
Fünf Outfits für das lange Wochenende:
[10.06.25 / 22:24] ✎ Fünf Outfits für das lange Wochenende: das schwarze Top mit dem Netzausschnitt und die schwarze Jeans, Nietengürtel, „Casual Goth“, das lange, schwarze, viktorianische Kleid und die Netzstrumpfhose mit Rosenblüten, „Victorian Goth“, der schwarze Ledermini, die schwarze Baumwoll-Yogahose, das Netztop und das ärmellose Schwarze, die Lederjacke mit den Buttons und Nieten, „Trad Goth“, das neue, schwarze Kleid mit Spitze und langen Ärmeln, die einfarbige, schwarze Nylon-Strumpfhose, „Glam Goth“, das schwarz-grüne, kurze Kleid mit Leopardenprint und Leggings und wieder die Lederjacke, den schwarzen Baumwollhoodie darunter, „Punk Goth“ – und alle Schuhe, der Reihe nach: die Pikes, die viktorianischen Stiefeletten, die Doc Martens, die Military-Schnürstiefel mit dem hohen Absatz und ganz zum Schluss, den letzten Tag, die Hi-Top Sneaker, mit schwarzen Schnürsenkeln. Ich schiebe meine Kleiderauswahl auf der Roll-Garderobenstange durch die Wohnung. Alle meine Stiefeletten kommen wieder zusammen in die Tragekiste. Pfingsten, ich habe zwei Tickets, das kleine „Gothic Pogo Festival“ und das große „Wave-Gotik-Treffen“. Hotel wie immer, die letzte Truckerabsteige im Norden von Leipzig, nahe der Autobahn … sündhaft teuer gebucht, das halbe Jahres-Urlaubs-Budget.
Donnerstag Morgen, früh zur Arbeit fahren, zehn Minuten zu spät kommen. Alles an Klamotten zusammensuchen, den Abend zuvor, hat schon Stunden gedauert, alles ins Auto zu manövrieren, braucht auch wieder Geduld. Die Arbeit verlasse ich wenige Stunden später schon um präzise fünfzehn Uhr, mein erstes Outfit trage ich bereits, ich will, wenn ich in Leipzig bin, keine Zeit verlieren, nur schnell unter die Dusche und fertig. Auf der Autobahn an der Raststätte kurz anhalten, die ersten anderen Gothics sichten. Viel Verkehr, viele LKWs.
Das Hotel, das ich immer buche, gegen siebzehn Uhr fahre ich auf den Innenhof, mein Auto parken. Einchecken, Zimmer sichten – Standard mit großem Doppelbett, zweimal runter zum Auto, alles hochschleppen, die Tragekiste, die olivgrüne Sporttasche, den schwarzen Stoffbeutel und mein Picknickkörbchen. Den Wetterbericht schon Tage zuvor verfolgt … wird es regnen? Es könnte eines der nassesten Pfingst-Festival-Wochenenden werden – und kalt noch dazu. Meine fünf Outfits habe ich auf Temperatur und Wetter schon am Computer in meiner Office-Tabelle selektiert. Alles ist perfekt geplant, wo ich wann und wie am Wochenende sein will. Und mein Langzeitliebhaber? Keine Zeit für ihn. Ich muss noch den Abend oder späten Nachmittag in die Leipziger Innenstadt, zum Hauptbahnhof, mich in der ersten Schlange anstellen, den Zettel mit der Rechnungsnummer in ein Festivalticket tauschen – die Post hat meine Adresse „nicht gefunden“ und das Ticket einfach wieder zurückgeschickt – und dann rüber zum anderen Container, Ticket in Bändchen um das Handgelenk umwandeln. Dusche, Make-up im Hotel, der Plan steht weiterhin. Den Weg ablaufen, Leipziger Kopfsteinpflaster, die Straßenbahnhaltestelle am Baumarkt irgendwo am Nordrand von Leipzig.
Bahnhof, noch schnell in die Drogerie, Abschminktücher und Deoroller sind alle. Zum Geldautomaten, Bargeld abheben, 200 Euro, das muss reichen für das Wochenende. Aus dem Hauptbahnhof raus, über die Fußgängerampel über die große Ringstraße und über die Straßenbahngleise – ich sehe schon die endlos lange Schlange an wartenden, schwarz eingekleideten Menschen – es hat sich überhaupt nichts verändert. Mehr als zehn Jahre bin ich dem WGT fern geblieben, jetzt stehe ich schon wieder da und mache ein Foto von der Warteschlange, nur eben mit dem Smartphone und nicht mit der analogen Touristenkamera 2003.
