morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[31.10.21 / 16:48] Da bin ich wieder, Sonnabend Abend auf der Autobahn Richtung Connewitz. Mein Outfit für den (vor-)letzten Tag des Oktobers: Vampirella? Witchcraft? Die ganze Woche vorher schon überlegt und ich entscheide mich letztendlich doch dagegen - den schwarzen Dress mit den ultraweiten Tunika-Ärmeln und die attraktive, schwarz-grüne Unterwäsche (BH und Slip) mit floralem Muster behalte ich für die nächsten, kommenden Wochenenden noch im Schrank. Für das Konzert diesen Abend im Süden von Leipzig trage ich standardschwarz. Kapuzenpullover, Lederjacke und die eng sitzende Jeans ... nur die halbhohen, italienischen Lederstiefeletten werde ich dann mit beiden Outfits kombinieren (also auch das für die nächsten Wochenenden).
Make-up: Routiniert, alles paßt wieder. Feuchtigkeitscreme, dann Kajal, Mascara, Wimpern- und Augenbrauenbürste - den Rest des Körpers habe ich schon den frühen Sonnabend Nachmittag von den ganzen Haaren befreit ... außer der Intimbereich (ich stehe darauf) und die langen, blonden Haare auf dem Kopf natürlich. Keine Ohrringe, die schulterlangen und offen getragenen Haare verdecken den "Knubbel" am Ohr. Allgemein meine Schmuckauswahl - zu dem von mir für diesen Abend favorisierten, schwarzen Netztop trage ich den Ganesha-Anhänger an der schwarzen Schnur - wie jeden Tag - und mein indisch anmutender, silberner Armreif, der mit den Zirkoniasteinen - auch wie jeden Tag.
Bereit für die Autobahn, im Gegensatz zu der A2 ist die A14 sehr entspannt - ich lag die Nächte schon wach in dem Hotel in Salzgitter und war mir nicht mehr sicher, ob ich das hunderte Kilometer Hin und Her auch verkrafte, der Freitag Abend zurück zu meiner Wohnung / Erstwohnsitz in der Nähe des Kreuzungspunktes A2 und A14 war schon kritisch. Zu übermüdet. Der Sonnabend geht wieder ... ich höre meine ganze Musiksammlung am Lenkrad meines roten Roadsters durch. Ich habe das Gefühl, die letzten Wochen lebe ich nur noch hinter dem Steuer, rechts und links und vor mir die Autobahn.
Leipzig-Connewitz. Krawall? Die zünden mein Auto nicht an. (Ich gehöre doch dazu.) Das linksalternative Zentrum im Südteil der Stadt ist mir vertraut, kurz nach 19 Uhr parke ich mein Auto in der dunkelsten Ecke und gehe rüber auf das Gelände, viele Besucher sind vor dem offiziellen Einlaß noch nicht da. Erst nach und nach kommen die ersten Gäste für das Konzert ... die schon leicht grauhaarigen "Alt-Grufts", die ganz sicher schon seit dem Sommer ihre beiden Impfungen hatten (die in der Risikogruppe). Mein Impfzertifikat auf meinem Smartphone wird auch irgendwo zwischen dem Café (mit Gnocchi à la carte), der Halle mit dem Indoor-Konzert und dem offenen Freigelände von einer netten Mitarbeiterin überprüft. Über mir die tiefschwarze Nacht und die hell angestrahlten Bäume mit dem Herbstlaub.
Einlaß, QR-Code scannen und einchecken - die bessere App mit dem viel besseren Datenschutz. Ich betrete die Halle mit der Konzertbühne: "Woah..." (All die Lichter...) Breites Grinsen, nicht mein erstes "Event" nach ganz langer Zeit, aber immer noch ein unbeschreibliches Gefühl. Eine Flasche Club Mate bestellen und die alte Ecke mit meinem Lieblingssitzplatz suchen, "Leute schauen", habe ich in Wien gelernt.
Zuerst dachte ich, der Typ an der Garderobe hat heute Abend den entspanntesten Job, so viele Gäste kommen nicht und die die kommen, tragen ihre schwarzen Kapuzenpullover, so wie ich, noch das ganze Konzert lang, herbstlich kalt draußen ... doch nach und nach füllt sich die kleine Halle. Aufgrund der behördlichen Anordnungen und Genehmigungen ist die Anzahl der Personen und der Ticketverkauf begrenzt, bzw. reglementiert - und trotzdem wirkt das Ganze doch wie voll, nur eben jetzt mit mehr Platz zum Bewegen zwischen dem Publikum ... eigentlich ganz angenehm für mich - und niemand tritt mir auf die Füße.
Der erste Auftritt, der erste Solokünstler des Abends an seinem aufgebauten Synthesizer-/Sequencertisch und Mikrofon, sein Soloprojekt (ich habe die Alben des anderen Musikprojektes) - EBM bewegt die Maße. Tanzbar. Und mein erstes Konzert, als Zuschauerin im Publikum, nach mehr als anderthalb Jahren ... ich muß einfach wieder tanzen.
