morgana81 - gothic transgender

Der Demozug erreicht seinen Endpunkt, der Platz an der Kreuzung vor dem Rathaus in Lichtenberg, glaube ich zumindest, es steht auf einem Schild, Ortskenntnis habe ich in diesem Teil von Berlin nicht mehr.

[31.08.25 / 21:06] Der Demozug erreicht seinen Endpunkt, der Platz an der Kreuzung vor dem Rathaus in Lichtenberg, glaube ich zumindest, es steht auf einem Schild, Ortskenntnis habe ich in diesem Teil von Berlin nicht mehr. Es sind wieder weniger Demoteilnehmer geworden, in Berlin ist noch das andere, genauso queere Fetischtreffen und eine weit größere Techno-Demo mit LKWs, DJs und laut wummernden Bässen, davon weiß ich aber nichts, das hatte ich erst für den nächsten Tag gedacht. Einige Demoteilnehmer verabschieden sich schon, einige Teilnehmer bleiben. Die charmante Moderatorin plant etwas: Wie wäre es, wenn sich alle einmal um sich herum blicken und die anderen Demoteilnehmer fragen, warum sie hier sind, was sie dazu bewegt hat, hierher zu kommen? Gespräche beginnen, lautes Murmeln, ich stehe inmitten des ganzen und wickele das Abreißplasteband von dem Deckel meiner kleinen Wasserflasche zu einer Spirale, bis meine Finger schon rot und wund sind. Wo ist mein Awareness-Team? Die beiden in ihren lilafarbenen Westen sind auch in Gespräche mit anderen Demoteilnehmern vertieft. Nur ich stehe einzeln und isoliert in der Mitte des ganzen auf diesem kleinen Platz. Mit mir spricht keiner. Ich bin autistisch. Das schlimmste, was mir passieren kann. Ich fühle mich unwohl und schäme mich für meine Andersartigkeit, die ich nicht ändern kann. Ich suche die Sicherheit der Entfernung und laufe aus dem Zentrum hinaus, noch hinter die Reihen der bewachenden Polizisten. Erst als die weiteren Tanz- und Sprech-Performances losgehen, traue ich mich wieder in die Menschengruppe hinein.

So viel länger dauert es nicht, ich sehe die große Uhr der Kreuzung vor mir. Die drei Drag-Performances sind schön, die bunten Kostüme, das aufwendige Make-up. Nur das Ambiente dieser Straßenkreuzung mit den Wohnblöcken vor mir … letztes Jahr im Park, hier irgendwo in Treptow, hätte das besser gepasst … oder wieder zurück in Mitte von Berlin.

Der Pride geht zu Ende und wird abmoderiert. Es besteht die Möglichkeit, im Schutz der Polizisten die paar hundert Meter bis zum Bahnhof der Frankfurter Allee eskortiert zu werden. So lange warte ich nicht, ich kann auch alleine gehen, ich glaube, dass ich das Passing dazu habe, um nicht von transphoben Gewalttätern erkannt zu werden. Noch ist die Sonne hier in Berlin nicht untergegangen, noch hat der Sonnabend Abend noch nicht angefangen.

Am S-Bahnhof irre ich herum, die S-Bahn fährt hier im Kreis, ich kenne nur die Namen der größeren Bahnhöfe mit Anschluss zum Regionalverkehr. Die S-Bahn, in der ich sitze, fährt nur zwei Stationen und dreht dann wieder um, baustellenbedingt, soviel zu dem Ring. Dann eben wieder in die andere Richtung und über den Bahnhof Ostkreuz.

So verwirrend, wie der Bahnhof am Ostkreuz ist, ich war hier schon einmal … letztes Jahr? Dieselbe Kette, vielleicht dieselbe Filiale, ein kleiner Pappbecher süßer Haferbrei wird mein spätes Mittagessen für heute, außer einem Fast-Food-Imbiss habe ich hier nichts gefunden. Ein belegtes Brötchen bei dem teuren Bahnhofsbäcker gleich daneben, bis ich bis kurz vor zwanzig Uhr über mehrere Treppen auf und ab endlich den Gleis mit dem einfahrenden Regionalexpress gefunden habe. Vorteil, dass ich hier am Ostkreuz schon in den Zug Richtung Magdeburg zusteige, die ganzen weiteren Passagiere, bis der Zug voll ist, steigen erst ab Mitte ein. Noch habe ich freie Sitzplatzwahl … dass ich nach zwei Flaschen Wasser eigentlich eine Zugtoilette suchen sollte, unterdrücke ich vorerst.

Solitär auf meinem Smartphone, Musikhören auf meinem Smartphone – ich hätte die Kopfhörer vorher aufladen sollen, es reicht nur für einen Titel und ein paar Minuten abgeschirmter Stille. Ich esse mein belegtes Brötchen aus der Papiertüte. Spätestens ab Genthin und Burg steigen nicht mehr so viele mit dazu und ich kann mit meinem ganzen Gepäck, Handtasche und Umhängebeutel, die Zugtoilette suchen. Ekelhaft, jemand hat die kleine Fläche für die zweite Klopapierrolle als Müllfach genutzt und ich denke, das ist sauberes Papier … viel, viel Seife.

