Ich hoffe, es geht jetzt in kleinen Schritten voran ...
[01.02.13 / 21:30] ✎ Ich hoffe, es geht jetzt in kleinen Schritten voran ... in die "richtige" Richtung - mein erster Beratungstermin bei einem Haarentfernungs-Studio mit IPL-Technik. (Funktioniert das überhaupt bei blondem Haar?) Die vor der Probe-Behandlung durchgeführte Haaranalyse im Gesicht ergibt das für mich schon befürchtete Ergebnis, 1/4 der Haare sind einfach zu blond, hier bleibt die Methode wirkungslos - oder auch anders ausgedrückt (für Optimisten) - 75% der Haare können effektiv entfernt werden! Egal - in meiner aktuellen Verzweiflung lasse ich alles mit mir machen.
Wiederum zu etwas vollkommen Anderem - ein Teil meiner beschriebenen Erlebnisse aus dem Jahr 2012 ist in die Lyrics zu meinem neuen Song "Cold City Night" mit eingeflossen. Da die Drum-Spur über normale Lautsprecher unerwartet anders klingt als über meine Studio-Monitore, stelle ich auch die Roh-Version, ohne Drums, als sogenannte "cold version" online zur Verfügung.
[30.12.12 / 21:52] ✎ Zeit über das dahinscheidende Jahr zu resümieren (Retrospektive 2012) - einige "Trigger"-Erlebnisse haben sich mir in mein Gedächtnis gebrannt:
Mitte Juli, Berlin
Ich will die Nacht ausgehen und stehe im Bad meines Hotelzimmers vor dem Spiegel am Waschbecken. Wie all die anderen Nächte zuvor muß ich vorher mein Gesicht rasieren, naß und mit Klinge - erst mit den Strich, dann gegen den Strich, dann nochmal gegen den Strich, und nochmal gegen den Strich - und nochmal gegen den Strich und in alle anderen Richtungen, hoch, runter, rechts, links, diagonal.
Mittlerweile ist mein aufgerissenes Gesicht vollkommen blutig, soweit daß das Blut bis zum Hals herunterläuft. Ich verfalle vollkommen in den Wahn ein perfekt glattes Gesicht hinzubekommen, auch wenn das unmöglich ist und die letzten verbliebenen Haar-Stoppeln unter der Haut liegen - ich muß nur mit der Rasierklinge noch fester aufdrücken! Erst die schwindende Kraft in den Beinen stoppt das (schmerzhafte) Prozedere der Selbstverletzung. Eine danach aufgetragene, mehrere Millimeter dicke Schicht von Make-up läßt die übrig geblieben Haar-Stoppeln (oder Wunden) darin versinken.
September/Oktober, Bari/Genua
Als Abschluß meiner Reise nach Süd-Italien besuche ich eine alte Bekanntschaft von Früher mit dem Ziel die verschwindende Erinnerung an ein längst vergangenes "amouröses" Wochenende im Jahr 2004 etwas aufzufrischen. Das war damals mein einziger Versuch irgendwie normal oder "hetero" zu sein - ein einmaliges Erlebnis, welches sich nie wiederholt hat (es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, das ist nicht das was ich will). Ich kann mich mit der männlichen Rolle einfach nicht identifizieren.
Natürlich freue ich mich sie wiederzusehen bei meinem 2. Besuch bei ihr an diesem Wochenende im Jahr 2012 - aber ich vermeide jeden körperlichen Kontakt. Es sind einfach keine Gefühle mehr da, und auch kein sexuelles Verlangen (das ist mir sowieso fremd). Ich begrabe die Vorstellung irgendwann noch einmal hetero oder "normal" zu werden.
Nach diesem Wochenende verabschiede ich mich von ihr mit einer einfachen Umarmung und reise zurück nach Genua. Gruselige Szenen spielen sich dort in dem Hotelzimmer im 7. Stock ab. In Gedanken versunken berechne ich die Aufprallgeschwindigkeit eines idealen Kugelkörpers ohne Luftwiderstand und schätze dabei die Höhe des Balkons im 7. Stock. Später die Nacht wache ich schreiend aus einem Alptraum auf und bekomme noch mit, wie die anderen Hotel-Gäste in den umliegenden Zimmern ihre Tür verriegeln.
Anfang November, Berlin
Eine ähnliche Situation wie im Juli des Jahres in Berlin. Ich wiederhole die Vorbereitungen im Bad des Hotelzimmers, denn ich möchte die folgenden Nächte noch in einen Club ausgehen. Anbei einige beschriebene Erlebnisse aus diesen Nächten:
Die 1. Nacht
Ich befinde mich auf dem Rückweg vom Club zum Hotel. In der U-Bahn-Station werde ich von einem Mann angesprochen (ansichts nichts Ungewöhnliches), das übliche Gespräch (siehst gut aus, bla,bla usw.). Ich brauche nur eine Station bis zu meinem Hotel, er steigt dort mit mir aus der U-Bahn aus und folgt mir im Dunkel der Nacht. Spätestens jetzt merke ich, dieser Kerl will eindeutig mehr. Es fällt mir schwer es in Worten auszudrücken - durch seine Berührungen verletzt er meine körperliche "Intim"-Distanz ... meine Grenze. Ein gruseliges Erlebnis (in Gedanken: "Faß mich nicht an!"). Zum Glück ist es zu meinem (Kamera-überwachten) Hotel nicht sehr weit.
Die 2. Nacht
Ich hätte nicht gedacht, daß ich so schnell auf hohen Absätzen bis zur nächsten U-Bahn laufen kann.
Die 3. Nacht
Ich trage jetzt keine hohen Absätze mehr, meine modische Entscheidung für diese Nacht fällt ganz klar auf die schweren Springer-Stiefel mit Stahlkappe (wenn nötig zur Verteidigung).
An diesem Abend werde ich in dem Club mehrmals von einigen netten Männern angesprochen. Darunter auch eine sehr angenehme Bekanntschaft. Ich mag es auf diese Art und Weise sympathische Männer kennenzulernen. Wir verlassen den Club in der zweiten Hälfte der Nacht und unternehmen noch einen entspannten Spaziergang durch die dunklen Straßen von Berlin bis zu seiner Unterkunft für dieses Wochenende (also ganz anders als die Situation mit dem anderen Kerl zwei Nächte zuvor).
Seine Einladung noch mit hinein zur Wohnung zu kommen und vielleicht ein Glas Wasser zu trinken nehme ich gerne an. Wir führen weiterhin nur sehr nette Gespräche und es passiert überhaupt nichts sexuelles. Mein Glück - denn ich kenne mein Problem, mein Gesicht, mein Aussehen, meinen Körper. Ich bin eine Kreatur der Nacht, getrieben von dem Zwang nur im Dunkeln zu leben und wie ein Vampir noch vor Sonnenaufgang zu verschwinden und in mein Hotel zurückzukehren.
Irgendwie habe ich aber auch Angst vor intimen Kontakten, besonders die Berührungen im Gesicht erzeugen bei mir eine panische Reaktion und die Furcht vor Enttarnung. Unter der dicken Schicht von Kosmetik lauert mein wahres Antlitz. Die Rasur vom Abend hält nur wenige Stunden. Ich werde auf diesem Wege niemals ein perfekt glattes Gesicht erreichen, niemals etwas erleben was über einen One-Night-Stand hinausläuft. Alles läuft immer nur bis zum Morgengrauen.
Ich kann so nicht mehr weiterleben, ich muß etwas unternehmen.
Bis 30 und nicht weiter!