morgana81 - gothic transgender

Der Sonntag ...

[02.12.19 / 20:16] Der Sonntag ... hatte ich den Sonnabend Morgen noch den Rest Müsli, aufgequellt in klarem Wasser, findet sich den Sonntag Mittag nichts Eßbares mehr in meiner kleinen Miniküche. Den leeren Kühlschrank ziehe ich einfach den Stecker, ich esse zwei Croissants (+ doppelten Espresso) in dem kleinen Café um die Ecke - ich bin da sowieso, um zwei Stück Kuchen für mich und meinem neuen Biker-Freund einzukaufen - ich fahre den frühen Sonntag Nachmittag ihn besuchen!
Das letzte Wochenende war schon ein Treffen geplant, aber ich habe mich da "nicht gefühlt", mußte ihn leider enttäuschen. Groß ist seine Freude (und meine auch), als ich dann den Sonntag Nachmittag, nach einer Stunde Fahrtzeit, Punkt 15 Uhr an der Haustür klingele und ihm an der Wohnungstür den eingepackten Kuchen überreiche: "Ich habe Kuchen mitgebracht!" Kuchen ... besser als Sex.
Ein Gläschen Sekt für ihn und mich auf seiner Couch (meinen Geburtstag nachfeiern) ... meine letzte, fettreiche Mahlzeit liegt 24 Stunden zurück, ich trinke mehr als nur auf nüchternen Magen, ein zweites Glas muß ich dankend ablehnen (noch so eins und ich liege komplett flach). Wir fahren den Abend noch etwas essen, eine Pizzeria in der Gegend.
Wieder zurück ... es wird ein Filmabend auf seiner Couch, ein gewaltvoller Actionfilm mit rivalisierenden Motorradgangs auf seinem Laptop und anschließend das Sonntag-Abend-Spielfilmprogramm im Fernsehen ... noch so ein Actionfilm, aber gut gemacht.
Danach ... für was bin ich eigentlich hier? Genau ... Sex! "Erotische Ausschweifungen", wir ziehen uns in sein Schlafzimmer zurück. Neu wird für mich der Einsatz eines Vibrators, das kenne ich noch nicht. Es summt, vibriert - ich übernehme ihn aus seiner Hand, weiß genau, wo ich damit hin muß ... schon irgendwie angenehm.
Ich weiß nicht, wie oft ich den Tag an meinen Ex-Freund denke, so langsam begreife ich, wie sehr ich mich verloren hatte. Ich hatte zum Schluß den Sex nur noch für ihn gespielt, war nicht mehr, als eine Hure. Ich will wieder zu mir zurückfinden, durch Masturbation mich befreien, mein Körpergefühl wiederhaben, wieder eine Frau sein! (Das, was du mir genommen hast.) Mein neuer Freund ist da sehr einfühlsam, bildlich gesehen streckt er mir seine Hand aus, um mich aus der düsteren Finsternis und dem Loch zu ziehen ... ich muß sie nur ergreifen. Wir schlafen weit nach Mitternacht zusammen ein.

Montag irgendwann zwischen sechs und sieben Uhr nochwas, es ist draußen immer noch dunkel, sein Wecker klingelt, er muß zu seiner Arbeit. Den Abend zuvor hat er mir in seiner Küche schon alles gezeigt, den Ofen, die Brötchen, die Kaffeemaschine - ich kann dann den Morgen alles alleine machen, wenn ich dann gehen will, ich muß die Wohnungstür nur hinter mir zuziehen. Ich drehe mich um und schlafe weiter, bis irgendwann kurz vor Montag Mittag.
Eine Dusche nehmen, mich anziehen, alle meine Sachen zusammensuchen, meine Haare kämmen, mein Hormongel auftragen - die blaue Dose mit dem Gel stelle ich kurz ab auf seinem Waffenschrank, neben dem Waffenöl ... ich finde, das ist ein sehr guter Platz für weibliche Hormone. Das Frühstück später bereite ich für mich genauso gut zu, wie er es mir gezeigt hat, der Kaffee in der Thermoskanne der Maschine ist tatsächlich noch warm. "Danke für das Frühstück", noch eine Nachricht an ihn über mein Telefon, als ich dann gegen Mittag wieder zu meinem vor dem Mietshaus stehenden Auto gehe, der rote Roadster da unten vor dem Küchenfenster - den ich selber bezahlt habe. 20 Jahre Altersunterschied liegen zwischen ihm und mir - natürlich ist er damit mein Sugar Daddy. (Ende Teil 2/2)

[02.12.19 / 20:15] Ein kleines Post-Punk-Festival das letzte Novemberwochenende in Leipzig - ich bin den Freitag Abend viel zu spät dran, angekommen in meiner Wohnung, nur schnell die Tasche beiseite legen, kurz ins Bad - dick Kajal / schweres Parfüm - mich umziehen. Die neuen Stiefel, eine eng anliegende, anthrazitfarbene Stretch-Jeans (extra zu den Stiefeln gekauft), der schwarze Kapuzenpullover und meine Lederjacke (+ Schal) und ... endlich habe ich wieder passende Stiefel zu meinem alten Nietenhalsband, das Accessoire schnell um den Schaft gewickelt. Alles kombiniert mit Silberschmuck (mal meine alten Ringe).
Die verlorene Zeit in meinem straffen Ablaufplan hole ich nicht wieder ein, die von mir extra genommene Straßenbahn hängt im stockenden Berufsverkehr in der Leipziger Innenstadt hinter einer der freitags üblichen Umweltdemos. Kurz nach 17:30 Uhr erreiche ich das Festivalgelände im Werk 2 in Connewitz, tausche an der Kasse mein ausgedrucktes Online-Ticket gegen ein Festivalbändchen und betrete die kleine Halle mit der Bühne, die erste Band spielt schon ... vor kleinem Publikum - Freitag später Nachmittag / früher Abend! Das schafft doch niemand! Erst mal ankommen, eine Cola an der Bar, nach und nach meine warmen Sachen ausziehen.
Die ersten beiden Bands kenne ich nur vom Namen, etwas Regionales, etwas Punk, etwas Free-Jazz-Improvisiertes? Die Platte am Merchandise-Stand liegt auch in meinem näheren, familiären Umfeld in der Vinylsammlung herum. Die dritte Band ... Briten? Holländer? [Anm. der Verfasserin: Es ist tatsächlich eine Band aus den Niederlanden.] Den Moog-Synthesizer erkenne ich sofort am Klang während der Umbauphase und dem Soundcheck, der Auftritt selbst wird ganz amüsant, ich mag den Sänger mit seinem Entertainer-Schnurrbart.
Von der vierten Post-Punk- oder Shoegaze-Band [Shoegaze: Bei Feedback-Orgien mit der E-Gitarre, den Kopf gesenkt, auf die eigenen Schuhe starren] sehe ich nur die letzten Titel, ich war kurz in dem gegenüberliegenden Restaurant auf dem Festivalgelände einen Salat essen ... sehr unvorteilhaft gewählt mit Knoblauchbrot als Beilage. Bei der fünften und vorletzten Band drehen sich die Menschen vor mir schon um und ich habe angenehm viel Platz nach vorne heraus. Ja ich weiß ... Entschuldigung! Aber eigentlich bin ich nur für den Headliner da. Die letzte Band des Abends ... Post Punk, Shoegaze, Gothic Rock, Alternative, alles komplex verwebt in ausgiebigen, langen Songs, eine wunderbare Sängerin - ich decke mich nach dem Konzert am Merchandise-Stand mit den letzten Alben ein. Das Album mit dem Titel der Zugabe fehlt, ich muß es irgendwann später mal nachkaufen.
Während der zweiten Hälfte des ersten Festivalabends hat sich die kleine Veranstaltungshalle gefüllt, es sind kaum Sitzmöglichkeiten vorhanden (das Festival zu Pfingsten hatte in derselben Halle wenigstens noch ein paar Barhocker und Tische) und das Konzert geht gegen ein Uhr nahtlos in die Aftershow-Party über. Viel tanzen werde ich nicht - es ist der erste Abend in meinen neuen Stiefeln mit dem hohen Blockabsatz ... nur ein alter Achtziger-Jahre-Underground-Song zieht mich auf die Tanzfläche: ...but I know I have to be there.
Kurz vor drei Uhr die Nacht bin ich schon wieder draußen in der Kälte und suche nach einem Taxi zurück zu meiner Wohnung. Noch vor vier Uhr falle ich, dort angekommen, kaputt ins Bett ... endlich meine Füße entlasten, den ganzen Abend in den Absätzen - aber die sehen todschick aus, mit dem Nietenhalsband.

Sonnabend Nachmittag, ich liege gut in der Zeit, Beine rasieren, Make-up, Klamotten (dieselben der letzten Nacht), nahtlos ohne langes Warten mit der Straßenbahn in die Südvorstadt fahren, eine Pizza essen ... das Straßenbahnticket ein paar Minuten überziehen und ein paar Stationen weiter in Richtung Connewitzer Kreuz. Einlaß und Konzertbeginn sind für den zweiten Festivaltag eine halbe Stunde früher, gegen 17 Uhr, der Verkehr auf den Straßen ist entspannter und die kleine Halle ist für die ersten Bands schon gut gefüllt mit schwarz gekleideten Publikum.
Die Berliner Gothic-Band als Opener kenne ich schon (mit "Entourage" im Publikum, jedenfalls ich), die danach aufspielende, zweite Band mit der hübschen Sängerin, gefällt mir auch ganz gut. Nur die dritte Band ... ich sitze schuhbedingt etwas weiter hinten im Publikum (einer der raren Sitzplätze auf ein paar Tischen), lasse das ganze Konzert auf mich wirken - Shoegaze, dunkle Riffs, schleppende Rhythmen: Noch so'ne Düster-Band und ich nehme mir den Strick! (Hoffentlich sind nicht alle Bands so den Abend.) Set und Setting - ich bin für solch düstere Dramatik und Schwermut gerade nicht in Stimmung, es zieht mich herunter. Später werde ich im Gespräch mit einem anderen Festivalbesucher erfahren, daß der Auftritt so schon ganz gut war und die Band ihre Fans im Publikum hat.
Die vierte Band ist meine Rettung, ich bewege mich in die vorderen Reihen des Publikums, die Musiker auf der Bühne während des Soundchecks zaubern ein Lächeln in mein Gesicht, ihre Punkerkutten übersät mit Nieten und Buttons. Die vom Drummer schnell angezählten Takte für die ersten Songs enttäuschen mich nicht - endlich mal wieder ein bißchen Punk! Post Punk aus UK ... ein oder zwei Titel kenne ich schon, den Namen der Band sowieso (eine der drei Bands, weswegen ich überhaupt hier bin), aber woher? Aus DJ-Playlists? Die Radiosendungen eines ominösen, britischen Moderators im öffentlichen Rundfunk weit nach Mitternacht? Bis auf den Festival-Headliner findet sich keine der Bands in meiner Plattensammlung ... bis jetzt. Auch bei dieser Band kaufe ich ein paar Alben nach dem Auftritt an dem Stand für das Merchandising.
Die fünfte Band des zweiten Abends ... während ich das ganze Festival schon die Beleuchtung und die ganze, aufwendige Bühnentechnik bewundere, hat der Typ an der Lichtorgel es jetzt wirklich übertrieben - zuckende Lichtblitze, die Musiker an ihren Instrumenten eingehüllt in den dichtesten Nebel, den die Nebelmaschine liefern kann. Der eine Gitarrist hängt schon - übertrieben gesagt - mit der Nase an den Saiten, der Sänger dieser noch jungen Band, stolpert wahrscheinlich über ein Kabel, es ist kaum noch etwas zu erkennen auf der Bühne - aber eine Wahnsinns-Show! Angemessen zu dieser ekstatischen Post-Punk und Wave-Musik.
Die letzte Band diesen Abends und dieses kleinen Festivals rettet (nach der Band davor) nur noch ihr legendärer Ruf die Headliner-Würde. Ihr erstes Album liegt in meiner Plattensammlung, ihre über die letzten 10 Jahre sporadisch veröffentlichten, weiteren zwei Alben haben auch ihre Anhänger im Publikum. Die Halle ist voll, ich stehe mittendrin, der erste angespielte Song aus ihrem ersten Album überrascht mich ... den hätte ich als Zugabe erwartet. Die alten Songs werden besonders bejubelt, jeder erste Akkord erkannt, auch von mir. Ich versinke in meinen Lieblingssongs. Die neuen Titel in Erwartung eines neuen Albums lassen die verschiedenen Stilrichtungen und Weiterentwicklung der Band erkennen - und werden vom Publikum angenommen. Eine oder zwei Zugaben und die Band verschwindet wieder ... und hinterläßt ein zufriedenes Publikum (jedenfalls mich).
Die Disko danach ... allzu lange möchte ich wie die (gefühlt) Hälfte der Gäste auch nicht bleiben, die meiste Zeit der anderthalb Stunden zwischen 1:30 und 3:00 Uhr sitze ich auf den verwaisten Tischen, auf dem zuvor die verschiedensten Alben der Bands, schwarzen T-Shirts, Patches usw. verkauft wurden. Einzig der Titel der L.A.-Band bringt mich auf die Tanzfläche.
Pünktlich drei Uhr nach Mitternacht, ich verlasse die kleine Halle und das Festivalgelände und laufe zu der Straßenbahnhaltestelle am Connewitzer Kreuz, anders wie die Freitag Nacht zuvor, fahren den Sonnabend ein paar Nachtlinien mehr. Mit der (mit Party-Publikum vollen) Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof und dort, nach ein paar Warteminuten, mit der Nachtbuslinie (genauso voll) weiter zu der Haltestelle in der Nähe meiner Wohnung. Kurz vor vier Uhr bin ich da. Stiefel ausziehen, usw. und ins Bett fallen, noch ein paar Stunden schlafen bis Sonntag Mittag. (Ende Teil 1/2)

