morgana81 - gothic transgender

Die ersten Tage in meiner neuen Wohnung in Leipzig, endlich bin ich soweit eingerichtet, daß ich - an meiner Minibar sitzend - ein paar Zeilen auf dem Laptop schreiben kann.

[06.05.16 / 20:32] Die ersten Tage in meiner neuen Wohnung in Leipzig, endlich bin ich soweit eingerichtet, daß ich - an meiner Minibar sitzend - ein paar Zeilen auf dem Laptop schreiben kann. Die ersten drei Tage der Woche, Montag bis Mittwoch (seit Dienstag bin ich auch offiziell nach Leipzig "immigriert"), habe ich die beiden großen Möbelhäuser nach passenden Möbeln abgesucht, die Badeinrichtung ist von "Höffner" (in stilvollen Schwarz-Weiß gehalten, mit Jugendstil-Elementen), die (antike) Garderobe und die Minibar mit den zwei Barhockern sind von "porta". Für mehr ist diesen Monat kein Geld mehr da. Das japanische Bett (Futon auf Tatami-Reismatten) und der große Kleiderschrank werden mir noch in ein paar Wochen geliefert. Den Rest der Wohnungseinrichtung muß ich auf nächsten Monat verschieben, ich bin jetzt schon 1000 Euro im Dispo (ein kleines Möbelstück, ein niedriges Garderobenelement mit Schubfächern, habe ich kostenlos von meinem Freund bekommen, er hatte das doppelt). Interessanterweise konnte ich alle Möbelstücke in kleinen Teilen mit meinem Roadster transportieren - zum Teil auf recht abenteuerliche Weise, das Verdeck offen und der 1,20 m lange Bartisch ragt weit über die Kopfstütze des Beifahrers in den Himmel hinaus, die Verpackung halb aufgerissen, im Wind flatternd. Nur gut, daß mich keine Polizeistreife dabei beobachtet hat.
Wie erwähnt, ein Bett habe ich noch nicht, Schlafsack und Matte zum Unterlegen sind zwar vorhanden, stehen aber nur aus rein symbolischer Natur in meiner Wohnung bereit. Ich könnte da schlafen ... tue es aber nicht, ich schlafe bei meinem Freund. Meinen tunesischen Verehrer habe ich noch am Sonntag Abend in Leipzig getroffen. Während ich auf der Autobahn nach Leipzig fuhr, wollte er mir mit den Zug in Richtung Halle entgegenkommen. Er muß da etwas falsch verstanden haben. Wir treffen uns am Hauptbahnhof, er will unbedingt, daß ich die Nacht bei ihm übernachte. Das ich ihm klarmache, daß ich einen Freund habe und bei diesem übernachte, hält ihn in seinen Bemühungen nicht auf. Die Situation verkompliziert sich, als ich in die Straßenbahn steige und zu der Wohnung meines Freundes fahren will (mein Auto mit all meinen Habseligkeiten für den Umzug parkt dort schon), er bleibt weiter an mir dran. An der vorletzten Straßenbahnhaltestelle steige ich aus, er auch. Es ist bereits nach Mitternacht und ich mache mir Sorgen, ob er noch mit der letzten Straßenbahn wieder zurückfahren kann. Sein Werben um mich wird immer intensiver ... in diesem Moment ruft mich mein Freund an - er kommt mit dem Taxi von der Arbeit und holt mich bei der Haltestelle ab. Um kurz nach halb Eins hält sein Taxi dort und ich muß mich von meinem Verehrer losreißen. Ich rufe ihm noch zu, daß es mir leid tut und steige unter lauten Fluchen in das Taxi zu meinem Freund. Genau so eine Situation wollte ich vermeiden und habe ihn schon vorher in der Straßenbahn gebeten, auszusteigen und wieder umzukehren. Das mit den Urlaub in Südfrankreich wird wohl nichts werden, diesem jungen Mann habe ich in den Moment in dieser Nacht das Herz gebrochen.

Ein paar Tage später am Mittwoch, sehe ich ihn wieder. Ich will den frühen Abend in der Leipziger Innenstadt etwas essen und biete ihm an, uns zu treffen. Er hat vorher schon versucht mich anzurufen und ich will unbedingt eine Gelegenheit finden, ihm seinen Ring zurückzugeben. Wir essen noch etwas in einem italienischen Restaurant (das heißt, nur ich stopfe mir das 3-Gänge-Menü hinein - das übrigens extra für ihn "halal" ist), bevor wir uns darauf einigen, den Rest des Abends in meiner Wohnung zu verbringen (zu diesem Zeitpunkt ist meine Minibar noch nicht aufgebaut und wir sitzen auf dem Boden). Ich sehe seinen Konflikt, er würde gern mit mir etwas sexuelles anfangen, aber als transsexuelle Frau bin ich für ihn "haram". Er hat seinen Koran dabei und zeigt ihn mir. Ich greife kurz zu, mache dann aber schnell einen Rückzieher - ich darf seinen Koran nicht anfassen! In dem weiteren Gespräch über seine Religion steigert er sich immer tiefer hinein - gefühlt zwei Stunden lang, zeigt er mir Videos über islamische Predigten und den islamischen Weltuntergang. Er ist so fest davon überzeugt, daß ein "Meer aus Feuer" jederzeit das islamische Armageddon einleiten könnte und alles und jeden darin verbrennt, der nicht aus reinem Herzen seinem Gott Allah folgt ... er macht mir damit Angst (und verbraucht mit diesen Videos das halbe Datenvolumen für diesen Monat auf meinem Smartphone). Irgendwie kann ich jetzt die Islamisten etwas verstehen - wozu auf den sicheren Tod warten, wenn der Weg ins Paradies mit einem guten Attentat abgekürzt werden kann. Als transsexuelle Frau werde auch ich ganz sicher in dem Feuer am jüngsten Gericht verbrennen - aber ganz besonders, und noch viel mehr, mein syrischer Freund. Er hat den Islam abgelegt, raucht, trinkt, ist frei und hat Sex mit mir - das ist sowas von "haram". Mein tunesischer Verehrer will immer noch, daß ich für die Nacht zu ihm in seine Wohnung komme - und ich sage ihm immer wieder: "Ich kann nicht! Ich schlafe bei meinem Freund ... ich liebe ihn." Endlich verliert auch er die Geduld mit mir und verläßt meine Wohnung, auf den versprochenen Koran mit der deutschen Übersetzung, muß ich wohl verzichten. Wenigstens kann ich ihm endlich seinen Ring zurückgeben ... wir passen nicht zueinander ... ich und meine beiden anderen Männer, wir sind Swinger, Freunde die einfach Sex haben ... ohne irgendwelche religiösen Bedenken. Den Tag darauf muß ich endlich wieder Schweinefleisch essen, ganz viel "haram" (auch wenn ich weiß, daß Schweine mit den Delphinen und den Elefanten auf einer Stufe stehen, und wir diese edlen Geschöpfe wirklich nicht essen sollten).

[28.04.16 / 23:52] 12 Monate HRT (1 Jahr) - den Tag war ich noch bei meiner Frauenärztin, ein Rezept für die Hormone und Testo-Blocker holen - und den Zettel mit den Laborwerten 5 Wochen zuvor. Testosteron: 0,22 µg/l (-0,02 µg/l), Estradiol: 305,6 ng/l (+142,9 ng/l). WTF?! So ein hoher, schwankender Wert bei gleichbleibender Medikation? Ein Blick in den Kalender verrät es - die Blutentnahme war zwei Tage vor Vollmond! Und ich habe doch einen Monatszyklus. Kurz vor Vollmond, alle 28 Tage, bin ich immer besonders aktiv ... die Woche um Neumond - PMS! (Nur ohne Blut.) Das Brustwachstum ist nach gut einem Jahr leider zum Stehen gekommen, da tut sich nichts mehr (aber Hauptsache ich passe in eine 75A).

