morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[12.06.22 / 16:02] Freitag, der erste eigentlich richtige Tag des Gothic-Wochenendfestivals zu Pfingsten in Leipzig. „Sind die Gotik-Menschen böse Menschen?“ Machen wir den Kindern Angst? Nicht alle Hotelgäste und Leipzig-fremde Besucher können mit uns was anfangen. Outfit für den Tag, als ich das Hotel verlasse: mein langes, schwarzes, traditionelles Kleid und die viktorianischen Stiefeletten – ich will den frühen Nachmittag zu dem viktorianischen Picknick im Stadtpark! Da war ich noch nie (mal abgesehen von dem allerersten Picknick von vor zig Jahren, damals noch am Parkschlösschen in der Nähe der Agra, als ich noch zum Strom des „WGT“ gehörte). Mein schwarzes Kleid kombiniere ich mit einer Perlenkette aus dem Erbnachlass eines geliebten Menschen, und mit meinem schwarzen Schlapphut mit breiter Krempe. Letzter Blick in den Spiegel, den Moment darauf den Hotelflur runter – Gotik Girl geht aus.
Mit der Straßenbahn unterwegs, halte ich den Mittag für ein Frühstück und zum Kuchen kaufen (sehr wichtig) bei dem Bäcker an der Straßenecke in der Nähe meiner alten Dachgeschosswohnung in dem Viertel von Leipzig. Den Besuch dieses Bäckers (eigentlich ein Kaffee) habe ich mir ganz besonders vorgenommen, in meinen schwarzen Stoffbeutel für das Picknick wandert ein Stück saisonaler Rhabarberkuchen und ein Stück „Eierschecke“ (was ich immer in Leipzig kaufe). Mit der Straßenbahn weiter zum Clara-Zetkin-Park (ich mag dieses Land).
Unterwegs begegnen mir schon viele Gestalten in besonderen Gewändern, einfach dem Tross folgen, eine Wiese in dem Park tut sich auf. „Oh, wie hübsch!“ Ein schönes Wetter, mein empfindliches Gesicht durch den Schattenwurf meines breiten Hutes geschützt, bewundere ich die grüne Parkanlage mit den Gewässern und Teichen, sowie die illustren Gäste. Es dauert eine Weile – „Hallo Baum, wie geht es dir?“ – bis auch ich einen Sitzplatz in der Nähe und im Schatten des Ufers finde und meinen Kuchen vorbereite.
„Oje, der Kuchen ist hin!“ Die zwei Stück haben die Tortur in meiner Tragetasche doch nicht so gut überstanden, wie erhofft. (Und eine Dose Fertigkaffee für das Picknick habe ich beim Umstieg in der Kaufhalle am Hauptbahnhof auch nicht finden können.) Ich nehme meine extra mit eingesteckte Kuchengabel und will das erste Stück probieren, als mir alles wieder vom Schoss rutscht und auf den gepflasterten Boden fällt.
„Verdammte Scheiße!“
Laut fluchend und in meiner tiefsten, männlichen Stimmlage zurückfallend, wechsele ich schnell wieder meine Rolle und benehme mich meinem damenhaften Outfit entsprechend.
„Ach das geht noch, das kann man noch essen!“
Um nichts in der Welt gebe ich meinen extra gekauften Kuchen auf. Sie sind auf die richtige Seite gefallen, beide Stücke kann ich etwas abbürsten und abpusten, bevor ich sie genüsslich verspeise. Ich muss einen äußerst robusten Magen haben. (So schmutzig waren die jetzt nun wirklich nicht.)

Viktorianisches Picknick, Leipzig / Pfingsten 2022
Die Sonne wird wärmer, die Menschenmengen und die bunten Leipziger Besucher (ja, auch die Kameradichte) nehmen zu, nach 15 oder 16 Uhr und einem „Premium Eis“ wird es mir zu unangenehm und ich verschwinde wieder. Mit der Straßenbahn zurück in die Innenstadt.
Meine Kunstlederleggings von letzter Nacht ist hin, sie löst sich in ihre Bestandteile auf, das passiert mit Kunstleder. In meinem Stammkaufhaus am Markt finde ich keine sauteure Echtlederleggings, ich hätte für dieses Stück Fetzen von einem echten, toten Tier auch ein Vermögen bezahlt (mein ganzes Netto-Monatseinkommen?), ich sollte mich wieder besinnen, ich habe immer noch meine alte Lederhose im Schrank, die ich nicht wegwerfe, genauso wie meine Lederhandtasche – die wird getragen, bis sie auseinanderfällt. Kurz Abendessen in einer der beiden Pizzerien in der Innenstadt (hier waren mal mehr?) und wieder zurück zum Hotel (Schuhe wechseln).
Die Wohnung von meinem Ex-Freund, sein Familienname steht immer noch auf dem Klingelschild, das Fenster ist angekippt. Hatte er die Wohnung nicht mal weitervermietet? Ich fange an, ihn gefährlich zu stalken. Ohne weiteren Verdacht, schnell weitergehen.
Dusche im Hotel, Make-up auftragen, Parfüm auffrischen, absatzlose Doc Martens zum Kleid tragen. Die wertvolle Perlenkette wird gegen die Silberkette mit dem grünen Anhänger umgetauscht. Und nach etwas Ausruhen (ich habe die Nacht davor nicht viel geschlafen, ungewohntes Kopfkissen), wieder mit der Straßenbahn Richtung Connewitz, zu dem kleinen Festival.
Ich bin spät … zu lange auf dem Bett geschlafen. Kein Stress, ich bin nur bei dem kleinen Festival, nur eine Location, nur drei Bands die Nacht, ich muss sie nicht alle sehen.
Mein Test am Eingang ist wieder negativ, die erste Band spielt schon, diese Nacht Deathrock, Punk, Batcave, gitarrenlastiges Zeug … Schrammelgitarren. Und obszöne Outfits. Passe ich in meinem viktorianischen Kleid hier noch rein? Die ersten Titel der nach den Konzerten auflegenden DJs katapultieren mich sofort zwanzig Jahre zurück! Meine Punkphase. Deep Eynde und 45 Grave – „Yeah!“ Unter meinem Kleid blitzt die Netzstrumpfhose.
Die andere, große Halle der Location ist auch offen, hier wieder mit einem kleinen Markt (wirklich sehr klein) und der zweiten Tanzfläche. Ich bleibe bei der von der ersten Halle, bestelle ein Getränk, esse draußen mal was (leider nicht so vegetarisch/vegan, da war das Shakshuka aus dem kleinen Restaurant von letzter Nacht besser). Ich bin ziemlich müde … und gehe doch erst gegen drei Uhr nach dem ausgiebigen Tanzen.
Straßenbahn Richtung Hauptbahnhof, Taxi Richtung Norden zum Hotel, ehe ich in dem Zimmer im Bad alles Make-up und die Klamotten entfernt habe, geht auch schon wieder die Sonne auf. Ungünstigerweise hat das Zimmer Ostseite, die dunklen Vorhänge könnten noch etwas dunkler sein. (Ende Teil 2/6)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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