[28.11.19 / 15:40] Vinyl-Unboxing #1 - Der Versandweg aus den USA hat nur einen Monat gedauert! Ende Oktober bei einem Plattenlabel bestellt, Ende November bei mir an der Tür angekommen. Das Päckchen lag über das Halloween-Wochenende ein paar Tage in Chicago (kann ich alles online sehen), vier Tage mit dem Flugzeug über den Atlantik, dann nur zweieinhalb Wochen beim Zoll in Frankfurt - und jetzt bei mir. Ich hatte mit viel länger beim deutschen Zoll gerechnet, ich wußte ja, daß der Kaufbetrag etwas höher ausgefallen ist.
Das zweite und das dritte Album der charismatischen Band aus Los Angeles, deren Konzert ich im Oktober in Leipzig gesehen habe (und bei denen ich am Merchandising-Stand hinterher nur die paar Kröten für das erste Album zusammenbekommen habe).

[28.11.19 / 15:39] IPL-Nachbehandlung #8 (#25) - Die Intensität am Gerät wird bis an die Belastungsgrenze gefahren ... meine oder die des Geräts? Ein paar vereinzelte, dunkle Haare und die lästigen, hellen und fast weißen Haare am Kinn ... es muß noch soviel Lichtenergie wie möglich bis an die Haarwurzel geleitet werden, um diese für die nächsten Jahre (im Idealfall für immer) am Wachstum zu hemmen, oder der Neubildung von Farbpigmenten.
Kleine Serviceleistung am Ende der Prozedur, die freundliche Mitarbeiterin trimmt meine Augenbrauen für das bevorstehende Wochenende. Ich hatte nachgefragt, ob ich die entfernen oder zupfen lassen könnte für ein besonderes Event nächsten Sommer (bei dem ich umwerfend schön aussehen muß), natürlich kann ich die auch mit der IPL-Technik entfernen, bzw. in Form bringen lassen ... ist nur eine Kostenfrage.

[10.11.19 / 21:37] Sonnabend später Vormittag, Frühstück bei ihm, Kaffee und Brötchen, eine Dusche nehmen, mich anziehen. Tagesplanung: Aufbauen und Vorbereiten auf dem Clubgelände gegen Mittag - er hat mich als Helferin schon fest eingeplant. "Willst du noch kurz mit mir in die Garage gehen, meine Motorräder angucken?" Klar, warum nicht? Mit seinem Kumpel, der auch extra für das Treffen angereist ist und bei ihm im Wohnzimmer übernachtet hat, schauen wir uns noch seine Maschinen an ... die eine ist die größere Version der Tourensportler, auf der ich 2008 meine Prüfung gemacht habe, die andere ist der Chopper vom letzten Treffen ... interessiert betrachte ich die angebauten Auspuffteile. Kurz darauf, er belädt seinen Transporter - in dem wir, er und ich, zusammen schlafen werden (wieso erfahre ich das immer so nebenbei?) - mit Bettzeug, ich packe meinen ganzen Kram wieder in den Kofferraum meines Autos und folge ihm dann die Straßen ein paar Ortschaften weiter zu dem Clubgelände der "befreundeten Motorradfahrer" (kein offizieller MC, kein starres Regelwerk).
Das Gelände mit dem Clubhaus liegt wirklich sehr idyllisch gelegen am Ufer eines toten Seitenarms der Elbe irgendwo bei Dessau, die Mitglieder haben sehr viel Arbeit darin investiert, ich helfe noch mit beim Aufbau des Partyzeltes, bevor ich mich dann mit meiner neuen Bekanntschaft, in einem Clubraum etwas abseits, den Nachmittag auf der Ledercouchgarnitur entspanne. Es dauert immer bis 16 Uhr, bis ich mich von meiner Dröhnung Tabletten die Nacht erhole ... unvorteilhaft die doppelte Dosis nachgeworfen, mit Alkoholkonsum. Er richtet vorher noch seinen Transporter ein (der nur ein paar Meter weiter um die Ecke steht, in unmittelbarer Nähe zu meinem Auto) und zeigt mir dann alles, das Gelände, die Leute, unsere Schlafgelegenheit. Ich bewundere einen schönen Sonnenuntergang beim Blick aus dem Fenster aus diesem alten ... Bootshaus? (Es ist kein Bootshaus, aber so ähnlich.)
17 Uhr, ich werde halbwegs wach, 18 Uhr, ich bin wach - schnell den Kajal vor dem Spiegel der Damentoilette nachziehen - das Schwein wird angeliefert, fertig zugeschnitten auf großen Blechen, die ersten Gäste kommen, alle werden in dem Clubhaus per Handschlag begrüßt ... so viele Rockerkutten übersät mit Patches. Ich bin eine der ersten, die das Schweinefleisch probieren, zusammen mit Grünkohl und Sauerkraut. (Ich bin offensichtlich nicht vegan, oder Vegetarierin ... auch wenn ich Schweinefleisch ansonsten ablehne.)
Nach und nach kommen mehr Gäste den Abend dazu, manchmal auch mit Frauen (so als hübsches Beiwerk). Was mir auffällt, ist das Alter der Motorradrocker, die Szene ist nicht wirklich jung belebt. Laute Musik, Bier, eine Bar, jeder gibt jedem einen aus (per "Bon-Zettel"), mein neuer Freund ist in der Menge unterwegs, Kontakte und sein Netzwerk pflegen, arbeitet ab und zu an der Bar ... ich sitze die meiste Zeit auf einer Biergarten-Holzbank im (sehr klimaunfreundlich) beheizten Clubhaus. Noch halte ich tapfer durch mit Wasser und einem Becher Cola, meine Weinflasche im Kofferraum ist eigentlich für umsonst (und ich dachte, das wird so eine Privatparty).
20 Uhr - Zeit zum Trinken! Die Motorradrocker, die sich immer wieder an meinen Tisch gesellen und ein Gespräch mit mir anfangen, sind schon leicht irritiert, daß bei mir keine Bierflasche steht - ich bestelle an der Bar meinen ersten Becher Rotwein. Meine - jetzt schon zwei - guten Vorsätze: Halte dich die Nacht von dem harten Stoff fern und ... kein Alkohol nach Mitternacht! Die Bikerparty ist wirklich gut besucht, die Lautstärke der Musikanlage wird immer höher aufgedreht: "Onkels?" "Helene Fischer?" Ich bin von mir überzeugt, meine Toleranzschwelle zu kennen - doch die Stimmung kann allen hier niemand vermiesen. Ein älterer, gut gelaunter Biker versucht ständig mir eine Rum-Cola auszugeben: "Für mich bitte nur Rotwein." Seine Avancen mir gegenüber bekomme ich nicht mit, ich bin dafür blind. Ein zweiter Becher Rotwein, ein dritter Becher Rotwein.
Ein harter Kern sitzt ständig mit mir am Tisch - irgendwann zerspringt auch meine Schale und ich ... tanze auch mal. Tue ich nur betrunken oder bin ich tatsächlich betrunken? Ich bekomme einen Tanzkurs, eine Physiotherapie, viele gute Gespräche ... wenn ich mich jetzt nicht besaufe, mit Filmriß und Kotzen, immer wieder eisern die Rum-Cola abweise und mich an meinem Becher Rotwein festkralle - und mich den nächsten Tag noch an diese super Party und die richtig gute Stimmung erinnern kann - dann habe ich alles richtig gemacht.
Gegen Mitternacht ... war ich bis hierhin noch überrascht, daß drinnen wie draußen (in der Kälte!) an die 100 oder 200 Gäste stehen, wird es nach Mitternacht wieder leerer. Ich wechsele an der Bar von meinem vierten Becher Rotwein auf Mineralwasser. [Anm. der Verfasserin: Laut Promillerechner den nächsten Tag bei gegebener Körpergröße und Gewicht, als Frau, ab hier spätestens 1,1 Promille!] Mein neuer Freund für dieses Wochenende hat jetzt wieder mehr Zeit für mich und steht neben mir an der Bar ... noch ein paar mehr Umarmungen und Schmusen und ich falle dich gleich an wie ein wildes Tier! So schnell die Gäste den Abend das Clubhaus befüllt haben, so langsam lichten sich die Reihen, nur eine Handvoll bleibt zum Übernachten hier. Mein Freund und ich wir ziehen uns irgendwann auch in seinen Transporter zurück. Er hat die Standheizung schon ein paarmal laufen lassen, es ist sternenklar und eiskalt geworden, meine Atemluft kondensiert schon jedes Mal, als ich den Abend den Weg draußen im Schein des (fast) Vollmondes zu den Toiletten gehen muß.
Die Matratze in dem kleinen Transporter liegt sich wirklich sehr bequem, eingehüllt in das Bettzeug wird es mir die Nacht nie kalt - ich halte für den Notfall auch noch meine geliebte Leopardendecke (für spontane Übernachtungen) im Kofferraum meines Autos nebenan bereit. Er ist ziemlich müde, ich bin müde, uns ist beiden klar, daß da jetzt nicht mehr viel geht. Für Zelten und Übernachten auf Bikerpartys habe ich Oropax dabei, aber die Musik aus dem Clubhaus mit der Bartheke ist weit entfernt. Wir schlafen nach kürzester Zeit zusammen ein.

Sonntag ... früh? Später Vormittag? Die Sonne scheint in das Rückfenster des Transporters, ich suche meine schwarzen Sachen zusammen ... wo ist eigentlich mein BH? Mit einem geliehenen schwarzen Pullover von ihm flitze ich kurz zu den Waschräumen und den Toiletten in dem Clubhaus. Der Geruch von aufgebackenen Brötchen schwebt in der Luft, ich werde von einem bekannten Gesicht vom letzten Abend begrüßt ... zurück zum Transporter, mit voller Blase wollte ich ihm nicht da unten machen lassen.
Durch die Gespräche mit seinem Bekanntenkreis den letzten Abend habe ich erfahren, daß er immer wieder eine neue Flamme mit in die Runde bringt ... ich weiß auch nicht so recht, was sich zwischen uns entwickelt - aber dafür, was er die Nacht vorher in seiner Wohnung, in seinem Bett mit mir da unten erreicht hat - dafür muß ich mich revanchieren! Ich tue das, was ich am besten kann...
Irgendwann den späten Sonntag Vormittag ziehen wir uns an (meinen BH lasse ich weg), werfen die Rockerkutten und Lederjacken über und gehen zurück auf das Clubgelände zum angerichteten Frühstücksbuffet: Kaffee, Brötchen, Aufschnitt und sogar Konfitüre (die wohl nur ich esse). Ein mitgebrachter Hund zerbeißt unbemerkt (außer von mir) seine Leine und freut sich seiner Freiheit, eine Glühlampe zerspringt beim Abhängen der Kette auf dem Pflaster und ich sammle die kleinsten Scherben auf (für die Hundepfoten). Beim Abbauen des großen Partyzeltes helfe ich noch mit, beim Saubermachen bin ich schon verschwunden und sitze anschließend auf einem Bistrostuhl am Ufer des Flußarms und lasse mir die wärmende Sonne ins Gesicht scheinen: Wir sitzen alle in einem Boot - aber ich sitze auf dem Sonnendeck! Ich muß unbedingt mal den nächsten Sommer mit meinem Motorrad hier anreisen. So eine gute Stimmung die letzte Nacht bzw. Abend.
Ich versuche alle der noch anwesenden Clubmitglieder zu erreichen und mich von ihnen zu verabschieden - auch von meinem neuen Freund trenne ich mich, zurück an meinem Auto, mit einer herzlichen Umarmung und einem Kuß ... Mach ihn nicht kaputt. Meine Gedanken, er mußte schon so viel mit seinen verflossenen Liebschaften durchleben. Die gestartete Navigationssoftware auf meinem Telefon zeigt ins Nichts, das ist keine öffentliche Straße, ich finde den Weg alleine zurück in den Ort.
Die Software mit der Stimme läuft noch ein paar Kilometer weiter und fordert mich ständig auf, umzudrehen, zu wenden, durch Nebenstraßen abzubiegen und auf diese A9 zu leiten. "Ich bin kurz vor Bitterfeld, ich fahr doch den ganzen Weg jetzt nicht wieder zurück!" Entnervt (verkatert?) schmeiße ich das Telefon (stummgeschaltet) auf den Beifahrersitz neben mir und fahre die ausgeschilderte Bundesstraße auf Sicht den sonnigen Sonntag Nachmittag zurück nach Leipzig ... der Typ da vor mir fährt auch derbe Schlangenlinien. Kurz bevor ich in die Straßenzüge zu meiner Wohnung einbiege, kaufe ich in dem leckeren Café an der Ecke noch zwei Stück Kuchen für mich für den Sonntag ... das brauche ich jetzt einfach, und eine Dusche. (Ende Teil 2/2)

