morgana81 - gothic transgender

Es gibt nichts, worüber ich schreiben könnte - nicht der überfüllte Weihnachtsmarkt, in dem ich mich, tief luftholend und Panikattacken vermeidend, durch die engen Massen zwänge, und auf dem es jedes Jahr nur das gleiche zu kaufen gibt.

[03.12.18 / 00:09] Es gibt nichts, worüber ich schreiben könnte - nicht der überfüllte Weihnachtsmarkt, in dem ich mich, tief luftholend und Panikattacken vermeidend, durch die engen Massen zwänge, und auf dem es jedes Jahr nur das gleiche zu kaufen gibt. Nicht meine ergebnislose Einkaufstour durch die Kaufhäuser der Innenstadt, bei der alles in meiner Größe nicht mehr vorrätig ist. Und nicht mein Desaster, als ich dringend zu der Toilette im Hauptbahnhof eile - und mich den letzten Meter vor der Toilettenschüssel total entleere ... Stuhlinkontinenz: "Zu spät!" Auch nicht die peinliche Situation danach, als ich mir nur meinen Schal (als Rockersatz) um die Hüften schwinge und im Waschbecken des Bahnhofsklos meine Jeans und meinen Slip halbwegs reinige, und nicht wie ich danach, untenherum (fast) halbnackt, durch die Kälte und die Dunkelheit des anbrechenden Sonnabend Abend zu dem Parkhaus und meinem Auto laufe, die tropfende (und müffelnde) Jeans in der Hand. Auch nicht, wie mir die Nacht darauf die allerdüstersten Gedanken kommen: "Jetzt geht alles sehr schnell. In fünf Jahren liege ich auf einer Gummimatte in irgendeinem Pflegeheim ... 15 Jahre MS, noch fünf mehr und Rollstuhl!"
Ebenso nicht den Sonntag danach, als ich zu meiner 150 Kilometer entfernten, anderen Wohnung fahren will, um dort meine Jeans in die Waschmaschine werfen zu wollen - und meine Schlüssel für die Leipziger Wohnung am Briefkasten hängend vergesse und einsam zurücklasse. Und wie ich dann die ganzen 150 Kilometer auf der Autobahn im tiefsten Regen und der erneut anbrechenden Finsternis des späten Sonntag Nachmittag nach Leipzig zurückfahre. Soviel Pech ... irgendwann muß auch mal gut sein.
Sonntag Abend wieder zurück in Leipzig, es regnet schon den ganzen Tag. Auf dem Weihnachtsmarkt in der Leipziger Innenstadt ist es dafür nicht mehr ganz so voll. Ein Schmuckhändler hat ein paar silberne Yin-und-Yang-Anhänger für die Kette im Sortiment, ich kaufe den kleinsten davon. Ein paar Schritte entfernt von dem Leipziger Marktplatz befindet sich das japanische Restaurant, in dem ich so gerne immer esse - es wird ein komplettes Menü: Octopussalat, gegrillte Garnelen, gebratener Lachs mit Reis und als Dessert ein Matcha-Pudding. Die einzige und erste Mahlzeit für den Tag. Danach zu Fuß gegen 22 Uhr den Sonntag Abend ein paar Schritte zu meiner favorisierten Bar um die Ecke (der Jazz Music Club), an der Bar sitzend, einen Ipanema trinken und diesen Text auf meiner Reiseschreibmaschine (aka das Smartphone) tippen.

Yin und Yang: "Nach einem Haufen Mist und Scheiße kann es nur besser werden."

[30.11.18 / 16:03] Der Donnerstag Vormittag danach, es muß ein schönes Bild für die Fenster des Wohngebäudes gleich gegenüber des Fensters meines Hotelzimmers sein, wie ich immerzu nackt zwischen Dusche, Waschbecken, Spiegel und dem Bett umherspringe und mich langsam für den Tag vorbereite. Dieselben Klamotten aus der letzten Nacht (ich habe nur meine Handtasche dabei, ich reise mit leichtem Gepäck).
Kurz nach dem Check-out an der Hotelrezeption gehe ich wieder ein paar Schritte um die Ecke zu dem Dönerladen mit der großen Auswahl an frischen Croissants. Ein extragroßer Pott Cappuccino und fertig ist mein Frühstück den späten Hamburger Vormittag (so gegen 10 Uhr vielleicht). Vor den großen Fenstern des Bistros liegen graue Regenwolken an diesem trüben Spätnovembertag. Ich plane meine Besichtigungstour, ich will zumindest mal die Landungsbrücken sehen (und dort ein Fischbrötchen essen) - doch zuerst muß ich die Reeperbahn bei Tageslicht ablaufen und in den Läden für Erotikbekleidung, -fetisch und -zubehör groß einkaufen. Ein kurzer Lederrock schwebt mir in meiner Vorstellung herum.
Es ist naß, es ist kalt, es stürmt, mein aufgespannter Regenschirm stülpt sich ständig um - kurz: "Schietwetter", oder (leicht abgeändert): "Hamburger Wetter!" Erst bin ich immer nur kurz in den Sexshops, dann immer länger - Hauptsache nicht draußen. So viele Läden sind es nicht, ich laufe die Reeperbahn auf und ab - und wieder zurück. Der eine große Laden führt keine Echtlederbekleidung mehr, die Verkäuferin empfehlt mir einen anderen Laden - in dem ich schon war, aber der macht erst gegen Mittag wieder auf. Also wieder zurück ... so vergeht die Zeit.
Der andere Laden, nicht so groß wie die Boutique zuvor, aber mit einer kleinen, exquisiten Auswahl: Punkt genau gegen 12 Uhr Mittag stehe ich wieder vor dem - jetzt offenen - Treppenaufgang zur oberen Etage des Ladens. "Ich suche etwas in Naturleder, ich mag dieses ... knarzende Geräusch", meine Lederjacke reibt an meiner schwarzen Lederhandtasche. Der Verkäufer, ein netter, älterer Herr, scheint genau zu wissen, worauf ich hinaus will und zeigt mir ein paar Exponate auf einem Kleiderbügel. Leider ist die Nachfrage nach Echtlederprodukten nicht mehr so groß und wird wohl auch nicht mehr in so großem Maße für den Fetischbereich produziert ... total unverständlich für mich. Hoffentlich hatte das Tier ein schönes Leben und wenn es dann irgendwann tot umfällt - im Idealfall aus Altersgründen - warum dann nicht das Leder verarbeiten? (Ja ich weiß, das ist naiv.) Ein kurzer Lederrock fällt in meinen Blick und ist wohl genau das, was ich suche. Ich probiere ihn an, der nette, ältere Verkäufer schließt eine der Umkleidekabinen auf.
36/38 ... habe ich zugelegt? Das Röckchen ist doch arg knapp geschnitten, aber die nächstgrößere Größe hat vierfingerbreit noch Platz am Bund. Ich entscheide mich, zurück an der Kasse, doch für das kleinere Modell. Im Notfall, wenn ich darin nicht mehr laufen kann - zu kleine, beengte Tippelschrittchen - kann ich den Reißverschluß hinten "am Arsch" höher aufziehen. Hoffentlich halte ich noch die filigrane Balance zwischen "Preßwurst" und "sexy Knackpopo". Der Verkäufer packt den kleinen Lederrock in die schwarze Papiertüte und fragt mich, ob ich noch einen besonderen Wunsch habe. Ich deute auf das Regal mit den Lederhalsbändern.
Mein altes Nietenhalsband, ich weiß schon gar nicht mehr, wo ich es hingelegt habe, zulange hatte ich es nicht mehr um - und wenn, dann auch nur um die Stiefel - ein neues, schwarzes Halsband käme mir dabei gerade recht. Mit einer kleinen, schmalen Schnalle, den obligatorischen metallisch-konischen Nieten und einem kleinem "O-förmigen" Ring auf der Vorderseite - an dem ich das Klingelglöckchen befestigen kann! Es wandert in meinen Einkaufsbeutel.
Mein Blick fällt weiter auf ein Stachelhalsband, so eins mit Kette für Hunde. Der Verkäufer demonstriert mir, wie es zugezogen wird und wie man die abgestumpften Stacheln nach innen stülpen kann ... zu gern würde ich es kaufen, das steht schon länger auf meiner geheimen Wunschliste - aber wem wollte ich es überziehen? Mein Freund muß als Ausrede herhalten: "Ich glaube nicht, daß er so etwas trägt", oder tragen möchte.
Ich bezahle meinen Einkauf, der Minirock und mein Katzenhalsband, und verlasse den Laden an der Reeperbahn zu Fuß Richtung Elbufer ... irgendwann muß ich durch den stürmischen Regen halbblind - der Kopf und der Schirm gesenkt, gegen den Wind ankämpfend - auf die großen Landungsbrücken stoßen.