Zurück am Platz, die Ansage des Zugbegleiters vorhin: „Es gibt kein Recht auf einen reservierten Sitzplatz, ist der weg, wenn du auf das Klo musst, dann ist der weg.“ Glück für mich, ich habe so lange ausgehalten, das Pärchen, das hinter mir zusteigt, findet mich nur wieder sitzend in dem vollen Wagon vor. Weiter den dunklen Abend hinein, nach Magdeburg.

Endstation Magdeburger Hauptbahnhof irgendwann kurz vor zweiundzwanzig Uhr. Der MITROPA-Wagen auf dem Nachbargleis fällt mir ins Auge, ein schönes, spontanes Fotomotiv. Weiter hinaus zu der großen Anzeigetafel in der Empfangshalle, wie erwartet, mein Zug in das Heimatkaff zurück fährt erst in anderthalb Stunden … ab später Stunde ist der Takt nur zweistündig. Ich mache das, was ich immer mache in dieser Situation und gehe erst einmal rüber zu der Bar, ein paar Schritte abseits des Bahnhofsvorplatzes, noch hinter dem angrenzenden und dunkel verschlossenen Einkaufszentrum, die andere Straße da, gleich neben dem großen Hotel.

Mein Platz auf der terrassenförmig angeordneten Außenfläche, ein lauer Spätsommerabend, mein Strickjäckchen über meine schwarze, orientalische Tunika reicht. „Habt ihr noch diesen Ipanema?“ Die Mocktails auf der Getränkekarte haben sich nicht verändert. Ich muss nicht auf die Zeit achten, ich trinke das Glas mit den Eiswürfeln ziemlich schnell herunter. Mein Blick auf die Straße neben mir, die vereinzelt fahrenden Autos, die Innenstadtarchitektur ist ähnlich, postsozialistische Stalinbauten und große Alleen gibt es hier auch, aber der Verkehr, vereinzelte, einsame Auto-Poser? Magdeburg ist keine Großstadt. Tiefste Provinz.

Wieder zurück am Hauptbahnhof, selbst die Lichter an dem angrenzenden Kinopalast sind ausgegangen. Ich habe das Gefühl, ich habe den Tag noch nicht so viel gegessen und hole mir an dem jetzt vierundzwanzig Stunden offenen Bahnhofsbäcker das zweite belegte Brötchen, nach Salat und Mozzarella, jetzt eines mit Auberginen. Auf den Zug wartend und mein Brötchen aus der Papiertüte mampfend, draußen vor dem großen Bahnhofseingang.

„Hey du, bist du aus Deutschland?“

Ich drehe mich um.

„Ich meine, wegen deinen Augen“, er deutet mit seinen Fingern auf seine.

Meine stark geschminkten Augen sind ihm wahrscheinlich aufgefallen, so eine mit so viel Kajal sieht man hier nicht so oft. Ich komme den beiden näher, sie sind zu zweit, er steht mit seinem Kumpel vor dem Eingang mit der Glastür, den Rücken hin zur hell erleuchteten Bahnhofshalle mit der Anzeigetafel.

„Scheiß Araber“, ein paar andere Gestalten passieren wortlos die Glastür und gehen einfach vorbei.

Ich mustere die beiden: „Und wo kommt ihr her?“

„Indien.“

Ich ziehe meinen kleinen Ganesha-Anhänger an meiner Silberkette unter der Tunika hervor, bestimmt haben sie zuerst meinen Anhänger und nicht meine Augen gemeint: „Ich kenne da ein paar indische Studenten auf der Arbeit, denen ist der auch gleich aufgefallen.“

„Tatsächlich …“, er scheint überrascht, „Und du, bist du … straight? Ich meine nur, wegen meinen Freund hier, er würde gerne mit dir gehen.“

Ich erfasse die Situation und wo sie mich hinführt.

„Vielleicht … können wir etwas trinken gehen, oder zu uns nach Hause, nur sechs Minuten von hier?“

„Nein, ich warte auf meinen Zug, den da an der Tafel, in dreißig Minuten.“

„Darf ich?“, er kommt mir näher.

Ich bleibe still, ich kenne die Situation schon, er greift mit seiner Hand unter meine Tunika und mir in meinen Schritt: „Da ist nichts“, erwidere ich, nicht das erste Mal für mich, das passiert oft … als trans Frau.

„Ich hatte gehofft, da wäre noch etwas“, auch ein zweiter Versuch von ihm ertastet nichts.

„Hier sind überall Kameras“, ich deute auf die eine gleich neben uns, oberhalb dem Eingang mit der Glastür.

„Wir müssen jetzt los“, bevor die beiden in Richtung der Bahngleise verschwinden, umarmt mich der eine stille noch und versucht einen Knutschfleck auf meinem Hals, der andere, der das Gespräch versucht hat, umarmt mich auch … vorher der ertastende Griff an meine linke Brust.

