morgana81 - gothic transgender

Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[01.01.70 / 00:00] Sternzeit irgendwas, Logbucheintragung des Captains:

[17.09.18 / 04:01] Sonntag Abend ... das war vielleicht ein Ritt, ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Doch zuerst...

Sonnabend später Nachmittag in Leipzig, in meiner Wohnung. Schon ein komisches Gefühl, mich bei Tageslicht vor dem Badezimmerspiegel zu schminken. Etwas Kajal, etwas Lippenstift - diesen Abend ist in der Eisenbahnstraße das "Trans-Kulturelle Festival". Das mit dem "Trans" habe ich aber zuerst falsch verstanden, das ist keine Party für so spezielle Menschen wie mich - das bezieht sich einfach nur auf "Trans" wie in "Transsilvanien" oder "Transjordanien" oder ... wie irgend etwas anderes mit "Trans" als Vorsilbe (z.B. "transkulturell"). Ich ziehe mich aber trotzdem schick an: meine enge schwarze Jeans, das neue schwarze "tigha"-Shirt mit dem Aufdruck: "Not Afraid of Love" (dieser Spruch wird später immer deutlicher hervorscheinen) und meine schwarze Lederjacke für die Nacht ... und meine Stiefeletten natürlich (die mit den kubanischen Absätzen). Etwas Silberschmuck aus meinem abschließbaren Holzkästchen und ich bin raus aus meiner Wohnung. Weiter zur nächsten Straßenbahnhaltestelle.

Überpünktlich, noch vor dem offiziellen Einlaß, erreiche ich kurz nach 18 Uhr die Festivallocation - das kleine Theater über dem Aldi-Markt irgendwo an der Eisenbahnstraße - in dem multikulturellen Viertel in Leipzig. Der Essensstand draußen wird schon eingerichtet ... es gibt afrikanische Küche, hoffentlich mit Kochbananen und Erdnußsoße.
An der Kasse des Theaters zahle ich meinen selbstgewählten "Spendeneintritt". Im Theater selbst ist es noch ganz leer, ich bestaune die gewölbeartige Deckenarchitektur des ehemaligen Lichtspielhauses aus der vorigen Jahrhundertwende (so um Neunzehnhundertnochwas). Der Wechsel des Fußbodenbelages vom Parkett zum Parterre und die ziemlich niedrige Decke läßt mich sofort auf die nachträglich eingezogene Zwischendecke schließen - das muß hier alles mal viel tiefer gewesen sein. Unter meinen Füßen befindet sich tatsächlich die Kaufhalle des Lebensmitteldiscounters - zu dem ich gleich im Anschluß gehe, meinen 50-Euro-Schein in Kleingeld für Getränke an der Bar und das afrikanische Essen draußen zu tauschen ... und eine Tüte Nüsse (für später die Nacht).
Wieder zurück in dem Theater beginnt das Festivalprogramm, ein Solo-Auftritt einer jungen Künstlerin mit Gitarre, ein paar Kurzfilme auf einer kleinen Leinwand (der aus Teheran hat mich total fasziniert) und der anschließende Auftritt einer ... psychedelischen Rockband, mit einem Gitarristen, der sich in endlose Feedbackorgien verliert und einem Jazz-Drummer sowie einem Bassisten, deren ganzer Auftritt irgendwie improvisiert wirkt. Bis hierhin ist alles noch in Ordnung, eine (möglicherweise schwangere) Performance-Tänzerin in einem schwarzen Catsuit tanzt vor der Bühne vor der spielenden Rockband, während an dem Deckengewölbe der Auftritt live über einen Beamer in "LSD-Vision" projiziert wird ... verzerrte, bunte Farben - das ist ein Happening! Laß es passieren! Mir liegt noch das frische afrikanische Essen von draußen im Magen ... leckere Kochbananen! In Reis, Bohnengemüse und frittierten Hefeteigbällchen.
In meinen ständigen Hin- und Herwechseln zwischen der Bar und dem Soli-Eisstand daneben, dem Bereich vor der Bühne und dem kleinen Areal draußen und dem Sammeln von Eindrücken vergeht die Zeit. Es ist dunkel geworden. Viele junge Menschen sind gekommen ... zu jung. Irgendwie alles sehr locker gekleidete Studentinnen oder so, ein paar junge arabische Männer (vielleicht aus dem Viertel, oder auch Studenten) ... und mich. Ich fühle mich plötzlich (mit Mitte 30) viel zu alt - und total overdressed. Fast hätte ich schon für den Abend ein elegantes Kleid angezogen und nicht diesen todschicken, avantgardistisch schwarzen Designerfetzen. Ich verberge den weißen Aufdruck auf dem Shirt mit meiner schwarzen Lederjacke und überlege, ob ich noch länger bleibe oder doch schon früher abhaue.
22:30 Uhr, die Technik der psychedelischen Band auf der Bühne ist schon längst abgebaut, die Gruppe der nächsten jungen Musiker und Musikerinnen wartet auf das "Go". Ich beobachte das Treiben auf der Bühne eine ganze Weile, ein Sextett, ein Septett ... ein Oktett, nein, doch wieder ein Sextett? Das lange Warten zermürbt nicht nur das Publikum sondern sehr wahrscheinlich auch die Musiker. Schade ... ich haue trotzdem vor dem Auftritt ab. Die angespielte Pausenmusik auf der PA läßt nichts Gutes für die anschließende Disko erhoffen. Hip-Hop? Reggae? Ich wollte doch nur zur arabisch-kurdisch-türkischer Musik "Dabke" tanzen ... und ich wurde den ganzen Abend auch von niemanden angesprochen. Wieder keine aufregende Nacht ... mit Sex.