[10.11.19 / 21:36] "Now turn right!" Die Navigationssoftware lotst mich überraschenderweise im Dunkeln des Freitag Abends auf einen asphaltierten Feldweg irgendwo kurz vor Dessau, ich bin für ein Wochenende eingeladen bei einem Biker, den ich bei einem Motorradtreffen im Mai diesen Jahres kennengelernt hatte. Er wohnt in einem Dorf / Ortsteil in der Nähe dieser "Metropolregion" von Sachsen-Anhalt. Angekündigt habe ich mich für 18 Uhr, ein paar Minuten später parke ich mein Auto vor dem Mietshaus und klingele bei ihm.
Die Wohnung ist mir sofort vertraut, ein standardisierter 60er Jahre DDR-Block, er hat noch mehr Leute für das Treffen / die Party seines Clubs den nächsten Tag eingeladen und zeigt mir das kleine Zimmer mit seinem Bett, in dem wir "zusammen" schlafen werden. So ganz unvorbereitet bin ich nicht ... ich habe so etwas schon geahnt (und ich war bei dem Treffen im Frühjahr schon so weit, mit ihm was anzufangen). Wenig später verlassen wir schon wieder seine Wohnung für das Abendessen in einer Dorfkneipe, zu der wir von Bekannten gefahren werden.
Das Lokal ist sehr gut besucht, viele Stammgäste (und ich dachte, die kleinen Dörfer seien ausgestorben). Ich lerne ein paar mehr von seinen Freunden kennen ... für mich noch ungewohnt, da ich ja neu bin und nur ihn kenne. Die Karte mit dem Tagesmenü lesen: Einmal vegetarischer Nudelauflauf für mich - und für die anderen ... Schwein (das große Schweineessen den nächsten Abend kommt noch). Eine Runde wird ausgegeben, für die Herren Bier und Schnaps (den ich nicht ablehnen kann und mittrinken muß) und für die Damen ein Glas Rotwein. Eine Bekannte von ihm sitzt noch mit am Tisch und wir verkosten uns durch das portugiesische Rotweinangebot der Gaststätte, bis wir den passenden gefunden haben. Tatsächlich habe ich im Kofferraum meines Autos noch extra eine Flasche Primitivo Doppio Passo gelagert, damit ich für den Fall der Fälle des gemeinschaftlichen Besaufens eben nicht ständig einen Rum, Whisky, Korn usw. mittrinken muß: Ne, ne, ich hab' da mein eigenes Zeug mitgebracht! Ein guter Vorsatz für das Wochenende ... halte dich von dem harten Stoff fern (ich spüre sehr schnell, daß ich den Hochprozentigen nicht hätte trinken sollen).
Mein Telefon bleibt das ganze Wochenende in meiner Handtasche, ich löse mich von meinem Zwang, ständig die genaue Uhrzeit wissen zu müssen - wahrscheinlich so gegen Mitternacht müßten wir wieder zurück in seiner Wohnung sein, ich mache mich im seinem Badezimmer bereit für die Nacht. Ich muß da nicht ins Detail gehen ... "Alles kann, nichts muß." Wir sind erwachsene Menschen (er ist sogar noch um die 15 oder 20 Jahre älter als ich) und natürlich liege ich dann neben ihm nackt unter der Bettdecke - aber was er da mit seiner Zunge bei mir da unten macht ... Wahnsinn! Ich wußte gar nicht, daß ich da unten so empfinden kann! Mein Körper zuckt, ich rolle mit den Augen ... Das ist da unten ganz und gar nicht tot! Ich spreche dieses Mantra nicht wirklich laut aus, bewege nur unbemerkt meine Lippen ... wenn ich mich jetzt noch fallen lassen könnte, die Kontrolle abgeben, loslassen - ich wäre soweit! Fast ... ich habe mich immer noch nicht an meine neue Klitoris gewöhnt, sie akzeptiert, in meinen Gedanken ist sie immer noch ein Stück meines alten Penis. Ahnt er etwas? Weiß er etwas? In Gesprächen mit ihm finde ich heraus, daß ich nicht seine erste, operierte Transfrau bin.
"Meine Vagina ist da etwas verkürzt, nur wenige Zentimeter und dann ist da Schluß."
"Ach was!"
Er versucht es, ich bin erregt und feucht, lasse ihn machen. Er schafft es die drei Zentimeter hinein, aber bei jeder kleinsten Bewegung rutscht er wieder raus. Verdammt! Ich wünschte so sehr, ich könnte endlich mit jemandem so richtig schlafen. Ich biete ihm mein Gesäß an, mein bestes Stück - alle Männer haben Analsex mit mir ... er nicht, er steht nicht darauf (aber von meiner getrimmten Schambehaarung ist er entzückt, wir sind beide keine Freunde von Intimrasur).
"War ich der Erste?"
"Nein, da hat sich schon vorher jemand reingezwängt."
Gefühlt eine Stunde später und wir schlafen armumschlungen ein (ich mußte noch was nachwerfen, damit ich das auch kann). In Gedanken verarbeite ich die Information, daß er noch bis vor einigen Tagen mit einer anderen Frau zusammen war, die Details der Beziehung oder Trennung erfahre ich nicht, das ist mir auch nicht so wichtig - ich drehe mich eher um mich selbst und daß ich schon wieder mit jemanden die Nacht verbringe. Ich bin wie Hunde und Katzen, jeder darf mich streicheln. (Ende Teil 1/2)

[04.11.19 / 18:31] Shoe Unboxing - Made in ? Nach Recherche in der Datenbank für Registered Trademarks, eine Eigenmarke eines deutschen Schuhgroßhändlers mit Lieferung an diverse Onlineshops und Schuhläden in ganz Deutschland. Im Idealfall wurde der Schuh auch in Europa hergestellt (wie der italienische Name vermuten läßt). Die schwarzen 3/4-Stiefeletten aus Glattleder mit Maserung füllen die Lücke zwischen meinem Paar hohe Stiefel aus Velourleder und meinen ganzen anderen Stiefeletten.

[31.10.19 / 22:08] Die alljährliche Halloween-Party zu Leipzig - ich probiere den Abend ein paar Kombinationen aus meinem Kleiderschrank an, das karierte Wollröckchen mit beigefarbenen Cardigan? Zusammen mit den schweren Schnürstiefeln und meine Brille? Oder doch lieber "Rocky-Horror-Picture-Style-mäßig"? Ich wähle letzteres ... meine enge schwarze Kunstlederleggings zusammen mit dem schwarzen, tunikalangen Häkeltop - mit viel Blick auf meinen sündhaft teuren BH mit schwarz-weiß-grünem Blumenmuster (Slip entsprechend, aber den sieht ja keiner). Silberschmuck, der Spinnen-Anhänger (passend für diese spezielle, gruselige Nacht), die Ohrhänger und der Ring der letzten Wochenenden. Pikes-Stiefeletten, Kapuzenpullover, Lederjacke, dick aufgetragener, schwarzer Lidstrich und Mascara - und ich bin bereit für die Nacht. Gegen 22 Uhr verlasse ich meine Wohnung und fahre durch den tiefsten Nebel in Richtung Innenstadt (kurzer Stop am Geldautomaten am Hauptbahnhof) und weiter in meinen Lieblings-Anarcho-Club in Plagwitz ... die Adresse der Halloween-Party wird geheim gehalten - aber in dem Club war sie die letzten Jahre auch, so auch diesmal. Die Stimme der Navigationssoftware leitet mich durch den Nebel: "Straight ahead for one kilometer."
Eine dreiviertel Stunde später, ich parke mein Auto wie gewohnt in der Seitenstraße und laufe die bestimmt finsterste Gasse von ganz Leipzig zum Eingang des Clubs, die Musik höre ich schon ein paar Meter entfernt - ich bin richtig. Eintritt an der Abendkasse, Flyer einsammeln, Clubrunde, Himbeerbrause an der Bar. Eine Garderobe gibt es hier nicht, ich lasse meine Jacke und den Pullover noch an - die Besonderheit dieses Clubs liegt in dem riesigen, befeuerten Ofen neben der Tanzfläche. Mit Zunahme der Besucher steigt auch die Temperatur in dem Club, die Tanzfläche unten und die zweite oben.
Die ersten Besucher sind szenetypisch gekleidet: Gothic, Batcave, Post Punk, Deathrock. Beide Tanzflächen haben noch einmal die Dekoration von dem Festival Pfingsten ein halbes Jahr zuvor. Auf der Tanzfläche oben läuft Minimal, Wave, Elektronisches, altes und neues, ich tanze ein paar Titel am Anfang - aber mich zieht es immer wieder die Treppe runter zu der anderen Tanzfläche ... Punk? Horror Punk? Vielleicht sogar Deathrock? Innerhalb kürzester Zeit wird fast die Hälfte der Buttons an meiner Punkerkutte abgedeckt. Ich tanze, singe die Texte mit, stehe manchmal am Rand, hole ein, zwei Getränke an der Bar, drehe ein paar Clubrunden (keine bekannten Gesichter) - es wird richtig voll.
Meinen Kapuzenpullover habe ich schon längst in meiner Handtasche eingerollt, die Lederjacke liegt spätestens gegen 2 oder 3 Uhr nachts neben meiner Handtasche irgendwo in der Ecke in der Nähe der Tanzfläche ... ich tanze allein in meinem sexy Lingerie-Outfit. Zweimal verbrenne ich meinen linken Arm in der Menge an einer Zigarette, zwei- oder dreimal tritt mir jemand auf die Füße - alle entschuldigen sich, sind super nett ... also an Kontaktgelegenheiten mangelt es mir nicht. Zwei Frauen tanzen kurz mit mir ... ich hatte schon den Gedanken, diese Nacht mal ein Gespräch anzufangen: Na Kleine, magst du nachher noch einen Kaffee mit mir trinken gehen? Natürlich entkoffeiniert? Aber in der Situation, wo wirklich mal eine Frau mich ansieht (oder sogar anspricht!) bin ich so perplex und weiß gar nicht, wie ich damit umgehen soll (aber ich hatte doch bis hierhin nur was mit Männern). So schnell diese Situationen für einen Moment entstehen, so schnell sind sie auch wieder vorbei - und ich tanze weiter (keine Halloween-Party ohne DEVO).
Irgendwann so nach ... 4:30 Uhr, mir ist gar nicht bewußt, daß es schon so spät geworden ist. Ich merke es vielleicht daran, daß ich mich nur noch auf die Tanzfläche schleppe, wahlweise die im Obergeschoß oder die untere (auf beiden werden ein paar Minimal Wave Songs gespielt) ... ich schwanke aber nur noch hin und her. Als ich den Blick auf die Uhr auf meinem Telefon in meiner Handtasche riskiere und so leicht wahrnehme, daß es nicht mehr ganz so voll in dem Club ist, beschließe ich auch zu gehen. Ich reiße mich von dem letzten angespielten Titel los (einer meiner Lieblingssongs, rares 80er-Underground-Material), ziehe wieder meinen Kapuzenpullover und meine Lederjacke über und laufe in die eiskalte, sternenklare und doch neblige Nacht durch den Ausgang nach draußen. An meinem Auto ist jetzt weniger angefrorener Nebeldunst auf dem Verdeck wie noch einige Stunden zuvor vor der Hinfahrt (es muß kalt sein). Durch die Straßen von Leipzig wieder zurück zu meiner Wohnung.
Mein optimaler Parkplatz vor dem Weg zum Hauseingang ist zwischenzeitlich natürlich wieder belegt, ich zwänge mich in Millimeterarbeit in eine viel zu enge Parklücke ein paar 50 Meter weiter - mit "Kontakt" (wie ich das immer mache). 10 Zentimeter hinten, 40 Zentimeter vorne (bevor das einer mitkriegt, bin ich den Sonntag Mittag schon wieder weg ... keine Kratzer oder Beulen).
Vor dem Badezimmerspiegel das Augen-Make-up entfernen (das letzte Kosmetiktuch in der Packung nochmal anfeuchten), die schwarzen Sachen über einen Kleiderbügel hängen, bzw. auf meinem Sofa ablegen - das kommt jetzt alles in die Wäsche, es war ein Raucherklub. Die Haare feucht durchkämmen, bis das verbliebene Chanel-Parfüm den restlichen Nikotingeruch überdeckt und anschließend ins Bett fallen. Ich bin so kaputt vom vielen Tanzen, daß ich sofort einschlafe. Gedankenspiele - was wäre, wenn ich nicht doch die Nacht eine Frau kennengelernt hätte, mit Überraschungen: Oh ... das ist gar kein Push-up-BH und ... oh, ich sehe ja untenrum aus wie du! - verschwinden wieder in wenigen Sekunden.