Ich bin wieder allein und betrete auch die hell erleuchtete Bahnhofsvorhalle, den Mülleimer suchend für meine Papiertüte von meinem aufgegessenen Brötchen. Ich werfe das Papierknäuel hinein und gehe auch in Richtung meines Bahngleises. Wenig später, die Treppen oben, fährt auch mein Regionalzug in Richtung meines Heimatkaffs ein. Ich analysiere in Gedanken die Situation von eben …

Ich werfe meinen Körper nicht mehr weg. Noch vor ein paar Jahren, ich wäre mit den beiden mitgegangen, wohlwissend, dass die einfach nur den schnellen Fick mit mir gesucht haben, die beiden, aus Indien … ich bin eine: „Hijara.“

Die sind nichts wert. Die beiden Männer, ich habe es gespürt, ich bin nicht die wunderschöne Frau, die angebetet wird, ich bin etwas anderes, vielleicht noch nicht einmal menschlich … ein Ding, eine Sache, Besitz. Wie wäre es ausgegangen, ich hätte mit beiden den schnellen Sex gehabt, wäre irgendwo in einem mit der S-Bahn sechs Minuten entfernten Vorort den Morgen aus einer Wohnung geworfen worden, zwei Punkte auf meiner Bodycount-Liste mehr, im kalten Morgengrauen den Weg zum Bahnhof zurück suchend. Ich hätte die beiden nie wieder gesehen … ich werde sie auch so nie wieder sehen. Ich will nicht mehr benutzt und weggeworfen werden. Mein Körper und meine Psyche sind mir jetzt wichtig. Zurück auf dem Weg zu meinem Gleis in dem Bahnhofstunnel, ich erkenne auf den zweiten Blick einen mir entgegenkommenden Arbeitskollegen – auch ein Ausländer – eine vollkommen andere Situation, ein Handwinken mit viel Respekt, ich bin eine weibliche Softwareingenieurin, keine Prostituierte (auch wenn in Sexarbeit viel Arbeit steckt – die Männer erkennen den Wert dieser Frauen nicht).

Die Dunkelheit der Mitternacht rauscht an meinem Fenster vorbei, vor mir auf dem aufgeklappten, kleinen Tischtableau das Knäuel Make-up-Entfernungstücher, Sonnencreme und schwarzen Kajal aus meinem Gesicht wischen. Mein Heimatkaff erreiche ich gegen Mitternacht. Die paar hundert Meter zurück zu meinem Wohnhaus. Fenster in meiner oberen Etage öffnen … es dauert noch eine halbe Stunde, bis ich mich schlafenlegen kann. Ich gehe die Situation vor meinem hell erleuchteten Badezimmerspiegel noch einmal durch, greife mir selbst in den Schritt … Was hast du da ertasten können? Nichts. Die Nähte meiner Leggings.

Ich ziehe mich vor dem Spiegel weiter aus, angezogen bin ich unscheinbar, mit Brille sogar gar nicht so hübsch und weiblich. Ein Kleidungsstück nach dem anderen fällt, die Tunika, das Spaghettiträgertop, der schwarze BH, die Leggings, mein schwarzer Baumwollslip. Nackt und ohne Brille, mit vollem, blonden Haar – meine kleinen Brüste, meine Vulva, mein gar nicht so untypisch, zierlicher und weiblicher Körper – nackt bin ich eine überaus hübsche Frau! Nichts deutet auf irgendetwas anderes hin! Mein versteckender Kleidungsstil, mein unsicheres und ängstliches Auftreten … meine leise Stimme, ist es das, was mein „Passing“ mindert? Ich will so bleiben, ich will daran nichts ändern, ich will … dass man mich erst respektvoll ausziehen muss, bevor ich meine wahre und innere, weibliche Schönheit zeige! Andere Menschen brauchen Kleider, um selbstbewusster zu werden? Ich werde erst selbstbewusst, wenn ich nackt bin. (Ende Teil 2/2)

[31.08.25 / 21:05] Der INTA-Pride Berlin 2025 – ich stelle den Wecker Sonnabend Vormittag auf 7:30 Uhr … eine halbe Stunde habe ich noch abgerungen, von meinen ursprünglich geplanten 7:00 Uhr. Beginn der Demo in Berlin, am Bahnhof Alexanderplatz unterhalb des Fernsehturms, ist auf 14:00 Uhr gesetzt, ich nehme den Regionalzug von 10:03 Uhr von meinem Heimatkaff in der tiefsten ostdeutschen Provinz (mit einer Stunde Puffer, falls der Zug ausfällt). Letztes Wochenende habe ich über drei Stunden gebraucht, bis ich es vom Aufstehen bis zur fertigen Abreise ins Auto geschafft habe. Werde ich es dieses Mal pünktlicher schaffen?

Alles vorbereiten, alles griffbereit. Den Freitag Abend nach der Arbeit, ewig langes Herumsuchen und Ausprobieren vor meinem Kleiderschrank … nehme ich das grüne Kleid? Oder doch lieber das schwarze, orientalisch angehauchte? Wie alle Demos jetzt, ist auch der Pride politisch polarisiert und teilweise eine Pro-Palästina-Demo. Alles ist Pro-Palästina, Pro-Links, Pro-Irgendwas-mit-Minderheiten. Stört mich nicht so sehr, ich will mein fertiges Outfit unbedingt mit meinem orientalischen Silberschmuck kombinieren – ein Schlauchschal zum Vermummen muss unbedingt auch noch mit in die kleine Handtasche.