Zu etwas vollkommen Anderem ... mein tunesischer Verehrer ist den langen Weg von Leipzig bis zu der Stadt, in der ich arbeite gekommen, um mich in der Woche nach Feierabend zu treffen. Er hat schon einige Stunden am Hauptbahnhof auf mich gewartet und überreicht mir bei meiner Ankunft zwei Blumensträuße voller roter Rosen ... wie nett von ihm. (Der kleine Strauß macht sich sehr schön auf dem Armaturenbrett meines rubinroten MX-5.) Wir gehen noch etwas Essen und einen Kaffee trinken (hier bekomme ich einen Ring von ihm), bevor wir an der Elbe ein paar Schritte entlang spazieren - und uns etwas abseits auf einer Parkbank sehr intimer kommen. Leider (für ihn) muß ich das Ganze bei Anbruch der Dunkelheit wieder abbrechen und ihn zum Bahnhof fahren, damit er noch einen Zug nach Leipzig bekommt - vielleicht treffen wir uns dann da wieder, in seiner oder in meiner neuen Wohnung. Nur zwei Tage zuvor, habe ich über eine Stunde mit meinem marokkanischen Verehrer telefoniert - und ihn auch in meine neue Wohnung eingeladen. Ich habe etwas mit drei Männern am Laufen ... gleichzeitig ... in welchen Teil in dieser Geschichte bin ich eigentlich zu einem Flittchen geworden?

(... Und ich wollte auch noch die Psychopharmaka ausschleichen - aber das ging vollkommen daneben.)

[24.04.16 / 22:36] Sonnabend Abend, ich bin schon etwas früher in Leipzig und parke mein Auto wieder im Parkhaus unter dem Hauptbahnhof, bevor ich in zwei, drei Stunden zu den Konzerten für diesen Abend nach Plagwitz fahre. Am Bahnhof gibt es diesen Inder, der ein kleines Buffet anbietet - und diesen frittierten Blumenkohl, den ich so mag. Das indische Fingerfood habe ich schnell verdrückt und ich schlendere wieder etwas in der Einkaufspassage umher, um die Zeit zu vertrödeln. Ich tue etwas für mich sehr Gewagtes und weiche von meiner starren Markenbindung ab - ein BH von einer anderen Marke wäre doch mal eine Bereicherung für die Monokultur in meiner BH-Schublade. Tatsächlich paßt mir auch der Push-up BH in der 75A mit schwarzer Spitze von dem anderen, nicht weniger bekannten Produzenten für BHs und Dessous und wandert in meine Einkaufstüte. Weiter gegen 22 Uhr zu der Location für diesen Abend (ist dieselbe wie vom letzten Sonnabend). Auf meinem Papier-Flyer stehen zwei oder vier Bands, tatsächlich sind es nur zwei Bands und ein "DJ-Kollektiv". Schade, daß nur sehr wenige Gäste anwesend sind. Die glitzernde Discokugel zieht mich in ihren Bann und ich muß ein Foto machen.

Nur wenig später werde ich von einem Gast angesprochen, er ist halb Tunesier, halb Franzose aus Marseille. Er scheint anfangs nur etwas interessiert in mich zu sein, so wie ich es von anderen Männern die anderen Wochenenden vorher gewohnt bin. Er wird aber sehr schnell sehr hartnäckig und wird mir für den Rest der Nacht nicht mehr von meiner Seite weichen. Er will mehr, will mich als seine Frau, will mich heiraten - ich erzähle ihm, daß ich schon einen Freund habe, den ich sehr liebe. Erzähle ihm sogar, daß ich von dem anderen Mann schwanger bin und ein Kind erwarte. Es hilft nichts ... der Fluch einer jungen, hübschen und alleinstehenden Frau in einer Disco. Er spricht ständig davon, wie schön ich bin ... ich kenne diese Sprüche auch von anderen Männern. Es ist immer sehr irritierend, da ich mich eigentlich für potthäßlich halte und eher meinen eigenen, vernichtenden Urteil trauen würde, als das von Männern, die ich so gut wie noch gar nicht kenne. Ich werde ihn nicht los ... bin viel zu höflich, als daß ich ihn wegstoßen könnte. Nur bei seinen immer näher und intimer kommenden Versuchen, mich anzufassen, kann ich ihn etwas zurückweisen. "Ich will doch eigentlich gar nichts von dir! Ich habe doch schon einen Freund!" ich wünschte, ich könnte meine Gedanken laut äußern.
Ich verlasse die Disco nach 2:30 Uhr. Er bleibt weiterhin an mir dran, beteuert seine Liebe zu mir. "Willst du nicht endlich mal nach Hause gehen?" so langsam verliere ich die Geduld. Wir stehen mindestens noch eine Stunde in der Kälte, mitten in der Nacht, vor meinem Auto herum. Mir ist kalt, ich steige ein - und biete ihm an, mitzufahren - ein Fehler. Noch eine weitere Stunde sitzen wir in meinem Auto und er schwärmt von mir, wie sehr er mich doch liebt. 4:30 Uhr, ich starte den Motor und fahre ihn nach Hause, die Scheiben sind schon längst beschlagen, von seinen Versuchen, auf mich einzureden, meinen Freund zu verlassen und mit ihm zusammenzuziehen. Das er auch eine Wohnung in Marseille in Südfrankreich hat, ist dabei ein nicht unerhebliches Argument. Ich wollte schon immer mal nach Marseille. 5 Uhr und ich schmeiße ihn vor seiner Wohnung aus meinem Auto raus, "Geh jetzt endlich! Geh!" Mit Vollgas fahre ich zu der Wohnung meines Freundes. Er ist gerade von der Arbeit gekommen und erwartet mich bereits (läßt sich aber nichts anmerken). Mit meiner größtmöglichen Leidenschaft überfalle ich ihn beim Sex. Ich liebe nur ihn. Ich überlege, meinem Freund von meiner Begegnung diese Nacht zu erzählen, behalte es aber letztendlich für mich. Er muß so etwas nicht erfahren. Wir schlafen zusammen ein, es ist schon richtig taghell am frühen Sonntag Morgen.

Irgendwann wache ich auf, keine Ahnung, wieviele Stunden vergangen sind. Ein wunderschönes Gefühl, ihn neben mir liegen zu sehen ... auch wenn ich nur seinen Rücken und seine kurzen, schwarzen Haare sehe. Er hat eine neue Frisur, sie sind kürzer als letztes Wochenende. Ich gleite mit meiner Hand wenige Zentimeter über seinen Körper ... ich traue mich nicht, ihn anzufassen und ihn beim Schlafen zu stören - er dreht sich sonst noch weiter weg. Ab und zu kuschele ich mich an ihn heran, ziehe mich aber dann doch wieder zurück. Irgendwann stehe ich auf und gehe ins Bad. Er wird auch wach und bereitet wieder ein kleines Frühstück vor. Ich esse fast alles auf, so als ob ich viele Stunden nichts gegessen hätte. Er macht sich bereit für seine Arbeit, zieht sich an und gibt mir einen Abschiedskuß, den ich wie ein verliebtes, kleines Mädchen freudestrahlend annehme. Ich bin mittlerweile auch fertig angezogen und verlasse nur kurz nach ihm seine Wohnung. Ich will in der Innenstadt noch einen Cappuccino zum Frühstück trinken. Als ich dann den Kassenzettel in der Kaffeehauskette sehe, überkommt mich ein Moment tiefster Verwunderung und Verwirrung - 17:00 Uhr? Bis zu diesem Moment habe ich gedacht, die Sonne geht gerade auf - und nicht unter. Ich war überzeugt, es wäre früher Morgen. Ich habe total mein Zeitgefühl verloren. Zurück zum Auto (und zu dem am Sonntag geöffneten Laden am Bahnhof, die Tasche kaufen, die ich seit letztes Wochenende begehre) und zurück auf die Autobahn, den Sonnenuntergang entgegen ... ich lerne gerade die Vorzüge des Tempomats kennen und perfektioniere damit meinen amerikanischen Fahrstil (jemand hat mir sogar mal gesagt, ich hätte einen amerikanischen Akzent beim Sprechen - den habe ich mir in "Cali" geholt).

