morgana81 - gothic transgender

Meine Zwillingsschwester und ich, wir sind nur sehr selten gemeinsam auf Fotos zu sehen … für diese Fotomontage habe ich mehrere Nächte gebraucht.

[11.04.23 / 03:36] Meine Zwillingsschwester und ich, wir sind nur sehr selten gemeinsam auf Fotos zu sehen … für diese Fotomontage habe ich mehrere Nächte gebraucht. Morgana und Andrea – so genau kann ich das jetzt auch nicht auseinanderhalten, wer wer ist … ist sie die Stärkere? Sie, die die ganze Scheiße von mir fernhält? Und alles für mich filtert? Meine „Helikopter-Zwillingsschwester“, was würde ich nur ohne dich tun (danke, meine Liebe).

Fotomontage im Stil eines 1930er Tonfilms: Schwarz-Weiß, mit leuchtendem Weichzeichner für die Kanten, leichte Filmkörnung und ein fast quadratisches 6:5 Seitenverhältnis (hier der Link zu dem ganz großen Bild).

[01.04.23 / 18:24] „The war on my TV“ – Bilder und Frontberichte, kämpfende Soldat:innen und vollkommen zerstörte, menschenleer scheinende Städte. Meine Einstellung, als zuschauender Beobachter, über den Krieg in der Ukraine hat sich über das Jahr verändert. Viele Jahre zuvor: Ukr:aine? Ist das nicht so ein zweigeteiltes Land, der Westen europäisch und der Osten irgendwie schon Russland? Komplett verschieden? Jahre später, 2014, ich kann nicht genau verstehen, was ich da im Fernsehen sehe und im Internet lese: Es gibt Faschisten in der Ukr:aine? Ich als Antifaschistin bin erst mal „leicht alarmiert“, verliere aber schnell die Aufmerksamkeit darauf. Die Krim wird eingenommen, merkwürdige Sache … lief anscheinend unblutig, wird schon irgendwie passen, ist nicht mein Problem. Februar 2022: Der wird niemals da einmarschieren! Und er tut es doch, schön für mich, den Kurssturz nutzen und Aktien nachkaufen, mich skrupellos daran bereichern … überzeugt, in wenigen Tagen ist die Sache vorbei. Und jetzt schaukelt sich das alles auf:
Was passiert da? Was ist das für ein Krieg in Europa? Könnte das rüberkommen? Steht der Russe bald vor der Tür? Mein Blick in mein Kleiderschrank, meine Bundeswehruniform liegt da hinten noch, der letzte Stapel, die Feldjacke und -hose in Flecktarn, zusammengefaltet ganz unten. Mir wird bewusst, wozu mein Wehrdienst vor über zwanzig Jahren eigentlich mal gedacht war – zur Landesverteidigung im Falle eines Kriegseintritts Deutschlands. Der kommt niemals bis hierher.
Ich schaue mir weiter jeden Tag die Bilder im Fernsehen und im Internet an, Kriegsreportagen und Interviews über sich aufopfernde Menschen in der Ukra:ine – die niemals auf den Gedanken kommen würden, kampflos aufzugeben und ihr mehr den je vereintes Land dem brutal und übermächtig erscheinenden Nachbarn zu überlassen. Instrumentierte Propaganda? Vielleicht … aber die menschlichen Schicksale, die ich da in den Bildern und Reportagen sehe, berühren mich. Andererseits erkenne ich auch den Wahnsinn, wie auf der gegnerischen Seite zuhauf junge, alte, schlecht ausgebildete und ausgerüstete Soldaten verheizt werden. Niemand will diesen Krieg. Doch für mich als ehemalige Soldatin, die auf dem Leopard eingesetzt war, unterstütze ich mittlerweile die Bewegung, alles Mögliche an schwerem Kriegsgerät dorthin zu liefern, um den Kampf beschleunigt zu Ende zu führen (bevor der Westen die Ukra:ine wieder fallen lässt). Es werden mehr sterben, ich bin nicht davon betroffen, ich sitze nur vor meinem Fernseher.

Manchmal zucke ich zusammen, wenn über unserem Haus wieder ein Tiefflieger vorbeidonnert. Die Alarmrotte? Die Russen sind da? Hat er uns jetzt doch den Krieg erklärt? Und schon „die Bombe“ geworfen? Jeden Tag …