Die Umbaupause zwischen den Auftritten nutze ich für einen Gang zur Bar, das nächste Getränk bestellen, vielleicht einen Weg auf die Toilette - gendergerecht aufgeteilt für "mit" und "ohne" Urinal - und, um ein paar Blicke auf mich zu ziehen, mein Kapuzenpullover verschwindet, fein säuberlich aufgerollt, in meiner großen Handtasche. Jetzt bin nur noch ich mit meiner Punkerkutte, den halbgeschlossenen Reißverschluß, den Buttons und Nieten und dem Ausschnitt meines Netztops sichtbar. Nun zu der traurigen Nachricht: Die Band, die ich unbedingt sehen wollte, die auf deren Auftritt ich jetzt seit Anfang 2020 gewartet hatte, für die ich immer wieder nachgeschaut habe, ob der Konzerttermin endlich stattfindet und nicht mehr weiter verschoben wird, diese Band tritt an diesem Abend nicht auf. Einsam und verlassen steht ihr Name auf den Konzertplakaten unter denen der anderen beiden Bands. Ich weiß, daß sie erst vor kurzem einen Auftritt in Berlin hatten ... sie haben also überlebt.
Gleich überleitend zum Headliner und Nummer Eins auf dem Plakat - ich habe keine einzige ihrer Platten, sie haben so viele Singles und EPs veröffentlicht, daß ich gar nicht den Überblick habe. Vielleicht entdecke ich später eine Live-Aufnahme oder irgendwie ein "Greatest Hits" am Merchandise. Gesehen habe ich die Band schon vor ein paar Jahren irgendwo anders in Leipzig, für sie ist es ihr erstes Konzert im internationalen, europäischen Ausland seit der endlos langen Zeit des Lockdowns und der Isolation. Ich erkenne ein paar ihrer gespielten Songs wieder, sie sind einfach Klassiker ... oder aber irgendwo auf Samplern als Einzelstücke in meiner Plattensammlung tief verkramt. Diese Band ist für ihre aufwendigen Visuals und Multimedia-Performances bekannt. Ich wünschte, ich wäre auch so kreativ und talentgesegnet. (Ich brauche auch so ein Musikvideo für meinen "Klangmatsch".) Beeindruckt von der visuellen Präsenz, staunend im Publikum...
Später, auf der Autobahnfahrt zurück, habe ich schon die nächsten Ideen für meine Musik oder den Remix, den ich schon seit fast zwei Jahren angehen will. Die Band beendet den Konzertabend mit einer Zugabe und - dazwischen - der obligatorischen Feedbackschleife. Am Merchandising-Stand sind nur noch ein paar Vinyl-EPs und eine größere Platte über, vom Cover her eher eine Maxi-Single. Links daneben auf dem Tisch liegt ein Stapel Plakate mit dem Termin für den heutigen Abend, sie waren wohl nicht mehr zum Aufhängen gedacht, nachdem klar wurde, daß eine Band "fehlt". Es steht kein Verkaufspreis da, sie sind kostenlos zum Mitnehmen? Ich bin eine von vielen, die einfach zugreift. Zusammengerollt und mit einem Haargummi fixiert, schaut die Rolle im A2-Format zur Hälfte aus meiner Handtasche heraus, als ich schon wieder auf dem Weg nach draußen bin. Ein DJ spielt zwar noch, aber eine Diskoveranstaltung ist für diese Nacht eher nicht geplant. Gegen Mitternacht am Ausgang, den schwarzen Kapuzenpullover wieder überziehen, den Reißverschluß der Punkerkutte zuziehen, schnell noch einen Flyer einstecken (auch wenn das Datum schon abgelaufen ist) und zu Fuß in die Dunkelheit der Nacht zu meinem geparkten Auto, das unversehrt immer noch da steht. Es ist eine friedliche Gegend.
Die Nacht durch die Straßen von Leipzig ... würde ich hier noch wohnen, wäre ich schon zu Hause. Die Nacht weiter auf der Autobahn ... ein Fuchs wirft einen Schatten im Scheinwerferlicht. In Leipzig habe ich schon einen Igel gefahrlos vor mir die Straße überqueren lassen (so mit Anhalten und egal, wer hinter mir steht).
Die Nacht ist wieder diese Zeitumstellung, eine Stunde mehr für den Sonntag, ich schaffe es innerhalb des Zeitraums von 0:15 Uhr am Parkplatz bis 1:30 Uhr in meiner Wohnung vor dem Badezimmerspiegel mit den Halogenlampen. Make-up entfernen, den schwarzen Lidstrich und die Wimperntusche auf den angefeuchteten Tüchern. Meine Sachen im Zimmer verteilen, keine Gedanken an den nächsten Tag, einfach einschlafen. Zumindest die Stiefel ziehe ich in drei Wochen wieder an, dann bin ich wieder für ein kleines Festival im Süden von Leipzig ... wenn es stattfindet. (Aber ich könnte mein Outfit jetzt auch so die nächste Woche "auf Arbeit" tragen?)

So viele Menschen vor der Bühne und der Gedanke, wenn du "es" einatmest, hat es dich dann erwischt und du bist innerhalb der nächsten 14 Tage tot? Allein dieses Gedankenspiel läßt erahnen, wie die Welt in der Szene in den postapokalyptischen Achtzigern ausgesehen haben muß ... Umweltgifte, Atomkrieg und eine grassierende, das Immunsystem angreifende Virusepidemie. Wir sind keinen Schritt weiter.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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