[17.04.16 / 20:26] Gefühlt ewig, kurve ich Freitag Abend die Szene-Locations in Leipzig-Plagwitz ab. Doof, wenn auf dem Flyer nur der Stadtteil steht, um keine "Yuppie-Hipster" oder sonstwas Ähnliches anzulocken. Zum Glück kenne ich die Orte. In der kleinen Halle, in der die Konzerte für diese Nacht stattfinden sollen, habe ich schon 2004, an einem späten, sonnigen Vormittag, nach einer langen Festivalnacht zu Punkmusik getanzt. Gegen 22 Uhr komme ich an, zum Glück hat noch keine der vier Bands für diese Nacht gespielt. Von der ersten Band habe ich schon anderthalb Stunden lang die Musik auf der Autobahn gehört - als sie auf der Bühne stehen und anfangen, habe ich immer noch nicht genug. "Disco noir" steht auf dem Flyer als Musikbeschreibung, genau das, was ich mag. Es wird voller und die zweite Band fängt gegen Mitternacht an zu spielen. Irgendwie kommen mir die Bandmitglieder und die Titel bekannt vor - später werde ich auf den fast schon zugeklebten Poster an der Eingangstür erfahren, daß ich diese Band schon letztes Jahr in Connewitz gesehen habe. Die dritte Band ist neu für mich, Postpunk aus New York City steht auf dem Flyer. Gefällt mir - im Gegensatz zu der letzten Band so um 2 Uhr herum - Engländer und Industrial, damit kann ich nichts anfangen. Ich verziehe mich nach draußen und stehe etwas an der Eingangstür herum und warte, bis die laute Musik (oder Krach) vorbei ist. Zwei Hunde, die ein Punk wohl dagelassen hat, trauen sich auch nicht herein.
Als die letzte Band endlich vorbei ist, habe ich auch keine Lust mehr und fahre zu der Wohnung meines Freundes. Er hat mir den Nachmittag schon vorher geschrieben, daß er wieder lange arbeiten muß und erst sehr spät wieder zurück kommt. Kurz vor 4 Uhr morgens parke ich mein Auto in der Straße und sehe ihn nur wenige Minuten später in den Hauseingang gehen. Ich steige aus und folge ihm. Ich bin irgendwie immer so "entzückt", wenn ich ich ihn endlich wiedersehe und er seine Wohnungstür öffnet. Es geht noch etwas hin und her zwischen dem Bad und seinem Schlafzimmer, aber am Ende landen wir wieder zusammen in seinem Bett ... nur die Antidepressiva, die ich vorher eingeworfen habe, machen mir hinterher etwas Besorgnis ... kann sein, daß sie tatsächlich die Orgasmusfähigkeit rauben.

Sonnabend Nachmittag, ich bin etwas leicht erschrocken, als ich auf die Uhr schaue - 15 Uhr? Ich wollte doch noch den Nachmittag in Leipzig Einkaufen gehen. Mein Liebster macht mir eine schöne Freude und bereitet ein arabisches Frühstück vor: Fladenbrot mit einer Tasse Olivenöl und einer Schale Gewürzpulver zum Eintunken. Gemahlener Thymian mit Koriander und anderen Gewürzen aus Aleppo - da dort aber gerade Bürgerkrieg ist, wird es im Libanon hergestellt. Dazu noch ein Kännchen schwarzer Ceylon-Tee mit Kardamom. Nach dem etwas improvisiert wirkenden, aber wirklich sehr schönen Frühstück am Nachmittag, macht er sich bereit für seine Arbeit für diese Nacht und hinterläßt mir wieder die Schlüssel zu seiner Wohnung.
In der Leipziger Innenstadt laufe ich meine Geschäfte ab, ich bin auf der Suche nach einem leichten Shopper als Ergänzung zu meiner Handtasche. Leider sehe ich in einem Kaufhaus nur ein Modell, welches mir gefällt - aber viel zu groß ist. Dafür finde ich, nicht weit entfernt bei "P&C", wieder einen kleinen Kleiderständer mit Lederjacken von "tigha" ... ich muß eine anprobieren ... 400 Euro ... und ich habe schon eine Jacke von "tigha". Vernünftigerweise hänge ich sie wieder zurück. Weiter den Abend, zu dem italienischen Restaurant von vor zwei Wochen, eine Pizza bestellen - und einen viel zu großen Salat - und wieder zurück zum Hauptbahnhof. Ich parke wieder in dem Parkhaus unterhalb, und ich muß noch mein Hormongel in der sauberen Bezahltoilette vor dem Kosmetikspiegel auftragen - und den Kajal - ohne den kann ich nicht existieren.

Aus dem einen Parkhaus kommend, parke ich mein Auto den Sonnabend Abend nur wenige hundert Meter entfernt in dem anderen Parkhaus bei der Oper unter dem Augustusplatz. Ich bin ein Gewohnheitsmensch mit starren Riten und überlege wieder im Jazzclub, (fast) an der Bar sitzend, wo ich denn für diese Nacht noch hin könnte. Da ist tatsächlich wieder eine Discoveranstaltung in Plagwitz ... für Schwule, Lesben und alles Andere, was nicht in das Konzept männlich/weiblich paßt. Die Partys des Veranstalters habe ich schon länger nicht mehr besucht. Zurück zum Parkhaus und weiter nach 23 Uhr zu der Location - dieses Mal steht genau fest, wo und wann sie ist.
Es ist noch leer, als ich dort ankomme, aber der stetige Zustrom an Menschen läßt den Veranstaltungsort schnell voller werden. Die Musikauswahl für die Tanzfläche ist anfangs noch ganz angenehm und ich habe genug Platz. Es scheint, als wären auch noch andere transsexuelle Frauen anwesend. Ich würde gerne mal eine andere TS persönlich kennenlernen. Hätte ich kein Internet und wüßte ich nicht, daß es da draußen noch andere gibt, würde ich denken, ich wäre die Einzige auf der Welt. So häufig sind transsexuelle Frauen nicht. Ich ernte diesen Abend sogar wieder einige Komplimente von einem Mann, wie wunderschön weiblich ich doch aussehe und wirke (das tief dekolletierte, schwarze Spaghettiträgertop zeigt aber auch mehr als genug) - wäre da nicht meine unpassende, tiefe, männliche Stimme, die irritiert. Ich muß einfach weiter trainieren, nur jahrelanges, gezieltes Training kann da helfen.

Irgendwann zwischen 2 und 3 Uhr verlasse ich die Disco, die Musik ist mir zu technoid geworden und die "Dutt"-Dichte ist zu hoch - ein klares Zeichen zu gehen. Die Party hat schon vor gut einer Stunde aufgehört, "cool" zu sein. Zurück zur Wohnung meines Freundes, er ist noch nicht da und ich lege mich kurz nach 3 Uhr alleine schlafen.
Es ist schon wieder taghell, als ich seine Ankunft mitbekomme, er arbeitet einfach zu viel und ist wieder sehr müde. Den späten Sonntag Vormittag bin ich wieder vor ihm wach und kuschele mich kurz an ihn, ich möchte ihn weiterschlafen lassen. Er hat erst vor, gegen Mittag wieder zu arbeiten (kellnern), sagt dann aber doch aus arbeitsrechtlichen Gründen wieder ab (11 Stunden Ruhepause). Es wird noch 14 Uhr am Nachmittag, als ich mich endlich von ihm losreißen kann und ihn wieder in seiner Wohnung zurücklasse. Bald werde ich meine eigene, kleine Wohnung in Leipzig haben ... dann können wir jedes Wochenende viel mehr Zeit miteinander verbringen, mal bei ihm, mal bei mir - und ich kann ihm Frühstück machen (was der leere Kühlschrank so hergibt) und ein paar Tassen grünen Tee.

[10.04.16 / 15:45] Neulich Nacht... Steht ein MX-5 vor dem Schwulenclub... Ich werde wieder, von der Bar weg, in ein Gespräch mit einem Mann verwickelt. Er ist Deutscher und damit eigentlich gar nicht mein Typ. Es ist mein Lächeln, welches die Männer verzaubert. Nun... fängt er irgendwann an über seine Bundeswehrzeit zu erzählen - und wie das so ist, fängt der eine davon an, spricht der andere auch darüber. Ich kontere mit meiner Einheit und Truppengattung. "Halt!" schreit es in meinen Gedanken. "Darf ich das überhaupt erzählen? ... Mist, jetzt habe ich mich verraten." Das Gespräch nimmt jetzt sehr schnell ein Ende. Er entgegnet mir noch, daß er "hetero" ist (ich doch auch) und nichts von mir will. Meine Versuche, den Unterschied zwischen einer Transfrau und einem Mann zu erklären, bringen leider nichts mehr. Ich krame noch, weil ich es so gewohnt bin, in meiner Handtasche nach meinem Telefon, um Nummern von Männern zu sammeln, stecke es aber schnell wieder weg und wir verabschieden uns. Leider wieder Pech gehabt den Abend mit Männern.