Sonntag Vormittag, 10:15 Uhr (ich sollte mein Telefon nicht neben dem Bett liegen lassen) ... wenn ich um 5:30 Uhr ins Bett gefallen bin, waren das nicht mal fünf Stunden Schlaf. Ich habe die Tablette irgendwann nach Mitternacht in dem Club eingeworfen, das über meine Dachgeschoßfenster einfallende Sonnenlicht mit dem strahlend blauen Himmel wirft mich aus meinem Bett. Kopfschmerzen noch den ganzen Tag - aber ich muß raus und alles für meinen bevorstehenden Wochenendtrip nach Erfurt zusammenpacken und vorbereiten. Das schwarze Wollkleid (das ich schon letztes Jahr in Hamburg anhatte) und die Doc Martens, für die ich mich die letzte Nacht nicht entschieden habe - und meinen Kajal wiederfinden (er war ganz unten in meiner Waschtasche). Mal sehen, wie das kommende Wochenende wird, ich fahre da nur zum Einkaufen hin ... Schuhe.

[27.10.19 / 21:21] Noch ein Sonnabend Abend ... derselbe Club, dasselbe Outfit - wo ist eigentlich mein Kajal? (In meiner Erstwohnung liegen gelassen, etwas schwarzer Mascara am Lidstrichpinsel funktioniert auch.) Den Abend sind zwei Konzerte in Leipzig, ich habe keine Eintrittskarte aus dem Vorverkauf - ich versuche es einfach so, je nachdem, wo ich noch reinkomme. Über das Internet erfahre ich, daß das eine größere Konzert mit drei Bands in Connewitz schon ausverkauft ist - den Weg dahin kann ich mir also sparen - ich probiere es bei dem kleinen Konzert südlich der Innenstadt. Eine kleine Bar, Einlaß ist 18 Uhr, Konzertbeginn gegen 19 Uhr.
Als ich mit der Straßenbahn die Gegend erreiche und die Straße mit der Bar gefunden habe, sehe ich, daß nicht so viele schwarz gekleidete Besucher gekommen sind. Meine Befürchtung, daß ich diesen Abend nirgendwo reingelassen werde, war also unbegründet. Eine gepflegte Weinstube (und andere Spirituosen) und ein kleiner Keller. Ein Künstler diesen Abend an seinem Synthesizer-Tisch. Noch eine Cola an der Theke und der kleine (Wein-)Keller füllt sich mit einer handvoll Menschen, die ersten Töne werden angeschlagen.
Ich stehe in zweiter Reihe und beobachte das beginnende Konzert sehr genau, die Handgriffe des Musikers an seinen Geräten, das Mischpult mit dem Echoeffekt (wahrscheinlich), die in einer kurzen Sequenz am Synthesizer gespielten Noten, seine Bewegungen ... nicht wenige Stunden zuvor, bis 1 Uhr nachts, stand ich genauso vor meinem Synthesizer-Tisch und habe die "Killer-Bassline" für meinen neuen Song eingespielt. Sein Set geht schon in Richtung EBM, mein Set ist ein obskurer Hi-NRG-EBM-Italo-Disco-Mischmasch ("Straight to the floor" für die Tanzfläche produziert). Drei Zugaben von ihm und seine Performance ist gegen 20 Uhr schon wieder zu Ende.
Der Club in der Nähe mit der ursprünglich als Doppelveranstaltung geplanten Aftershow-Party macht erst um 22 Uhr auf. Ich muß die Zeit bis dahin überbrücken. Die erste Stunde sitze ich in einer Pizzeria um die Ecke, die zweite Stunde bin ich wieder in der Bar, bestelle eine zweite Cola, tanze einen Titel im zur Disko umfunktionierten Keller und laufe dann anschließend zu dem größeren Club ein paar Straßenzüge weiter, der vom letzten Wochenende. 22 Uhr und ein paar wenige Minuten - ich bin überpünktlich am Einlaß ... wieder freier Eintritt bis 23 Uhr oder Mitternacht (oder die Kasse war noch gar nicht besetzt, ich laufe einfach durch).
Das Licht in der oberen Bar wird erst gedimmt, als ich meine erste Flasche Wasser für den einen "Garderoben-Euro" bestelle, ich bin wirklich der erste Gast und darf die saubere Toilette als erste benutzen: Juhu! Erstbenutzung! Dafür, daß diese Nacht die Bar oben geöffnet ist, wird die zweite Tanzfläche unten im Keller und die andere kleine Bar gesperrt. Nur die große Tanzfläche ist eröffnet. Ich mache es mir auf dem schwarzen Ledersofa bequem ... mich entspannt durch die Plattensammlung hören. Diese Nacht wird von den DJs nur Vinyl aufgelegt.
Es dauert eine Weile, bis die ersten anderen Gäste kommen und mich aus meinem psychedelischen Trip reißen, wie ich auf dem Sofa liegend den Schein der Lichtampel mit dem Stroboeffekt durch den aufsteigenden Nebel beobachte, bei hypnotischen Beats. Nach und nach kommen weitere Gäste dazu, nicht viele, aber für die Tanzfläche mehr als letztes Wochenende. Ich raffe mich von dem Sofa auf und fange an, die ersten Titel zu tanzen ... Cold Wave, Post Punk - was die Plattensammlung so hergibt.
1:30 Uhr, eine zweite Flasche Koffein- und alkoholfreie Brause ... wie lange ich wohl noch bleibe? Diese Nacht ist die Zeitumstellung von Sommer auf Winter, ich könnte eine Stunde mehr tanzen - oder gehen und eine Stunde mehr schlafen. Tatsächlich bin ich den ganzen Abend schon etwas müde. Die nächsten Titel auf der Tanzfläche wechsele ich mich ab mit tanzen, am Rand stehen, auf meinem Barhocker sitzen ... der Typ da drüben hat sich wirklich eine hübsche Freundin geangelt, so lang waren meine Haare (fast) auch mal.
"2:35 Uhr", Blick auf die Zeitanzeige auf meinem Telefon ... wenig später, ich krame erneut in meiner Handtasche, "2:05 Uhr". OK ... von den nicht allzu vielen Gästen ist die Hälfte schon wieder weg, ich hole meine Jacke und meinen Kapuzenpullover an der Garderobe/Bar ab und beschließe auch zu gehen. Den Abend zuvor in der Bar hatte ich noch überlegt, ob ich mit der Straßenbahn kurz zurück zu meiner Wohnung fahre und mein Auto hole - ich wollte aber den perfekten Parkplatz vor dem Mietshaus nicht aufgeben - also muß ich diese Nacht eben mit Bus, Straßenbahn, oder Taxi zurückfinden.
Eine Straßenbahn fährt nicht um diese Zeit, der Nachtbus ist in dem "Bermudadreieck" der doppelten Stunde auf mysteriöserweise verschollen - ich laufe den Weg zu Fuß durch die Nacht in Richtung Hauptbahnhof. Vorbei an den Arkaden im Innenstadtzentrum (genau denselben Weg bin ich vor exakt 15 Jahren schon gelaufen, meine "erste" Nacht als Frau draußen in Leipzig, mit Ausgehen in einen Club), vorbei an der Oper. Hier stehen zwar auch viele Taxis, aber die werden von Gästen in prunkvollen Abendkleidern belagert (Leipziger Opernball?). Weiter zum Hauptbahnhof ... mysteriöse Angaben an der Anzeigetafel, der Nachtbus steht zur Abfahrt bereit - aber weit und breit ist kein Bus zu sehen, der nächste fährt erst in zweieinhalb Stunden. Mit einem wartenden Taxi innerhalb weniger Minuten zurück zu meiner Wohnung ... Fahrpreis 10 Euro, das wäre auch etwa der Betrag, den ich an der Abendkasse vor dem Club gespart hätte.
Kurz nach 3 Uhr nochwas, wieder zurück in meiner Wohnung, das Übliche ... vor dem Badezimmerspiegel Make-up entfernen, mein schwarzes Spitzenkleid an den Schrank hängen, meine Stiefel beiseite räumen, ins Bett fallen. Gedanken ... hätte ich meinem - jetzt wirklich - Ex-Freund eine Nachricht schreiben können? (Weil ich mich einsam fühle?) Er hätte die Nacht nicht darauf geantwortet, höchstens vielleicht ein "Hi are you at your flat?" den Sonntag Mittag - und dann wäre er wieder sturzbetrunken aufgetaucht, hätte mich in mein Bett gezerrt für einen Blow Job, und wäre danach wieder verschwunden. Ich bin und war für ihn nicht mehr als ein immer sofort verfügbarer Porno.
Mit Tabletten acht Stunden schlafen und das Gedankenkarussell dreht sich den Sonntag Mittag weiter ... dieser heftige Schlag gegen meine Wohnungstür, die (mittlerweile reparierte) Haustür hatte er mit brutaler Gewalt aufgebrochen, hat sich dagegen geworfen und das gleiche auch mit meiner Wohnungstür versucht ... aber die war zu schwer. Dieses Aggressionspotential, hätte ich ihm die Tür geöffnet, hätte er es geschafft - ich bin mir sicher, ich hätte noch mehr von seiner Gewalt abbekommen. Er muß auf Drogen gewesen sein, nur so kann ich mir das erklären.
Keine weiteren Nachrichten von ihm, kein "Sorry", kein: Tut mir leid, ich mach das alles wieder gut, aber ich liebe dich doch! Nichts. Er wird sich auch an nichts erinnern können. Ich bin nur Porno. (Ein zwiespältiges Gefühl, zwischen Angst vor ihm und ihn vermissen.)

12 oder 13 Wochen, 3 Monate später und die Bilder, das Geschehene, gehen mir immer noch nicht aus dem Kopf.