Mein geplantes Gepäck vergrößert sich um einen schwarzen Umhängebeutel. Vorhergesagtes Wetter: Regen, Sonnenschein, Nebel den Morgen, Gewitter den Nachmittag, strahlend blauer Himmel dazwischen, Temperaturen gegen dreiundzwanzig Grad, plus minus fünf. Packe ich die Regenjacke mit ein? Mein schwarzes Strickjäckchen sowieso … passt die Regenjacke in Camouflage überhaupt zu meinen eleganten Kleidern? Und welche Stiefel? Kampfstiefel? Schnürstiefel? Mehr Fetisch, weil das internationale Fetischtreffen ist das Wochenende auch in Berlin? Ich nehme das orientalische Kleid und die Hi-Top-Sneakers, sommerlich schick. Das Fetischtreffen lasse ich sein, das passt zeitlich nicht – nur die Demo, vielleicht später Einkaufen.

Im Bad stapelt sich alles, was ich mitnehmen will, alles, was ich den Sonnabend kurz nach dem Frühstück brauche: Parfüm, Kajal, Pinsel, Augenbrauenbürste – für den Morgen: orientalisches Duschbad, französische Haarwäsche – zum Gebrauch und Mitnehmen: Zahnbürste, Zahnpasta zum potentiellen Übernachten – für später, den Zug zurück: Abschminktücher. Noch etwas vergessen? Zwei Pack kleine Taschentücher, das kleine Portmonee, ein Haargummi, ein Stift für die Bahnkarte und die kleinen Kopfhörer zum Musikhören im Zug. Mein Strohhut, einen Schirm habe ich nicht mehr, den kaufe ich neu vor Ort.

Den Abend vor Mitternacht, Beine rasieren, Augenbrauen trimmen, fein Nachschneiden, noch einen Film in der Mediathek schauen, vor 1:30 Uhr bin ich im Bett und schlafe präzise sechs Stunden bis ich noch vor dem Wecker auf dem Smartphone wach werde.

Aufstehen in der geplanten Uhrzeit, alles ist durchgetaktet. Entspannt frühstücken auf der Terrasse im Garten … dunkle Wolken, wenn das so bleibt, könnte es angenehm werden. Die letzten Meter zum Bahnhof zu meiner geplanten Abfahrtszeit werde ich gefahren. Der Zug ist voll, mein „Quer durchs Land“ Ticket am Automaten.

Umsteigen in Magdeburg in den Regionalexpress nach Berlin … verwirrende Anzeigetafeln, innerhalb weniger Sekunden wechseln sich die beiden benachbarten Gleise und die Fahrtrichtungen, ich laufe den ganzen Bahnsteig von vorne nach hinten, durch die dichtesten Menschenmassen, nur um danach festzustellen, ich hätte einfach nur stehenbleiben können, wo ich vorher stand. Ich will möglichst weit entfernt sitzen, vor den ganzen Menschen.

Der Doppelstockzug wird spätestens ab Potsdam immer voller. Es geht hinein nach Berlin. Der Himmel ist blau aufgeklart, die Sonnenblende an meinem Sitzplatz oben schirmt nicht die Wärme ab. Immer mehr vorbeirauschende Hochhäuser … alles ab drei Stockwerke ist für mich hoch.

Die Berliner Bahnhöfe, ich kenne die Reihenfolge, die Museumsinsel, der Fernsehturm ganz hinten, gleich bin ich da, am Alex.

Aussteigen, routiniert, als würde ich hier schon immer wohnen, laufe ich im Bahnhof durch die Touristenmassen, auf der Suche nach einer Drogerie oder einen Mini-Markt, zwei Flaschen Wasser und einen Regenschirm kaufen, beides ist kein Problem und landet mit in meiner schwarzen Umhängetasche.

Draußen vor dem Fernsehturm gleich daneben, der kleine, rote Transporter steht schon auf dem Platz. „Ist das der gleiche, rote Transporter, wie letztes Jahr?“ Die Orga-Truppe hat nur diesen einen roten Transporter, ich frage die beiden, ich war letztes Jahr schon da. Sie bauen noch die ganzen Plakate und Regenbogen- und Transgender-Fahnen an. Noch sind noch nicht so viele Demoteilnehmer gekommen, auf diesen überfüllten Platz, ich gehe erst einmal einen Kaffee trinken, in der Kaffeehauskette gleich neben mir und schaue mir von dort aus den weiteren Aufbau an. Unzählige Polizeifahrzeuge, die großen „Wannen“, mehr Berliner Polizisten in ihren blau-schwarzen, martialischen Uniformen, als Demo-Organisatoren. Auflagen werden durchgenommen, im Internet schien das so, als würde das eine ganz radikale und gewaltbereite Pro-Palästina-Demo.

Ein paar trans Frauen gesellen sich mit dazu, unter den Bäumen suchen immer mehr optisch erscheinende, nonbinäre Menschen den Schatten vor der Sonne. Ich bringe meine Kaffeetasse und den Teller zurück zum Tresen und trete auch aus dem Schatten der Kaffeehausfiliale hinaus auf den vollen Platz. Die kleine Gruppe an Demoteilnehmern sondert sich etwas ab, von den vielen Berlin-Besuchern ringsherum. Letztes Jahr waren doch mehr gekommen …

Die Demo beginnt mit ein paar gesprochenen Vorträgen, eine der Organisatoren trägt die Liste mit Auflagen vor und es wirkt bizarr, als wären die paar harmlos erscheinenden, groß gewachsenen trans Frauen und die zierlich erscheinenden Nonbinären, brutale Hamas-Kämpfer und bereit, gleich alles und jeden auf der Stelle zu lynchen, für ihren Kampf gegen Unterdrückung. Die vorgetragenen Texte betonen viel mehr, wie sehr die Gesellschaft Angst vor trans und alles ähnliche hat und genau diese kleine Gruppe, aus Gründen wie auch immer, unterdrückt, unsichtbar macht, verschwinden lässt, oder gleich vernichtet. Macht irgendwie Sinn für mich, wenn wir im gemeinsamen Kampf gegen Unterdrückung Allianzen bilden … nur das mit dem „Trans-Genozid“ habe ich nicht ganz kapiert.