In der Warteschlange zum Tauschen in das Ticket, komme ich schon ins Gespräch, ich bin nicht die Einzige mit Problemen mit der Post. Andere sind neu hier und kaufen ein Ticket an der Abendkasse. Diese Schlange ist nicht so lang – sehr nett von der Organisation, hast du dein Ticket, kannst du gleich die paar Meter um die Ecke zum anderen Containerfenster und dein Bändchen abholen … neidische Blicke der anderen, die da die hunderte Meter an der langen Schlange warten.
Was mache ich mit dem frei gewordenen Donnerstag Abend? Ein Eis kaufen. In eine Bar gehen, was trinken … ihm eine Nachricht schreiben? „Hello, I'm in Leipzig!“ Das kommt jetzt ganz überraschend. Seit Anfang dieses Jahres, ich wollte ihn immer wieder treffen, ein oder mehrere Nächte mit ihm in Leipzig verbringen. Immer habe ich es in einer Nachricht angekündigt, immer wieder musste ich absagen, ihn enttäuschen, ich bin krank geworden, mein Immunsystem schwankt extrem stark zwischen … großen Ausrufezeichen auf Laborberichten und „Geht gerade noch so“ mit den Werten vom letzten Blutbild. Lymphozyten sind im Keller.
Ich sitze in meiner Lieblingsbar am Leipziger Marktplatz, der kleine Tisch im voll besetzten Außenbereich, vor mir das Smartphone. Die Nachricht tippen und absenden. Smartphone hinlegen, wieder greifen. Display aktivieren. Hat er schon geantwortet? Er hat! Er ist auch in Leipzig und hat Zeit für ein Treffen! Ich freue mich immer wie so ein verknalltes Schulmädchen. Donnerstag Abend ist nur die Party vom „Gothic Pogo Festival“ in Connewitz, Einlass ist zweiundzwanzig Uhr, ich bin da.
Ich laufe das Werksgelände ab. Mein anderes Papierticket habe ich am Einlass schon in ein zweites Bändchen am Handgelenk getauscht. „Die schönere Farbe“, die zwei Bändchen in blau und lila-schwarz, „Das wird ein hartes Wochenende.“ Werde ich das schaffen? Werde ich so viel Kraft und Ausdauer haben? Die Hotelbuchung gab es nur mit Frühstück – und das geht nur bis zehn oder elf Uhr, es muss mich zwingen, die Partynächte für dieses lange Wochenende früher abzubrechen … oder ich mache durch und starte das Frühstück schon um sechs Uhr.
Ich schaue in die vielen Gesichter, die Menschen draußen vor dem Club, die Menschen drinnen auf und am Rande der Tanzfläche. Ich suche ihn, suche die Ecken, wo er schon mal war, wo er saß, wo er ein Bier nach dem anderen getrunken hat, wo er stand, wo er mit jedem ins Gespräch kam und seine Geschichten erzählt hat. Ich erblicke ihn, draußen, am Eingang zum Club-Keller.
Heftige Umarmungen, mein Gesicht und meine Nase tief in seinen Hals graben. Ich habe mir schon vorgestellt, wie er jetzt nach einem Jahr aussehen könnte, vielleicht ganz grau? Weiter nur ein paar ganz kleine Stellen in seinem Vollbart und in seinen schwarzen Haaren. Und etwas mehr dicker. „They did not want to let me in“, klar, in seinem weißen Outfit und die Brusttasche, wie sie viele tragen. „It's not about the outfit, there should be no dress code.“
Wir bleiben im Außenbereich, ein rollender Imbiss verkauft dieses Festivalwochenende vegane Burger und Döner. Die Leute ansehen, beobachten, schwarz-bunte Punks und die Subkultur dieser schwarzen Szene, zu interessant. Nur meine schwarze Lederjacke – die Punkerkutte – signalisiert mich als nicht-szenefremd. Er hat so seine Probleme, mit den Leuten ins Gespräch zu kommen, sie sind spürbar reservierter.
