morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[08.09.20 / 16:01] Ein Bewerbungsgespräch in einer nicht näher genannten Behörde für eine nicht näher spezifizierte Teilzeitstelle im öffentlichen Dienst ... das erste nach neun Monaten. Wie immer, ich bin viel zu spät. Meine Kleiderwahl ist dieselbe, wie bei meinem allerersten Bewerbungsgespräch im letzten Jahr, eine schwarze Jeans, die Hexenschuhe und das schwarze Spitzentop - nur auf den silbernen Schmuck mit den grünen Steinen verzichte ich dieses Mal. Etwas Mascara und mein Ganesha-Anhänger. Brauche ich eine Jacke? Es scheint kühl zu sein, ich greife die einzige Jacke, die ich für den Spätsommer habe - meine Punkerkutte, die schwarze Lederjacke mit den Buttons und Aufnäher: Wird schon nicht auffallen. (Spätestens die Metall-Pins bei der Sicherheitskontrolle mit dem Metalldetektor.)
Die Fahrt im Auto dahin ... nicht auf die Uhr sehen, durch den zähen Verkehr um die Mittagszeit, ich werde garantiert nicht pünktlich erscheinen. "Scheiß drauf ... ihr könnt mich mal ... das ist eh nur eine Farce!" Bestimmt ist die Stelle in der Behörde schon längst intern vergeben und es werden nur noch für den Schein ein paar Kandidaten eingeladen, die niemals den Stellenanforderungen standhalten könnten, das kenne ich schon. Ein paar Ultra-Langzeitarbeitslose, vielleicht ein paar Ausländer - die gar nicht erst auftauchen - und so etwas wie mich, ewig krank, beschissenes Arbeitszeugnis, null Erfahrung.
Ich bin doch gar nicht so spät, die Sicherheitskontrolle in dem Gebäude geht schnell, den Korridor mit dem Zimmer habe ich auch in kürzester Zeit gefunden. Wie viele Minuten ich mich verspätet habe, weiß ich nicht (ich vermeide den Blick auf die Uhr), es sind bestimmt nur wenige Minuten.
Das Gespräch ... so wie ich es erwartet habe, "behördentypisch" ein Casting - die Gruppe sitzt zu fünft in einer Linie frontal mir gegenüber, ich nehme den Stuhl in der Mitte (meine Lederjacke habe ich so ausgezogen, daß sie nicht gleich auffällt). Aus meiner ersten Hartz-IV-Zeit 2009 bis 2012 kenne ich viele solcher Situation, nur stehe ich dieses Mal unter keinem Druck. Es ist mir egal, ob es etwas wird oder nicht (ich habe sowieso die Idee, mit meinen Servern in das Darknet umzuziehen und mir dort etwas eigenes aufzubauen).
Kurze Einleitung mit der ausgeschriebenen Stelle, das Monetäre und dann die Fachfragen: sie kommen überraschend und vielleicht unvorbereitet, aber meine Antworten sind ebenso schnell und ohne großes Nachdenken. Die Frage, welche PHP-Version ich nutze, ist interessant - natürlich weiß ich das, ich habe erst wenige Stunden zuvor den späten Abend an meiner Software etwas herumprogrammiert - und das Serverupgrade auf eine Versionsstufe höher ist auch noch nicht lange her.
Die Beteiligten wechseln sich ab, mal übernimmt der eine das Gespräch, mal die anderen - jetzt wieder der Hauptwortführer: "Hatten Sie eine Geschlechtsumwandlung?"
Was? Echt jetzt?
Zugegeben, vielleicht hat er auch das Wort Geschlechtsangleichung verwendet, aber das fragt doch keiner in so einem höchst seriösen Umfeld! Mental bin ich auf diese Sache immer vorbereitet, ich mache daraus kein Geheimnis, ich stehe dazu ... kein Problem. Aber was wäre, wenn er diese Frage einer anderen gestellt hätte? Nicht jede ist so defensiv und diplomatisch wie ich, jemand anders hätte sich in so einer Situation brutal angegriffen gefühlt und das Wort Diskriminierung geschrien (oder zumindest gedacht). Ich nicht, mir geht das alles am Arsch vorbei.
Weiter das Gespräch ... der Inhalt der Stellenbeschreibung ist unmöglich in Teilzeit zu schaffen, derjenige, der die dringende Arbeitskraft braucht, weiß das, ich weiß das. Die Personalverantwortlichen sind da eher taub oder blind oder beides ... alltägliches Arbeitsgeschehen. Ich kann spüren, daß sie mir die Komplexität der Arbeitsaufgabe nicht zutrauen ... vielleicht, weil ich eine Frau bin, vielleicht, weil ich niemals an so etwas gearbeitet habe. Mein Arbeitszeugnis fällt mir auf die Füße, besonders die eine Passage, die mich als totale Arbeitsverweigerin brandmarkt: "... die Arbeiten, die sie annahm."
Ich fühle mich wie in der Schlüsselszene in einer der letzten Folgen der vierten Staffel von "Better Call Saul", als Jimmy McGill der einen jungen Kandidatin nach einem Bewerbungsgespräch genau das sagt: "Du hattest nie eine Chance! Du kannst noch so gut qualifiziert sein, sie werden dich immer auf diesen einen Makel reduzieren und sich niemals für dich entscheiden!" Die Aussage trifft auf die Serienfigur zu, die Aussage trifft auch auf mich zu, ich drifte einfach weiter in die Unterwelt ab.
Wieder draußen, die Punkerkutte offen, die schwarze Sonnenbrille auf, ein Stück weit in die Innenstadt, Einkaufen gehen. Vielleicht ein paar nuttige Schuhe, vielleicht ein Duschbad passend zu dem Parfüm, um "den Freiern eine Geschichte zu erzählen." Ich habe in dieser Arbeitswelt nichts mehr zu suchen, gedanklich bin ich wieder in der Prostitution und der Halb-Illegalität angekommen.

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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