung. Mein Freund hat mir geschrieben, daß er die Nacht noch arbeiten muß und erst danach zu meiner Wohnung kommt, also denke ich mir, ich habe noch genug Zeit mein Gewürzregal an die Küchenwand zu montieren (es wird eine Meisterleistung der Ingenieurskunst ... mit Schrauben, olivgrünen Bundeswehrleinen und den eigentlichen Anbauteilen aus Metall), bevor ich mich ausgehfertig machen kann. Daher bin ich ziemlich überrascht, als er sich für kurz nach halb neun bei mir ankündigt. Ich kann noch eine Stunde heraushandeln (ich muß mich doch noch duschen und mir danach die Haare trocknen), bevor er dann kurz nach 22 Uhr bei mir klingelt. Die Begrüßung ist stürmisch, die Sachen, die ich mir eine Minute zuvor angezogen habe, reißt er mir sofort vom Leib und legt mich auf meinem Bett flach. Ich wollte doch eigentlich erst noch ausgehen - aber er bietet mir die Reiterstellung an ... ich kann nicht widerstehen. Er greift dabei wieder sehr fest in meine Brüste - bis über die Schmerzgrenze! Ich falle in einen Zustand vollkommener Ergebenheit (dabei bin ich es doch, die gerade "Top" ist ... dachte ich jedenfalls). Nebenbei erwähnt, ich habe alle Fenster meiner Dachgeschoßwohnung weit offen, hoffentlich ist die Geräuschkulisse nicht allzu laut. Nach dem Sex mit mir, dreht er sich um, er meint noch zu mir, ich könnte ja alleine ausgehen und er schläft etwas in meinem Bett. Wenn ich zurück komme, ist er wieder wach und wir können weitermachen. Etwas enttäuscht fahre ich anschließend alleine zu der Gothic-Disco für diese Nacht.
Ich komme dort, irgendwo im Süden von Leipzig, kurz vor Mitternacht an. Die kleine Disco füllt sich nach und nach und ich fange an, etwas zu tanzen. Ich errege die Aufmerksamkeit eines anderen Gastes und wir tanzen gemeinsam - mit sehr engem Körperkontakt (wenn er wüßte, daß ich eigentlich einen Freund habe, der zu diesem Zeitpunkt gerade in meiner Wohnung in meinem Bett schläft). Ich vergesse dabei die Zeit, kurz nach halb drei den Morgen reiße ich mich von ihm los, verabschiede mich etwas überstürzt und laufe zurück zu meinem Auto. Ein weiterer Discobesucher verfolgt mich dabei ... mir sind in der Disco die Afrikaner mit ihren hübschen, bunten afrikanischen Sachen aufgefallen. Ich lasse mich dazu überreden, mit ihm noch etwas trinken zu gehen. Er kommt aus Burkina Faso ... ich habe irgendwie eine sehr spezielle Vorliebe für alles exotische. Es dauert noch eine weitere Stunde, bis ich mich auch von diesem Gast verabschiede. Ich muß zurück zu meiner Wohnung, ich kann meinen Liebsten nicht noch länger warten lassen. Verdammtes Leipzig - schon wieder in der Dunkelheit verfahren.

Es fängt schon an zu dämmern, als ich den Sonntag Morgen endlich wieder in meiner Wohnung ankomme. Ich mache ihn durch meinen Lärm wach - und muß sofort wieder umkehren und zu meinem Auto laufen, meine vergessene Leopardendecke holen (ich sehe, wie er sich in mein Bettzeug einrollt). Wieder zurück, noch schnell den Kajal aus dem Gesicht waschen, mit großer Sorgfalt alle Mücken vernichten (alle meine Wände in der Wohnung sind weiß und leer - ich werde sie so belassen) und endlich zu ihm ins Bett kommen. Er läßt sich durch meinen Lärm nicht weiter stören und schläft weiter. Ich bin so aufgeregt, daß er in meinem Bett neben mir schläft (wie lange habe ich mir das gewünscht?), daß ich vorsichtshalber doch eine schlafanstoßende Antidepressiva einwerfe (ich wollte doch eigentlich von dem Zeug runterkommen). Selbst die Vögel am Sonntag Morgen stören mich danach nicht mehr. Zufrieden schlafe ich ein ... er hat immerhin endlich mein Bett "entjungfert".
Sonntag Mittag werden wir gemeinsam wach ... ein Blowjob ist es noch (bei dem ich mich immer weiter an einen "deep throat" herantaste), bevor er aufsteht, ins Bad geht und sich anzieht. Ich biete ihm noch einen Kaffee und den allerletzten Rest meiner Frühstückskekse an. Vollkommen nackt stehe ich anschließend in meiner Küche und koche einen arabischen Kaffee für ihn, während er an meiner Bar Platz nimmt (die Bar ist exakt so eingerichtet, mit einer Küchenseite und einer Gastseite mit den Barhockern). Für meine Frühstückskekse kann ich ihn nicht begeistern und esse sie alleine auf. Er verabschiedet sich von mir mit einem Abschiedskuß und verläßt meine Wohnung, ich schließe die Tür hinter ihm. Splitterfasernackt trinke ich weiter den Rest des Kaffees aus, bevor ich mich danach endlich auch in mein Bad begeben kann. Ich muß nach dem Frühstück noch endlich meine japanischen Papierlampions an die Glühbirnen für Wohn- und Schlafzimmer (bzw. -ecke) anbringen, die ich einige Tage zuvor sehr günstig gekauft habe, bevor ich mich danach wieder an meine Minibar setzen kann und diese Zeilen schreibe. Jedesmal, wenn wir für so viele Wochen getrennt sind, habe ich das Gefühl, als ob er mich verlassen hat ... umso glücklicher bin ich hinterher.

[28.07.16 / 19:53] 1 Jahr und 3 Monate HRT - aktuelle Werte (vom Juni) - Estradiol: 174,8 ng/l (-130,8 ng/l) und Testosteron: 0,18 µg/l (-0,04 µg/l). Meine Frauenärztin rät mir, die Dosis Östrogene von 3 Hub weiter auf 2 Hub täglich zu reduzieren. In ihren Augen ist der Estradiolwert immer noch zu hoch. Was wird dann mit mir passieren, mit weniger weiblichen Hormonen? Keine Gefühlsexplosionen mehr? Weniger Gewichtszunahme? Meine Brüste gehen definitiv nicht mehr weg, die bleiben jetzt - und das hoch dosierte CPA* blockiert weiterhin alles männliche. Also alles wie früher - nur mit Titten.

(* Neuerdings das echte Androcur, die Krankenkasse bezahlt das jetzt endlich.)

Momentan läuft auch mein dritter Versuch, die Psychopharmaka langsam abzusetzen ... schon 65 kg (+7 kg) auf der Waage ... ob das jemals wieder runtergeht?

[17.07.16 / 14:08] Auf zum CSD nach Leipzig - ich bin flexibel, was das Wetter betrifft und wechsele bei dem sonnigen Wetter im Parkhaus in der Leipziger Innenstadt meine Schnürstiefel gegen die Plateausandaletten ... mit sehr breiten und nicht zu hohen Absätzen. Da ich zu der schwarzen Jeans nur ein schwarzes Spaghettiträgertop trage (um mit einem Push-up meine Brüste besonders hervorzuheben), creme ich die freie Schulterpartie und die Arme vorsichtshalber mit viel Sonnencreme ein (nur der schmale Streifen Sonnenbrand an dem Übergang zwischen dem BH und dem Dekolleté wird später diese Entscheidung als besonders richtig herausstellen). Die Abende zuvor habe ich an ein Pappschild gebastelt, zwei weiße A4-Blätter als Vor- und Rückseite auf der Pappe geklebt, mit der Aufschrift "Fight For Trans Rights" und "Trans Pride". Stolz trage ich mein Transparent vor meiner Brust (um Blicke darauf zu lenken und als klar erkennbare transsexuelle Frau für meine Rechte zu kämpfen). Es sind viel mehr Menschen da, als ich erwartet hätte (6000?), der Demonstrationszug ist bestimmt einen Kilometer lang. Ich starte ganz hinten beim letzten Wagen - den für die linksalternative Szene (ich bin gleichzeitig der "Trans Pride" und der "Schwarze Block" ... aber die Stimmung bleibt friedlich). Nach der Demo am Sonnabend Nachmittag bleibe ich noch etwas auf dem Fest auf dem Marktplatz, die zwei afrikanischen Frauen haben wieder einen kleinen Stand mit Essen aufgebaut, ein tiefdunkles Eis esse ich danach auch noch ... wieder allein. Ich bin bei den heißen Temperaturen und der Sonne ziemlich durchgeschwitzt, zum Glück habe ich vor Ort eine Wohnung, in der ich mich duschen kann. Gegen 18 Uhr wieder zurück zu meiner Wohnung, das "Trans Pride"-Transparent klemmt jetzt gut sichtbar zwischen Windschutzscheibe und Armaturenbrett meines MX-5 ... das sieht jetzt aus wie der Orga-Wagen für den Pride March.
Nachdem ich mich in meiner Wohnung wieder ausgehfertig gemacht habe, fahre ich nach 22 Uhr wieder zurück in die Innenstadt. Die Disco, die ich für diesen Abend ausgewählt habe, wird wieder veranstaltet von der queerfeministischen Szene, zwei Tanzflächen - und eine davon für Post Punk und Wave. Aber vor Mitternacht tauche ich da nicht auf, ich trinke noch etwas in der beliebten Bar am Marktplatz, bevor ich wieder in den Süden von Leipzig fahre.
In der Disco bleibe ich doch nicht allzulange, nur zwei Stunden zwischen Mitternacht und 2 Uhr, gegen 3 Uhr am sehr frühen Sonntag Morgen bin ich wieder zurück in meiner Wohnung. So richtig macht es keinen Spaß alleine ... wo ist er und warum meldet er sich nicht? Ich brauche die dreifache Dosis der Schlaftabletten, um etwas einschlafen zu können, die Nacht wird unruhig. Sollte er sich mal von mir trennen, wird das genauso passieren - indem er sich einfach nicht mehr meldet. Ich stelle mir den Sonntag Mittag noch vor, wie er eine andere Frau kennenlernt, blond und viel hübscher als ich, und wie er mich einfach links liegen läßt, bevor ich endlich aufstehe. Auf mich warten an diesem trüben Sonntag Morgen (bzw. Mittag) noch der Rest Frühstückskekse und ein Espresso an meiner Bar. Weiterhin keine Nachricht von ihm.