[20.10.19 / 23:54] Sonnabend Abend, Einlaß in dem Club östlich der Innenstadt ist erst ab 22 oder 23 Uhr - Zeit genug, mich in meiner Wohnung vor dem Badezimmerspiegel vorzubereiten. Das schwarze Augen-Make-up sitzt mit ein paar Handbewegungen, zwei Sprühstoße Chanel kopfüber auf den Nacken und den frisch gekämmten Haaren. Das Outfit für die Nacht in der Gothic-Disko ist schon tagelang in Gedanken vorgeplant - mein schwarzes Spitzenkleid aus Wien und meine "Missy-aus-Doctor-Who-Stiefeletten". Silberschmuck? Mein Nietengürtel? Der metallisch glänzende, orientalische Münzgürtel? Ich probiere meine Kombinationen vor dem Ankleidespiegel neben meinem großen Kleiderschrank an. Der orientalische Gürtel sieht zwar bezaubernd aus, aber mit dem Spitzenbesatz an meinem Kleid ist das eine unglückliche Wahl ... der Gürtel bleibt ständig hängen und hakt irgendwo. Also doch mein Nietengürtel - ich brauche etwas, was auf der Tanzfläche funkelt. Die Silberkette lasse ich dieses Mal zu Hause und nehme dafür mein Ganesha-Anhänger (den ich mir auf Ibiza gekauft habe) an einer schwarzen Schnur. Einzig die silbernen Ohrhänger und der Ring aus Goa mit den grünen Steinen bilden den obligatorischen Gothic-Silberschmuck. Fertig angezogen mit Punkerkutte und Kapuzenpullover die paar Schritte draußen zu Fuß zu meinem geparkten Auto und weiter durch die Dunkelheit des Abends zu dem Club im Zentrum von Leipzig.
Ich parke mein Auto wie gewohnt in der Seitenstraße ... fast. Ich irre mich um ein paar hundert Meter und laufe erst in die falsche Richtung auf der Suche nach dem Club. Ein "Hallo" als ich um die Ecke gehe. Erst nach ein paar Schritten bleibe ich stehen und drehe mich um ... "Hallo?" Wer ist das, will er etwas von mir? Die Straßenlaternen sind gefühlt weit weg, sein dunkles Gesicht mit seiner dunklen Haut ist kaum zu erkennen - ein Afrikaner. Er versucht es auf Französisch, ich mit Englisch und Deutsch - er möchte meine Telefonnummer. Ich geb' doch nicht jedem Fremden auf der Straße meine Nummer! Er holt sein Telefon aus seiner Tasche, wechselt die Hände - mit den er gleichzeitig ein Hähnchenschenkel ißt ... es gleitet ihm unglücklich aus seinen Fingern und fällt runter. "Kaputt!" Das Wort, das wir beide sprechen und verstehen (das Display hat jetzt einen Knacks). Er findet mich sehr schön und versucht mich im Gesicht anzufassen - dieselbe Hand, mit der er auch den Hähnchenschenkel gehalten hat? "Bitte nicht anfassen!" Bestimmt und freundlich weise ich ihn zurück. "Ich muß dann mal jetzt weitergehen." Schnellen Schrittes entferne ich mich von ihm (und stelle jetzt erst fest, daß ich eigentlich in die falsche Richtung laufe). Es wird der einzige Mensch bleiben, mit dem ich diese Nacht eine kurze Kontaktaufnahme habe (irgendwie tut er mir ja doch schon leid, mit seinem jetzt kaputten Smartphone).
Weiter zum Eingang des Clubs (ich habe die richtige Straße in der Dunkelheit gefunden). Keine Ahnung, wie spät es ist, aber der Türsteher läßt mich ohne etwas zu zahlen rein: "Freier Eintritt bis 23 Uhr." (Schön für mich, Geld gespart.) Meine Jacke und meinen Kapuzenpullover unten an der Garderobe abgeben und ich erkunde den Club. Die Bar oben bleibt für die ganze Nacht gesperrt, nur die zwei Tanzflächen und die beiden Bars unten im Kellergewölbe sind diese Nacht offen. Ein Getränk an der Bar und ich mache es mir auf einem Barhocker in dem Raum mit der großen Tanzfläche bequem. Ich bin nur für den DJ gekommen, der für diese Nacht gebucht ist - und von dem ich weiß, daß er sehr interessante Sachen auflegt. Leider bleibt die große Tanzfläche in dem großen Keller eher dürftig besucht ... nicht viel los, diese Nacht.
Auf der anderen kleinen Tanzfläche in dem anderen Kellerraum - eine Ü40-Party? Gothic-Musik aus den 90ern? Die fand ich damals schon Scheiße. (Nach den "Sisters" und den "Fields" kam nichts mehr.) Ich bin nur hier, weil die Bar besser beleuchtet ist und ich immer mit dem Finger auf den Eisschrank zeigen kann: "Da, die eine Flasche da oben, mit dem Wasser." (Kein Koffein nach Mitternacht.) Zurück auf der großen Tanzfläche, viel Platz zum Tanzen.
2:30 Uhr, es wird kühl auf der Tanzfläche ... ungewohnt, ich hole meine Lederjacke aus der Garderobe ab und stopfe meinen Kapuzenpullover in meine Handtasche. Zusammen mit der Lederjacke und den Buttons gebe ich ein viel stimmigeres Bild ab, um vereinzelt zu ein paar Gothic- und Post-Punk-Songs zu tanzen ... immer im Wechsel mit am Rand der Tanzfläche stehen und auf "den einen" Song zu warten (aber eigentlich hat der DJ keine Ausfälle, seine Playlist ist makellos). Ich werde gelasert ... am Rande stehend, beobachte ich die tanzenden, roten Laserpunkte auf der Tanzfläche und dem sporadisch eingesprühten Nebel. Mehr passiert auch nicht ... einfach nur (ungestört) gute Musik hören.
Gegen 3:30 Uhr - ich hatte mich schon auf das schwarze Ledersofa niedergelassen, als ich beschließe, noch die letzten Titel zu tanzen und danach zu gehen. Wirklich voll ist es die ganze Nacht nicht geworden, ich wurde auch von niemandem angequatscht - genauso, wie auch all die ganzen Diskonächte passiert sind, als ich noch (mehr oder weniger) als Mann unterwegs war. Nur als Frau ergaben sich ab und zu ein paar Kontaktgelegenheiten. Habe ich momentan wieder einen zu hohen Testosteronspiegel? (Doppelt so hoch wie meine weiblichen Hormone?) Sehe ich wieder aus, wie ein Mann? Im Kleid? In den letzten Wochen hatte ich immer wieder die Befürchtung, daß meine ganze Wandlung wieder rückwärts in die andere Richtung geht. Etwa eine Stunde später bin ich wieder zurück in meiner Wohnung, bevor ich vor dem Badezimmerspiegel mein Make-up entferne, werfe ich ein paar kritische Blicke in den Spiegel ... und sehe nur eine attraktive Frau.
5 Uhr nochwas, zurück ins Bett, ein paar Stunden bis zum Sonntag schlafen ... mit Tabletten. Ich muß unbedingt wieder runterkommen von meiner doppelten Dosis die letzten Tage. Ich habe einen furchtbaren Fehler gemacht - aus nicht näher genannten Gründen hatte ich die Angst, das meinem On-Off-Ex-Freund etwas zugestoßen sein könnte. "Are you still alive?" Meine Nachricht an ihn. Ich habe es provoziert ... seine Antwort, vor der ich mich schon die letzten zwei Monate fürchte: "Are you in Leipzig?" Ist die Nutte wieder verfügbar? In ihrer Bordellwohnung? Klar, die hat irgendwie einen Schaden - einfach fest zupacken und ordentlich durchvögeln, ob sie will oder nicht - scheißegal! Würde er nicht exakt genauso abwertend handeln, würde ich an mir zweifeln. Liebster, du bist bis an den einen Punkt im tiefsten Inneren meiner Seele gelangt, hast mit brutaler Gewalt alle Grenzen und Barrieren durchbrochen ... hast dich gegen meinen Willen körperlich in mich hineingezwängt, hast diesen einen Punkt berührt, den du niemals hättest treffen dürfen - den kein Mensch jemals hätte berühren dürfen! Diese eine Barriere, den intimsten Kern meiner Seele ... unausprechbar, nicht in Worte zu fassen. Du hast mich - mit deinem Akt der Vergewaltigung - daran zweifeln lassen, ob ich noch ... oder jemals wieder, eine Frau sein kann ... oder sein will. Ohne Psychopharmaka ist das kaum auszuhalten.

Sonntag Mittag, eine Dusche, ein paar schwarze Klamotten, ein Frühstück außer Haus - Kaffee und Croissants bei dem Konditor um die Ecke - und weiter mit der Straßenbahn in den Süden von Leipzig, nach Connewitz. Ein großer Musik- und Trödelmarkt. Ich weiß nicht, was mich dort erwarten wird - Musikinstrumente? (Brauche ich wirklich noch ein paar Bühnenmonitore für mein Heimstudio?) Ich packe nur meinen schwarzen Stoffbeutel in meine Handtasche - für Schallplatten. Als ich den kleinen Markt in der großen Halle des Werk 2 am Connewitzer Kreuz betrete, wird mir sehr schnell klar - das ist eigentlich auch nur eine reine Schallplatten- und CD-Börse ... mehr wollte ich auch gar nicht vorfinden. Ich stürze mich voller Vorfreude auf die ganzen Kisten mit den Musikalben, Singles und Maxis, arbeite mich systematisch im Uhrzeigersinn durch die ganzen Stände der Händler. Die CDs lasse ich unbeachtet, ich habe es nur auf die Schallplatten abgesehen. Punk, Wave, Achtziger ... hier zwei Schallplatten in meinen Beutel, und dort ziehe ich ein paar (ramponierte) Singles raus, schiebe sie aber wieder zurück: So toll fand ich die Band jetzt auch nicht. Bis zu dem letzten Stand des letzten Händlers wieder zurück in der Nähe des Ausgangs ... ich ziehe immer wieder ein paar obskure Raritäten aus den Plattenkisten: "Hi-NRG! ... Italo Disco! ... Wow!" Ich zähle mein Geld, die letzten Münzen, krame das Portemonnaie aus meiner Handtasche - es reicht bei weitem nicht! In eiligen Schritten laufe ich raus aus der Halle zu der Bank mit dem Geldautomaten in der Nähe und komme mit einem Bündel Scheine wieder zurück. Wahnsinnige zehn Schallplatten wechseln den Besitzer. Zusätzlich zu den anderen zwei von dem anderen Händler, habe ich meine Plattensammlung damit auf einen Schlag verdoppelt, wen nicht sogar verdreifacht! Zufrieden sitze ich danach den Nachmittag in der Straßenbahn und bringe meine Ausbeute zurück in meine Wohnung ... Noch ein paar Singles und 12"-Maxis mehr und ich könnte schon mein erstes Vinyl-Set auflegen! (All die Sachen, die ich als MP3-DJ viele Jahre zuvor nur mühsam aus dubiosen Sharehostern zusammenklauben mußte ... falls mal jemand seine Raritätensammlung digitalisiert in irgendeinem Blog irgendwo zur Verfügung gestellt hatte.)
Später den Nachmittag und den frühen Abend wieder zurück in der Innenstadt von Leipzig. Die Temperaturen an diesem Oktobertag sind sprunghaft ins Sommerliche angestiegen, ein blauer Himmel - Assoziation: Ich muß ein Eis essen! Der Eisverkauf an einem der beiden italienischen Restaurants in der Fußgängerzone hat sich schon vom Straßenverkauf in das Lokal verschoben ... wer rechnet schon damit, daß es den einen Sonntag noch mal so warm sein könnte. Viele Touristen und Besuchergruppen durchziehen die Leipziger Innenstadt, ich bin mit meiner Kugel Stracciatella-Eis in der Waffel auf der Suche nach dem Abendessen für diesen Tag - Italienisch? Indisch? Es gibt da noch dieses eine indische Restaurant etwas abseits der Menschenströme, in dem ich noch nie gegessen habe ... mal antesten.
Wie immer, ein Tisch für eine Person in dem Restaurant, der Kellner zeigt mir ein paar freie Tische, ich wähle den in der Ecke. Menükarte lesen ... Biryani und Ruti-Brot. "Kann ich davor noch einen Chai bestellen?" Der Kellner bringt mir den Gewürztee und wenig später das Essen. Er erkundet sich immer wieder, ob alles zu meiner Zufriedenheit ist ... er muß das tun, ich könnte sonst das gesamte Restaurant "verfluchen". (Ich mag meine Macht als "Hijara".) Ich bin wohlwollend und das Essen ist wirklich gut, selbst an dem Chai gab es nichts auszusetzen. Ich gebe noch etwas mehr Trinkgeld und verlasse hinterher den frühen Abend das Restaurant, auf dem Weg zurück zu meinem Auto in dem Parkhaus am Hauptbahnhof. Zurück auf der Autobahn zu meiner Erstwohnung - in der mein Plattenspieler steht (ich habe noch eine Menge Neugekauftes durchzuhören).

[13.10.19 / 18:34] Da sind Regentropfen auf meinem Visier ... fängt es die letzten paar Kilometer auf meiner Saisonabschlußfahrt tatsächlich noch an, zu regnen. Ich habe es geschafft - die 1000 Kilometer in einer Motorradsaison! (Für mich ist das sehr viel.) Ein paar Bikertreffen das Frühjahr und den Sommer, eine Harztour (die letzten Wochen) - erledigt. Motorrad abgestellt, abgetrocknet und vollgetankt - auch erledigt (die Kette kommt erst das Frühjahr dran). Bleibt nur weiterhin ein unerfüllter Punkt auf meiner Wunschliste ... endlich mal mit dem Motorrad ans Meer fahren. Das habe ich schon die letzten zehn Jahre vor - und bin auch dieses Jahr nicht dazu gekommen. Aber ganz bestimmt nächstes Jahr! (Irgendwann...)

[10.10.19 / 13:46] IPL-Nachbehandlung #7 (#24) - Nach einer frischen Grippeschutzimpfung wird (aus Sicherheitsgründen) nicht behandelt? Terminverschiebung um zwei Wochen, Anfahrt umsonst (und die paar Minuten auf dem Parkticket reichen nicht, um schnell noch shoppen zu gehen).

