"Sex, Drogen, Gewalt..." - mein Lebenslauf für den Therapeuten enthält all die negativen Berührungspunkte mit der dunklen Seite des Lebens - die Schicksalsschläge, die schweren Diagnosen, alle meine von mir verlassenen Männerbekanntschaften.
[16.12.14 / 00:02] ✎ "Sex, Drogen, Gewalt..." - mein Lebenslauf für den Therapeuten enthält all die negativen Berührungspunkte mit der dunklen Seite des Lebens - die Schicksalsschläge, die schweren Diagnosen, alle meine von mir verlassenen Männerbekanntschaften. Diese Erinnerungen daran und die erlebten Gefühle niederzuschreiben, ist sehr aufwühlend. Wäre mein Leben nur leicht anders verlaufen, ich hätte auch eine transsexuelle Prostituierte werden können, die ihre Hormone über den Schwarzmarkt bezieht.
(Bezüglich der weiblichen Hormone und eines positiven Indikationsschreibens, gibt es doch wieder Hoffnung für mich.)
[15.09.14 / 19:46] ✎ IPL-Behandlung #15 - Ab dieser Sitzung wird nur noch das Kinn, die Mundwinkel und die Oberlippe behandelt. An einigen Stellen spüre ich noch, wie es einige Haare erwischt, an anderen Stellen spüre ich nichts mehr. In Erwartungshaltung auf den kommenden Schmerz, zucke ich aber dennoch bei jedem Lichtblitz zusammen.
Zu etwas vollkommen Anderem ... gleich im Anschluß der kosmetischen Behandlung war ich wieder bei einer Gesprächs-Stunde bei meinem Therapeuten - mir werden jetzt Testosteronblocker in Aussicht gestellt, das muß nur noch organisatorisch geklärt werden. (Ist das endlich der langerwartete Fortschritt in der ganzen TS-Sache?). Weibliche Hormone bleiben mir aufgrund einer Kontraindikation weiterhin verwehrt.
[05.08.14 / 20:53] ✎ Aufgeputscht durch den Therapeuten, stiefele ich in meinem Disco-Dress vom letzten Wochenende in die nächste Filiale der Krankenkasse - ich will einen Widerspruch einreichen, noch ist die Frist nicht abgelaufen! Dort angekommen, wird mir aber wieder jede Hoffnung auf Kostenübernahme der Psychotherapie genommen ... weil da geht es um s-e-x (igitt), und so etwas bezahlt die Krankenkasse nicht. Dieses verdammte s-Wort, der Fluch aller Transsexuellen, nur darauf reduziert zu werden.
(Nachtrag: Widerspruch abgewiesen, der von mir gewählte Therapeut arbeitet "nicht richtlinienkonform".)
[10.07.14 / 20:46] ✎ Die Kosten der Psychotherapie werden schon mal nicht von der Krankenkasse übernommen, "weil ein begleiteter Alltagstest keine Verhaltenstherapie ist, und somit keine Kassenleistung darstellt". Ich stelle mich schon auf "amerikanische" Verhältnisse ein und finanziere alles selbst.
[16.06.14 / 21:06] ✎ Psychiater sind gefährlich. Meine ganze weibliche Persönlichkeit oder Identität wird hinterfragt und schrittweise aufgelöst. Jede von der Transsexualität abweichende Differenzialdiagnostik ist für mich gleichbedeutend wie eine tödliche Diagnose. In Gedanken bereite ich dann schon meinen Nachruf im Internet vor - meinen letzten Blogeintrag mit Textzeilen wie "ich überlebe das nicht" und "ich sterbe...".
Die gezielten Fragen nach den mir so verhaßten Sex wirken besonders nach. Bin ich wirklich nur mein eigener sexueller Fetisch? Das kann und will ich so nicht akzeptieren! Dagegen spricht über ein Jahrzehnt an weiblicher Biographie, so viele Erfahrungen als Frau, so viele Momente der Erinnerung.
Jeder Sex mit meinen männlichen Körper war und ist eine Vergewaltigung meiner weiblichen Seele!
[12.05.14 / 22:26] ✎ Zweieinhalb Monate mußte ich auf den Folgetermin warten, doch scheinbar habe ich jetzt endlich meinen Therapieplatz - ich muß mich doch vorher noch als "geisteskranker Irrer" diagnostizieren lassen um weitere Schritte in Richtung TS unternehmen zu können...