Nachtrag: Und er antwortet doch, er entschuldigt sich wegen seiner Arbeit die beiden Wochenenden. Ich antworte ihm und schreibe von meinem neuen schwarz-weißen Sommerkleid, das ich mir den Nachmittag noch gekauft habe ... ein Frustkauf? Für ein paar wenige Glückshormone um meine Traurigkeit abzulenken.

[10.07.16 / 22:03] Sonnabend Nachmittag parke ich mein Auto wieder in Connewitz - an ziemlich genau derselben Stelle wie das Wochenende zuvor. Ich will zu einem Vortrag der queerfeministischen Szene zur Integration von Transmenschen in eben diese Szene. Die Referentin, nur etwas älter als ich, hat auch einen Trans-Hintergrund - nur leider bezieht sie sich immer wieder auf die (sexuellen) Beziehungen zwischen Transfrauen und "normalen Frauen" ... oder Transmännern. So eine "Hetero"-Beziehung, wie ich sie mit einem Mann führe, kommt in ihrem Vortrag nicht vor. Irgendwann wird es kurzzeitig langweilig, wozu soll ich mir etwas über "Trans" anhören, wenn ich dieses "Trans" die ganze Zeit lebe? Ich wende mich für einen Moment ab und lausche der Musikproben der später an diesem Abend auftretenden Hardcore-Band. In der anschließenden Diskussionsrunde hätte ich gerne auch etwas eingeworfen, aber ich fühle mich zu sehr eingeschüchtert von der perfekten weiblichen Stimme der anderen Transfrau (sie muß Jahre dafür geübt haben). Etwas aus diesem Vortrag bleibt bei mir hängen ... wenn ich mich zu sehr weiblich aufreizend kleide, ist das nur ein Ausdruck von Sexismus meiner männlichen (Teil)-Persönlichkeit. Ich bin sexistisch, wenn ich mich als Frau hübsch zurecht mache. In diesem Moment weiß ich noch nicht, wie mich das die ganze Nacht noch beschäftigen wird.
Nach Ende des Vortrags und der Diskussionsrunde, gehe ich kurz etwas essen in dem orientalischen Schnellimbiß und komme für die anstehenden Konzerte wieder zurück. Die All-Girl-Hardcore-Band soll noch bis vor Mitternacht spielen, Zeit genug, um danach in die nächste Gothic-Disco zu fahren. Als ich den Raum für die Konzerte betrete, überkommen mich seltsame Flashbacks ... ich war hier schon einmal! Das ist ja dasselbe linksalternative Haus, das ich vor ein paar Jahren für eine Partynacht betreten habe. Der Vortrag hat im Hinterhof unter freien Himmel stattgefunden. Erst jetzt, bei einbrechender Dunkelheit, erkenne ich das Haus wieder ... besonders das "Konzertzimmer". Genau da in der Ecke mit dem Ofen stand ich vor ein paar Jahren schon einmal.
Gegen Mitternacht gehe ich wieder zurück zu meinem parkenden Auto, mein Freund hat mir einige Stunden zuvor geschrieben, daß er mich anruft, wenn er von der Arbeit kommt ... auf diesen Anruf warte ich vergebens. Ich fahre nach Plagwitz zu der dort stattfindenden Gothic-Disco. Als ich mich an die Bar setze, überkommt mich wieder eine depressive Phase. Ich muß über den Vortrag den Abend nachdenken, ich kann diesen letzten männlichen, sexistischen Teil in mir nur überwinden (oder dagegen ankämpfen), wenn ich mich nicht mehr attraktiv kleide. Ich will nicht mehr für Männer interessant sein ... das Make-up lasse ich schon lange weg, die Haare binde ich zusammen, meine weiblichen Abendkleider habe ich schon seit einiger Zeit nicht mehr angezogen, trage nur noch Jeanshosen. Meine Schuhauswahl beschränkt sich eigentlich nur noch auf die klobigen Schnürstiefel und die nicht minder martialisch wirkenden Plateausandaletten. Nur die Brüste kann ich nicht verstecken - ich könnte sie abbinden oder weite Pullover tragen (im Sommer), aber will ich das denn? Bin ich nicht schon häßlich genug? Die Nacht in der Disco werde ich von zwei Männern angesprochen ... ich gehe nicht auf ihre Gesprächsversuche ein. Ich will nicht mehr attraktiv sein für Männer.

Ich verlasse die Disco gegen 3 Uhr nachts und fahre zu der Wohnung meines Freundes. Weiterhin keine Nachricht von ihm auf meinem Telefon. Bis 4 Uhr kurz vor Sonnenaufgang am Sonntag Morgen warte ich noch auf ihn in meinem Auto einige Meter von seinem Hauseingang entfernt. Sein Leben, seine Entscheidung ... mich nicht sehen zu wollen - hat er das Interesse an mir verloren? Ist ihm aufgefallen, daß ich mich zunehmend weniger attraktiv kleide? Grübelnd fahre ich wieder zurück zu meiner Wohnung. Gegen halb fünf Uhr morgens verdoppele ich wieder die Dosis der Antidepressiva, um einschlafen zu können.
Sonntag Mittag stehe ich auf, esse meine Frühstückskekse und koche mir einen arabischen Kaffee (der mit nur zwei gehäuften Löffeln weniger stark ist, als die Version von meinem Freund), den ich dann, auf den Orientteppich sitzend, an meinem "marokkanischen" Kaffeetisch trinke. Kurz nach 14 Uhr bin ich wieder zurück in der Leipziger Innenstadt und esse noch eine Pizza, bevor ich an diesem heißen Sonntag Nachmittag ein Eis essen gehe ... allein. Die vielen Paare, die ich sehe, von denen mindestens ein Partner auch ein Eis schleckt, deprimieren mich. Wieso bin ich immer allein? Weil ich eine Transfrau bin, für mehr als Sex bin ich nicht brauchbar ... danach verlieren alle Männer wieder sehr schnell das Interesse an mir. Der eine Marokkaner, der mich nur für eine schnelle Nummer getroffen hat, hat sich auch nicht mehr gemeldet. Der Reiz für sie ist schnell vorbei - und genau deshalb will ich nicht mehr attraktiv sein! Ich will nicht immer wieder wie ein benutztes Kondom weggeworfen werden! Ich will als Frau wahrgenommen werden, mit allem drum und dran. Zeit, eine militante Feministin zu werden.
Den Nachmittag fahre ich auf der Autobahn wieder zurück ... nur die ersten Kilometer mit offenen Verdeck und die Haare unter einem Kopftuch (Grace Kelly like) vor dem Wind geschützt. Das Außenthermometer zeigt 34 Grad und die CC-Creme im Gesicht (die mit dem Sonnenschutzfaktor) ist schon längst zerlaufen. Auf dem nächsten Parkplatz halte ich wieder an, um das Verdeck zu schließen und die Klimaanlage einzuschalten. Für einen kurzen Moment, als ich weiterfahre, höre ich den SMS-Ton meines Telefons aus der Handtasche auf dem Beifahrersitz - aber es ist nur Einbildung ... mein Freund meldet sich weiterhin nicht.

[04.07.16 / 00:12] Freitag Abend - ich habe extra mein Auto mit etwas mehr Seitenabstand geparkt, um meinen neuen Teppich über die Beifahrerseite in das Auto zu bugsieren (die 1,50 m passen gerade so noch auf den Beifahrersitz). Mit Schwung rausche ich danach rückwärts die Grundstücksausfahrt hoch (so wie ich es jeden Arbeitstag die Woche gewohnt bin) und knalle gegen den Baum. Der war mir einfach im Weg ... über das kleine Fenster im Verdeck sehe ich sowieso nichts. Mein schönes, neues Auto ... und das war nur die erste Ecke (hinten links), bald wird es genauso aussehen wie mein alter Fiat - mit "Kampfspuren" überall. Kurz ausgestiegen und den Schaden begutachtet, zum Glück nur ein häßlicher Kratzer in der rot lackierten Kunststoffstoßstange, nichts gebrochen, alles fest ... ergo weiter auf die Autobahn nach Leipzig, die Stoßstange wird schon nicht gleich abfallen. Ich überlege noch, meinem Freund eine Nachricht zu schreiben: "crashed my car into a tree", lasse es aber doch wieder sein, er würde sich nur zu viele Sorgen um mich machen (er kennt meine Fahrweise - und mein altes Auto bereits).
Den Abend in Leipzig angekommen, trage ich nur kurz meinen Orientteppich in die Wohnung hinauf, ziehe mich kurz für die Nacht um (ein schwarzes Spaghettiträgertop und einen Push-up-BH darunter) und wechsele wieder unten, bei meinem parkenden Auto angekommen, die Schuhe. die "Doc Martens" landen auf der Beifahrerseite (und später im Kofferraum), für diesen Sommerabend wähle ich die schwarzen Plateausandaletten passend zu meiner schwarzen Jeans. Mit offenen Verdeck den späten Abend mit dem Auto zu dem Club in Connewitz. Als ich bereits ausgestiegen bin und zu der Adresse laufe, erreicht mich kurz vor Mitternacht eine Nachricht von meinem Freund, er hat gerade seine Arbeit beendet und kommt dann zu mir in den Club. Ich war da noch nie, ich habe die Adresse nur aus dem Internet, als ich dort ankomme, erwartet mich die reinste Hipster-Höhle - aber die Stimmung ist gut und ziemlich entspannt. Die Vorfreude, meinen Freund endlich wiederzusehen, läßt mich alles ertragen. In dem kleinen Kellerraum des Clubs spielt an diesem Abend eine japanische Psychedelic-Rock-Band und ich werde gerade Zeuge des obligatorischen Übergangs vom Hipster zum Hippie, als ich interessiert das Publikum beobachte. All das ist schon einmal vor Jahrzehnten passiert und wiederholt sich gerade ein weiteres Mal.
Als das Konzert beendet ist (in dem ziemlich heißen Keller), treffe ich meinen Freund draußen an der Bar. Ich überfalle ihn mit einer tiefen Umarmung. Sofort bemerke ich, daß er seinen Vollbart geändert hat, vorne lang und spitz und an den Seiten kurz. Er erinnert mich jetzt irgendwie an einen Bösewicht aus den alten Filmen mit der Handlung irgendwo im Orient. Ich mache noch weiter Scherze über seinen "evil doppelgaenger beard", als die Bar bereits schließt und wir uns zu Fuß auf die Suche nach einer anderen Bar in Connewitz machen. Erst jetzt berichte ich ihm davon, daß ich mein neues Auto zu Schrott gefahren habe (aber eigentlich ist es ja nur ein kleiner Kratzer). Wir essen noch etwas bei einem orientalischen Schnellimbiß und sitzen danach noch auf einer Holzbank vor einer Bar an einer Straße irgendwo in Connewitz. Nur coole Leute leben hier.
Kurz nach 3 Uhr fahren wir in meinem Auto wieder zurück zu seiner Wohnung, mittlerweile ist es ziemlich frisch geworden und ich fange an zu frieren in meinem leichten Spaghettiträgertop. Den Kofferraum mit meinen Übernachtungsutensilien habe ich gar nicht erst leer geräumt ... ich konnte ihn immer noch nicht dazu überreden, bei mir zu übernachten. In seiner Wohnung beeile ich mich so gut es geht im Badezimmer und klettere danach zu ihm ins Bett. Es fühlt sich so gut an, endlich seinen warmen Körper zu spüren ... in den Sex mit ihm mischt sich das neue Gefühl der Vertrautheit.