[07.10.19 / 19:51] Sonnabend Mittag, Frühstück, Kaffeesatzlesen - die eine Seite der Tasse zeigt Emotionen, Empörung und Gewalt, ich bin nicht direkt betroffen - die andere Seite, ein Känguru ... und ein Wolf? Der Wolf ist nicht per se böse, er bewacht das Känguru, verteidigt es, es ist seine Beute. Bin ich das Känguru? Bin ich der Wolf? Es sind beides Aspekte meiner Persönlichkeit. (Kaffeesatzlesen ist psychologisch sehr interessant, so wie die Bilder vom Rorschachtest.)
Später den Abend, ich mache mich ausgehfertig, die Sachen vom Donnerstag liegen verstreut in meiner Wohnung, die Leggings mit dem Minirock hängt über dem Bistrostuhl neben dem Sofa, das Top hängt über einen Bügel am Kleiderschrank. Einziger Unterschied zu Donnerstag Abend - ich habe mehr Zeit für das Make-up und den Mascara vor dem Badezimmerspiegel. Ich kombiniere den Silberschmuck mit meinen Ohrhängern. Mit dem Auto danach in die Innenstadt, etwas Essen (das japanische Nudelrestaurant, und noch den einen Euro mehr an Trinkgeld zahlen, bei dem ich mich das letzte Mal verrechnet hatte.)
23 Uhr, ich parke mein Auto vor dem Club im Süden von Leipzig, die 80er-Jahre-Party für diese Nacht geht nahtlos von einer privaten Geburtstagsfeier in diese über ... ich habe es mehr auf den kleinen, zweiten Underground-Floor abgesehen. Meinen schwarzen Kapuzenpullover und meine Lederjacke an der Garderobe abgeben, an der Bar eine Flasche Cola zum Trinken bestellen und ich habe die große (kleine) Tanzfläche für mich alleine ... meine Bewegungen unter der Discokugel zu New Romantic.
Es wird voll, so zwischen 1 und 2 Uhr die Nacht gibt es kaum mehr Platz für mich zum Tanzen, ich pendele zwischen den beiden Kellerräumen hin und her. Auf der zweiten kleinen Tanzfläche werde ich von einem Gast angesprochen - bei der Lautstärke verstehe ich aber kaum ein Wort, wir ziehen uns auf die Nebenräume und in die Nähe der Bar zurück. Er bestellt mir was zum Trinken, ich erfahre, daß er aus Malta kommt ... gemischte Familiengeschichte, sein Vater stammt ursprünglich aus dem Senegal (Malta ist kulturell sehr interessant, halb sizilianisch, halb arabisch, und englisch). Ich erzähle ihm, was ich so mache, mein Webdesign-Projekt, meine Musik, Wave und Italo (für genau die ich diese Nacht in dem Club bin). Ich will tanzen ... Laß uns in Richtung der zweiten Tanzfläche gehen!
Die zweite kleine Tanzfläche ... ich weiß, daß der DJ immer gegen drei Uhr nachts ein kleines Italo-Set auflegt - auch diese Nacht. Die Tanzfläche ist voll, gefühlt 35 Grad, die Luft läßt sich in dem Nebel und Laserschein (nur ein normales, blaues Licht) zerschneiden. Ich traue mich nicht hinein und tanze meine Bewegungen im Vorraum - mit viel mehr Platz. Nach wenigen Titeln bin ich auch da schon kaputt und muß mich hinsetzen, ich erzähle meiner neuen Bekanntschaft von meiner alten DJ-Tätigkeit und erkläre ihm, wie die Dance-Tracks aufgebaut sind, die 12"-Vinyl-Singles: "Warte... Moment... Jetzt! Das ist die Bridge!" Der DJ fügt in den mir bestens bekannten Italo-Disco-Song nahtlos die nächste Single zum Tanzen ein.
Wir unterhalten uns noch weiter über Musik (meine Lieblingsband ist auch seine Lieblingsband), ich bestelle mir noch ein Glas Wasser an der Bar ... kippe es runter und verschwinde kurz auf die Damentoilette, mich frisch machen - 4 Uhr. Wollen wir nicht gehen? "Wie lange möchtest du noch bleiben?" Ich hole meine Lederjacke und meinen schwarzen Kapuzenpullover an der Garderobe ab.
Auf dem Weg nach draußen verliere ich ihn kurz aus den Augen, suche noch einmal im Inneren des Clubs nach ihm, stehe wieder wartend draußen in der frischen Kälte (es ist sternenklar) als ich ihn wieder treffe ... nochmal Glück gehabt. Vielleicht geht ja noch etwas diese Nacht ... ich habe extra das Gleitgel in meiner Handtasche mit eingepackt. Wir gehen zu meinem geparkten Auto.
"Hast du vielleicht Lust, die Nacht noch etwas zu machen?" Normalerweise werde ich das immer gefragt, diesmal ergreife ich die Initiative.
Er ist sich nicht ganz sicher.
"Ich muß nur noch mein Auto aus dieser winzigen Parklücke bekommen", die Entscheidung Zu mir oder zu dir? fällt auf meine Wohnung, "Steig ruhig ein."
Ich stehe an meiner halbgeöffneten Autotür, er daneben auf der Straße.
"Bist du trans?"
Ich fühle mich für einen kurzen Moment so merkwürdig zurückgesetzt.
"Ja, ich bin trans."
Ein schwieriger Moment, erzähle ich es vorher, oder hinterher, oder lieber gar nicht? Ich war fest entschlossen, es dieses Mal für mich zu behalten. Für ihn ist es jetzt zu spät die Nacht, er ist zu müde, möchte lieber (alleine) nach Hause gehen ... läßt aber die Option offen, auf ein weiteres Treffen mit mir. Nicht jeder Mensch ist so promiskuitiv wie ich und springt gleich beim ersten Treffen mit ins Bett. Wir verabschieden uns, er hat meine Nummer, ich fahre alleine mit meinem Auto zurück zu meiner Wohnung.
Kurz vor 5 Uhr den Sonntag Morgen bin ich da, die Heizung runterdrehen, die Wohnung kühl durchlüften, ins Badezimmer verschwinden, das Make-up entfernen, die Haare durchkämmen, zurück am Bett mich ausziehen und nackt in meinem Kleiderspiegel betrachten: "Aber, aber ich bin doch eine hübsche Frau." Was hat mich verraten? Meine grazilen Bewegungen sind es nicht, die sind durch und durch weiblich, mein femininer Körperbau auch nicht ... die Stimme ist eher wahrscheinlich. Es dauert noch eine ganze Weile (und eine Tablette, wieder nichts mit Absetzen) bis ich nach 6 Uhr den Morgen einschlafe. Erst den frühen Sonntag Nachmittag werde ich wieder aufwachen.
Sonntag Abend in einer Bar irgendwo am Marktplatz in der Leipziger Innenstadt - trinke ich meinen Ipanema (den es dort auch gibt) eben alleine. Mein Telefon liegt ständig bewacht neben mir auf dem Bartisch ... keine konkreten Anfragen oder Treffen mit ihm (vielleicht hat er es sich einfach nochmal anders überlegt, steht ja nicht jeder auf mich). Nummer Fünf für dieses Jahr? (Sollte ich in einem Jahr wirklich mehr Sexpartner haben, als andere in ihrem ganzen Leben? Aber er kommt aus Malta! Irgendwann muß ich doch endlich mal jemanden finden, zu dem ich ins Ausland - speziell ans Mittelmeer - wegziehen kann.) (Ende Teil 2/2)

[07.10.19 / 19:50] Die Woche im Rückblick: Sonntag Abend kommt mich mein franko-algerischer Freund besuchen, sein Auto parkt in zweiter Reihe, er bleibt nur für eine Dreiviertelstunde ... für Oralsex. Was habe ich falsch gemacht? Warum bin ich wieder nur eine "Nutte" für ihn? Ich kann noch so viel mehr als Sex (Kuchen backen). "Aber du bist gerade erst gekommen?" Wollen wir nicht erst mal ein bißchen reden und zusammensitzen? Nachdem er wieder gegangen ist, probiere ich meine Rotlichtbeleuchtung in meiner Wohnung / Stundenhotel aus ... der schwarze Morgenmantel zum Empfang meiner Gäste an der Wohnungstür hängt auch schon bereit. Gedanken verwerfen.
Montag Nachmittag, eigentlich bin ich nur in der südlichen Innenstadt unterwegs, um eine Eintrittskarte für das Konzert am Donnerstag in Connewitz zu kaufen. Eine große Drogeriekette, an der ich in der Fußgängerzone vorbei gehe, wirbt mit einem großen Verkauf an Schallplatten - jetzt nur diese Woche! Ich gehe neugierig hinein. Die Rolltreppe hoch in der dritten Etage stehen an die zwanzig oder dreißig Kisten mit Vinyl, überwiegend Neupressungen mit 180 Gramm, einige interessierte Käufer durchforsten die Platten, ich auch. "Iggy Pop", "Billy Idol", Oh! "Grateful Dead" im bunten, psychedelischem Cover. Die wahren jahrzehntealten Schätze ziehe ich hier natürlich nicht raus, aber zum Aufstocken einer neuen Sammlung reichen die Neupressungen auch aus. Weiter in den nächsten Plattenladen...
Das Ticket kaufe ich an einer Vorverkaufsstelle, ein paar Hausnummern daneben südlich des Zentrums von Leipzig befindet sich ein Musikgeschäft. Ich blättere wieder in den Plattenkisten, durchsuche die ganzen 12" Singles für DJs ... nichts dabei, was meinem Stil zum Auflegen entspricht (Italo, Wave und Hi-NRG) - so wird das nichts mit meiner neuen DJ-Karriere auf Ibiza. Einzig bei den CDs finde ich ein (gebrauchtes?) Exemplar, alle gesammelten 12" Singles einer französischen Coldwave-Band aus den Achtzigern digitalisiert auf einer Scheibe. Zurück zu meiner Wohnung, schnell noch was am Hauptbahnhof für das Frühstück kaufen, damit ich bis zum nächsten Morgen durchhalten kann (denn eigentlich war ich nur unterwegs, um neben dem Ticket, etwas zum Essen einzukaufen, bei leerem Kühlschrank).
Mittwoch ... ein Rezept nachkochen (ich habe den Dienstag eingekauft): Tomaten würfeln, Knoblauch kleinschneiden, alles mit Olivenöl in einer Schüssel vermengen, arabische Gewürze und Pfeffer dazu, durchrühren und die Schüssel beiseite stellen, alles ziehen lassen. Eine Aubergine halbieren und in Streifen schneiden, auf einem Teller auslegen und salzen, auch beiseite stellen und ziehen lassen. In einem Topf zwei Eier kochen (und die muß man doch anpieksen!), sechs Minuten, bis sie innen fest sind. Eier ungeschält aus dem Topf fischen, beiseite legen. In einer Pfanne Olivenöl erwärmen, die Streifen Aubergine unter klarem Wasser vom Salz befreien, abtupfen (ich quetsche sie einfach mit der Hand aus), in die Pfanne geben und anbraten, Chili mit dazu, bis sie goldbraun und weich sind. Währenddessen den Ofen vorheizen, Weizentortillas, Pita- oder Fladenbrot aufbacken (in meinem Fall Tortillas), Eier schälen und halbieren. Die Auberginenstreifen vom Herd nehmen, zusammen mit den Eiern und dem Tomatensalat aus der Schüssel auf einem Teller anrichten, mit dem aufgebackenen Brot und Hummus servieren. Sabich ... Tel-Aviv-Streetfood.
Donnerstag - das Konzert. Ich bin viel zu spät und halte mich den Abend mit dem Beine rasieren auf, Blick auf die Uhr - nach meiner Zeitplanung 45 Minuten im Verzug. Kein Make-up, kein Mascara, nur schwarzer Kajal, die Sachen liegen griffbereit im Schrank - mein schwarzes Netz-Top zusammen mit dem Nietengürtel, die blickdichte Leggings, der Leder-Mini mit den viktorianischen Stiefeletten. Kapuzenpullover, Lederjacke ... Silberschmuck vergessen, schnell noch die Kette umhängen und raus in die Dunkelheit des Abends zu der Straßenbahnhaltestelle. Die Bahn kommt in einer Minute, der Fahrkartenautomat wird von ortsfremden Menschen belagert - keine Zeit! Jede Minute zählt! (Die nächste Bahn kommt erst wieder in 15 Minuten.) Ich fahre (wie so oft) schwarz.
Umsteigen am Hauptbahnhof, am Connewitzer Kreuz auf den Bus die nächsten zwei Haltestellen warten (jetzt habe ich eine Fahrkarte) und weiter zu Fuß (aus dem Bus) rüber zu dem Konzertgelände - kurz nach 21 Uhr, ich betrete die kleine Halle, die Solokünstlerin an ihrem Synthesizer-Tisch als Vorband spielt bereits ihren ersten Titel. Ein Getränk an der Bar holen und ich bin angekommen.
Viele Gäste in schwarzen Sachen, meine Szene. Die Hauptband des Abends kenne ich nur aus ihren Internetvideos, ein Konzert von denen mal zu sehen, liegt schon länger auf meinem imaginären To-Do-Stapel. Die Band, die zwei Musiker aus Los Angeles nehmen sich in der Umbaupause sehr viel Zeit, lassen das Publikum warten, einen Kult um sie aufbauen ... Voll die Divas! Schnell noch den Kajal hinter der Bühne nachziehen. Dann betreten sie die Bühne ... ihre Erscheinung, Präsenz, mystische Aura irgendwo zwischen Liberace und Elvis! Ich tanze jeden Titel mit, den ich schon kenne, meine Bewunderung für die beiden Männer (in ihren Glitzerkostümen). Wenn ich es endlich mal schaffe, meine vierte Single aufzunehmen und mein Album zu vervollständigen und einen einzigen Auftritt zu haben - dann will ich das auch genau so machen! Eine Zugabe und ein ganz klassischer Abgang von der Bühne während die Feedback-Schleife (am Synthesizer!) vor sich hin dröhnt ... "L.A. Deathrock style!" (Kenne ich schon von den anderen Bands dort ... die Helden meiner Jugend, sechs von elf Buttons an meiner Kutte sind aus Kalifornien.)
Auf zum Merchandising-Stand! Die kleine Halle wird sehr schnell leer, nachdem das Konzert gegen Mitternacht zu Ende ist ... werktags, andere Menschen müssen den nächsten Tag zur Arbeit gehen. Ich habe nur noch 20 Euro für das Debut-Album auf Vinyl übrig (die anderen Alben muß ich nachkaufen), sorgsam schiebe ich die Schallplatte in meine große Handtasche, deren Maße exakt passen. Meinen Pullover überziehen, Reißverschluß an meiner Lederjacke zumachen (Buttons verdeckt tragen), weitere Flyer einstecken und zu Fuß zurück zu der Straßenbahnhaltestelle am Connewitzer Kreuz ... es nieselt, der Bus die zwei Haltestellen überholt mich. In der Straßenbahn an der Haltestelle investiere ich meine letzten paar Münzen in eine Fahrkarte und bin kurz vor 0:45 Uhr mit der letzten Linie wieder zurück in der Gegend um meine Wohnung. Sachen ablegen, schnell ins Bad verschwinden, Kajal aus den Augen waschen, ins Bett fallen und einschlafen.
Freitag, den Auberginen-Tomaten-Nudelauflauf mit Oliven im Backofen mache ich mit einem rohen Ei (alles im Topf durchgerührt und in die Auflaufform gegossen), damit es diesmal besser zusammenhält (nach 25-30 Minuten Backzeit). Ansonsten passiert den Tag nicht viel, bei einer Tasse Tee den Nachmittag weiter an meinem Webmail-Projekt arbeiten, das CSS auf HTML5 anpassen. (Ende Teil 1/2)

