morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[17.07.23 / 00:52] Check-in im Hotel, der Mann an der Rezeption bestätigt tatsächlich, dass ein Zimmer auf meinen Namen gebucht wurde. Ich hatte mir schon Umschreibungen ausgedacht: Mein Agent / Manager / Sekretär hat das für mich getan. Das Zimmer mit dem Fahrstuhl in die dritte Etage ist spartanisch eingerichtet, ein Bett, ein Waschbecken, eine Duschkabine, eine separate Toilette. Mehr brauche ich nicht. Ich verteile meinen mitgebrachten Kram, ziehe mich aus und wende mich dieser Dusche zu … warmes, klares Wasser! Kurz vor 17 Uhr, ich verfolge seine Nachrichten auf dem Telefon. 17 Uhr, meine Haare sind noch nass, nicht mehr als ein weißes Handtuch bekleidet meinen Körper. Es klopft an der Zimmertür, ich öffne mit etwas Verzögerung und er ist es! Keine Worte, nur mein und sein Lächeln. Er schließt die Tür und fängt sofort an, mich zu küssen. Ich kann meine Erregung unten herum spüren. Mein Handtuch fällt und er schubst mich rücklings auf das Bett mit den zwei Matratzen.
Wollen wir reden? Nein. Später. Er zieht sich aus, ich sitze neben ihm, betrachte seinen Körper auf dem weißen Bett, er legt sich hin, sein nackter Oberkörper gelehnt an das winzige Kopfkissen. Wie wunderbar er aussieht, sein schwarzer Vollbart, seine hier und da leicht grau anfangenden Härchen, seine massive Statur, sein immer mehr runder werdender Bauch … ich hatte erwähnt, ich habe eine Schwäche für diese „Bärentypen“ in der (schwulen) Szene. Augenkontakt, ein Lächeln meinerseits, mein zur Seite geneigter, neckischer Kopf. Ich weiß, was er will, er muss es mir nicht sagen. Ich fange an, sein Stück zu massieren und gehe mit meinen Lippen darüber. Er kneift in meine Brustwarzen, ich beiße ihn.
Tiefer, tiefer. Ich will, dass er sich wohlfühlt, ich will ihm dienen, ich will die Beste sein, die er jemals in ein Bett bekommen hat. Woher er gekommen ist, ob es da noch andere Frauen gibt? Ich stelle keine Fragen. Für einen kurzen Moment verspüre ich an ihm den markanten Geruch eines Kondoms.
Ich setze immer wieder an – etwas blockiert, ich komme mit meinem Mund und meiner Kehle nicht tief genug? Ich versuche andere Winkel, möchte wieder so tief gehen, wie die Jahre früher, als „meine Nase noch seinen Bauch anstupste“. Es ist sein Bauch! Und meine Stirn, sie kollidieren. Es ist ihm nicht entgangen, dass ich früher, als er mich das erste Mal trainierte (und er noch etwas schlanker war), nicht solche Probleme hatte. Irgendwie geht es doch (er drückt ihn mit der Hand flach).
Nach einiger Zeit zieht er sich wieder an, er möchte kurz runter in die Lobby, ein paar Flaschen Bier und Wasser holen. „Aber du kommst doch wieder?“ Mein geschockter und fragender Blick. Ganz bestimmt, er nimmt die Schlüsselkarte mit, damit er nicht anklopfen muss. Es ist noch Tageslicht, ich nehme währenddessen eine weitere Dusche. Wieder oben, zieht er sich wieder aus, stellt die mitgebrachten Flaschen ab und legt sich zu mir auf das Bett. Er legt seine Hand um mich und schläft schnell ein. Ich spüre seinen Körper, seinen Atem. Meine Nase an seiner Wange, mein Blick zu ihm herauf.
Nach einiger Zeit und einem kurzen Erwachen seinerseits, drehe ich mich. Er umschlingt mich jetzt von hinten. Eine Bettdecke brauchen wir in diesem warmen Hotelzimmer nicht. Er schläft wieder ein, meine Gedanken kreisen. Von einem „Ich“, zu einem „Du“, zu einem „Wir“ und letztendlich ein „Er“. Was mag er alles erlebt haben, was habe ich ihm alles angetan? Was haben wir alles verpasst, was hätte aus uns werden können? Ein paar leise Tränen rollen auf meinem Gesicht die Wange und die Nase herunter. Vielleicht tropfen sie auf seinen Arm, vielleicht auch einfach nur auf das weiße Kopfkissen. Es wird beginnend dunkel draußen vor der heruntergelassenen Jalousie vor dem Fenster. Vielleicht schlafe ich auch für ein paar kurze Momente ein.
21 Uhr, sein Telefon klingelte schon ein paar Mal im Vibrationsmodus. Er steht auf, zieht sich an. Er will noch ein paar Bekannte treffen. „Aber wolltest du mit mir nicht vielleicht noch ausgehen? Etwas essen, etwas trinken?“ Später vielleicht. Ich sehe ihn wieder die Zimmertür schließen. Allein zurückgelassen in dem Hotelzimmer, mache ich mich auch ausgehbereit für die Nacht. Eine weitere Dusche … der Geruch an seiner Haut, dieses Orientalische, benutzen wir ein ganz ähnliches Duschgel? Es entspricht meiner Natur. Wieder aus der Dusche kommend, sprühe ich das dazu passende Parfüm über meinen Nacken und meine Haare. Kajal, tiefschwarz, Mascara, tiefschwarz. Das kurze Leoardenkleid auf dem Kleiderbügel ist wieder trocken, ich hätte etwas anderes zum Wechseln für die Nacht mitnehmen müssen? Ich wollte dieses Kleid, ich bin dieses Kleid. Für die Nacht in der Disco trage ich doch die absatzlosen Barfußschuhe mit den pinken Schnürsenkeln, das war so nicht geplant, aber ich bin in Grenzen flexibel (meine geschundenen Füße). Die Lederjacke, ein Regenschirm, 22 Uhr nochwas, das heiße, tropische Wetter draußen vor dem Fenster hat sich in ein Gewitter verwandelt.