St. Pauli, Hamburg / November 2018 / Alter 37
Ich schaffe es bis zu dem Hang mit dem markanten Uhrenturm vor dem Elbufer ... ein Hang - und ich dachte, die Gegend hier wäre flach? Ein Selfie mit Regenschirm, im Hintergrund die Top-Sehenswürdigkeit von St. Pauli ... immer mit der beängstigenden Unruhe, mein Schirm, unter dem Arm geklemmt, könnte gleich weggeweht werden. So düster grau das Wetter auch ist ... das wird bestimmt ein super Foto - im November-Nieselregen.
Die Treppen runter zu den Landungsbrücken, ein Tip aus dem näheren, familiären Umfeld: "Was macht man so in Hamburg? Gibt's da was zu sehen?" - "Die Landungsbrücken, und ein Fischbrötchen da essen." Nordisch akkurat. Eine Imbißstube dort unten hat genau das im Angebot, was ich suche. Ich bestelle mir am Verkaufsstand ein Bismarckhering im Brötchen, die ältere Verkäuferin mit dem ortsüblichen Akzent lädt mich ein, mit hinein in den kleinen Laden zu kommen und mich dort etwas aufzuwärmen. Nachdem ich das Fischbrötchen aufgegessen habe, frage ich nach einer Tasse heißen Tee. Sie kocht etwas Wasser auf und serviert ihn mir am Tresen mit Teegeschirr und einem Beutel schwarzen Tee. Zwei Würfel Zucker und ich starre, meinen warmen Tee schlürfend, auf die Wellen der Elbe ein paar Meter vor mir. Ab und zu laufen vor dem Fenster ein paar Tagestouristen vorbei, die die hier ablegenden Hafenrundfahrten buchen. Vor vielen Jahren habe ich so eine auch mal mitgemacht.
Kurz vor 15 Uhr den Nachmittag, ich habe genug von dem naßkalten Schietwetter und laufe zurück zu der S- und U-Bahnstation oberhalb der Landungsbrücken - zurück zum Hamburger Hauptbahnhof. Dort noch etwas essen, die übliche Kette an Bahnhofs-Thairestaurants, und eine Stunde später, gegen 16 Uhr, mit dem nächsten Zug über Hannover in Richtung Leipzig fahren (nicht ohne mich noch in einer Bahnhofsparfümerie ordentlich mit Testern einzusprühen ... schweres "Black Opium", Pech für die, die neben mir sitzen müssen).

Stunden später und dieses Mal ohne Verspätung - also nur moderate 10 Minuten - und ich bin wieder zurück an dem Ausgangspunkt, wo ich den Tag zuvor kurz nach 14 Uhr losgefahren bin. Meine vollgestopfte Handtasche auspacken und das neu gekaufte Lederröckchen begutachten ... mal sehen, wo ich den das nächste Mal, bei welchem Event auch immer, neu anziehen könnte (in dem größeren Erotikladen lagen ein paar Flyer für BDSM-Veranstaltungen aus, aber leider nicht in meiner Gegend). (Ende Teil 2/2)

[30.11.18 / 16:02] Mein Tageshoroskop: "Es kommt alles anders, als du denkst!" Als ich in den ersten Regionalzug steige, um den Nachmittag nach Hamburg zu fahren, rolle ich gerade mal ein paar 100 Meter bis zur nächsten Schranke, bevor die erste Verspätung von 10 Minuten Wartezeit auf der eingleisigen Strecke auftritt. OK ... als dann im weiteren Streckenverlauf noch eine zweite außerplanmäßige Wartezeit auftritt, wird mir klar - den Anschlußzug nach Hannover schaffst du nicht mehr. Keine Panik ... aufgrund meines Tageshoroskops bin ich vorbereitet und weiß bereits, daß der Zug von München über Hannover nach Hamburg auch eine Verspätung von 30 Minuten hat. Mit dem nachfolgenden Ersatzzug (nach dem ersten Umsteigen) in Richtung Hannover habe ich den verspäteten ICE wieder eingeholt ... tatsächlich funktioniert der Umstieg in Hannover Richtung Hamburg dann auch, auf die Verspätung der Bahn ist Verlaß.

Den Abend in Hamburg angekommen, mein gebuchtes Hotel liegt in der Nähe der U-Bahnstation "St. Pauli", rechtzeitig zum Einchecken um 18 Uhr bin ich da. Meine Klamotten zum Ausgehen muß ich nicht wechseln, die habe ich vor der Fahrt schon angezogen - das langärmelige, schwarze Baumwollkleid aus dem Winterschlußverkauf der letzten Saison und die neuen, absatzlosen Stiefeletten mit den extrawarmen Lammfellsohlen + meine schwarze Lederjacke, die blickdichte Leggings und der lange, schwarze Kaschmirschal. Was fehlt ist noch der Silberschmuck, den ich mir jetzt erst vor dem Spiegel des Hotelzimmers anlege ... und natürlich schwarzer Kajal und Lippenstift.
19 Uhr nochwas, gleich um die Ecke des Hotels, am Eingang der Reeperbahn in St. Pauli, befindet sich ein Dönerladen, bei dem ich schnell noch ein paar Falafel zum Abendbrot esse, bevor ich gegen 20 Uhr eine U-Bahnstation weiter in Richtung der Konzertlocation für diesen Abend fahre ... der Dönerladen hat auch einen Haufen Croissants im Angebot - den merke ich mir für das Frühstück den nächsten Tag.
Wie als würde ich den Weg schon blind kennen, steuere ich dann danach zielgenau den Club für diesen Abend an der Grenze zum Schanzenviertel an ... der Moderator aus dem NDR Info "Nachtclub", der mit dem Manchester-Akzent, erwähnt immer die Clubs und die Konzerte hier in dieser Hamburger Gegend, endlich bin ich auch mal hier. "Bauhaus", die Europa-Tournee - zumindest die Konzerte in Deutschland - sind restlos ausverkauft. Gespannt auf den Auftritt der Band und das wahrscheinlich sehr interessante, schwarze Publikum, gehe ich zum Eingang des Clubs ... und lese die Schrift auf der kleinen Tafel davor: "Der Auftritt wurde aus gesundheitlichen Gründen abgesagt."
"Mist!" Kurz darauf, ich muß kichern: "Ja ... das konnte ich mir schon denken, das hat mir mein Horoskop schon vorausgesagt!" Ich gehe trotzdem hinein, die Bar des Clubs hat geöffnet und empfängt die verwirrt zurückgelassenen Konzertbesucher ... schön für die, die nicht so eine mehrstündige Anreise hatten. Die Mail mit der Konzertabsage kam ein paar Stunden zuvor den Nachmittag - aber da saß ich schon in dem Non-Stop-Zug nach Hamburg.
Ich bestelle eine Cola an der Bar und starte auf meinem Smartphone eine Internet-Recherche, was sonst noch so den Mittwoch Abend in Hamburg los sein könnte ... gefühlt nichts. Zurück zur Reeperbahn, so abergläubisch, wie ich bin, habe ich mir auch für diesen Fall wegen meines Tageshoroskops eine Alternative ausgesucht: Ich bin zweigleisig unterwegs, wenn nicht Gothic, dann eben Drag, oder Gay, oder Trans. Mit der U-Bahn so um 21:30 Uhr wieder zurück zu der Station St. Pauli am Eingang der Reeperbahn.