[04.04.16 / 22:58] (Teil 4) Sonnabend Mittag stehe ich als Erste auf, die Sonne scheint und ich will mit meinem kleinen Roadster mit offenen Verdeck in die Innenstadt zum Hauptbahnhof von Leipzig fahren, zum Frühstück. Eine Tasse Cappuccino, ein Schoko-Donut und ein Croissant. Weiter in die, bei schönem Wetter, gut besuchte Innenstadt, zum Eisverkäufer meiner Wahl und wieder zurück zum Parkhaus. Mit meinem Schlitten etwas durch die Stadt cruisen, auf Nebenstraßen zurück zur Wohnung meines Freundes. Er macht sich gerade bereit für seine Arbeit die nächste Nacht, als ich bei ihm ankomme. Mit einem Abschiedskuß verläßt er mich, die Schlüssel zu seiner Wohnung hat er mir schon vorher gegeben. Ich bleibe auch nicht lange, krame noch etwas in meinem "Kleiderschrank" / Kofferraum meines Autos zusammen, bevor ich mich für die anstehende Nacht wieder zurück in die Innenstadt aufmache. Das Auto lasse ich stehen ... ich könnte ja wieder Alkohol trinken.
In dem italienischem Restaurant meiner Wahl für diesen Abend, an einem Tisch im Außenbereich in der Fußgängerzone sitzend, fällt mir die Auswahl schwer - eine normale Pizza oder doch diese in Schinken eingerollten, unpanierten Schnitzel mit Salbei? Als ich dieses Rezept mal selber kochen wollte, habe ich das als so eine Art Rouladen interpretiert und den Schinken und den Salbei mit Mozzarella und einem Zahnstocher zwischen das U-förmig zusammengeklappte Fleischstück zusammengespießt und angebraten. Die Version in dem Restaurant, welche mir serviert wird, mit dem mit Schinken ummantelten Fleischstück, sieht schon rein optisch viel professioneller aus. Ein Espresso noch zum Nachtisch und etwas Trinkgeld - wobei ich die Münzen, die ich eine Stunde zuvor dem nach Kleingeld fragenden Punk vorenthalten habe (er hat leider nur die wirklich kleinen Münzen bekommen) dann doch nicht gebraucht habe.

Wieder zurück zum Hauptbahnhof. In der gut gepflegten, ständig gereinigten und hell erleuchteten Bahnhofstoilette ("Sanitärbereich" klingt viel edler) kann ich ungestört mein Estradiol-Gel auf die Arme verteilen und vor dem großen Kosmetikspiegel meinen schwarzen Kajal auftragen - die einzige Art von Make-up, die ich wirklich brauche. Erneut weiter in den Jazz Club und auf dem Barhocker Platz nehmen, bis die nächste Disco sich gegen 23 Uhr füllt, ist noch etwas Zeit. Die Bar ist an diesem Sonnabend Abend sehr voll, viele laute, angetrunkene (und männliche) Gäste. Das "setting" stimmt einfach nicht für mich, um Alkohol zu trinken. Den Abend zuvor war die Atmosphäre ruhiger ("setting") und ich war entspannter ("set" ... wegen dem Sex mit meinem Freund). Ich bleibe nicht lange und gehe weiter zu Fuß in die nicht weit entfernte Gothic-Disco. Drei Tanzflächen für diesen Abend - leider dauert es eine Weile, bis endlich mal "meine" Musik gespielt wird, französischer Coldwave und Minimal Wave. Kurz vor 3 Uhr mit dem Taxi wieder zurück zur Wohnung meines Freundes - und alleine auf der großen Couch einschlafen.
Es ist schon hell am Sonntag Morgen, als er zurück kommt. Viel bekomme ich noch nicht mit - erst als er sich zu mir legt und beginnt mit mir Sex haben zu wollen. Ich bin noch müde, aber ich lasse es geschehen, ihm zuliebe. Sonntag Mittag stehe ich wieder als Erste auf und beginne mich abreisefertig zu machen - ich will (oder muß) Montag wieder zur Arbeit fahren? Wieder stehe ich fertig angezogen vor seinem Bett, streiche ihm durchs Haar, gebe ihm einen Kuß auf die Wange (er wird kurz wach), bevor ich die Zimmertür schließe und seine Wohnung verlasse. Draußen steht mein Roadster und auf mich warten noch über 150 km Autobahn - bei Sonnenschein mit offenen Verdeck, tief in die sportlichen Sitze eingedrückt, um den Fahrtwind bei kalifornischen 70 Meilen die Stunde auf der Interstate (Autobahn) zu entgehen und nur etwas die langen Haare im Wind flattern zu lassen. Allein die große Damensonnenbrille hält etwas die Haare zurück.

[04.04.16 / 22:57] (Teil 3) Freitag Vormittag werde ich im Hotelzimmer von einem Anruf geweckt. Der Mitarbeiter der Immobilienfirma, der die Wohnungsbesichtigung durchführt, möchte sich erkundigen, ob ich den Termin auch wahrnehme. Aber ja, ich suche doch weiter eine Wohnung in Leipzig. Wieder wähle ich ein kostengünstiges Frühstück aus dem Discounter in der untersten Ebene des Leipziger Hauptbahnhofs und verbringe noch eine Stunde Wartezeit am Mittag in der Gegend des Hauptbahnhofs (in der man zu jeder Tageszeit ein paar Punks, einige Obdachlose und viele Menschen, die nicht arbeiten zu scheinen trifft), bevor ich mich zu der Wohnung aufmache. Die kleine Ein-Zimmer-Dachgeschoßwohnung liegt nur ein paar Stationen von der Wohnung meines Freundes entfernt - ideal, um ihm näher zu sein ... fast schon wie zusammenziehen - nur mit getrennten Wohnungen. Ein wunderbarer Traum, wenn er in Erfüllung geht. Transsexuelle Frauen bekommen keine Wohnung zur Miete ... das sind alles Prostituierte - und diese passen nicht in das gutbürgerliche Wohnumfeld.
Wieder zurück in die Innenstadt, etwas in den Geschäften stöbern und Einkaufen (ein neues Portemonnaie aus Leder in meinem favorisierten Kaufhaus mit den teuren Designerlabels) und Abendessen in einem japanischen Nudelrestaurant. Anders als in Tokio, kann ich hier nicht einfach am Automaten auf ein Bild klicken, mit dem Essen, das mir optisch am besten gefällt - und verbringe daher einige Zeit mit dem studieren der Menükarte. Es wird Nudelsuppe mit diesen "Ei-artigen Dingens" als Beigabe, das ich schon in Tokio gegessen habe - und Matcha-Eis zum Nachtisch! Endlich ... was habe ich diese Köstlichkeit vermißt.