[01.04.23 / 18:23] Die Aktivistengruppe fährt zum Transgender Day of Visibility nach Halle. Warum sind wir hier? Ein Typ radelt vorbei, pöbelt die Leute auf dem Platz an, lässt ein paar nicht nette Bemerkungen ab. Die Polizei rät den Teilnehmenden nach Abschluss der Veranstaltung, nicht über den Marktplatz zurückzugehen, dort befinden sich auch wieder aggressiv gegen uns eingestellte Personen. Darum sind wir hier. Dafür ist unsere (irgendwie schon verzweifelt aussehende) kleine Protestkundgebung auf einem Platz in der Innenstadt von Halle.
Redebeiträge werden gehalten (oder abgespielt), mutige Menschen, es geht um die bedrohliche Situation fernab in Übersee, in den USA, wo erkämpfte trans Rechte wieder beschnitten werden, bis hin zur reaktionären Kriminalisierung der Betroffenen. Eine Welle des Hasses rollt global auf uns zu, wir wurden als vermeintlich wehrlose Minderheit für eine neue Opferrolle auserkoren und instrumentalisiert.
Wer sind wir eigentlich? Weiße trans Frauen, männlich sozialisiert, einige mit militärischer Erfahrung oder in der staatlichen Exekutive tätig, an Waffen ausgebildet. Oder trans Männer aller Art, über die ich nicht sprechen und mich nicht in ihre Rolle hinein versetzen kann, bis oben dicht mit Testosteron (ein Steroid) aufgepumpt, an Nahkampftechniken interessiert – ich würde denen nicht im Dunkeln begegnen wollen (hätte ich ein Problem mit ihnen).
Wir können uns alle wehren … ist ja nicht so, dass wir uns gleich auf einen Krieg vorbereiten (dazu mein anderer Artikel), so einfach lassen wir uns nicht „verschwinden“. Eine Gedenkminute für all die getöteten trans Menschen. Meine Gedanken gehen an die eine trans Frau, die ich nie kennenlernen durfte, die ihren politischen und gesellschaftlichen Kampf nur mit ihrem eigenen Tod zu Ende bringen konnte. Zeit für Rambo-Sprüche: „Fangt keinen Krieg mit uns an, den ihr nicht gewinnen könnt!“

[25.03.23 / 22:18] Ich Dinge fotografierend, die restlichen Fotos aus Marrakesch, die nicht von meiner Kamera aus gemacht sind (keine Selfies mehr).

[23.03.23 / 23:07] Mein neues Vichy-Karokleid, für meinen neuen Stil: Dark Cottagecore. Einmal vor dem Spiegel anprobiert und – großer Gott – ich sehe aus wie „Dorothy“ … aus „Der Zauberer von Oz“! „There's no place like home.“ Jetzt brauche ich nur noch ein geflochtenes Picknickkörbchen.

Ich kann das breite Honigkuchenpferd-Grinsen vor dem Spiegel nicht unterdrücken und sehe mich schon Pfingsten zum Gotik-Treffen voller Fröhlichkeit durch den Park hüpfen … jetzt mal im Ernst, ich habe da einen Online-Test gemacht (link) und musste feststellen, dass ich auf der Gauß-Kurve weit abseits am äußersten Rand stehe. 90% der Menschheit (oder zumindest der Testteilnehmer) sind böser als ich! Was habt ihr für ein Problem! Als ich das gesehen habe, musste ich erst mal weinen … dachte ich doch, ich wäre normal und irgendwo in der Mitte.

Flüchte ich mich in mein Märchen- und Fantasy-Outfit und in meine kleine, glückliche Elfenwelt … ich wollte immer die böse Hexe sein, aber dafür bin ich viel zu nett.

[20.03.23 / 12:48] 510 Lymphozyten pro µl Blut … so niedrig war der Wert noch nie (war aber zu erwarten, nach der Corona-Infektion).

[13.03.23 / 20:04] Drei Uhr nachts, mit dem Rollkoffer durch die engen und leeren Gassen der Altstadt von Marrakesch (ich trage meinen kleinen Koffer), zum Stellplatz für das Taxi. Zurück zum Flughafen, für den kurzen Inlandsflug warten so früh nur eine handvoll Passagiere vor dem ansonsten verlassenen Gate. Boarding kurz nach sechs Uhr, und es ist draußen immer noch finsterste Nacht.
Zurück in Casablanca, so kalt ist es doch nicht den Morgen, es reicht eine Jeans, ein T-Shirt und meine Lederjacke. Für den Weiterflug bleibe ich im Transit, nur die obligatorischen Pass- und Handgepäckkontrollen. Eine Etage tiefer unterhalb der Gates für den Abflug, befindet sich eine Lounge von Royal Air Maroc für Fluggäste mit mehreren Stunden Aufenthalt und gebuchten Anschlussflügen, bequeme Ledersessel und -liegen, kein westlicher Tourist weiß davon … nur halb Afrika. Alle Plätze sind besetzt mit „den Schwarzen“ – der leicht latente Rassismus meiner Mitreisenden. Irgendwo zwischen den ganzen Afrikanern liegen jetzt zwei Blondinen – eine in ihrer schwarzen Punker-Lederkutte und Nietengürtel in der Jeans und warten (bzw. ruhen) auf die nächsten Stunden. Für wenige Augenblicke muss ich auch mal kurz eingeschlafen sein.