Zurück zur nächsten Straßenbahnhaltestelle, zurück in meine Wohnung. Zurück ins Badezimmer und vor dem Spiegel das Make-up aus dem Gesicht waschen - und mir die üblichen Sprüche zuwerfen: "Hast du dich schon mal im Spiegel angesehen? Du bist nur eine potthäßliche, männergesichtige Transe. Kein Mann wird jemals mit dir Sex haben wollen - erst recht nicht, nachdem du dir das Ding da unten hast abschneiden lassen!" Ich verkrieche mich die nächste Stunde bis nach Mitternacht vor meinem Laptop sitzend an der Minibar und lasse ein Debian-Update laufen ... und esse einsam meine Tüte Nüsse aus dem Aldi-Markt fast halb leer. (Ende Teil 1/4)

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Kommentar:

[05.12.22 / 17:34] Daniele1992: Hallo Morgana

Mail ist heute rausgegangen

LG Daniele

[13.11.22 / 09:33] Daniele1992: Hallo Morgana

aktuell keine schöne Situation. Ich schreibe Dir noch eine Mail dazu.

LG Daniele

Morgana LaGoth: Einige Kommentare müssen auch nicht allzu öffentlich sein …

[13.05.22 / 09:15] Daniele1992: Hallo Morgana,

Tolle Reisebericht von Deiner neusten Reise nach Paris. Macht grosse Lust auch wieder dort hinzufahren um sich von der Stadt inspirieren zu lassen.

Tolle Neuigkeiten.NeuerJob. Klasse! Freue mich für Dich.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Danke. Endlich wieder verreisen … lange darauf gewartet. Lebendig bleiben, solange es noch geht.

[24.12.21 / 20:55] Daniele1992: Hallo Morgana,

Ich denke an Dich und wünsche Dir frohe Weihnachten und ein schönes neues Jahr 2022.

Liebe Grüße
Daniele

Morgana LaGoth: Vielen Dank, ich wünsche dir ebenfalls ein schönes, neues Jahr.

[25.09.21 / 14:59] Daniele1992: Hallo,

eine Chance etwas Neues zu machen. Neue Perspektiven. Urlaubsträume, die bald real werden können. Nicht so schlecht. Freue mich für Dich. LG Daniele.

Morgana LaGoth: Danke dir.

[11.11.20 / 09:12] Daniele1992: Hallo Morgana

Ich habe Dir eine Mail geschickt.

Lg
Daniele

Morgana LaGoth: Hey ... vom Lenkrad aus mit der Hand winken, von einem MX-5 zum anderen. *freu*

[30.07.20 / 22:03] Daniele1992: Guten Abend

das habe ich sehr gerne gemacht. Zum Einen interessiert mich das Thema und zum Anderen hast Du wirklich sehr lebendig und spannend geschrieben. Da wollte ich Alles lesen und wollte Dir schreiben, das mir Dein Blog besonders gut gefallen hat (Die eigentliche Arbeit hattest Du ja mit dem Verfassen des Blogs). Wenn Du magst können wir den Kontakt gerne per Mail halten. Viele Grüße Daniele

Morgana LaGoth: Mail-Adresse steht oben bei "kontakt" - bei weiteren Fragen, gerne.