Die paar Meter durch die Innenstadt von Leipzig zur Moritzbastei. Es gibt noch eine andere Abschlussparty für den CSD, aber die ist weit draußen in Plagwitz, kostet mehr Eintritt und ist bestimmt nur mit Vorkasse. Auf dem Weg zu den Kellern der Moritzbastei mit der Disco für diese Nacht möchte ich noch eine Pizza essen, in dieser Schnellimbisskette mit italienisch angehauchter Menükarte. Die Vegetarische, wie immer. Die Bestellung in dem Restaurant, der Sitzplatz, alles wie sonst … nur bekomme ich nur die dreiviertel Pizza runter, mittendrin drängt es mich auf die Toilette. Zurück am Platz am Bartisch ist die Pizza schon längst wieder abgeräumt. Egal, ich habe keinen Hunger mehr und das stumpfe Messer war sowieso furchtbar. Den Preis bezahlen. Weiter durch den Regen zur Disco.
Wo ist der Eingang? Dieser Studentenkeller überrascht mich auch jedes Mal wieder. Tief unten in den Gewölben finde ich mich nie zurecht. Wo war jetzt die eine Tanzfläche, wo die andere? Gab es hier nicht noch irgendwo eine Cafeteria? Für diese Nacht ist nur eine einzige Tanzfläche offen, ich gebe nach dem Eintritt und der obligatorischen Kontrolle meines Geburtsdatums, meine Lederjacke und meinen Regenschirm an der Garderobe ab. Die Treppen runter erst mal eine Flasche Club Mate an der Bar holen.
Wummernde Bässe, Techno, Rave, nicht ungewohnt für mich. Trotzdem sitze ich gefühlt die nächste Stunde an einem Tisch im Separee und betrachte im schummrigen Licht mein Telefon. Wird er mir eine Nachricht schreiben? Er hat angekündigt, dass wir zusammen ausgehen. Ich lese zum Zeitvertreib Internetnachrichten. Leningrad kann ich jetzt vergessen, ich werde wohl nie die Eremitage besuchen können – in diesem Land bin ich jetzt als trans Person unerwünscht, wenn nicht sogar illegal und gegen alle Gesetze verstoßend.
Kurz nach 23 Uhr, eine weitere Nachricht von ihm, er kommt vorbei? Nur noch wenige Minuten, dann ist er da. Aufgescheucht laufe ich in den Kellergewölben des Clubs umher. Die Treppen hoch zum Eingang, vor dem großen Spiegel dort mein Äußeres und meine Haare richten. „Honey, die kannst du sowieso nicht mehr retten.“ Kurz nach draußen, schauen ob er schon da ist. Wieder zurück nach drinnen, Stempel auf meinem Handgelenk an der Kasse zeigen. Wieder nach unten, warten, in einer Ecke neben der Tanzfläche auf das Smartphone starren. Wieder die Treppe hoch nach oben, vorbei an dem Spiegel: „Honey …“ Nach draußen vor die Tür. Wieder zurück … nach unten. Und so wiederholt sich das Ganze. Es bleibt nicht unbeobachtet, einem anderen Gast fällt mein Treiben auf. „Wollen wir etwas tanzen?“ – „Ähh … nein. Ich warte auf Jemanden.“ (So viele verpasste Chancen.)
Irgendwann verliere ich die Hoffnung, es ist mehr, als nur eine „arabische Stunde“, er wird nicht kommen. Ich wende mich dem anderen Gast zu … wir wechseln ein paar Wörter, stellen uns vor – er kommt aus Marokko. Hey, da war ich Anfang des Jahres! Ich zeige ihm voller Stolz meinen schweren, silbernen Armreif, den ich extra für dieses Wochenende trage, der ist aus Marrakesch. Er ist interessiert, aber viel zu jung für mich. Er bewundert meine Ehrlichkeit und dass ich immer vorher sage, dass ich trans bin … obwohl mir die Wortwahl nicht gefällt, früher einmal „ein Mann“ gewesen zu sein. Trans Frauen waren schon immer Frauen. Wir tauschen unsere Nummern aus. Währenddessen erscheinen neue Nachrichten meines Liebhabers.
Ich gehe tanzen, wir gehen tanzen, ich tanze alleine, oder auch nicht. Eine Drag Show um Mitternacht (oder später, oder vorher) erregt meine Aufmerksamkeit. Ein Zeitgefühl habe ich nicht. Die Tanzfläche wird nach Mitternacht immer leerer und kurz vor zwei Uhr sind nur noch eine handvoll Gäste unter der Glitzerkugel versammelt und den Beats der aufgelegten Rave-Musik folgend. Mit der Realisierung, dass ich jetzt wirklich viel Platz zum Tanzen habe, beginnt sich mein Tanzstil zu verändern und gleicht immer mehr einer auf und ab wandernden, gefährlichen Raubkatze. Zwei Uhr, ich verlasse den Club. (Ende Teil 2/3)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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