Frühstück in Casablanca (habe ich mir anders vorgestellt)
Frühstück in Casablanca. Die Sonne ist aufgegangen, lass uns was frühstücken gehen. Jeder größere, internationale Flughafen sieht gleich aus, Cafés, Bistros, ein Food-Court. Nur der Fensterplatz mit Blick auf eine spröde Baustelle nach hinten und der Pappbecher mit dem kleinen, sauteuren Espresso in der Hand ist irgendwie nicht das, was ich für mich erwartet habe. Meine Traumvorstellung von diesem mehrstündigen Aufenthalt in dieser mondänen Stadt am Atlantik mit dem klangvollen und schicken Namen Casablanca ist doch stark abweichend von der Realität.
„Can you change hundred dollar?“ Ich schaue die Frau, die irgendwo hier am Flughafen arbeiten muss, an, als kommt sie vom Mond. So viel Geld habe ich nicht (mehr) bei mir, die letzten marokkanischen Dirham gehen für ein zweites Frühstück, ein Muffin und ein Kaffee, in einer Filiale einer nicht näher genannten, internationalen Kaffeehauskette drauf. Weiter warten und umherstreunen im Transitbereich bis irgendwann nach 13 Uhr. Der Flug zurück nach Frankfurt (eine größere Maschine, amerikanisches Fabrikat, nicht so schön, wie die kleine, brasilianische Maschine den frühen Morgen).
Es wird immer mehr düster und grau, das Flugzeug durchsticht am späten Nachmittag die dunkle Wolkendecke nach unten in Richtung Landebahn. Der Flughafen in Frankfurt, eilende und gestresste Menschen, mies gelaunt oder „voller aufgesetzter Heiterkeit“ am Rande des Wahnsinns. Das musst du hier in Deutschland so machen, anders geht das nicht. Die Zugverbindungen zurück sind ein Glücksspiel, ich bin seit über achtzehn Stunden wach, als gegen 21 Uhr die Lautsprecherdurchsage im Zug kommt, dass es „hier nicht mehr weitergeht“ – wegen einer „Signalstörung“ – und unklar ist, ob ich die Nacht überhaupt noch jemals mein Zuhause und mein Bett erreiche, dann … ich habe keine Wörter mehr dafür, ich bin zu müde und zu fertig und versinke immer tiefer in den Sitz. Fahrt doch einfach auf Sicht, wird schon kein Zug entgegenkommen. Gedanken einer überaus motivierten Testingenieurin aus der Eisenbahnbranche.
Um Mitternacht bin ich wieder zurück bei mir und kann vor dem ersehnten Zubettgehen noch meinen Koffer auspacken, bzw. umdrehen und den Inhalt auf das Sofa werfen. Morgen oder übermorgen kümmere ich mich weiter darum. Wohin geht die nächste Reise? Im ICE schon ein paar Zeilen im Internet auf dem Smartphone gelesen. Afrika? Senegal?

Ich möchte tiefer in diesen Kontinent vordringen. Die eine Italienerin, die ich vor vielen, vielen Jahren kennengelernt hatte – sie muss einmal nach Marrakesch und Marokko gereist sein … der eine Senegalese auf dem Markt vor zwei Abenden, er ist mir beim Essen an einer der Stände gegenüber aufgefallen, in seiner Tracht, die bunten Rechtecke auf seiner Jacke und Hose hübsch zusammengenäht. Sie hat hier irgendwo ihren Mann kennengelernt und in diese faszinierende Kultur eingeheiratet … irgendwann vor ein paar Jahren verliert sich ihre Spur. „Twin Sister of Soul“ – Ich will ihren Pfad gehen, um sie zu finden.

[11.03.23 / 23:15] Erst jetzt entwickelt sich eine Urlaubsstimmung. Frühstück am (sehr) späten Vormittag, heute nur mal kurz raus, eine Einkaufsstraße, bis zum großen Markt, ein Kaffee, ein zweites, sehr, sehr spätes Frühstück. Und wieder zurück in den Riad. Andere Sehenswürdigkeiten? Da wären noch welche … nicht auf dieser Reise. Vielleicht später mal. Am Nachmittag noch einmal kurz raus, Kuchen kaufen (mein obligatorisches Reisefoto mit dem orientalischen Kuchen, den es überall von der Türkei bis nach Marokko gibt).
Auf der Dachterrasse des Riad entspannt auf der Liege ein Buch lesen (dasselbe, das ich schon seit fast einem Jahr lese). Der Ruf der Muezzins rundherum um 17 Uhr. Den Koffer packen, warten auf das Abendessen nach Einbruch der Dämmerung oben auf der Dachterrasse, unter dem sternenklaren Himmel irgendwo über Nordafrika. Bis weit nach 22 oder 23 Uhr. Irgendwann die Nacht wird ein Taxi kommen. Mit dem nächsten Flug zurück nach Casablanca.