„Let us go“, es ist erst gegen ein Uhr nach Mitternacht, die Straßenbahnen fahren noch nicht den schnellen Takt der folgenden vier Tage und Nächte. Er bezahlt ein vor dem Eingang wartendes Taxi. Zu unserem Hotel, besser noch, die Tankstelle davor, Bier und Wasser kaufen, ersteres für sich, zweites für mich. Er mag das Hotel, es ist diskret, niemand fragt nach, wer da an der Rezeption vorbei geht, die Damen in ihren kurzen Röcken, so wie ich die nächsten Nächte, die Herren, die LKW-Fahrer, die ganze Straße ist zugeparkt mit LKWs. „Zwei Bier und eine große Flasche Wasser.“ Das Taxi fährt schon weg, wir nehmen den kleinen Pfad von der Tankstelle rüber zum beleuchteten Hoteleingang.
Mein Zimmer ist den Fahrstuhl hoch in der zweiten Etage. Die weiße Funkkarte vor das Schloss halten, die Türklinke runterdrücken und die Tür aufdrücken. Lichtschalter suchen … ich muss die Karte noch irgendwo hineinstecken.
Das Zimmer ist eingeräumt, ihm fällt schon gleich meine Phalanx an fünf Paar Stiefeletten für jeden Tag auf (eines zusätzlich zum Autofahren). „I just need to go to toilet, give me some minutes.“ Ich beeile mich, den schwarzen Kajal aus den Augen wischen, Zähneputzen. Er zieht sich draußen schon aus und legt sich auf die rechte Hälfte des Doppelbettes vor den großen, weit geöffneten Fenstern. Ein Blick ins tiefe Schwarz, hier draußen ist nichts, außer die entfernt vorbeirauschenden Züge.
Ich krabbele zu ihm auf das Bett, alle meine Sachen liegen schon auf einem Stuhl irgendwo daneben. Ich schaue ihn an, schaue in seine Augen, wie eine Wildkatze, nimm mich, beiß mich, ich fress dich. Er lenkt mich, drückt meinen Kopf, nimmt meine Hände, bringt mich in Position. Nimm meinen Hodensack, nimm ihn, geh mit der Zunge ganz langsam von unten nach oben und dann wieder mit dem Mund nach ganz unten. Mach es langsam! Ich gehe tief, meinen Kopf zwischen seinen Schenkeln, immer wieder den Blick zu ihm gerichtet. Und wann bin ich dran? Später, später … er macht mich wahnsinnig. Ich will ihn, ich will dich!
Er holt ein Kondom heraus, neben dem Bett und dem Nachttisch steht schon der Abfalleimer, gefüllt mit unzähligen Klopapierstreifen. Ich bin unzählige Male tief gegangen, so viel Speichel, so viel … das Zeug vor dem Sperma. Das Kondom ist knallrot, er liegt weiterhin mit seinem dicken Bäuchlein auf dem Bett. „Do you have some liquid?“ Klar habe ich das! Endlich kommt mal die kleine Probepackung Gleitgel zum Einsatz, die ich schon seit mindestens einem Jahr in meiner Waschtasche und dem „Übernachtungskit“ habe. „Would you like to sit on me?“ Er reißt die kleine Packung auf, „Make also a bit on your ass“, es wird die Reiterstellung. Sie ist nicht so tief, aber er kann meine kleinen Brüste bewundern.
„I have to go.“ Du schläfst nicht bei mir? Er muss den nächsten Tag, in wenigen Stunden noch arbeiten, nur für mich ist der Freitag ein Urlaubstag. „Take your breakfast at nine“, ich sehe ihn wieder, sich anziehen, liege perplex auf meiner Hälfte des Doppelbettes am Fußende und sehe ihn die Tür schließen … vielleicht wenigstens noch eine Umarmung und einen schnellen Abschiedskuss. Drei Uhr den Freitag Morgen, noch fünf oder sechs Stunden bis zum Hotelfrühstück. Die Fenster weit öffnen, das Zimmer aufräumen, bevor ich die Fenster wieder schließe und die schweren Vorhänge zu schiebe. (Ende Teil 1/6)
Kommentar:
[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana
Mail ist heute rausgegangen
LG Daniele
[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana
aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.
LG Daniele
[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,
Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.
Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.
Liebe Grüße
Daniele
[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,
Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.
Liebe Grüße
Daniele
[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,
eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.
[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana
Ich habe Dir eine Mail geschickt.
Lg
Daniele
[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend
das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele
[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele
[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea
[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea
[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.
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