Sonnabend früher Nachmittag stehen wir gemeinsam auf, er macht sich bereit für seine Arbeit und zieht seine "Uniform" an (seine schwarze Kellnerweste auf weißem Hemd), ich nur die Sachen von letzter Nacht. Ich frage ihn noch nach seinen Schlüsseln, bevor ich zurück zu meiner Wohnung fahre. Auch diese Nacht werde ich wieder bei ihm verbringen. In meiner Wohnung rolle ich nur schnell den Orientteppich aus, arrangiere die Seitenabstände und die zwei Bistrostühle, und plaziere die Holzpalette/Couchtisch darauf bis alles stimmig paßt. Jetzt kann man auf dem Teppich sitzen und von dem niedrigen Holztisch, dekoriert mit einem marokkanischen, silberfarbigen Teller, eine Tasse Tee trinken - oder Kaffee (orientalisch oder italienisch).
Wieder zurück in der Leipziger Innenstadt, mir fehlt noch ein Regal über der Küchenecke und Dosen für meine Gewürze (Kardamom, Koriander, Oregano, Thymian und Basilikum ... Cumin/Kreuzkümmel und Kurkuma fehlen noch). In dem Geschäft für Küchenaccessoires kaufe ich gleich noch eine Chilimühle, die Demonstration des Verkäufers mit echten Chilischoten hat mich überzeugt. Jetzt kann ich endlich meine eigene Masala-Gewürzmischung zubereiten (die "4 K's" und Chili ... eine besonders scharfe indische Züchtung). In einem Discount-Möbelhaus kaufe ich noch eine passende Aluminiumstange und zwei Drahtkörbe zum Einhängen (das Produktbild mit den kleinen Bialetti-Kocher in dem Korb hat mich überzeugt - das könnte auch meine Küche sein). Spätestens jetzt stehe ich kurz vor der 3000 Euro Grenze für das Budget meiner gesamten Wohnungseinrichtung (ohne einer Einbauküche, die war schon mit dabei). Ich mußte mein Budget schon von 2500 auf 500 mehr anheben, aber jetzt fehlen eigentlich nur noch die Lampen und ein paar Hydrokultur-Pflanzen (obwohl die Glühbirne alleine ja auch schon ein besonderes Stilelement ist). Frauen und Wohnungseinrichtung...
Für die Nacht ausgehfertig (das schwarze Top und der "üppige Busen" ziert jetzt der kleine grüne Anhänger an der Silberkette) fahre ich nach meinem Einkauf und von meiner Wohnung aus wieder zurück in die Leipziger Innenstadt. Ich will ein italienisches Restaurant finden, welches Lasagne auf der Speisekarte anbietet - dafür muß ich auch einmal die gewohnte Straße mit den Restaurants verlassen. Am Marktplatz werde ich fündig - Lasagne als Hauptgang und Pannacotta zum Nachtisch (ich muß dabei wieder permanent an die Kilos denken, die immer mehr werden ... Frauen und ihr Gewicht).
Bei Einbruch der Dämmerung bezahle ich die Rechnung im Restaurant und schlendere etwas durch die Innenstadt umher. Mir ist langweilig und vor 23 Uhr macht der Discoclub für diese Nacht nicht auf. Zurück zur Wohnung meines Freundes, irgendwann muß er ja von der Arbeit kommen ... und nur ich habe seine Schlüssel. Das andere Schlüsselpaar besitzt sein neuer Mitbewohner - den ich bei meiner Rückkehr in der Wohnung antreffe. Er kommt aus dem Irak und spricht so gut wie kein Deutsch (oder Englisch) und ich kein Arabisch. Aber wir kommen trotzdem klar und zeigen uns gegenseitig Fotos auf unseren Smartphones. Er ist Tischler und ich zeige ihm Bilder von meinem Holzpaletten-Couchtisch, er zeigt mir eine Luftaufnahme von seinem Haus - das gleich neben dem "Turm zu Babel" steht (oder "kriegsbedingt" stand). Den spiralförmigen Turm in Babylon aus dem Gemälde von Bruegel gibt es also wirklich (jedenfalls in kleinerer Form). Ich lerne auch ein paar arabische Wörter, die im Deutschen gleich sind: Tasse, Koffer und die Lampe (das war schon immer "Aladins Wunderlampe" ... wahrscheinlich ist das Wort uralt und geht zurück bis auf die antiken Öllampen). Zwischen den kurzen Gesprächsfetzen liegen minutenlange Phasen des Umherstarrens und Anschweigens, doof wenn wir keine gemeinsame Sprache können.
Pünktlich um 1 Uhr nach Mitternacht beende ich diese Konstellation (ich habe ja auch schon ständig auf die Uhr von meinem Telefon gestarrt), mein Freund ist immer noch nicht zurück von seiner Arbeit und ich fahre alleine zu der Discoveranstaltung für diese Nacht. Auch wenn ich das DJ-Kollektiv kenne und die Musikauswahl (Italo Disco und Hi-NRG) keine großen Überraschungen bringt, so ist die Clubadresse für diese Nacht auch wieder neu für mich. Über ein Kopfsteinpflaster in der dunkelsten Ecke einer Industriebrache finde ich den Ort (ich folge einfach der Musik). Eine wirklich sehr kleine Open-Air-Tanzfläche und nur einer handvoll an Gästen. Dafür gibt es Fairtrade-Mate an der Bar und ich bleibe fast zwei Stunden.

Kurz vor 3 Uhr erreicht mich endlich die SMS von meinem Freund und ich fahre wieder zurück zu seiner Wohnung, ich komme fast zeitgleich mit ihm an (er war etwas früher da als ich, zum Glück brennt bei seinem Mitbewohner noch Licht und er braucht meine Schlüssel nicht). Entweder er war ziemlich fertig von seiner Arbeitsschicht oder ich habe zu lange im Badezimmer getrödelt (ich muß mich doch für ihn vorbereiten), jedenfalls schläft er schon, als ich zu ihm auf die Schlafcouch komme (ich mache ihn noch kurz wach, aber er schläft sofort wieder ein). Kein Sex für mich in diesem Moment ... nicht schlimm, ich werfe meine Pille ein und falle unmittelbar auch in den Schlaf.
Irgendwann den Sonntag Morgen spüre ich ihn hinter mir, ich höre das Aufreißen der Kondomverpackung und lasse ihn in mich eindringen ... es ist so ein gutes Gefühl, ihn in mir zu spüren. Er kommt in mir, geht kurz darauf auf die Toilette und kommt dann wieder zurück zu mir. Ich bleibe weiterhin liegen und schlafe wieder ein, wohlwissend, mit einem Kontrollgriff, daß ich doch wieder untenherum feucht geworden bin. Vielleicht zeigt die halbierte Dosis der Antidepressiva doch die erhoffte Wirkung ... die Rückkehr der Orgasmusfähigkeit.
Ich habe keine Ahnung, wie spät es ist, als ich (wahrscheinlich) den frühen Sonntag Nachmittag neben ihm aufwache. Ich wünschte, ich könnte viel mehr Zeit mit ihm verbringen, für ein paar Tage verreisen, irgendwohin ... ich wünschte, ich könnte mehr von ihm sehen als nur seinen Rücken, wenn er neben mir schläft. Ich klettere vorsichtig über ihn und gehe wieder ins Bad. Dasselbe Prozedere wie immer, mit einem Abschiedskuß an seinem Bett verlasse ich ihn für dieses Wochenende, greife meine schwarzen Stiefeletten und meine schwarze "tigha"-Jacke in dem Flur, wo er seine ganzen Schuhpaare aufgereiht hat (er besitzt noch viel mehr Schuhe als ich), schließe die Wohnungstür ganz vorsichtig hinter mir und laufe zurück zu meinem parkenden Auto. Ich will mehr von ihm ... ich muß immer wieder meine romantischen Gefühle für ihn unterdrücken. Solche Beziehungen enden immer in einer Katastrophe ... und ich glaube, er handelt genauso wie ich und unterdrückt seine Zuneigung zu mir - zum Schutz für ihn und mich ... für uns beide.