Regenbogen- und Transfähnchen schwenken, wenn hier eine gefährlich ist, dann bin das allerhöchstens ich, mit meiner militärischen Ausbildung und Schnellfeuergewehr-Erfahrung (von vor fünfundzwanzig Jahren).

Die kleine Gruppe von hundert, vielleicht zweihundert, vielleicht später sogar dreihundert Demoteilnehmern setzt sich in Bewegung. Die Route geht vom Alexanderplatz aus Richtung Osten von Berlin. Ich laufe erst vor dem kleinen Transporter, in zweiter Reihe vor dem Front-Transparent: INTA – trans, inter, nonbinär und agender, wir sind nicht unsichtbar.

Der (oder die) DJ in dem Transporter mit den Lautsprecherboxen oben drauf, legt wirklich richtig gute House- und Techno-Musik auf, ich tanze meinen schlendernden Gang … nur immer wieder unterbrochen durch Seek-and-Protect Phasen, wenn der kleine Demozug die vielen Kreuzungen überquert. Berlin ist nicht Magdeburg, so etwas wie dieses „Geisterstadt-Szenario“ können die in Berlin hier nicht absperren, auf den Gegenfahrbahnen ist weiterhin dichter Großstadt-Autoverkehr. Mein suchender Blick geht immer hunderte Meter voraus auf die Gehwege und Passanten, ich achte auf Streamer – neuste Mode der Faschos. Die Lage bleibt ruhig, ich kann nichts entdecken, ich wechsele wieder in meinen entspannten, ich-bin-nur-ein-einfaches-trans-Mädchen Tanz-Modus.

Die Menschen um mich herum, ob die alle aus Berlin kommen, oder von weiter weg? Ein paar trans Frauen, einzigartig und jede für sich, so hübsch wie sie ist. Sind trans Männer dabei, bleiben sie für mich unerkannt. Menschen, deren Pronomen ich nicht nennen kann, und Allies. Die Demo bleibt ab und zu stehen, kurze Vorträge, es bleibt politisch. Den Weg auf halber Strecke wird eine größere Pause eingelegt, die Ansage der überaus hübschen und elegant in einem hellen Hosenanzug gekleideten trans Moderatorin kündigt eine zwanzig minütige, organisatorische Pause an, die Straße bleibt weiterhin blockiert. Zum Glück gibt es Sitzplätze an der Hausfassade neben einem Späti oder ähnliches gleich neben mir. Die Stalinbauten und die beiden markanten Kinos und Eiscafés aus sozialistischen Zeiten, haben wir schon passiert. Mein Blick schweift über die Demoteilnehmer … und da ist sie! Sie ist wieder da, wenn auch nur für einen kurzen Moment.

In Gedanken gehe ich meine Phantasie durch, was, wenn ich sie ansprechen würde? „Du, ich habe ein Foto von dir, auf meiner Festplatte, schon seit fünfzehn Jahren. Ich konnte es nicht löschen, das Foto von dir, das ist so schön, ich bewundere es immer wieder.“ Nicht so häufig, es ist ja nicht so, dass ich ihr einen Altar gebaut hätte, ich schaue das Foto vielleicht ein oder zweimal im Jahr an. Es ist wirklich ein schönes Foto, wie sie da im Abendschein an der Reling des Queerboots verträumt in die Ferne schaut. Ich weiß nicht, ob es dasselbe Jahr war, in dem ich auch Passagierin auf dem Berliner Queerboot auf der Spree war. Irgendwie musste ich im Internet nach Fotos gesucht haben und bin auf dieses mit ihr gestoßen. Sie hat sich fast gar nicht verändert, sie ist nur fünfzehn Jahre älter geworden … und letztes Jahr war sie hier auch mit dabei. Aber vielleicht täusche ich mich nur und sie sind doch nicht dieselben Personen … aber dieser verträumte Blick und wie sie einzeln für sich durch die Menge schreitet, schwarz gekleidet, schwarze Haare. Neben dem Transporter werden weiter ein paar Vorträge gehalten, vielleicht auch eine Tanz- oder Kunstperformance. Die Ansage, dass es gleich weitergeht, holt mich aus meiner phantasievollen Gedankenwelt zurück. Es geht weiter. (Ende Teil 1/2)

[27.08.25 / 21:38] Laserbehandlung #2 (Haarentfernung #33) – Meine täglich aufgetragene Vampir-Creme, die mit dem milden Lichtschutzfaktor von 25, hilft hier nicht, mein Gesicht ist vom letzten Wochenende zu stark gebräunt. Die drei Stunden auf dem CSD den Sonnabend Nachmittag waren zu viel, ich hätte es wissen müssen … ich hatte auch die stärkere Sonnencreme mit in der Tasche.