[29.09.19 / 01:15] 4 Monate Post-Korrektur-OP - Mit meiner speziellen "Drei-Finger-Technik" (tägliches Dehnen und Einfetten) bin ich bei einer "technischen" Tiefe von bis zu viereinhalb Zentimeter da unten ... die Spitze bzw. Eichel eines Penis könnte vielleicht, unter Umständen, gerade so noch reinpassen. Ich habe immer noch nicht den Termin bei dem anderen Arzt 2021 in München abgesagt - dabei habe ich überhaupt keine Ahnung, wie da jemals mehr Tiefe gezaubert werden könnte. Mein eigenes Hautmaterial ist aufgebraucht, die Leistengegend verschnitten, der Darm unbrauchbar ... ein speziell gezüchtetes Hauttransplantat aus einer Nährlösung? Gib es auf, da ist nichts mehr zu retten. Wenigstens funktioniert meine Klitoris ... und das mit dem Feucht werden.
Vor meinem Urlaub stand ich wochenlang auf der Waage, meine Bikini-Figur, fällt es noch auf die 59 kg, sehe ich diesen Wert nach langer Zeit wieder? Bis knapp auf die 60 kg schaffe ich es, dann pendelt sich mein Gewicht ein - immerhin, vier Kilo in vier Monaten. Ich nehme nach der Operation letztes Jahr keine Testosteronblocker mehr - das, was von dem Testosteron noch an anderen Stellen in meinem Körper produziert wird, kann sich jetzt ungebremst entfalten und für einen besseren, männlichen Stoffwechsel sorgen. Das wieder mehr von dem Sexualhormon in meinem Körper ist, sehe ich an meiner Körperbehaarung ... wieder soviel wie vorher (nur eben blonder und viel feiner, mehr femininer).
Nur eine kurze Randnotiz, nicht mehr - nach fünf Jahren ist jetzt auch der letzte, kleine Rest Männersachen unbemerkt aus meinem Kleiderschrank geflogen* (ich brauchte mehr Platz für meine Röcke und Kleider) ... der Stapel ganz hinten, der nur noch da war, um meine Familienangehörigen zu beruhigen, falls ich es mir ja nicht doch noch anders überlegen könnte. Keine Chance, keine Rückkehr (die haben das wahrscheinlich auch schon längst vergessen).

(* Jemand in der Altkleidersammlung freut sich jetzt über eine echte Levi's 501.)

[23.09.19 / 20:44] 260 Kilometer - so eine lange Tour hatte ich schon ewig nicht mehr. Mit dem Motorrad einmal quer durch den Ostharz, Erbsensuppe an der Köhlerhütte, Kaffee und Kuchen (Cappuccino und Torte) auf einem Schloß im Mansfelder Land. Ein schönes Bild, wie sich in den Kurven im Harz den Sonntag eine lange Schlange von Autos und Motorrädern bildet ... ganz vorne ich, wie ich jede Kurve mit "Blümchen-pflück-Geschwindigkeit" nehme. Sieht doch jeder, daß da 'ne Lady auf 'nem Bike fährt! (Dummerweise passen meine schulterlangen Haare nicht mehr unter die Motorradjacke und flattern wild umher - das dauert ewig, die den Abend wieder zu entwirren.)

[17.09.19 / 23:02] Noch ein letztes Foto von der Bucht vor dem Abflug. Frühstück im Hotel, auf die schwere Kakaocreme verzichte ich erneut und fülle die bäuchlings aufgeschnittenen Croissants mit Honig und Rosinen. Auch auf meinen Kaffee in meinem Becher - der liegt schon längst zusammengepackt im Koffer - muß ich verzichten, den Vormittag laufe ich noch einmal in den kleinen Supermarkt, Briefmarken für die altmodische Ansichtskarte kaufen.
Die Zeit zwischen dem Check-out, die Rechnung aller meiner Drinks aus der Hotelbar und dem Warten auf den Transferbus sitze ich in der Lobby. Meinem neuen Freund sende ich eine Nachricht: "You've got now a contact in Germany!" (Schade, daß das mit den zweiten Treffen, auch die letzte Nacht, nicht mehr geklappt hat.) Er hat wahrscheinlich gedacht, jetzt trifft er endlich ein German Girl mit ganz viel Geld ... ich auch. Ich hatte darauf gehofft, auf Ibiza einen reichen Engländer mit einer Finca oder einer Yacht kennenzulernen ... so irren wir beide unseren Träumen hinterher.
Der Bus holt mich pünktlich gegen 12 Uhr Mittag vor dem Hotel ab, ein Riesen-Touristenbus, in dem ich ganz alleine sitze ... bis zur Hauptstadt von Ibiza, dann steigen am Hafen eine ganze Menge Passagiere mit dazu, möglicherweise Kreuzfahrtgäste.
Ich habe das Gefühl, ich reise gar nicht ab, ich bin gerade erst angekommen und beginne die spröde Schönheit von Ibiza kennenzulernen. Kurz nach Deutschland, über das Internet ein Apartment für knapp 1000 Euro den Monat irgendwo auf dieser Insel anmieten, meinen Kofferraum voll packen und dann mit der nächsten Autofähre wieder zurück? Ich plane schon seit einiger Zeit, der Finsternis in Deutschland zu entkommen und für ein oder zwei Monate irgendwo am Mittelmeer zu überwintern. Wenn ich diese Idee umsetzen will, muß ich das nur drehen mit den Terminen beim Arbeitsamt (und allen meinen Arztterminen). Nichts hält mich in Deutschland, kein Job, keine Arbeit, keine Beziehung.
Mit dem netten Steward am Gate flirten: einfach beim Boarding die Reisedokumente nicht bereit halten und ewig lang im Handgepäck kramen.
Die zweieinhalb Stunden zurück sitze ich im Flugzeug am Fensterplatz und navigiere auf meinem Smartphone mit GPS und Offline-Kartenmaterial die Flugroute: über Marseille von Frankreich über ein Stück Italien nach Lausanne in der Schweiz und weiter in einer Linie nach Deutschland. Was auffällt: sobald wir die Grenze zu Deutschland passieren, verblassen alle Farben und es wird düster-grau - das Licht ist hier einfach anders.
Ankunft in Hannover am Abend (und erneut gebe ich eine "Performance" in der Toilette des Hauptbahnhofes, als ich mich für den Zug zurück nach Leipzig umziehe ... wärmere Sachen, für den Herbst).

[17.09.19 / 00:59] "Where no coffee cup has ever been before", ich kombiniere mein allmorgendliches Kaffeeritual mit den Coffee-Cup-Selfies. Auch den letzten Tag bricht die Sonne nicht wirklich durch die Wolkendecke, es bleibt blau-grau - perfekt für einen Strandtag. Nachdem ich mir, wieder zurück auf dem Hotelzimmer, meine Beine nachrasiert habe, ziehe ich meinen schwarzen Strandbikini an und werfe mein buntes Regenbogenhandtuch in meine große Strandtasche. Kurz nach Mittag, auf zum Strand in der großen Bucht in Portinatx.
Im Schatten zweier Pinien lege ich mein Strandtuch aus ... dezent die anderen Strandgäste beobachten. Unter dem dicht bedeckten Wolkenhimmel ziehe ich mein Bräunungsprogramm durch: fünf Minuten Vorderseite, fünf Minuten Rückseite, je fünf Minuten Seitenlage ... einmal baden gehen und Wiederholung.
Das türkisblaue Wasser ist glasklar, mit mir schwimmt ein Schwarm Fische. Immer wieder lasse ich mich rücklings treiben und beobachte die dunklen Wolken an den Berghängen in der Bucht ... wird es noch zu regnen anfangen? Bis auf ein paar Tropfen den Nachmittag zurück auf meinem Strandtuch, bleibt es trocken ... ein wunderbares Urlaubswetter - keine Sonnencreme, kein Sonnenbrand.
Ein Kuchen und ein Cappuccino an einer Strandbar und ich entdecke auf dem Rückweg die aufgestellten Hinweisschilder für den kleinen Hippiemarkt - Beginn ist 17 Uhr. (Tatsächlich folge ich schon dem Pfad und sehe, wie die Stände aufgebaut werden.) Zurück zum Hotel und den nassen Bikini ausziehen, für eine Dusche ist auch noch Zeit.

Portinatx, Ibiza / September 2019 / Alter 37
Der Hippiemarkt montags in Portinatx - ein Dutzend Stände, die üblichen verdächtigen Afrikaner mit ihren Gu###- und Cha###-Taschen, ein paar Einheimische mit selbstproduzierten Schmuck und Kunstwerk, eine Modedesignerin. Nachdem ich meinen Becher mit grünen Tee an einem Stand ausgetrunken habe, schaue ich mir die Modekollektion genauer an, zwei Teile probiere ich an (ein Glück, daß ich unter meiner weißen Tunika ausnahmsweise diesen Tag einen BH trage). Noch ein schwarzer Fummel wechselt gegen Plastikgeld (Bares habe ich aufgebraucht) die Besitzerin. "And this nice, beautiful bag - is it for free?" Der kleine, bunte Einkaufsbeutel aus Nylon, den sie mir zusammen mit meinen neuen, schwarzen Top überreicht, sieht wirklich bezaubernd aus. Erst jetzt fange ich an, Ibiza zu genießen. Schade, daß das mein letzter Tag auf der Insel ist.
Portinatx, Ibiza / September 2019 / Alter 37
Abendessen in einem Restaurant gegenüber dem großen Strand - mit atemberaubenden Meerblick von der oberen Terrasse. Es gibt Thunfischsalat und Tintenfischringe ... bessere als die in dem anderen Restaurant.
Bleibe ich auf der Insel? Nehme ich den nächsten Tag das Flugzeug zurück? Sinnvoller ist es. Mit meiner neuen Bekanntschaft vor ein paar Tagen ist leider kein weiteres Treffen zustande gekommen ... er hat auch keine Wohnung, in der ich mich einnisten könnte. (Möglicherweise denkt er sogar, ich bezahle uns eine größere Wohnung - aber so reich bin ich nicht, ich habe das ganze Geld in meinen Körper gesteckt!)
Später den Abend, zurück im Hotel, packe ich teilweise meinen Koffer, Schmutzwäsche zuerst und alles, was ich morgen nicht mehr brauche. Check-out ist um 12 Uhr, der Transferbus zum Flughafen auch. Kurz vor 1 Uhr schalte ich mein Telefon offline, er hat sich doch nicht mehr gemeldet.