[28.06.16 / 21:32] 1 Jahr und 2 Monate HRT - keine Änderung des Brustumfangs, aber meine Brüste wirken irgendwie viel üppiger und fülliger - genauso wie der Rest meines Körpers, die Waage steht mittlerweile schon bei 64 kg (+6 kg) ... ich sollte mein tägliches Schokoladenritual überdenken.

Zu etwas (nicht ganz so) anderem, die zweite MRT-Untersuchung des Gehirns und der kompletten Wirbelsäule (2x innerhalb von 10 Tagen) liegt jetzt hinter mir. Ein Untersuchungsbefund bekomme ich erst in 7 oder 8 Wochen ... (ganz lange Pause) ... und dabei geht es schon lange nicht mehr darum, ob etwas gefunden wurde - sondern nur noch darum, den schleichenden Verfall (oder den Nervenmark-zerstörenden Krankheitsverlauf) zu dokumentieren. (-x Jahre bis zum geplanten Selbstmord)

[26.06.16 / 17:56] Ich habe mir jetzt doch einen Orientteppich für meine kleine Sitzecke bei einem Teppichgroßhändler aus dem Internet bestellt. Sisal war zu kratzig, alles andere zu exotisch. Für einen richtigen Orientteppich reicht mein schmales Budget natürlich nicht aus, meiner ist aus Resten von alten - aber echten - iranischen Teppichen zusammengenäht ... damit ich meinem Besuch immer sagen kann: "Mach mir ja keine Flecken auf meinen Perser!"

[20.06.16 / 00:06] Ziemlich discofertig fahre ich den Freitag Abend nach Leipzig. Das letzte "Finish", den schwarzen Lidstrich, hole ich mir in dem gut beleuchteten Parkhaus in der Leipziger Innenstadt. Ich laufe wieder alle Bars ab und entscheide mich letztendlich für die Schwulenbar im Zentrum der Stadt. Dort werde ich weitestgehend in Ruhe gelassen und kann alle paar Minuten auf meinem Telefon nachschauen, ob mein Freund mir endlich eine Nachricht geschrieben hat ... diese Nacht kommt keine Antwort mehr von ihm. Gegen ein Uhr nach Mitternacht fahre ich wieder zurück in meine Wohnung, eine Nachricht schreibe ich ihm noch: "Took a pill ... falling asleep ... hope to see you next night", in Erwartung einer Antwort von ihm (er wird mir erst kurz vor 6 Uhr antworten - da schlafe ich aber schon längst). Schlafen ... es schläft sich gut in dem japanischen Futon-Bett, auf zwei Lagen Schafswolle, sechs Lagen Baumwolle und einer Kokosmatte dazwischen - nur die doofen, zwitschernden Vögel stören meinen Schlaf bei Sonnenaufgang.
Den Sonnabend Vormittag bin ich irgendwann nach 10 Uhr wieder wach. Ich habe mir viel vorgenommen für diesen Tag, ich will zwei Stühle oder Korbsessel und einen robusten Teppich aus Naturfasern für meinen Wintergarten kaufen (die kleine Ecke in der Ein-Zimmer-Dachgeschoßwohnung mit dem großen Dachfenster nach Süd-Osten). Nach einem Espresso und einem kleinen Frühstück aus dem Konsum direkt gegenüber vom Hauseingang, fahre ich gegen Mittag los. Wie erwähnt ... es wird ein langer Tag und ich fahre alle Möbelhäuser kreuz und quer durch die ganze Stadt ab. Stühle für den Gartenbereich gibt es überall, aber so richtig gefallen tun sie mir nicht. Und Teppiche aus etwas anderes als Wolle? Noch nie davon gehört. Am liebsten würden mir die Verkäufer einen Orientteppich für 5000 Euro andrehen, aber das sprengt total mein Budget. Letztendlich werde ich in einem Baumarkt fündig und kaufe zwei kleine Bistrostühle aus Aluminium und einem Kunststoffgeflecht, die Suche nach einem Regal für meine Lautsprecherboxen habe ich schon längst aufgegeben, die Suche nach einem passenden Teppich muß erstmal pausieren. Dafür sind die Stühle so leicht, daß ich sie ganz alleine in den fünften Stock tragen kann - und sie haben sogar ins Auto gepaßt ... gestapelt und bei geschlossenem Verdeck (ich hätte also nicht den ganzen späten Nachmittag vor dem Baumarkt warten müssen, bis der hereinbrechende Regen oder Gewitterschauer wieder nachläßt). Zurück zu meiner Wohnung ... irgendwie gefällt mir das Ensemble aus den zwei Bistrostühlen und der Holzpalette noch nicht ganz.

Mein Freund hat angedeutet, nach der Arbeit in der Nacht bei mir vorbeizukommen - daß heißt, ich muß vorher alles saubermachen (aber nicht zuviel, er soll sich nicht für seine Wohnung schämen). Auf allen vieren krieche ich mit den Handfeger auf dem Fußboden, ich muß mir endlich mal einen richtigen Besen kaufen. Nachdem ich meine Wohnung halbwegs sauber gemacht habe, mache ich mich wieder ausgehfertig ... wie immer, schwarze Sachen (und ein grünes Shirt), Kajal im Badezimmerspiegel, Blick in den Ankleidespiegel und Schuhauswahl zwischen meinem Schuhturm und den anderen Paar Stiefeln - die "Pikes" (oder "Winklepickers") mit den kubanischen Absätzen werden es wieder. Zurück zur Innenstadt, gegessen hatte ich vorher schon in einem italienischen Restaurant in der besagten Straße mit den ganzen Restaurants - jetzt müßte ich wirklich alle abgearbeitet haben. Ich parke wieder in der Tiefgarage des beleuchteten Parkhaus und stelle amüsiert fest, daß ich auf einem extra ausgewiesenen Parkplatz für Frauen parke! So viel größer erscheint er mir aber nicht, dafür ist er nah am Ausgang und im Blickfeld des Wachmanns. Ich laufe gegen Mitternacht wieder zu meiner favorisierten Bar am Marktplatz (ich verbringe mein Leben in Bars) und schaue auf meinem Smartphone, an der Bar sitzend, was sonst noch die Nacht in Leipzig los sein könnte. Ein Club ganz in der Nähe, sieht vielversprechend aus. Während ich dorthin laufe und mich in die Warteschlange vor dem Club einreihe, kommt eine Nachricht von meinem Freund, er ist gerade von der Arbeit zurück und möchte sich mit mir in der Innenstadt treffen. Während er mit mir telefoniert, lotst er mich zu seinem Standort und ich laufe wieder zurück in die Innenstadt zu ihm.
Ich freue mich immer wieder, ihn endlich umarmen zu können und seinen Körper zu spüren. Er schlägt mir eine Bar "ganz in der Nähe" vor ... hätte ich vorher gewußt, daß wir noch anderthalb Kilometer latschen müssen - besonders in meinen Stiefeln mit Absätzen - hätte ich das Auto aus der Tiefgarage geholt. Irgendwo zwischen zwei und drei Uhr nachts sitzen wir noch zusammen in der kleinen Bar - nicht sehr weit von seiner alten Wohnung, die er zwischenzeitlich vor zwei Jahren mal hatte (die mit meiner zweiten Nacht mit ihm). Wir unterhalten uns etwas und ich erzähle ihm von meinem Besuch bei meiner Frauenärztin vor ein paar Tagen und daß meine weiblichen Hormonwerte so stark schwanken (das wird ab jetzt meine Ausrede für alles). Ich erzähle ihm auch von meiner letzten Nacht in meinem neuen Bett (und hoffe, daß er noch zu mir kommt), er erzählt mir, und zeigt mir Videos auf seinem Smartphone, von den nicht ganz unähnlichen Matratzen aus Schafswolle in Syrien. Kurz nach drei Uhr verlassen wir die Bar ... und er hat dann doch seine Entscheidung, die Nacht in seiner Wohnung zu verbringen, getroffen. Schade ... ich hatte extra noch Frühstückskekse für ihn und mich, am Morgen danach, gekauft. Zurück zu meiner Wohnung, alle Sachen aus dem Badezimmer zusammen sammeln, die Fenster schließen, und weiter zu seiner Wohnung. Es wird bereits hell zwischen den Häusern am Horizont der Stadt.

In seiner Wohnung fällt ihm auf, daß er gar keine Kondome mehr hat - also wieder zurück zum Auto und zur nächsten Tankstelle. Ich hatte mich schon für ihn umgezogen und sein mysteriöses Nachthemd für Frauen, das er nur für mich hat, angezogen. Ein skurriles Bild im Morgengrauen auf der Straße vor seiner Wohnung, im leichten knöchellangen, ärmellosen Nachthemd zu meinem Auto laufend - wenigstens bestand ich noch darauf, meine Stiefel anziehen zu wollen. Gegen 5 Uhr am Sonntag Morgen sind wir wieder zurück von der Tankstelle in seiner Wohnung und können uns endlich auf seiner Schlafcouch unseren Trieben hingeben. Ich bin dabei immer passiv und ergreife niemals die Initiative. Alles was ich tue, tue ich für ihn und er leitet mich. Er schlägt mich und greift sehr fest in meine Brüste ... ein leises "au" von mir reicht aber noch aus, um ihn etwas zu bremsen. Nach dem Sex und dem obligatorischen Gang auf die Toilette (um mich untenherum sauber zu machen) klettere ich noch einmal auf ihn in der Reiterstellung, während er eine Zigarette raucht, und zeige ihm auf subtile Art und Weise, was ich eigentlich gerne möchte. Für diesen Sonntag Morgen bleibt es bei den einen Sex und wir schlafen gemeinsam ein. Irgendwann den späten Sonntag Nachmittag wache ich wieder neben ihm auf, klettere vorsichtig über ihn, um mich im Badezimmer wieder abreisefertig zu machen. Angezogen komme ich an sein Bett zurück und küsse ihn noch zum Abschied. Er hält mich an meinem Arm fest ... anscheinend fällt ihm der Abschied viel schwerer als mir, "Gotta go" sage ich noch zu ihm und verlasse seine Wohnung. Zurück zu meinem parkenden Auto, die Tüte mit der Leopardendecke und die große Umhängetasche mit all meinen Übernachtungsutensilien im Kofferraum verstauend, und weiter in die endlos erscheinende Zeit zwischen unseren nächtlichen Treffen ... mein Liebster...