Tage später den Mittwoch, die Behandlerin dreht die Einstellung am Gerät auf die leichteste Stufe und fegt routiniert mit dem Laser über Kinn, Wangen und die Oberlippe. „Ist es auszuhalten?“ Ich zucke nicht einmal vor Schmerz zusammen. Kleine Stiche, der Geruch von verbrannten Haaren, hoffentlich wirkt es doch auf meiner für die Behandlung grenzwertig leicht rötlich-braun schimmernden Gesichtshaut.

[24.08.25 / 23:06] Das komplette Leder-Outfit, das wollte ich schon immer mal machen! Der CSD in Magdeburg 2025, die Tage vorher verfolge ich die Wetterberichte … nach den heißen Tagen könnte es eine Abkühlung geben. Die letzten Jahre auf den verschiedenen CSDs (also nur Leipzig oder Magdeburg) war es immer wieder zu sommerlich warm für einen Auftritt ganz komplett in schwarzem Leder, dieses Mal wird es funktionieren!

Der Sonnabend das vorletzte Wochenende im August, der Termin steht schon länger fest in meinem Kalender, für mein geplantes Outfit brauche ich absatzlose Schnürstiefel … vielleicht die Docs, mit weißen Schnürsenkeln? Zu kurz, zu aggressiv – draußen beim Frühstück auf der überdachten Holzterrasse fühlt es sich schon wie Herbst an – ich nehme die hohen 22-Loch-Schnürstiefel ohne Absatz (die Nacht vorher eingefettet), zusammen mit dem schwarzen Ledermini, der schwarzen Baumwollleggings und meiner schwarzen Lederjacke, eine ausgezeichnete Wahl. Noch sehe ich aus wie immer, auf jeder Grufti-Party – ich brauche noch meine schwarzen Lederhandschuhe! Dieses Accessoire lässt mein Erscheinungsbild final in das Abstrakte kippen, so wie ich, läuft hier niemand herum.

Der Sonnabend Vormittag, ausschlafen, aufstehen, wann ich will, die Demo in Magdeburg fängt frühestens dreizehn Uhr an und ich nehme das Auto. Stiefel glänzend polieren, Beine vom Vorabend nachrasieren, duschen, draußen frühstücken, zurück ins Bad, Parfüm, schwarze Unterwäsche und Make-up. Dezenter, schwarzer Kajal-Strich, sieht sowieso keiner – zu meinem schwarzen Leder-Outfit kombiniere ich die dunkle Sonnenbrille, halb Achtziger-Jahre-Pilot, halb Cat-Eye. Ich bin zu spät, als ich mich ins Auto setze, ist es schon 11:40 Uhr, das „Politische Gespräch“ vor der Demo habe ich auch diese Jahr verpasst. Ich starte den Motor und öffne über die Fernbedienung das Garagentor.

Den Weg hinein in die Magdeburger Innenstadt, ich parke mein Auto in dem Parkhaus, wo ich immer parke, das unter dem Einkaufszentrum in der Innenstadt nahe dem Alten Markt. Noch in der Tiefgarage ziehe ich die Schnürsenkel meiner Stiefel nach. Den Weg nach oben über den Fahrstuhl betrete ich schon in meiner kompletten Lederkluft: die schwarzen Stiefel, der schwarze Lederrock, die bis oben geschlossene, schwarze Lederjacke, die getönte Sonnenbrille, meine Finger in meinen schwarzen Lederhandschuhen ertasten vorsichtig den Knopf in die obere Etage, zum nächsten Ausgang des Einkaufscenters auf die Straße. Jeden Muskel in meinem Gesicht bewusst entspannen, keine Mimik, keine Freude, nur diese Art von unnahbarer Eleganz … K. L.

Oben, über die mehrspurige Straße und den Gleisen, rüber zum Alten Markt, wie wird die Polizei ihr angekündigtes Sicherheitskonzept umgesetzt haben? Auch dieses Jahr hat sich wieder eine rechte Gegendemo angekündigt. Der Marktplatz vor dem Rathaus ist überraschend offen gestaltet, ich kann einfach so hinüberschlendern. Viele Demo-Teilnehmer sind schon gekommen, aber weniger als die letzten Jahre. Auf der Bühne die üblichen Drag-Queens, die durch das Programm leiten. Ich schaue mir die Stände an, laufe meine Runde, beobachte die anderen Teilnehmer. Ich entdecke sie auch dieses Jahr: die drei Leder-Schwulen, die mir als Inspiration dienten. Rüber zu dem Stand der Puppys, ich orientiere mich an der schwarz-blau-weiß-roten Leather-Pride-Flagge.

„Letztes Jahr waren hier aber mehr Stände“, ich vermisse das Bälle-Bad.

„Ja, kann schon sein …“

„Möchtest du einen Aufkleber?“

Ich bekomme einen grünen Pfoten-Sticker auf meine Lederjacke von einer zweiten Person von diesem Stand. „Mal sehen, wie lange das bei diesem Wetter auf meinem Leder hält“, der Himmel verdunkelt sich, jeden Moment könnte aus diesen grau-blauen Wolken wieder ein Schauer entstehen. Schwieriges Wetter, Sonnenbrille, Sonnencreme und Regenschirm.