[10.03.23 / 23:04] Die südliche Medina, wieder ein spätes Frühstück. Mein grünes Tunika-Kleid tragen – das mit dem weißen Flechtgürtel. Mein langer, schwarzer Schal kombiniert mein orientalisches Outfit und verdeckt meine Haare, meine Schultern, meinen Nacken und mein Dekolleté erfolgreich vor der Sonne. Unterwegs zu dem Palais Bahia aus der Jahrhundertwende.
Eher enttäuschend – sieht aus, wie der ebenso alte Riad, in dem wir übernachten (und das war auch mal ein Harem). Unmengen an Touristen, ganze Busladungen quetschen sich da durch (und das Gebäudeensemble ist gar nicht so groß). Ich gebe es auf, schöne Fotos zu machen – es ist einfach unmöglich. Die Batterie der Kamera ist eh leer (das Aufladen vergessen). Weiter geht es mit der Kamera des Smartphones. Doch vorher noch ein Mittagessen in einem zum Restaurant umgebauten Riad direkt daneben … stolpern einmal Touristen hinein (wir), kommen ganz sicher dahinter die nächsten. Weiter den frühen Nachmittag zu den Ruinen und Mauern des alten Palais Badii aus dem späten Mittelalter.
Diese Anlage ist nicht so überlaufen. Umherklettern zwischen Steinen, Fotos von Storchennestern machen. Etwas Hintergrundwissen über die maurische Zeit, Andalusien und Grenada (eine Fernsehdoku über die Alhambra in Spanien, die ich mal gesehen habe) ist ganz nützlich. Die Erklärtafeln hier und da sind in Arabisch (marokkanischer Dialekt?) und Französisch (ein paar Wörter erahne ich noch). Die Hitze drückt – aber viele einheimische Frauen tragen auch so einen schwarzen Schal. Weiter danach in ein Kaffee … oder waren wir doch noch vorher die alten Saadiergräber ansehen? Hier ist für mich nur das Holzdekor wichtig und sehenswert.
Die Gräber selber sind unspektakulär. Den ganzen Nachmittag mache ich mehr und mehr immer wieder Fotos von den Fliesen und Mosaiken auf den Böden und Wegen, immer wieder dieselben Muster, manchmal auch etwas besonderer … so etwas will ich auch für mein Badezimmer. Weiter nach einem Minztee und ausgewählter Patisserie, zu dem großen, südlichen Stadttor Bab Agnaou – welches die Altstadt von der Außenwelt trennt. Vier Sightseeing-Hotspots und unzählige Läden dazwischen (Patchouli-Öl kaufen), zu viel für einen Tag?
Es ist später Nachmittag / früher Abend zurück im Riad. Eine Dusche, den vielen Staub abspülen. Die Muezzins von allen Seiten oben auf der Dachterrasse künden den Sonnenuntergang an. Freitag Abend ist Party-Abend! Ich habe extra noch meine andere, teure Handtasche dabei. Heute wird nicht im Salon gegessen, heute geht es zum Abendessen raus auf den großen Platz.

Grillstand abends am Djemaa el-Fna
Mit anbrechender Dunkelheit ändert sich das Bild, viele hell erleuchtete Garküchen und Barbecue-Stände. Gegrilltes wird angeboten. Was ist das für ein Tier, das ich da gerade vom Spieß esse? Esel? Pferd? Kamel? Vielleicht doch Hammel. (Wollte ich erst einen veganen, dann vegetarischen Tag einlegen …) Ein paar Dinge sollte ich hier doch nicht essen – keinen Salat, nichts Rohes, nichts Ungegartes. Nach dem (aufregenden) Essen weiter durch die dichten Menschenmengen. Eine andere Mixtur – sehr viele Einheimische. Es ist Wochenende. Quirlig und laut … lebendig. Erst den späten Abend wieder zurück im Riad. (Nur noch eine Nacht?)

Beim Auftragen der Aloe-Vera-Creme vergessen, dass ich ja noch Kajal trage …

[09.03.23 / 17:40] Die Tickets gibt es nur vorab online, dafür brauche ich Internet / WiFi. Der Kauf funktioniert nur mit Kreditkarte, dafür brauche ich ein Online-Banking-Zugang – und eine Secure-PIN. Diese ist in meiner Passwort-Datenbank hinterlegt und verlässt normalerweise nicht meinen heimischen Rechner, dafür … müsste ich jetzt wieder zurückfliegen? Hätte ich diese nicht vorab noch extern in einer Cloud hinterlegt … mit einem Masterschlüssel gesichert, paranoid wie ich bin (der Schlüssel nur separat verfügbar auf meinem Smartphone). Die Online-Reservierung und der Kauf der Eintrittskarten für den Jardin Majorelle gestaltet sich den Abend vorher sehr kompliziert. Den (späten) Vormittag darauf, nach dem Frühstück auf der Dachterrasse des Riad, zum nächsten Sightseeing-Hotspot: „Dem Garten von dem Nachbarn von dem Yves Saint Laurent.“ (Der mit der blauen Farbe.)