[26.02.14 / 22:21] ✎ Nach den mißglückten drei Therapiesitzungen von 2005, wage ich mich Jahre später, 2014, wieder zu einem medizinisch-psychiatrischen Gespräch wegen meines ewigen Themas: Transsexualität.
Und wieder werden mir dieselben Fragen zu meinen "sexuellen Phantasien" gestellt. Ich kann diese intimen Fragen nicht beantworten, stammle nur wirres Zeug - ich hab' doch überhaupt keine Ahnung! Ich weiß nicht was Sex ist, oder wie ich mir das vorstellen soll. Können wir in meiner Phantasie nicht einfach nur Händchen halten? Und wieso ist meine einzige Erinnerung an so ein nächtliches Erlebnis, wie sich eine Frau, der ich mal sehr vertraut habe, sich zu mir legt, ich mir aber nicht sicher bin ob sie das wirklich ist oder vielleicht ein Dämon? Sie dann nur den einen Satz sagt "You are scared." und wieder weggeht ... und ich dann nur noch den einen bitteren Gedanken habe: "Oh, ja, danke für das neue Trauma." ?
Sex ist nicht, nicht mit mir, niemals.
Zu grauenhaft, zu verstörend.
[30.12.12 / 21:52] ✎ Zeit über das dahinscheidende Jahr zu resümieren (Retrospektive 2012) - einige "Trigger"-Erlebnisse haben sich mir in mein Gedächtnis gebrannt:
Mitte Juli, Berlin
Ich will die Nacht ausgehen und stehe im Bad meines Hotelzimmers vor dem Spiegel am Waschbecken. Wie all die anderen Nächte zuvor muß ich vorher mein Gesicht rasieren, naß und mit Klinge - erst mit den Strich, dann gegen den Strich, dann nochmal gegen den Strich, und nochmal gegen den Strich - und nochmal gegen den Strich und in alle anderen Richtungen, hoch, runter, rechts, links, diagonal.
Mittlerweile ist mein aufgerissenes Gesicht vollkommen blutig, soweit daß das Blut bis zum Hals herunterläuft. Ich verfalle vollkommen in den Wahn ein perfekt glattes Gesicht hinzubekommen, auch wenn das unmöglich ist und die letzten verbliebenen Haar-Stoppeln unter der Haut liegen - ich muß nur mit der Rasierklinge noch fester aufdrücken! Erst die schwindende Kraft in den Beinen stoppt das (schmerzhafte) Prozedere der Selbstverletzung. Eine danach aufgetragene, mehrere Millimeter dicke Schicht von Make-up läßt die übrig geblieben Haar-Stoppeln (oder Wunden) darin versinken.
September/Oktober, Bari/Genua
Als Abschluß meiner Reise nach Süd-Italien besuche ich eine alte Bekanntschaft von Früher mit dem Ziel die verschwindende Erinnerung an ein längst vergangenes "amouröses" Wochenende im Jahr 2004 etwas aufzufrischen. Das war damals mein einziger Versuch irgendwie normal oder "hetero" zu sein - ein einmaliges Erlebnis, welches sich nie wiederholt hat (es fühlt sich irgendwie nicht richtig an, das ist nicht das was ich will). Ich kann mich mit der männlichen Rolle einfach nicht identifizieren.
Natürlich freue ich mich sie wiederzusehen bei meinem 2. Besuch bei ihr an diesem Wochenende im Jahr 2012 - aber ich vermeide jeden körperlichen Kontakt. Es sind einfach keine Gefühle mehr da, und auch kein sexuelles Verlangen (das ist mir sowieso fremd). Ich begrabe die Vorstellung irgendwann noch einmal hetero oder "normal" zu werden.
Nach diesem Wochenende verabschiede ich mich von ihr mit einer einfachen Umarmung und reise zurück nach Genua. Gruselige Szenen spielen sich dort in dem Hotelzimmer im 7. Stock ab. In Gedanken versunken berechne ich die Aufprallgeschwindigkeit eines idealen Kugelkörpers ohne Luftwiderstand und schätze dabei die Höhe des Balkons im 7. Stock. Später die Nacht wache ich schreiend aus einem Alptraum auf und bekomme noch mit, wie die anderen Hotel-Gäste in den umliegenden Zimmern ihre Tür verriegeln.