[15.09.19 / 19:22] Der Kaffee den Morgen fällt aus, ich laufe den Vormittag zu dem kleinen Stand gegenüber der großen Bucht, an dem die Tickets für die Bootstouren, u.a. zum Hippiestrand Benirras Beach, verkauft werden. Ich bin zu früh, der Stand (eine "Ein-Personen-Holzkiste") macht erst um 10:30 Uhr auf.
Nochmal zurück zum Hotel, das Frühstück (mit weniger Kakaocreme und mehr Obst), und wieder zurück zum Verkaufsstand. Die nette, ältere (blonde) Verkäuferin erklärt mir, daß es noch nicht klar ist, ob das Boot auch wirklich den Abend am Strand mit den Trommlern an Land geht - ich soll einfach gegen 17:30 Uhr wiederkommen, dann macht der Stand / Ticketschalter erneut auf.
Wieder zurück zum Hotel. Mittlerweile ist es Sonntag Mittag und ich lege mich einfach in meinem olivgrünen Bikini an den Pool ... im Schatten, Moppedzeitschrift weiterlesen ... vielleicht auch mal schwimmen gehen.
Etwa ein oder zwei Stunden später mache ich auf der Liege meinen Sonnentest, tippe mit meinen Fingern auf meinen Armen - zeigt sich ein heller Fleck umrandet von einer Rötung, ist das für mich ein klares Zeichen, in den Schatten des Hotelzimmers zu verschwinden. Der Platz unter dem Sonnensegel hat auch nicht meinen anderen Test bestanden: zeigt sich über der ausgestreckten Hand über meinen Körper ein Schatten, ist das keine gute Stelle, ohne Sonnencreme (der lichtdurchlässige Stoff des Sonnensegels / Markise gaukelt nur einen scheinbaren Schutz vor). Die Zeit bis nach 16 Uhr ziehe ich mich auf mein Hotelbett zurück.
Den späten Nachmittag bin ich wieder in der Nähe des Ticketschalters. "Will be back at 17:30" steht auf dem Pappschild auf dem Tresen. Von einem benachbarten Bistro aus beobachte ich, bei einer Pizza, wann der Stand wieder besetzt wird. Die ältere Dame kommt ein paar Minuten nach 17:30 Uhr wieder zurück, ich bezahle meine Pizza (stehe schon drängelnd auf das Wechselgeld wartend neben dem Tisch) und laufe die paar Meter zum Stand mit den begehrten Bootstickets. Portinatx - Benirras and back. Sie zeigt mir noch die Stelle, an der das Ausflugsboot kurz vor 19 Uhr anlegen wird. Die eine Stunde bis dahin verschwende ich nah am Strand und in ein oder zwei Souvenirshops (eine altmodische Postkarte kaufen).
Es geht los, das Boot legt an, freudig und mit höchsten Erwartungen steige ich die Klippen runter zu der Anlegestelle - ein Punkt mehr auf meiner To-Do-Liste für Ibiza - auf dem Mittelmeer herumschippern und den Hippiestrand sehen, den mit den Trommlern jeden Sonntag zum Sonnenuntergang (und idealerweise auch noch kurz nach Vollmond).
Die Fahrt geht nur zwei oder drei Buchten weiter, der Seegang ist auszuhalten. Ich mußte mir ja auch noch vorher die vegetarische Pizza reindrücken. Die Augen auf den Horizont und die Küstenlinie fixieren, unten ist da wo meine Füße sind! (Meinen Gleichgewichtssinn habe ich schon vor langer Zeit verloren.) Den Sonnenuntergang über dem Meer fotografieren und das alte Boot (aus Holz!) schwenkt ein in die Bucht von Benirras ... die Trommler sind schon von weitem zu hören.
Landgang: "Ten past eight!" Die Zeit für das Ablegen muß ich mir merken, will ich hier nicht stranden. Der Strand ist erwartungsgemäß voll ... die Party-People-Szene von Ibiza? Die Trommler sehe ich nur durch meine "Periskopfunktion" (das schräg nach unten aufgeklappte Display) meiner Fotokamera. Die Sonne verschwindet hinter den Bergen der Bucht, es wird weitergetrommelt.

Benirras Beach, Ibiza / September 2019 / Alter 37
Nach ein paar obligatorischen Selfies mache ich mich wieder zurück auf den Weg durch die Menschenmenge durch den beengten Strandabschnitt ... für ein paar kurze Momente spüre ich die "Vibes", die emotionale Aura, für die ich eigentlich hierher gekommen bin ... aber das mit dem nackt tanzen und Mantras singen paßt hier nicht (mehr) rein.
Benirras Beach, Ibiza / September 2019 / Alter 37
Rückfahrt mit dem Boot durch die einsetzende Dunkelheit der Nacht ... im Dunkeln in der kleinen "Nußschale" den Wellen ausgesetzt zu sein, ist noch etwas ganz anderes, als bei Licht tagsüber. Auf Fischfang fahren, das Netz auslegen. Entgegengesetzt dieser Romantik kann es mir gar nicht schnell genug gehen, den Leuchtturm von Portinatx zu erspähen und wieder einen festen Fuß über die Anlegeplanke an Land zu setzen. So seetüchtig bin ich jetzt nicht ... jedenfalls mitten im Dunkeln.
Später den Abend, kurz vor Mitternacht, trinke ich noch einen "Virgin Mojito" an der Bar in dem teuren Restaurant gegenüber von meinem Hotel, mit Blick auf die kleine Bucht. Meine Gedanken kreisen um meine nächtliche Begegnung zwei Abende zuvor, er versucht mich über Textnachrichten wiederzusehen, eine Verabredung nach 0 Uhr? Da beginne ich immer schwer müde zu werden (meine Antidepressiva-Tabletten) und falle ins Bett, leider keine Chance für ihn. (Natürlich führe ich eine Strichliste - bis jetzt 18 Männer, eine Frau und eine transsexuelle Frau ohne Operation ... aber sie zählt eigentlich nicht, sie war eine "Professionelle".)

[14.09.19 / 23:36] Ein ganzer Tag, in dem es bedeckt bleibt. Kurz nach 9 Uhr den Vormittag werde ich wieder wach, aus dem reichhaltigen Frühstück wenig später, lasse ich die Waffeln weg, die Croissants sind schon mit Kakaocreme gefüllt, die muß ich nicht noch extra füllen. Ich ziehe den Tag mein neues Hippiekleid an (das mit dem Batikmuster), zusammen mit meiner olivgrünen Umhängetasche und meinem Kaffeebecher stehe ich danach wieder an meinem Stammplatz und starre in die Weite des Mittelmeeres. Was habe ich die letzte Nacht nur getan? Ein böses Erwachen, ich falle immer wieder in alte Verhaltensmuster zurück. Mir wird bewußt, die Sache mit meinem Ex-Freund hat weitaus mehr Schaden in mir angerichtet, als ich vermutet hätte.
Eine Eidechse kreuzt meinen steinigen Weg, ich verliere mich in endlose Nahaufnahmen mit diesem kleinen Reptil und meiner Kamera: Lizard and coffee? Dieses Exemplar scheint besonders fotogen zu sein und klettert über meinen abgestellten Thermobecher.
Zurück ins Hotel, im Außenbereich an einen Tisch setzen (mit Lounge-Möbel), die letzte Nacht aufarbeiten, alles auf Papier bringen, bewaffnet mit Bleistift und Notizbuch. Gedanken sortieren. Es ist Sonnabend, die Straße neben dem Hotel und meinem Sitzplatz in der Nähe der kleinen (und pittoresken) Bucht wird zunehmend zur Hauptverkehrsstraße: "Ich kann so nicht arbeiten!" Und ungestört mein Reise- und Therapietagebuch schreiben, alles Ausflugstouristen, vielleicht sogar Mietwagen (fehlt nur noch ein Reisebus).
Den Sonnabend ist der Hippiemarkt in Las Dalias. Einer von zwei oder drei Programmpunkten auf meiner To-Do-Liste für den Norden von Ibiza. Der ältere Herr an der Rezeption hat mir den Tag vorher einen Busfahrplan ausgedruckt - ein Bus fährt um 9 Uhr morgens hin, ein anderer um 19 Uhr zurück ... ich weiß in dem Moment schon, daß ich sehr wahrscheinlich ein Taxi nehmen werde. Ein gecharterter Shuttlebus wäre nicht schlecht.
Schlecht ist das Stichwort - kurz nach 14 Uhr den frühen Nachmittag fährt mich ein Taxi durch die Serpentinenstraße in den Nordosten der Insel. Mir geht es nicht gut, ich habe entweder etwas Falsches gegessen, die Shrimps in Mayo zwei Abende zuvor waren mir von Anfang an suspekt ... Kühlkette (die bei Gewitter und Stromausfall mal aussetzen kann), oder ich habe mir eine Entzündung im Unterleib eingefangen (String-Tangas, zu kühl, der Sex - Frauenprobleme). Ich überstehe die Fahrt, ohne den Taxifahrer zu bitten, etwas langsamer zu fahren, damit ich das Fenster weit aufmachen und meinen Kopf raushängen kann.
Den Parkplatz für den Markt habe ich auf der Hinfahrt vom Flughafen zum Hotel schon gesehen ... er ist voll, hunderte Touristen quetschen sich durch die schmalen Gassen mit den Ständen. Das Taxi setzt mich neben dem Eingang auf das Gelände ab. Keine Fotos - vor lauter Touristen sehe ich die Stände nicht.
Meine Einkaufsliste: eine bunte Tasche für mein Smartphone, ein geflochtener Ledergürtel passend zu meinem Kleid, und vielleicht noch ein Häkeltop. Ich schiebe mich mit den Massen und Busladungen an Touristen an den Marktständen vorbei. Mein 5 Euro Hippiekleid aus Leipzig, Made in India, entdecke ich für 35 Euro wieder ... soviel zu den Preisen dort. Das bunte Täschchen kaufe ich gleich am Eingang, das schwarze Häkeltop an einem Stand mit der Aufschrift "Outlet" (eine Modedesignerin aus Ibiza), den Gürtel an einem anderen Stand wieder zurück am Ausgang. Eigentlich hatte ich an einem weiteren Stand eine Auswahl an farbigen Gürteln an meinem weiß-grünen Kleid minutenlang ausprobiert - aber die Verkäuferin hat mich entnervt fortgejagt? Irritiert suche ich einen anderen Stand. Zurück nach draußen, zurück zum Taxistand, zurück nach Portinatx (oder "Portinaxt"), so viele Menschen auf einem Haufen bin ich nicht (mehr) gewohnt.
"Wo ist meine Full-Moon-Beach-Party?" Es gibt keine Clubszene in diesem beschaulichen Örtchen (außer angeblich eine Bar mit Elvis-Imitator und Bingo-Abende). Nur ein paar gepflegte Restaurants, und die Beach Bar macht nach Sonnenuntergang zu und räumt die Stühle und Liegen weg. Ich wechsle in mein weißes, neues Häkeltop (das aus Kassel) und bleibe für das Abendessen in der Gegend um das Hotel (ich möchte mich nicht allzuweit von einer Toilette entfernen - und im Umfeld des WLAN bleiben). Noch einmal das teure Restaurant, Tagliatelle in Trüffelsoße.
Den Abend entspanne ich, zunehmend müde werdend, bei einer Live-Musikshow im Hotel. Die Getränke an der Bar gehen auf meine Zimmernummer, die Sängerin benutzt dasselbe portable Mischpult wie ich, für die Echoeffekte am Mikro. Eine Nachricht an meine Begegnung von letzter Nacht: "In only one night you got the whole compressed experience of my past relationships." Er versteht meinen Text nicht, schreibt, daß er sein Verhalten bereut (Warum?), würde mich aber gern nach Mitternacht wieder treffen. Ich bin zu müde und zu kaputt, darauf einzugehen.
Über die weit geöffnete Terrassentür die Nacht, plätschert das Meer in der Ferne vor sich hin.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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