[30.07.20 / 12:44] Daniele1992: Guten Morgen,
vielen Dank für Deinen tollen Blog. Ich habe ihn in den letzten Wochen komplett gelesen. Meistens konnte ich gar nicht aufhören zu lesen. Fast wie bei einem sehr spannenden Roman. Ich habe dabei Deine genauen Beobachtungen und Beschreibungen sehr genossen. Deine vielen Ausflüge in die Clubs und zu den Festivals oder Deine Streifzüge d durch die Geschäfte beschreibst Du immer aus Deiner Sicht sehr anschaulich und spannend. Ich kann das sehr gut nachvollziehen, das alleine zu erleben, häufig auch mit einer gewissen Distanz. Ich kenne ich von mir sehr gut. Highlights sind Deine Reiseberichte. Deine Erlebnisse an den unterschiedlichsten Orten auf der Welt. Vielen Dank dafür. Vielen Dank auch das Du Deinen Weg zu Deinem waren Geschlecht mit uns Lesern teilst. Deinen Weg Deine Gefühle Deine zeitweisen Zweifel. Das ist sehr wertvoll auch für uns Andere, denn es ist authentisch und sehr selten. Du bist einem dadurch sehr vertraut geworden. Für mich ist eine gefühlte grosse Nähe dadurch entstanden. Umso mehr schmerzt es mich von Deinen Rückschlägen zu lesen. Von Deinem Kampf zu Deinem wahren Ich. Von Deinem Kampf umd Liebe, Zährlichkeit und Akzepzanz und Anerkenung. Von Deiem mitunter verzweifeltem Kampf nach Liebe und Anerkennung durch Deinen Exfreund. Leider vergeblich. Dein Kampf um wirtschaftliche Unabhängigkeit und Deine aktuell missliche Lage. Ich glaube dass Du nicht gescheitert bist. Du hast viel Mumm und Hardnäckigkeit bewiesen Deinen Gang zu Dir selbst zu gehen. Du hast auch einen guten Beruf der immer noch sehr gefragt ist. Vielleicht kann ja nach dieser Auszeit und etwas Abstand ein Neuanfang in einer anderen Firma, wo Du keine Vergangenheit als Mann hattest gelingen. Ich wünsche das Dir ein Neuanfang gelingt und drücke Dir ganz fest die Daumen. Daniele

Morgana LaGoth: Da liest sich tatsächlich jemand alles durch? Das ist mittlerweile schon ein kompletter Roman mit mehreren hundert Seiten! Danke dir, für deinen Kommentar (und die aufgebrachte Zeit).

[05.10.19 / 17:11] Drea Doria: Meine liebe Morgana,
bin 5 T post all-in-one-FzF-OP. Deine guten Wünsche haben geholfen. Der Koch ist immernoch noch super. Alle hier sind herzlich und nehmen sich Zeit.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Dann wünsch ich dir jetzt noch viel mehr Glück bei deiner Genesung!

[14.06.19 / 12:57] Drea Doria: Meine liebe Morgana,

vielen Dank für Deine offenen und kritischen Erlebnisberichte. Ich bin in 3 Monaten in Sanssouci zur FzF-OP. Ich denke auch, was kann schon schief gehen, status quo geht nicht und irgendwas besseres wird wohl resultieren. Wenn es Dich interessiert, halte ich Dich informiert. Drücke mir die Daumen.
Herzlich
Drea

Morgana LaGoth: Ich wünsche dir für deine Operation viel Glück. (Sollte der Koch nicht gewechselt haben, das Essen da in der Klinik ist richtig gut!)

[14.11.17 / 20:13] Morgana LaGoth: Nutzungsbedingungen für die Kommentarfunktion: Die Seitenbetreiberin behält sich das Recht vor, jeden Kommentar, dessen Inhalt rassistisch, sexistisch, homophob, transphob, ausländerfeindlich oder sonstwie gegen eine Minderheit beleidigend und diskriminierend ist, zu zensieren, zu kürzen, zu löschen oder gar nicht erst freizuschalten. Werbung und Spam (sofern die Seitenbetreiberin dafür nicht empfänglich ist) wird nicht toleriert. Personenbezogene Daten (Anschrift, Telefonnummer) werden vor der Veröffentlichung unkenntlich gemacht.

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