morgana81 - gothic transgender
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Freitag, traditionell der Tag mit dem „Viktorianischen Picknick“ im Clara-Zetkin-Park.

[10.06.25 / 23:32] Freitag, traditionell der Tag mit dem „Viktorianischen Picknick“ im Clara-Zetkin-Park. Mein Outfit ist wieder das, wie im letzten Jahr … und das Jahr davor … und das davor … und das … Wie letztes Jahr, meine schwarze Dirndl-Schürze ist das „It-Piece“. Es könnte regnen, ich nehme meinen Regenschirm mit, aber als Jäckchen habe ich nur meinen schwarzen Strick-Cardigan mit dabei. Das Hotelzimmer verlasse ich nicht ohne einen großen Parfümstoß Orientalisches und einer umfangreichen Wolke an Patchouli. Die müssen sich in der Straßenbahn schon woanders hinsetzen. Von der Haltestelle am Baumarkt nur die paar Stationen zu dem Bäcker in Eutritzsch, den mit dem schönen Kuchen. Ein „Coffee-To-Go“ landet auch gleich mit in meinem Thermobecher in meinem Picknickkörbchen. Es ist gerade erst Mittag, aber wenn ich früher in dem Park bin, sind vielleicht noch nicht so viele Menschen da. Mit mir steigt schon wieder der erste Schwung an aufwendig gekleideten Damen und Herren in Schwarz aus der Straßenbahn, hinein in das Grüne. Schon zurück am Baumarktparkplatz kam ich mir irgendwie weltfremd vor, in meinem historisch angehauchten Dress aus der Jahrhundertwende. Dark Cottage Core.

Ich laufe meine Runde um den Parkteich, die beliebte Fotoecke mit dem Blick rüber zu dem sich aufbauenden, schwarzen Picknick. Mehr Menschen kommen dazu. Ich suche meinen Platz am Teich, beobachte die mehr und mehr vorbei flanierenden Menschen. Ein paar auf der anderen Seite des Teiches sehen so echt historisch aus, als könnten sie einem Gemälde aus dem Impressionismus entsprungen sein … so eines hängt bei mir zu Hause über den Fernseher und war auch meine Inspiration.

Ich warte meine Zeit ab, der Blick geht immer hoch zu den Wolken, mal düster dunkelblau, dann wieder Fetzen an Sonnenlicht … Regenschirm und Sonnencreme griffbereit. Ich hoffe, die Blätter über mir halten ein paar Tropfen ab. Irgendwann kurz vor fünfzehn Uhr, ich beginne meine Vorbereitungen und packe das blau karierte Geschirrtuch aus meinem Picknickkörbchen neben mir, darin befindet sich der Kuchen, zwei Stück je Rhabarber und Mandarinenschmand und die mitgebrachte Kuchengabel. Genüsslich nehme ich ein Happen nach dem anderen auf meine kleine Kuchengabel. Den Thermobecher Kaffee aufschrauben.

Weiter den Nachmittag, quer über die großen Wiesen dieses Parks … es sind viele Menschen gekommen. Das „Viktorianische Picknick“ muss schon größer sein, als das eigentlich zeitgleich stattfindende Gotik-Festival. Es beginnt zu regnen, mein Schirm liegt immer griffbereit in meinem Korb. Die Hunde sehen schon viel zu sehr „wolfig“ aus, die lustig gemeinten Anspielungen auf Rotkäppchen erhalte ich mehr als einmal. Ist es die Schürze? Ist es die Perlenkette? Oder ist es die Bauerntracht? Ich bin keine von den schwarzen Prinzessinnen und höheren Adligen in ihren riesengroßen Reifröcken.

Zurück mit der Straßenbahn zum Hotel, den Korb abstellen, die Dirndl-Schürze abnehmen, sie sitzt eng, der vegetarische Burger im Innenstadtkern von Leipzig den späten Nachmittag zuvor, hat gerade noch so hineingepasst. Eine Dusche nehmen, den Cardigan gegen die Lederjacke tauschen, anschließend wieder zurück in die Innenstadt von Leipzig, zur Moritzbastei.