[08.06.16 / 22:23] Mein promiskuitiver Lebensstil - mein marokkanischer Liebhaber will mich während der Woche ganz spontan treffen und verabredet sich mit mir per Telefon. Als Treffpunkt wählen wir den Parkplatz eines Erotik-Outlets in dem Gewerbegebiet an der Autobahn ... rein zufällig ganz in der Nähe meines Arbeitsplatzes. Ich mache etwas früher Schluß und bin schon vor ihm da. Als Ortsunkundiger braucht er eine Weile, bis er die Stelle findet ... ich winke ihm aus meinem Roadster aus zu, während ich mit ihm telefoniere und sein Navi ergänze. Die Videokabinen in dem Sexshop, bei der wir uns eine heraussuchen, habe ich bereits vorher schon inspiziert und als zu eng befunden. Ich weiß nicht genau, was er eigentlich von mir will und ob er wirklich nur auf schnellen Sex mit mir aus ist - jedenfalls kann ich in dieser Kabine nicht in Stimmung kommen. Sein Vorschlag für das Pornokino nebenan lehne ich auch ab. Es tut mir leid, aber ich brauche nun mal viel Zeit, um mich auf meinen Partner einzustimmen. Ich bin vielleicht nicht die Prostituierte, die du in mir siehst. Mehr als ein kurzer Blowjob ist in den 20 Minuten in der Videokabine einfach nicht drin. Die Kleider zurechtrückend und etwas an den Haaren zupfend, verlasse ich nur kurz nach ihm die Kabine und den Erotikmarkt. Ich dachte, wir gehen vorher noch etwas essen oder trinken, wie ich es sonst gewohnt bin. Ich zeige ihm die Pizzeria nur wenige Meter entfernt, bei der ich mal mit Arbeitskollegen essen war. Wenigstens bezahlt er mir die Pizza und eine Cola. Erst jetzt entwickelt sich ein tiefergehendes Gespräch und ich komme langsam in Stimmung. Ein richtiges Hotelzimmer mit einer Dusche wäre angemessen für mich. Leider verabschiedet er sich ganz schnell nach dem Bezahlen der Rechnung im Restaurant und fährt wieder zurück nach Berlin. Wenigstens sind ihm noch meine neuen Schuhe aufgefallen und mein schönes Auto. Wenn er wirklich mehr von mir will, muß er mehr Zeit einplanen ... mindestens eine ganze Nacht für einen One-Night-Stand (und ich verlange auch kein Geld dafür ... aber wenn er möchte, kann er mich auch bezahlen ... mindestens dreistellig).

[07.06.16 / 00:56] Sonnabend Mittag kommt sein Vorschlag per SMS, den Abend wieder in den Swingerclub zu gehen. Ich teile meinem Freund in meiner Antwort unterschwellig mit, daß ich nicht dafür in der Stimmung bin ... verdammte monatliche Gefühls- und Hormonschwankungen - aber ich wollte ja das volle Programm (oder kurz gesagt, "Ich habe meine Tage"). Bevor ich mich in der Gluthitze (bei geschlossenen Verdeck und mit Klimaanlage) mit dem Auto auf der Autobahn nach Leipzig aufmache, packe ich noch den ganzen Kofferraum mit den halben Inhalt meines alten Kleiderschrankes voll. Alle meine eleganten Abendkleider und diverse Schuhpaare wandern in meinen neuen Kleiderschrank in meiner Leipziger Wohnung, die brauche ich nicht in der Woche.
Den späten Sonnabend Nachmittag erreiche ich meine Wohnung, trage, so gut es geht, alles in meine Wohnung hinauf und messe noch kurz die Holzpalette aus, bevor ich in den nicht sehr weit entfernten, nächsten Baumarkt fahre, um eine Acrylglasplatte für meinen improvisierten Couchtisch zu kaufen. Warum eine Glasscheibe, wenn Plexiglas doch viel leichter (und weniger gefährlich) ist? Es ist übrigens keine genormte Europalette, meine ist irgendwie viel kleiner. Die zugeschnittene Acrylglasplatte verstaue ich nach dem Kauf auf dem Vordersitz meines Autos auf dem Parkplatz vom Baumarkt. Später werde ich bemerken, ich hätte die Ecken doch mit einem Handtuch abdecken sollen, ein paar neue, häßliche Kratzer zieren jetzt den Innenraum meines erst drei Monate alten Neuwagens (an der Fahrertür sind auch schon Kratzer ... verdammte Garagenwand). Um die fast einen Meter hohe Acrylglasplatte zu meiner Wohnung zu transportieren, muß ich wieder das Verdeck öffnen - dabei wandert meine Handtasche mit meinem Telefon in den Kofferraum und ich bekomme gar nicht mit, daß mein marokkanischer Verehrer versucht hat mich anzurufen ... er wollte sich doch eigentlich mit mir dieses Wochenende treffen. Es bleibt bei diesen einen Versuch, mich anzurufen. Ich habe sowieso viel zu viel vor, diesen Sonnabend Abend in Leipzig. Es ist kurz nach halb sieben und das große Möbelhaus am Rande von Leipzig hat nur noch bis 20 Uhr geöffnet - ich muß noch meinen "Schuhturm" kaufen. Mit offenen Verdeck rausche ich auf der Autobahn zum Schkeuditzer Kreuz ... ein Frachtflieger zieht dicht über mir vorbei in Richtung der Landebahn ganz in der Nähe. Ein Wahnsinnsgefühl, offen zu fahren ... so viel Freiheit.
In dem Möbelhaus vergesse ich wieder die Zeit, während ich auf der Suche nach einem weiteren kleinen Regal für meine Wohnung bin. Zwei Minuten vor Ladenschluß kann ich an der Kasse noch mein Schuhregal bezahlen und schiebe es auf den Rollwagen zu meinem Auto. Ich habe mich nach langem Überlegen für das Regal mit den vier kleinen Einzeletagen entschieden, es ist in Einzelteilen (weniger als 40 cm Kantenlänge) viel einfacher zu transportieren (und die Treppe bis in den fünften Stock viel leichter hochzutragen). Wieder zurück in meiner Wohnung dauert es noch bis kurz vor Mitternacht, bis ich mich endlich ausgehfertig gemacht habe (ich mußte vorher ja noch meinen Kleiderschrank einräumen). Erst jetzt schicke ich meinem Freund eine SMS und entschuldige mich dafür, daß es diesen Abend nicht mit den Swingerclub geklappt hat (war ja auch irgendwie Absicht von mir).

Ich fahre wieder in die Innenstadt zu meiner Lieblingsbar am Marktplatz, da ich weiß, daß es da noch nach Mitternacht etwas zu essen gibt. Das auch gerade Leipziger Stadtfest ist, bekomme ich nur nebenbei mit. Mein Freund versucht mich kurz nach halb eins anzurufen und teilt mir mit, daß er in einer Disco in Leipzig-Grünau ist (doch nicht schon wieder dieses Plattenbauviertel?) und möchte, daß ich zu ihm komme. Ein Gast in der Bar, mit dem ich mich kurz vorher unterhalten habe, kennt diese Disco in dem Neubauviertel und meint, daß diese nur von "Problem-Menschen" besucht wird. Ich ahne Schlimmes und mache mich auf den Weg.
Dort angekommen, parke ich mein Auto direkt vor der Disco ... neben einer S-Klasse von ein paar russisch sprechenden Menschen ... zwei Klischees auf einmal, mein MX-5 und der dicke Mercedes. Mein Freund begrüßt mich gleich freudestrahlend vor der Disco, er ist mit zwei Bekannten dort. Einen der beiden erkenne ich wieder, den habe ich schon die Nacht Anfang April in seiner Wohnung in der Plattenbausiedlung kennengelernt. Die Disco, die ich betrete, erweckt in mir merkwürdige Gefühle ... diese Menschen, ü30, diese Musik ... 90er Techno? Furchtbare Flashbacks ... solche Discos kenne ich noch aus meiner Soldatenzeit 15 Jahre zurück ... als ich noch Unmengen Alkohol getrunken habe. Mein Freund versucht mir zu erklären, das wäre eine Disco für sozial nicht so gut gestellte Menschen. Ich nippe kurz an seinem Glas, als er auf die Tanzfläche verschwindet, Whisky und Wodka.
Kurz nach 3 Uhr nachts bewege ich ihn dazu, mit mir zu gehen. Ich bin dabei nicht die Einzige, ein paar Männer aus der Security fordern ihn auch auf, freundlich aber bestimmt, endlich zu gehen. Er wird zu betrunken ... und fängt wieder an, die weiblichen Gäste zu belästigen (auch wenn ich ihn kenne und er eigentlich ganz harmlos ist). Der eine Bekannte, aus der Wohnung in der Nähe, verabschiedet sich ... für den anderen Bekannten ist es etwas weiter. Wir versuchen uns zu dritt in mein zweisitziges Auto zu quetschen, durch meine Möbeltransporte weiß ich, daß das geht und öffne das Verdeck. Mit offenen Dach fahren wir durch die Nacht zu seiner Wohnung ein paar Straßen weiter. Es wird langsam hell, als wir ihn rauslassen und er sich von meinem Freund verabschiedet, "Salam".
Mein Freund ist hungrig (und doch gar nicht so betrunken, wie ich befürchtet hatte) und möchte, daß wir zum Hauptbahnhof fahren, dort sind am Wochenende immer ein paar Schnellrestaurants 24 Stunden geöffnet. Immer noch mit offenen Verdeck fahren wir den anbrechenden Morgen zum Hauptbahnhof. Als wir aussteigen und zum Eingang laufen, macht er etwas merkwürdiges ... er nimmt meine Hand! So oft habe ich davon geträumt und nie gewagt, es selbst zu versuchen oder ihn zu fragen ... ist er etwa doch betrunken? Im ersten Schnellrestaurant bestellt er sich etwas zu essen und für mich ein paar Schokoladenkekse (auf meinen Wunsch hin), rein zufällig trifft er beim Bezahlen an der Kasse einen Arbeitskollegen und läßt sofort wieder meine Hand los. Er wird es die Nacht und den Morgen nicht noch einmal tun ... aber für einen kurzen Moment war ich glücklich. Im zweiten Schnellrestaurant seiner Wahl im Hauptbahnhof bestellt er wieder etwas zu essen (und für mich einen Schokoladenkuchen, die Kilos kriege ich nie wieder runter) und wir setzen uns für eine Weile an einen Tisch in der Ecke. Das ist übrigens dasselbe Restaurant, in dem ich ein paar Wochen zuvor mit meinem tunesischen Verehrer einen Kaffee getrunken habe. Ich erzähle meinem Freund von der Begegnung und daß ich etwas Angst habe, ihm wieder zu begegnen. Ein paar Kunden sprechen arabisch und ich zucke kurz zusammen. Mein Freund beruhigt mich, das sind nur ein paar Marokkaner. Er versteht mich, er kennt diese tunesische Kultur (und hält anscheinend nicht viel von ihnen). Marokkaner sind ok (meine Gedanken schweifen zu dem Anruf viele Stunden zuvor und zu meinem zweiten Verehrer).