Wegweiser, Jardin Majorelle
Vom großen Platz ein Taxi in die Richtung, einreihen in die Warteschlange für den „12:30 Slot“. Unmengen an Touristen. Die Mittagssonne knallt von oben (hätte ich mich nicht eingecremt, hätte ich nicht meinen Hut auf, hätte ich nicht meinen Schal um meinen Hals, um meine Schultern, um mein Dekolleté). Der Garten selbst … angeblich nicht mehr so schön, seitdem da nur noch Kakteen stehen (ich kenne ihn aber nicht anders). Palmen und Bambus, russische Insta-Girls posieren in ihren modischen Kleidern vor den leuchtend blau gemalten Wänden eines Gebäudes irgendwo in der Mitte. Zu viele Menschen, ich halte mit meiner Kamera beim Vorbeihaschen auf alles drauf, was mir fotogen erscheint. Ob die Detailfotos mit den spärlichen Blüten etwas geworden sind, werde ich erst später sehen. Das knallharte Licht, ein menschenleeres Foto zaubern, die Kamera nach oben in die Blätter und Wedel der exotisch anmutenden Palmen und Gewächse. Ein Kaffee in dem dazu gehörenden Café erspare ich mir … immer noch zu viele Menschen. Mit dem Taxi nach einer Stunde wieder zurück, zum großen Platz in der Medina, den mit den ganz vielen Menschen.
Weiter auf der Suche nach dem einen sagenumwobenen Laden, in dem ein alter Mann in einem Berg an altem Silberschmuck sitzt. Aber vorher noch einen „Halb-Halb-Kaffee“ auf der Terrasse eines Cafés rund um diesen zentralen Platz. „Beste Adresse!“ Tatsächlich wähne ich mich wie in dem einen Restaurant, in dem ich vor vielen Jahren in L.A. hineingestolpert bin (das mit dem „Efeu“ und den vielen Hollywood-Stars).
Eingang zu einem versteckten Innenhof, Souk in Marrakesch
Der Laden des alten Mannes ist nicht weit davon entfernt, ein Weg um die Ecke, ein unscheinbarer Torbogen hinein in einen Innenhof voller Antiquitätengeschäfte. Hätte meine Begleitung sich nicht ständig herumgefragt, wo dieser Laden ist – kein Tourist findet diesen! Der Laden ist oben im Obergeschoss des Atrium – und wirklich winzig! Der Mann schüttet seinen Silberschmuck aus all seinen Kisten auf die Waage. Hätte ich nicht einen Tag vorher schon sündhaft teuer eingekauft! Dieses Mal ist meine Begleitung dran.
Zurück durch die Souks, den engen Gassen, schattig überdeckt. Ein Stau zur „Rush Hour“ am Nachmittag, der Qualm der Mopeds lässt kaum Luft zum Atmen. Es ist trocken und heiß, staubig (würden die engen Gassen nicht jeden Tag mit Wasser geschrubbt). Zum Abend im Riad ziehen etwas Wolken auf und lassen dieses nordafrikanische Halb-Wüstenklima etwas erträglicher erscheinen. Die schneebedeckten Berge des südlichen Atlas sind nicht immer klar am Horizont von der Dachterrasse aus zu erkennen. So viele Blumentöpfe hinter diesen Mauern und diesen terrakottafarbenen Zinnen.

[08.03.23 / 19:44] Nach dem (späten) Frühstück, mitten hinein in die Souks. „Wir kommen hier nie wieder raus!“ Überdachte, enge Gassen, ein Gewimmel an Fußgängern, Touristen, Einheimischen und Mopeds. Viele Mopeds. Alles schlängelt sich durch, vorbei an den Auslagen der Händler, hier und da lässt sich ein System erkennen, Schmuck, Textilien, Lampen, Lederwaren.
Ich bin weiterhin auf der Suche nach einem Laden für antiken Berberschmuck. Ein silberner Armreif, mit filigraner Verzierung, eingelöteten Silberfäden, metallisch dunkler Patina, das Spiralmuster in der Gravur und diese Schließe mit dem dünnen Metallstift an einer kleinen Kette soll es sein. Die Berberfrau auf dem alten Schwarz-Weiß-Foto in dem Zimmer im Riad hat genau auch so einen.

Armreif aus Silber, echter Berberschmuck im (Fake-)Teleshop!
In einem Laden irgendwo werde ich fündig. Zahle ich einen viel zu hohen Preis? Dieser Armreif ist wirklich antik und uralt – der ältere Verkäufer ist da sehr überzeugend (und vertrauenerweckend), leider lässt er kaum mit sich handeln. Ein minimaler Preisnachlass und meine Karte versinkt in dem Bezahlterminal. Ich muss diesen Armreif unbedingt haben, mein Spiegelbild an der Kasse, meine orientalisch-indische Tunika und meine langen, blonden Haare harmonieren mit meinem Schal so wunderbar mit diesem besonderen Schmuckstück … und ich wusste bis eben gerade noch gar nichts von seiner Existenz. Für das nächste Gotik-Treffen!
Weiter den Nachmittag in den gar nicht so geheimen Jardin Secret. (Viele Touristen, die genauso ständig amüsiert darüber lästern, wie andere Touristen in ihr Bildmotiv stolpern.) Die starke Sonne ist eh nicht gut genug für perfekte Fotos im ersten Stopp für die „Garten-Tour“ auf dieser Reise. Ein Minztee und ein Stück Kuchen danach auf einem kleinen Platz mit hier und da einem Gewürzhändler mitten in den Souks. „Wir finden schon irgendwie wieder hinaus!“

[07.03.23 / 17:40] Der Zug nach Braunschweig hat Verspätung? Egal, der Anschlusszug zum Flughafen nach Frankfurt muss auf demselben Gleis einfahren, Verbindung funktioniert. Der Flug nach Casablanca verspätet sich auch um gefühlt eine Dreiviertelstunde? (Ich durchlebe schon mein ewiges „Düsseldorf-Trauma“.) Egal, gegen späten Abend (und etwa 2000 Kilometer weiter) in Casablanca durch den Flughafen direkt hinein in das nächste Boarding für den Inlandsflug nach Marrakesch. Auch das funktioniert ohne Stress … reibungslos (und der kleine Koffer kommt auch mit).
Nach Mitternacht in dem Riad in Marrakesch angekommen, ein angenehmes, kühles Klima, der wunderschön begrünte Innenhof lässt sich schon erahnen. Ein kleiner, geführter Rundgang, noch eine Suppe zum Abendbrot. Gegen zwei Uhr nachts ins Bett in dem alten Zimmer unten im Innenhof.