Weiter zu der Aufstellfläche von den Demo-Trucks, nicht alle Parteien, eigentlich nur eine. Ein, zwei größere Firmen, gleich zwei größere CSD-Trucks und ein kleiner Laster mit obligatorischen Antifa-Flaggen – irgendwo hier sollte dieses Jahr doch auch ein queerfeministischer Block mitlaufen? Ist es dieses Fahrzeug? Meine erste Wahl. „Women Pride“ steht auch ganz hinten drauf.

Nach dreizehn Uhr, der Zug setzt sich in Bewegung, gefühlt zweitausend Menschen verteilen sich hinter die verschiedenen Fahrzeuge – es sind weniger Menschen, als das letzte Jahr. Die beiden großen CSD-Trucks nehmen die Wagenkolonne in die Mitte, es wirkt fast wie eine Wagenburg. Ungewöhnlich, mein linksradikal angehauchter Block ist dieses Mal das „vorletzte“ Fahrzeug.

Ein paar ganz vereinzelte Antifa-Flaggen – es dominiert die Regenbogenfahne. Der Block in dem ich mich befinde – von hinten lärmt der große Truck, von vorne dreht der DJ den Pegel seiner Anlage auf seinem Truck voll auf – der kleine Laster ein paar Meter vor mir hat zwar auch eine Anlage, aber die ist kaum zu hören. Innerhalb dieses Blocks wirkt es wie in einem Schweigemarsch, zu laut, um sich zu unterhalten, zu chaotisch, um zu irgendeiner von dieser Musik zu tanzen. Der Wind und der Regen zerfetzt meinen Schirm, der war aber auch schon vorher kaputt, hält immer nur ein Jahr. Die letzten Meter bis zur ersten Kundgebung auf dem Domplatz spanne ich ihn wieder auf, um mich vor der Sonne zu schützen. Ich kenne das, wenn ich mit meiner anderen Lederkluft, die Lederkombi zum Motorradfahren irgendwo in der Sonne stehe, sollte das angekündigte Wetter nicht einen bestimmten Temperaturbereich überschreiten …

Am Domplatz, für einen Moment die Lederjacke öffnen, die Handschuhe ausziehen und eine Flasche Wasser aus meiner ebenso schwarzen Lederhandtasche ziehen. Auch hier gibt es eine Kundgebung vor dem Landtag, aber davon bekomme ich nichts mit, ich sitze lieber im Schatten auf einer Bank. Letztes Jahr waren hier viel mehr auf dem Platz.

Die Puppys sammeln sich, die sind auch immer weit hinten im Demozug. Ich werde mit einem Handwinken begrüßt, die kleine Gruppe trans Frauen ist auch mit dabei! Ich winke zurück, ohne Worte, der Demozug hat sich schon in Bewegung gesetzt und Musikanlagen schallen wieder über die Straßen und machen eine Gesprächsgelegenheit unmöglich. Von irgendwo drückt mir jemand eine kleine Regenbogenfahne in die Hand, ich freue mich wie ein kleines Kind, jetzt habe ich endlich auch etwas zum Winken. Die nächsten Meter habe ich vor, hinter oder neben mir immer eine trans Frau mit dabei. Vielleicht könnte ich sie später nach der Demo ansprechen, ob eine von denen nächstes Wochenende auch mit nach Berlin fährt.

Der Demozug kreuzt die Route des letzten Jahres, irgendwo hier wurde er mal aufgehalten, ein Trupp Jung-Faschos hatte es bis heran geschafft. Wo sind sie dieses Jahr? Es ist nichts von ihnen zu sehen oder zu spüren, es sollen mehrere hundert von ihnen hier irgendwo sein? Das neue Sicherheitskonzept der Polizei – die Uniformierten sind überall, Polizeifahrzeuge bis zum hintersten Horizont, bis in die hintersten, noch kaum mehr zu erkennenden Straßenkreuzungen. Die müssen das hier wirklich ganz großflächig abgesperrt haben, um die beiden verfeindeten Lager voneinander zu trennen. Ich fange an, die Polizisten als meine Freunde zu betrachten. Es ist nicht mehr so unbeschwert, wie noch vor der großen Pandemie, aber verglichen mit dem Winter-Pride und der Demo letztes Jahr … ich fühle mich sicherer.

„Alerta, alerta, antifascista!“ Ein kleiner Trupp Vermummter schirmt mit ihren Bannern eine kleine Stelle, ziemlich am Ende der Demoroute, von der Straße ab. Ist da was? Sind da doch ein paar von denen? Neugierig verlasse ich die Demo ein paar Schritte seitwärts und stelle mich hinter den Demonstrierenden mit ihren Bannern. Blick nach rechts und links, die tragen alle Sonnenbrille und Hygienemasken – ich vermumme mich auch, ich habe aber nur meine kleine Regenbogenfahne, die ich mir vor mein Gesicht halte. Bloß nicht zu erkennen sein – der Typ, der da hinten von den uniformierten Polizisten eingekreist wird, er könnte eine Kamera an einem Stativ halten. Ich drehe mich wieder weg und laufe der Demo hinterher. Der letzte CSD-Truck hat mich schon passiert, bis zu dem kleinen Laster und meiner trans Gruppe schaffe ich es nicht mehr! Ich bin wieder allein. Den großen Truck erreiche ich noch und die letzten zehn Meter kann ich wenigstens noch endlich tanzen.