Zurück zu meinem parkendem Auto vor der Wohnung meines Freundes. Er ist noch nicht von seiner Arbeit zurück und ich stelle mich schon auf eine lange Nacht ohne Obdach ein. Ich verteile gerade meine ganzen Utensilien aus meiner Handtasche auf dem Beifahrersitz, sortiere, was ich für den Abend brauche und was nicht, als er gerade zu Fuß von der Arbeit kommt und mich in meinem Auto sieht. "I live in my car", ist meine Erklärung für ihn, für die gerade entstehende Unordnung in meinem Auto. Zum Glück kann ich jetzt mit in seine Wohnung. Dafür muß ich nicht irgendwo auf einer Damentoilette, in irgendeiner schummrigen Bar oder Nachtclub, meine Hormone nehmen (das Gel auf die Oberarme verteilen). Er scheint die Nacht und den Morgen nach seinem Trinkgelage ganz gut überstanden zu haben. Ich liebe ihn umso mehr, wenn er wieder nüchtern ist ... und ja, es kommt zum Sex! Wenn auch nur ganz kurz ... immerhin etwas. Ich hatte schon an meiner Attraktivität für ihn gezweifelt. Ich biete ihm an an, mit mir den Freitag Abend noch auszugehen, aber er möchte nicht. "Discofertig" mit Kajal und angezogen mit schwarzen Mantel stehe ich noch einmal vor seinem Bett, bevor ich ihm einen Abschiedskuß gebe und wieder alleine mit der (letzten) Straßenbahn in die Leipziger Innenstadt fahre. Vielleicht treffe ich ja wieder meinen neuen marokkanischen Freund.
Der Jazz Club ist wieder mein Ziel. Ich liebe es, die Nächte in Bars zu verbringen. An der Bartheke sitzend, studiere ich die Cocktailkarte. Vor zwei Nächten habe ich Cola und Tonic Water als Drink zusammen mixen lassen - es muß aber aber Cola und Bitter Lemon sein ... und einen kleinen Rum für meine Variante des "Cuba libre". Die originale Version wird mit 4 cl gemischt, meine nur mit 2 cl. Mein Freund hat einen sehr schlechten Einfluß auf mich - ich fange wieder an zu trinken. Über einen Promillerechner auf meinem Smartphone errechne ich meinen (angenommenen) Alkoholwert: 0,13 Promille. Wenn ich eine Stunde an meinem Longdrink schlürfe, noch niedrig genug, um danach wieder mit dem Trinken aufzuhören und nicht wieder diese dämonische "Wasserfallkaskade" in Gang zu setzen - und mich bis zum Filmriß (und Kotzen) zu besaufen! Dahin will ich nie wieder zurück, der Alkoholkonsum reicht für mein ganzes Leben. Ich bin quasi wie Obelix in ein Faß voll Whisky und Wodka gefallen.

Mit dem Taxi gegen 2 Uhr die Nacht zurück zur Wohnung meines Freundes. Er schläft noch nicht und schaut sich einen arabischen Film auf seinem Smartphone an (wie ich an dem Tonfall erkenne, wohl etwas kitschiges mit Romantik). Ich lege mich schlafen, nicht allzuviel später legt er sich auch zu mir und wir schlafen gemeinsam ein. (Ende Teil 3)

[04.04.16 / 22:56] (Teil 2) Donnerstag Mittag, mir gefällt die Suite und ich habe den Abend zuvor noch eine zweite Nacht gebucht. Meinen Freund lasse ich weiter in der Unkenntnis, daß ich schon in Leipzig bin. Den Abend zuvor bin ich vor seinem Fenster in dem Haus, in dem er wohnt, vorbei gefahren. Jetzt laufe ich vom Hotel zur nächsten Straßenbahnhaltestelle wieder daran vorbei. Keine Bewegung, Rollos unten, dunkel. Er scheint nicht da zu sein. Weiter in die Leipziger Innenstadt, nach einem sparsamen Frühstück am Hauptbahnhof fallen mir am frühen Nachmittag die Wegweiser zum "Museum der bildenden Künste" auf. Der stärker werdende Regen, der mich schon seit dem Verlassen des Hotels verfolgt, bringt mich dazu, diese Kunstgalerie zu besuchen. Drei Etagen, von der Romantik über die Renaissance zur deutschen Moderne ist alles dabei. Die Auswahl an bekannten Künstlern ist natürlich nicht so groß wie im Musée d'Orsay in Paris oder dem MoMa in New York - dafür hängt hier "Nummer V" der Toteninsel von Böcklin. Bis auf die zerstörte, vierte Version und der Urversion in Basel, habe ich damit alle Versionen seines Gemäldes gesehen. Nr. 2 hängt im MoMa und Nr. 3, die mir am besten gefällt, in der Nationalgalerie in Berlin. Stunden später... zurück zum Hotel.

Keine Arbeit, keine Wohnung, alles was ich besitze, liegt im Kofferraum meines Autos. Im strömenden Regen krame ich noch die Unterwäsche für den nächsten Tag zusammen - und ein paar Unterlagen für die Wohnungsbesichtigung am Freitag Nachmittag. Für das Abendessen wähle ich ein vietnamesisches Bistro in der Innenstadt. Erst jetzt lasse ich meinen Freund wissen, daß ich in Leipzig bin. Er ist überrascht (enttäuscht?), daß ich die letzten zwei Nächte in einem Hotel übernachtet habe und nicht bei ihm. Er schreibt mir auch, daß er mich den Abend noch einmal anrufen wird, wenn er seine Arbeit beendet hat.
Es ist kurz vor Mitternacht, ich bin schon längst (und vollkommen durchnäßt vom Dauerregen) im Hotel zurück, als mich seine Nachrichten und Anrufe erreichen. Er scheint betrunken zu sein und will, daß ich ihn am anderen Ende der Stadt bei einer Wohnungsadresse abhole ... ich ahne Schlimmes. Es dauert eine Weile, bis ich in der Plattenbausiedlung einen viel zu engen Parkplatz gefunden habe und durch strömenden Regen laufend, den Hauseingang finde. Er trinkt noch etwas mit seinen syrischen Freunden zusammen. Ich trinke nichts, nur die Cola, die mir angeboten wird. Mir fällt auf, daß er immer mehr betrunken ist, als die anderen. Es wird erst 2 dann 3 Uhr nach Mitternacht und ich dränge ihn vorsichtig, zu gehen. Letztendlich schläft er gegen 4 Uhr morgens auf der Couch in der Wohnung ein und ich fahre alleine wieder zurück zu meinem Hotel. Die Antidepressiva, von denen ich ihm mal zwei zum Schlafen abgegeben habe, hat er jetzt mit Alkohol kombiniert. Unmöglich, ihn da wieder aufzuwecken. (Ende Teil 2)

[04.04.16 / 22:55] ... Doch kein ritueller Selbstmord.

Die Nacht zum Mittwoch war schlaflos. Auch die vierfache Dosis der Tabletten bringt keine Wirkung. Zu groß sind meine psychischen Probleme am Arbeitsplatz. Gegen 4 Uhr morgens bekomme ich wieder meinen Nervenzusammenbruch und Weinkrämpfe. Ich kann nicht mehr. Bis 10 Uhr morgens liege ich noch mit geschlossenen Augen im Bett, ab und zu kann ich doch für ein paar Minuten in einen kurzen Leichtschlaf fallen. Nach dem Aufstehen ist für mich klar: Ich gehe nicht mehr zur Arbeit, ich packe alle meine Sachen und haue ab, ganz weit weg. Vielleicht bringe ich mich auch um. Ruhig und planvoll und absolut klar im Kopf, wie ein Selbstmörder nur sein kann, packe ich alle meine Sachen, räume den ganzen Kleiderschrank leer und nehme sogar meinen Reisepaß und sämtliche Medikamente mit, selbst die Vorratspackungen. Ich möchte vorbereitet sein, für eine längere, mehrmonatige Abwesenheit. Am Ende sind es ein Rucksack, eine Reisetasche, ein großer Beutel mit den Inhalt meines Kleiderschranks und meine Leopardendecke - erstaunlich, was alles in den kleinen Kofferraum meines MX-5 paßt.
Mittwoch Nachmittag, kurz vor 14 Uhr fahre ich doch wieder zur Arbeit ... es ist mir vollkommen egal, wann ich da erscheine. "Jetzt erst recht!" denke ich mir und komme richtig zu spät. Ich will noch diese Teilaufgabe beenden, an der ich die letzten Tage gearbeitet habe, bevor ich verschwinde. Es ist halb sieben abends und ich bin vollkommen alleine in der Firma, als ich mit meiner Arbeit fertig bin und noch einen Urlaubsantrag für den nächsten Tag stelle. Der für den Freitag wurde mir schon vor ein paar Tagen genehmigt. Ich nutze das Kommentarfeld in dem Online-Formular und deute an, daß ich wohl noch für längere Zeit weg sein könnte. Begründung: "Die Antidepressiva wirken nicht so, wie sie es eigentlich hätten tun sollen." Meinen Firmenausweis lasse ich in der Schreibtischschublade zurück, den brauche ich nicht mehr. Auf der Autobahn unterwegs den Mittwoch Abend nach Leipzig.