Die anrüchige Flaniermeile ... Leuchtröhrenreklamen, "XXX", "Sexy Girls", Erotik-Shop an Erotik-Shop, hier 'ne Bar, da 'ne Bar. Mit großen Erwartungen streune ich den Abend die breite Straße und ihren Nebenstraßen rechts und links entlang. OK ... Mittwoch, die Hälfte der Bars und Clubs hat zu, ein paar leichte Mädchen stehen frierend in der Kälte und warten auf Kundschaft vor ihren Läden, hier und da laufen ein paar Touristen in Gruppen herum. Ich gehe zu der Bar einer nicht näher genannten Hamburger Drag Queen in einer bekannten Seitenstraße der Reeperbahn, vielleicht werde ich da ja angequatscht und jemand zeigt mir die Gegend.
Ich setze mich auf einen Hocker an der Bartheke und lege meine Sachen ab, die schwarze Lederjacke und den Schal. Meine langen, blonden Haare trage ich offen, mein grüner Anhänger an der Silberkette und die Ohrringe blitzen hervor. Ein paar (alkoholfreie) Drinks - Bitter Lemon und Cola auf meinen Wunsch gemischt - und ich nehme ab und zu die Gäste hinter meinem Rücken in der kleinen Bar wahr ... das ist echt ein "Touri-Schuppen" (ich ja auch), aber was anderes hat den Mittwoch Abend nicht offen. Die Musik ... naja, auch nicht so mein Fall (echt jetzt? Schlager?) - der Wechsel aus dem Club mit dem fast stattgefundenen Gothic-Konzert und die Bar hier ist doch zu heftig. Etwa eine Stunde später wechsele ich die Location. Barhopping - irgend etwas anderes mit guter Punk- oder Rockmusik muß doch hier irgendwo offen haben.
Ich streife durch die dunklen Nebenstraßen, ab und zu allein, ab und zu ein paar Menschen, oder Pärchen. Hier und da ein paar junge Damen, deren "Beschäftigungsfeld" mir sehr wohl bewußt ist. Es ist saukalt, den Schal eng um meinen Hals geschlungen, passiere ich den Eingang zu der berüchtigten Gasse mit den blickdichten Trennwänden: "Keine Frauen! No women!" Ich halte mich an das Gebot. An der Ecke zu dieser Straße befindet sich die Bar im näheren Umfeld eines nicht näher genannten Motorradclubs ... fast hätte ich die "81" - mein Geburtsjahr - auch als Wunschkennzeichen für mein Motorrad ausgewählt. Ich weiß, daß die Bar sich hier befindet, ich bin nicht ganz ziellos umhergeirrt.
Ich betrete die Bar, auch hier ist nicht viel los ... aber schön dekoriert. Die Jukebox spielt etwas erträglichere Musik (alles ist besser, als Schlager) und ich bestelle noch eine Flasche Bitter Lemon und setze mich an die Bar. Mittlerweile ist es schon 23-Uhr-kurz-vor-Mitternacht und ich krame meine Tablettenpackung aus der Handtasche - bloß keine Cola/Koffein mehr trinken, wenn ich die Nacht noch einschlafen will. Mit einem mageren Tagesumsatz und nach nur einem bestellten Getränk verlasse ich nicht allzuviel später auch diese Bar und den Barkeeper und laufe wieder zurück zu meinem Hotel.
Als ich wieder auf meinem Zimmer bin, mich vor dem Spiegel abschminke und mich ins große Doppelbett lege, fängt es draußen in der eiskalten Nacht langsam an, zu regnen. Wie auch zuvor, ich bin für den nächsten Tag und diese Situation vorbereitet, ich habe auch einen Regenschirm mit dabei. (Ende Teil 1/2)

[27.11.18 / 20:03] Es war ein Experiment. Vor weniger als einer Woche habe ich mich bei einer dieser Erotik-Kontaktbörsen im Internet angemeldet - keine Ahnung, was ich da eigentlich wollte. Zu viele Männer ... viel zu viele Männer. Ich bekomme an die 20 Kontaktanfragen pro Tag, nach fünf Tagen sind es schon weit über 100. Ich komme kaum nach, allen zu antworten, alle ihre Profile zu lesen, verbringe Stunden vor dem Computer ... was soll das eigentlich immer mit den Penis-Bildern? Ein paar Chat-Gespräche entwickeln sich ... ein spontanes Sextreffen? Mir wird bewußt, das bin ich nicht! Ich bin gar nicht die Prostituierte, die selbstbewußte Ex-Escortdame, die, die damit umgehen kann. Ich bin viel mehr - und immer noch das gut behütete Mauerblümchen, das, das von Sex keine Ahnung hat ... ja sogar etwas Angst davor hat. Ich muß da weg. Richtig böse schlaflose Nächte verfolgen mich! Dieses Erotik-Portal tut mir psychisch nicht gut. Meine finale Flucht aus der Schlangengrube (und Kontolöschung) nach nur fünf Tagen online.

[18.11.18 / 19:26] "Gothic girl" geht aus. Der schwarze Wickelpullover, der dunkelgrau karierte, kurze Rock, zusammen mit der nahezu blickdichten, schwarzen Leggings und den hohen Stiefeln aus Wildleder. Mein Silberschmuck: Kette mit grünen Stein, Ring mit grünen Stein und - jetzt neu - meine Ohrringe mit den grünen Steinen, die Ohrhaken auf Titan gewechselt. Darüber meine schwarze Lederjacke und der lange, neue schwarze Schal, mehrmals um den Hals gewickelt. Etwas schwarzer Kajal und Lippenstift und ich verlasse meine Wohnung kurz nach 22 Uhr den Sonnabend Abend, eine Duftwolke aus Chanel-Parfüm hinter mich herziehend ... die hohen Stiefel mit den Blockabsätzen krachen laut auf das Pflaster.
Weiter zur nächstgelegenen Straßenbahnhaltestelle, weiter in Richtung Westen von Leipzig, zu einem Club in Plagwitz - "Doors open at 23". In der Gegend ("Gieszer" und "Markranstädter") befinden sich mehrere Clubs, in dem einen, zu dem ich jetzt will, war ich schon längere Zeit nicht mehr. Eine klassische "Gothic-Runden-Disko", hoffentlich sind da nicht schon wieder so szenefremde Menschen, die die ganze Nacht auf der Tanzfläche durchtanzen - und diese dann blockieren für die brav am Rand wartenden Grufties, die nur einzig und allein für "ihren" Song auf die Tanzfläche gehen. Nachdem ich eine Haltestelle zu spät ausgestiegen bin und den ganzen Weg in der Eiseskälte wieder zurück laufen muß, stehe ich vor dem Eingang des Clubs in der Mischgewerbegegend und den alten Lagerhallen.
Ich bezahle meinen Eintritt an der Abendkasse ... das erste Mal war ich in dem Club vor über 10 Jahren (die Nacht extra mit dem Auto aus Wernigerode angereist), aber das war noch ein anderer Kellereingang, ein anderer Raum, ein anderer Name - aber derselbe DJ! Ich betrete den Club, gebe meine Jacke an der Garderobe ab - behalte noch meinen Schal um den Hals - hole mir etwas zu trinken an der Bar, und stürme gleich darauf zu "meinen" ersten Song auf die Tanzfläche ... 80er Minimal Wave.
Die Zeit vergeht, die Musikstile der vier DJs wechseln sich, ein Titel von "Bauhaus" - "Dark Entries" wird gespielt, ich bin wieder auf der Tanzfläche ... drei Schritte vor, drei Schritte zurück. Interessiert beobachte ich dann danach am Rand der Tanzfläche die neu dazugekommenen Gäste ... so richtig echte Gothics! So mein Alter oder sogar etwas älter ... ob die auch Tickets für das Bauhaus-Konzert, die Europa-Tournee die nächsten Tage haben? Frankfurt und Berlin war ausverkauft, ich habe noch eine Karte für Hamburg bekommen. Ich überdenke mein geplantes Outfit für den kommenden Konzertbesuch, ich muß mehr "Alt-Gruftie-mäßig" aussehen und in meinen alten Sachen (von früher) kramen.
Der Club ist voll (alles schwarz), am Zenit der Publikumsdichte (bevor die ersten Gäste schon wieder gehen) sitze ich an der Bar, zwei Colas und eine Flasche Wasser. Nur für einen kurzen Augenblick krame ich in meiner Handtasche und werfe mit halbzugekniffenen Augen einen zögerlichen Blick auf mein Telefon ... keine Nachrichten - "Dann eben nicht!" Weiter auf die Tanzfläche, ohne große Bewegungen in der Masse tanzen.
3 Uhr, ich war kurz auf der Toilette (und der langen Warteschlange für die Damen) als ich mich entscheide, kein weiteres Getränk an der Bar mehr zu bestellen und zu gehen. Ich hole meine schwarze Lederjacke aus der Garderobe, wickle draußen vor dem Club mehrmals meinen Schal um den Hals und laufe anschließend wieder zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, einen Flyer für die nächste Veranstaltung in ein paar Wochen, ein anderer Club hier irgendwo in der Gegend, habe ich noch mit eingepackt. An den parkenden Autos auf der Straße vor dem Club bildet sich Reif über die Windschutzscheiben ... es muß arschkalt sein - aber durch meinen neuen Kaschmirschal spüre ich davon nichts.
An der nächsten Straßenbahnhaltestelle, die Nachtbuslinie nimmt so einen komplizierten Weg mit Umsteigen auf dem Plan - ich halte ein gerade vorbeikommendes Taxi an: "Kann ich mit Karte bezahlen?" Nein, der freundliche, ältere Taxifahrer (mit breiten sächsischen Akzent) bringt mich zur nächsten Bankfiliale mit Geldautomat ein paar 100 m entfernt, bevor ich dann die Fahrt zurück zu meiner Wohnung fortsetzen kann. Er unterhält sich etwas mit mir und ich wechsele dabei ein paar Worte mit ihm - bestimmt so um die 10, weit mehr, als die ganze Nacht in dem Club zuvor.
Zurück in der Straße vor meinem Wohnhaus, ich steige aus dem Taxi aus, verabschiede mich von dem Fahrer und laufe ein paar Schritte zu meinem geparkten Auto unter der Straßenlaterne - es ist komplett mit glitzernden Rauhreif überzogen. (Eine gute Idee, es stehen gelassen zu haben, zumal ich immer noch die Sommerreifen draufhabe.) Zurück in meine geheizte Wohnung ... die Absätze meiner Stiefel machen aber auch enorm viel Lärm auf den Holzdielen die Treppe hoch in den fünften Stock, gegen 4 Uhr den Sonntag Morgen weiß jetzt jeder, daß ich wieder zurück bin.
Die übliche Prozedur, Kajal aus den Augen waschen und ins Bett fallen...