Glas Kaffee am Djemaa el-Fna
Frühstück um elf Uhr oben auf der Terrasse mit Blick über die Dächer der Altstadt von Marrakesch, unten im Hof schon das Vogelgezwitscher, eine leichte, angenehme Brise von den Bergen am Horizont. Diesen ersten Tag nur ein Rundgang durch die Medina und den Souks zum großen Marktplatz Djemaa el-Fna. Von den berüchtigten Gauklern, Schlangenbeschwörern und Henna-Mädchen bekomme ich nicht viel mit, ein großer Abstand zwischen mir und denen. Ein Glas Kaffee auf der Dachterrasse eines Cafés rund um diesen Platz. Ein Sightseeing-Hotspot, die große Koutoubiamoschee mit ihrem uralten Minarett irgendwo dort hinten.
Den Nachmittag durch die Souks zurück, ich bin auf der Suche nach einem Armreif aus Silber, etwas Traditionelles. Vielleicht auch ein Stück Seife aus den vielen Läden mit Gewürzen und ätherischen Ölen. Aus einer Patisserie ein Stück dieses Orangenkuchens probieren, der mir schon in Ibiza begegnet ist, bekannt für dieses westliche (und nordafrikanische) Mittelmeergebiet. Ein Nachmittags-Minztee zurück im Riad. Einfach entspannen und ankommen. Anregungen (und Tipps) für die nächsten Tage sammeln. Später Abendessen (eine Tajine) unten im Salon.

[05.03.23 / 21:43] Sonntag, der viertzehnte Tag ab Infektion, der zehnte Tag mit einem positiven Testergebnis … ein ganz zarter Strich, kaum noch zu erkennen, nur ich weiß, dass er da ist. Und jetzt? Symptomfrei? Nicht wirklich, ein leichter Schnupfen. Aber bin ich noch infektiös? Kann ich mich nach draußen trauen? Allein mein kurzer Weg in die Apotheke am vergangenen Freitag hat mir gezeigt, dass das in der Masse der Menschen vollkommen irrelevant ist. Niemand trägt noch eine Maske. Risikogruppen gibt es nicht mehr (entweder alle „weggestorben“ oder zurück zu normal bzw. „unsichtbar“). Mal sehen, wie es mit dem Virus in mir weitergeht …

Koffer packen. Flug geht in wenigen Stunden. Extra-Packung Masken mit dabei.

[03.03.23 / 17:38] Mittwoch, der Schnelltest ist weiterhin positiv (wenn auch nur schwach). Die ätzende Nasennebenhöhlenentzündung, wie nach jeder Erkältung. Gegen Abend „bröckelnder Raucherhusten“. Donnerstag, weiter Raucherhusten. Freitag, der dritte positive Test in der Reihe, wieder stärker ausgeprägt, interessante Information: nicht nur ich habe alle meine Termine abgesagt, es werden mir auch alle Termine abgesagt bzw. verschoben, wegen einem „erhöhten Krankenstand“. Die Seuche geht unkontrolliert um (unverantwortlich). Mit der Immuntherapie wieder angefangen.

[27.02.23 / 18:52] Der Sonnabend: Gelenk- und Gliederschmerzen gehen zurück, Halsschmerzen konstant mittelschwer, über den Tag verteilt Schüttelfrost in Wellen und die schon von Anfang an latent auftretenden Brustschmerzen, die ich nicht einordnen kann. Erneut Nachtschweiß, Medikation wird erweitert um ein paar Ibus. Sonntag im Tagesverlauf abklingende Symptomatik, den verbleibenden, festsitzenden Schleim abhusten. Montag, der zweite Morgen im Spiegel ein ziemlich abgekämpftes Gesicht, keine Halsschmerzen mehr, Atmung durch die Nase noch nicht frei – ähnlicher Zustand, wie nach jeder Erkältung. War's das jetzt? Nebeneffekt: vielleicht ein oder zwei Kilogramm weniger auf der Waage (wieder runter von der Sechzig). Die nächsten Tage einen weiteren Test eingeplant … Alle auswärtigen Termine für diese Woche telefonisch absagen.

[25.02.23 / 08:04] Die ersten drei Nächte die Woche, starker Nachtschweiß – das ist die Inkubationszeit und für mich das Zeichen, ich habe einen Infekt. Donnerstag, der erste Test negativ. Freitag, Gelenk- und Gliederschmerzen, am Abend der zweite Test fällt positiv aus. In der Nacht stärker werdende Halsschmerzen, leichter Schnupfen, Medikation: Halstabletten zum Lutschen und Eukalyptuskapseln. Nach vier Stunden Schlaf wache ich den Sonnabend Morgen wieder auf – eine Panikattacke: Werde ich sterben? Jedes Einatmen bringt mir den Virus in die Lunge, ich habe im Internet etwas über die schweren Verläufe gelesen, die Lungenentzündung dann die zweite Woche, eigenmächtig die Immunsuppressiva abgesetzt, die mein Immunsystem gerade noch so am Laufen halten … könnte auch kontraproduktiv gewesen sein.