Ich fahre wieder zu dem Hotel in der Nähe der Wohnung meines Freundes, ich bin weiterhin psychisch total fertig und möchte ihn nicht belasten. Ich will ihn vor mir beschützen und die zerbrechliche Beziehung, die wir zwischen uns aufgebaut haben, auf keinen Fall riskieren und kaputtmachen. Ich weiß, ich bin im Selbstzerstörungsmodus. Es ist noch ein Zimmer frei im Hotel für die Nacht - und was für eins! Für sehr günstige Konditionen bekomme ich die "Präsidenten Suite" angeboten (den Namen habe ich ihr gegeben, es ist nur so eine Art Junior Suite, mit zwei Zimmer, Bett und Couch, und großem Balkon direkt über den repräsentativen Haupteingang). Zu schade, für nur eine angebrochene Nacht. Ich beziehe das Zimmer und nehme nur den Rucksack mit dem Waschzeug und den Medikamenten mit (MS-Spritzen, Hormone, Antidepressiva usw.), der Rest bleibt im Kofferraum meines Autos.
Ich weiß nicht, wie lange mein Geld ohne Arbeit wohl reichen wird, daher wähle ich für den Mittwoch Abend ein günstiges Schnellrestaurant mit italienischem Essen in Leipzig. Unterwegs dorthin in der Innenstadt, werde ich von einem jungen Mann angesprochen. Er ist, wie kann es auch anders sein, Marokkaner und verwickelt mich in ein nettes Gespräch. Wir gehen zusammen etwas essen (wobei nur ich etwas zu essen bestelle). Er spricht mich natürlich auf meine "Trans"-Vergangenheit an und zeigt sich weiter interessiert. Nach dem Essen gehen wir noch etwas in der von Straßenlaternen beleuchteten Innenstadt von Leipzig spazieren, bevor wir uns für eine Bar entscheiden, um bis Mitternacht noch etwas zu trinken. Es ist ein "Jazz Music Club", welcher mein Interesse erweckt, der immer gut besucht zu sein scheint - in dem aber gar keine Jazzmusik gespielt wird. Egal, ich möchte mich nur nett weiter mit meinem neuen marokkanischen Freund unterhalten. Leider kommt es an diesem Abend zu keinem Austausch von Telefonnummern ... schade. Vielleicht war ich wohl doch nicht attraktiv genug für ihn - oder er war letztendlich doch nicht an ein sexuelles Abenteuer mit einer Transfrau interessiert und wollte mich wirklich nur mal kennenlernen und unterhalten. Ich gehe die Nacht alleine zum Hotel zurück, die letzte Straßenbahn fährt noch. (Ende Teil 1)

[29.03.16 / 20:44] Wiederholt werde ich in letzter Zeit in das Büro des Abteilungsleiters beordert, Mitarbeiter haben sich beschwert, ich arbeite nicht richtig, komme immer Mittags und gehe wieder am frühen Nachmittag. ... Wieso? ... Warum beschwert sich jemand über mich? Wem habe ich etwas getan? (Nehme ich das zu persönlich?) Ich arbeite doch nur noch Teilzeit und mein Auto ist immer das letzte auf dem großen Firmenparkplatz am Abend (sieht natürlich keiner außer mir). Gemeint sind wahrscheinlich die Tage, an denen ich einen Arzttermin habe - und das kommt bei mir ein- bis zweimal im Monat vor. Stumm und regungslos sitze ich dem Chef gegenüber und nicke alles ab, was er sagt. Ich wünschte, ich könnte meine Stille durchbrechen und endlich alles herausschreien ... das mit den Antidepressiva, die mich, egal wann ich sie den Vorabend nehme, nur nach vielen Stunden am Vormittag wieder wach werden lassen ... und bis zum Ende der Benommenheit dauert es noch weitere Stunden bis zum Mittag ... und letztendlich das mit der Fatigue und der MS (jetzt ist es raus) mit der ich 14 Jahre nach Diagnosestellung einfach nicht mehr Vollzeit arbeiten kann. Stumm nicke ich weiter alles ab, an meinem Verhalten wird sich eh nichts mehr ändern. Das Arbeitspensum kann ich schon lange nicht mehr schaffen. So einige Dinge, die für viele Menschen selbstverständlich sind, Schlafen, etwas mit der Hand greifen und nicht fallen lassen, rechtzeitig eine Toilette erreichen und sich nicht in die Hose machen - mußte ich für mich nach und nach aufgeben. Klar das MS, Depression und Selbstmordgedanken Hand in Hand gehen.

Zu etwas Schönem ... die Temperaturen steigen langsam wieder, ich kann jetzt endlich meinen neuen, kleinen, roten Roadster fahren (auf Sommerreifen). Nur für den Firmenparkplatz muß ich mir eine Lüge ausdenken, das ist das Auto von meinem Freund (ich möchte nicht noch den Neid der anderen Mitarbeiter auf mich ziehen).

(Verdammtes Mitleidsgetue, aber MS-Patienten sind bekanntlich die schlimmsten von allen.)

[28.03.16 / 21:15] 11 Monate HRT - Hormone und Antidepressiva - eine teuflische Kombination. Die zusätzlichen Kilos (morgens 62 kg auf der Waage) bekomme ich wohl nie wieder von meinem Gewicht runter. Der Brustumfang liegt dafür weiterhin bei 77 cm zu 88,5 cm. Mir liegen jetzt die Werte des Hormonspiegels von vor drei Monaten vor: Nach Änderung der Medikation auf drei Hub ist der Estradiolwert erwartungsgemäß gesunken, auf 162,7 ng/l (-192,5 ng/l). Der Testosteronwert schwankt weiterhin im niedrigen Bereich bei 0,24 µg/l (+0,01 µg/l). Die Medikation bleibt bei drei Hub Estradiol-Gel täglich und 50 mg CPA. Für das nächste Quartal, wenn ich ein neues Rezept für meine Hormone hole, werde ich bei meiner Frauenärztin nach den aktuellen Laborwerten der letzten Blutentnahme fragen.

Zu etwas vollkommen, vollkommen Anderem ... was mir in letzter Zeit so durch den Kopf geht: Wenn das wirklich so ein "todsicheres" Ding wäre, sich mit einer Überdosis Antidepressiva umzubringen, dann würden doch alle Depressiven das reihenweise tun? Macht aber keiner - wahrscheinlich führt das nur geradewegs ins nächste Krankenhaus, aber nicht in den sicheren Tod. Sollte ich mir wegen den zunehmenden Suizidgedanken in letzter Zeit Sorgen um mich machen? ... Nein, ... das ist ganz normal, ... kommt immer mal wieder.

Die Dosis der schlaffördernden (oder besser, jetzt nur noch leicht schlafünterstützenden) Serotoninhemmer/Antidepressiva werde ich verdoppeln müssen, da die schlaffördernde Wirkung nachläßt ... wieder zunehmende Schlafstörungen/Wachphasen in den letzten Tagen. Die Arbeit ist es, die mich psychisch fertig macht! Vor einigen Jahren noch als Mann angefangen, kann ich mittlerweile als hormonelle Frau überhaupt nichts mehr mit diesen Technik-Kram anfangen - und bekomme dafür all diese negativen, emotionalen Schwingungen zwischen der Belegschaft und den diversen Managementschichten unmittelbar mit! Ich fühle mich da als empfindsame Frau nicht mehr wohl. Ich will einfach nur noch kündigen und weg ... weg nach Leipzig und zu meinem Freund ziehen.