Mit einem Zwischenstop bei meiner Wohnung (ich muß noch die Fenster schließen und mein Waschzeug holen) und einen weiteren Zwischenstop an einer Tankstelle, "Zigretten" kaufen, fahren wir zurück zu seiner Wohnung. Mit voller Leidenschaft fallen wir beide über uns her, seine Abdrücke auf meiner Brust werde ich Tage später noch erkennen. Leider bringt er mich wieder in die Stellung, bei der ich auf dem Bauch liege und er über mir, so daß ich sein Gewicht spüre und er tief in mir eindringt. Etwas traurig stelle ich danach fest, daß ich nicht "feucht" geworden bin. Einige Stunden später den Sonntag Morgen haben wir ein zweites Mal Sex, mit einem Kontrollgriff ertaste ich sein Kondom und kann mich in der "Löffelchenstellung" fallen lassen. Wenn ich an dem Teil, das ich da unten noch habe, das Sekret mit meinem Daumen und meinem Zeigefinger in Fäden auseinanderziehen kann, weiß ich, daß der Sex gut war. Eine Erektion oder einen Samenerguß bekomme ich ja schon lange nicht mehr (und will ich auch nicht).
Wir verlassen beide zusammen seine Wohnung, er geht zu seiner Arbeit und ich fahre zurück zu meiner Wohnung. Ich habe mir den Sonntag Nachmittag vorgenommen, meinen "Schuhturm" aufzubauen und die Holzpalette noch etwas abzuschleifen und zu lasieren - bei 30 Grad in meiner Dachgeschoßwohnung an diesem heißen Tag im Juni kann ich das, fast nackt und nur mit einer kleinen, tief sitzenden, schwarzen Unterhose bekleidet, einfach tun, ohne groß ins Schwitzen zu kommen. Als ich meinen weißen Schuhturm aufgebaut habe und mit den schwarzen Pumps, Ballerinas, Riemchensandaletten und den neuen Plateausandaletten (der Reihe nach, von unten nach oben) bestückt habe, kann ich mich von dem Anblick nur schwer losreißen. Es ist mittlerweile schon gegen 21 Uhr abends und ich bin hungrig ... seit 5 Uhr habe ich nichts mehr gegessen. Wieder zurück in die Leipziger Innenstadt (mit offenen Verdeck natürlich) und zu der Straße mit den Restaurants ... bald habe ich alle durch. Bruschetta, eine Pizza und ein Panna Cotta mit Erdbeeren verspeise ich noch draußen sitzend, bevor ich wieder gegen 23 Uhr die Autobahn zurück fahre. Jahrelang habe ich ein Doppelleben geführt, in der Woche als Mann zur Arbeit und am Wochenende irgendwo in einer Großstadt frei als Frau leben ... dieses Doppelleben führe ich jetzt irgendwie immer noch, nur daß ich jetzt der Mitarbeiter bin, der mit einem weiblichen Namen angesprochen werden will und daß ich die Wochenenden in meiner eigenen Wohnung als Frau lebe. Wann werde ich damit endlich fertig sein? Wann werde ich nach fast anderthalb Jahren Gerichtsprozeß endlich wirklich einen weiblichen Vornamen haben? Wenigstens der Mietvertrag läuft auf meinen weiblichen Namen. Die Antidepressiva muß ich in voller Dosis weiter nehmen, um das Ganze psychisch auszuhalten.

[04.06.16 / 02:17] Shoe Unboxing #2 - Da ich mit meinen alten Riemchensandaletten mit den schmalen Absätzen immer in jedem Kopfsteinpflaster hängenbleibe und ich nicht mehr jeden einzelnen Kieselstein durch die dünne Sohle spüren will, habe ich mich für diesen Sommer für etwas robustes entschieden - das klare Gegenteil von meinen alten "Tussiletten": Ledersandalen mit Plateausohlen! Damit kann ich auch endlich mal verreisen (römisches Pflaster) und bin für alle Straßen und Wege gewappnet. (Nur doof, daß ich mit den Tretern wieder ein paar Zentimeter größer bin als mein Freund ... ich vermeide es sonst Absätze zu tragen, wenn ich mit ihm ausgehe.)

[28.05.16 / 19:39] 1 Jahr und 1 Monat HRT - das die Therapie mit Hormonen eine Therapie mit Antidepressiva nach sich zieht, hat mir vorher auch keiner gesagt. Schon über 5 Kilo mehr auf der Waage ... aber ich plane wieder die Psychopharmaka langsam auszuschleichen. Hoffentlich funktioniert's.

Wiederum zu etwas vollkommen Anderem ... ich habe vor ein paar Tagen wieder ein sehr langes Telefongespräch (über eine Stunde) mit meinem marokkanischen Liebhaber geführt ... seit einem halben Jahr will er mich unbedingt wieder treffen. Ob es das nächste Wochenende endlich klappt? Vielleicht ... vielleicht nicht. (Ob ich wohl auf alle Männer so eine verführerische Wirkung habe? Finde es heraus...)

[24.05.16 / 20:37] Mittlerweile steht auch der große 1,50 lange Kleiderschrank - mit fast durchgehender Kleiderstange (nur im hinteren Drittel durch eine Zwischenwand getrennt, also eigentlich zwei Kleiderstangen). Während ich den Montag Mittag noch auf die Lieferung meines japanischen Futonbettes warte und die letzten Schubladen meines Schrankes zusammenbaue, klingelt es unten an der Tür. Der Spediteur ist da und hinterläßt mir das ganze Bett in Einzelteilen auf 2 m Höhe in Folie eingewickelt auf einer kleinen Holzpalette vor dem Hauseingang. Super ... einen flachen Couchtisch aus Holz gibt es gleich mit dazu, fehlt nur noch eine Glasplatte für die Europalette. Ich verbringe gefühlt eine Stunde damit, alles auseinanderzupacken und die Einzelteile (Holzlatten für das Bettgestell, die zwei Tatami-Matten und den Futon) im Hauseingang abzulegen. Das Verpackungsmaterial entsorge ich bequem in den übervollen Abfalltonnen neben dem Wohnhaus.
Ich muß mehrmals bis in die fünfte Etage laufen, um die ganzen Holzteile in meine Wohnung zu bringen. Spätestens bei der letzten Tour nach oben brechen mir meine Beine auf der Treppe weg. Ich brauche Hilfe ... alleine schaffe ich das nicht ... die Reismatten wiegen allein 20 Kilo und das Futonbett noch viel mehr. Ich rufe meinen Freund an, bitte ihn um Hilfe - und warte (hinterher wird er mir sagen, daß er noch geschlafen hat). Es wird später Nachmittag, als er endlich kommt (mittlerweile hatten sich schon ein paar Hausbewohner über meine Gegenstände im Hausflur beschwert). Ich war gerade dabei, die schweren Reismatten ins Dachgeschoß hochzuwuchten (die zweite mußte ich auf halber Strecke stehen lassen), als ich seinen Telefonanruf bekomme und ihn am Eingang des Haupthauses zum Eingang des Hinterhauses abhole. Er sieht schnell mein Dilemma - die schwere, U-förmig zusammengerollte Matratze mit meinem Nachnamen auf der Folienverpackung. Wir lassen sie erstmal stehen und er hilft mir mit der zweiten Reismatte, irgendwo auf Höhe der zweiten Etage ... von fünf. Die große Matratze rollen wir dann anschließend (mehr oder weniger) gemeinsam (ich weniger) die Treppenstufen hinauf. Ein Glück, daß sie mehrfach in Folie eingewickelt wurde und dabei keinen Schaden nimmt. Oben angekommen, legt er sich erschöpft auf die Matratze. Es ist irgendwie auch sein Bett, wenn wir dann mal abwechselnd bei mir schlafen. Die Holzleisten habe ich den Nachmittag schon vorher zu einem Gerüst hingelegt, jetzt kommen noch die zwei Tatami-Matten darauf und später der Futon (Schafswolle und mehrere Lagen Baumwolle in 1,40 m x 2,00 m - für zwei Personen).
Ich nutze die Gelegenheit und zeige ihm meinen arabischen Kaffee aus Damaskus, den ich einige Tage zuvor gekauft hatte. Er freut sich über seinen Lieblingskaffee aus seiner Zeit in Syrien und zeigt mir, wie er zubereitet wird. Ich kann ihn nicht in meinem Espressokocher kochen, wir brauchen dabei eine arabische Kaffeekanne aus Metall (in diesem Fall tut es aber auch mein Kochtopf für Milch und Reis). Wir trinken noch zwei Tassen zusammen, bevor er sich den Abend wieder verabschiedet ... ich umarme ihn noch ganz fest (auch wenn wir beide wissen, daß ich nach diesen anstrengenden Tag dringend eine Dusche brauche). Ich werde anschließend den Abend noch den ganzen Verpackungsmüll, hauptsächlich vom Schrank den Abend zuvor, aus meiner Wohnung werfen (und wieder mehrfach fünf Etagen rauf- und runterlaufen), den Boden reinigen - endlich eine Dusche nehmen - und nach 22 Uhr die Autobahn (im tiefsten Gewitterschauer) zu meinem anderen Wohnsitz für die Arbeit am nächsten Tag zurückfahren. Irgendwo muß die Kohle für die ganzen Möbel ja herkommen.