[24.02.23 / 19:13] „Es ist nach wie vor da und mir geht es beschissen.“ Nach den letzten drei Jahren Pandemie endlich mal ein positiver Covid-19-Test, ab jetzt kann ich alles auf „Long-Covid“ schieben und mich vor jeder Arbeit drücken (nicht, dass ich das schon wegen der MS-Fatigue die letzten zwanzig Jahre getan habe). Die Immunantwort, die mich momentan plagt (Gelenk- und Gliederschmerzen), ist in etwa vergleichbar mit der jahrelangen Interferon-Beta-Therapie – dort ging es mir jeden zweiten Tag in der Woche exakt genau so – über viele Jahre. Mal sehen, wie lange das anhält, der letzte Booster war auch schon vor vierzehn Monaten … ich gelte als ungeimpft?

[15.02.23 / 19:59] Ich tue es! Ich habe mich auf einer dieser Bezahlplattformen für „Erotische Videos“ angemeldet! Nach einer mehr oder weniger umständlichen Authentifizierung und Altersnachweis, mein neues Benutzerkonto und mein Profil. Ich bin jetzt eine Amateur-Darstellerin! Für die Live-Video-Chats fehlt mir noch eine bessere Kamera, aber dafür findet sich in dem Upload-Bereich des Profils seit letzter Nacht (4:30 Uhr) ein zwanzigminütiges, aufgenommenes Video von mir … wegen der Größe geteilt in vier Akte (sollte es akzeptiert werden). Interessant zu sehen, was nach den Regeln der Plattform als Softcore und was als Hardcore gilt, und ich dachte, mein Video – in dem wirklich nicht viel passiert – sei harmlos. Allein die tiefen Einblicke in meine Intimzone und der gewählte Kamerawinkel machen es schon schwierig, nicht allzu freizügige Vorschaubildchen für den Videostream auszuwählen.

„Vierzigjährige Post-OP Transfrau erkundet vorsichtig ihren Körper“

Modell: Morgana LaGoth
Kamera & Beleuchtung: Morgana LaGoth
Schnitt & Postproduktion: Morgana LaGoth

(c) Morgana LaGoth MMXXIII

Wird es angenommen werden? Habe ich überhaupt eine Chance? In meinem Alter? Bei all den anderen höchst attraktiven Darstellerinnen? Das Video entstand einer der letzten Nächte improvisiert auf meiner Leopardendecke, die Lichtführung orientiert sich am expressionistischen Film (Haarlicht von schräg oben, seitlich einfallender Lichtkegel für Zeichnungen – und diffuses Raumlicht, um nicht alles im dunklen Schatten untergehen zu lassen). Die Begleitmusik ist ein Stück von J. S. Bach – es hat ewig gedauert, etwas Lizenzfreies zu finden, und könnte doch der Punkt sein, an dem eine Veröffentlichung scheitert (wenn dann, schiebe ich dieses Video auf meinen Server ins Darknet). Inspiriert ist es durch meine vorangegangenen Videochats mit meinen Liebhabern und was sie sehen wollten, so ganz ohne Erfahrung bin ich also nicht daran gegangen …

Vorbei die idealistischen Zeiten, in denen ich noch alles kostenlos ins Internet gestellt habe: „Alles, was ich brauche, nehme ich kostenlos, alles was ich produziere, gebe ich kostenlos.“ Hier nicht. Ich brauche Geld. Die nächste Urlaubsreise wird immer teurer. „Also, besucht meine Seite und kauft meine Videos!“

Und noch mehr Fragen: Muss ich dafür eigentlich ein Gewerbe anmelden? Was trage ich dann in das Formular als Tätigkeit ein? „Erotik-Modell“? Und wird überhaupt irgend jemand dann meine zum Verkauf stehenden Videos anklicken? (Und mir einen Gewinn einbringen?) Einerseits bin ich als Darstellerin nicht so potthässlich – aber andererseits auch nicht so besonders hübsch … dafür alt … und faltig … und behaart (könnte ein Fetisch werden, weil ich mich aus Überzeugung unten herum schon nicht mehr rasiere). Und gilt das Ganze per Definition nicht schon als Sexarbeit?

Na, ob das was wird … ich werde es sehen.

Nachtrag 1: Die Videos wurden in der ersten Prüfung abgelehnt, wegen der eingeblendeten Internetadresse (woher ich die schöne Begleitmusik habe und um zu bestätigen, dass diese wirklich lizenzfrei ist). Noch einmal eine weitere Nacht das mehrere Gigabyte große Video neu rechnen lassen, mit den geänderten Titeln und Vor- und Abspann, und für eine zweite Prüfung vorlegen. Wenigstens läuft die Nacht auf arte ein interessanter Eastern aus den Siebzigern und vertreibt mir nebenbei die stundenlange Wartezeit vor dem Computer.

Nachtrag 2: Und sie sind online. Die Vorschaubildchen sind schon erschreckend explizit – aber das ist knallhartes Porno-Business! Immer wieder tapse ich als unschuldiges Mädchen in diesen Rotlichtbezirk, zu gut für diese Welt, aber fasziniert davon und angezogen von der verborgenen Schönheit, ohne lange daran hängen zu bleiben.