[20.03.16 / 17:43] Freitag Nachmittag unterwegs auf der Autobahn Richtung Dresden. Weit komme ich nicht, die ersten Kilometer stehe ich schon eine Stunde im Stau. Ich nutze die Zeit, um meine Mails und SMS am Smartphone zu überprüfen. Die Wohnungsbesichtigung für das kleine Zwei-Zimmer-Apartment in Leipzig für den späten Nachmittag wurde abgesagt - den Termin hätte ich durch den Stau sowieso nicht mehr halten können. Ich brauche noch etwa fünf Stunden, bis ich am Abend an einem kleinen Schloß in der Umgebung von Dresden ankomme. Fünf Bands aus der Gothic-Szene sollen hier heute Abend spielen - der Flyer dafür liegt schon seit einigen Wochen bei mir herum. Der Eintritt verzögert sich, ich verwende die Zeit wieder sinnvoll, um im Auto, bei leicht dunkler Innenraumbeleuchtung, im Kosmetikspiegel der Fahrerblende meinen Kajalstrich an beiden Augenlidern zu ziehen. 30 Minuten später stehe ich wieder am Eingang der Abendkasse. Es dauert noch mindestens zwei Stunden, bis nach 22 Uhr die erste Band spielt. Ich erkunde das Schloß mit seinen verwinkelten Gewölbekellern und stehe danach ungeduldig am Buffet im Innenhof, bis es endlich eröffnet ist und ich etwas essen kann (nur vegan). Fasziniert beobachte ich die zunehmende Besucherschar - alles coole Leute. Spätestens bei der zweiten Band ist der kleine Keller für die Konzerte vollkommen unterdimensioniert. Es wird richtig voll, auch auf einer der beiden Tanzflächen in den anderen Kellerräumen (die andere war zu kalt, dort konnte ich nur mit meinen schwarzen Wollmantel tanzen, hüftlang und mit Händen in den Manteltaschen, den Blick immer nach unten auf den Boden gesenkt - wie Grufties das so tun).

Kurz vor 1 Uhr nachts haben gerade mal zwei von fünf Bands gespielt und ich muß wieder zurück nach Leipzig fahren. Ich will nicht später als 2 Uhr bei der Wohnung meines Freundes sein, um noch eine Antidepressiva einzuwerfen - während der Fahrt durch die Nacht wäre das total fahrlässig, so müde, wie die machen. Einige Minuten nach um 2 Uhr nachts parke ich mein Auto vor der Wohnung meines Freundes. Ich klingele an der Haustür ... nichts. Beobachte sein Schlafzimmerfenster im Erdgeschoß, klingele nochmal, rufe sein Handy an, mehrmals - er macht nicht auf. Das wiederhole ich ungefähr für eine halbe Stunde, bis ich entnervt in mein altes, nicht weit entferntes Stammhotel fahre. Zum Glück ist da noch ein Zimmer frei für die Nacht.
Sonnabend am frühen Nachmittag (ich habe wieder einen späten Check-out gebucht) begebe ich mich wieder in die Leipziger Innenstadt. Zuerst einen Cappuccino als Frühstück in einer großen, nicht sehr unbekannten Kaffeehauskette am Hauptbahnhof und danach wieder in den Geschäften in der Innenstadt umherstreifen. Schwarze Kleider ... schwarzer Nagellack - aber kaufen tue ich nur ein Buch über "Tai Chi" in einer Buchhandlung (welches im Regal für "Gesundheit" stand - nicht in dem Regal für fernöstliche Kampfsportarten, für angehende Samuraikrieger und Kung-Fu-Enthusiasten). Es ist Buchmesse in Leipzig (erkennbar an den Manga-Mädchen in kurzen Miniröcken, die überall herumlaufen) und da hat sich das einfach angeboten. Mein Freund arbeitet da wieder (Catering?) und er will nach um 6 Uhr abends wieder in seiner Wohnung zurück sein. Ich esse noch etwas in einem vietnamesischen Bistro und trinke einen kleinen Espresso im Stehen am Bahnhof (mein Auto steht hier wieder im Parkhaus), bevor ich zu ihm fahre. Die Umarmung wird wieder sehr eng und herzzerreißend - das mit letzter Nacht, daß er mich nicht reingelassen hat - vergessen.

Wir unterhalten uns den Abend noch etwas auf seiner Couch. Ich zeige ihm meine Bilder von Amsterdam (und mein neues Auto, das ich mir gekauft habe), er zeigt mir seine Reisehistorie in seinem Reisepaß (sein altes Foto von ihm finde ich niedlich) und erzählt mir etwas über sein aktuelles Problem. Er braucht Geld, viel Geld, für die Bezahlung von Terminvermittlern an der deutschen Botschaft in Jordanien (genau dieselbe Praxis wie im Libanon und der Türkei) und Flugtickets für seine syrischen Familienangehörigen, die er über den Familiennachzug nach Deutschland holen will. Ich bin geneigt, ihm etwas zu geben. Nach meinem Autokauf sind noch ein paar Euro übrig.
Den Sonnabend Abend gehe ich wieder zu einem Konzert mit Bands aus der schwarzen Szene in einem Club in Leipzig. Auch hier sollen wieder fünf Bands spielen, die ersten zwei habe ich schon verpaßt, als ich gegen 22 Uhr an der Abendkasse meinen Eintritt zahle. In Leipzig sind aber nicht so coole Leute wie in Dresden. Dafür gehen die Konzerte zügig voran, besonders die finnische Deathrockband gefällt mir.
Auch diese Nacht zum Sonntag will ich wieder spätestens um 2 Uhr nachts in der Wohnung meines Freundes sein, um mir ein schlaffördernden Serotoninhemmer einzuwerfen. Vorher fahre ich noch an einer Bank vorbei ... ein komisches Gefühl, mitten in der Nacht am Automaten einen kleinen, vierstelligen Betrag Bargeld abzuheben. Ich liebe ihn. Als ich zurück in seiner Wohnung bin, schläft er bereits. Ich lege das Geld in sein Portemonnaie auf den Couchtisch und schlafe danach neben ihm ein. Er ist schon weg zu seiner Arbeit am nächsten Morgen, als ich kurz vor Mittag aufwache (die Tabletten sind wirklich gut). Leider auch dieses Wochenende wieder kein Sex für mich. Gegen Mittag noch ein Tankstellen-Frühstück und wieder zurück auf der Autobahn (ganze 600 km werde ich dieses Wochenende verfahren).

[10.03.16 / 14:50] Seit 6 Wochen gibt es für mich nur drei Arten von Nächte: drei Stunden schlafen am Anfang und die zweite Nachthälfte wach liegen, eine Stunde schlafen am Morgen und vorher die Nacht wach liegen oder eben durchgängig die ganze Nacht wach liegen. Würde ich mich dabei nicht immer wieder in diese nervösen Unruhezustände aufschaukeln und komplett die Nerven verlieren (und in Tränen ausbrechen, verdammte Hormone), wäre das im ständigen Wechsel 3/1/0 vielleicht noch zu ertragen. Die Hemmschwelle zur Einnahme von Antidepressiva sinkt, ein Serotoninhemmer soll mich wieder in den Takt bringen.
Amsterdam war schön, schlagartig konnte ich ganze vier Nächte durchschlafen (einmal sogar mehr als 8 Stunden) - die ersten beiden Nächte nach der Rückreise liege ich wieder wach in meinem Bett. Meine Ärztin bezeichnet das als "Anpassungsstörungen" - äußerlich (und emotional) verändert sich mein Körper zur Frau, aber ich bleibe weiter teilweise gefangen in meinem alten männlichen Leben, welches ich noch nicht komplett abstreifen konnte (Arbeit und soziales Umfeld, die mich noch als Mann kennengelernt haben). Ich brauche endlich einen großen Bruch mit meiner Vergangenheit ... in Amsterdam habe ich mich so frei und glücklich gefühlt (genauso wie bei all meinen anderen Reisen: Kalifornien, New York, Tokio, Rom).

Nachtrag: ... und (fast wieder *) abgesetzt. Ich kann mich mit der Pille zwar für mehr als 8 Stunden die Nacht "wegknallen", aber der Tag darauf ist weniger erholsam oder lebbar wie nach einer 3-Stunden-Nacht. Viel zu müde und benommen ... und Hunger auf alles mögliche. Ich weiß, daß es auch ohne geht, Amsterdam hat es gezeigt.
(* Ich nehme sie ja doch ... endlich wieder ein- und durchschlafen. Nur die erste Einnahme hatte so einen großen Überhang in den nächsten Tag, die weiteren Tage/Nächte waren angenehmer.)