(...Wenn es so einfach wäre. Nur 1 bis 2 Wochen bleibe ich abstinent von den Tabletten, bevor der ganze Mist wieder auf mich hereinprasselt und ich doch wieder die Dosis erhöhen muß. Schlaflose Nächte ... die Tage darauf kann ich Traum und Wirklichkeit nicht mehr auseinanderhalten - bizarre Zeitsprünge - ich versuche eine logische Herangehensweise und sortiere all das als irreal heraus, was nicht in die Zeitlinie paßt ... was meine Obsession auf die Zeit erklären könnte.)

[11.11.18 / 22:04] Metalgirl geht aus ... die schwarze Jeans (mit Nietengürtel), der schwarze Kapuzenpullover, die schwarze Lederjacke und meine Doc Martens (+ schwarzer Kajal vor dem Spiegel und meinen obligatorischen Silberschmuck). Freitag Abend ein "Metalschuppen" irgendwo im Süden von Connewitz, irgendwo im Süden von Leipzig. Ich kenne weder den Laden noch die Band, die den Abend hier auftreten wird ... aber der kleine Club / Bar gefällt mir, hübsch dunkel dekoriert, diverse Whisky-Marken an der Bar - mein Freund würde sich hier wohlfühlen. Leider bin ich auch diese Nacht (zuerst) alleine unterwegs.
Der kleine Bereich vor der winzigen Bühne füllt sich ... alles Metaler (optisch passe ich mit meinen langen Haaren sehr gut dazu), die Band (aus San Francisco in Kalifornien) beginnt zu spielen - ich hätte nie gedacht, daß drei Menschen soviel Krach machen können. Das Schlagzeug braucht keinen Verstärker, die Lead-Gitarre (und der Bass) schon. Eigentlich bin ich nur wegen dem Cover ihres aktuellen Albums gekommen (ein Flyer im Internet) ... so schön düster, das hat mich fasziniert und angelockt. Ihre Musik - ich bin nicht so total szenefremd, eigentlich komme ich aus der Deathrock-Szene verwurzelt in West Hollywood, California (mit spürbar vielen Punk, Glam und Hardcore Einflüssen) - ihr gespielter Doom Metal (sofern die Schublade richtig ist) und die Sängerin / Bassistin ziehen mich in ihren Bann. Ich muß unbedingt später mal die Lyrics lesen ... ich stehe auf so okkultes Zeug. Nach dem Auftritt kaufe ich am Merchandising-Stand bei der Sängerin das aktuelle Album (aber eigentlich wollte ich nur einen Flyer, auf dem das hübsch-morbide Cover aufgedruckt ist).
Nach dem Konzert ... alleine herumstehen, gedankenverloren umherblicken. Meine paar Euro reichen nur für zwei Getränke an der Bar (+ dem Falafelteller zwei Stunden zuvor in dem orientalischen Imbiß nur ein paar 100 m entfernt von der Szene-Location). 22 Uhr nochwas, gehe ich schon wieder oder bestelle ich mir noch etwas an der Bar? Ab und zu werde ich doch angesprochen und ein Gespräch eröffnet sich:
"Alleine hier?"
"Ja."
(Weiterer Smalltalk.)
"Und was du machst du so beruflich?"
"Nichts, ich stehe auf der Warteliste für die Psychiatrie."
"Achso..."
"Persönlichkeitsstörung ist wie Horoskope lesen, jeder kann sich irgendwie darin wiederfinden."
Noch zwei Stunden im eiskalten Außenbereich des Innenhofes, in denen ich hier und da ein paar Gespräche mitverfolge und viel zu selten etwas sage.
Kurz nach Mitternacht, die Kapuze übergezogen, suche ich auf den Straßen von Connewitz nach einer Bushaltestelle für die Nachtlinie zurück zu meiner Wohnung. Mein Atem kondensiert ... hätte ich doch nicht meinen neuen, schwarzen Schal zu Hause liegen lassen. Das Klimagefälle zwischen Goa in Indien und zurück in Deutschland ist doch zu groß (auch wenn das aktuelle Novemberwetter hier als "mild" bezeichnet wird). Eine Straßenbahn fährt noch in Richtung Hauptbahnhof. Dort angekommen, auf den nächsten Bus wartend, fällt mir ein frierender, dunkelhäutiger, eine Melodie vor sich hinsummender Mann auf - der kommt bestimmt auch aus Südindien.
Kurz vor 2 Uhr die Nacht, wieder zurück in meiner Wohnung in Leipzig und ins Bett fallen ... es geht auch ohne Tabletten.