[17.05.16 / 23:25] Pfingsten, Leipzig - das WGT und ich, wir haben uns schon vor ein paar Jahren auseinandergelebt. Gegen Freitag Abend treffe ich in Connewitz ein, der Ticketschalter für das "Gothic Pogo Festival" im Werk 2 ist noch nicht eröffnet, daher verwende ich die Wartezeit, um in der angrenzenden Kaufhalle ein Päckchen Kaffee für meinen neuen Espressokocher zu kaufen. Den Tag zuvor hatte ich schon einen besonderen, arabischen Kaffee aus Damaskus gekauft, den möchte ich aber nicht gleich verschwenden. Meinen Freund finde ich nur wenige Haltestellen weiter in der Leipziger Südvorstadt. Er trifft sich dort mit einem Immobilienmakler und fungiert als Vermittler zwischen dem Makler und den wohnungssuchenden, syrischen Flüchtlingen. Seine Idee, ein Haus zu kaufen, dort Flüchtlinge wohnen zu lassen - und für die Finanzierung mit der Bank mich zu heiraten - greife ich gerne auf. Sehnsuchtsvoll warte ich auf meine neuen Papiere, damit ich ihn endlich als Frau heiraten kann (immer diese Mädchenträume).
Ein paar Bier hat er schon intus, als wir gemeinsam zu dem alternativen Gothic-Festival in Connewitz gehen. Während ich nach neuen CDs bei einem kleinen Stand eines belgischen(?) Händlers suche (und somit fast die erste Band verpasse), lasse ich meinen Freund gehen ... er will noch an die Bar. Zwischen den drei Bands für diesen Abend, treffe ich ihn ab und zu wieder, er sitzt draußen an einem Tisch und hat sich noch ein paar Flaschen Bier als Vorrat hingestellt. Spätestens jetzt habe ich keine Ahnung mehr, wieviel er eigentlich schon getrunken hat ... aber er ist noch ansprechbar. Nach der letzten Band und dem Beginn der Disconacht möchte ich auch etwas Alkohol trinken. Ich habe extra das Auto vor meiner Wohnung stehen gelassen, um diese seltene Gelegenheit zu nutzen, mit ihm zusammen etwas zu trinken. Ein Cuba Libre ist es wieder - aber mit dem vollständigen Anteil Rum. Dieser dreht ganz schön gewaltig, ich bin es gar nicht mehr gewohnt, so viel auf einmal zu trinken. Egal ... mein Freund und ich haben Spaß (er quatscht wieder den ganzen Abend andere Frauen an).
Mit dem Taxi mit einem kleinen Zwischenstop bei meiner Wohnung (ich muß noch mein "Übernachtungskit" aus dem Kofferraum holen) weiter zu seiner Wohnung. Das letzte Wochenende habe ich mich geweigert, ohne Kondom mit ihm Sex zu haben, diese Nacht habe ich selber welche dabei. Er ist ziemlich betrunken - aber das macht nichts ... ich bin es ja auch. Nach dem Sex mit mir, übergibt er sich noch ein paarmal auf der Toilette, bevor er neben mir einschläft (vielleicht erkennt er jetzt, das weniger trinken viel besser ist ... ich hoffe es zumindest). Irgendwann den Sonnabend Vormittag haben wir noch einmal Sex ... und der ist wesentlich besser.

Sonnabend Mittag stehe ich vor ihm auf, ich will in meine Wohnung, meinen neuen Kaffeekocher ausprobieren und einen Mokka zum Frühstück trinken. Der kleine Bialetti-Kocher aus Aluminium zeigt sich ziemlich praktisch und einfach in der Anwendung. Eine wirklich sehr schöne und nützliche Erfindung. Nach zweimal Probekochen gelingt mir ein guter Kaffee, den ich gleich in meine zwei neuen Espresso doppio Tassen - aus "Kahla"-Porzellan - umgießen kann (und an meiner Bar sitzend, mit Blick ins Grüne vom Dachgeschoß aus, schlürfen kann).
Weiter den Sonnabend Nachmittag in die Leipziger Innenstadt ... ein Fehler ... zu viele Menschen (selbst das Parkhaus am Hauptbahnhof ist voll und ich muß woanders parken). Ich gehöre nicht zum WGT, ich wohne in Leipzig, ich laufe immer so in Schwarz herum. Ich kann mich an den Anblick der alljährlichen Überschwemmung von schwarz gekleideten Menschen zu Pfingsten in Leipzig nur schwer gewöhnen. Wie laufen diese Menschen nur herum, wenn gerade nicht WGT ist? Bunt? Angepaßt? Auch wenn manche Verkleidung sehr aufwendig gestaltet ist - hat dieses Flanieren in schwarzer Mode das WGT letztendlich (für mich) kaputt gemacht. Weiter in das Dessousgeschäft in der Innenstadt, ich wollte dort noch ein paar Modelle anprobieren. Ich hätte nicht gedacht, das ein Hauch von schwarzes Nichts, bestehend aus BH, Slip, und Negligé, so sündhaft teuer sein kann. Ich bezahle den kleinen dreistelligen Betrag und lasse die Wäsche in der kleinen Einkaufstüte verschwinden ... die ist für ein ganz besonderen Zweck (der Swingerclub natürlich).
Je weiter ich mich vom Zentrum (der Einkaufsmeile und Fußgängerzone) entferne, desto weniger schwarze Gothics sehe ich, ich will zu dem japanischen Nudelrestaurant, etwas essen, und danach wieder zurück zum (viel zu teuren) Parkhaus an der Oper. Weiter zum großen Möbelhaus an der alten Messe, noch einen Ankleidespiegel kaufen, welcher das Garderoben-Ensemble von "porta" komplettiert (ich will nicht immer wieder zum Badezimmerspiegel rennen, wenn ich mich zum Ausgehen für die Nacht anziehe). Eine Kaffeedose aus Metall nehme ich dabei gleich noch mit.
Wieder zurück zu meiner Wohnung, ein wunderschönes Gefühl, in meinen eigenen vier Wänden ... in meinem eigenen Badezimmer, mich für die bevorstehende Disconacht vorzubereiten (den Kajal auftragen, das schwarze Top mit dem Netz über der Schulterpartie anziehen, mich in meinem Ankleidespiegel betrachten und den grünen Anhänger mit der Silberkette um den Hals legen). Der große Spiegel und die Waage daneben - eindeutig eine "Tussi-Wohnung".
Für den Sonnabend Abend habe ich die "queere" Party in Leipzig-Plagwitz ausgesucht. Anfangs ist es dort noch ganz angenehm und ich sehe einige sehr interessante Menschen ... aber je weiter die Zeit nach Mitternacht voranschreitet, desto mehr und mehr Menschen drängen in den nicht so großen Club. Viel zu viel normale Menschen. Ich entdecke sogar wieder einen "Dutt" - wenn erst einer auftaucht, kommen noch viel mehr. Es wird zu voll, zu unangenehm für mich. Gegen halb Zwei nachts ergreife ich die Flucht, die Menschenschlange vor dem Club bestätigt meine Entscheidung ... ich sollte Plagwitz meiden, zu "Hipster"-verseucht. Wieder zurück zur Wohnung meines Freundes (ich mußte wieder den Briefkasten aufbrechen, um an die Schlüssel zu kommen). Er ist noch nicht von der Arbeit zurück und ich lege mich alleine schlafen.

Sonntag am frühen Nachmittag wache ich wieder neben ihm auf, die Nacht zuvor habe ich etwas eigenartiges auf seinem Schrank entdeckt. Ein Buch ... arabisch ... bismillah! Ein Koran? Bitte nicht ... nicht auch er ... mein Liebster ... er trägt seinen Vollbart doch nur aus modischen Gründen? Ich sollte mich da nicht allzuviel hineinsteigern, ich habe ja auch eine Bibel bei mir zu Hause liegen und bin alles andere als christlich, religiös, getauft oder sonstwas (die Bibel wurde mir mal bei einem Soldatengottesdienst in die Hand gedrückt - dabei habe ich extra an meiner "Hundemarke" das Feld für die Religion frei gelassen und mich als konfessionslos "geoutet"). Bis auf meine kleinen Buddha-Statuen auf meiner Minibar, habe ich mit religiösen Zeugs nichts zu tun (und Buddhismus ist für mich nur eine Philosophie für ein besseres Leben ... miteinander). Ich lasse meinen Freund schlafen, frage ihn nicht und fahre zurück zu meiner Wohnung.
Nach dem enttäuschenden Erlebnis letzte Nacht, will ich diese Nacht wieder zum "Gothic Pogo Festival" ins Werk 2. Nur coole Leute und wieder drei Bands aus dem "Cold Wave"- und "Minimal Synth"-Bereich. Da es mir in der Bar so gut gefällt, in der ich gegen Abend zuvor mein Stück Kuchen und meinen "Sonntags-Cappuccino" trinke, schließe ich gleich das Abendessen mit an und wechsele erst nach einer Portion "Fish'n'Chips" zur Festival-Location. Die zweite Band hat es mir angetan ... so cool können auch nur Belgier sein, eine Mischung aus EBM und Hi-NRG ("High Energy"). Ich wußte es ... Divine lebt! Ich muß mir den Sänger mit der markanten Stimme immer wieder als Drag Queen vorstellen ... wenn sich jetzt noch Regenbogenfahnen von der Bühne ausrollen, ist die Erscheinung komplett (dabei war das ganz bestimmt nicht so beabsichtigt ... die wollten doch nur belgischen Oldschool-EBM machen). Ich bleibe noch bis drei Uhr nach Mitternacht bei der Veranstaltung, bevor ich wieder ein Taxi zurück zur Wohnung meines Freundes nehme (wieder mit Zwischenstop bei mir). Ohne ihn trinke ich keinen Alkohol.
Ich schlafe alleine in seiner Wohnung, die Nacht (und der Vormittag) wird unruhig, ich werde immer wieder kurz wach. Seine Hälfte auf der Schlafcouch bleibt leer, wo ist er? Gegen Mittag am Pfingstmontag bekomme ich einen Anruf von ihm ... laute Musik im Hintergrund. Er hat die Nacht bei seiner Schwester geschlafen und es geht ihm gut ... ich werde ihn auch für die nächste Nacht nicht wiedersehen.