Der CSD hat den Alten Markt wieder erreicht, noch eine Runde über den Platz, lange hatte ich nicht vor, zu bleiben. Die auftretenden Bands sind „beschissen“, glaube ich zumindest, ein Programm wurde nicht veröffentlicht. Eine große Regenbogenfahne wird vor der Bühne aufgerollt, ein schönes Fotomotiv, auch ich krame mein Smartphone aus meiner Tasche. Die Demo ist vorbei, mein „Leather Woman“ Auftritt ist beendet, die schwarzen Lederhandschuhe landen in meiner schwarzen Handtasche und meine Lederjacke reiße ich auf – jetzt wieder als obligatorische Punkerkutte, Aufnäher, Buttons und Nieten glänzen am inneren Revers.

Weiter vom Alten Markt runter, zu der Einkaufsstraße zwischen den Warenhäusern, Mittagessen. Bestimmt schon sechzehn Uhr den Sonnabend Nachmittag, ein Burgerladen gleich gegenüber, eine Filiale dieser Kette, die ich auch von Leipzig kenne. Ich setze mich, geschützt vom Wind, in den Innenbereich der Gastronomie. Wie immer: veganer Patty-Burger, Süßkartoffelpommes und ein großes Glas Zitronenlimonade mit Eiswürfeln und Minze.

Weiter in die Drogerie gegenüber dem Einkaufszentrum, ich bin auf der Suche nach dieser exotischen Seife, die in meinem Bad zu Ende gegangen ist. „Marrakesh Promise“ – ich suche im Regal für Handseife und Naturkosmetik. Der Hersteller hat jetzt andere Duft-Nuancen im Programm. Mir fällt ein weiteres Produkt auf, es verspricht den Duft und das Gefühl von Hammam-Seife – das landet in meinem Einkaufskorb!

Wieder draußen, ich habe parallel an zwei Kassen gewartet, die sind da irgendwie nicht klargekommen mit dem Sonnabend-Nachmittag-Ansturm von Einkaufenden – dem Kassenzettel nach, ist es schon kurz vor halb sechs, ich wollte schon längst wieder zurück nach Hause fahren. Da ist noch dieser eine Asia-Laden dort drüben, in der Nähe vom Alten Markt, der ist so groß, die haben alles. Finde ich in den Tiefkühltruhen endlich das Eis, von dem ich in Tokio süchtig wurde? Sie haben viele Eissorten in der Truhe, in dem Laden verbringe ich gefühlt eine halbe Ewigkeit, starrend und staunend über dem großen Glasdeckel. Matcha-Eis mit roter Bohnenpaste, grünes Matcha-Eis ohne Paste, Kartons mit mehreren Stück Eis am Stiel und einem Zettel mit dem freundlichen Hinweis, nicht die Packung zu öffnen und nur ein einzelnes Eis herauszuholen. Mein Waffel-Eis, das ich suche, finde ich hier nicht.

Wieder draußen, die paar Meter zurück zu der Einbiegung zum Alten Markt. Schon wieder ein paar Vermummte und ihre großen Banner. Gibt es hier was? Doch ein paar Faschos? Doch Randale und Ausschreitung? „Laaangweilig.“ Ich stehe erst seitlich der Polizisten, beobachte die Szene. Tippele dann schnell hinter die Banner und schau den Demonstrierenden über die Schulter. Nichts zu sehen … Warum steht ihr hier, da ist doch nichts? Ich schaue noch einmal um die Ecke, neben den Polizisten und drehe mich dann um und laufe an dem ganzen vorbei, wieder zurück Richtung Einkaufszentrum und der Tiefgarage. Nichts los dieses Jahr, keine Faschos, die müssen schon die Polizisten anpöbeln, damit endlich „Action“ ist. Was ich nicht weiß, ich bin einem „Rechten Streamer“ ins Bild gelaufen, der am Rande des CSD, bis hin vor die Bühne, sein Unwesen getrieben hat.

Zurück zu meinem Auto in der Tiefgarage. Drei Läden noch, ein Kleid anprobieren, leider nicht meine Größe, ein anderer Laden, die Jacken mit dem Teddy-Fell abstreifen, ein dritter Laden, nichts, was mir ins Auge springt. Auch dieser Tag ist freundlich für mein Urlaubs-Budget … nach der Anzahlung für die nächste Reise bin ich schon wieder fünf Tage vor der Gehaltszahlung im Dispo. Die nächsten Wochen und Monate könnten schwierig werden, die Firma hat Kurzarbeit angekündigt. Vor mir liegt noch der Trip nach Berlin, ein weiteres Wochenende mit einem Festival in Berlin und meine Urlaubsreise, auf eine der Inseln von Griechenland (und es nicht Mykonos).

Mit dem Auto zurück zu meiner Wohnung in dem Provinzkaff, Kajal aus den Augen wischen, vor dem Computer sitzen, im Internet nach so einer Jacke mit Teddy-Fell gucken (in Tarnfarben) … aber eigentlich habe ich schon meinen französisch schwarz-grauen Kuschelmantel für den Herbst und Winter.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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