Sonnabend später Vormittag, nach einem kleinen Frühstück (eine Schale Müsli) tausche ich den Morgenmantel gegen meine normalen Sachen (die von der Nacht zuvor) und fahre mit der Straßenbahn gegen Mittag 13 Uhr in Richtung Westen von Leipzig - zur Karl-Heine-Straße und der Haltestelle vor dem Felsenkeller. Nach ausgiebiger Internetrecherche soll hier irgendwo ein Laden für indische Waren sein, mit alles mögliche im Sortiment, Kleider, Schmuck, Deko- und Ritualartikel - und besonders - Räucherwerk und Räucherzubehör. Der Eingang des Ladens gegenüber der Ampel vor der Straßenbahnhaltestelle fällt mir sofort ins Auge. Ich gehe hinein.
Das Sortiment ist tatsächlich ziemlich üppig, verglichen mit den ganzen Läden, die ich nur zwei, drei Wochen zuvor in Indien gesehen habe, kann dieser Laden mit den importierten Artikeln locker mithalten. Ich stehe gefühlt ewig vor dem Regal mit dem Räucherkram: "Ich suche da so ein Gefäß, vielleicht aus Holz, wo man die dünnen Raucherstäbchen reintuen kann. So ähnlich wie eine Vase." Die nette Verkäuferin berät mich, zeigt mir ein paar Artikel. Mein Blick ging schon vorher auf die massive, kleine, schwarze, quadratische Platte mit der Öffnung für ein Räucherstäbchen - die kaufe ich. (Für die dicken tibetischen Räucherstäbchen habe ich schon einen Halter, für die dünnen indischen fehlt mir noch sowas.) Sie legt die Platte zurück, ich blättere noch etwas in der Kiste mit den Postkarten mit den ganzen indischen Gottheiten ... Shiva, Hanuman, Ganesha ... "Oh, Shiva und Parvati als Einheit. Rechts Mann, links Frau, das bin ich!" Die Karte kommt mit auf meinen Altar / Schrein auf der Minibar. Ich bezahle meine Artikel an der Kasse ... im Hintergrund läuft schon die ganze Zeit so eine Goa-Trance-Musik in dem Laden. (link)
Zurück auf der Karl-Heine-Straße, ich laufe ein paar 100 Meter auf und ab ... ich habe diese Straße in dem Szeneviertel, Cafés und Bars, noch nie bei Tageslicht gesehen. 14 Uhr nochwas, zu früh für Kaffee und Kuchen, zu spät für Mittagessen - aber genau richtig für ein verspätetes Frühstück! In einem kleinen Café an der Straße bestelle ich mir eine Tasse Cappuccino und ein Marzipan-Croissant mit kleinen Mandelstücken. Es ist nicht so schön mit Puderzucker überzogen, wie das das Jahr zuvor in Tel Aviv ... meine Gedanken schweifen ab, in einer Seitenstraße habe ich die kleine, israelische Hummus-Bar entdeckt, bei der ich schon immer mal etwas essen wollte. Sonnabends macht sie erst nach 18 Uhr auf ... "Schabbat?" Ich hole mir in dem kleinen Café an der Straße noch ein Stück Kuchen - jetzt ist es offiziell 15 Uhr nachmittags (Kuchenzeit) - bevor ich die nächste Straßenbahn zurück zu meiner Wohnung nehme.
Den späten Nachmittag probiere ich in meiner Wohnung die kleine Platte und die neuen Räucherstäbchen auf meinem Altar aus ... Oriental Bouquet. Ein schwerer, gewöhnungsbedürftiger Duft legt sich über meine kleine Einzimmerwohnung ... ich hätte mehr Patchouli erwartet. Es riecht wie das Parfüm arabischer Männer - meinem Freund würde das ganz sicher gefallen. Wo ist er überhaupt? Er läßt mich wieder ohne eine Nachricht alleine in Leipzig zurück. Ich trinke noch eine Tasse schwarzen Assam-Tee (die Teebeutel habe ich aus den Hotelzimmern geplündert), bevor ich anschließend meine Wohnung gut durchlüfte und von dem Qualm befreie.

Sonnabend Abend, ich mache mich wieder ausgehfertig - einziger Unterschied zu meinem Outfit die Nacht zuvor - ich wechsele von den absatzlosen Schnürstiefeln auf meine Stiefeletten. Meine neuen, silbernen Ohrhänger mit den grünen Steinen habe ich vor dem Badezimmerspiegel anprobiert - aber sie passen optisch nicht zu dem Kapuzenpullover (die sind eher etwas für ein elegantes Kleid), ich nehme für den Abend (oder die Nacht) die großen Creolen. Mit der Straßenbahn kurz nach halb Neun wieder zurück zu der Haltestelle im Westen von Leipzig (die vom Mittag).
Gezielt - und hungrig - laufe ich zu der viel gepriesenen Hummus-Bar ... sie hat jetzt geöffnet. Ich betrete den wirklich winzigen Raum, nicht größer als meine 28m²-Wohnung, und setze mich an die Bartheke. Hummus ist leider schon ausverkauft, dann bestelle ich eben das Schakschuka. Es wird mir serviert ... ungläubig betrachte ich die mickrige Portion - "Kann ich etwas mehr haben?" Und wo sind überhaupt die pouchierten Eier auf der Tomatensoße? (Sie sind darin verrührt.) Einmal Essen bei Dr. Shakshuka in Jaffa und ich bin die totale Schakschuka-Expertin. Die kleine, mir vorgesetzte, jetzt aufgefüllte Version schmeckt vollkommen anders, ganz ohne Chili. Wahrscheinlich hat da jeder Koch wirklich sein eigenes Hausrezept (in meiner Variante - mit extra viel Chili - sind die Paprika stückig und die Eier sind auch nur Rührei). Der bei der netten, weiblichen Bedienung dazubestellte Auberginensalat mit - ich glaube es heißt "Schug" - holt das Ganze wieder raus und stillt meinen Hunger.
Die Lichter werden gedimmt, das Essen ist ausverkauft, die Szenerie in dem Laden wechselt von einem kleinen Imbiß hinüber auf die einer Bar. Ich betrachte noch interessiert die Küchenmaschine, mit der das Hummus hergestellt wird (so ähnlich wie Apfelmus?), bevor ich mich an der Bar, bei einer Flasche israelischen Malzgebräu (ohne Alkohol) meinem Telefon zuwende. Keine Nachrichten von meinem Freund ... existiert er überhaupt wirklich, oder ist er nur ein Produkt meiner Fantasie? (Verdammte, unzuverlässige Araber - aber ich will ja nicht rassistisch sein.) Ich surfe weiter im Internet, lese ein paar informative Texte über die unüberschaubare Fülle von indischen Gottheiten, bis ich dann gegen 23 Uhr mein Essen und mein Getränk an der Bar bezahle und beschließe, zu gehen (irgendwann muß ich das Hummus hier auch noch ausprobieren). Ausgehen werde ich die Nacht nicht mehr.
Zurück zu der Straßenbahnhaltestelle, zurück mit der nächsten Linie zum Hauptbahnhof. Dort auf der Anzeigetafel erscheint die nächste Linie zurück zu meiner Wohnung in 30 Minuten ... da kann ich ja gleich zu Fuß laufen. Ich laufe die halbe Strecke durch die Dunkelheit, bis mich die nächste Straßenbahn wieder einholt. Zurück in meiner Wohnung vor dem Badezimmerspiegel, meine Stimmung ist gewohnt düster. Mir fallen diese "Bartflecken" und die paar wenigen, dunklen Stoppeln am Kinn auf - ich brauche unbedingt eine Bartentfernungs-Erhaltungs-Sitzung! Das wäre eine Katastrophe, wenn plötzlich wieder der verhaßte Bartschatten zurückkommt.

Sonntag später Vormittag, vier Croissants aus dem Backofen (mit Nuß-Nougat-Creme-Füllung) und zwei Tassen Kaffee (Espresso Doppio) - ich frühstücke für zwei. Wenn er nicht vorbeikommt, dann esse ich das eben alles alleine auf ... mit all seinen Folgen für meine Figur. Langsam dämmert es mir ... spätestens in dem kleinen Bistro um die Ecke, in dem ich mir viele Stunden später den Abend eine extra große Pizza bestelle - genau das kleine Bistro, in dem ich mit ihm ein paarmal zusammen gegessen habe - mein Freund wohnt hier nicht mehr in der Gegend. Er ist weggezogen, hat seine Wohnung aufgegeben, wohnt jetzt am ganz anderen Ende der Stadt - für ihn existiere ich einfach nicht mehr.
Loslassen? Und wenn er doch wieder vorbeikommt, weil er mal wieder Geld braucht? Schwierig. Sonst interessiert sich ja keiner für mich. Ich bräuchte wirklich mal eine Therapie, um eine andere Betrachtungsweise auf mich selbst zu bekommen. (Bevor ich mich in meinem Selbstzweifel zu weit gehen lasse.)