Den Pfingstmontag hänge ich noch etwas in meiner Wohnung rum und starte aus Langeweile ein Debian-Update auf dem Laptop - mit einer 48 kbps Verbindung. Das "Ende des Datenvolumens" wurde urplötzlich schon vor ein paar Tagen auf meinem Smartphone erreicht, dabei war ich erst bei 600 von 1000 MB. Während ich zwei Stunden für 50 MB warte, rechne ich alle meine Quittungen der letzten Tage zusammen. Ich habe mein selbst gesetztes Budget von 2500 Euro für die Wohnungseinrichtung schon fast erreicht - und mir fehlen noch eine Schlafcouch, der Wohnzimmerteppich, das Regal für die Stereoanlage - und der "Schuh-Turm"! Ein platzsparendes Regal mit Fächern in die Höhe für all meine Schuhe ... Ballerinas, Sandaletten, die schwarzen Pikes oder auch "Beatle boots" (die ich als "Waver" schon das ganze Wochenende trage) und die anderen Stiefel.
Das Geld für dieses Wochenende ist fast aufgebraucht (und ich bin schon längst im vierstelligen Minus auf meinem Konto), aber beim Essen wird nicht gespart. Als es mich nach Anbruch der Dunkelheit wegen des Hungers in die Leipziger Innenstadt treibt, entdecke ich ein indisch-pakistanisches Restaurant, welches ich noch nicht kenne. Ich liebe indisches Essen .... die müssen mich gut bedienen - sonst könnte ich als transsexuelle Frau noch einen Fluch auf sie auswerfen. Ich lasse mich wieder zu einem Drei-Gänge-Menü hinreißen, bevor ich mich wieder in mein Auto setze und zu dem Festival in Connewitz fahre. Für ein Taxi ist diese Nacht kein Geld mehr da, zum Glück finde ich schnell einen Parkplatz. Allzulang bleibe ich nicht bei der Discoveranstaltung, bin nur ein paarmal auf der Tanzfläche und betrachte sonst etwas abseits die "coolen Leute". Ich muß um Eins nach Mitternacht wieder gehen, ab Dienstag Mittag wird mein neuer Kleiderschrank an die Adresse meiner Wohnung geliefert. Auch die Nacht nach Pfingstmontag schlafe ich wieder alleine in seiner Wohnung ... ich vermisse ihn.

(Der Schrank wird mir tatsächlich gegen Dienstag Mittag geliefert ... während ich diese Zeilen schreibe.)

[06.05.16 / 20:32] Die ersten Tage in meiner neuen Wohnung in Leipzig, endlich bin ich soweit eingerichtet, daß ich - an meiner Minibar sitzend - ein paar Zeilen auf dem Laptop schreiben kann. Die ersten drei Tage der Woche, Montag bis Mittwoch (seit Dienstag bin ich auch offiziell nach Leipzig "immigriert"), habe ich die beiden großen Möbelhäuser nach passenden Möbeln abgesucht, die Badeinrichtung ist von "Höffner" (in stilvollen Schwarz-Weiß gehalten, mit Jugendstil-Elementen), die (antike) Garderobe und die Minibar mit den zwei Barhockern sind von "porta". Für mehr ist diesen Monat kein Geld mehr da. Das japanische Bett (Futon auf Tatami-Reismatten) und der große Kleiderschrank werden mir noch in ein paar Wochen geliefert. Den Rest der Wohnungseinrichtung muß ich auf nächsten Monat verschieben, ich bin jetzt schon 1000 Euro im Dispo (ein kleines Möbelstück, ein niedriges Garderobenelement mit Schubfächern, habe ich kostenlos von meinem Freund bekommen, er hatte das doppelt). Interessanterweise konnte ich alle Möbelstücke in kleinen Teilen mit meinem Roadster transportieren - zum Teil auf recht abenteuerliche Weise, das Verdeck offen und der 1,20 m lange Bartisch ragt weit über die Kopfstütze des Beifahrers in den Himmel hinaus, die Verpackung halb aufgerissen, im Wind flatternd. Nur gut, daß mich keine Polizeistreife dabei beobachtet hat.
Wie erwähnt, ein Bett habe ich noch nicht, Schlafsack und Matte zum Unterlegen sind zwar vorhanden, stehen aber nur aus rein symbolischer Natur in meiner Wohnung bereit. Ich könnte da schlafen ... tue es aber nicht, ich schlafe bei meinem Freund. Meinen tunesischen Verehrer habe ich noch am Sonntag Abend in Leipzig getroffen. Während ich auf der Autobahn nach Leipzig fuhr, wollte er mir mit den Zug in Richtung Halle entgegenkommen. Er muß da etwas falsch verstanden haben. Wir treffen uns am Hauptbahnhof, er will unbedingt, daß ich die Nacht bei ihm übernachte. Das ich ihm klarmache, daß ich einen Freund habe und bei diesem übernachte, hält ihn in seinen Bemühungen nicht auf. Die Situation verkompliziert sich, als ich in die Straßenbahn steige und zu der Wohnung meines Freundes fahren will (mein Auto mit all meinen Habseligkeiten für den Umzug parkt dort schon), er bleibt weiter an mir dran. An der vorletzten Straßenbahnhaltestelle steige ich aus, er auch. Es ist bereits nach Mitternacht und ich mache mir Sorgen, ob er noch mit der letzten Straßenbahn wieder zurückfahren kann. Sein Werben um mich wird immer intensiver ... in diesem Moment ruft mich mein Freund an - er kommt mit dem Taxi von der Arbeit und holt mich bei der Haltestelle ab. Um kurz nach halb Eins hält sein Taxi dort und ich muß mich von meinem Verehrer losreißen. Ich rufe ihm noch zu, daß es mir leid tut und steige unter lauten Fluchen in das Taxi zu meinem Freund. Genau so eine Situation wollte ich vermeiden und habe ihn schon vorher in der Straßenbahn gebeten, auszusteigen und wieder umzukehren. Das mit den Urlaub in Südfrankreich wird wohl nichts werden, diesem jungen Mann habe ich in den Moment in dieser Nacht das Herz gebrochen.

Ein paar Tage später am Mittwoch, sehe ich ihn wieder. Ich will den frühen Abend in der Leipziger Innenstadt etwas essen und biete ihm an, uns zu treffen. Er hat vorher schon versucht mich anzurufen und ich will unbedingt eine Gelegenheit finden, ihm seinen Ring zurückzugeben. Wir essen noch etwas in einem italienischen Restaurant (das heißt, nur ich stopfe mir das 3-Gänge-Menü hinein - das übrigens extra für ihn "halal" ist), bevor wir uns darauf einigen, den Rest des Abends in meiner Wohnung zu verbringen (zu diesem Zeitpunkt ist meine Minibar noch nicht aufgebaut und wir sitzen auf dem Boden). Ich sehe seinen Konflikt, er würde gern mit mir etwas sexuelles anfangen, aber als transsexuelle Frau bin ich für ihn "haram". Er hat seinen Koran dabei und zeigt ihn mir. Ich greife kurz zu, mache dann aber schnell einen Rückzieher - ich darf seinen Koran nicht anfassen! In dem weiteren Gespräch über seine Religion steigert er sich immer tiefer hinein - gefühlt zwei Stunden lang, zeigt er mir Videos über islamische Predigten und den islamischen Weltuntergang. Er ist so fest davon überzeugt, daß ein "Meer aus Feuer" jederzeit das islamische Armageddon einleiten könnte und alles und jeden darin verbrennt, der nicht aus reinem Herzen seinem Gott Allah folgt ... er macht mir damit Angst (und verbraucht mit diesen Videos das halbe Datenvolumen für diesen Monat auf meinem Smartphone). Irgendwie kann ich jetzt die Islamisten etwas verstehen - wozu auf den sicheren Tod warten, wenn der Weg ins Paradies mit einem guten Attentat abgekürzt werden kann. Als transsexuelle Frau werde auch ich ganz sicher in dem Feuer am jüngsten Gericht verbrennen - aber ganz besonders, und noch viel mehr, mein syrischer Freund. Er hat den Islam abgelegt, raucht, trinkt, ist frei und hat Sex mit mir - das ist sowas von "haram". Mein tunesischer Verehrer will immer noch, daß ich für die Nacht zu ihm in seine Wohnung komme - und ich sage ihm immer wieder: "Ich kann nicht! Ich schlafe bei meinem Freund ... ich liebe ihn." Endlich verliert auch er die Geduld mit mir und verläßt meine Wohnung, auf den versprochenen Koran mit der deutschen Übersetzung, muß ich wohl verzichten. Wenigstens kann ich ihm endlich seinen Ring zurückgeben ... wir passen nicht zueinander ... ich und meine beiden anderen Männer, wir sind Swinger, Freunde die einfach Sex haben ... ohne irgendwelche religiösen Bedenken. Den Tag darauf muß ich endlich wieder Schweinefleisch essen, ganz viel "haram" (auch wenn ich weiß, daß Schweine mit den Delphinen und den Elefanten auf einer Stufe stehen, und wir diese edlen Geschöpfe wirklich nicht essen sollten).

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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