Ich habe mir für jeden Tag des Gotik-Festivals einen Plan gemacht, die Vorlage der Office-Tabelle ist dieselbe, wie ich sie bis 2013 erstellt habe. Jeder Tag drei bis vier Veranstaltungsorte. Das dazwischen Umherreisen, von einer Ecke der Stadt in die andere, ist mir zu stressig, ich mache genauso weiter, wie ich vor über zehn Jahren aufgehört habe: nur ein Veranstaltungsort pro Tag, an dem genau die Bands spielen, die ich unbedingt sehen muss! Alle Bands kann ich nicht sehen, dafür spielt zu vieles gleichzeitig, das ist das Prinzip dieses Festivals. Und den Freitag ist es eben die Moritzbastei und Aux Animaux.

Einlass gegen neunzehn Uhr, so voll ist es noch nicht, ich komme locker hinein. Die erste Band gefällt mir, sie kommen aus Griechenland. Auf einer anderen Bühne in der Stadt würde jetzt auch eine andere Synth-Band aus Griechenland spielen, die ich eigentlich auf meiner Liste als sehenswert markiert habe. Zu Schade, dass ich in dem Konzertkeller dieser Festung wieder meinen Stehplatz ganz hinten am Notausgang eingenommen habe.

Zwischen den Umbaupausen, Getränk holen, die Flasche Wasser. Rechtzeitig von den Bars und den Toiletten wieder vor der Bühne sein … nicht, dass da zu viele Menschen sind und ich nicht wieder hineinkomme. Die anderen beiden Bands, eine Solokünstlerin die sehr, fast schon kitschigen Synth-Pop spielt, ich bin total entzückt, dann eine Band, sie geht schon fast mehr in den Punk, oder Glam, und dann der eigentliche Headliner.

Laut Plan kurz nach dreiundzwanzig Uhr, da ist sie, die kleine Sängerin, sie springt auf der Bühne mit ihren fluffig weiß-blonden Haaren. Sie muss tatsächlich kleiner sein, als sie in ihren Musikvideos wirkt, wieder so eine, nicht größer als ihre Bass-Gitarre. Sie wechselt zwischen Bass und Theremin hin und her. Ein Album brauche ich nicht vom Merchandise-Stand – das habe ich schon längst.

Mitternacht, die Moritzbastei verlassen, rüber zur Straßenbahnhaltestelle und mit der 11 im Fünfzehn-Minuten-Takt nach Connewitz. Als ich am Werk 2 zum „Gothic Pogo Festival“ ankomme, muss ich erst meine Einlassschlange suchen … wo ist mein Weg links davon vorbei, ich gehörte doch einmal „zum Inventar“? VIP und Gästeliste, weniger Menschen als die mit dem anderen Pöbel.

Irgendwie wusste ich, dass ich die beiden Festivals nicht zeitgleich schaffen werde, wenigstens die Headliner, die erst nach ein Uhr spielen. So auch diesen Freitag: Ghost Dance aus UK. Die Band mit der Sängerin von Skeletal Family. Ich bin schon Fan, da habe ich noch selbst aufgenommene Kassetten in mein Autoradio geschoben … so zwischen 2002 und 2004.

Nach der Band, noch ein wenig tanzen? Die andere große Halle mit der großen Tanzfläche ist offen. Ich vermisse den Verkaufsstand mit den CDs und Schallplatten auf dem kleinen Markt in der Vorhalle (auch die nächsten Abende wird er nicht da sein). Im Kopf rechnen, wenn das Frühstück den Sonnabend bis Montag bis um elf Uhr geht, dann könnte ich, wenn ich 2:30 Uhr die Disko hier verlasse, doch genügend Schlaf finden? Warum habe ich das getan, warum musste ich unbedingt Frühstück dazu buchen. Keine Nachricht von meinem Freund auf meinem Smartphone, auch wenn ich es vermisse, ihn neben mir liegen zu sehen, ich kann wenigstens alleine viel besser schlafen. Ich bin müde, ich brauche etwas Schlaf. Mit der Straßenbahn erst zurück zum Hauptbahnhof und dann in ein Taxi zurück zum Hotel. Drei Uhr und ich kann die schweren Vorhänge auf und wieder zuschieben. (Ende Teil 2/6)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße

Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg

Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,

vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.

Herzlich

Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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