[05.11.18 / 21:36] Post-OP Update #3 - Ich kann untenherum feucht werden ... und wie! (Diese kleine Drüse in der Nähe der Blase wurde also nicht verletzt.) Eine Sorge weniger, ein Punkt mehr auf meiner "Hoffnung-Erfüllt-Liste". Langsam ertaste ich mein neues Körpergefühl - zu einem Orgasmus reicht es noch nicht, aber ich bin nah dran...

Zu der unerfreulichen Nachricht des Tages ... die HPV-Infektion da unten, nur ein paar Zentimeter entfernt auf der anderen Seite, scheint doch zum Teil eine Hochrisiko-Variante zu sein. Der letzte Laborbefund weist auf eine Vorstufe von Gebärmutterhalskrebs hin ... was ist denn ein "Ki67-Index"? Muß mich das beunruhigen? (Aber ich habe doch gar keine Gebärmutter.) Solange es nicht bösartig ist, meine Zustimmung zum Arzt: "Wenn man's wegschneiden kann, kann man's wegschneiden!" (Das wird wohl meine dritte OP dieses Jahr.)

[30.10.18 / 19:29] 1 Uhr Weckruf, 1:30 Uhr Abfahrt zum Flughafen in Goa (viel Zeit zum Schlafen bleibt da nicht).
Flug von Goa nach Mumbai zwischen 4 Uhr und 6 Uhr, ich habe zwei Tickets von Mumbai nach Delhi, aber das von Delhi nach Frankfurt fehlt? Dann bleibe ich einfach hier. (Der Fehler wird aber doch noch korrigiert.)
Am Flughafen in Mumbai nur Streß, wieso muß ich eigentlich den Transitraum verlassen und jedes Mal mein Handgepäck durch die Sicherheitskontrollen durchlaufen lassen, wenn ich nur umsteigen will? (Hauptsache mein aufgegebenes Gepäck schafft unterirdisch den gleichen Weg ... 2x Umsteigen in Indien, ich sehe meinen kleinen Trolley schon einsam irgendwo verloren auf einem Gepäckband kreiseln, während ich bereits am anderen Ende der Welt bin.)
Flug von Mumbai nach Delhi zwischen 7 Uhr und 9 Uhr, eine "abgerittene" 777.
Am Flughafen in Delhi (International) hinterlasse ich meine letzten Rupien der Klofrau im Abflugterminal, bevor ich in das Flugzeug zurück nach Deutschland steige. Flug Delhi - Frankfurt zwischen 14 Uhr und 18 Uhr - 8 Stunden (in einer 787) mit einem Haufen Plärrkinder an Bord - "Nie wieder Air India!" (Aber Hauptsache im Bordprogramm läuft "La La Land" - den ich mir natürlich reinziehe.)

Fazit meiner Reise ... eine Pauschaltouristen-Busrundreise? Mir fehlt der spirituelle Teil, das besondere Extra für meinen Trip. Ich will nicht angeben, wo ich überall alles war - ich will angeben, wo ich überall alles gelebt habe! Die nächste Reise wird auf jeden Fall wieder einer meiner "Intensiv-Spezial-Trips".

[29.10.18 / 18:17] Später Vormittag und früher Nachmittag - im Schatten der Strandbar abhängen: "Eine harte Nacht" ... "mich in Bars abschleppen lassen, ein Mojito und ich ende in irgendeinem Hotelzimmer mit irgendeinem Kerl irgendwo in Goa!" Einer mehr auf meiner Liste.
Auch diesen Tag sind die Wellen viel zu hoch und nur die mutigsten Männer trauen sich ins Wasser. Ich creme mich dick mit Sonnencreme ein, den letzten Tag will ich weiterhin einen Sonnenbrand vermeiden. Wenn ich zurück nach Deutschland komme und meine Beine sind noch genauso hell wie als wäre ich nie hier gewesen, habe ich alles richtig gemacht.
Den Nachmittag gönne ich mir noch eine Rücken- und Schultermassage im Hoteleigenen Spa, bevor ich den späten Nachmittag meinen Koffer packe - alles reinquetschen, was Schmutzwäsche ist.

[29.10.18 / 08:31] Nachtrag: Den Abend mache ich mich im Hotelzimmer vor dem Spiegel im Bad ausgehfertig, eine Dusche, etwas schwarzer Kajal am Augenlid, nicht zuviel, nicht zu aufdringlich, mein kurzes Desigual-Sommerkleidchen und mein neuer grüner Ring (+ Silberkette und silberner Armreifen). Kurz vor 22:30 Uhr sitze ich am Ausgang des Hotels und warte auf ihn, er kommt tatsächlich mit seinem Taxi vorbei und fährt mit mir in Richtung Baga Beach. Ich flirte weiter (genau so wollte ich meinen Trip nach Goa erleben), er parkt sein Auto an einer Bar. Während der Fahrt habe ich ihm schon erzählt, daß ich am liebsten einen "Virgin Mojito" trinke (den ohne Alkohol) - und genau dieser steht gleich als erstes auf der Liste der alkoholfreien Cocktails in der Menükarte der Bar! Das Gespräch mit ihm fällt immer wieder in sehr ruhige Momente zurück, wir sind beide ziemlich "shy" (im Auto den Nachmittag war er viel selbstbewußter).
Wir laufen noch kurz ein paar Schritte den nahe gelegenen Strand entlang, bevor er mich anschließend zu einem Hotel in Calangute fährt ... ein Hotelzimmer? Seine Erklärung: er wohnt ganz in der Nähe noch bei seinen Eltern und wirklich niemand darf mich sehen (kommt mir bekannt vor).
Das Hotelzimmer selbst ist sehr spartanisch eingerichtet, ein Doppelbett, ein Bad mit Toilette und Waschbecken. Dieses ständige Wechselgefühl überfällt mich ... bin ich jetzt nur eine Prostituierte für ihn? Professional "sex work" - oder etwa doch nicht? Ich mache ihm mein Angebot, beschreibe mein Programm, meine Spezialitäten (Blow Job und Deep Throat), entkleide mich (bis auf den Slip), biete ihm ein paar Einblicke. Küssen ist tabu und - das da vorne auch ... weil ... zu eng. Er hat meine Hijra-Fotogalerie auf meinem Telefon gesehen (die mit den Schmuck) und ich muß ihm erklären, was ich eigentlich bin - ich bin doch keine so 100% Frau (aber operiert).
Er ist total überrascht - das hat er nicht erwartet! Ein kritischer Moment, manche Männer können damit nicht umgehen - doch er bleibt total locker und entspannt. Für ihn ist das kein Problem. Er holt noch schnell ein Kondom (mit Geschmack) aus seinem Auto und kehrt dann wieder zu mir in das Hotelzimmer zurück ... leider bin ich auch für Analsex viel zu eng für ihn und er hat keine Erfahrung damit, "Sorry!", aber meinen Oralsex genießt er vollkommen (ich weiß, was ich tue, ich bin professionell).
Kurz nach 1 Uhr (oder 1:30 Uhr) fährt er mich wieder zurück zu meinem Hotel, das Hotelzimmer, in dem wir vorher waren, muß er vorsichtig verlassen, ich folge ihm unauffällig. Zurück an meinem Hotel in Candolim verabschiede ich mich von ihm, es ist meine letzte Nacht in Goa, er hat meine Nummer ... für den Fall, daß ich mal wieder hierher zurückkomme - wieso auch nicht? Zurück in mein Hotelzimmer, vorbei an der 24 Stunden besetzten Rezeption und den Wachposten draußen, zurück in das Badezimmer und vor dem Spiegel den Kajal aus den Augen waschen ... ich wußte, daß ich den doch nochmal gebrauchen könnte, als ich ihn mit in das Reisegepäck gepackt habe.