[07.03.16 / 22:25] (Teil 2) Quer durch das Rotlichtviertel zur besagten Kirche. So interessant ist die nun auch wieder nicht, nur daß ich etwa über 2500 Grabplatten laufe, mit 10000 Leichen. Halb Amsterdam der letzten 500 Jahre liegt hier begraben. Als ich die Kirche verlasse, ist es noch viel zu früh zum Abendessen und ich begebe mich wieder auf eine Einkaufstour. Stationen sind ein Leder- und SM-Geschäft in der Warmoesstraat, diverse Sexshops im Rotlichtviertel (ich will etwas Schönes für mich und meinen Freund kaufen) und ein Geschäft für Fetischkleidung oder einfach nur etwas Aufreizendes für die Dame. Kaufen tue ich aber letztendlich nur ein 90x90 cm Baumwolltuch in einem kleinen Laden für Schals und Tücher. Keine Seide, aber dafür in Grün mit bedruckten Blumenmuster.
Weiter in einen der unzähligen Coffeeshops von Amsterdam, noch einen Kuchen als Proviant für die Zugfahrt zurück am nächsten Tag kaufen und Abendessen in einem tibetischen Restaurant - danach wieder zurück in den Coffeeshop und einen noch viel mehr potenteren Schoko-Muffin kaufen. Hoffentlich laufen bei Grenzübertritt nicht wieder deutsche Drogenspürhunde durch den Zug. (Nachtrag: Keine Hunde, nur Paßkontrolle mit sehr irritierten Gesichtern ... wegen dem männlichen Namen und Foto.)

[07.03.16 / 22:24] Der vierte Tag in Amsterdam, gegen Mittag zum Rembrandthaus. Vom Hotel aus nur etwa 750 m entfernt (und getrennt) durch das angrenzende Rotlichtviertel. Die Frühschicht steht schon bereit. Das Rembrandthaus zeigt einen rekonstruierten Einblick in die Wohnwelt des alten Meisters. Die Schauvorführung der Druckpresse ist sehr interessant. Im Museumsshop kann man seine Farben kaufen - "The Joy of Painting" mit Rembrandt.
Weiter am frühen Nachmittag zum "He Hua"-Tempel in Chinatown - leider montags geschlossen. Kurz in einer angrenzenden italienischen Bar einen Espresso trinken und über eine Planänderung nachdenken. Die "Oude Kerk" ist noch in der Nähe, aber vorher gehe ich noch in einen asiatischen Supermarkt einkaufen. Ich vermisse mein grünes Matcha-Eis aus Tokio. Tatsächlich gibt es in dem Laden Matcha-Eiscreme im Tiefkühlfach, aber die Packung ist viel zu groß. Taiwanisches Matcha-Konfekt muß als Ersatz herhalten. (Ende Teil 1)

[06.03.16 / 22:47] Tag 3 in Amsterdam - Sonntag und Museumstag. Gegen späten Vormittag vom Hotel aus zum Rijks Museum (diesmal ohne Absätze, in weiser Voraussicht habe ich auch meine "Doc Martens"-Stiefel zum Wechseln dabei - mit neuen "Comfort"-Einlegesohlen). Die beiden Höhepunkte in dem Museum sind natürlich die Gemälde Vermeers "Milchmädchen" und Rembrandts "Nachtwache", vor der sich die Touristen scharen.
Stunden später am Nachmittag wieder zurück in die Altstadt von Amsterdam zum Hanfmuseum. Nichts was ich nicht schon über diese Nutzpflanze wüßte, aber einige interessante Exponate. Weiter bei Anbruch der Dunkelheit zum Museum des Rotlichtviertels, dem "Red Light Secrets". Dieses Museum überrascht mich mit interessanten Einblicken in das Leben, bzw. die Arbeit einer Prostituierten und neuen Informationen. Das rote Licht im Schaufenster steht für eine "normale", bezahlbare Geliebte, das blau-lila oder purpur eingefärbte Licht für das einer Transgender oder She-male (schön zu wissen, daß ich meine Internetseite von Anfang an schon richtig einfärbe). Weiter zum Abendessen in einer Pizzeria und wieder zurück zum Hotel.

[05.03.16 / 23:47] Der zweite Tag in Amsterdam - und unzählige Kilometer auf Kopfsteinpflaster ... in Absätzen (von wegen in Amsterdam liegt alles in der Nähe). Den späten Vormittag noch entspannt vom Hotel aus zum Blumenmarkt und von dort aus zur parallel liegenden Reguliersdwarsstraat, dem "Gay Hot Spot" von Amsterdam. Außer zwei Regenbogenfahnen und ein paar Clubs, die nur abends oder nachts offen sind, ist nichts zu sehen (die Idee gegen Abend hier wieder zurückzukehren, werde ich aber gegen Ende des Tages wieder verwerfen). Weiter zum Rembrandtplein zum Pfannkuchen Essen gegen Mittag. Vorbei an den Grachten mit den unzähligen pittoresken Fotomotiven.
An der Keizersgracht besuche ich noch die alte Stadtvilla der Patrizierfamilie van Loon, bevor ich mich auf den kilometerlangen Marsch zurück zum Anne-Frank-Haus in der Prinsengracht mache. Zu viele Touristen, ein Foto von außen reicht. Für mich viel interessanter und vollkommen touristenfrei ist das ganz in der Nähe liegende "Homomonument". Weiter den Nachmittag in ein Fachgeschäft für BDSM-Utensilien und in eine Bar hinter dem Hotel, einen Espresso trinken. Beide Standorte (die Bar und das Geschäft) von außen und vom weiten schon durch die im Wind flatternde Regenbogenflagge erkennbar. Wie ein Leuchtturm für mich. Kurzer Aufenthalt im Hotel und weiter zum Abendessen in ein amerikanisches Restaurant.
Den Abend laufe ich noch mit einem Abstecher über das Rotlichtviertel (viel zu viele junge Männergruppen, die eh nur gucken wollen) wieder zurück zum Hotel. Spätestens jetzt sind die Füße in den Stiefeln mit den hohen Absätzen so weit kaputt, daß ich die Nacht (Sonnabend Abend) nicht mehr Ausgehen möchte (aber nur diese Stiefel passen zu dem Kleid).

[04.03.16 / 23:17] Der erste Abend in Amsterdam, vom Bahnhof aus in das Hotel in der Nähe (alles liegt in der Altstadt von Amsterdam in der Nähe) und bei Anbruch der Dunkelheit, erste Berührungsversuche mit dem Rotlichtviertel. Zu viele junge Männer in den engen Straßen. Weiter in ein Steakhaus zum Abendessen, wieder kurz zurück in das Hotel und noch einmal in das Rotlichtviertel. Ich gehe auch gezielt in die Gasse, von der ich erfahren habe, daß dort transsexuelle Prostituierte arbeiten sollen. Sie sind genauso hübsch und jung wie die anderen beneidenswert hübsch und jungen Damen in den anderen Schaufenstern unter dem Rotlicht. Kein Unterschied ist von außen zu erkennen. Ihr Lächeln überspielt die Tragik ihrer schweren, körperlichen Sexarbeit.

[03.03.16 / 22:01] Ein Jahr nach meiner Antragstellung für die Namens- und Personenstandsänderung (exakt 1 Jahr und 1 Woche) habe ich meinen zweiten Gutachtertermin, in Halle. Auch diese Gutachterin ist wirklich sehr nett. Sie hat bewußt meinen Lebenslauf vorher nicht gelesen, um mich unbeeinflußt davon kennenzulernen. Die anderthalb Stunden erzähle ich so Dinge, die so nicht in meinem Lebenslauf stehen (u.a. meine frühe Kindheit). Der Bogen gestaltet sich weiter über meine Schicksalsschläge und schweren medizinischen Diagnosen in meiner Vergangenheit (mit bildlicher Darstellung meines einzigen Suizidversuches vor vielen Jahren) und weiter bis zur aktuellen Gegenwart, das letzte Wochenende mit meinem Freund - ich wünschte, ich könnte schwanger von ihm werden, aber das ist unmöglich. Meine Schlaflosigkeit führt sie als Psychiaterin auf eine aktuelle Depression zurück ... zu viele unverarbeitete, innere Konflikte. In 6 Wochen schickt sie den Bericht an das Amtsgericht. Dann noch ein, zwei oder drei Monate und ich sollte endlich meine neuen Dokumente und Ausweispapiere erhalten (und hoffentlich nie wieder als "Herr" angesprochen werden).

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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