Anfang November, Berlin
Eine ähnliche Situation wie im Juli des Jahres in Berlin. Ich wiederhole die Vorbereitungen im Bad des Hotelzimmers, denn ich möchte die folgenden Nächte noch in einen Club ausgehen. Anbei einige beschriebene Erlebnisse aus diesen Nächten:
Die 1. Nacht
Ich befinde mich auf dem Rückweg vom Club zum Hotel. In der U-Bahn-Station werde ich von einem Mann angesprochen (ansichts nichts Ungewöhnliches), das übliche Gespräch (siehst gut aus, bla,bla usw.). Ich brauche nur eine Station bis zu meinem Hotel, er steigt dort mit mir aus der U-Bahn aus und folgt mir im Dunkel der Nacht. Spätestens jetzt merke ich, dieser Kerl will eindeutig mehr. Es fällt mir schwer es in Worten auszudrücken - durch seine Berührungen verletzt er meine körperliche "Intim"-Distanz ... meine Grenze. Ein gruseliges Erlebnis (in Gedanken: "Faß mich nicht an!"). Zum Glück ist es zu meinem (Kamera-überwachten) Hotel nicht sehr weit.
Die 2. Nacht
Ich hätte nicht gedacht, daß ich so schnell auf hohen Absätzen bis zur nächsten U-Bahn laufen kann.
Die 3. Nacht
Ich trage jetzt keine hohen Absätze mehr, meine modische Entscheidung für diese Nacht fällt ganz klar auf die schweren Springer-Stiefel mit Stahlkappe (wenn nötig zur Verteidigung).
An diesem Abend werde ich in dem Club mehrmals von einigen netten Männern angesprochen. Darunter auch eine sehr angenehme Bekanntschaft. Ich mag es auf diese Art und Weise sympathische Männer kennenzulernen. Wir verlassen den Club in der zweiten Hälfte der Nacht und unternehmen noch einen entspannten Spaziergang durch die dunklen Straßen von Berlin bis zu seiner Unterkunft für dieses Wochenende (also ganz anders als die Situation mit dem anderen Kerl zwei Nächte zuvor).
Seine Einladung noch mit hinein zur Wohnung zu kommen und vielleicht ein Glas Wasser zu trinken nehme ich gerne an. Wir führen weiterhin nur sehr nette Gespräche und es passiert überhaupt nichts sexuelles. Mein Glück - denn ich kenne mein Problem, mein Gesicht, mein Aussehen, meinen Körper. Ich bin eine Kreatur der Nacht, getrieben von dem Zwang nur im Dunkeln zu leben und wie ein Vampir noch vor Sonnenaufgang zu verschwinden und in mein Hotel zurückzukehren.
Irgendwie habe ich aber auch Angst vor intimen Kontakten, besonders die Berührungen im Gesicht erzeugen bei mir eine panische Reaktion und die Furcht vor Enttarnung. Unter der dicken Schicht von Kosmetik lauert mein wahres Antlitz. Die Rasur vom Abend hält nur wenige Stunden. Ich werde auf diesem Wege niemals ein perfekt glattes Gesicht erreichen, niemals etwas erleben was über einen One-Night-Stand hinausläuft. Alles läuft immer nur bis zum Morgengrauen.
Ich kann so nicht mehr weiterleben, ich muß etwas unternehmen.
Bis 30 und nicht weiter!
[08.05.11 / 18:27] ✎ L.A. Woman hat das Gebäude verlassen ... zurück aus Hannover - Tulip 2011. Leider wird bei den wenigen anwesenden Gästen eine Fortführung der Veranstaltung wohl fraglich bleiben. Trotzdem ein guter Abend um meinen neuen Designer Dress / "schwarzer Stoff-Fetzen" aus L.A. zu tragen.
Später die Nacht, eigentlich schon kurz vor Morgen, erhielt ich noch einen Einblick in das Rotlicht-Viertel von Hannover. In Begleitung durfte ich für ein paar Augenblicke ein Etablissement speziell für transsexuelle Prostituierte betreten. Die reine Neugier trieb mich dazu. Diese im Halbdunkel liegende Welt wirkt auf mich doch sehr exotisch und fremd.
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