[04.02.23 / 22:33] Wer hätte gedacht, dass ich die alte Kiste jemals wiedersehe? Der museumsreife Leopard-1-Panzer taucht auf einmal wieder in den Nachrichten auf, um der Ukraine vermacht zu werden. Soweit ich das nachvollziehen konnte (schon länger her), wurden die Exemplare, auf denen ich vielleicht noch vor über zwanzig Jahren eingesetzt wurde, zuerst nach Brasilien und Chile und von dort aus weiter nach Ecuador verscherbelt. [Anm. der Verfasserin: Stimmt nicht, das waren die aus Belgien und den Niederlanden.] Und hier in Deutschland tauchen auf einmal wieder ein paar vergessene Exemplare auf, die schon längst hätten verschrottet werden sollen? (Die, die nicht mehr für einen Export vorgesehen waren?) Ich habe mindestens einen davon in meiner Dienstzeit erfolgreich „kaputt repariert“ … für den Frieden!

Um ins Detail zu gehen: Beim Tausch des Versorgungskabels für die Wannenkreisel rund um den Turm, hat ein Kabel hinten an der Monoblock-Elektronik, das Gerät für die Waffenstabilisierung des 1A5, nicht mehr richtig reingepasst und irgendwie „geklemmt“ … bis ich ein Gummihammer genommen habe und mit etwas beherzter Gewalt draufschlug, ohne Beachtung der Pins und Kontakte am Stecker, die damit vielleicht verbogen wurden. Ergebnis: Der Panzer hatte einen Tremor, musste in eine andere Werkstatt und niemand hat irgendwie etwas mitbekommen, dass vielleicht ich dahinter stecken könnte … oder auch nicht?

(Nachtrag drei Monate später … und es ist doch die „Export-Version“, die mit dem moderneren Turm, geschweißt und aus dem fünften Baulos, die dänische Variante, aufgemöbelt auf A5! Nicht mal wir hatten damals so etwas.)

[01.02.23 / 21:48] Weg ist sie, die Wohnung in Salzgitter – ich hatte da eh nur „ein Bett, ein Fernseher und eine Kaffeemaschine“ drin. Was nun? Sollte ich irgendwann wieder Arbeit finden, würde ich mir wieder irgendwo eine Zweitwohnung nehmen … oder für die Probezeit, ein möbliertes Zimmer (nicht, dass ich nach einer „spontanen“ Kündigung wieder drei Monate an so etwas gebunden bin).
Die Arbeit, besser die Arbeitssuche … bin ich mit Ü40 schon zu alt, um jemals wieder in der IT eine Stelle zu finden? Auch registriere ich wieder eine hundertste Absage in meiner neuen tabellarischen Liste aller gesendeten Bewerbungen – die seit 2019. In meiner alten geführten Liste, die aus meiner Langzeitarbeitslosigkeit elf Jahre zurück, war die unheilvolle Hundert ein Nervenzusammenbruch. Jetzt stört sie mich nicht mehr. Im Laufe des Tages kommt auch schon die nächste … nur wenige Stunden später: Nummer 101. Sollte ich sie wirklich alle zählen?
Die letzten vier Wochen – eine vierwöchige Online-Schulung zur Softwaretesterin. In einer straff organisierten Siebentagewoche und einem Zwölfstundentag (sieben Stunden Unterricht und anschließend fünf Stunden lernen – außer am Wochenende, da „nur“ mehrere Stunden lernen) habe ich mir ein Abschlusszertifikat erkämpft, welches jetzt, mit zwei neu eingefügten Zeilen, meinen Lebenslauf schmückt. Aber ich glaube nicht, dass das noch etwas bringen wird …
Finanziell ist momentan der Druck etwas raus, die Steuerrückzahlung für die letzten vier Jahre sichert meinen minimalen Lebensstandard mit all den notwendigen Fixkosten bis in den April. Mit der Kaution der aufgelösten Wohnung (sofern ich sie erhalte – und wenn ja, dann ohne große Abschläge) könnte ich ein kleines Budget einplanen, das sogar eine weitere meiner geliebten Städtereisen ermöglichen würde. Zeit genug, hätte ich ja …

Doch all das ändert nicht viel an meiner langsam und unterschwellig pessimistischer werdenden Stimmungslage. Ich könnte auch das Wort „depressiver“ verwenden – auch weil es näher dazu passt: Die vielen Stunden, die ich jeden (weit späten) Vormittag von meinem Bett aus nach dem Aufwachen in dem abgedunkelten Schlafzimmer die Zimmerdecke anstarre, ohne das verhängnisvolle Grübeln zu unterbrechen – der Schmerz des Liegens treibt mich raus – oder die viel zu kurzen Nächte, die wachen Zeiten auf dem Sofa liegend, eingehüllt in meiner Leopardendecke, ziellos die YouTube-Videos am Fernseher durchschaltend bis drei Uhr nachts … Soldaten, Panzer, Kriegsverläufe, Politikerinterviews – ich schalte um – belanglose, erheiternde Clips meiner favorisierten Influencerinnen, die auf meiner Abo-Liste. Nur diese eine YouTuberin mit ihrer einfangenden Düsternis spricht mir aus meiner Seele … sie hat schon seit Monaten nichts mehr veröffentlicht, ob es ihr gut geht?

Auch wenn bei mir nicht mehr viel passiert, verliere ich die Kraft und den Anstoß, etwas zu schreiben. Wochen könnten zwischen meinen Tagebucheinträgen liegen …

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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