morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[21.01.18 / 19:46] Sonnabend später Nachmittag in Leipzig (die Sonne ist bereits untergegangen), in dem teuren Kaufhaus am Marktplatz ist so eine Art Winterschlußverkauf, um Platz für die neue Kollektion zu schaffen. Ich laufe ein paarmal durch die zwei Etagen und Abteilungen für Damenmode, suche immer wieder in den Kleiderstangen mit der Aufschrift "sale" nach etwas Schwarzes (mein Filter - die anderen bunten Sachen blende ich einfach aus) und entdecke ein paar Stücke, die mir gefallen könnten. Das schwarze Winterkleid eines bekannten Designerlabels zieht mich magisch an ... leider ist es nur noch in der Größe "S" vorrätig. Ich probiere es trotzdem an - wenn ich ohne Probleme reinkomme (und die Nähte nicht gleich aufplatzen) und - ganz wichtig - ich ohne Probleme auch wieder rauskomme, dann kaufe ich es (manchmal habe ich Glück und die "S" fällt etwas größer aus). Nur wenig später verlasse ich das Kaufhaus mit einer neuen Einkaufstüte ... wie so oft, ich gehe mit einer klaren Vorstellung, was ich kaufen will, hinein und komme mit etwas vollkommen Anderem wieder heraus. Es war heruntergesetzt, ich konnte nicht anders.
Zurück zu meiner Wohnung, es ist kurz nach 20 Uhr, eigentlich wollte ich schon längst wieder den Abend unterwegs sein und ein Konzert besuchen ... Einlaß ist 20 Uhr, wahrscheinlicher Beginn 21 Uhr. Ich beeile mich soweit ich kann, Hormongel auftragen, Kajalstrich ziehen, mich in die schwarze Kunstlederleggings zwängen (interessanterweise dasselbe Designerlabel wie das neu gekaufte Kleid), den schwarzen Kapuzenpullover überziehen, Silberschmuck anlegen und Stiefeletten und Wollmantel anziehen. Eine Stunde später stehe ich an der Straßenbahnhaltestelle und warte auf die nächste Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof ... es ist saukalt (so um die Null Grad), wieso mache ich eigentlich nie einen Schal um? Dabei habe ich mittlerweile schon mehrere in meiner Wohnung herumliegen, von jeder Reise einen.
In der Straßenbahn Richtung Connewitz werde ich wieder angesprochen ... mein Blick geht immer Richtung Fensterscheibe und ich reagiere erst gar nicht auf Ansprechversuche. Es fällt wieder die gefährliche Frage: "Bist du Mann oder Frau?" Ich weiche aus, "Eher Frau ... oder beides." Die Dreiergruppe (zwei arabische Männer, eine Frau) wirken nicht gefährlich - das entschärft die Situation ungemein (mit meinen schlechten Erfahrungen), sie sind eher interessiert. "Wie lange machst du das schon? Bist du schon operiert?" - "Nein, noch nicht." Wenn ich die Operation endlich hinter mir habe, vielleicht kann ich dann endlich viel offener mit meiner Transsexualität umgehen, muß mich nicht mehr verstecken und kann dann endlich mit Überzeugung sagen: "Ja, ich bin eine Frau." (Zumindest eine Transfrau.) Auch wenn mich irgend etwas verraten hat (auf jeden Fall die Stimme), ich bekomme noch Komplimente für mein gutes Passing.

Haltestelle Connewitzer Kreuz, die paar Meter zu Fuß zum Werk 2. Es stehen schon viele Leute vor dem Eingang der kleineren Halle, ich bezahle meinen Eintritt für das Konzert an der Abendkasse und betrete die kleine Halle - wahnsinnig viele Menschen sind da, so voll habe ich die Halle noch nie gesehen. Meinen Mantel gebe ich an der Garderobe ab und laufe zur Bühne. Von den drei Bands für diesen Abend habe ich schon die erste verpaßt. Interessiert blicke ich in das Publikum ... viele schwarze Kapuzenpullover (so wie ich, Dresscode) und vom Altersdurchschnitt auch ganz angenehm (die Hauptband steht auch schon seit mindestens 30 Jahren auf der Bühne und ich habe keine Ahnung, wie oft ich die schon gesehen habe). Kurz bevor die zweite Band für diesen Abend anfängt zu spielen, bekommt mein Freund noch eine Nachricht von mir, wo ich bin ... vorsichtige Annäherungsversuche (auf die ich aber keine Antwort erhalte).
Die zweite Band aus Finnland, Post-Punk, ist schon richtig gut (ich werde mir den Namen merken) - aber eigentlich bin ich nur wegen der Hauptband hier, deutschsprachiger "Düsterpunk". Wenn richtig Stimmung im Publikum ist (irgendwo vor der Bühne bildet sich ein Pogo-Tanz-Kessel), bin ich auch gut drauf ... nur bin ich seit dem letzten Auftritt der deutschen Band in Leipzig immer noch nicht textsicher und kann nur bruchstückweise die Refrains mitsingen. Nach zwei Zugaben endet das Konzert der Hauptband ... stilsicher mit einem Bassgitarrensolo, während die ganze Bühne komplett eingenebelt wird und die Bandmitglieder nach und nach im dichten Nebel verschwinden und am Ende nur noch die Gitarre am Verstärker liegend vor sich hinbrummt - exakt genau so und nicht anders!
Nach dem Konzert zurück zur Garderobe, meinen schwarzen Mantel holen und zurück zur Straßenbahnhaltestelle. 0:50 Uhr - die Letzte habe ich verpaßt ... also Taxi anhalten und weiter zu meiner Wohnung. Als ich dann etwas später die Nacht im Taxi vor meinem Hauseingang den Fahrpreis bezahlen will, muß ich feststellen, daß ich mich doch etwas verschätzt habe, die Münzen reichen nicht mehr aus. Zum Glück holt der Taxifahrer ein EC-Karten-Terminal hervor und mir wird bewußt, daß in Zeiten wie diese, wo jeder mit seinem Smartphone überall ins Internet gehen kann, auch Taxis mit einem Internetzugang und einem Bezahlterminal keine so große Seltenheit mehr sein sollten. Ich runde den Betrag auf. Zurück in meine Wohnung, Kajal aus dem Gesicht waschen und mich kurz vor 2 Uhr schlafenlegen ... endlich mal wieder - nach 2 Monaten - die Nacht ausgegangen. Ich hatte schon etwas Befürchtung wegen meines Tageshoroskops, daß ich auf einen intensiven Kontakt mit Menschen treffe und meinen Standpunkt oder meine Position klar hervorheben muß - die Situation in der Straßenbahn? Ich sollte tatsächlich viel überzeugender und selbstbewußter als Frau auftreten. Ich schlafe ein ... diabolische Schachtelträume.

Sonntag Mittag werde ich wieder wach (so einigermaßen, ich nehme weiterhin die Antidepressiva). Nach dem Duschen, Zeit für Frühstück - Kaffee und neu gekaufte Frühstückskekse (die, die ich in Italien immer so gerne esse, endlich habe ich die im Sortiment der Kaufhalle am Bahnhof entdeckt ... gleich neben den Frühstücksbrötchen zum Aufbacken). Den Nachmittag mein Tagebuch schreiben und vom Tisch der Minibar aus durch das anliegende Küchenfenster in das Viertel des Wohngebiets blicken und das langsam entstehende Rot der untergehenden Nachmittagssonne am Himmel über den Dächern zwischen den kahlen Bäumen beobachten.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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