[28.10.18 / 18:01] Vormittag ... ein weiterer Cappuccino am Strand. "Privét", die Gegend ist komplett in russischer Hand - aber ich sehe sowieso immer irgendwie russisch oder ukrainisch aus - meine olivgrüne Umhängetasche (eine alte Gasmaskentasche der Roten Armee) und meine übergroße Sonnenbrille aka "die Russenbrille" (alle russischen Mannequins tragen so etwas) ... fehlen nur noch die High Heels am Strand (ich habe es mal in Erwägung gezogen). Diesen Tag (und die weiteren Tage) sind die Wellen um die 1,50 m hoch - keine Chance, den "Tunnel zu surfen", ich gehe komplett unter bei meinem Badeversuch.
Den Nachmittag mit einem Taxi von Candolim nach Calangute, ich will den Tibet-Markt sehen (und dort einkaufen). Das Taxi setzt mich in der Nähe des ersten Marktes ab (es gibt zwei) - doch dieser ist noch zu und macht erst ein paar Wochen später zur Hauptsaison auf. Einem weiteren Taxifahrer falle ich umherirrend auf und er bringt mich zu dem zweiten Tibet-Markt in der Baga Road. Ein paar Stände mit großen Zeltplanen schattig überdeckt - und einer fast unüberschaubaren Fülle an Silberschmuck! Alle möglichen Formen und Größen, alle Halb- und Edelsteine im günstigen Preissegment ... ein Paradies. Die eine Stunde, bis mich der Taxifahrer abholt, schaue ich mir intensiv alle Auslagen an - ein Ring mit ein paar grünen Steinen liegt noch innerhalb meines Einkaufsbudgets für den Urlaub.
Als ich wieder im Taxi zurück zu meinem Hotel in Candolim sitze, flirte ich etwas mit dem jungen Taxifahrer ... er kann seine Augen aus dem Rückspiegel gar nicht lange genug auf mich halten - eine Einladung am Abend?

[27.10.18 / 21:45] Vormittag "Newton's" in Candolim, der Supermarkt mit einer großen Auswahl an Auroshika Räucherstäbchen (meine Lieblingsmarke). "Oriental Bouquet", das kenne ich noch nicht, das probiere ich mal aus (um meine Bude in Leipzig damit einzuräuchern). Im Einkaufsbeutel landet auch noch eine Packung Tee-Masala für einen lächerlichen Preis von umgerechnet ein paar Cent.
Den späten Vormittag/Mittag verbringe ich dann bis zum frühen Nachmittag am Strand - Ozeantaufe meines olivgrünen Bikinis. Es ist Wochenende und unter den paar russischen Touristen mischen sich jetzt viele einheimische Besucher.
Den Nachmittag bin ich wieder zurück im Hotel, schwimme etwas im Pool und setzte mich dann an die halb Unterwasser liegende Pool-Bar (was ich so in Hotels mache, an der Bar sitzen).
Den späten Nachmittag muß ich noch einmal das Hotel verlassen und meine letzten 20 Euro irgendwo in Rupien wechseln lassen (die Hotelrezeption bietet keinen Geldwechsel an). In einer Seitengasse etwas abseits finde ich eine zwielichtige Wechselstube - ich könnte 50 Rupien extra bekommen, in Gegenleistung für einen Kuß auf die Wange des viel zu jungen Mitarbeiters. "No way! I've got a boyfriend", ich lehne sein unmoralisches Angebot ab. Schätzchen, für die paar Cent mache ich sowas nicht. Da mußt du schon ein bißchen mehr drauf packen. Er bekommt noch ein Selfie mit mir.

[26.10.18 / 21:33] Einschlafen kann ich erst gegen 3:30 Uhr, ich muß mich noch an das heiße und subtropische Goa-Klima gewöhnen.
Später Vormittag bzw. Mittag dann am Strand im Schatten der Strandbar meinen mitgebrachten Cappuccino trinken - meinen neuen Thermobecher habe ich für genau diesen Zweck am Kaffeeautomaten des Hotels befüllt. Mit meinem schwarzen, australischen Bikini wage ich mich in die Wellen und schwimme etwas im Arabischen Meer. Danach ganz dick Sonnencreme auftragen (den Fehler wie in Sri Lanka das Jahr zuvor mache ich nicht noch einmal).
Den Nachmittag dann versuche ich eine dieser ayurvedischen Massagen für den Körper in den Salons rund um die Touristengegend ... mit ganz viel Öl und aromatischen Düften (schlimmstenfalls rieche ich hinterher wie aus einer Sesam-Frittenbude).

[25.10.18 / 22:53] 3:30 Uhr, Weckruf nach ein paar wenigen Stunden Schlaf. 30 Minuten später, gegen 4 Uhr morgens, Abfahrt zum Flughafen nach Delhi (Domestic). Gegen Mittag geht mein Flug von Delhi nach Goa ... Delhi selbst kommt auf meine Liste für zukünftige Städtetrips (dann mit etwas mehr Aufenthalt).
Ankunft in Goa am Nachmittag ... alles schön grün, viel Dschungel - und Baustellen (die nach und nach das Goa-Flair kaputtmachen, eine Schnellstraße wird über die Bucht gebaut). Später Nachmittag dann die Ankunft im Hotel in Candolim (nördlich der Hauptstadt Panjim) ... aber so richtig angekommen bin ich erst, wenn ich am Strand Fotos vom Sonnenuntergang machen kann (siehe meinen letzten Trip nach Tel Aviv).
Den Abend erkunde ich noch die Gegend mit der Haupt- und Einkaufsstraße vor dem Hotel, mit den (Juwelier-)Geschäften, Bars und Supermarkt. Ein Paar preisgünstige, silberne Ohrringe mit grünen Onyx wechseln ihren Besitzer und landen in meiner Handtasche. Den späten Abend folgt noch ein Gewitter mit Regen ... endlich bin ich nicht mehr in dieser staubtrockenen Wüstengegend der letzten Tage.

[24.10.18 / 22:01] Es folgt eine komplett schlaflose Nacht, früher war dieses Hotel vielleicht mal am Stadtrand, jetzt liegt es innerhalb einer Mischgewerbegegend. Baulärm und Straßenlärm die ganze Nacht. Ich bekomme immer wieder Panikattacken und Zustände voller Unruhe - ich habe die Tabletten zum Schlafen / die Psychopharmaka vor 7 Tagen brutal abgesetzt (und nicht mit auf die Reise genommen). Meine Gedanken kreisen: "Rajasthan ist ein Scheiß-Land!" - positiv denken - "Gib Goa noch 'ne Chance!" Dieses Stadthotel in Jaipur gehört zur selben Kette wie das in Mandawa ... schlechtes Karma?
Mittag und früher Nachmittag Fahrt und Besichtigung von "Fatehpur Sikri". Nachmittag Weiterfahrt nach Agra und Besichtigung des "Taj Mahal" bis zum Sonnenuntergang ... quasi das Highlight der Rundreise und Selfie-Mekka aller Globetrotter. In den übervollen Elektrobus zur Grabstätte quetschen sich mehr als doppelt so viele Menschen, wie eigentlich zugelassen - egal, Fensterplatz und Kopf raushalten ... im Schrittempo des Elektromotors der Pilgerstätte entgegen. Am Selfie-Point angekommen, eine unglaubliche Menge an Touristen - aber das pittoreske, alles überragende, strahlend weiße Taj Mahal ist schon beeindruckend. Niemand weiß, wie es im Inneren aussieht - Fotos von dem kleinen Rundgang im Inneren sind streng verboten (tatsächlich drehen sich die Publikumsmassen da nur im Kreis und in der Mitte liegt wohl irgendjemand begraben der oder die für irgendjemand anderen mal ganz wichtig war).
Am Abend Check-in in dem Hotel in Agra. Nicht unweit davon entfernt kaufe ich mir in einem großen Souvenirladen mit Bronzefiguren, Teppichen und Textilwaren eine kleine Messing- oder Bronzeschale für mein tägliches "Puja-Ritual".
Auf dem Rückweg von dem Laden zum Hotel kommt mir eine laute Hochzeitsgesellschaft entgegen (mit viel Licht, Musikern und einem Generatorwagen am Ende) ... ich schaue mich um, bin ich die einzige Hijra, die gerade rein zufällig anwesend ist? Müßte ich jetzt nicht einfach anfangen zu tanzen? Und um Geld betteln? Ich bleibe westlich zurückhaltend, schaue nur zu ... und verschwinde dann in meinem Hotel.

[23.10.18 / 19:42] Am Vormittag Fotostop am berühmten "Palast der Winde" in Jaipur, später Vormittag dann die Fahrt zum "Amber Fort". Als ich gerade eines meiner Panoramafotos von der Landschaft machen will, setzt sich so ein Schlangenbeschwörer nur ein oder zwei Meter neben mir - "Geh mir bloß weg mit den Viechers!" (Aber eigentlich ist die Kobra ein sehr schönes Tier ... ein armes Tier, das nicht in Freiheit leben kann und die meiste Zeit in den Säcken ihrer Besitzer herumvegetiert.)
Nach einem Fotostop am Stausee von Jaipur, Besichtigung des Observatorium "Jantar Mantar" - genau wie in dem Fort zuvor viel zu viele Touristen (und dabei habe ich mich extra auf diesen Programmpunkt gefreut, nur deshalb bin ich überhaupt mitgekommen). Anschließend Besichtigung des Stadtpalastes des Maharadscha ... erneut tendiert mein Interesse gegen Null.
Am Nachmittag Einkaufsstop in einem großen Geschäft für Textilverkauf und Textildruck. Ich lasse mir ein paar Teppiche zeigen, vor mich ausrollen und mit der Hand fühlen. Ein kleiner Teppich aus Wolle und Seide hat es mir angetan ... im unteren dreistelligen Preissegment ... für meinen vollkommen dekadenten Wunsch, diesen im Kofferraum meines Autos zu verlegen. In dem angrenzenden Bekleidungsgeschäft probiere ich noch einen schwarzen, knöchellangen Rock an und kaufe den gleich mit ein - es ist eine Kooperative, das Geld geht direkt an die mittellosen Menschen, die nur davon leben. "Set & Setting", wenn ich mich in dem Geschäft wohlfühle, dann kaufe ich auch etwas.
Den Abend ein Vollmond-Yoga-Kurs im Hotel auf der Dachterrasse (und seitdem spüre ich meine Fingerkuppen nicht mehr ... aber das hat wahrscheinlich ganz andere Gründe).

[22.10.18 / 22:03] Die Nacht wird angenehm kühl, ab 5 Uhr morgens werde ich leise durch die Tempelmusik in der Umgebung geweckt. Ein Ausflug am Morgen durch das kleine Dorf.
Weiterfahrt nach Jaipur, Ankunft in dem Stadthotel am Nachmittag. Das mir zugeteilte Zimmer muß ich sofort tauschen, lieber habe ich eine Baustelle direkt vor der Tür, als daß ich für zwei Nächte in einem winzigen Zimmer ohne Fenster übernachte - panikartige Attacken.
Im weiteren Verlauf des Nachmittags eine Fahrradrikschafahrt durch die Innenstadt von Jaipur, auch bekannt als "Pink City" (die Farbe der Häuserfassaden wirken auf mich eher wie "Terrakotta").
Die Fahrt endet kurz nach Sonnenuntergang in einem Juweliergeschäft mit angeschlossener Show-Schleiferei - und einem großen Show-Room mit ganz viel Schmuck ... und nichts davon gefällt mir, nicht mal die Inderinnen würden sich so etwas anhängen. "Set & Setting" - die verzweifelten Versuche des Verkäufers, mir etwas anzudrehen, und der ganze design-technisch gesehene Plunder wirken auf mich eher abschreckend. Gegen Abend mit dem Bus zurück zum Hotel ... die unerreichbare Einkaufsstraße (mit viel besseren Juweliergeschäften) sehe ich nur vom Busfenster aus.

[21.10.18 / 22:40] Fahrt nach Jodhpur, gegen Mittag und früher Nachmittag Besichtigung des "Mehrangarh Fort" - keine Fotos - zu viele Touristen. Später Nachmittag Abstieg zur "Blauen Stadt" und dem großen, überfüllten, quirligen Marktplatz - zuviel für mich, ich muß da weg. Mit einem "Tuk Tuk" raus aus dem "Moloch".
Ankunft im Hotel am Abend, nach Sonnenuntergang. Die Schönheit und Ruhe dieses bezaubernden Maharadscha-Fort "Chanwa Luni" kommt in der Dunkelheit gar nicht zur Geltung. Schade, daß vom Reiseveranstalter nur eine Nacht in dem sehr hübschen Hotel (Bauzeit Ende 18XX) gebucht wurde. In dem angeschlossenen Souvenir-Shop kaufe ich mir noch einen schwarzen Schal aus Kaschmir und Seide.

[20.10.18 / 22:26] Früher Vormittag Fotostop an einem See ("Gadi Sagar") mit Treppenstufen irgendwo in Jaisalmer (so eine Art "Varanasi light"). Anschließend bis Mittag Besichtigung der Altstadt bzw. der oberen Stadt mit ihren vielen verwinkelten, engen Gassen. Der Lassi in einem Café irgendwo am Rande der Altstadt eröffnet ein schönes Fotopanorama für die "Street Scene".
Nachmittag - Pooltaufe für meinen neuen, olivgrünen Triangle-Bikini im Hotelpool (im nachherein betrachtet, war es doch keine so gute Idee, mir kurz vorher die Beine zu rasieren und gleich danach in das Chlorwasser zu springen ... ein Ausschlag überall).
Den weiteren Nachmittag ein gemächlicher Kamelritt durch die Wüste an der Grenze zu Pakistan, dem Sonnenuntergang entgegen (mit Fotostop für die westlichen Touristen, während die indischen Touristen wie die Kaputten mit ihren Jeeps durch die Wüste heizen).
Anschließend den Abend steht eine Folklore-Aufführung mit Musik und Tanz auf dem Programm, irgendwo in einem Wüstencamp. Die Tänzerin ... wir haben da so einen "Radar", sie fällt mir sofort beim Betreten des Camps auf, ihre Blicke schneiden auch mich - eine "Hijra" [ˈɦɪdʒɽaː] oder auch "hijara". Gegen Ende ihrer (ziemlich beeindruckenden) Aufführung, fordert sie das anwesende Publikum zum Tanzen auf und kommt dabei als erstes gezielt auf mich zu - "War ja klar!" Ich betrachte das jetzt mal als meinen "Einführungsritus". Dafür kann ich jetzt auch alles segnen und verfluchen ... ganz offiziell. Der Spruch des Reiseführers bleibt in mir hängen: "Sehen aus wie Frauen, haben Stimme wie Männer."

[19.10.18 / 23:30] Fahrt durch die begrünte Wüste. Ankunft am Nachmittag in dem Hotel in Jaisalmer, einer Garnisonsstadt an der Grenze zu Pakistan. Die Nähe des indischen Erzfeindes und die viele Militärpräsenz sorgen für gute Straßenverhältnisse in dem Aufmarschgebiet. Ein Fotostop am "Jaisalmer Fort".
Später Nachmittag und Sonnenuntergang, Besichtigung einer Verbrennungsstelle für Brahmanen ... während alle Touristen zwischen den heiligen Stätten umherstampfen (Grabschändung?) nutze ich die Zeit für Selfies in der öden Wüstengegend - damit ich hinterher behaupten kann, ich war in einem Ausbildungscamp irgendwo in Pakistan.
Am Abend mit dem Reisebus durch die Innenstadt von Jaisalmer, es ist der vierte Tag in dem Fest für Rama (hat irgend etwas mit Krishna zu tun). Wirklich sehr viele einheimische Menschen strömen zu dem großen Platz, an dem ein paar übergroße Dämonenpuppen angezündet werden ("Burning Man?"), ich fühle mich in dem Touristenbus wie in einem abgeschotteten Sicherheitskäfig ... so gern würde ich da draußen auch mitlaufen und an dem indischen Leben teilhaben.
Zurück zum Hotel und Abendessen draußen im Freien, mit Live-Musik und vielen einheimischen Hotelgästen.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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